Sensationelle Klimabefunde Wenn es mit rechten Dingen zugeht, kann die Klimadebatte nach den neuen Befunden nicht weitergehen wie bisher. (Das Chamäleon von miniformat65, pixabay, symbolisiert die verschiedenen Sichtweisen.) Zuerst die Fakten: Am 18.5. schrieb die Süddeutsche Zeitung noch genau auf der Linie der Klimaschützer über Äthiopien – Das Wetter wird zur Dauerkrise für Millionen: Das Klima ändert sich, und zwar zum Schlechten, wofür die Begriffe "El Niño" und "Erderwärmung" stehen. Nach der großen Dürre von 1984/85 leidet Äthiopien wieder unter einer großen Dürre. Bei näherer Betrachtung gab es aber den Kahlschlag der Wälder in den vergangenen Jahrzehnten, der die Lage "massiv verschlimmert" habe. Und dann hat sich die Bevölkerung seither verdoppelt. In den 1980er-Jahren waren es mit 41 Millionen schon zu viele, wie die Dürre bewiesen hat, und jetzt sind es 92 Millionen. Man muss kein Klimaskeptiker sein um sich zu sagen, das Problem ist hauptsächlich hausgemacht. Tags darauf kam die richtige Sensation, als die SZ den Artikel druckte Umwelt – Der grüne Planet (online 18.5. mit Bezahlschranke): Städte wuchern, Landschaft wird zubetoniert, Natur verschwindet – doch das ist längst nicht überall so. Insgesamt breiten sich die Pflanzen auf der Erde sogar aus. Als Grund wird der menschengemachte Klimawandel genannt. Das geht aus der Studie Greening of the Earth and its drivers hervor (25.4. von nature climate change). Die Studie hat 32 Autoren, u.a. Zaichun Zhu, Shilong Piao, Ranga B. Myneni, Mengtian Huang, Zhenzhong Zeng, Josep G. Canadell, Philippe Ciais, Stephen Sitch, Pierre Friedlingstein, Almut Arneth, Chunxiang Cao, Lei Cheng, Etsushi Kato, Charles Koven, Yue Li, Xu Lian, Yongwen Liu, Ronggao Liu, Jiafu Mao, Yaozhong Pan, Shushi Peng, Josep Peñuelas, Benjamin Poulter, Thomas A. M. Pugh, Benjamin D. Stocker. Aus dem Abstract: Die globale Klimaänderung ändert die Dynamik der terrestrischen Vegetation im Schnellgang. Das hat Konsequenzen für die Funktion der Erdsysteme und die Bereitstellung der Ökosystem-Funktionen. Wie die Vegetation weltweit reagiert, ist nicht genau bekannt. Die Forscher haben die Daten von drei Satelliten mit Spektrometern und Blätterbeobachtung (leaf area index Radiometern LAI) erfasst zur und durchgearbeitet und zehn Modelle des globalen Ökosystems benutzt, um die vier Hauptantriebe der LAI-Trends im Zeitraum von 1982-2009 zu analysieren. Als Ergebnis haben sie eine weiträumige Zunahme der Pflanzenbedeckung auf dem gesamten Globus festgestellt. Die Wachstumssaison weitet sich aus, die Erde wird auf 25% bis 50% der pflanzentragenden Gebiete grüner (growing season integrated LAI = greening). Nur 4% der Erde zeigten eine Abnahme der Pflanzenbedeckung, sie wurden brauner (browning). Die statistische Faktorenanalyse anhand der verschiedenen Klimamodelle rechnet der CO 2 -Zunahme 70% davon zu, die Stickstoff-Ablagerung im Boden (Düngung) verursacht 9%, der Klimawandel 8% und die Landumwidmung (Aufforstung) 4%. Fruchtbarkeitssteigerung durch CO 2 -Zunahme erklärt die Ausbreitung des Grüns vor allem in den Tropen (CO2 wirkt wie Dünger), während der Klimawandel für die Grün-Effekte in den höheren Breiten und im tibetischen Hochland verantwortlich ist (die höheren Temperaturen verstärken die Photosynthese und verlängern die Wachstumssaison). Das zunehmende Grün in der Sahelzone und in Südafrika kommt durch mehr Regen. Die Landumwidmung trug vor allem regional in Südost-China und im Osten der USA zum Grün bei. In Deutschland erholte sich der Wald, weil er schonender bewirtschaftet wird. Das Gegenteil gab es in manchen tropischen Regionen, wo der Wald gerodet wird. Regionale Effekte von unerklärten Faktoren machen es gemäß den Forschern nötig, zukünftige Modelle des Ökosystems mit der Möglichkeit auszustatten, die Auswirkungen von Wald-Demographie, der Behandlung von Brachland und anderen Einflussgrößen wie Phosphor-Versorgung zu erfassen. Diese trockene Sprache der Wissenschaftler übersetzt die SZ in klingende Prosa. Die Rede ist von Vegetation auf dem Vormarsch, vom Vorstoß der Nadelwälder in die Tundra (Sibirien und Kanada), von der Ausbreitung der Ahorn- und Buchenwälder nach Norden (USA), von der Bedeckung des Hochplateaus mit Grasland (Tibet), vom Gedeihen von Kiefer, Korkeiche, Spitzahorn und Pistazie (in der chinesischen Bergregion Shangnan), von der Vermehrung von Büschen und Bäumen (in der Sahel-Region am Südrand der Sahara), von der Verdichtung des Regenwalds (in den Tropen) – das ist der Realzustand der Welt von heute. Der klimabewusste Mensch kann nur staunen. Wenn die Veränderungen so stark zum Guten tendieren, wieso dann die Klimahysterie? Die SZ bremst eventuell aufkommende Euphorie mit Warnungen, die allerdings recht spekulativ ausfallen. Der Klimawandel beschleunigt sich, eines Tages könnte der Dünge-Effekt vom CO2 abnehmen oder sich sogar ins Gegenteil verkehren, weil nicht genug Stickstoff im Boden ist. Wenn die CO 2 -Anreicherung weitergeht, sagen die Simulationen negative Folgen voraus. Andererseits beginnen die Forscher erst zu verstehen, wie die Natur auf die CO2-Zunahme reagiert. Die Pflanzenwelt könnte sich womöglich besser anpassen als der Mensch, der unter den extremen Wetterereignissen leidet. Ergänzung wissenbloggt: Die Erwärmung bringt mehr Energie in die Lufthülle, wird also stärkere Wirbelstürme und extremere Verteilungen verursachen. Sie bringt trotz stärkerer Verdunstung höhere Meeresspiegel, wenn sie das Eis abschmilzt. Unterm Strich muss sie auch mehr Niederschläge bewirken, indem sie die Wettermaschinerie ankurbelt. Es mag also extremere Dürren geben, aber insgesamt mehr Regen. Aber es geht nicht um Spekulationen und Simulationen vom Klima. Fakt ist: Es gibt massive Verbesserungen. Es soll nicht abgestritten werden, dass es auch Verschlechterungen gibt, wie den Anstieg des Meeresspiegels und lokale Dürren. Aber die pauschale Verteufelung der CO2-Zunahme ist wissenschaftlich nicht länger haltbar. Aus der Zusammenziehung von Correctness und Gutmensch darf man den Correctmensch ableiten, der die Klimadebatte geprägt hat. Dabei haben zwei unausgesprochene Dogmen die Agenda beherrscht: 1. Alle Änderungen vom Klima sind schlecht. Nicht-Correcte durften höchstens klammheimliche Freude empfinden, weil es in Deutschland wärmer wird. Nun ist das Dogma gänzlich zerpulvert. Angesichts der wissenschaftlichen Befunde ist klar, dass es massive gute Auswirkungen gibt. 2. An den Verschlechterungen sind die entwickelten Länder schuld, also wir. Nachdem die Änderungen nicht alle schlecht sind und unter Zuhilfenahme grundlegender Logik wird auch dies Dogma zerpulvert. Ein Beispiel gibt Äthiopien, wo die Verdoppelung der Bevölkerung und das Abholzen der Wälder eine normale Dürre zu einer Katastrophe machen. Ein anderes Beispiel ist Südkalifornien, eine Halbwüste, in der jeder seinen Rasen vor dem Haus und seinen Pool dahinter haben möchte, und wo die wachsende Bevölkerung wasserintensiven Landbau treibt. Das kann auf Dauer nicht ohne Dürre abgehen – und es ist eine hausgemachte Dürre. Eine realistische Betrachtung des Klimawandels muss also unterscheiden: Verbesserungen durch den Klimawandel wie erweiterte Grünzonen und verlängerte Wachstumsperioden, Verschlechterungen durch den Klimawandel wie steigender Meeresspiegel und verstärkte Extremwetterereignisse, hausgemachte Probleme durch Übervölkerung und Übernutzung wie Dürre, Nahrungsmangel, Abholzung. Die "Klimaskeptiker" haben falsch gedacht ("CO2 schafft keine Erderwärmung"), aber richtig gefühlt ("alles halb so wild"). Und die Correctmenschen müssen sich fortan die Aussage gefallen lassen, dass sie weniger recht hatten als die Klimaskeptiker. Links dazu: Panik wegen Nahost-Klima Alles prima außer Klima Ein Baum? Was ist das?
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