couleur zeitschrift des mittelschüler-kartell-verbandes Preis: 2,- € >> politisch unabhängiges jugend- und mitgliedermagazin 01 | 16 Die Gesamtschul-Falle Über das Ziehen der richtigen Schlüsse > TTIP – ja bitte! gen Warum wir die globalen Entwicklun nicht verschlafen sollten. art-up > Der Höllenritt namens St Existenzangst Zwischen Euphorie und ständiger P.b.b. GZ 02Z031286S Verlagspostamt 1070 Wien DVR: 0014958 bezahlte Anzeige bezahlte Anzeige bezahlte Anzeige couleur 01 | 16 3 editorial Grüß Gott Grüß Gott im Frühling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Wissenswertes aus dem Couleurstudententum Tappt Österreich in die Gesamtschul-Falle? . . . 8 Wir sollten die richtigen Schlüsse ziehen Thema Pro & Contra: Illusion Gesamtschule . . . . . . . . . . 13 Und warum es diesmal nur zum „Contra“ gereicht hat Ansichten einer angehenden Lehrerin . . . . . . . . 14 Die Gesamtschul-Debatte als Nebenschauplatz Michael Summereder Chefredakteur Lieber Leser, wenige innenpolitische Themen wurden in den letzten Jahren so kontrovers und konstant zugleich diskutiert, wie das der gemeinsamen Schule. Die Fronten sind verhärtet, Studien gibt es viele, aber nicht immer werden aus den Ergebnissen die richtigen Schlüsse gezogen. Ob die Gesamtschule wirklich als Allheilmittel taugt, wie es uns weite Teile des politischen Spektrums in Österreich weismachen möchten, darüber schreibt Kartellbruder Mag. Ronald Zecha, Direktor der Volkshochschule Innsbruck und seit Jahren profunder Kenner des österreichischen Bildungssystems in unserer Titelgeschichte. Ebenfalls zu Wort kommen dabei Vertreter von Lehrer- und Schülerseite. Letzterer in Person des Bundesobmannes der Österreichischen Schülerunion, der kürzlich ebenfalls den Weg zum MKV gefunden hat. Wie in einer Kontroverse üblich, hätten wir auch gerne die entgegengesetzte Meinung gehört – das Pendant zur Schülerunion auf der anderen Seite des schulpolitischen Spektrums, die Aktion kritischer Schüler_innen, war aber leider nicht bereit, eine Stellungnahme abzugeben. Stattdessen schreibt auf Seite 14 eine angehende Lehrerin über ihre Sicht der Dinge – und hält das Thema Gesamtschule überraschenderweise gar nur für einen Nebenschauplatz in der österreichischen Bildungsdebatte. Der zweite Teil der aktuellen Ausgabe beschäftigt sich mit Themen, die ebenfalls aktuell sind und uns wohl noch lange begleiten werden: Der Generationenvertrag befindet sich in Schieflage und die Fakten sind ernüchternd. Aus diesem Grund hat sich Ende Februar ein prominentes parteiübertreifendes Personenkomitee formiert, das das österreichische Pensionssystem wieder zukunftsfähig machen will. In der Rubrik „Ad fundum“ stellen wir diesmal die verschiedenen Arten von Couleurkarten vor. Welche Höhen und Tiefen man als Start-up-Gründer durchlebt, darüber haben wir mit Kartellbruder Georg Holzer gesprochen, der unter dem Namen xamoom ein innovatives Technologie-Start-up in Klagenfurt betreibt. Die Chancen des Transatlantischen Freihandelsabkommens – und warum EU und USA die globalen Entwicklungen nicht verschlafen sollten – erörtert der abgeordnete zum Europäischen Parlament, Kartellbruder Dr. Paul Rübig. Ad Fundum Ich wünsche Dir, lieber Leser, viel Freude beim Lesen des Couleur und einen guten Start ins Sommersemester. Geeignete Lehrlinge wachsen nicht auf Bäumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Über die Heranbildung von Lehrlingen in der Familie „Die Modellregionen sind eine Wählervertreibungsaktion beider Regierungsparteien.“ . . . . 17 Der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft im Interview Der Generationenvertrag in Schieflage . . . . . . . 18 Alarmierende Fakten Die Couleurkarte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Die verschiedenen Arten Der Höllenritt namens Start-up . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Zwischen Euphorie und Existenzangst Gruppenspiel: Legacy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 TTIP – ja bitte! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Handel braucht Regeln und Rahmenbedingungen MICHAEL SUMMERDEDER VLG. TOTTI, TTI Leserbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Impressum Herausgeber: Mittelschüler-Kartell-Verband der katholischen farbentragenden Studentenkorporationen Österreichs (MKV), Laudongasse 16/Stiege 3/1. Stock, 1080 Wien Telefon: +43 1 5237434, Fax: +43 1 5237434-9 E-Mail: [email protected], Internet: www.mkv.at ZVR-Zahl: 646503058, ZVR-Zahl AHB: 750161558 Geschäftsführer: Walter Gröblinger (OCW) Vorstand: Walter Gröblinger (OCW), DI Dr. Edgar Hauer (MEG), Julian Staltner (NBL), Dr. Gregor Jansen (SOP) Chefredaktion: Michael Summereder Telefon: +43 660 1401201, E-Mail: [email protected] Redaktion Couleur-Intern: Michael Summereder Fotos: MKV, Europäische Kommission (EK), Shutterstock, flickr.com, zur Verfügung gestellt Konzeption, Produktion und Anzeigenverwaltung: Druckservice Muttenthaler GmbH, Ybbser Straße 14, 3252 Petzenkirchen, Tel. 07416 504-0*, [email protected] Auflage: 25.000 Exemplare Verkaufspreis: € 2,-, Jahresabo: € 4,80 (exkl. Porto) Verkaufsstellen: MKV-Kanzlei, Adresse s.o.; WStV-Kanzlei, Wien 8. Laudongasse 16; Kamper Annemarie, Bruck/Mur, Herzog-Ernst-Gasse 23; Denkmayr Thomas, Hartberg, Herrengasse 22; Wacker Norbert, Hall/Tirol, Oberer Stadtplatz 9; Wacker Martin, Innsbruck, Museumstraße 38; Sezemsky Josef, Innsbruck, Bruneckstraße 162 Blattlinie: Das „couleur“ ist die österreichweite Verbandszeitung des Mittelschüler-Kartell-Verbandes und als solche politisch unabhängig. Ziel ist die Information aller Mitglieder und Interessenten im Rahmen eines kritischen, auf den Grundsätzen des MKV bauenden Jugend- und Mitgliedermagazins. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung des Herausgebers entsprechen. 4 grüß gott couleur 01 | 16 Dr. Karl-T iz ian – zwische n Landesth -Platz eater und Kunsthau s in Breg e nz Dr. phil. Karl Tizian, geboren am 12. April 1915 in Bregenz, verstorben am 9. Februar 1985 in Lech/Arlberg, war Bürgermeister der Stadt Bregenz (1950-1970), Landtagsabgeordneter (1949-1974) und Präsident des Vorarlberger Landtages (1964-1974). Couleurstudentisch war er unter anderem bei der MKV-Verbindung Augia Brigantina und der ÖCV-Verbindung Austria Innsbruck aktiv. raße jeder Ausgabe eine St Ab sofort stellen wir in nannt ist. nem Kartellbruder be ei ch na e di r, vo z) at Pl (bzw. mkv.at Vorschläge? couleur@ Foto: hapf Grüß couleur 01 | 16 5 grüß gott Gott „Tu was Du will st? Die vielen G esichter der Frei titelte das Coule heit“, ur #1 im Jahr 20 06 und befasste dem Freiheitsbe sich mit griff und dessen Vielzahl von Ann äherungen. Religiosen Sofortwis Die Ehe Die katholische Kirche versteht die Ehe als ein Sakrament, in dem Gott den sich Trauenden seine Liebe und Hilfe für das gemeinsame Leben zusagt. Zudem gilt die Ehe als Abbild des Bundes zwischen Christus und der Kirche: Wie Christus und die Kirche eins sind, so gilt die Ehe als unauflösbare Gemeinschaft. Die Eheleute spenden sich das Ehesakrament im kirchlichen Rahmen selbst, durch ihr Wort „Ja“ zueinander! Die Deuteworte bestehen im gegenseitigen Versprechen der Treue, die ebenso wie ein Ring kein Ende haben darf. Dabei anwesend sind Priester (oder Diakon) mit zwei Trauzeugen. Für das gültige Zustandekommen einer Ehe stellt die Kirche Bedingungen, wie zum Beispiel den aufrichtigen Ehewillen der Partner und die Bereitschaft für Nachkommen. Nur wenn die Bedingungen erfüllt sind, wird die Ehe zwischen Christen gültig geschlossen und ist unauflöslich. MICHAEL CHRISTIAN ROBITSCHKO VLG. STEPHANUS, OSB bezahlte Anzeige Couleur vor zehn Jahren 6 thema „ 03 | 16 15 couleur 01 er Einheitsbrei, d e h c tis lis a zi Der so teckt, mtschule vers sa e G rt o W sich im h dem sich alles nac bedeutet, dass ntieren muss. Mittelmaß orie iemals it kann aber n Mittelmäßigke en sein. unser Bestreb “ EF – P-WIEN-CH LÜMEL, ÖV GERNOT B E 8.3. DIE PRESS „ Sämtliche Vorschläge, die aus dem Elfenbeinturm am Minoritenplatz kommen, scheitern an der Praxis. “ FPÖ-BILDUNGSSPRECHER, ABG. Z. NR. WALTER ROSENKRANZ – APA OTS, 28.2. „ Außer ignoranten Ideologen nützt dies [Anm.: eine Gesamtschule über das zehnte Lebensjahr hinaus] niemandem, am wenigsten der heutigen Jugend. “ KURT HELLER, DIREKTOR DES ZENTRUMS FÜR BEGABUNGSFORSCHUNG AN DER LMU MÜNCHEN „ Die Mehrh eit will das Gymn asium. “ KARLHE INZ TÖC HT E RLE WISSEN , ÖVP, S CHAFT SMINIST A.D., AB ER G. Z . NR .– KURIER , 14.3. couleur 01 | 16 „ g und gut, Es ist wichti e gemeinsam dass wir die 14-Jährigen is b 6 r e d Schule erden. erproben w “ ERIN SMINIST K , SPÖ – BILDUNG CH-HOSE IS IN E H E GABRIEL 4.11. NDARD, 2 DER STA „ 7 thema Gemeins ame Sch ule ist ke Allheilmit in tel – Wer mündige Mensche n will, br aucht au mündige ch Schulen. “ MATTH IAS ST RO LZ, ABG . Z . N R. U N D N EO SPREC S-BILD H ER - A UNGS PA OTS , 5.3. „ Was einer Verbesserung und Steigerung der Qualität in der Pflichtschule dient, sollten wir mutig angehen. “ IV-GENERALSEKRETÄR CHRISTOPH NEUMAYER – APA OTS, 5.3. „ Beste B ildung u nd Zukunfts chancen werden in der ge meinsam en Schu ideal um le gesetzt. DAVID ELLEN S OHN, GRÜNE , BILDU NGS S P UND K RE CHE L UBOB R M ANN APA O – TS, 10 .3. “ 8 thema couleur 01 | 16 Tappt Österre Gesamtschul Wenn Österreich im PISA-Ländermatch mit Deutschland vom Sieger zum Verlierer wurde, sollten wir wenigstens die richtigen Schlüsse ziehen. Bildung steht wieder im Fokus erbittert geführter medialer Diskussionen – leider. Denn anstelle innovativer Vorschläge zur sinnvollen Weiterentwicklung des Bildungswesens stellten die Proponentinnen der aktuellen Debatte zusammen mit der derzeitigen Bildungsministerin wieder einmal die Gesamtschule für 10- bis 14Jährige in den Mittelpunkt. Wie schon so oft in der Vergangenheit werden neben Sachargumenten immer häufiger Untergriffe und Behauptungen ins Treffen geführt mit dem Ziel, die jeweils andere Seite schlecht zu reden und unglaubwürdig erscheinen zu lassen. Stimmungsmache statt Faktenabwägung, lautet die Devise. Langfristig bringt das nur Nachteile. Denn anstatt die gute Arbeit aufzuzeigen, die tagtäglich in unseren Bildungseinrichtungen geleistet wird und die ja auch zu guten Ergebnissen wie beispielsweise einer besonders hohen Jugendbeschäftigung führt, werden derzeit Probleme überbetont. Über diese sollte zwar auch nachgedacht werden, aber im Bewusstsein, dass sie immer eine Minderheit der Kinder und Jugendlichen betreffen und nicht als Argument für eine Strukturrevolution im Schulbereich zweckdienlich sind. Als ich Ende 2013 mein Buch „Die Zukunft gewinnen – Akte Bildung Österreich“ fertigstellte, widmete ich der Gesamtschuldiskussion nur wenige Gedanken in der trügerischen Hoffnung, dass endlich begriffen worden wäre, wie sehr diese in Österreich seit über 100 Jahren geführte Debatte gerade den Kindern und Jugendlichen, aber letztendlich der ganzen Gesellschaft schadet – nicht zuletzt durch das Verdrängen tatsächlich wichti- ger Themen. Wenn wir nun neuerlich mit dieser Thematik konfrontiert werden, dann sollten wir uns zumindest faktenbasiert und nicht auf Grundlage von Meinungen, „ Die Gesamtschule schafft unterm Strich nicht mehr Bildungsgerechtigkeit als Schulen des gegliederten Schulsystems – entgegen ihrem Anspruch und entgegen den Hoffnungen vieler Schulreformer, denen ich mich verbunden fühle. “ Helmut Fend auf der Fachtagung des Deutschen Lehrerverbandes 2008 Bauchgefühl oder parteipolitischen „Traditionen“ mit ihr auseinandersetzen – zumindest das sind wir den Kindern und Jugendlichen und der Zukunft unseres Landes schuldig. Auffallend ist, dass derzeit vor allem in Westösterreich von den Verfechtern der Gesamtschulidee mit allgemein gehaltenen Argumentationen große Erwartungen geweckt werden: Dieses Organisationsmodell sorge für bessere Leistungen, eine größere „Bildungsgerechtigkeit“ und verhindere, dass durch eine zu frühe Schulwegentscheidung mit zehn Jahren Talente verloren gingen. Daher müsse das derzeitige System – beginnend in Modellregionen – von der gemeinsamen Schule bis 14 abgelöst werden. Der Vergleich der Entwicklung der PISA-Ergebnisse von Österreich und Deutschland lässt zumindest Zweifel an diesen Erwartungen aufkommen. Während Österreich unter den sozialdemokratischen Bildungsministerinnen in den vergangenen Jahren den Schwerpunkt auf Strukturveränderungen legte, vor allem mit der Überführung der Hauptschule in neue Mittelschulen und der damit verbundenen Reduzierung der Differenzierung durch die Abschaffung der Leistungsgruppen, ging Deutschland mit der Konzentration auf die Qualität des Unterrichts einen wesentlich erfolgreicheren Weg, wie die Ergebnisse zeigen: Während Deutschland sich jedes Jahr in allen drei PISAKategorien weiterentwickelte und sich gerade auch bei den Ergebnissen von Schülern aus sozial schwächeren Schichten oder solchen mit Migrationshintergrund verbessern konnte, trat Österreich auf der Stelle und musste sich in allen Kategorien von Deutschland überholen lassen. Vielleicht wäre es doch auch für österreichische Bildungspolitikerinnen ratsam, mehr auf warnende Stimmen aus der Wissenschaft zu hören und deren couleur 01 | 16 eich in die falle? aktuelle Ergebnisse in der bildungspolitischen Strategieentwicklung nicht länger zu ignorieren. Interessanterweise hatte bereits die von der damaligen Bildungsministerin Elisabeth Gehrer eingesetzte Zukunftskommission in ihrem Vorschlag für ein Schulreformkonzept Qualitätsentwicklung vor Strukturveränderung gestellt. Renommierte Bildungswissenschafter wie der 2012 verstorbene Marian Heitger, der an der Universität Wien lehrende Stefan Hoppmann oder der Erziehungswissenschafter Jürgen Ölkers von der Universität Zürich warnten schon vor etlichen Jahren davor, von der Einführung einer Gesamtschule besonders positive Ergebnisse zu erwarten1). Der Blick in aktuelle Forschungsergebnisse unterstreicht diese Diagnose. Eine der vielleicht aussagekräftigsten Studien der letzten Jahre stammt vom Erziehungswissenschafter Helmut Fend, der wissen wollte, wie sich die Lebenswege der Abgänger aus Gesamtschulsystemen und differenzierten Schulsystemen entwickeln. Mit seinem Team untersuchte er das schulische Schicksal und den Lebenslauf von 1.527 Personen vom 12. bis zum 35. Lebensjahr und untersuchte, welche Schulabschlüsse und welche Aus- PISA-Ergebnisse Österreich – Deutschland im Vergleich: Mit Qualitätsentwicklung legte Deutschland zu, Österreich trat mit Strukturreformen auf der Stelle (Quellen: APA/FAZ/OECD) Vgl.: Ronald, Zecha, Die Zukunft gewinnen, Wattens, 2013, S. 18. 1) 9 thema couleur 01 | 16 10 thema bildungen sie geschafft haben und in welche berufliche Positionen sie gekommen sind. So konnte er die Nagelprobe machen, „ob Schulsysteme die soziale Selektivität der Bildungs- und Berufslaufbahn langfristig reduzieren oder gar beseitigen können“2). Das Ergebnis ist für viele ernüchternd: Die soziale Selektivität wird durch Gesamtschulen nicht reduziert, entgegen den Versprechungen (und Hoffnungen) derer Befürworter. Die soziale Herkunft entscheidet noch langfristiger als bisher angenommen, was durch eine gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen nicht kompensiert werden kann3). Weshalb dies so ist, beantwortet der an der „ Der Umstand, in welchen Gedächtnisarten jemand gut oder schlecht ist oder auch der grundlegende Unterschied zwischen einem allgemein guten und einem schlechten Gedächtnis, ist weitgehend genetisch vorgegeben. (…) Genauso wenig ist Intelligenz wirklich trainierbar. “ Dieter Neumann auf der Fachtagung des Deutschen Lehrerverbandes 2008. Universität Lüneburg beheimatete Anthropologe Dieter Neumann aus den Ergebnissen von Zwillings- und Adoptionsstudien. Diese ergeben, dass Kinder aufgrund der 2) 3) 4) 5) Vererbung von Geburt an nicht nur in körperlicher Hinsicht, sondern auch in geistiger Hinsicht unterschiedlich sind, was von Menschen mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn nur schwer akzeptiert werden kann. Noch schwieriger machen es einem die Studien „Logik“ und „Scholastik“, durchgeführt an 1.400 Kindern, welche die Existenz stabiler Begabungsunterschiede bestätigen. „Kinder unterscheiden sich schon früh im Erwerb geistiger Kompetenzen in Geschwindigkeit, Menge und Qualität, also im Lerntempo, in der Lernbreite und der Lernqualität“ 4), stellte Neumann fest. Zur anschaulichen Erklärung verglich er das Gehirn mit anderen körperlichen Organen, die man trainieren könne, etwa Muskeln. Diese werden im Laufe eines Trainings dicker und erschlaffen wieder, wenn sie vernachlässigt werden. Allerdings gibt es Menschen, die von Natur aus mehr und manche die weniger Muskelmasse besitzen. Letztere können bei noch so viel Training einen geringeren Effekt erzielen als erstere. Es sei, so Neumann, von begrenzten Lerndomänen auszugehen, die auch durch besondere Lernförderprogramme nicht auszudehnen sind. Bei zu massiven Bemühungen ist sogar mit dysfunktionalen Wirkungen zu rechnen. Die Erkenntnisse der pädagogischen Anthropologie stehen also – bedauerlicherweise – im Widerspruch zu den Wunschvorstellungen vieler Gesamtschulbefürworter, dass in einer inhomogenen Gruppe die „Schwächeren“ von den Stärkeren“ profitieren. Es gibt zwar Studien, die eine leichte Steigerung der intellektuellen Leistung Schwächerer während eines kompensatorischen Frühförderungsprogramms oder auch während eines Förderprogramms in gemeinsamen Schulen feststellen. Allerdings zeigt sich auch, dass diese Effekte nicht nachhaltig sind. Wenn nun die Vorstellung der „Tabula rasa-Natur“ des Menschen wissenschaftlich nicht aufrechterhalten werden kann, macht es auch keinen Sinn, im Sinne einer Chancengleichheit eine möglichst frühe und lange andauernde Herstellung und Gewährleistung gleicher Milieus für alle Kinder erzwingen zu wollen. „ Während die Leistungen in der deutschsprachigen Schule (...) eher homogen sind, deutet die Standardabweichung (…) in der italienischen Schule auf eine sehr heterogene Leistungsverteilung in der Schülerschaft hin. Dafür könnte der hohe Anteil von Schülern ausländischer Herkunft verantwortlich sein. “ PISA 2012 Südtirol, S. 105 Bleibt die Frage, woher die Meinung kommt, Studien wie PISA würden die Überlegenheit der Gesamtschule bezüglich Leistungsfähigkeit und Chancengerechtigkeit belegen. Es dürfte wohl eine Mischung verschiedener Phänomene sein, die dazu führt – verkürzte Darstellungen in den Massenmedien, die Unlust, eigene Überzeugungen zu hinterfragen und wahrscheinlich auch das Heranziehen sinnentstellender Teilinformationen anstatt auf das große Ganze zu schauen. Ein schönes Beispiel für Letzteres ist der sich in Österreich immer noch haltende Mythos, die Erfolge Südtirols bei den PISA-Studien zeigten die Überlegenheit der Gesamtschule. Bei vollständiger Lektüre des von Land Südtirol herausgegebenen Berichts5) ergibt Helmut Fend, Bildungsgerechtigkeit und außerschulische soziale Disparitäten – Ergebnisse der FIFE-Studie; In: Bildungsgerechtigkeit, Fachtagung 2008, Dokumentation; Bonn, 2009, S. 55. Vgl.: Fend, Bildungsgerechtigkeit, S. 54 – 57. Dieter Neumann, Bildungsgerechtigkeit aus anthropologischer und begabungstheoretischer Sicht; In: Bildungsgerechtigkeit, Fachtagung 2008, Dokumentation; Bonn, 2009, S. 20. Quelle: PISA 2012, Ergebnisse Südtirol, herausgegeben von der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol sich nämlich folgendes Bild: In Südtirol gibt es drei „gemeinsame“ Schulen der 10bis 14-Jährigen, die nach Sprachgruppen differenzieren. Während die deutschsprachigen Schulen beim Lesen mit 503 Punkten beim letzten PISA-Test besser als die österreichischen Schulen (490 Punkte) abgeschnitten haben, liegen die italienischsprachigen deutlich darunter (474 Punkte). Die Autoren von PISA 2012 Südtirol vermuten, dass dafür der hohe Anteil von Schülern ausländischer Herkunft an den italienischen Schulen (13,5 %) im Vergleich zu den deutschen Schulen (3,4 %) verantwortlich sein kann. Wenn man im Besitz der gesamten Information ist, lautet der Schluss: Die gemeinsame Schule funktioniert dann gut, wenn die Schülergruppe homogen zusammengesetzt ist, wie bei den deutschen Schulen gegeben. Wenn die Eingangsvoraussetzungen und Bildungsniveaus der SchülerInnen sehr unterschiedlich sind, wie bei den italienischen Schulen, kann sie dies nicht ausgleichen und bringt in Summe schlechtere Leistungen. Damit bestätigt sich, was oben angeführte Wissenschafter herausfanden, auch in der Praxis. Wer Lust hat, kann auf diese Weise auch die Aussage „Die PISA-Ergebnisse aller skandinavischen Staaten zeigen die Überlegenheit der Gesamtschule“ ins Reich der Fabeln verweisen. Fazit: Die Gesamtschule kann der mit ihr verbundenen Erwartungen nicht gerecht werden und bringt gegenüber dem gegliederten Schulwesen keine nennenswerten Vorteile. Um das herauszufinden, braucht es in Österreich keine Modellregionen, die nur das wiederholen, was in anderen Ländern mehrfach abgetestet wurde und keinen neuen Erkenntnisgewinn bringen. Deshalb ist es im Sinne der Kinder, die Mittel, die für diese Experimente vorgesehen sind, in erfolgversprechendere Bildungsprojekte zu investieren. Vorschläge dafür gibt es genügend. In letzter Zeit hat etwa die Initiative „Pro Gymnasium“ gute Ideen eingebracht. So könnten beispielsweise Prognoseverfahren eingeführt werden, die jeweils an den Nahtstellen den der- 11 thema zeitigen „Numerus Clausus“ samt vorhergehenden übermäßigen Notendruck ersetzen. An den Neuen Mittelschulen könnten „Gymnasialklassen“ analog zu den Musikoder Sportklassen eingerichtet werden, um so die Chancen für begabtere Kinder zu erhöhen – auch abseits der Ballungszentren. Es könnte aber auch eine maßgebliche Weiterentwicklung der Erwachsenenbildungslandschaft finanziert und koordiniert werden, die vor allem für Menschen mit niedrigem Einkommen und schwachem Bildungshintergrund ein wichtiger Chancenbringer sein würde. Es gäbe viele qualitativ-inhaltliche Möglichkeiten, das Bildungswesen an die heutigen Erfordernisse anzupassen. Die Umsetzung der in Österreich seit über 100 Jahren diskutierten Strukturreform für 10- bis 14-Jährige gehört mit Sicherheit nicht dazu. MAG. RONALD ZECHA V. RHO, TTI DIREKTOR DER VOLKSHOCHSCHULE TIROL, AUTOR DES BUCHS „DIE ZUKUNFT GEWINNEN – AKTE BILDUNG ÖSTERREICH“ bezahlte Anzeige couleur 01 | 16 ad fundum couleur 01 | 16 bezahlte Anzeige 12 couleur 01 | 16 13 ad fundum Pro & Contra Illusion „Gesamtschule“ Kein Thema beschäftigt die österreichische Bildungspolitik wie die Diskussion rund um die Gesamtschule – und das schon seit über 100 Jahren. Seitdem ranken sich rund um die „Gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen“ unzählige Mythen und Illusionen. Die wohl größte Illusion ist, dass ein Gymnasium neben einer Gesamtschule bestehen kann. Eine Gesamtschule ist per Definition „eine Organisationsform der Sekundarstufe, die auf die Differenzierung nach verschiedenen Schulformen verzichtet und die stattdessen von allen Schülerinnen und Schüler im Anschluss an die Volksschule besucht werden muss“. Uns muss also bewusst sein: Führen wir die Gemeinsame Schule ein, schaffen wir das differenzierte Schulsystem ab. Jedoch hat sich gerade das Gymnasium bewährt: Während der Sekundarstufe I verbessern sich Österreichs Schülerinnen und Schüler enorm im internationalen Vergleich. Auch Finnland, das Mekka der Gesamtschul-Befürworter, kann hier nicht mithalten. Die nächste große Illusion ist, dass Gesamtschul-Kritiker Blockierer und Alt-Gestrige in der Bildungspolitik seien. Unser Bildungssystem hat logischerweise Verbesserungspotenzial. Dazu zählen unter anderem der Ausbau der Schulautonomie, ein Pflichtfach „Politische Bildung“, eine „Modulare Oberstufe“. Aber es muss nicht das ganze System über den Haufen geworfen werden. Die Systemdiskussion behindert aber seit Jahren wirkliche Reformen, die uns Schülerinnen und Schülern etwas bringen würden. Genau dieses österreichische Phänomen erleben wir derzeit bei der Bildungsreform. Erstmal seit Maria Theresia wollte die Bundesregierung etwas im österreichischen Bildungssystem bewegen und Verbesserungen für die Schülerinnen und Schüler durchsetzen. Die Einigung der Bundesregierung enthält viele wichtige Punkte, die wir zum Teil schon seit Jahren fordern. Das ganze Vorhaben droht nun aber zu scheitern, weil SPÖ sowie Vorarlberg und Tirol auf eine Gesamtschule – auch ohne Zustimmung der Schulpartner – bestehen. Der springende Punkt ist: Eine Gesamtschule verhindert eine Differenzierung nach Leistung, Lernfortschritt und -bedürfnissen. Leistung ist ein Begriff, der in Österreich immer wieder ins negative Licht gerückt wurde. Dabei bedeutet es lediglich, dass Schülerinnen und Schüler nicht auf Grund ihres Alters am gleichen Wissensstand sind. Es ist nun mal Fakt, dass Kinder unterschiedlich (schnell) lernen – weshalb sollte man ihnen deshalb die Wahlmöglichkeit nehmen. Differenzierung bedeutet auch, besser auf Schülerinnen und Schüler eingehen zu können. Diesen so wichtigen Bestandteil, Individualität, wollen und können wir nicht aufgeben! PHILIPP KAPPLER VLG. CHEFE (BBK), GEBOREN 1995, IST BUNDESOBMANN DER ÖSTERREICHISCHEN SCHÜLERUNION Anmerkung: Die ebenfalls angefragte Bundesobfrau der Aktion kritischer Schüler/-innen (AKS), Christina Götschhofer, gab auf Couleur-Anfrage bekannt, dass die AKS sich per Vorstandsbeschluss dagegen ausspreche, ihre Meinung im „Couleur“ kundzutun. 14 thema couleur 01 | 16 Ansichten einer an Wir haben eine angehende Lehrerin gebeten, uns ihre Sicht zum Thema „Gesamtschule“ darzulegen. Überraschend: Sie hält die Debatte um die Gesamtschule für einen Nebenschauplatz und meint, dass die eigentlichen Probleme des heimischen Schulsystems viel tiefer liegen. Wer kennt sie nicht, die üblichen Vorurteile gegenüber Lehrern? Der gesicherte Job, viel Urlaub – das sind nur zwei Beispiele für Dinge, die man sieht, wenn man wie ich Lehramt studiert. Hier und jetzt bin ich froh, einige Aspekte aus meiner Sicht darlegen zu dürfen. Vorweg: Als ich das Gymnasium in Linz abgeschlossen hatte, lag das Maturazeugnis in meinen Händen und ich stand vor der Wahl, wie es nun weitergehen soll. Ein begonnenes Biologiestudium brach ich wieder ab – hier war mir schnell klargeworden, dass ich trotz meines grundlegenden Interesses an diesem Fach kein Interesse an den damit verbundenen Berufsperspektiven habe. Die Entscheidung für das Lehramtsstudium hatte einen banalen Grund: Neben Biologie haben mich die Fächer Geschichte, Philosophie und Psychologie immer sehr interessiert. Was lag da näher, als sie mit dem Lehramtsstudium zu verbinden – zumal mir die Pädagogik als sinnvolle Ergänzung erschien? Sehr schnell war klar, dass zumindest Letztgenanntes einen Trugschluss darstellt. Abgesehen von einer Handvoll praktischer didaktischer Tipps empfinde ich die dargebrachten Inhalte hauptsächlich als ein zwar zum Teil nettes, aber in der Praxis letztlich nutzloses Absitzen von Zeit. Zeit, die ich lieber in die Vertiefung der echten fachlichen Qualifikationen meiner beiden Hauptfächer investieren würde. Womit wir beim Kern meiner Kritik angekommen sind: Das Lehramt an sich. Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich will hier nicht in das vieler- orts vernommene Lehrerbashing einstimmen. Nicht nur ich, sondern auch jeder andere, den ich kenne, hat viele sehr gute und engagierte Lehrer gehabt. Meine Kritik richtet sich daher nicht gegen jene, die das Lehramt ausüben, sondern gegen jene, die dafür verantwortlich sind, wie es zustande kommt. In meinem Studienplan habe ich alles zusammengerechnet 74 ECTS-Punkte reine Geschichtsgrundlagen und Geschichtswissenschaft. Zum Vergleich: Das reguläre Bachelorstudium Geschichte umfasst in Summe 180 ECTS-Punkte, wovon zumindest 120 zwangsweise als Kernfächer vorgeschrieben sind, beim Rest gibt es Wahlmöglichkeiten, aber nur in eingeschränktem Ausmaß. Mit anderen Worten: Ein Absolvent eines Bachelor-Geschichtestudiums hat in der Regel gut doppelt so viel Geschichte studiert wie ich als angehende Lehrerin. Dass hier in einigen Fällen Lücken aufgehen können, die für einen AHS-Lehrer fatal sein können, liegt in meinen Augen auf der Hand. Trotzdem kann er maximal mit einem katastrophal dotierten Sonderlehrvertrag unterrichten gehen, während ich bei entsprechender Lehrverpflichtung normal eingestuft werde. Ein ähnliches Beispiel kenne ich aus meinem privaten Umfeld: Eine junge Spanierin, die in Madrid Linguistik studiert hat, darf bei uns nicht Spanisch unterrichten – wer aber das Lehramt und dabei im besten Fall ein Auslandssemester absolviert hat, schon. Ich halte das für eine Schieflage – warum kann man nicht etwa nach einem fachein- schlägigen Bachelorstudium eine Fachdidaktik-Fortbildung (etwa im Rahmen eines Masterstudiums oder eines Lehrganges) absolvieren? Ich glaube, dass davon beide Seiten profitieren würden: Die Gesellschaft, weil es für viele Absolventen von sogenannten „Orchideenfächern“ zumindest übergangsweise Jobs gäbe, aber auch die Schüler, weil die fachliche Expertise vermehrt gegeben wäre. Noch einmal: Das ist kein Lehrerbashing. Viele Lehrer bilden sich – zum Glück – weit über die Anforderungen des Studiums hinaus. Aber manchen – und auch das muss man sagen dürfen – fehlen ein wenig die Grundlagen. Wem aber die Grundlagen fehlen, der kann auch Schüler nicht begeistern. Eine Fehlkonstruktion, die in vielen Fällen langfristige Folgen haben kann. Ich möchte an dieser Stelle noch einen weiteren Punkt ins Feld führen, der zumindest bei uns auf der Wiener Universität zutrifft. Für andere Standorte möchte ich hier nicht sprechen, da ich es nicht weiß. Seit Kurzem wird von der Universität Wien couleur 01 | 16 15 thema ngehenden Lehrerin Das führt auch dazu, dass vielfach veraltetes Wissen weitergegeben wird. Da Schulbücher zumeist von Lehrern geschrieben werden, setzt sich dieses Problem fort. Blättern Sie einmal mit einem Historiker ein Geschichtebuch durch – zumeist ist man entsetzt darüber, in wie vielen Fällen Dinge als Fakten verkauft werden, die die Geschichtswissenschaft längst ad acta gelegt hat. Von der ideologischen Färbung, die die Unterrichtsmaterialien durchzieht, wollen wir hier gar nicht erst anfangen. Dass hier ein massives Problem vorliegt, kann niemand ernsthaft in Zweifel ziehen. Wenn ich nun die politischen Debatten über die Gesamtschule höre, stellen sich mir die Haare zu Berge. Unabhängig davon, dass die Gesamtschule in meinen Augen in der Praxis zu einer Nivellierung nach unten gedacht ist, schießt sie völlig an den Notwendigkeiten vorbei. Sie löst die drängenden Probleme mit Sicherheit nicht. ein Eignungstest für das Lehramt vorgeschrieben. Hier werden logisches Denken, verbale und analytische Grundkompetenzen sowie die Fähigkeit, sich aus vorgelegten Texten Wissen anzueignen, abgefragt. So weit, so sinnvoll, könnte man sagen. Wer genauer hinschaut sieht, dass für das Bestehen dieser Prüfung 30 Prozent der maximalen Punkteanzahl genügt! Allein da wäre die Sinnhaftigkeit schon zu hinterfragen, wenn man nachher Leute, denen bis zu 70 Prozent des nötigen Grundwissens fehlt, zum Lehramt (wo es immerhin um die Ausbildung der künftigen Generationen geht) zulässt. Aber es kommt noch besser: Wer die 30-Prozent-Marke nicht erreicht, wird zu einem Gespräch mit der Studienprogrammleitung eingeladen – und danach trotzdem zugelassen. Eine sinnvolle Selektion sieht anders aus. Das Studium beginnt dann mit der sogenannten Studieneingangs- und Orientierungsphase, die aus mehreren Lehrveranstaltungen besteht, ohne die eine Fortführung des Studiums nicht möglich ist. Wer glaubt, hier würde rigoros selektiert, der irrt: Die reale Erfolgsquote dieser Prüfung liegt zumeist deutlich über 95 Prozent. Erst später im Studium kommen sogenannte „Knock-Out-Prüfungen“ – aus meiner Sicht viel zu spät. Nicht nur, dass man einem jungen Menschen, der hier durchfliegt, diese Entscheidung schon viel früher hätte geben sollen, die derart „Hinausgeprüften“ haben zu diesem Zeitpunkt bereits gute zwei Jahre zum Phänomen der überfüllten Hörsäle beigetragen. Auch dieser Aspekt trägt nicht zur Qualität einer Lehramtsausbildung bei. Zum Abschluss darf ich auf die eingangs erwähnten Vorurteile zurückkommen. Es stimmt: Kaum ein anderer Angestellter in Österreich kann auf neun Wochen Sommerferien sowie alle anderen Schulferien zugreifen. Dass diese Zeit der Vorbereitung des Unterrichts dienen sowie zum Tests und Schularbeiten korrigieren genutzt werden sollte, ist klar, aber es gibt dahingehend keinerlei echte Verpflichtung. Jeder Sanitäter, Arzt oder Steuerberater muss Fortbildungen und Rezertifizierungen nachweisen, bei Lehrern unterbleibt das. Ja, erschreckend viele meiner Kommilitonen nennen Juli und August als Argumente für ihren Beruf. Auch ich als Mutter eines kleinen Kindes kann diesen Vorzug nicht als mir unangenehm bezeichnen. Dennoch glaube ich, dass man Lehrern mit diesem Vorwurf Unrecht tut, zumal gern unterschätzt wird, wie anstrengend es sein kann, täglich mit pubertierenden Adoleszenten zu arbeiten. Das muss man auch erst einmal durchstehen, und alleine dafür hat jeder Lehrer meinen tiefsten Respekt. Ich hoffe sehr, dass ich das nach Abschluss meines Studiums langfristig durchstehe. Insofern plädiere ich zum Abschluss dafür, nicht die Lehrer zu attackieren, sondern das Lehramt auf genau jenen Status zu heben, den es auch verdient. Lehrer haben das Gold dieses Landes, seine Jugend, zu formen und zu bilden. Es liegt vor allem an der Politik, dafür endlich die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen. die autorin Margarethe Jauernik stammt aus Oberösterreich und studiert an der Universität Wien Lehramt Geschichte und Philosophie/Psychologie. 16 ad fundum couleur 01 | 16 Geeignete Lehrlinge wachsen nicht auf Bäumen, sondern in Familien Die Wirtschaft klagt über „unbrauchbare“ Bewerber für Lehrstellen, tut aber wenig dazu ihre Heranbildung in den Familien zu unterstützen. Regelmäßig vernimmt man die Klage von Unternehmern, die Lehrlinge suchen: Die Bewerber seien großteils ungeeignet, es fehle ihnen an Grundkenntnissen in Mathematik, Deutsch und Rechtschreibung. Auch wüssten sie sich nicht zu benehmen, seien wenig motiviert, und es mangle an Disziplin, Respekt und sonst noch allerlei, was im Berufsleben unabdingbar sei. Auf die Frage, von wem sie erwarten, dass er hier Abhilfe schaffe, hört man oft die Antwort: „vom Staat“ oder „von der Schule“. Nun ist es zweifellos so, dass es Aufgabe der Schule ist, den Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Allerdings benötigt sie hier die Unterstützung des Elternhauses. Denn wenn sich zu Hause niemand um den Lernfortschritt kümmert, sind die Lehrer chancenlos. Für die Erziehung allerdings ist weder die Schule noch „der Staat“ zuständig. Wie soll ein Lehrer oder eine Lehrerin in wenigen Stunden am Tag einer ganzen Klasse Disziplin, Höflichkeit, Achtung vor dem anderen, Leistungswillen, Zuverlässigkeit – und was sonst noch einen viel- die autorin Dr. Gudula Walterskirchen ist Historikerin und Publizistin. Sie war bis 2005 Redakteurin der „Presse“, ist seither freie Journalistin und Autorin zahlreicher Bücher mit historischem Schwerpunkt. versprechenden Mitarbeiter ausmacht – beibringen? Viele Lehrer klagen, die Eltern würden zunehmend von ihnen neben der Bildungs- auch die Erziehungsarbeit verlangen, und das sei nicht zu schaffen. Die Erziehung ihrer Kinder ist nicht nur die Pflicht, sondern auch das Recht der Eltern. Dies wurde beim Streit um die Sexualerziehung an den Schulen deutlich. Doch um Kinder zu erziehen, braucht es Eltern, die präsent sind, was heute nicht mehr selbstverständlich ist. Geschiedene Ehen, durch Beruf oder Scheidung abwesende Väter und/oder Mütter, Patchworkfamilien, überforderte Alleinerzieherinnen – all das erschwert konsequente und wirksame Erziehungsarbeit. Ja, Erziehung ist Arbeit. Bloß wird sie als solche nicht anerkannt, sondern – im Gegenteil – oft massiv erschwert. Es bleibt ganztägig berufstätigen Eltern oft einfach nicht genug Zeit, sich um ihre Kinder zu kümmern. Und wenn sie zu Hause sind, sind sie oft zu erschöpft, sich noch mit Erziehungsfragen und Hausaufgaben herumzuschlagen. In der Praxis haben viele Familien eine praktikable Lösung gefunden, indem ein Elternteil Teilzeit arbeitet, bis die Kinder aus dem Gröbsten heraus sind. Dies wird nicht nur von Frauenpolitikerinnen und Gewerkschaftern, die dadurch Frauen existenziell bedroht sehen, sondern auch von Unternehmern als Problem angesehen. Wie soll man das organisieren? Wie können Kinder wichtiger sein als die Firma? Nicht ständig verfügbar zu sein wird nicht akzeptiert. Österreich ist bei den Überstunden im europäischen Spitzenfeld, bei Frauen sind die Überstunden binnen zehn Jahren sogar gestiegen, teilweise unbezahlt. Zeit, die für Familie und Erziehung fehlt. Gleichzeitig werden im Schnitt so niedrige Löhne und Gehälter bezahlt, dass beide Ehepartner für den Lebensunterhalt arbeiten müssen. Vor einer Generation achteten Arbeitgeber und Politik darauf, dass Männer genug verdienten, um eine Familie erhalten zu können. Das ist vorbei. Für die Wirtschaft ist Erziehung kein Wert im Sinne einer Wertschöpfung, denn die Wirtschaftsleistung eines Landes wird am BIP gemessen, also an jenen Produkten und Dienstleistungen, die auf dem Markt angeboten werden. Darin trifft sich die Wirtschaft mit den Individualisten, die Kinder und deren Erziehung als reines „Privatvergnügen“ definieren. Beide Haltungen haben dazu geführt, dass Familien massiv diskriminiert werden und Erziehungsarbeit nicht wertgeschätzt wird. Kindererziehung ist jedoch neben der Freude, die Eltern mit ihren Kindern erleben, auch eine Aufgabe für das Gemeinwohl und eine Vorleistung für die Wirtschaft. Eltern investieren viel Zeit und Geld in das „Humankapital“ Kind, auf dem die Wirtschaft aufbauen kann. Deshalb ist es deren Verpflichtung, Familien in ihrer Entfaltung zu unterstützen und dazu Rahmenbedingungen zu schaffen: eine Investition, die sich garantiert lohnt! couleur 01 | 16 17 ad fundum „Die Modellregionen sind eine Wählervertreibungsaktion beider Regierungsparteien.“ Der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft im Interview Die von der Bundesregierung geplanten Modellregionen für Gesamtschulen wurden in den letzten Wochen kontrovers diskutiert. Wie ist Ihre Meinung dazu? Es handelt sich um eine Wählervertreibungsaktion beider Regierungsparteien. Die SPÖ möchte ihren Anhängern einreden, damit die Gesamtschule umzusetzen. Die Einführung der Gesamtschule bedeutet aber, dass nicht nur eine neue Schulart geschaffen wird, sondern auch alle anderen für diese Altersstufe abgeschafft werden. Und das will man umsetzen bei einer 15 %-Grenze pro Bundesland und der Ausnahme von Privatschulen? Die Bundes-ÖVP ist aber nicht minder „kreativ“ in ihrer Argumentation. Selbstverständlich kämpfe man wie ein Löwe für den Erhalt die AHS-Langform, aber 15 % der gymnasialen Unterstufen will man auch gegen den Willen der betroffenen Schulpartner abschaffen. Ja geht’s noch? Das ist selbst einigen ÖVP-Abgeordneten zu dumm, weshalb sie eine parlamentarische Petition zum Erhalt der Rechte der Schulpartner eingebracht haben. Hat es nicht Sinn, ein System zu testen und erst dann über dessen Wirksamkeit zu urteilen? Oder anders gefragt: Wie können Sie sich so sicher über die Folgen der gemeinsamen Schule sein, ohne, dass diese in der Praxis getestet wird? Ich möchte mit Univ.-Prof. Dr. Stefan Hopmann antworten, der in einem Vortrag am 10. Dezember 2015 meinte: „Also ich sag‘ mal zunächst, wissenschaftlich gibt es für diese Modellregionen überhaupt keinen Bedarf. Es gibt eigentlich nichts zum Thema Oberflächenstrukturen von Schulwesen und wie die wirken, was nicht in den letzten sechzig, siebzig Jahren dutzend Male erforscht und beschrieben worden wäre.“ Man muss also nichts testen. Die Ergebnisse sind bekannt. Kritische Stimmen werfen der Lehrergewerkschaft zu viel Einmischung vor und ziehen sogar deren Urteilsvermögen in Zweifel. Warum, denken Sie, sollten die Lehrer in puncto Schulsystem so stark eingebunden werden? Ist das nicht eher die Sache unabhängiger Experten? Österreichs 120.000 Lehrerinnen und Lehrer leisten jährlich zig Millionen Unterrichtsstunden. Das ist deutlich mehr Empirie, als „Bildungsexperten“ einbringen können. Und wenn ich mir ansehe, wer in Österreich als ein solcher auftritt, muss ich meine etymologischen Annahmen korrigieren. Bisher glaubte ich, dass sich „Experte“ von „expertus“, dem zweiten Mittelwort von experior ableite. Dann würde es eine Person bezeichnen, die Erfahrung auf einem Gebiet gesammelt hat. Die in den Medien gefeierten Vertreter der Spezies „Bildungsexperte“ veranlassen mich allerdings zur Annahme, „Experte“ leite sich von „expers, expertis“ ab. Dann beschreibt „Experte“ eine Person, die an einer Sache unbeteiligt ist, an ihr nicht teilhat. So gesehen verdienen die meisten „Bildungsexperten“ diese Bezeichnung. Wie gehen Sie mit dem Vorwurf um, die Lehrer würden sich in der Gesamtschuldebatte vor allem als Blockierer betätigen? Kontraproduktives zu verhindern, ist auch Aufgabe eines Gewerkschafters. Die Bildungswissenschaft forscht seit Jahrzehnten, ob äußere Differenzierung oder gemeinsames Unterrichten unterschiedlichst begabter junger Menschen für diese sinnvoller ist. Sie kam in vielen, zum Teil sehr aufwendigen Studien immer wieder zu Erkenntnissen, die den Vorteil der äußeren Differenzierung bestätigen. Doch die wissenschaftliche Evidenz wird von Teilen der Politik ignoriert, geleugnet und nicht selten sogar auf den Kopf gestellt. Denken Sie, die gemeinsame Schule wird irgendwann flächendeckend kommen? Wenn sich eine unselige Koalition aus linker, sozialromantischer Träumerei und neoliberaler Profitgier durchsetzt, was ich nicht hoffe, ja. Dann bekommen wir ein öffentliches Gesamtschulsystem niedriger und daneben ein sündteures Privatschulsystem hoher Qualität. In den USA lebt inzwischen die Mehrheit der Kinder, die eine öffentliche Schule besuchen, unter der Armutsgrenze. Man kann nicht nicht differenzieren. In Schulsystemen mit vielfältigen Angeboten entscheidet die Leistung, in Gesamtschulsystemen das Geld der Eltern. Und dagegen kämpfe ich aus tiefer christlichsozialer Überzeugung. Geld ist nämlich ein außerordentlich effizientes, aber wenig legitimes Mittel der Segregation. 18 ad fundum couleur 01 | 16 Der Generatio in Schieflage V.l.n.r.: DI Georg Feith, CEO Glanzstoff Industries, Mag. Walter Hatzenbichler NEOS, Dr. Therese Niss (Vorstand Junge Industrie), Dr. Claus Raidl, Univ.-.Prof. Dr. Wolfgang Mazal, Asdin El Habbassi (Abg.z.NR – ÖVP), Stefan Schnöll (Generalsekretär JVP), Andreas Jilly (Bundesobmann der Aktionsgemeinschaft), Mag. Christoph Seel (Präsident des Österreichischen Cartellverbandes) Wir haben in Österreich einiges erreicht: Frieden seit dem 2. Weltkrieg, kaum soziale Konflikte, saubere Gewässer und eine vergleichsweise intakte Umwelt. Nicht alles ist jedoch gelungen. Der Generationenvertrag ist in Schieflage geraten – ganz besonders im Bereich Pensionen. Wenn durch die Pensionen und den Pflegebedarf im Alter unsere Staatsfinanzen nicht völlig aus dem Ruder laufen sollen, sind notwendige Schritte umzusetzen. Die Jungen verdienen wenig und die alten viel. Um diesen besorgniserregenden Entwicklungen entgegenzuwirken, hat sich mit der ARGE Generationenvertrag-NEU ein prominentes Personenkomitee konstituiert. Das österreichische Pensionssystem zählt nicht nur zu den teuersten, sondern auch zu den am wenigsten nachhaltigen Modellen Europas. Zahlreiche Studien, Experten und Rankings bescheinigen dem heimischen Modell den Kollaps, wenn nicht rasch die richtigen Schritte ergriffen werden. Im Vorfeld des Pensionsgipfels der Bundesregierung am 29. Februar meldeten sich dazu generationsübergreifend prominente Österreicherinnen und Österreicher zu Wort: Der Tenor: „Es ist Zeit für einen neuen Generationenvertrag! Das sind wir unseren Kindern schuldig!“ An forderster Front engagiert sind dabei auch Mitglieder des Mittelschüler-Kartellverbandes, unter ihnen OENB-Präsident Dr. Claus Raidl, DI Georg Feith (Geschäftsführer Glanzstoff Industries) oder Kartellsenior Julian Staltner. Eine kürzlich vom Institut für Wirtschaftsforschung Eco Austria präsentierte neue Datenanalyse rund um das österreichische Pensionssystem – erstmals wurden die Daten der gesetzlichen Pensionsversicherung mit jenen der öffentlichen Rechtsträger miteinander kombiniert – zeigte schonungslos die besorgniserregende Entwicklung auf: Die Deckungslücke bei den Pensionen betrug laut neuer Studie von Dr. Ulrich Schuh 2014 bereits 21,409 Milliarden Euro, also um 834 Millionen mehr als im Jahr 2013. Weitere Studien wie couleur 01 | 16 19 ad fundum nenvertrag Sechs essentielle Stellschrauben unseres Pensionssystems: „Wir brauchen einen neuen Generationenvertrag! Es ist höchste Zeit für echte Reformen. Jedes Beschönigen und Verschieben ist unverantwortlich den nächsten Generationen gegenüber. Wir müssen endlich handeln!“ betonen Persönlichkeiten wie Dkfm. Claus Raidl, Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Mazal, Mag. Walter Hatzenbichler von den NEOS (alle drei ebenfalls Mitglieder in MKV-Verbindungen), Dr. Therese Niss von der Jungen Industrie und ÖVP-Nationalratsabgeordneter Asdin El Habbassi. Das österreichische Pensionssystem – fünf alarmierende Fakten: In Österreich verbindet sich Frühpension mit steigender Lebenserwartung: Nur die Franzosen, Italiener und Griechen gehen durchschnittlich früher in Pension. Die Lebenserwartung steigt weiter – Frauen sind 2014 28 Jahre – um zehn Jahre länger als vor 40 Jahren – und Männer mehr als 22 Jahre – also um neun Jahre länger in Pension. Östereich liegt an vierter Stelle beim BIPAnteil für Pensionen – nur Griechenland, Italien und Frankreich geben noch mehr vom BIP für das sogenannte Umlagesystem (1. Säule) aus als Österreich. Die Lücke zwischen Beiträgen der Aktiven und den Bezügen der Pensionisten ist im Jahr 2013 auf gigantische 20,7 Milliarden Euro angewachsen – das sind 42,7 % aller ausgezahlten Pensionen oder 22,7 % aller eingehobenen Steuern. Es herrscht eine ungeheure Intransparenz, um öffentlichen Reformdruck gering zu halten. Österreich ist eines von wenigen Ländern auf der Welt, in denen das Pensionsantrittsalter von Männern und Frauen unterschiedlich hoch ist. Das führt zu einer Benachteiligung von Frauen zum Ende ihrer Karriere und zur größten Gap zwischen den Geschlechtern bei Aktiv- wie auch bei Pensionsbezügen in der EU. 1. Anhebung des gesetzlichen und des faktischen Pensionsantrittsalter für Männer und Frauen 2. Koppelung des Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung 3. Vereinheitlichung der Pensionssysteme (ASVG, Beamte, ÖBB, etc.) in max. 15 Jahren für alle Pensionisten bis 2030 statt bis 2040 4. Halbierung der Deckungslücke von 21,4 Mrd. in längstens zehn Jahren 5. Stärkung der zweiten und dritten Säule zur besseren Verteilung der Pensionslast 6. Aufgabe der Seniorität/Anciennität als Gestaltungsprinzip der Abgeltung für Arbeit Die Babyboomer, das sind die geburtenstarken Jahrgänge (Fertilitätsrate bis 2,8 in 1964) Anfang der Sechzigerjahre, gehen ab 2021 in Pension, dadurch wird das Umlagesystem noch stärker belastet. Es ist höchste Zeit für wirkliche Reformen. Jedes Beschönigen und Verschieben ist unverantwortlich den nächsten Generationen gegenüber. Wir müssen endlich handeln! bezahlte Anzeige der „Melbourne Mercer Global Pension Index 2015“ und zahlreiche Experten wie zum Beispiel die Agenda Austria decken immer wieder den besorgniserregenden Zustand in Österreich auf. 20 ad fundum couleur 01 | 16 Die Couleurkarte – das Aushängeschild einer Verbindung In der letzten Ausgabe befassten wir uns mit der Geschichte von Couleurkarten im Allgemeinen. Nachfolgender Beitrag soll einen Überblick über die verschiedenen Arten von Couleurkarten geben: DIE KORPORATIONSKARTE Sie dient der Darstellung der Ideale und der Prinzipien einer Verbindung. Das geschieht durch das Vollwappen, den Zirkel und den Wahlspruch. Darüber hinaus kann man auch eigentliche Ansichtskarten dazu zählen: Sie zeigen z.B. eine für die jeweilige Verbindung bedeutende Vedute, das Verbindungshaus oder die Universität. Zu dieser Gruppe gehören auch die Allegoriekarten, z.B. mit einer Personifizierung des Verbindungsnamens, die sogenannten Erinnerungskarten, die aus einem bestimmten Anlass, z.B. zu einem Stiftungsfest herausgegeben wurden oder Karten mit dem Porträt bedeutender Verbindungsmitglieder. In geringerem Ausmaß haben Korporationen auch Lied- und Genrekarten herausgegeben, die sich von der großen Gruppe dieser Art dadurch unterscheiden, dass sie die Farben der jeweiligen Verbindung mit einbeziehen. DIE LIED- UND GENREKARTE Dieser Begriff sagt eigentlich schon deutlich, was hier dargestellt werden soll: Es sind Szenen aus dem Studentenleben, wie Rezeption, Burschung oder Landesvater. Die Mensur, also das studentische Fechten, nimmt einen breiten Raum ein. Das ist nicht weiter verwunderlich, stellten doch Burschenschaften, Corps, Landsmann- und Turner- sowie Sängerschaften vor allem vor dem Ersten Weltkrieg das Gros der Verbindungen. Hierher gehören auch die Karten mit den vielfältigen studentischen Szenen nach Entwürfen von Georg Mühlberg. Sie waren sehr beliebt und werden, obwohl man sie eher dem Kitsch zuordnen kann, bis heute nachgedruckt. Zu dieser Gruppe gehören auch die vielen Karten unter dem Motto „Alt Heidelberg“. Die Liedkarten bringen meistens zu einer Text- und/oder Notenzeile die Illustration zu einem bekannten Studentenlied. Die bildliche Darstellung vermittelt eine heile Welt und orientiert sich an der Vergangenheit, an einem romantisch-verträumten Studentenleben, am Freundeskreis, der Liebe und dem Abschied nehmen. DIE KARIKATURKARTE Mit ihnen nahmen Verlage das studentische Leben, vor allem seine Auswüchse, wie einen übersteigerten Ehrenkodex, das Trinken oder den studentischen Zweikampf pointiert, manchmal liebenswürdig-gutmütig, meist aber bösartig aufs Korn. Die Produktion von Karikaturkarten erlosch in den Zwanzigerjahren. Die Ursache dafür war der Wandel der Interessentenund Käuferschicht, aber wohl auch die Änderung der studentischen Verhältnisse. Einstige Angriffspunkte hatten nicht überlebt oder ihre Bedeutung verloren und auch die oft exklusive gesellschaftliche Stellung der Farbstudenten gab es kaum mehr. Auch die von den Schutzvereinen herausgegebenen Liedkarten verschwanden. Das Interesse an der angeblich heilen Welt des Studentenlebens verlagerte sich auf den Film. Heute sind es durchaus auch Verbindungen, die sich mit Karikaturkarten ein wenig über sich selbst lustig machen. DIE COULEURKARTE HEUTE Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es nur wenige Verbindungen, die versuchten, die Tradition der Couleurkarten fortzusetzen. Aber seit den späten Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts erlebt die Couleurkarte eine bemerkenswerte Renaissance, und das in einer Zeit, in der die technischen Möglichkeiten wie E-Mail oder SMS eigentlich dagegen sprechen, denn wer bedient sich heute schon des Schreibens einer Karte, um eine Nachricht zu übermitteln. Die heutigen Couleurkarten bieten ein weit gefächertes Spektrum. Manche Verbindungen begnügen sich mit Nachdrucken alter Motive, v.a. der Wappenkarten, aber auch arrivierte Künstler liefern für die neuen Couleurkarten ebenso Vorlagen, wie begabte Amateurmaler und -zeichner in den Verbindungen. Die Couleurkarte ist auch die Visitenkarte einer Verbindung, die graphisch und künstlerisch qualitätvoll gestaltet sein sollte. Dass dies bis in die jüngste Vergangenheit auch gelungen ist, beweisen die Beispiele in dem Buch: couleur 01 | 16 COULEURKARTEN AUS DEM MKV UND SEINEM UMFELD Im September 1999 ist mein Buch „Die Couleurkarten des Österreichischen Cartellverbandes und seiner Verbindungen“ erschienen. Es war dies der erste Versuch, die Studentenpostkarten eines Verbandes insgesamt in Bild und Beschreibung umfassend und genau zu erfassen. Dieser Katalog hat vor allem bei Couleurkartensammlern, aber auch bei jenen, die an der Entwicklung des Farbstudententums und am ÖCV im Allgemeinen interessiert waren, erfreulicherweise große Beachtung gefunden. Vorschläge und Anregungen, ein ähnliches Werk auch für andere Verbände zu erarbeiten, sind nicht ausgeblieben. Die älteste derzeit bekannte Couleurkarte einer katholischen Pennalie mit dem Wappen einer Nibelungia-Innsbruck, die von 1892 bis 1908 bestanden hat, stammt aus dem Jahr 1898. Unter den heutigen MKVVerbindungen kann die K.ö.St.V. AlmgauSalzburg auf eine Karte aus dem Jahr 1903 verweisen. Bis 1919 waren Mittelschulverbindungen in Österreich verboten. Sie existierten nur im Untergrund. Sind sie aufgeflogen, so mussten ihre Mitglieder oft an andere Schulen wechseln, im schlimmsten Fall wurden sie von einem weiteren Schulbesuch ausgeschlossen. Die Verbindungen hatten meist keine eigene Bude, sie existierten im Schutz akademischer Verbindungen (sogenannter „Deckverbindungen“) oder ihre Veranstal- 21 ad fundum tungen fanden in Hinterzimmern von Gasthöfen statt. Die Gründer waren meist Mittelschüler und junge Menschen denken an vieles, aber sicher an kein Archiv. Die Postkarte, und damit auch die Couleurkarte, war ein Gebrauchsartikel. Nur wenige wurden in einem professionellen Druckverfahren hergestellt. Aus Kostengründen wählte man einfache Möglichkeiten der Vervielfältigung. Vielfach sind Couleurkarten auch handgemalt und damit Unikate. Man hielt es oft auch nicht für notwendig, sie aufzuheben. In der Zwischenkriegszeit konnten sich die Mittelschulverbindungen zwar frei entfalten, aber Couleurkarten konnten sich nur wenige leisten. Die Ereignisse im Jahr 1938, das Verbot aller Verbindungen und die Kriegsjahre trugen dazu bei, dass Archivbestände, soweit es sie überhaupt gegeben hat, vielfach verloren gingen. Dieses nun vorliegende Verzeichnis der Couleurkarten aus dem MKV und seinem Umfeld endet mit dem Jahr 2013. Es ist aber auf Grund der unsicheren Quellenlage mit Sicherheit nicht vollständig. Von einigen der ältesten Karten, die meist Unikate sind, standen mir für eine Reproduktion manchmal nur unzulängliche Kopien zur Verfügung. Ihre Wiedergabe ist daher mangelhaft. Da die meisten Couleurkarten mehrfarbig sind, wird im Text nur bei jenen in Schwarz-Weiß und den einheitlich in einer anderen Farbe gedruckten dies besonders erwähnt. Auf die jeweilige Drucktechnik wird nur in Ausnahmefällen hingewiesen. Fotos von Chargierten und Gruppenfotos, wie sie oft anlässlich von Stiftungsfesten aufgenommen und auch als Postkarten verwendet wurden, führe ich nicht an. Sie sind auch keine Couleurkarten im eigentlichen Sinn. Couleurkarten, wie es sie bei CV-Verbindungen vor dem Ersten Weltkrieg mit der Abbildung „Die Fuchsia im Wintersemester ...“ gab, fehlen im MKV überhaupt. Ein Anliegen war mir auch bei diesem Buch das Personenregister, wenn es auch wesentlich schwerer zu erstellen war, als für die Couleurkarten des ÖCV. Soweit die Namen jener Personen, die Karten entworfen haben, durch eine Signatur erkennbar waren oder einwandfrei nachgewiesen werden konnten, habe ich auch versucht Lebensdaten, Studium, Ausbildung und Beruf zu eruieren. ERNST EXNER (TEW) 22 ad fundum couleur 01 | 16 Der Höllenritt n Start-up ist mittlerweile ein Schlagwort, das sich von Politik über Kammern jeder anheftet. Wie geht es Gründern, die an die Weltspitze wollen wirklich? Wie tief ist der Graben zwischen Euphorie und ständiger Existenzangst? Was haben Mazda, die Diözese GrazSeckau, der Wörthersee und das Kärntner Landesmuseum gemeinsam? Sie sind die ersten Kunden eines Klagenfurter Startups, das die Welt erobern will: xamoom, das von einem MKV, Georg Holzer vlg. Gringo (KTK, GLK), mitgegründet wurde und einen zweiten, den App-Entwickler Raphael Seher vlg. Morpheus (TAV), beschäftigt. Im Klagenfurter Lakeside Science and Technology Park gibt es eine Reihe von Firmen, die keinesfalls Durchschnitt sein wollen, sondern es Instagram, WhatsApp oder Spotify gleichmachen wollen. xamoom, im Mai 2014 gegründet, will nichts Geringeres, als mit innovativen Handydiensten an die Weltspitze gelangen. Im ersten Jahr waren der Ex-Journalist Holzer und der Software-Entwickler Bruno Hautzenberger noch zu zweit. Mittlerweile sind es sechs Mitarbeiter, die an ortsbezogenen Handydiensten arbeiten. Solche „Location Based Services“ geben dem Handynutzer immer genau jene Information, die er im Moment braucht – Informationen zu einem Werk im Museum oder einem Auto im Schauraum. Will nun ein Museum etwa einen Audio-Guide an- bieten, fallen dafür aktuell mehrere zehntausend Euro alleine für Software und Geräte an. Die Umsetzung dauerte bislang monatelang und setzte Expertenwissen voraus. xamoom macht etwas, das so noch keiner versucht hat: Eine Infrastruktur für etwas anzubieten, das zuvor extrem teuer war, langwierig jedes Mal aufs Neue entwickelt werden musste und viel Expertenwissen voraussetzte. „Ortsbezogene Handydienste wären mit unserem System nicht nur ein Privileg großer Museen oder Industriebetriebe. Jeder kann es sich nun leisten und ohne viel Vorwissen umsetzen“, erklärt Holzer. Jetzt sind solche Dienste ohne Expertenwissen binnen Stunden einsatzbereit und kosten nur noch 49 bis 349 Euro im Monat – also einen Bruchteil. Der Einstieg mit einem kleinen System bis zu zehn Orten ist sogar kostenlos. „Möglich wird dies durch einen hohen Grad an Spezialisierung. Wir machen nur das eine, das dafür extrem effizient“, erklärt Hautzenberger, der Vergleiche mit der industriellen Revolution zieht. Will man als Start-up erfolgreich sein, reicht es eben nicht, ein kleines Stückchen besser zu sein. Es muss schon der Faktor 10 oder 100 her, damit das Produkt im Idealfall weltweit vermarktbar ist. Zwischen Zweifeln und Euphorie In jedem Start-up steckt aber ein hohes Maß an Unsicherheit, ein Teil von ihnen scheitert. Auch xamoom ist da keine Aus- couleur 01 | 16 23 ad fundum amens Start-up Was xamoom macht: Eine Infrastruktur für ortsbezogene Handydienste aller Art und das Internet der Dinge. Das Location CMS vernetzt Orte und Objekte mit dem Smartphone. Es werden immer die richtigen Inhalte in der richtigen Sprache ausgegeben. Einsatzgebiete: Tourismus, Museen, Marketing, Industrie, Bürgerinformation in der Gemeinde Preise: 0 – 799,– Euro im Monat Auszeichnungen: Futurezone Start-up des Jahres 2014, IKT-Preis des Landes Kärnten, InvestorStar am Business Angel Day 2015, Trend Top 100 Startups in Österreich, Creos in Gold – Kärntner Landespreis für Werbung und Marketing Infos: xamoom.com, 0680-2009030 Sechs Mitarbeiter aus vier Ländern (v.l.n.r.): Co-Gründer & CEO Georg Holzer vlg. Gringo (KTK, GLK), Webentwickler Pavol Dano, Praktikantin Ema Ciglic, App-Entwickler Raphael Seher vlg. Morpheus (TAV), Lucia Schöpfer macht Marketing, Co-Gründer & CTO Bruno Hautzenberger nahme. Um das Risiko zu minimieren, planten die Gründer mit größtmöglicher Flexibilität. „Wir können zu jedem Ort und jedem Ding den richtigen Inhalt aufs Handy liefern“, erklärt Holzer. Neben Museumstouren gibt es somit auch Anwendungen im Tourismus oder Handel und sogar in Sportstätten, der Industrie und im Gewerbe. Dieses breite Spektrum macht allerdings die Vermarktung nicht einfacher. Wen spricht man wie an? Soll das Produkt allen angeboten werden oder suchen wir uns eine Nische aus, die wir kontrollieren können. Wenn ja, welche Nische? Auf solche Fragen gibt’s keine vorgefertigten Antworten. Dazu kommt, dass es – anders als in größeren Start-up-Zentren wie Wien – in Klagenfurt nur eine winzige Community gibt, in der man sich austauschen könnte. „Wir lernen alles auf die harte Nummer. Alles muss irgendwie selbst herausgefunden werden und wir sind damit auch schon arg hingefallen“, meint Holzer. Aktuell reden die Gründer mit mehreren Business Angels über einen Einstieg. „Geld ist die eine Sache, aber längst nicht alles. Was wir uns viel mehr von ihnen erwarten, sind Know-how und Kontakte“, so Holzer. Eineinhalb Jahre lang wurde das Produkt mit ein paar Förderungen und den letzten Ersparnissen der Gründer („we are all in“) entwickelt, seit ein paar Monaten ist es marktreif. Die Gründer sind davon überzeugt, eine großartige Plattform zu haben, die technisch an der Weltspitze ist und mit der Zeit noch besser wird. Aber es gibt natürlich auch das Risiko, dass womöglich etwas entwickelt wurde, das am Ende doch nur die ersten zehn, zwanzig Kunden brauchen könnten. Selbstzweifel und schlaflose Nächte sind neben überbordender Euphorie über technische Leistungen oder neue Kunden ständige Begleiter jedes Gründers. „Wer sich auf ein Start-up einlässt, muss sich auf den Höllenritt gefasst machen, der vor einem steht“, meint Kartellbruder Gringo. Der Name xamoom stammt übrigens aus der westafrikanischen Sprache Wolof und bedeutet so viel wie „Wissen vermitteln“. Obwohl der Name für das Start-up nicht besser gewählt sein könnte (sie vermitteln Wissen über Orte und Dinge), so war auch etwas Anderes ausschlaggebend: „Die .com-Domain war frei“, schmunzelt Holzer zum Schluss. 24 ad fundum couleur 01 | 16 Gruppenspiel – Pandemic Legacy: Season 1 Im Jahr 2008 hat Matt Leacock mit Pandemic (Pandemie) das Genre der modernen kooperativen Spiele de facto begründet. Nun ist in Zusammenarbeit mit Rob Daviau – dem Erfinder des „Legacy-Mechanismus“ – eine Melange beider Spielsysteme erschienen. Ob Pandemic Legacy tatsächlich spielerisches Wundermittel oder doch eher Kurpfuscherei ist, soll nachstehender Beitrag zeigen. bezahlte Anzeige Bei Pandemie und so auch bei Pandemic Legacy dreht sich alles um Krankheiten und deren Bekämpfung. Die Spieler übernehmen die Rollen von Forschern, Sanitätern und ähnlichen Vertretern von Gesundheitsberufen, um vier sich auf der Welt ausbreitende Epidemien einzudämmen, jeweils Heilmittel dagegen zu erforschen und die Gesundheit der Menschheit wieder herzustellen. Dazu bewegt man sich in diesem rein kooperativen Spiel rund um den Globus und ist permanent als Krisenfeuerwehr unterwegs. Wie so oft bei komplexeren Spielen steht man vor mannigfaltigen Entscheidungen: Soll man die ausgebrochene blaue Krankheit in Washington sofort behandeln oder die dortige Bevölkerung doch noch zumindest eine Runde ihrem Schicksal überlassen, hoffen, dass es zu keinem Kettenausbruch kommt und die gewonnene Zeit in die Erforschung eines Heilmittels investieren? Andererseits ist das rote Virus soweit auf der Welt verbreitet, dass bei wenigen Infizierten mehr keine Krankheitsmarker mehr vorhanden wären, was automatisch zum Spielverlust führen würde. Man sieht, die gebotenen Handlungen sind ohne Zahl und Urteile ohne Unterlass zu fällen, die einem oft Opfer abverlangen. couleur 01 | 16 25 ad fundum Spiel Genre: CoOp-Strategie sui generis Spieler: 2-4 Spieldauer: Speziell Altersfreigabe: ab 10 Jahre Preis: EUR 40,– der autor Alexander F.S. Putzendopler (ASG, Cl! et.al.) ist Rechtsanwaltsanwärter in Wien. Ehrenamtlich arbeitet der Autor im Supportteam eines Spieleverlages und hat über die Jahre hunderte Spiele gespielt und erklärt. Anfragen zu Spieleempfehlungen sind ausdrücklich erwünscht. Hier kommt nun der Legacy-Mechanismus zum Tragen, welcher das Spiel erst zu dem macht, was es ist. Jede von den Spielern getroffene Entscheidung wirkt sich nämlich permanent auf das Spiel aus! Einmal ausgeführte Aktionen können nicht mehr rückgängig gemacht werden, die Spieler müssen mit den Konsequenzen ihres Handelns leben. Um die Dauerhaftigkeit des sich verändernden Spieles auch festzuhalten, wird es auch faktisch angepasst. Das heißt: Karten werden zerrissen, mit Edding auf dem Spielbrett Eintragungen vorgenommen, nicht entfernbare Sticker auf Karten, die Regeln oder die Spielertableaus geklebt und so weiter und so fort. Dies ist auch der Grund warum in diesem Artikel ausnahmsweise ein Symbolfoto zu finden ist, weil das Exemplar des Autors nicht wiederzuerkennen ist. Mit anderen Worten: Wenn man das Spiel „durchgespielt“ hat, was 12 bis maximal 24 etwa zweistündige Partien dauert, ist es „kaputt“ bzw. hochpersonalisiert und die Geschichte des Spieles erzählt. Weil genau darum geht es neben den spielerischen Qualitäten dieses Werks: Die Spieler werden in einen packenden Strudel des Erzählens hineingerissen, der sie selbst zum Zentrum der Handlung werden lässt, die einen im Stakkato mit weiteren Wendungen überrascht und kaum Atem holen lässt. Nun möchte man sich fragen, ob vierzig Euro für ein Spiel, das man höchstens 24-mal spielen kann, nicht etwas gar teuer sind. Dies ist aber keinesfalls so. Bedenkt man, dass durch mindestens zwanzig Stunden vom Spiel eine Geschichte erzählt wird, deren Fortgang im Vorfeld nicht im Ansatz abschätzbar ist (in der Schachtel befinden sich etliche versiegelte Päckchen, die erst nach und nach – in manchen Partien nicht einmal alle – geöffnet werden), so kostet bei vier Spielern jede Stunde ca. fünfzig Cent (also etwa sieben Schilling), was für dieses Erlebnis mehr als nur gerechtfertigt ist. Wie ein amerikanischer Rezensent zutreffend festgehalten hat, ist Pandemic Legacy „more an emotionally charging experience rather than a game“. Dieser Ansicht kann sich auch der Autor dieser Zeilen nur voll und ganz anschließen. Er hat das Spiel in einem Gewaltritt an einem Wochenende beendet und sich noch niemals so sehr von einem Brettspiel fesseln lassen, dass an ein Aufhören nicht zu denken war. Es ist wohl erkennbar, dass für Pandemic Legacy eine ganz klare Kaufempfehlung ausgesprochen wird, wenn man das mit Abstand intensivste Brettspielerlebnis der letzten Jahre nicht versäumen möchte. Interessant ist im Übrigen, dass auf der All-time-high Liste von www.boardgamegeek.com, DEM Spieleportal schlechthin, nach vielen Jahren das grandiose Twilight Struggle innerhalb von wenigen Tagen von Pandemic Legacy von der Spitze gestoßen wurde. Hinzu kommt, dass das Spiel, wie bereits angedeutet, mit den Spielern und der Spieldauer „mitwächst“: Beginnt es als etwas anspruchsvolleres Familienspiel, also etwa auf „Spiel des Jahres-Niveau“, so kann man es zum Ende hin durchaus als anspruchsvolles Kenner- bzw. einfaches Expertenspiel bezeichnen. Abschließend sei angemerkt, dass ob des großen Zuspruches das Spiel aktuell ausverkauft ist, es sich aber bereits im Reprint befindet und noch im Frühjahr 2016 wieder erhältlich sein sollte. Sobald dies der Fall ist, schnappt eure Spritzen, legt die Labormäntel an und rettet die Welt vor der Geißel der Krankheit! 26 ad fundum couleur 01 | 16 Transatlantischer F Warum die Europäische Union und die USA die globalen Entwicklungen nicht verschlafen sollten. Handel braucht Regeln und Rahmenbedingungen, jetzt! Kaum ein anderes Thema wird derzeit so breit und heftig in der Öffentlichkeit diskutiert wie das Abkommen zur Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft – kurz TTIP. Bedauerlicherweise wird vor allem in Österreich die Debatte mit viel Unwissenheit und unter Ausblendung von Fakten unseriös geführt und mit den Ängsten der Bürgerinnen und Bürger unverantwortlich umgegangen. TTIP wird gerade als gemeinsames Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den USA verhandelt. Das Ziel von TTIP ist einerseits der Abbau von tarifären und nichttarifären Handelshemmnissen und andererseits eine verstärkte Zusammenarbeit bei Regulierungsfragen zwischen den zwei Handelspartnern. Dadurch sollen Kosten für Unternehmen in der EU und den Vereinigten Staaten gesenkt werden, indem zum Beispiel technische Vorschriften oder Zulassungs- und Konformitätsverfahren von beiden Handelspartnern gegenseitig anerkannt und Exporte vereinfacht werden. Die USA und die EU erwirtschaften gemeinsam mit 46 % etwa die Hälfte des weltweiten Bruttoinlandproduktes. Darüber hinaus sind sie für etwa ein Drittel des Welthandels verantwortlich, wobei beide Handelsräume täglich Waren und Dienstleistungen im Wert von etwa zwei Milliarden Euro austauschen. Hier gilt es klarzustellen, dass die Exporte von der EU in die USA, mit rund 485 Milliarden Euro, weit höher ausfallen als die Importe aus den USA in die EU, mit rund 305 Milliarden Euro. Bei Abschluss des Freihandelsabkommens entstünde somit die weltweit größte Freihandelszone – mit rund 830 Millionen Bürgerinnen und Bürgern. Natürlich gibt es auch ausreichend Kritik an den möglichen Inhalten des Abkommens sowie der Verhandlungsführung. Sie reicht dabei vom Vorwurf der Intransparenz der Verhandlungen über allgemeine Ablehnung von Freihandel bis hin zur Sorge über die Herabsetzung von Standards bei Lebensmittelsicherheit und Umwelt. Dass Kritik und Kontrolle von staatlichem Handeln wichtig ist, steht außer Zweifel. Dennoch sollte sich die Kritik an den Fakten orientieren und seriös erfolgen. Genauer betrachtet, erweisen sich nämlich viele Vorwürfe als haltlos oder unrealistisch. Die Tendenz von nationalen Regierungen, Schuld bei „denen in Brüssel“ zu suchen, ist schon lang gehegte Tradition. Faktum ist, dass seit den 1990er-Jahren über eine Freihandelszone diskutiert wird und im Jahr 2013 der Europäische Rat – also die 28 EU Staats- und Regierungschefs – der EU-Kommission einstimmig (also auch mit der Stimme der Österreichischen Bundesregierung) ein Verhandlungsmandat erteilt. Darin wird klar festgelegt, in welchen Bereichen die Kommission mit den USA verhandeln soll. Politisch verantwortlich sind für TTIP die EU-Kommissarin für internationalen Handel, Cecilia Malmström, auf europäischer Seite und US-Handelsbeauftragter, Michael Froman, auf amerikanischer Seite. Bislang haben zehn Verhandlungsrunden auf Beamtenebene stattgefunden. Die Vertreter der zuständigen Dienststellen in Europa (Generaldirektion Handel) und den USA (Office of the United States Trade Representative) verhandeln dabei die einzelnen Kapitel in insgesamt 25 Verhandlungsgruppen. Über den Stand der Verhandlungen muss die Europäische Kommission dem Rat der Europäischen Union und dem Europäischen Parlament, welche nach Abschluss der Verhandlungen dem Abkommen zustimmen müssen, Bericht erstatten. Auf den Vorwurf, die Verhandlungen fänden „hinter verschlossenen Türen“ statt, hat die EU-Kommission bereits im Herbst 2014 reagiert, indem sie ausgewählte Verhandlungsdokumente der Öffentlichkeit im Internet frei zur Verfügung stellt. Dass diese kaum aufgerufen werden, lässt darauf schließen, dass das Interesse nur ein geringes ist. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass auch Kollektivvertragsverhandlungen und Ähnliches auf nationaler, regionaler oder lokaler Ebene vertraulich geführt werden. Warnungen vor giftigem Essen, welches unser Land überschwemmen würde – Stichwort „Chlorhendl“ – sind genauso einzuordnen wie so manche populistischen Warnungen in den 90er-Jahren vor „Blutschokolade“ und „Lausjoghurt“ beim Beitritt Österreichs zur Europäischen Union. Faktum ist, dass die Lebensmittelstandards sowohl in den USA als auch der EU hoch sind, wenn auch unterschiedlich. Während gerade Österreich führend in der biologischen Landwirtschaft ist, sind die US-Amerikaner sehr strikt bei Regelungen mit Rohmilch. Camembert aus Frankreich in Kalifornien? Gilt als gesundheitsbedenklich! Besonders die Nachfrage nach biologischen Produkten, gerade aus Österreich, ist besonders hoch. Mit einer Ablehnung von TTIP würden wir uns hier die große Chance, Top-Produkte zu exportieren, entgehen lassen. Das Europäische Parlament, ohne dessen Zustimmung TTIP nicht zustande kommen kann, sowie die nationalen Regierungen würden niemals einer Absenkung unserer Standards in diesem Bereich zustimmen. couleur 01 | 16 27 ad fundum Freihandel – ja bitte! folg und Aufstieg. Diese Regionen werden ein immer stärker werdender Faktor im Welthandel und in der Weltpolitik. Seit 2005 besteht zwischen Brunei, Chile, Singapur und Neuseeland die Transpazifische Partnerschaft, kurz: TPP. Ein Freihandelsabkommen zwischen diesen vier Ländern. Zurzeit verhandelt man mit acht weiteren Staaten (USA, Mexiko, Australien, Peru, Kanada, Japan, Vietnam und Malaysia). Taiwan und Südkorea haben Interesse bekundet. Sollten die Verhandlungen mit diesen Ländern zum Abschluss kommen, entsteht eine Freihandelszone mit knapp 1 Milliarde Bürgerinnen und Bürgern. Übrigens: China und Indien wollen TPP ebenfalls angehören – zusätzlich rund 2,8 Milliarden Menschen. Wer dann die Standards in punkto Lebensmittelsicherheit, Wettbewerb und Arbeitnehmerschutz setzt, ist klar. Die Investitionsbereitschaft eines ausländischen Unternehmens in einem fremden Staat hängt sehr stark von der Verlässlichkeit des Rechtssystems im „Empfangsstaat“ ab. Auch wenn sowohl die EU als auch die USA über hoch entwickelte Rechtsordnungen verfügen, sind sie dennoch sehr unterschiedlich – so werden etwa manche erstinstanzliche Richterposten in den USA politisch, durch Wahlen, besetzt. Daher ist auch das Thema schiedsgerichtliche Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (ISDS) ein weiterer großer Punkt in den Verhandlungen, welcher auch im Mandat der nationalen Staats- und Regierungschefs an die EU-Kommission festgehalten ist. Bedauerlicherweise wird in der gesamten Debatte das Selbstverständnis vieler Europäer immer wieder aufgezeigt: Es wird immer davon gesprochen, wie sich mit ISDS ausländische Firmen „bei uns“ über Recht hinwegsetzen könnten. Fakt ist aber, dass Schiedsgerichte in der internationalen Wirtschaft absolut üblich sind, da diese eine unbürokratische und politisch unabhängige Beilegung von Rechtsstreitigkeiten ermöglichen. Gerade europäische Unternehmen, besonders Unter- nehmen in Österreich, mit seinem Exportanteil von 67 %, benötigen Schutz bei im Ausland getätigten Investitionen! Rechtssicherheit ist ein essentielles Gut und muss für alle gelten. Die Debatte um ISDS ist ferner auch deshalb interessant, weil es derzeit bereits 1.400 abgeschlossene Investitionsschutzabkommen in der EU gibt, welche die Anrufung von Schiedsgerichten ermöglichen. Österreich hat über 60 solcher Abkommen abgeschlossen, welche alle einstimmig (bis auf jenes mit Bolivien und jenes mit Nigeria) im Nationalrat genehmigt wurden. Der gegenwärtige Investitionsschutz zeigt deutlichen Verbesserungsbedarf etwa in Sachen des Schutzes des staatlichen Regulierungsrechts, der Transparenz oder Berufungsmöglichkeit auf. Die TTIP-Verhandlungen sind unsere Chance den Investitionsschutz zu reformieren und zu modernisieren. Zum Schluss muss man eines nochmals deutlich feststellen: die Welt dreht sich weiter, ob wir mitgestalten oder nicht. Asien, Südamerika und viele Staaten in Afrika boomen und sind hungrig nach Er- Diese Verhandlungen gibt es. Diese Verhandlungen werden abgeschlossen. Ob Europa will oder nicht. Gerade US-Präsident Obama drängt auf einen raschen Abschluss der TTP-Verhandlungen. Er will die USA noch in seiner Amtszeit in das Trans-Pazifische-Abkommen bringen. Umso wichtiger ist es, dass wir als Europäische Union, als vereintes Europa, mit unseren hohen Standards, unseren qualitativen Lebensmitteln, den starken Unternehmerinnen und Unternehmern und den engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Standards festsetzen wie der Freihandel auf dieser Welt global gestaltet werden soll. Nicht nur aus wirtschaftlichen sondern auch aus politischen Gründen. Unser Modell der ökosozialen Marktwirtschaft sollte Vorbild sein. Eine freiwillige Abschottung von wirtschaftlichen und politischen globalen Entwicklungen wird uns als Kontinent aber ins Abseits stellen. Dagegen sollte man ankämpfen und nicht gegen vernünftige Verträge auf Augenhöhe zwischen demokratisch gewählten Parlamenten und Regierungen. DR. PAUL RÜBIG MEP (FRL) 28 ad fundum couleur 01 | 16 Alle Menschen müssen einmal auferstehen Am Ende der Leidensgeschichte, die uns am Karfreitag zur Todesstunde Jesu verkündet wird, heißt es: „An dem Ort, wo man ihn gekreuzigt hatte, war ein Garten und in dem Garten war ein neues Grab, in dem noch niemand bestattet worden war. Wegen des Rüsttages der Juden und weil das Grab in der Nähe lag, setzten sie Jesus dort bei.“ (Joh 19,41-42) Maria aus Magdala und die andere Maria kommen, um nach dem Grab zu sehen. Aber das Grab ist leer. Gott setzt mit der Auferstehung Jesu einen Neubeginn. Das ist der Weg von Ostern: Vom Grab der Klage, der Wehmut, der Ohnmacht, des Wachens und Schweigens hin zu neuer Hoffnung und dem unbesiegbaren Leben. Der Ausnahmekünstler Georg Paulmichl, der das Leben und den Glauben wunderbar und treffend ins Wort bringt, formuliert es so: der autor Mag. Jakob Bürgler wurde am 18. Jänner 2016 vom Konsultorenkollegium der Diözese Innsbruck zum Diözesanadministrator gewählt. Auferstehung Alle Menschen müssen einmal auferstehen. Wer zu lange im Grab liegt, den beißen die Flöhe. Jesus suchte den Weg nach oben. Jesus war nie im Kirchenchor. Die Buschmänner glauben nicht an den Krims-Krams. Die Auferstehung hat die Kirche entdeckt. Die Himmelspforte wird breit, soweit das Augenmaß reicht. Halleluja und ewiger Harfenklang dröhnt aus Engels Haar. Keine Not bricht im Himmel die Gebeine. Kein Trauerkloß steckt mehr im Hals. Das alles steht in der Schrift. (Georg Paulmichl, Ins Leben gestemmt, 2003) Worauf die Jüngerinnen und Jünger schauen, dahinein werden sie verwandelt: Im Blick auf das leere Grab und den Auferstandenen werden die Jünger zu österlichen Menschen. – Gott erscheint an den Wegkreuzungen, an den Orten, die uns nicht vertraut sind, an denen wir uns nicht auf Sicherheiten stützen können. Was ist zu tun angesichts dieser Situation?, so fragt Papst Franziskus. Es braucht eine Kirche, die keine Angst hat, in die Nacht dieser Menschen hineinzugehen. Es braucht eine Kirche, die fähig ist, ihnen auf ihren Wegen zu begegnen. Es braucht eine Kirche, die sich in ihr Gespräch einzuschalten vermag. Es braucht eine Kirche, die es versteht mit jenen Jungen ins Gespräch zu kommen, die wie die Emmausjünger aus Jerusalem fortlaufen und ziellos allein mit ihrer Ernüchterung umherziehen, mit der Enttäuschung über ein Christentum, das mittlerweile als steriler, unfruchtbarer Boden angesehen wird, der unfähig ist, Sinn zu zeugen. Jesu Auferstehung ist der Weg des Lebens. Er gibt Mut und die Kraft zu glauben, auch nach der Vergeblichkeit so mancher Nacht neu zu beginnen. Wer an die Auferstehung glaubt, der kann auch heute voll Hoffnung ausrufen: „ER ist auferstanden, er ist fürwahr auferstanden!“ So wünsche ich gesegnete Ostern, getragen aus der Freude und dem Licht des auferstandenen Christus. couleur 01 | 16 29 ad fundum n e g n u l l e t Buchvors Zweihundert der schönsten Studentischen Zeichnungen von Mag. Roland Grill v/o Dr. cer. Hugin, hg. von Martin und Anja Duschek, Verlag Werbeagentur Duschek, Innsbruck 2015, 204 S., ISBN 978-3-200-04395-4, 75,– Euro, [email protected] Vor etwa 35 Jahren begann Roland Grill als Autodidakt sich künstlerisch zu betätigen. In diesem bemerkenswerten Bildband sind dabei „nur“ seine Werke aus den „Budenbüchern“ von diversen Veranstaltungen überwiegend seiner Verbindung Andechs zu Innsbruck zu finden. Er deckt dabei eine Vielzahl von Anlässen und Themen ab, wie Jahresmottos, Antrittsund Schlusskneipen, Kneipen zu besonderen Anlässen, Stiftungsfesten, Ausflügen und Exkneipen, die Weihnachtszeit, wissenschaftliche Abende und Vorträge bis zu einem Trauerkommers, nimmt dabei auch Anregungen von außen auf und adaptiert z.B. ein gängiges Fernsehlogo oder die Muppets, das Motiv einer alten Couleurkarte oder ein Bauwerk, verwendet Jugendstil-Motive ebenso wie solche aus der Romantik oder auch eine ganz eigenständige Bildsprache. Dabei ist er kein schneller Zeichner, seine Werke sind mit viel Liebe akribisch bis ins Detail ausgeführt und er braucht, wie er selbst einmal geschrieben hat, für ein Bild vom Entwurf bis zur Fertigstellung etwa 20-25 Stunden. Kein Bild gleicht dem anderen. Im Vergleich zu früher finden sich heute in den Budenbüchern nurmehr selten Zeichnungen, etwas Vergleichbares zu den Arbeiten von Roland Grill gibt es nicht. Diese Werke erstmals einem größeren Kreis zugänglich zu machen verdient großen Dank! („Nebenbei“ sei erwähnt, dass es von Grill auch noch Couleurkarten und Exlibris gibt. Vielleicht können auch diese einmal gesammelt vorgelegt werden.) Eine sehr wichtige Dokumentation studentischer Grafik und ein Augenschmaus! Seine Arbeiten aus dem Gästebuch der Kath. Czernowitzer Pennäler aus den Jahren 1995 bis 2007 erschienen dort als kleines Büchlein unter dem Titel „Hugin fecit“ (s. Acta 168/22). P.K. Der Bildband „Zweihundert der schönsten studentischen Zeichnungen von Mag. Roland Grill vlg. Dr. cer. Hugin“ ist im Buchhandel auf Bestellung verfügbar, kann aber auch direkt beim Eigenverlag unter [email protected] bestellt werden. (Preis inkl. 10 % USt. 75,– Euro, 208 Seiten, 200 Farbtafeln, Format Din A4, Softcover). Autor: Dr. Peter Krause vlg. Aegir Erstmals erschienen in den „acta studentica“, Folge 195 (47. Jahrgang, März 2016), auf den Seiten 21 und 22. Johannes Twaroch hat wieder in seine Schatzkiste gegriffen und sich diesmal mit spitzer Feder historischen, witzigen, Lauter Literaten skurrilen und bemerkenswerten Anekdoten und Erzählungen über Österreichs Literaten gewidmet. Ein weiteres Buch von Johannes Twaroch, das zum Schmunzeln und laut Loslachen animiert und das man kaum aus der Hand legen möchte. Johannes Twaroch: Anekdotenschatz. Lauter Literaten. Kral-Verlag 2015, 250 S., 24,90 Euro Der letzte Pilger: Den Jakobsweg einmal anders erleben Einmal noch tief durchatmen – „Jetzt geh ich los!“ Das sind die letzten Worte eines Pilgers, bevor er seinen Weg beginnt. Sein Fußmarsch führte den Autor, Dr. Bernhard Pichler, innerhalb von 111 Tagen von Eisenstadt über Santiago de Compostela und das Ende der Welt bis hin zu Sevilla und schließlich nach Gibraltar – gesamt 4.600 Kilometer, auf denen er sein Couleur trug und Abenteuer erlebte, die sonst nie mit dem Jakobsweg in Verbindung gebracht werden würden, in denen sein Leben auf den Kopf gestellt und er aus dem goldenen Käfig eines Wiener Studentenlebens herausgerissen wurde. Jakobsweg-Bücher gibt es wie Sand am Meer, neu ist jedoch die humoristische Darstellung eines Couleurstudenten auf Pilgerreise. Diese ist dem Autor in der vor kurzem veröffentlichten, zweiten Auflage seines Buches ausgezeichnet gelungen. Taschenbuch: 294 Seiten Verlag: Vindobona (27. Juni 2012) 30 ad fundum couleur 01 | 16 e f e i r b r e s Le Lieber Kartellbruder Am adeus! Hoher WStV-Vorsitzender ! Die besinnlichen Weihnach tsstunden abseits Familie, Ehrenamt und „Pensionsstr man sagt das nur immer wie ess“ (ist mir an und für sic der so unbedacht) habe ich h fremd, auch dazu genutzt, das Co zu studieren und bin bei dei uleur 03/15 nochmals etw nem Artikel „Viele runde, as bewusster kleine, heitre Welten“ hän fand und niemand besser gen geblieben, weil ich ihn die österreichische MKV-W so erf rischend elt bisher auf diese Weise Eigenheiten unserer kleine beschrieben hatte oder den n Welt so treffend und hum Mut hatte, diese orvoll darzulegen. Kein La inhaltsreicher apostrophi ndesverband hätte in derart ert werden können, wie du kurzen Sätzen deren Eigenheiten oder Be Matrjoschka und Verbindun sonderheiten in Worte gek gsholding sind nur zwei fas leid et hast. zinierend ausgedrückte Be aber auch für Oberösterre ispiele über das kleine Vor ich, Steiermark, Wien und arl ber g, Tir ol fandest du so einzigart Wahrscheinlich ist der tief ige Betrachtungen, in den ere Sinn deiner Ausführunge en alle s gesagt ist. n manchem von uns noch ver die Zeit, in der man sich an borgen geblieben, aber es diesen Artikel beispielgebe kom mt nd auch erinnern wird. Ich möchte humorvollen Worte dazu dir aber Danke sagen, we beitragen (könnten), innerh il auc alb h deine uns eres Verbandes neue Wege was wir uns alle wünschen des Miteinander zu beschr ! eiten, Mit herzlichen kartellbrüder lichen Grüßen aus dem Lä ndle dein DR. CER. PLUS, CL F, WMH COMIC: OTTO HANDL VLG. MICHELANGELO, BOW couleur 01 | 16 31 ad fundum EUrban Art – Die Kunstprojekte am PT16 Der Mensch lebt nicht nur von Luft alleine! Wir wollen euch dieses Jahr am Pennälertag fordern! Wir wollen eure Ideen, Vorstellungen und Wünsche an Europa. Was soll sich ändern? Was ist gut? Was würdet ihr euch wünschen? Your message to Europe Der Baum ist ein starkes Symbol für Europa. Bäume sind der einzige lebende Organismus, der über seine gesamte Lebensdauer wächst und gedeiht. Der Europäische Baum wird eines der zentralen Highlights dieses Pennälerta-ges sein. Ein Treffpunkt um sich auszutauschen, künstlerisch aktiv zu sein und sich auf einer sehr niederschwelligen Ebene Gedanken über seine Wünsche und Träume über das Europa von morgen zu machen. Kreative Freiheit, eigene Herkunft und Veränderung, Wurzeln und Perspektiven, Träume und Gedanken, die vielleicht derzeitige Grenzen überschreiten und Themen, die junge Menschen betreffen, sollen bei diesem Kunstprojekt im Zentrum stehen und auch plastisch entstehen. Before I die … „Before I die …“ ist ein Projekt, initiiert von der amerikanischen Künstlerin Candy Chang aus New Orleans, dass vernachlässigte Räume in konstruktive Kunst transformiert, wo man die Träume und Hoffnungen der Menschen in seiner Umgebung erfahren kann. Am Hauptplatz wird eine zwölf Meter lange Wand – als Referenz an die zwölf Gründungsstaaten der Vorgängerorganisation der EU – im Rahmen des Pennälertages errichtet, um somit Platz für hunderte Wünsche vorbeigehender Besucher, Tagungsteilnehmer, Touristen und Badener Platz zu bieten. Das gleiche Kunstprojekt wurde bereits in zahlreichen Städten rund um die Welt umgesetzt, unter anderem auch in New York, San Francisco, Beirut und Amsterdam. Auf ihrer Homepage candychang.com kann man mehr über die Künstlerin, ihre Projekte und ihre Biografie erfahren. bezahlte Anzeige
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