16 | Zürich ZO/AvU Dienstag, 24. Mai 2016 Beitrag ans Züri-Fäscht verdoppelt Splitter& Späne KANTONSRAT Statt 400 000 zahlt der Kanton Zürich neu 800 000 Franken ans Züri-Fäscht. Der Extrazustupf ans grösste Volksfest der Schweiz soll aber eine Ausnahme bleiben, hiess es im Kantonsrat. Der organisierende Verein müsse über die Bücher. Vom 1. bis 3. Juli mutiert Zürich einmal mehr zur grössten Festhütte der Schweiz: Zwei Millionen Besucher werden zur neusten Ausgabe des alle drei Jahre stattfindenden Züri-Fäscht erwartet, falls das Wetter mitspielt. Doch die Züri-Fäscht-Macher vom Verein Zürcher Volksfeste (VZV) haben Geldsorgen. Geschäftsführer Roland Stahel sprach sogar davon, dass dem Züri-Fäscht das Aus drohe, sollte die öffentliche Hand nicht mehr Mittel bewilligen. Dieses Szenario ist nun vorerst abgewendet: Der Zürcher Kantonsrat verdoppelte gestern den Festbeitrag des Kantons von 400 000 auf 800 000 Franken. Das Geld kommt aus dem noch prall gefüllten Lotteriefonds, sodass es das Budget des Kantons nicht belastet und auch von dessen gerade angelaufener Leistungsüberprüfung 2016 nicht betroffen ist. Nur zwei Gegenstimmen Der Kantonsrat zeigte sich denn auch festfreudig und spendabel: Alle Parteien waren für die Beitragserhöhung. Nur zwei Abweichler aus den Reihen der CVP und der EVP stimmten dagegen – aus Protest, weil der Kantonsrat zuvor einen Beitrag zum Aufbau von elektronischen Patientendossiers aus dem gleichen Lotteriefonds abgelehnt hatte. Trotz klarem Ja zur Beitragsverdoppelung fürs Züri-Fäscht gab es auch kritische Stimmen. So monierte Diego Bonato (SVP, Aesch), dass dahinter Forderungen des Zürcher Verkehrsverbunds (ZVV) stecken. Dieser verlangt von den Züri-Fäscht-Machern 2016 erstmals eine Entschädigung von 900 000 Franken für entgangene Nachtzuschläge in Höhe von 1,9 Millionen Franken. Begründung: Der ZVV sieht sich angesichts der Menschenmassen zur Hauptverkehrszeit des Fests ausserstande, zu kontrollieren, ob die Fahrgäste den Nachtzuschlag von fünf Franken bezahlen. «Wir werden bei der Leistungsüberprüfung 2016 darauf zurückkommen», so Bonato. Dass Kantonsräte unterschiedlicher Couleur durchaus in der Lage sind, gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten, bewies das Team Ratshüsler, das sich am vergangenen Samstag an der Sola Stafette beteiligte. 14 aktive und ehemalige Kantonsräte nahmen in und um Zürich auf einer Gesamtstrecke von 116,1 Kilometern je einen Abschnitt unter die Füsse. Von 987 Teams landeten die Ratshüsler auf dem 867. Rang. Kantonsratspräsident Rolf Steiner (SP, Dietikon) gratulierte den Teilnehmern. Er fand aber auch kritische Worte, hatte er doch erfahren, dass nicht alle Wechsel reibungslos verliefen. Ganz der Politiker, erkannte er auch gleich die Ursachen und meinte: «Bei der fraktionsübergreifenden Arbeit könnt ihr noch etwas zulegen.» hz Martin Sarbach (SP, Zürich) nannte diese Kritik am ZVV «kleinlich». Ticketkontrollen während der Spitzenzeiten des Züri-Fäscht wären schlicht realitätsfremd. Regierungsrat Ernst Stocker (SVP) gab zu verstehen, das Personal in den öffentlichen Verkehrsmitteln habe während des Züri-Fäscht mit seinen Sicherheitsaufgaben schon genug zu tun. Sicherheit ist der zweite Grund der kantonalen Beitragserhöhung ans Züri-Fäscht. Dafür zeigte SVP-Kantonsrat Bonato Verständnis: «Die schiere Menschenmenge ist ein Sicherheitsrisiko.» Beim letzten Züri-Fäscht gab es Ansätze einer Massenpanik. Nun haben die Festmacher ihr Konzept überarbeitet. Um die Besucherspitzen zu brechen, finden neu in der Festnacht von Samstag auf Sonntag zwei Feuerwerke statt. Und: Das Festareal wird erweitert und kommerziell weniger dicht genutzt. Auch eine App und mehr Kontrollen beim Festaufbau sollen die Sicherheit erhöhen. Das Züri-Fäscht 2016 hat daher Pilotcharakter, wie es im Kreditantrag der Regierung heisst. Wie weiter 2019? Vertreter von FDP, CVP und BDP betonten indes, die Verdoppelung des Kantonsbeitrags müsse eine einmalige Sache bleiben: «Für die Zukunft muss eine andere Lösung gefunden werden», so Marcel Lenggenhager (BDP, Gossau). Die Züri-Fäscht-Macher sollten das Sponsoring weiter ausbauen – oder allenfalls das Fest wieder kleiner gestalten, meinte Yvonne Bürgin (CVP, Rüti). Nebst der kantonalen Finanzspritze ist auch eine Beitragserhöhung der Stadt Zürich ans Züri-Fäscht geplant. Falls der Zürcher Gemeinderat zustimmt, wachsen die Beiträge der öffentlichen Hand um insgesamt 700 000 auf 1,5 Millionen Franken. Gesamthaft steigt das Festbudget um 2 auf 7,5 Millionen Franken. Um dies zu finanzieren, werden auch die Getränkepreise erhöht – erstmals seit 2004, wie Männer sind gefragt Kostenpunkt Sicherheit: Um die Besucherspitze zu brechen, gibt es in der Samstagnacht neu zwei Feuerwerke. VZV-Geschäftsführer Roland Stahel betont. Neu kostet ein Softdrink 6 statt 5 Franken und ein Bier 7 Franken statt 5.50 Franken. In die Preiserhöhung inbegriffen ist eine ZVV-Abgabe von 50 Rappen pro Getränk. Die Sponsorenbeiträge ans Züri-Fäscht sind gemäss Stahel seit 2010 markant gestiegen: Damals lagen sie bei 110 000 Franken, aktuell seien es rund 400 000 Fran- ken. In etwa konstant blieben im gleichen Zeitraum hingegen die Platzgelder von Festwirtschaften und Marktständen: Sie liegen bei 2,1 Millionen Franken. Auf die Frage, ob das ZüriFäscht 2019 wieder ohne die jetzt beschlossene Beitragserhöhung des Kantons auskommen könnte, erklärt VZV-Präsident Ralph Kühne: «Bevor Szenarien entwickelt werden können, muss das key Züri-Fäscht 2016 ausgewertet werden.» Dieses habe Pilotcharakter und werde punkto Finanzierung des nächsten Festes wegleitend sein. Der Fokus liege dabei auf den Bereichen Sicherheit und öffentliche Transporte, die zu den Mehrkosten führten. «Ein weiteres mögliches Handlungsfeld ist das Sponsoring, das wir zu intensivieren versuchen», so Kühne. Mathias Scharrer Kontrollen jetzt auch für VIP-Handtäschchen HALLENSTADION Trotz geringerer Auslastung hat das Hallenstadion ein gutes Jahr 2015 hinter sich. Für das laufende Jahr stehen Investitionen im VIP-Bereich und in der Sicherheit an. Die Terroranschläge von Paris machen sich auch beim Zürcher Hallenstadion bemerkbar. Das sagte Hallenstadion-Direktor Felix Frei gestern anlässlich einer Medienkonferenz zum Geschäftsgang des letzten Jahres. Die Zeiten einzelner Stichproben gehören der Vergangenheit an. Heute werde beim Zugang genauer kontrolliert. «Inzwischen schauen wir den Damen auch im VIP-Bereich ins Handtäschchen», sagte Frei. Das habe man früher nicht gemacht. Und das Bedürfnis nach Sicherheit dürfte sich weiter auswirken. Für diesen Sommer ist eine komplette Erneuerung der Videoüberwachung geplant. Ausländische Veranstalter gehen noch weiter: Die Anschutz Entertainment Group, die unter anderem die O2-Arena in London betreibt, rüstet ihre sämtlichen Stadien mit Metalldetektoren aus, wie von Frei zu erfahren war. Das könnte früher oder später auch dem Hallenstadion blühen, weil andernfalls namhafte Bands auf ihren Welttourneen einen Bogen um Zürich machen könnten. Neben der Digitalisierung der Videoüberwachung stehen für dieses Jahr weitere Investitionen an. So soll das Licht in der Arena zu 100 Prozent auf LED umgestellt werden – Frei sprach von einem europaweit einzigartigen Projekt. Die neue Beleuchtung ist der AG Hallenstadion 2 Millionen Franken wert. Neue Loge für 60 Personen Der dritte Brocken betrifft für mehr als eine Million Franken die Aufwertung des VIP-Bereichs. 15 der aktuell 20 Logen à 12 Plätze bleiben erhalten. Sie werden von Dauermietern genutzt. Die übrigen 5 Logen werden zu einer einzigen Grossloge mit dem Namen Star Lounge umgebaut. Sie bietet Platz für 60 Personen. Einerseits soll diese Loge für Einzelanlässe vermietet werden, andererseits will die AG Hallenstadion den Star-Lounge-Club ins Leben rufen. Wer Mitglied werden will, muss pro Jahr rund 12 000 Fran- ken auf den Tisch blättern. Dafür ist er oder sie an 20 sogenannten Topanlässen pro Jahr zu Gast in der Star Lounge. Die Grossloge soll nach der Sommerpause eröffnet werden. Gewinn wie im Vorjahr Rückblickend auf das Geschäftsjahr 2015 sprach der Hallenstadion-Direktor von einem guten Ergebnis. Unter dem Strich blieb bei einem Ertrag von knapp 21,4 Millionen Franken ein Gewinn von etwas weniger als 0,9 Millionen Franken. Der Ertrag ist gegenüber dem Vorjahr (22,8 Mio.) et- was gesunken. Der Gewinn bewegt sich in einem ähnlichen Rahmen wie in den Vorjahren. Mit 124 Eventtagen ist die Auslastung etwas gesunken. 978 000 Personen haben 2015 die verschiedenen Veranstaltungen im Hallenstadion besucht. Die AG Hallenstadion wird für das Geschäftsjahr 2015 eine Dividende von 5 Franken pro Aktie ausschütten. Konkurrenz nimmt zu Frei strich heraus, dass das Hallenstadion im Ranking unter den Arenen mit einer Kapazität von ZUKUNFT DER ZSC LIONS BEDEUTET ZÄSUR FÜR ARENA «Hallenstadion und ZSC – eine Symbiose» Voraussichtlich am 25. September wird das Stadtzürcher Stimmvolk darüber befinden, ob die ZSC Lions in Zürich-Altstetten ein eigenes Eishockeystadion erhalten. «Für das Hallenstadion wird das ein Markstein. Egal, ob die Lions bleiben oder gehen», sagt Hallenstadion-Direktor Felix Frei. Klappt es mit der eigenen Arena, müsste das Hal- lenstadion rund 30 Heimspiele kompensieren. Andernfalls müsse man mit den wachsenden Bedürfnissen des ZSC umgehen. Frei persönlich würde die Lions gerne im Hallenstadion behalten. «Hallenstadion und Lions – das ist quasi eine Symbiose.» Er habe aber Verständnis dafür, dass sich der Klub ein eigenes Stadion wünsche. pag 10 000 bis 15 000 Zuschauern weltweit den ersten Rang belege. «In den letzten Jahren ist der Markt kompetitiver geworden», sagte der Hallenstadion-Direktor gleichzeitig. In England und Irland seien verschiedene Hallen gebaut worden und in Kopenhagen entstehe derzeit eine Arena. Auch in der Schweiz wachse die Konkurrenz. Beispielsweise mit der Eventarena in Dübendorf (5000 Plätze), dem Kongresszentrum in Zürich, das vermutlich saniert werde – am 5. Juni steht die Abstimmung an –, und dem Ausbau des St.-Jakobs-Stadions in Basel, das die Kapazität von 9000 auf 12 000 Plätze erhöht. Gleichzeitig nehme die Zahl der Bands, welche Stadien füllen könnten, nicht zu. 2015 war für Frei das Konzert von Madonna die grösste Enttäuschung. Der Ticketverkauf sei noch schlechter gelaufen, als die negativsten Voraussagen erwarten liessen. «Madonna muss ihre Fans mit ihren letzten Konzerten im Letzigrund und in Dübendorf nachhaltig verärgert haben.» Besonders positiv hat Frei die vielen Heimspiele der ZSC Lions in Erinnerung. Patrick Gut PRIMARSCHULE Die pädagogischen Hochschulen Zug und Zürich sprechen direkt Männer an: Sie laden interessierte Berufsumsteiger ein, einen halben Tag in einer Schulklasse oder im Studiumalltag zu schnuppern. Mit dem Projekt «Umsteiger, einsteigen!» soll der Männeranteil im Primarlehrerberuf erhöht werden. Das Angebot, das die beiden pädagogischen Hochschulen (PH) gestern lanciert haben und insbesondere die Kantone Zürich, Schaffhausen, Zug, Glarus und Aargau im Fokus hat, richtet sich an Männer mit bereits erlerntem Beruf oder absolviertem Studium. Diese Gruppe beschäftige sich mit spezifischen Fragen, heisst es im Projektbeschrieb. So etwa mit der Finanzierung des Studiums oder mit dem Studienalltag aus Sicht eines Erwachsenen, der seit längerer Zeit keine Ausbildung mehr absolviert hat. Lehrerinnen in der Überzahl Das Angebot «Umsteiger, einsteigen!» ist Teil eines übergeordneten Projektes des Vereins «Männer an die Primarstufe», das vom Eidgenössischen Büro für Gleichstellung unterstützt wird und an dem sich verschiedene PH beteiligen. Der Verein engagiert sich für einen höheren Männeranteil im Primarlehrerberuf. Dieser Anteil sank 1964 unter 50 Prozent, inzwischen liegt er gemäss Angaben des Vereins unter 20 Prozent. sda Zoo erhöht Aktienkapital ZOO Die Zoo Zürich AG will ihr Aktienkapital um 900 000 Franken auf 3,5 Millionen erhöhen. Der Verwaltungsrat hat deshalb Stadt und Kanton Zürich ersucht, sich mit je 2250 Aktien zu 150 Franken zu beteiligen. Das macht jeweils 337 500 Franken aus. Der Zürcher Regierungsrat will dem Wunsch des Zoos entsprechen, damit der Stimmrechtsanteil des Kantons Zürich bei 12,5 Prozent verbleibt. Er macht das Engagement des Kantons allerdings davon abhängig, dass auch die Stadt Zürich das Angebot der Zoo Zürich AG wahrnimmt. Der Regierungsrat unterbreitet dem Kantonsrat einen entsprechenden Nachtragskredit über 337 500 Franken. pag
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