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DONNERSTAG, 12. MAI 2016 · PREIS: 2,20 EURO · NR. 20.861*** · DIEPRESSE.COM
Woody Allens
„Café Society“
läuft in Cannes
THEMEN
FEUILLETON
„Wettbewerb ist für Sport geeignet, nicht
für Filme“, sagte Woody Allen bei den
Filmfestspielen von Cannes: „Es ist alles
so subjektiv. Man kann ja auch nicht bestimmen, ob ein Rembrandt besser als
ein El Greco ist.“ So läuft sein Film „Café
Society“, ein entspanntes Drama, in
Cannes außer Konkurrenz. Blake Lively
(rechts im Bild) und Kristen Stewart
spielen darin, Allen selbst nicht: „Ich bin
ein Comedian und kein Schauspieler“,
erklärte er und erzählte, dass er sich mit
80 noch „jugendlich, agil und geistig
[ Reuters]
wachsam“ fühle.
S. 21
Asyl als Bruchlinie der Koalition
Notverordnung. Die SPÖ hat sich einem Versuch der ÖVP widersetzt, die vereinbarte Beschränkung des
Asylrechts zu aktivieren. Der neue Kanzler muss zwischen bisherigem Kurs und Konfrontation wählen.
VON MARTIN FRITZL
Wien. Noch ist das neue Asylgesetz nicht in
Kraft: Heute, Donnerstag, wird es aller Wahrscheinlichkeit nach auch im Bundesrat beschlossen. Doch schon in der Ministerratssitzung am Dienstag, als ÖVP-Chef Reinhold
Mitterlehner interimistisch der Regierung
vorstand, wollte die ÖVP einen Ministerratsbeschluss durchbringen, wonach mit den
Vorarbeiten für die im Asylgesetz vorgesehene Notstandsverordnung begonnen würde. Die SPÖ, obwohl vom Kanzlerrücktritt am
Tag zuvor noch gelähmt, legte sich mit der
Begründung quer, man sehe derzeit keinen
Bedarf für eine Notstandsverordnung, wie es
aus SPÖ-Regierungskreisen hieß. Die ÖVP
hat daraufhin ihr Ansinnen zurückgezogen
und dementiert inzwischen offiziell auch,
Derartiges überhaupt geplant zu haben.
Die Notstandsverordnung ist die wichtigste Änderung in der Novelle zum Asylgesetz: Dieses ermöglicht es der Regierung, per
Verordnung wesentliche Teile des Asylrechts
außer Kraft zu setzen, wenn öffentliche Ordnung und innere Sicherheit gefährdet sind.
Dann dürfen Asylwerber bereits an der
Grenze zurückgeschickt werden, ohne dass
sie überhaupt einen Asylantrag stellen können. Das Gesetz regelt nicht ausdrücklich,
wann öffentliche Ordnung und innere Sicherheit gefährdet sind. SPÖ und ÖVP haben
sich aber darauf verständigt, dass bei einer
Obergrenze von 37.500 Asylwerbern die Kapazitäten erschöpft sind.
Entscheidend wird wohl sein, welchen
Kurs der neue SPÖ-Chef und Bundeskanzler
in dieser Frage einschlagen wird. Sollte dieser auf Konfrontationskurs mit der ÖVP gehen wollen, bietet die Notstandsverordnung
eine gute Gelegenheit. Der neue Kanzler
müsste nicht einmal offiziell den Kurs in der
Asylfrage ändern – es reicht, die Notstandsverordnung mit Hinweis auf rechtliche Unsicherheiten einfach nicht in Kraft zu setzen.
ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner hat zwar
schon angekündigt, die Beibehaltung des
Asylkurses zur Bedingung für die Fortsetzung der Koalition machen zu wollen. Ob die
ÖVP allerdings im Ernstfall tatsächlich die
Koalition aufkündigen und Neuwahlen riskieren würde, ist fraglich.
Diese wird bald erreicht sein. Von Jänner
bis Ende April haben laut Informationen des
Innenministeriums 18.600 Personen einen
Asylantrag in Österreich gestellt. Geht dieser
Trend unverändert weiter, so ist die von der
Regierung ausgerufene Obergrenze bereits
Ende August erreicht. Allerdings ist damit zu
rechnen, dass der Flüchtlingsstrom im Sommer witterungsbedingt eher noch ansteigen
wird.
„Brauchen Verordnung raschest“
Damit wird aber die Frage, wann das Prozedere für die Notstandsverordnung in Gang
gesetzt wird, sehr bald akut werden. Denn
diese benötigt eine Vorlaufzeit: SPÖ und
ÖVP haben sich im Parlament darauf geeinigt, dass es auch für die Verordnung, wie
sonst nur für Gesetze, ein Begutachtungsverfahren geben wird. Das Innenministerium
gibt sich noch bedeckt. Die Regierung werde
die Notverordnung beschließen, „wenn die
Situation dies erfordert“, so eine Sprecherin
von Innenminister Wolfgang Sobotka zur
„Presse“.
Deutlicher wird da schon ÖVP-Klubchef
Reinhold Lopatka: „Nach Inkrafttreten des
Gesetzes brauchen wir raschest eine Beschlussfassung, sonst ist die Einhaltung der
Obergrenze nicht möglich.“ In der SPÖ ist
man da noch zurückhaltender. Eine Verordnung werde es geben, wenn Bedarf besteht –
wenn also der Notstand eingetreten ist, heißt
es aus dem SPÖ-Klub im Parlament. Und
diesen sieht man im Moment noch nicht.
Mehr zum Thema:
Leitartikel von
Oliver Pink ................ S. 2
ÖBB bereiten Chefsuche vor ............ S. 2, 3
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Aktien, Fonds ..... S. 18
Radio & TV ......... S. 22
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Impressum ......... S. 28
24 Stunden ........ S. 28
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Flüchtlingshelfer Kern
Der Favorit für die Funktion des Bundeskanzlers, ÖBB-Chef Christian Kern, hat sich
bisher zu seiner Linie in der Flüchtlingsfrage
nicht geäußert. Auch er wird, wie sein Vorgänger, bemüht sein müssen, beide Parteiflügel bei Laune zu halten und Spaltungstendenzen zu verhindern. Eindeutig Position
bezogen hat Kern allerdings in seiner Funktion als ÖBB-Generaldirektor: Die Bahn hat
im Sommer des Vorjahres humanitäres Engagement gezeigt und den Weitertransport
der Flüchtlinge nach Deutschland organisiert. Teilweise wurden diese auch ohne gültige Tickets transportiert.
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