Aperitif für den Sonntag Jeden Sonntag hören wir drei Lesungen in der Messe. Dabei wird uns aber nicht einfach etwas vorgelesen. Wir bezeichnen das Gehörte als „Wort Gottes“, wir glauben, dass es uns im hier und jetzt erreichen will, auch wenn die Texte uralt sind. Diese Rubrik will eine kleine Hilfe sein, die erste Lesung aus dem Alten Testament und das Evangelium des kommenden Sonntags, die in der Regel thematisch zusammenhängen, schon einmal vorab zu lesen. Anbei versuchen wir immer, eine Verständnishilfe zu bieten, die aber keine Deutung oder gar Predigt sein will. Gesegneten Sonntag wünscht Ihnen Kaplan Matthäus Hilus Pfingsten – Lesejahr C ERSTE LESUNG Apg 2, 1-11 Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen zu reden Lesung aus Apostelgeschichte 1 Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. 2 Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. 3 Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. 4 Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. 5 In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. 6 Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. 7 Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? 8 Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: 9 Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, 10 von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, 11 Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden. Das Pfingstfest ist keine christliche Erfindung. Der erweiterte Kreis der Apostel - allesamt gläubige Juden – versammelt sich nicht zufällig an einem Ort. Sie feiern das Schawuot-Fest, das bis heute 50 Tage nach dem Pessach begangen wird und an dem sich Israel an die Offenbarung der Tora am Sinai erinnert. Brausen, Wird und Feuer waren auch schon bei der Sinai-Offenbarung Begleiterscheinungen der Theophanie. Das Neue – der Heilige Geist – lässt den Menschen Gott nicht als etwas außerhalb von ihm erfahren. Und neu ist auch, dass dieser Geist eine Kraft hat, unter allen bekannten Völkern – deswegen die Aufzählung – Einheit zu stiften. EVANGELIUM Joh 20, 19-23 Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch: Empfangt den Heiligen Geist + Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes 19 Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! 20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. 21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22 Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! 23 Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert. Am Sonntag hören wir gleich zwei Pfingstberichte: es handelt sich jedoch nicht um Erzählungen, wie sich etwas ereignet hat, sondern WAS sich ereignet hat – und auch heute ereignet. Während die Apostelgeschichte an die große Geschichte Gottes mit dem Volk Israel anschließt und die Sendung der Kirche in die Welt betont, geht es bei Johannes um die Innenperspektive der Kirche. Der Ort der „Geistübergabe“ ist der Ostergottesdient der Jünger. Es wird klar: bei dem Heiligen Geist handelt es sich nicht um ein geheimnisvolles esoterisches Prinzip, er ist unlösbar mit der Person Jesu und seiner Sendung verbunden, welche den Jüngern jetzt aufgetragen wird.
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