Als um 1900 das Vereinswesen zu einer die sozialen

1841 - 2016
Als um 1900 das Vereinswesen zu einer die sozialen Beziehungen der Menschen organisierenden und prägenden
Macht geworden war, gab es in Oranienburg bereits 52
eingetragene Vereine. Vereinstypen waren Altertums- und
Geschichtsvereine, Geselligkeits-, Bildungs- und Gesangvereine sowie Sportvereine. Daneben sorgte die Verschärfung der sozialen Frage und die öffentliche Anteilnahme an sozialen Problemen auch für politisch motivierten
Vereinsgründungen, deren Mitglieder nach aufgeklärter,
universaler Humanität und weltbürgerlicher Liberalität
strebten. Für das entstehende Diskussions- und Informationsbedürfnis der Bürger waren die Vereinsstrukturen
der geeignete öffentliche Ort.
VEREINSLEBEN
Heimatkundliche Vereinigung Oranienburg und Umgegend
Im Geschichtsverein sollte der Sinn für das Vergangene gerade im Hinblick auf die
Modernisierung der Welt erhalten und gepflegt werden. Im Mai 1919 setzte sich die
innerhalb des damaligen Lehrervereins gegründete „Heimatkundliche Vereinigung
Oranienburg und Umgegend“ das Ziel, ein Museum zu gründen. Gründungsvater
war der Lehrer und Heimatforscher Max Rehberg (1882-1945). Seit seiner Ausbildung am Oranienburger Lehrerseminar hatte Rehberg heimat- und volkskundliche
Zeugnisse, aber auch frühgeschichtliche Objekte gesammelt. 1932 wurde im ehemaligen Waisenhaus das Heimatmuseum eröffnet. 1935 erfolgte der Umzug ins
mehr Platz bietende Amtshauptmannshaus. Hier entstand als erstes seiner Art in
Deutschland das „Heimat- und Binnenschifffahrtsmuseum Oranienburg“.
Max Rehberg, Foto: Kreismuseum Oberhavel
By about 1900, when associations had become a power
for the organisation and shaping of social relations, there
were already 52 registered associations in Oranienburg.
There were many types: antiquarian and historical associations, social, educational and choral societies as well
as sports clubs. The deterioration of social conditions and
public interest in social problems also led to the formation of politically motivated associations, whose members
pursued enlightened universal humanity and cosmopolitan liberality. The associations provided convenient opportunities for the resulting need for public discussion
and information of the citizens.
Königliche Schützengilde Luise Henriette
von Oranien 1703 e. V.
Die Vereinsmitglieder in ihren nachempfundenen historischen Uniformen, Jacke und Kopfbedeckung in Preußisch-Blau, dazu weiße
Hose, begleiten und schmücken so manches Ereignis in der Stadt.
Jedes Jahr wird nach dem Umzug während des Schützenfestes ein
Schützenkönig gekrönt. © Carla Stadtgraf
Schützengilde Oranienburg
Die Schützengilde gehört zu den ältesten Vereinen in Oranienburg. 1711 gegründet, wurde sie 1841 als Verein bestätigt. An der Spitze stand ein Hauptmann. Die Uniform der Schützen bestand im Wesentlichen aus einer grauen
Joppe mit grünen Achselstücken und einem grauen Hut mit grünem Band.
Treffpunkt der Mitglieder und ihrer Familien war das Schützenhaus.
Foto: Kreismuseum Oberhavel
Freie Volksbühne e. V. Oranienburg
Nach Berliner Vorbild 1921 in Oranienburg gegründet, ermöglichte der Verein
einen preiswerten Zugang zu Theatervorstellungen. Durch Anna Rubners engagiertes Vorgehen in der Sache kamen arbeitslose Schauspieler nach Oranienburg,
um in Waldows Theatersaal in der Berliner
Straße, der über 1000 Sitzplätze verfügte,
zu gastieren. Hier oder im Schützenhaus
wurden allwöchentlich zwei Vorstellungen
gegeben. Neben Schauspielaufführungen
von Dramatikern wie Schiller, Ibsen, Shakespeare oder Molière gab es auch Musiktheater mit voller Orchesterbesetzung. Mit der
Machtübernahme der Nationalsozialisten
wurde der Verein 1933 verboten und aufgelöst. Foto: Kreismuseum Oberhavel
Edener Heimatbühne
Die Schauspielerin Anna Rubner begründete 1930 mit der
Arbeitsgemeinschaft Laienspiele die „Edener Heimatbühne“.
Die aus Wien stammende Darstellerin, die 1915 nach Eden
zog, hatte zuvor in Hamburg, Breslau und Berlin erfolgreich
gastiert. Ihr sozialpolitisches Engagement in der „Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger“ hatte dem ein Ende
gesetzt. Fortan lud Anna Rubner mittellose Schauspieler nach
Eden ein, mit denen sie zur Eröffnung des Genossenschaftshauses Szenen aus Goethes „Faust“ inszenierte. Nach diesem
Anfangserfolg brachte sie Dramen von Schiller über Strindberg
bis Gorki auf die Bühne. Wie andernorts auch, unterbrach der
Zweite Weltkrieg die Theaterarbeit in Eden. Nach 1945 förderte sie das Theater vor allem als Pädagogin. Anna Rubner
verstarb 1968 in Eden. Foto: Kreismuseum Oberhavel
Ring der Bauwirte
Um 1900 gründete sich der „Ring der
Bauwirte“ - eine Interessenvertretung
zum Schutz der Eigenheimbauer und ihrer Rechte. Mitglieder des Vereins waren
vor allem Neusiedler und Häuslebauer.
Foto: Stadtarchiv Oranienburg