couleur zeitschrift des mittelschüler-kartell-verbandes Preis: 2,- € >> politisch unabhängiges jugend- und mitgliedermagazin 04 | 15 Visionen Mutige Ideen braucht das Land nen“ > „Was erstritten uns’re Ah Hat die Freiheit einen Deckel? dition > Farbstudentische Balltra Couleurbälle in Österreich P.b.b. GZ 02Z031286S Verlagspostamt 1070 Wien DVR: 0014958 couleur 04 | 15 3 editorial Grüß Gott Thema Grüß Gott im Winter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Wissenswertes rund um Verband und Prinzipien Die Wirtschaft wieder zum Laufen bringen . . . . . 6 Visionen für Österreich Mut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Eine Haltung macht den Unterschied Pro & Contra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Thema: Visionen Michael Summereder Chefredakteur Lieber Kartellbruder! „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.“, gab der kürzlich verstorbene, legendäre deutsche Altbundeskanzler Helmut Schmidt vor Jahren in einem Interview zu Protokoll. Auch, wenn Schmidt („es war eine pampige Antwort auf eine dusselige Frage“) diese Aussage Jahre später relativierte: Der Begriff „Vision“ – der Duden weiß dazu „in jemandes Vorstellung besonders in Bezug auf Zukünftiges entworfenes Bild“ – ist nicht jedermanns Sache. Für die einen ist die Vision ein inflationär benütztes Schlagwort, für die anderen bleibt sie ein ständiger Begleiter, der dem Leben erst das „Wofür“ verleiht. Eine Plattform, deren täglich Brot es ist, Visionen für Österreich zu entwickeln, ist die Agenda Austria, der laut Eigendefinition „erste von Staat, Parteien, Kammern und Interessenverbänden unabhängige Thinktank Österreichs“. Deren Direktor Dr. Franz Schellhorn, ein bekannter Österreichischer Vordenker, beschreibt auf Seite 6, welche Reformen es aus seiner Sicht bräuchte, um die heimische Wirtschaft wieder auf Vordermann zu bringen. Dass notwendige Reformen immer auch mit Mut verbunden sein müssen, meinen Staatssekretär Dr. Harald Mahrer und Bettina Lorentschitsch MSc in ihrem Essay auf Seite 8. Eine kontroversere Betrachtung des Themas findet sich auf Seite 10 in der Kontroverse, in der sich diesmal zwei junge Kartellbrüder mit dem Thema auseinandersetzen. Bereits die letzte Couleur-Ausgabe widmete sich der Flüchtlingsfrage und auch zwei Monate später hat diese nicht an Aktualität verloren. Kartellbruder MMag. Armin Tschurtschenthaler schreibt auf Seite 12 über seine Visionen zur Lösung der aktuellen Problemlage. Wovor haben wir Angst? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Europa und die Flüchtlingsfrage Welche Rolle Visionen beim Weg in die Selbstständigkeit spielen und warum sich der Wechsel von einem sicheren Job in selbige auch mit Mitte 40 noch lohnen kann. Darüber sprachen wir mit Kartellbruder Patrick Schönberger vlg. Tacitus. Der seit rund zwei Jahren das „kleinste schönste Café“ Wiens im 4. Wiener Gemeindebezirk betreibt. Alles für guten Kaffee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Wenn eine Vision zum Beruf wird Ad Fundum Grundvoraussetzung für das Leben einer Vision ist zweifellos die Freiheit. Was wir als Couleurstudenten mit dieser zu tun haben – oder anders gefragt, ob die Freiheit einen Deckel hat –, damit setzt sich Kartellbruder Mag. Matthäus Schmied vlg. Kenobi auf Seite 18 auseinander. Ich wünsche Dir, lieber Kartellbruder, Frohe Weihnachten, besinnliche Festtage mit deinen Liebsten und ein erfolgreiches Jahr 2016 – mögen auch Deine Visionen in Erfüllung gehen! Helmut Kukacka . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Neuer Landessprecher von Pro Gymnasium Hat die Freiheit einen Deckel? . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Couleurstudententum und Freiheit Der Staat fördert den Wohlstand der Älteren zulasten der Jungen . . . . . . . . . . . . . . 21 Unser Wohlfahrtsstaat verteilt von Jung zu Alt Farbstudentische Balltradition . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Couleurbälle in Österreich Gegen digitalen Stress . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Für gesellige Mitglieder im Internet Couleurkarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Die Aushängeschilder von Verbindungen Gruppenspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Village MICHAEL SUMMEREDER VLG. TOTTI, TTI LBK Impressum Herausgeber: Mittelschüler-Kartell-Verband der katholischen farbentragenden Studentenkorporationen Österreichs (MKV), Laudongasse 16/Stiege 3/1. Stock, 1080 Wien Telefon: +43 1 5237434, Fax: +43 1 5237434-9 E-Mail: [email protected], Internet: www.mkv.at ZVR-Zahl: 646503058, ZVR-Zahl AHB: 750161558 Geschäftsführer: Walter Gröblinger (OCW) Vorstand: Walter Gröblinger (OCW), DI Dr. Edgar Hauer (MEG), Julian Staltner (NBL), Dr. Gregor Jansen (SOP) Chefredaktion: Michael Summereder Telefon: +43 660 1401201, E-Mail: [email protected] Redaktion Couleur-Intern: Michael Summereder Fotos: MKV, Europäische Kommission (EK), Shutterstock, flickr.com, zur Verfügung gestellt Konzeption, Produktion und Anzeigenverwaltung: Druckservice Muttenthaler GmbH, Ybbser Straße 14, 3252 Petzenkirchen, Tel. 07416 504-0*, [email protected] Auflage: 25.000 Exemplare Verkaufspreis: € 2,-, Jahresabo: € 4,80 (exkl. Porto) Verkaufsstellen: MKV-Kanzlei, Adresse s.o.; WStV-Kanzlei, Wien 8. Laudongasse 16; Kamper Annemarie, Bruck/Mur, Herzog-Ernst-Gasse 23; Denkmayr Thomas, Hartberg, Herrengasse 22; Wacker Norbert, Hall/Tirol, Oberer Stadtplatz 9; Wacker Martin, Innsbruck, Museumstraße 38; Sezemsky Josef, Innsbruck, Bruneckstraße 162 Blattlinie: Das „couleur“ ist die österreichweite Verbandszeitung des Mittelschüler-Kartell-Verbandes und als solche politisch unabhängig. Ziel ist die Information aller Mitglieder und Interessenten im Rahmen eines kritischen, auf den Grundsätzen des MKV bauenden Jugend- und Mitgliedermagazins. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung des Herausgebers entsprechen. 4 grüß gott couleur 04 | 15 Grüß „Wenn wir du rch die Straß en ziehen …“ Wilhelm-Mikla s-Platz Im niederösterreichischen Horn gibt es den Wilhelm-Miklas-Platz. Miklas war in Horn Gymnasialdirektor und von 1928 bis 1938 Bundespräsident. Der frühere Rossmarkt wurde 1958 in Miklasplatz umbenannt. Wilhelm Miklas erhielt 1909 das Band der Ferialverbindung Kuenring Horn verliehen und war ab 1920 Mitglied der Austria Wien im ÖCV. HINWEIS & FOTOS: WOLFGANG ANDRASCHEK V. WUFF, WMH Ab sof ort eine St stellen wir in raße (b zw. Pla jeder Ausgab einem tz) vor, e Kartell die nac bruder h b enannt Vorsch ist. lä bezahlte Anzeige ge? co uleu r@mkv. at couleur 04 | 15 5 grüß gott Gott „Köcher leer – Ende einer Utopie als Weltanschauung“, so lautete der Ti tel des Couleur #4 im Jahr 2005 Passend dazu th . ematisierte die Ve rbandszeitschrif die Entzauberung t damals der linken Leitf igur Che Gueva Gewalt und Ras ra und sismus bei Marx und Engels. Religio-Sofor twissen GEDANKEN ZUM 8. DEZEMBER Am 8. Dezember feiert die Kirche das Hochfest Mariä Empfängnis, also die Empfängnis der Gottesmutter Maria durch die Großmutter Jesu, Anna. Diese Empfängnis war unbefleckt, das bedeutet, dass Maria bereits vom ersten Augenblick ihres Lebens vor jeder Sünde bewahrt wurde, weil sie schließlich Mutter des Erlösers werden sollte. Logischerweise feiern wir neun Monate später, am 8. September, das Fest Mariä Geburt. Kaiser Ferdinand III. ließ das Hochfest im Dreißigjährigen Krieg aus Dank zum Feiertag erheben. Seither ist - bis auf die unglücklichen Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft – dieser Tag arbeitsfrei, für Katholiken gilt der verpflichtende Messbesuch. Aufgrund dessen, dass viele Österreicher und Touristen diesen Tag der Vorweihnachtszeit zum ausgiebigen Shopping nutzen wollten, dürfen die Geschäfte mittlerweile öffnen. Persönlich halte ich dies für das falsche Signal: Gerade vor Weihnachten sollte nicht der hemmungslose Konsum, sondern die Besinnung auf das Wesen des Weihnachtsfestes im Vordergrund stehen: die Geburt Christi, die untrennbar mit dem Leben - also auch der Empfängnis – der Gottesmutter Maria verbunden ist. FLORIAN SCHWETZ VLG. NERESTRO, TTI 6 thema 03 | 15 couleur 04 Die Wirtschaft wieder Visionen für Österreich Österreichs Bundesregierung sucht nach Wegen zu mehr Wachstum und mehr Jobs. Wir von der Agenda Austria meinen: Die Politik sollte sich von der Idee verabschieden, Jobs zu schaffen. Stattdessen sollte sie sich darauf konzentrieren, ihren Job zu erledigen. VON FRANZ SCHELLHORN FOTOS: FRANZ SCHELLHORN – AGENDA AUSTRIA, SHUTTERSTOCK Im Juni 2005 war in einem deutschen Nachrichtenmagazin Folgendes zu lesen: „Gute Stimmung, mehr Wachstum, neue Jobs: Während in Deutschland der Frust grassiert, Geiz zur Nationaltugend wird und die Arbeitslosigkeit steigt, geht es in der Alpenrepublik voran“. Zehn Jahre später sieht die Lage spiegelverkehrt aus: Deutschland freut sich über die niedrigste Arbeitslosenrate seit 24 Jahren, Österreich steuert auf einen neuen Rekord mit einer halben Million arbeitssuchenden Menschen zu. Begleitet wird die Rekordarbeitslosigkeit von Rekordschulden, kaum noch auszumachendem Wachstum der Wirtschaft und einer generell trüben Stimmung. Nun hat die Bundesregierung Ende Oktober ihre Vorstellungen zu mehr Wachstum präsentiert. Sie enthalten eine geringe, bei weitem nicht ausreichende Senkung der Lohnnebenkosten oder Garantien des Bundes für Wohnbauprojekte. Unterm Strich läuft es auf ein wenig Nachjustieren hier oder ein wenig mehr Geld da hinaus. Aber das hat bisher schon nicht gereicht, um Österreichs Wirtschaft wieder zum Laufen zu bringen. Was also wäre zu tun? Die Agenda Austria hat ein „Konjunkturprogramm der anderen Art“ zusammengestellt, die Bundesregierung ist herzlich eingeladen, sich aus diesen Vorschlägen zu bedienen: 1. Anpacken ist ansteckend. Geld ist derzeit günstig wie noch nie, dennoch halten sich die Firmen mit Investitionen zurück. Den Steuerzahlern bringt das neue Jahr eine spürbare Entlastung, dennoch ist die Stimmung im Keller. Österreichs größte Wachstumsbremse ist die fehlende Zuversicht. Den Menschen fehlt ein klares Signal, dass sich dieses Land nach vorne bewegt. Die Gewissheit, dass Probleme nicht verdrängt, sondern erkannt und gelöst werden. Andere Länder haben gezeigt, wie es geht: Schulden bremsen wie die Deutschen. Pensionen sichern wie die Schweden. Schulen reformieren wie die Holländer. Oder Föderalismus leben wie die Schweizer. Es ist mittlerweile egal, welche Reform die Regierung anpackt, Hauptsache irgendeine. 2. Freiraum schafft Bewegung. Staatliche Eingriffe folgen in den meisten Fällen einem guten Willen. Das Ausmaß der Eingriffe ist entscheidend, eine gute Balance schützt Arbeitgeber wie Arbeitnehmer und sichert ein gutes Wirtschafts- und Investitionsklima. Der Staat Österreich hat es allerdings mit seinen Regulierungen zu gut gemeint, viele der Eingriffe lähmen die Initiative und bremsen das Wachstum. Konkurrenten entscheiden darüber, wer den Markt betreten darf. Im Dienstleistungssektor gelten strengere Arbeitszeitregeln als in der Produktion. Geschäfte müssen geschlossen halten, wenn die meisten Kunden frei haben. Deshalb: • Die Gründung von Unternehmen radikal beschleunigen (auf unter fünf Tage). • Die Gewerbeordnung durchforsten (von 80 auf 40 konzessionierte Gewerbe). • Das Arbeitsrecht im Dienstleistungssektor lockern und der Produktion angleichen. • Die Ladenöffnung komplett freigeben. couleur 04 | 15 7 thema zum Laufen bringen – 3. Höhere Löhne zahlen sich selbst. Österreichs Steuersystem ist wachstumshemmend. Zahlt der Arbeitgeber einem Mitarbeiter, der ein Durchschnittsgehalt bezieht, um 100 Euro netto mehr, erhält der Staat 140 Euro. Die Arbeitskosten steigen also um 240 Euro. Letztere sind international enorm hoch, die Nettolöhne vergleichsweise niedrig. Der Begriff „Lohnnebenkosten“ ist irreführend, die Steuern und Abgaben sind längst die Hauptkosten. Deshalb: • Die „Kalte Progression“ abschaffen. Das stärkt die Kaufkraft. „Kalte Progression“ bedeutet Folgendes: Die Löhne steigen, u.a. wegen der Anpassung an die Inflation, die für die Lohnsteuer maßgeblichen Einkommensgrenzen bleiben aber gleich. Damit rücken von Jahr zu Jahr immer mehr Arbeitnehmer in höhere Steuerklassen vor bzw. wird auch innerhalb der Steuertarif-Stufe mehr Steuer fällig. Ein Teil der Lohnerhöhung geht daher ans Finanzamt. • Sozialversicherungsbeiträge senken. • Die Familienförderung komplett aus dem Budget finanzieren, die Überschüsse aus dem FLAF (Familienlastenausgleichsfonds), der über die Kosten auf Arbeit finanziert wird, zu deren Senkung heranziehen. 4. Das Kapital umarmen, nicht verjagen. Ohne Investitionen keine neuen Jobs. Ohne Kapital kein technischer Fortschritt und damit keine höhere Produktivität. Deshalb sollten die Vertreter des Staates ihre Strategie ändern und privates Kapital als Partner gewinnen, statt es systematisch zu bekämpfen. Das umso mehr, als die privaten Investitionen in Österreich eine deutlich wichtigere Rolle spielen als die öffentlichen. Letztere stellen nur ein Sechstel der Investitionen, womit der Staat nicht die rückläufigen Aktivitäten des privaten Sektors ausgleichen kann und auch nicht soll. Deshalb: • Mit Reformen das Vertrauen von Investoren zurückgewinnen. • Vom ehemaligen SP-Finanzminister Hannes Androsch lernen und die vorzeitige steuerliche Abschreibung von bestimmten Ausgaben wiederbeleben. Das kostet den Staat nichts, verschiebt nur die Steuerleistung zeitlich. • Schuldenfinanzierte Ausgabenprogramme des Staates sollten sich auf den Bildungsbereich konzentrieren: Moderne Schulen mit Ganztagesarbeitsplätzen für Lehrer und Schüler. 5. Risikokultur statt Sparbuchfetisch. In den letzten 15 Jahren entstand in Westeuropa ein wesentlicher Teil der Arbeitsplätze und des Wachstums über Start-ups und Hi-Tech-Firmen. Die Gründung, Ausweitung oder Umstrukturierung eines Unternehmens erfordert aber Kapital, das vor allem kleine, junge und innovative Firmen nicht über traditionelle Finanzierungsquellen finden können. Stark regulierte Banken, die daher strengen Richtlinien folgen müssen, bieten gerade für Risikounternehmen weniger Finanzierungsmöglichkeiten, da letztere oft in der Wachstumsphase niedrige Umsätze und geringe Vermögenswerte aufweisen. Privates Risikokapital kann helfen, diese „Finanzierungslücke“ zu schließen. Deshalb: • Abschaffung der Investitionsobergrenze für Fonds in Risikounternehmen. • Den Einstieg von Kapitalgebern steuerlich begünstigen – dafür staatliche Garantien und Direktförderungen streichen. • Steuerabsetzbetrag für Business Angels nach deutschem Beispiel. • Die Idee der „Entrepreneurship“ an den Hochschulen stärken. Diese Vorschläge erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Entscheidend ist, dass sich die Politik von der Idee verabschiedet, Jobs zu schaffen. Und sich stattdessen darauf konzentriert, den eigenen Job zu erledigen. Allen voran mit einem klaren Reformsignal, das der Bevölkerung Zuversicht gibt. Der Rest geht dann ganz von allein. Die Agenda Austria ist der erste von Staat, Parteien, Kammern und Interessenverbänden unabhängige Thinktank Österreichs. Gegründet mit dem Ziel, dieses Land in gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern. 8 thema couleur 04 | 15 Mut – eine Haltung den Unterschied „Mut ist eine Charaktereigenschaft, die dazu befähigt, sich gegen Widerstand und Gefahren für eine als richtig und notwendig erkannte Sache einzusetzen“, weiß Wikipedia – und bringt auch die Grundlagen für mutiges Handeln auf den Punkt: Wertbewusstsein, eigenständiges Denken, charakterliche Stärke und Durchsetzungsvermögen. Mut und ihre Grundlagen sind heute wichtiger denn je. Nicht nur als persönliche Charaktereigenschaft, sondern auch als gesellschaftliche Stärke und Teil unseres österreichischen „Betriebssystems“. Feigheit gefährdet Zukunft So brauchen wir Mut in der Politik, um notwendige Reformen und Weiterentwicklungen unserer Institutionen und Strukturen möglich zu machen. Die Bandbreite reicht von finanzierbaren Pensionen über eine effiziente Verwaltung bis zu wirklich zukunftsfähiger Bildung. Politische Feigheit und Faulheit, das Richtige und Notwendige zu tun, gefährden unsere Zukunft. Unternehmertum schafft die Grundlagen Wir brauchen Mut in der Wirtschaft, weil wir nur mit unternehmerischer Risikobereitschaft und Innovationskraft den Wettbewerb um Wachstum und Wohlstand gewinnen können. Dabei haben wir in Österreich großen Handlungsbedarf. Das Unternehmertum wurde die längste Zeit gesellschaftlich diskreditiert und unter Generalverdacht gestellt. Dabei ist es unternehmerisches Denken und Handeln, das die Grundlagen für unser Wirtschaftsund Sozialmodell schafft. Wir sollten nicht länger am Ast sägen, auf dem wir sitzen. f n online au r.“ kann ma fü a . d n d e n d a si downlo „Mut! Wir ellen oder st e Den Essay b t .a g n aabstiftu www.juliusr Mehr Eigenverantwortung und Selbstorganisation Wir brauchen Mut in der Gesellschaft, weil mit passiven Zuschauern kein verantwortungsvolles Gemeinwesen zu machen ist. couleur 04 | 15 macht Die Verstaatlichung wichtiger gesellschaftlicher Werte, wie etwa der Solidarität, hat dazu geführt, dass es einen Delegationswettbewerb von Verantwortung gibt. Dabei ist es heute wichtiger denn je, die Spielräume für Eigenverantwortung und Selbstorganisation zu erhöhen. Zivilgesellschaftliches Engagement ist die entscheidende Zukunftsressource. Digitalisierung statt Durchschnittlichkeit Wir brauchen Mut in der Bildung, weil die Zukunft nicht auf uns wartet. Digitalisierung und Wissensgesellschaft sind keine inflationären Schlagworte, sondern harte Realität. Mit einem Bildungssystem aus dem analogen Zeitalter und mit ideologischen Ansätzen von vorgestern werden wir die neuen Chancen nicht nützen können. Auch ein Bildungssystem, das nicht Mut und Eigenverantwortung, sondern Anspruchsdenken und Durchschnitt fördert, bringt uns nicht weiter. Diskurs statt Meinungsmache Wir brauchen Mut in den Medien, weil politische und wirtschaftliche Abhängigkeiten die Rolle von Medien als unabhängige Plattformen für den öffentlichen Diskurs unterminieren. Gerade heute ist es wichtiger denn je, dass Medien objektiv auf den Punkt bringen, vor welchen Herausforderungen wir stehen und welche Lösungen es dafür gibt. Die vierte Macht im Staat muss mehr machen, als „bad news“ zu verbreiten. Aufklärung und Vernunft Wir brauchen Mut zur Vernunft, denn sie ist und bleibt der Kern unserer modernen Gesellschaft. Der aufklärerische Wahlspruch „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ ist in einer Zeit des wachsenden Populismus und religiös verbrämter kultureller Zumutungen ak- 9 thema die autoren tueller denn je. Mut und Vernunft sollten in unserer Gesellschaft die Seiten der gleichen Medaille sein. Mutlosigkeit ist einfach unvernünftig. Mut braucht Zukunft Unser Verständnis von Mut hat nichts mit Romantisierung und Vergangenheitsorientierung zu tun, sondern sehr viel mit Zukunft und Freiheitsbewusstsein. Wir sind davon überzeugt: Nur freie Menschen können mutig sein und Verantwortung für ihr Tun übernehmen. Politisch geschürte Abhängigkeit macht mutlos. Mut ist eine persönliche und gesellschaftliche Haltung, die wir für die Bewältigung vieler Herausforderungen in vielen Handlungsfeldern dringend brauchen. Sie macht den Unterschied zwischen einer fremd- oder einer selbstbestimmten Zukunft. Sie entscheidet, ob wir Chancen nützen können oder vorbeiziehen lassen. Sie stärkt Partizipation und Resilienz in unserer Gesellschaft. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass Mut Zukunft hat in Österreich. LUST AUF UNTERNEHMERGEIST? Du wolltest immer schon eine Geschäftsidee oder ein Non-Profit-Projekt umsetzen? Dann herzlich willkommen bei der Future Founders Challenge, des Rudolf Sallinger Fonds. Sei mit deinem Team dabei und gewinn mit eurem Ideen-Video Geldpreise im Gesamtwert von 10.000,– Euro! Alle Details findest du unter www.futurefounders.at Bettina Lorentschitsch, MSc, MBA, geb. 1968, verheiratet und Mutter einer Tochter, studierte zunächst an der Universität Salzburg Rechtswissenschaften. 2007 absolvierte sie an der Donau Universität Krems das MSc-Studium und am Institut für Management in Salzburg graduierte sie 2009 schließlich zum MBA. Derzeit absolviert sie das Doktorratsstudium in Brünn, Ph.D in Economics. Hauptberuflich ist Frau Lorentschitsch in der Firmengruppe ihrer Familie als Geschäftsführerin mehrerer Unternehmen tätig. Ihre politische Karriere startete sie als Spartenobmann-Stellvertreterin der Sparte Handel in Salzburg. Von Ende 2011 bis 23. Juni 2015 war sie (die erste) Obfrau der Bundessparte Handel in der WKÖ. Im März 2012 wurde sie zur Vizepräsidentin des Österreichischen Wirtschaftsbundes gewählt. Seit Oktober 2015 ist sie Präsidentin der Julius Raab Stiftung. Bettina Lorentschitsch liegen die Bereiche CSR, Ethik und Nachhaltigkeit besonders am Herzen. Etliche ihrer Beiträge zu diesen Themen wurden bereits in mehreren Fachbüchern und Fachzeitschriften publiziert. Frau Lorentschitsch ist außerdem Vorsitzende des Zentrums für humane Marktwirtschaft. Dr. Harald Mahrer, geb. 1973, verheiratet, war von 2011 bis September 2015 Präsident der Julius Raab Stiftung. Der Absolvent der Wirtschaftsuniversität Wien sammelte politische Erfahrung als Vorsitzender der Österreichischen Hochschülerschaft und schloss danach sein Doktorat der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ab. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Forschungsassistent startete er als Geschäftsführer die legend Consulting GmbH, leitete später Österreichs führende PR & Lobbyingagentur Pleon Publico und war über 15 Jahre als Förderer von Start-ups und als Business Angel aktiv. Als Co-Direktor des Metis Instituts für ökonomische & politische Forschung beschäftigte er sich intensiv mit unternehmerischer Verantwortung und der Freiheit des Bürgers. Seit 1. September 2014 ist er auch Staatssekretär für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. thema Pro & Thema: Visionen: the sky is the limit Wenn man etwas über Visionen schreiben möchte, sollte man sich zuerst darüber im Klaren werden, was eigentlich damit gemeint ist. So spielen Visionen etwa im Neuen Testament eine ganz wesentliche Rolle. Die Religion spricht in diesem Zusammenhang von einer „Erscheinung“, einem „Anblick“. Es könnten aber auch Halluzinationen gemeint sein, also das nicht nachweisbare Auftreten von Objekten oder Stimmen. Oder, und auf diesem Kontext möchte ich meinen Text beziehen, wir sprechen von der Zukunftsvision, dem langfristigen Bild, der Verwirklichung. Nicht, weil mir zu den vielen wunderbaren Textzeilen etwa aus dem Neuen Testament nichts einfallen würde. So wäre etwa die Ostervision zur Auferstehung Christi ein theologisch hoch spannender Prozess, dies überschreitet allerdings meine Kompetenzen und würde wohl den Rahmen des Textes sprengen. Fasching alle einig: Wer keine Ziele hat, der kommt nirgendwo an, und wird auch nichts erreichen. So hab ich mir die Frage gestellt, wo sind eigentlich meine kurz-, mittel- und langfristigen Ziele? Kurzfristig ist die Antwort rasch zu finden: Studium abschließen, beruflich erfolgreich zu sein, Zeit mit Frauen und Freunden zu genießen and so on ...! Alles schön und gut, visionär ist es allerdings nicht. Mittelfristig ist die Frage schon spannender, immerhin erfordert es etwas Disziplin, um in sich selbst zu gehen, vor allem wenn man Ziele, und das wär ja eigentlich auch Sinn der Sache, so konkret wie möglich formulieren möchte. Für mich selbst habe ich drei wesentliche Ziele gefasst, die ich mit 30, so meine Definition von „mittelfristig“, erreicht haben möchte und auch messbar sind: Glücklich verheiratet mit drei wunderbaren Kindern, mein erstes, eigenes Startup gegründet und einen Aston Martin. [Es dürfte zwar den Meisten klar sein, dass bei „verheiratet“ und „Kinder“ mit einer Frau gemeint ist, in Zeiten der vermeintlich biologischen Willkür und political correctness ist es wohl trotzdem notwendig darauf hinzuweisen.] Jetzt sind wir also beim langfristigen Ziel angekommen und jetzt wird es so richtig tricky. Was ist mein langfristiges Ziel? Noch immer glücklich verheiratet zu sein? Ein zweites, fünftes, achtes Start-up? Ein ganzer Fuhrpark? Ehrlich gesagt ist die Antwort auf die Frage für mich noch so wenig greifbar, dass ich sie noch nicht beantworten kann und gerade deshalb passt sie so gut zur „Vision“. Wie schon erwähnt haben auch die Werte, also das „Wie“, großen Einfluss auf Ziele und Visionen, zumindest für mich. Denn ganz egal, wo mich mein Weg hinführen wird, ganz egal was die Zukunft bringt, meine Werte und Überzeugungen müssen immer mein Anker sein, der mich am Boden hält. So mag etwa ein beruflicher Aufstieg nach etwas sehr Erstrebenswertem klingen, sollte dieser Aufstieg aber auf Kosten meiner Grundsätze gehen, so sollte es viel mehr als Ab-, denn Aufstieg bezeichnet werden, der Menschen weder glücklich noch zufrieden werden lässt, also äußerst wenig erstrebenswert scheint. Um den Bogen nun zu einem Ende zu spannen, bleibt zum Schluss die entscheidende Frage: Was ist jetzt mit der Vision? Ziele hin, Werte her, wo ist die Vision? Meine Vision, mein „Wofür“, möchte ich mit dem gleichzeitig so einfachen und so komplexen Wort „Zufriedenheit“ formulieren. Ich habe hier bewusst nicht „Glück“ geschrieben, da Glück für mich eine Momentaufnahme darstellt, Zufriedenheit aber das große Ganze. O R P „Eine Vision ist ein langfristiges Bild der eigenen Zukunft, ein Ziel ist ein kurz-, mittel- oder langfristiger konkreter Zwischenschritt, um eine Vision zu verwirklichen.“ Und hier sind wir auch schon bei einem ganz wesentlichen Punkt: Der Zusammenhang von Zielen, Werten und Visionen. So scheint jeder Vision ein Ziel vorgelagert zu sein. Und hier sind sich vom Dichter Johann Wolfgang von Goethe bis hin zum Extremsportler Wolfgang WELCHER BEITRAG TRIFFT EHER DEINE MEINUNG? SCHREIB’ UNS AN [email protected] Und um die Eingangsfrage zu beantworten: Visionen sind weder inflationär, noch ein Hilfeschrei. Meine Vision, meine Zufriedenheit, ist mein ständiger Begleiter durch alle Lebenslagen, der alle unerreichbaren Dinge erreichbar und alle Ziele machbar erscheinen lässt. Ich freue mich auf diesen Weg. Dixi! MARIO DERNTL VLG. ZEUS, RMP, FRL, A-D, BAJ thema Contra Visionen Warum keine Visionen? Zu billig und zu bequem! In (un)regelmäßigen Abständen, besonders wenn es die Zukunftsgestaltung betrifft, fällt immer wieder das Wort Visionen. „Was sind Ihre Visionen für bzw. wovon ... ?“, „Meine Vision eines gerechten Staates ... “, „Unsere Vision einer gerechten Gesellschaft ... ?“, „Die Vision eines ausgeglichenen Staatshaushaltes erfordert ... “, ... die Liste ist endlos. Dieser Begriff gerät beizeiten geradezu zum Modewort, weil er für meinen Geschmack etwas zu inflationär benutzt wird. Gerade wenn in der Regel Intellektuellen, Politikern, Journaille und Co. nichts mehr einfällt und sie hilflos agieren, schreien viele nach Visionen von der Zukunft – in welcher Form auch immer. Das Resultat sind oft unzählige Kolumnen, Reden, Konferenzen, Bücher, etc, die einen nach dem Konsum der Information nicht unbedingt schlauer hinterlassen müssen, aber einen schier unbegrenzten Interpretationsspielraum anbieten. Um einen Denkanstoß zu liefern, sei hier ein berühmtes Zitat des heuer verstorbenen ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt platziert: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“ Für mich sind Visionen etwas zu nebulös. Sie sind außerdem zweierlei: bequem für den Urheber und unverbindlich, was ihre Umsetzung bzw. Verwirklichung betrifft. Dieses Diktat der Unverbindlichkeit ist eines unserer größten Übel. Denn es führt nach einiger Zeit zu Beliebigkeit, hernach zur Gleichgültigkeit (auch als „Wurschtigkeitsgefühl“ – ein scheußliches Wort – bekannt) und irgendwann zur Ablehnung (egal wovon). Ich bevorzuge Vorstellungen, Wünsche, Anforderungen, etc. Wenn jemand sein Hirnschmalz unter diesen Prämissen anstrengt, fallen bestimmt eher verbindliche Ideen, Lösungsvorschläge, etc. an, als sogenannte unverbindliche Visionen. So, nun habe ich vorerst genug geschimpft und muss nur noch sagen, warum ich die großen Persönlichkeiten der Vergangenheit (Bsp.: Papst Leo XIII, Bertha von Suttner, Erasmus von Rotterdam, JeanJacques Rousseau, Clara Zetkin, Kaiserin Maria Theresia, Rudolf Kirchschläger, Gerd Bacher, etc.) und Gegenwart (Bsp.: Papst Franziskus, Irmgard Griss, Anton Zeilinger, Aung San Suu Kyi, Warren Buffett, Malala Yousafzai, etc.) verehre oder zumindest ihre längerfristige Wirkung respektiere: Sie alle haben auf ihren Wirkungsbereichen durch klare Haltungen und Fleiß viel geleistet, Denkanstöße geliefert oder zwingen nötigenfalls zur drastischen Änderung von Sichtweisen. Als besonders gutes Beispiel einer Persönlichkeit, die viel bewirkt, ohne groß von Visionen zu sprechen, kann Malala Yousafzai gelten. Geboren 1997 in Pakistan, berichtete sie ab 2009 unter einem Pseudonym in einem Internet-Blog einer BBC-Seite über Verbrechen der Taliban und wehrte sich standhaft dagegen, von Schulbildung ausgeschlossen zu werden. 2012 überlebte sie ein Attentat, bei dem mehrere Schüsse Hals und Kopf trafen. Inzwischen lebt sie in England und setzt sich weiter für Bildung ein – für alle. 2014 erhielt sie, als bisher jüngste über- haupt, den Friedensnobelpreis (Rede unter folgendem Link nachzulesen: http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/ peace/laureates/2014/yousafzailecture_en .html). Ich darf Euch ferner ein berühmtes Zitat wärmstens ans Herz legen, das bei ihrer Rede an ihrem 16. Geburtstag 2013 vor Jugendvertretern bei den Vereinten Nationen fiel: „... One child, one teacher, one pen and one book can change the world ...“ Was hat das mit nebulösen Visionen zu tun? Nichts. Das ist eine klare Aussage, ein bestimmtes Konzept, eine Alternative zu engstirniger Gewalt und Extremismus. Bildung besiegt Dummheit. Wir zerbrechen uns stetig den Kopf, wie die Schule der Zukunft aussehen soll oder beklagen, wie schlecht bzw. ineffizient (Effizienz, noch so ein inflationär gebrauchtes Wort) das derzeitige Bildungssystem ist. Darf ich Euch hierzu Denkanstöße ganz ohne sogenannte „Visionen“ als Abschluss hinterlassen: Die großen Werte entstehen immer durch die Persönlichkeit, der schöpferische Wille sowie der Drang zu Bildung und Wissen kann sich nur aus der Persönlichkeit heraus entfalten. Kein noch so gutes Schulsystem nützt etwas ohne Eigeninitiative Platz greift. Bildung ist kein Schlaraffenland, sondern der Schlüssel zur Lösung von Problemen. Wollen wir diesen Schlüssel in unseren eigenen und jenen Köpfen (wie etwa Flüchtlinge und Unterdrückte) haben, die ihn noch dringender brauchen? Natürlich. Das bedeutet verbindliche Arbeit im Hier und Jetzt, keinesfalls das Ausbrüten von Visionen. ARMIN BERNAUER VLG. EFKO, MCE 12 thema couleur 04 | 15 Wovor haben nen Zaun ei h rc u d ch si t, is t a p er so dep hab ich keine Angst“ „Der Terrorist, d r dem aufhalten zu lassen, vo Lehrer „Sieben Millionen Auslä nder in Deutschland sind eine fehlerhafte En twicklung “ Helmut Schmidt, Bundes kanzler a.D. HS Geschichte Pete, A „Bis zu 50.000 Asylanträge werden bei uns für heuer erwartet. Man muss die Probleme am afrikanischen Kontinent lösen, nicht in Europa“ H.C. Strache, FPÖ Parteiobmann arität fordere ich Solid „Seit einem Jahr pa. ro Eu in e e Quot und eine faire, fix ussion. sk Di in g un eg ch Bew setzung. Und es kommt au Um r eine eit entfernt von ungen. är kl er Aber wir sind w ts nzelne Absich ei r nu es bt gi r.“ Bisher aber nicht weite Die bringen uns terin itner, Innenminis Johanna Mikl-Le tlich erantwor ror“ v e t k a r o r r ge für Ter or dem Te „Flüchtlin – die fliehen ja v anzler n desk ann , Bun zu mache ay m Werner F „Wir schaffen das!“ Angela Merkel, Bundeskanzlerin „Im Mit gesetz telpunkt all die hu ten Maßnah er jetzt manitä men m Eva Gla r e H i lfe ste uss wischn ig, Bun hen.“ desspr echerin d er G r ünen eit, ng der Freih ne Bedrohu ei a t p is ro s u u E t sm zuletz „Der Terrori s, das nicht te u G en st , ar des kostb erkämpft hat sich mühsam illesferse entpuppt.“ nun als Ach t und das sich ich, Journalis Otto Friedr „Diese Menschen werden unser Land nicht mehr verlassen“ Sebastian Kurz, Au ßenminister Die Problemlage ist klar, die Handlungsoptionen liegen auf dem Tisch, trotzdem droht Europa an der Flüchtlingsfrage zu zerbrechen. Wer vor Verfolgung aus ethnischen, religiösen, nationalistischen oder politischen Gründen in einem anderen Land Schutz sucht, dem ist Asyl zu gewähren. Dazu sind wir aus humanitären Gründen ebenso wie aus unserer christlichen Gesinnung heraus verpflichtet. Wenngleich dem die meisten Menschen dem Grunde nach zustimmen, wird bei der konkreten Umsetzung Vieles relativiert. Wie in Matthäus 25 müssen wir uns fragen: „Herr, wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen?“ Die Verheißung „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“, lässt hier keinen Spielraum zu. Kontrollierte Einreise Nunmehr sind wir mit einem Flüchtlingsstrom ungeahnten Ausmaßes konfrontiert. Die Szenerie vermittelt den Eindruck, dass Europa förmlich überrannt wird. Nur ist dem wirklich so? Täglich kommen einige Tausend Menschen in Österreich an. Diese versuchen nicht auf Umwegen über die grüne Grenze auf österreichisches Staatsgebiet zu gelangen, sondern betreten es an einigen wenigen Grenzübergängen. Seit Wochen sind diese Entwicklungen bekannt, es wäre Zeit genug gewesen, Maßnahmen zu ergreifen. Es ist vornehmste Aufgabe eines Staates, die äußere und in- nere Sicherheit mit den verfassungsmäßig vorgesehenen Mitteln unter allen Umständen zu gewährleisten. Wir können uns nicht leisten, Menschenmassen in unser Land zu lassen, ohne im Geringsten zu wissen wer sich unter diesen Leuten aufhält. Natürlich werden diese Fluchtbewegungen auch genützt, um die regulären Wege der Migration zu umgehen. Das Bestreben des Menschen seine eigenen Lebensverhältnisse zu verbessern, ist in seiner Natur grundgelegt und Ausgangspunkt für jede menschliche Entwicklung. Er wird dadurch aber nicht zum Flüchtling. Asyl darf dafür nicht missbraucht werden, hier muss eine klare Linie gezogen und Nor- couleur 04 | 15 13 thema wir Angst? Internationale Solidarität Genauso braucht es multilaterales Engagement, auch militärische Stärke, um die Lebensverhältnisse in Krisenregionen zu stabilisieren. Der Massenexodus destabilisiert diese Gemeinwesen auf Dauer und raubt ihnen vor allem ihre Zukunftsfähigkeit. Wir können es auf die Dauer nicht zulassen, weite Landstriche dieser Erde Despoten, Terroristen und Extremisten zu überlassen. Wie weit ist es mit der europäischen Integration her, wenn jeder nur auf sich schaut und die EU an dieser Frage scheitert? Es geht nicht nur um die Durchsetzung nationaler Interessen, sondern auch um unsere globale Verantwortung. Weltbild verteidigen Die Anschläge von Paris haben die Verwundbarkeit unseres Staatsgefüges unter Beweis gestellt. Terroristen suchen sich ihre Destinationen gezielt aus. Es ist eine Illusion an die Möglichkeit totaler Sicherheit zu glauben, diese ist schlicht nicht möglich. Diese Anschläge sollen unsere Gesellschaften destabilisieren und Ängste schüren. Hysterische Reaktionen sind genau das, was Terroristen erreichen wollen. Ob Gotteskrieger nun über Flüchtlingsrouten eingeschleust oder in Europa angeheuert werden, ändert wenig an den fatalen Folgen. Aufgabe verantwortungsvoller Politik ist klarzustellen, dass wir von unserer freiheitlichen Gesellschaftsordnung keinen Finger breit abweichen und diese mit alle zu Gebote stehenden Mitteln verteidigen. Rationales Handeln fehlt Die Flüchtlingsfrage hat mittlerweile eine Dynamik erhalten, die nicht nur jeden Menschen erfasst, sondern auch in der Lage ist, abseits der eigentlichen Problematik, die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft stark zu beeinflussen. Die Diskussion läuft nicht faktenbasiert ab, vielmehr wird mit der Angst der Menschen gespielt. Ja, man kann getrost sagen, dass unsere demokratischen Strukturen und unsere politischen Systeme vor einer Bewährungsprobe ungeahnten Ausmaßes stehen. Die über Europa hereinbrechenden Flüchtlingsströme weisen als weithin sichtbares Symptom auf die vielfältigen Defizite staatlichen Handelns und die daraus entstehenden Dis-paritäten auf dem Erdenrund hin. Ein halbwegs organisierter Staat muss in der Lage sein, Flüchtlinge in einer derartigen Krisensituation angemessen zu versorgen. Gerade Österreich gibt hier ein trauriges Bild ab. Aus Angst vor dem Volkszorn wird nur halbherzig reagiert und dadurch das Chaos noch vergrößert. So wird das Problem für Demagogen erst interessant, die augenscheinliche Hilflosigkeit der Politik berührt weite Teile der Bevölkerung vermeintlich in ihrer konkreten Lebensrealität. Die so entstehende politische Auseinandersetzung ist widerlich. Populisten wechseln ihr politisches Kleingeld, nüchterne und pragmatische Politik geht dabei unter. Die einen geben sich der Illusion einer Willkommenskultur hin, die auf Dauer nicht funktionieren kann, die anderen beschwören den Untergang des christlichen Abendlandes herauf – beides ist Schwachsinn! Mit der Politik der ausgebreiteten Arme wurde einerseits ein Flüchtlingsstrom ausgelöst, der nicht mehr eindämm- bezahlte Anzeige men eingehalten werden. Die Politik versucht zu kalmieren, versagt aber auf ganzer Linie. Koordinierte Kontrollen an den EU-Außengrenzen wären unbestritten das Gebot der Stunde. Nur dazu fehlt der litische Wille. thema couleur 04 | 15 bar ist, auf der anderen Seite gefährden bisher knapp 100.000 in Österreich angekommene Flüchtlinge unser Gesellschaftsgefüge wohl kaum. Geben wir uns selbst auf? Die Flüchtlingsfrage ist aber eigentlich nur ein Nebenschauplatz, in Wahrheit geht es um die Zukunftsfähigkeit unseres Gemeinwesens. Vorstellungen darüber können und müssen auseinandergehen, hier gilt der in einer Demokratie normalerweise übliche Weg des Wettbewerbs der besten Ideen. Diese zukunftsweisenden Visionen hat derzeit aber keiner. Von der viel besungenen „Alternativlosigkeit“ bis zur primitiven Ausländerfeindlichkeit – außer Parolen ist nichts zu hören. Die Flüchtlingskrise führt uns die eigene Schwäche vor Augen. Wir haben Angst vor der Zukunft. Wer hat eine konkrete Vorstellung davon, wie sich unser Gemeinwesen entwickeln soll? Wie oft hat man von der Wiederaufbaugeneration gehört, dass es die Kinder oder Enkel mal besser haben sollen? Dieser Grundkonsens ist zerfallen. Jeder schaut zu allererst auf seinen eigenen Vorteil, vulgo wohlerworbenes Recht – in Wahrheit werden aber Pfründe verteidigt. Es wird zwar dauernd über „Werte“ gepredigt, nur steht da auch was dahinter? Wer hat noch eine Weltanschauung, an der man sich orientieren kann? Wollen wir überhaupt eine christliche Gesellschaft? Was erzählen wir den Immigranten, wenn wir von ihnen Integration verlangen und eine Orientierung an einem europäischen Wertekanon voraussetzen? Wir brauchen uns nicht wundern, dass sich gläubige Muslime mit Grauen abwenden, wenn wir ehrlich sind, tun wir das doch auch. Das eigentliche Feindbild ist nicht das christliche Abendland, sondern der sittliche und moralische Verfall. Genderwahn, sexuelle Beliebigkeit und der Zerfall sozialer Strukturen sind Erscheinungen einer Gesellschaft, deren Ordnung an allen möglichen Stellen aus den Fugen gerät. Sie präsentiert sich mit der Fratze der Dekadenz, kreist nur um sich selbst und blendet selbst die Zukunft der eigenen Kinder aus. Zukunft visionär gestalten Hier muss gegengesteuert werden. Gerade katholische Farbstudenten sind heute mehr denn je gefordert Verantwortung zu übernehmen und für eine christliche Gesellschaft einzutreten. Wir müssen unsere Standpunkte reflektieren und Haltung zeigen, nur dann haben wir die Chance unsere Gesinnung weiterzutragen und können dafür auch Respekt von Zuwanderern aus anderen Kulturen erwarten. Neben dieser moralischen Dimension müssen wir aber auch gegen die Perspektivlosigkeit breiter Schichten, die radikale Tendenzen befördert, vorgehen. Was wir brauchen sind Führungspersonen, die gegen Gutmenschen und Unheilspropheten ankämpfen, den Menschen reale Chancen aufzeigen und die Zukunft aktiv gestalten. Dort wo es einen gesellschaftlichen Konsens und ein gemeinsames Ziel, ja eine Vision von Gemeinwesen gibt, braucht man vor Migrationsströmen keine Angst zu haben. bezahlte Anzeige 14 couleur 04 | 15 15 thema Alles für guten Kaffee – Wenn eine Vision zum Beruf wird INTERVIEW: MICHAEL SUMMEREDER Ursprünglich hatte Kbr. Patrick Schönberger MSc, vlg. Tacitus, ja den Weg eines typischen Marketers eingeschlagen: Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien, leitende Funktionen in den Bereichen Marketing und Vertrieb bei großen Österreichischen Unternehmen, zuletzt im Dienste eines international tätigen Mobilfunkers. Seit zwei Jahren ist alles anders: Mit der Übernahme des unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen NaberSteh-Cafés in der Wiedner Haupstraße – der „Kurier“ titulierte es kürzlich als das „ Mit 40, 42 hast du vielleicht einen Titel, ein großes Auto und eine schöne Gage, aber ich habe nicht mehr gespürt, dass ich wirklich Wert generiere oder einen Impact erzeuge. “ „kleinste schönste Café Wiens“ – erfüllte sich Schönberger den lange gehegten Traum einer italienischen Caffè-Bar. Diese ist aber nur ein Teil des Kaffee-Imperiums, das sich der Marketingprofi im vierten Wiener Gemeindebezirk aufgebaut hat. „Beans and Machines“ heißt das Konzept, mit dem er Unternehmen mit maßgeschneiderten Kaffeemaschinen und dem hochwertigen Kaffee inklusive aller Serviceleistungen versorgt. Wir haben Patrick Schönberger zum Interview getroffen. Bis vor zwei Jahren warst Du noch im Marketing eines Telekommunikationsunternehmens tätig. Wie kommt man da auf Kaffee? Ich beschäftige mich schon seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema Kaffee. Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn in Büros viel Kaffee getrunken und dort wo ich konnte, habe ich den Lieferanten gewechselt, weil der Kaffee meist grauenhaft war. Es gibt einen großen Markt für Genussmittel. Rauchen ist am absteigenden Ast, aber einen guten Kaffee mit Kollegen trinkt man nach wie vor gerne. Zudem muss dieser nicht teuer sein. Diese Überlegung hat mich dann irgendwann dazu gebracht, meine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Du betreibst einerseits ein Kaffeehaus, andererseits belieferst Du Firmen mit Kaffee. Was versprichst Du Dir von dieser Kombination? Viele Anbieter, die Genussmittel liefern, machen das ausschließlich von ihrem Büro aus. Für mich ist das Kaffeehaus als Basis ideal, da es nach außen eine enorme Emotionalität ausstrahlt. Ich treffe dort Leute, führe Produktdemonstrationen, Verkostungen und Hobby Barista-Kurse durch. Das bedeutet, Du nützt das Kaffeehaus auch als Marketinginstrument für Deine anderen Aktivitäten? Genau. Du wirst mit einem Kaffeehaus wie meinem alleine nicht reich. Ich würde eher sagen, man kommt gerade so über die Runden, wenn man sehr bescheiden lebt. Aber für mich ist es ein Marketing-Tool. Es ist mein Flagship-Store „Basislager“ für alles andere, was ich mache. Das, was andere online behaupten, beispielsweise die Wertigkeit der Produkte, zeige ich in der Offlinewelt tatsächlich. Damit fällt es mir wesentlich leichter, meine Leistungen zu erklären und zu präsentieren. Wann hast Du den Entschluss gefasst, dich selbstständig zu machen? Das war ein Reifungsprozess. Mit 40, 42 hast du vielleicht einen Titel, ein großes Auto und eine schöne Gage, aber ich habe nicht mehr gespürt, dass ich wirklich Wert generiere oder einen Impact erzeuge. Das Berufsleben kann nicht nur aus Besprechungen und Mails bestehen. „ Gründen kann jeder. “ Gab es in der Gründungsphase auch Schwierigkeiten? Gründen kann jeder. Jeder Depp (lacht). Das dauert eine halbe Stunde. Gerade wenn man aus einer leitenden Position kommt, ist es aber sehr ungewohnt, dass man plötzlich alles selbst machen muss. Und damit meine ich wirklich alles. Früher habe ich eine Website, Werbung, etc. beauftragt, heute mache ich das selber. Man schreibt Rechnungen, und und und. Ich bin von der Putzfrau bis zum Finanzer alles in einer Person. couleur 04 | 15 16 ad fundum Wie sieht für dich ein typischer Arbeitstag aus? Konservativ planen und von Anfang an auf die Kosten schauen. Jede Planung ist eine Glaskugel und sechs Monate später sieht die Welt ganz anders aus, aber das Motto sollte nicht lauten „das erste, was ich mir kaufe, ist ein Firmenauto, das kostet eh nur 500,– Euro pro Monat.“ Das Wichtigste ist die Idee und an diese muss ich glauben, rund um die Uhr. Ich muss wissen, was ich mache. Davon muss ich beseelt sein. Wenn mir Leute in die Augen schauen, müssen sie sehen, dass ich dafür lebe. Am Ende des Tages musst du verkaufen und du kaufst nicht bei jemandem, der dich nicht überzeugt. Du musst an das glauben, was du machst. Man sollte alle Kosten hinterfragen: Brauche ich wirklich ein Büro oder kann ich das am Anfang nicht von zuhause aus machen? Jeder hat ein Bett und einen Schreibtisch. Und Internet hat heute auch jeder zuhause. Ich stehe um 7 Uhr auf, entweder ich habe die To-dos für den Tag schon am Vortag aufgeschrieben oder ich schaue mir in der Früh an, was zu tun ist. Dann sperre ich mein Kaffeehaus auf. Anschließend arbeite ich entweder dort oder ich habe „frei“ und liefere Ware aus, optimiere die Website oder veranstalte Verkostungen in Büros. Viele junge Leute zögern davor, sich selbstständig zu machen, weil sie ihren „sicheren Arbeitsplatz“ nicht aufgeben möchten. Was würdest Du diesen sagen? Jüngere Menschen haben eh noch einen „sicheren“ Arbeitsplatz. Ab 40+ ist gar nichts mehr sicher. Man ist alt, hat seine eigene Meinung und ist teuer. Und damit Was fällt Dir zum Thema „Visionen“ ein? „ Sicherheit ist ohnehin eine Chimäre. Man ist ja nicht pragmatisiert. Du kannst jederzeit ohne Angabe von Gründen gekündigt werden und sechs Wochen später stehst du beim AMS. “ unangenehm. Sicherheit ist ohnehin eine Chimäre. Man ist ja nicht pragmatisiert. Du kannst jederzeit ohne Angabe von Gründen gekündigt werden und sechs Wochen später stehst du beim AMS. Die einzige „Sicherheit“ ist, dass du einen Job hast und jedes Monat dein Geld bekommst, ohne, dass du dir die Seele aus dem Leib laufen musst. Diese Sicherheit ist eine vorgespielte. Wenn eine Bank Austria Jobs abbaut, dann sind das ja keine Hilfsarbeiter, die hier gehen müssen, sondern Menschen mit Ausbildung. Wo liegen die Vorteile Deiner Selbstständigkeit im Vergleich zu Deinem früheren Angestelltenleben? Der Vorteil ist, dass ich von morgens bis abends Spaß an dem habe, was ich mache. Ich fürchte mich nicht vor dem Montag, weil es wieder losgeht, weil es eigentlich nie aufgehört hat ;-). Ich sehe, dass ich – und das ist der Hauptgrund – etwas bewege und nicht, wie das in einer großen Firma der Fall ist, auf einem Supertanker auf die nächsten 3.000 Kilometer die Fahrt um zwei Grad nach links oder rechts verändereund auf unzählige Befindlichkeiten und „Firmenpolitik“ Rücksicht nehmen muss. Es gibt nur mehr Befindlichkeiten von Kunden und diese zahlen mein Gehalt. Gibt es auch Nachteile? Du stehst auf und rennst. Du hast nicht jeden Monat automatisch deine Gage am Konto, sondern bist vom 1. bis zum 31. für dich verantwortlich. Wenn du ein Glück hast, ist etwas da und sonst nicht. Finanziell katapultierst du dich auf eine „Praktikantengage“ zurück, Freiheit hat ihren Preis. Was würdest Du jungen Menschen, die sich selbstständig machen möchten, raten? Als Selbstständiger geht man teilweise in operativen Details unter. Genau deshalb braucht man eine Vision, die einem sagt, wo es hingeht und was man will. Das geht auch in Richtung „Positionierung“. Ohne Vision gibt es keine Positionierung. Wenn diese beiden Dinge fehlen, rennt man jedem „Hölzl“ nach wie ein Hund einem Knochen, egal wo dieser liegt und man verliert das Ziel aus den Augen. „ Wenn mir Leute in die Augen schauen, müssen sie sehen, dass ich dafür lebe. “ couleur 04 | 15 17 ad fundum Helmut Kukacka ist neuer Landessprecher von Pro Gymnasium in Oberösterreich hält Rainer Gögele, Obmann von Pro Gymnasium Österreich und Ehrenmitglied der Clunia Feldkirch, fest. Zu seinem Amtsantritt betonte Kartellbruder Orpheus die Wichtigkeit des differenzierten Schulsystems: „Ich bekenne mich zum differenzierten, begabungsgerechten und durchlässigen Schulsystem, bei dem das traditionelle 8-jährige Gymnasium mit dem Schwerpunkt auf eine vertiefte Allgemeinbildung bestehen bleibt.“ bezahlte Anzeige Der ehemalige Kartellvorsitzende des MKV, Staatssekretär a.D. Mag. Helmut Kukacka vlg. Orpheus, TGW et mult., wurde vom Vorstand zum neuen oberösterreichischen Landessprecher von Pro Gymnasium bestellt“. „Ich freue mich über die Bereitschaft von Helmut Kukacka, diese Funktion zu übernehmen. Er weiß aus seiner langjährigen Tätigkeit als führender Politiker, welche bildungspolitischen Entscheidungen in Österreich notwendig sind – und v.a., welche nicht!“, 18 ad fundum couleur 04 | 15 Hat die Freiheit Unter dem klingenden Titel „Hat die Freiheit einen Deckel?“ widmete sich der ÖCV-Vorort Austro-Danubia einem der wichtigsten, wenn nicht gar dem wichtigsten gesellschaftspolitischen Thema in Österreich und Europa der heutigen Zeit, im Rahmen einer via Live-Stream übertragenen Podiumsdiskussion. Während in der veröffentlichten Meinung Themen wie „Wer bekommt welchen Posten, bei welchem Wahlergebnis?“, „Welches Bundesland, welcher Bund oder welche Gewerkschaft hat wie viel Einfluss auf bzw. in der (Bundes-)Regierung?“ viel Platz eingeräumt wird, scheint es, als würde nicht mehr die Zeit gefunden, über große Trendentwicklungen in unserer Gesellschaft nachzudenken, sie zu hinterfragen und wenn nötig, mit zum Teil unpopulär scheinenden Vorschlägen gegenzusteuern. Eine Idee, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft („weiter“-)entwickeln soll, sucht man nicht nur bei den Programmen der politischen Parteien, sondern auch bei den vielen in Österreich existierenden gesellschaftspolitisch geprägten Vereinen meist vergeblich. Der Zeitgeist gibt vor, Themen, die mehrheitsfähig erscheinen, zu besetzen. Man lässt sich von der Masse treiben, gibt dieser aber kaum Richtung und Ziele vor. Was erstritten uns’re Ahnen So verwundert es nicht, dass sich mit dem Thema der Freiheit des Individuums im Spannungsfeld mit der für einen gesellschaftlichen Zusammenhalt notwendigen Solidarität in der Gemeinschaft niemand wirklich beschäftigt (sieht man von der Stimmungsmache nach schrecklichen Ereignissen wie jenen von Paris oder Oslo und Utøya ab). Diese, in der Vergangenheit – man denke an die Einführung der Freiheits- als sogenannte Grundrechte, die vor unverhältnismäßigen Eingriffen des Staates schützen sollen – hart erkämpfte und über die Zeit sorgfältig austarierte Balance scheint durch unkoordinierte und wenig durchdachte Einzeleingriffe vor der Implosion zu stehen. Während in vielen Medien von einem europäischen Rechtsruck zu lesen ist, zeichnet sich in der poli- tischen Praxis ein komplett konträres Bild: Der Sozialismus ist auf dem Vormarsch und unterwandert unter dem Deckmantel der moralischen Überlegenheit und dem Ruf nach „Gerechtigkeit“ und „Solidarität“ immer mehr liberale Grundfesten unserer Gesellschaft. Politik und Medien gemeinsam haben das rationale Argument verloren. Die reißerische und dadurch gut verkaufbare Schlagzeile oder der kurzfristige Gewinn an Prozentpunkten in Umfragen verleiten dazu, vielschichtige und tiefgründige Probleme nicht zu erklären (Arg.: Wer würde so etwas denn lesen oder verstehen?). Die „Dummheit der Masse“ wird als vorgegebene Konstante angenommen, die es gilt, zum eigenen Vorteil zu bedienen. Schlagwörter, wie das Grundrecht auf Arbeit, auf Bildung – in einem völlig falsch verstandenen Sinn (näm- lich im Sinne einer voraussetzungslosen staatlichen Gewährleistungs- bzw. Versorgungspflicht anstatt einer Garantie auf gleiche Zugangschancen) – lassen sich halt gut verkaufen. Dass solche „Grundrechte“ aber den Staat in eine Leistungspflicht nehmen, die auf der Einschränkung der Freiheitsrechte anderer beruht, wird in die Diskussion nicht eingebracht. Die „political correctness“ verbietet es. Genauso, wie sie es verbietet, die Versammlungs- und Vereinsfreiheit – das Grundrecht, das es ermöglichte, dass sich Gewerkschaften bilden konnten – zu verteidigen, wenn es zu Versammlungen rechts der Mitte stehender Organisationen kommt. So verwundert es auch nicht, dass die Forderung grüner Gruppierungen nach der Abschaffung des Couleurstudententums und der Auflösung unseres Verbandes und unserer couleur 04 | 15 19 ad fundum einen Deckel? Halten wir in starker Hut? Verbindungen weder von der eigenen Mutterpartei, aber auch von sonst kaum einer Partei möchte man wohl in der Öffentlichkeit nicht zu eng mit der „schwarzen Spinne“ oder den „Burschis“ in Verbindung gebracht werden – als mit unserer Verfassung in absoluten Widerspruch stehend scharf kritisiert wird. Man möchte diese Klientel ja nicht verlieren und stimmt in den Applaus, der bei der Artikulation solcher Forderung aufkommt, mit ein. Dass man sich mit solchen Forderungen entsprechenden Handlungen natürlich außerhalb des Verfassungsbogens befände, tut nichts zur Sache – diesen Vorwurf müsse man sich von den „Rechten“ nicht bieten lassen. Und außerdem äußere man sich ja im Lichte der Meinungsfreiheit – ja, für die eigene Position sind sie schon dienlich, unsere Freiheitsrechte. Die Freiheit als Gut ist missbrauchsanfällig. Sie zu nutzen und zu verteidigen anstrengend. Man muss dann nämlich Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen. Nur wer Verantwortung als zweite Seite der erstrebenswerten Medaille der Freiheit erkennt, hat sie voll begriffen. Vielleicht wird die Freiheit auch deswegen von niemandem ernsthaft geschützt. In unserer heutigen Wohlfühlgesellschaft ist Verantwortung zu übernehmen zwar ein geflügeltes Wort und man klopft sich auch gerne auf die eigene Schulter, solange es Erfolgsmeldungen zu verantworten gibt. Den Misserfolg zu verantworten fällt aber meist viel schwerer und ist tatsächlich zur Rarität geworden. Für den Wahlmisserfolg sind demnach auch nicht die eigenen Inhalte oder die aufgestellten Personen verantwortlich. An der trüben Wirtschaftslage sind nicht die erstickend hohen Abgabenquoten und mangelnde Anreize zum Unternehmertum schuld, für den eigenen (nicht erreichten) Wohlstand zeichnet auch nicht die eigene (mangelnde) Leistungsbereitschaft verantwortlich, sondern der Staat, der es nicht schafft, den vorhandenen Wohlstand von den „Reichen“ entsprechend umzuverteilen. Das „Gustostückerl“ der völlig verfehlten Argumentationslinien und der Verantwortungsabschiebung ist aber unzweifelhaft die Schuld an den zerstörten Auslagen, Sachbeschädigungen und Wütereien in der Wiener Innenstadt im Zuge der Demonstrationen gegen den Burschenschafterball bei den Veranstaltern dieses Balls zu suchen. Wir rühmen uns oft, als christliches Abendland die Epoche der Aufklärung durchschritten zu haben und versuchen uns über diesen Umstand von den Neuankömmlingen im Zuge der gerade stattfindenden Völkerwanderung und dem Islam generell abzugrenzen. Die Idee der Aufklärung, die Idee der Demokratie und die Idee hinter dem westlichen Wohlstand ist die Freiheit des Individuums mit der damit untrennbar verbundenen Verantwortung. Sie äußert sich in der Form, dass der Staat einen Rechtsrahmen vorgibt (bzw. vorgeben sollte), der jedem Einzelnen die größtmögliche Freiheit gewährt, somit die Freiheit des einen, den anderen nicht oder möglichst wenig einschränkt. Das wohl etwas enger geschnürte Korsett des Kant’schen „Kategorischen Imperativ“ – „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde“ – mag als moralische Stütze dieses Freiheitsdenkens und der damit einhergehenden Verantwortung dienen. Der Diskurs, den wir in den kommenden Jahren im Zuge der demoskopischen Veränderungen unseres Landes, unseres Europas zu führen haben, wird vor diesem Hintergrund nicht dadurch entschieden, ob es uns gelingt, den christlichen Glauben als Teil unserer Kultur, als Sieger über den muslimischen Glauben herauszuführen. Die Zukunft eines rechtstaatlichen, demokratischen, traditionsreichen und aufgeklärten Europas wird vielmehr von der Frage abhängen, ob es uns gelingt, den Gedanken der Freiheit in unmittelbarem Zusammenhang mit der damit einhergehenden Verantwortung zu sehen und zu vermitteln. Wir selbst, die wir hier im Wohlstand aufgewachsen sind, scheinen diese Frage zunehmend zu verdrängen. Wir legen oft ein Verhalten an den Tag, das eher an die Monarchie, mit einer staatlichen Obrigkeit, die es schon richten wird, der man aber für alles, das nicht unseren Vorstellungen entspricht, die Schuld zuweisen kann, erinnert, als an eine aufgeklärte, von mündigen Bürgern getragene Gesellschaft. Nicht umsonst titelt Habermann „Der Wohlfahrtsdespotismus kehrt zurück“ (WiPol 2014, 527) und zieht dabei eindrucksvoll die Parallelen des heutigen Wohlfahrtsstaates zum Preußen des 18. Jahrhunderts – dem Bevormundungsstaat. Freiheit schreibt auf eure Fahnen Es wird höchste Zeit, dass sich jemand aus der Deckung wagt und das Prinzip der Freiheit und Verantwortung vorlebt und auch vehement einfordert. Für mich als ÖCVer ist es völlig klar, wer dieser jemand sein muss – unser Verband, wir selbst! MAG. MATTHÄUS SCHMIED VLG. KENOBI, A-D couleur 04 | 15 21 ad fundum Der Staat fördert den Wohlstand der Älteren zulasten der Jungen Unser Wohlfahrtsstaat verteilt von Jung zu Alt. Dort ist auch die relative Mehrheit der Wähler zu finden. Dieser Mechanismus schadet jedoch beiden. Mehr als 400.000 Kinder in Österreich sind arm oder von Armut bedroht, besagt eine jüngst veröffentlichte Statistik. Eine Meldung, die eine nähere Betrachtung verdient. Hauptbetroffen von Kinderarmut sind einerseits Kinder von Alleinerzieherinnen. Andererseits sind es Kinder von Migranten. Armut ist durch die zunehmenden Migrationsströme also auch importiert. Im Gegenzug stellte die OECD fest, dass Österreichs Pensionisten im europäischen Vergleich recht gut abschneiden: Sie gehen früher in Pension und erhalten relativ hohe Pensionen – im Schnitt, wohlgemerkt. Denn auch hier gibt es viele, vor allem Frauen, die von einer Mindestpension leben müssen. Dazu kommt die Tatsache, dass die Jungen von den einbezahlten Pensionsbeiträgen selbst nur in geringem Ausmaß profitieren werden. Noch stärker fällt die Diskrepanz naturgemäß beim Vermögen aus, das mit dem Alter zunimmt. Heute ist Vermögen kaum mehr durch Arbeit zu erwirtschaften, sondern meist nur mehr durch Erben. Aufgrund der hohen Lebenserwartung erbt jedoch eher die Generation 60 plus als die der Jungen. Der Wohlfahrtsstaat, der ja für einen Ausgleich zwischen Wohlhabenden und Ärmeren sorgen sollte, ist jedoch völlig anders angelegt: Kinder sind generell ein Armutsrisiko, auch wenn zum Glück nicht alle Familien arm sind. Eine Alleinerzieherin mit zwei Kindern, die Teilzeit arbeitet und deren Ex-Mann die Alimente nicht zahlt, muss in öffentlichen Verkehrsmitteln und bei Eintritten Vollpreis bezah- len. Ein hoher Beamter im Ruhestand mit einem Vielfachen an Einkommen fährt Halbpreis. Für die Ermäßigung zählt nämlich allein das Alter. Die Schieflage ist besonders drastisch im Bereich des Wohnens: Während Ältere eher im abbezahlten Eigentum wohnen oder in günstigen Mietwohnungen (Stichwort Altverträge), müssen Jüngere um ein Vielfaches höhere Mieten zahlen. Das führt zum absurden Zustand, dass mitunter alte alleinstehende Menschen um 200,– Euro in 150 Quadratmeter großen Altbauwohnungen wohnen, während Junge um diesen Preis nicht einmal ein WG-Zimmer mieten können. Die Alten können aber gar nicht übersiedeln, selbst wenn sie wollten, denn eine neue, kleinere und bequemere Wohnung mit Lift würde sie wesentlich mehr kosten. Somit schafft der Staat durch ein ungerechtes Mietrecht künstlich eine Wohnungsnot. Gravierend ist die Benachteiligung der Jungen auch bei der Bezahlung: Durch die Biennien verdienen Ältere ungleich mehr als Junge mit einem sehr geringen Einstiegsgehalt. Dieser steile und sachlich nicht gerechtfertigte Anstieg der Einkommenskurve schadet beiden: Die Jungen verdienen für eine Existenzgründung zu wenig, und die Älteren werden gekündigt, weil sie zu teuer sind. Ein Vermögensaufbau aus eigener Kraft ist für Junge kaum mehr möglich. Dafür sorgen oft unsichere oder prekäre Beschäftigungsverhältnisse und leistungsfeindliche Steuern. Der Wohlfahrtsstaat gleicht hier nicht aus, sondern verstärkt die Ungleichheit noch. Einen Ausgleich schafft die Familie: Eltern und Großeltern federn, sofern möglich, die Härten ab. Ohne die Solidarität in der Großfamilie wären noch mehr Junge, noch mehr Familien von akuter Armut bedroht. Die Chancen, dass sich die Politik ändert, stehen gering. Ein Signal ist etwa, dass zur Entlastung der Unternehmer der Beitrag für den Familienlastenausgleich gekürzt wurde, der umstrittene Wohnbauförderungsbeitrag blieb jedoch in voller Höhe erhalten. Die Älteren bilden eine bedeutende Wählerschicht, daher machen die Parteien eher Politik für Pensionisten. Allerdings vergisst man dabei, dass viele Ältere auch Großeltern sind, die sich um die Zukunft der Jugend sorgen, und dass beide Seiten profitieren, wenn Ungerechtigkeiten beseitigt würden. Es wäre höchst an der Zeit, dass der Generationenvertrag auch von der Politik nicht mehr nur einseitig betrachtet würde. Erstmals erschienen in der Tageszeitung Die Presse die autorin Dr. Gudula Walterskirchen ist Historikerin und Publizistin. Sie war bis 2005 Redakteurin der „Presse“, ist seither freie Journalistin und Autorin zahlreicher Bücher mit historischem Schwerpunkt. 22 ad fundum couleur 04 | 15 Farbstudentische Balltradition Couleurbälle in Österreich Bälle haben in Österreich eine lange Tradition und auch im Couleurstudententum spielen sie seit jeher eine bedeutende Rolle. Ob Couleurball, Redoute, Cercle oder Soirée: Die katholischen Verbindungen und Verbände Österreichs feiern im Laufe der Ballsaison eine Reihe an Ballveranstaltungen, teilweise mit einer über 100 Jahre andauernden Geschichte. Nachfolgend seien die wichtigsten österreichischen Couleurbälle vorgestellt: Die Rudolfina-Redoute – die „Grand Dame“ unter den Couleurbällen Beschäftigt man sich mit Couleurbällen in Österreich, kommt man nicht an der Rudolfina-Redoute der K.Ö.St.V. Rudolfina Wien vorbei. „Die Redoute“, wie sie umgangssprachlich genannt wird, ist die älteste und traditionsreichste couleurstudentische Ballveranstaltung. Redoute bedeutet „Maskenball“ – das Charakteristikum einer Redoute sind daher die Damen mit Maske, die allein oder in Begleitung kommen sowie die Damenwahl. Von den vielen Redouten, die es einmal gegeben hat, ist die Rudolfina-Redoute die einzige, die bis heute ohne Unterbrechung besteht und der größte Couleurball Österreichs. Die Rudolfina-Redoute ist ein Wiener Ball und der Abschluss der Wiener Ballsaison. Der „Wiener Ball“ wird charakterisiert durch seine spezifische Tradition, was das Protokoll in Ablauf etwa mit Eröffnung, Mitternachtseinlage und Ballausklang, Damenspenden und die Kleidervorschriften betrifft, und ist seit der Kaiserzeit stilprägend für Bälle in ganz Zentraleuropa geworden. Jedes Jahr zum Traditionstermin am Faschingmontag (= Rosenmontag) besuchen Gäste aus aller Welt die Rudolfina-Redoute in der Wiener Hofburg. Die Violette Redoute Ebenso zu den ältesten und traditionsreichsten couleurstudentischen Ballveranstaltungen in Österreich gehört die Violette Redoute. Der Ball kann auf eine lange Geschichte zurückblicken und wird von Die Eröffnung der Rudolfina Redoute in der Wiener Hofburg der ÖCV-Verbindung K.Ö.H.V Amelungia veranstaltet. Wie bei einer Redoute üblich, trägt auch bei der Violetten Redoute jede Dame, egal ob sie allein oder in Begleitung kommt, eine Maske, welche im Regelfall den Bereich um die Augen verdeckt. Die Gestaltung und Auswahl der Maske obliegt hierbei der Frau – alle Masken, von klassisch elegant bis trendig, modern und außergewöhnlich sind erlaubt. Der große Höhepunkt des Balles stellt die Demaskierung dar, bei welcher alle Frauen ihre Masken feierlich abnehmen. Des Weiteren wird die Redoute durch die Damenwahl gekennzeichnet; daher erfolgt eine Umkehrung der gewöhnlichen Aufforderungs-Reihenfolge beim Paartanz und nicht der Herr spricht die Dame an, sondern die Dame den Herrn. Der CV-Ball Linz Der CV-Ball in Linz ist einer der schönsten und beliebtesten Bälle im oberösterreichischen Ballgeschehen. Am 16. Jänner 2016 ist es wieder so weit. Nach der erfolgreichen Einführung der einen oder anderen Neuerung in den letzten Jahren wartet der CV-Ball auch heuer wieder mit den gewohnten Highlights und neuer Raffinesse auf. Grazer Couleur-Redoute Zum ersten Mal findet der farbenfrohe Höhepunkt der Grazer Ballsaison – veranstaltet von den katholischen Korporationen und davor bekannt unter dem Namen Akademiker-Redoute – unter dem neuen Namen Couleur-Redoute statt. Ausgerichtet wird der Ball in der alten Universität Graz. Weitere Informationen folgen unter www.couleurredoute.at. CV-Ball Baden In der Kurstadt Baden ist das Couleurstudententum seit dem 19. Jahrhundert beheimatet und stets gehörten zu den geselligen Veranstaltungen der Studenten auch Tanzveranstaltungen. Bereits in den 20er- und 30er-Jahren wurden „Tanzkisten“ für den internen Bereich organisiert. Besonders Badener Gymnasiasten nahmen diese Gelegenheit gerne wahr. Zu Beginn der 60er-Jahre kam von Seiten junger Mitglieder des CV der Wunsch auf, einen großen Ball im Badener Kongresshaus zu organisieren, der Badens tanzfreudige Jugend begeistern sollte. Also fand im Jahre 1963 der erste öffentliche CV-Ball in den weitläufigen Sälen, die das heutige Congress Casino Baden bilden, statt. Seit couleur 04 | 15 dieser Zeit hat sich der Badener CV-Ball zu dem gesellschaftlichen Ereignis der Ballsaison in Baden entwickelt. Seine Attraktivität strahlt weit über Baden hinaus. Der farbenfrohe Badener CV-Ball verbindet heute glanzvolles, traditionelles Ballgeschehen mit moderner, dynamischer Abendunterhaltung. Frühlingssoiree Wiener Neustadt Am 25. Mai 1968 fand erstmals im Sparkassensaal der NCV-Frühlingsball anlässlich der XI. CVV (Cartellvollversammlung) statt. Den Ehrenschutz hatte der damalige Bundeskanzler Dr. Josef Klaus. Grundgedanke damals wie heute war die Repräsentation der vier christlichen Wiener Neustädter Studentenverbindungen in der Öffentlichkeit. Bald darauf wurde der Name des Balles in Frühlingssoiree geändert. Lange Zeit war der Termin des Balles zwischen Ende April und Anfang Mai. Seit über 20 Jahren jedoch findet die Frühlingssoiree fix am 30. April statt. Nur einmal, 1973, musste die Frühlingssoiree abgesagt werden. Das Ballkomitee verlegte daraufhin den Ball in den Herbst und veranstaltete am 6. Oktober die Herbstsoiree. Bis 1975 lag die Ausrichtung des Balles fast ausschließlich in den Händen der K.Ö.H.V. Neostadia. Ab diesem Zeitpunkt besteht das Ballkomitee aus Vertretern aller vier christlichen Wiener Neustädter Studentenverbindungen. Bis heute ist die Frühlingssoiree ein gesellschaftlicher Höhepunkt in Wiener Neustadt, vor allem aber war es immer ein Fest der Jugend. Austria Cercle Ein kleiner, aber dafür besonders feiner Couleurball ist der Austria Cercle der ältesten ÖCV-Verbindung AV Austria Innsbruck. Seit mehr als 100 Jahren hält 23 ad fundum im verbindungseigenen Haus in der Josef-Hirn-Straße jährlich studentische Balltradition Einzug. TMV-Farbenball, Siegbergball, Ambronenball, SSL-Farbenball, MDK-Herbstredoute Der Tiroler Mittelschülerverband veranstaltet seit einigen Jahren erfolgreich einen eigenen Farbenball, auf dem Couleurstudenten aus dem ganzen Land alljährlich das Tanzbein schwingen. Und selbst einzelne MKV-Verbindungen veranstalten jährlich ihre Verbindungsbälle, so zum Beispiel die K.Ö.St.V. Sternstein Bad Leonfelden mit dem SSL-Farbenball, die KMV Siegberg Dornbirn mit dem Siegbergball oder die Marko-Danubia Korneuburg, die mit der MDK-Herbstredoute schon seit vielen Jahren die Korneuburger Ballsaison eröffnet. Datum Ball Ort Veranstalter 5. Jänner 2016 9. Jänner 2016 9. Jänner 2016 15. Jänner 2016 16. Jänner 2016 23. Jänner 2016 29. Jänner 2016 30. Jänner 2016 5. Februar 2016 8. Februar 2016 30. April 2016 Siegbergball TMV Farbenball Grazer Couleur-Redoute Violette Redoute CV-Ball Linz CV-Ball Baden Austria Cercle Pannonenball Ambronenball Rudolfina Redoute Frühlingssoiree Wr. Neustadt Hotel Martinspark Mozartstraße 2, 6850 Dornbirn Kulturgasthaus Bierstindl, Augustiner Bräu – Klostergasse 6, 6020 Innsbruck Alte Universität Graz, Hofgasse 14, 8010 Graz Palais Ferstel, Strauchgasse 4, 1010 Wien Kaufmännischer Verein in Linz, Veranstaltungszentrum, Landstraße 49, 4020 Linz Congress Casino Baden, Kaiser Franz-Ring 1, 2500 Baden Austriahaus, Josef-Hirn-Straße 3, 6020 Innsbruck Grand Hotel Wien, Kärntner Ring 9, 1010 Wien Technikerhaus, Fischnalerstraße 28, 6020 Innsbruck Wiener Hofburg, 1010 Wien Sparkassensaal, Neunkirchner Straße 21, 2700 Wiener Neustadt Siegberg Dornbirn Tiroler Mittelschülerverband AHLB Steiermark des ÖCV K.Ö.H.V. Amelungia Wien (ÖCV) Verein zur Pflege der couleurstudentischen Balltradition in Oberösterreich Verein zur Pflege studentischen Brauchtums AV Austria Innsbruck (ÖCV) K. Ö. H. V. Pannonia (ÖCV) K.Ö.St.V. Ambronia Innsbruck K.Ö.St.V. Rudolfina (ÖCV) Die vier christlichen Verbindungen in Wiener Neustadt bezahlte Anzeige Anmerkung: Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und enthält nur jene Bälle, die uns mitgeteilt wurden. Wir sollen Deinen Ball in den Kalender aufnehmen? Schick' uns den Termin an [email protected] 24 ad fundum couleur 04 | 15 Gegen digitalen Stress – für gesellige Mitglieder im Internet Seit 20 Jahren läuft sie bereits, die lautlose Revolution. Wir bezahlen dafür täglich mit persönlicher Information, dem neuen Rohstoff der viele monetär reich macht. Gedanken und Wünsche werden zum Produkt gemacht. Dafür dürfen wir kostenlos Zeitungen lesen, telefonieren, Briefe schreiben und TV-Filme sehen. Cookies legen sich auf unsere Rechner und schenken uns dafür mit zielgruppenrelevanter Werbung das, wonach wir vermeintlich auf der Suche sind. Seit 1994 der US-Kongress das Verbot der kommerziellen Nutzung des Internets aufgehoben hatte, dringt das Internet massiv in unser Leben. Als Pizza Hut als einer der ersten Unternehmen online Buchungen im Jahre 1994 zuließ, dachte noch niemand an eine derartige Dominanz in unserem Leben. PC, Tablets, Smartphones sind die Türen zur neuen Welt und bieten große unternehmerische Möglichkeiten. Facebook und Twitter haben weit mehr Mitglieder als China und Brasilien zusammen. Die Dinge werden immer unsichtbarer und verlegen sich in unseren Geist, also dass wir das nicht merken. Vielleicht wird es künftig reichen nur mehr mit den Augen zu blinzeln, um eine Mail schreiben zu können. Können wir so erfolgreicher und glücklicher mit unserem Leben sein? Sollen wir allen digitalen Verlockungen entsagen und zurückgezogen in unseren eigenen vier Wänden leben und nur mehr mit Festnetz telefonieren oder sollen wir alles nützen wie es kommt, ganz ohne Reflexion? Die Antwort liegt wie so oft irgendwo in der Mitte. Die Balance ist wichtig, vor allem die Reflexion über das was wir mit dem Internet machen können und das was das Internet mit uns macht. Niemand ist alleine im Internet, aber allzu oft lassen wir uns gerne blenden von Scheinwelten, in denen sich alle anderen Zeitgenossen befinden. Das ständige Schielen auf die schönen Dinge die angeblich alle andere haben macht uns alleine. Dass es massive Verzerrungen der Realität gibt, muss man sich bewusst sein, um so besser mit den vielen Informationen die auf einen im Netz einprasseln, umgehen zu können. Denken sie also selbst nach, bevor sie etwas posten und finden Sie die Balance zwischen over- and undersharing. Seien Sie sich bewusst dass Sie die Algorithmen ständig füttern, indem sie immer nur dasselbe benützen. Warum benützen Sie immer nur eine Suchmaschine und nie Metasuchmaschinen, oder mal einen anderen Browser, bzw. probieren Sie mal den TOR-Browser aus. Oder gehen Sie mal zu einem Barcamp und diskutieren Sie dort in einem offline-Forum mit Menschen. Es sind die glücklichen Zufallsbegegnungen und angenehmen Überraschungen, die Kreativität und neue Ideen hervorbringen. Die richtige Balance zwischen Bekanntem und Unbekanntem bringt Innovationen. Auch wenn Sie mal nicht zur Wahl gehen, wird die Demokratie weiter bestehen. Doch grundsätzlich lebt eine Gesellschaft von aktiven Menschen und so ist es auch im Netz. Wikipedia würde nicht existieren ohne Personen, die sich unentgeltlich engagieren. Beiträge im Netz sind wie Handschläge im realen Leben. Sollten Sie sich aber wie ein digitaler Couch-Potato verhalten, dann würde das Netz ausgedünnt werden. Ebenso ist es auch bei Firmen. AGB’s klar definieren und kommunizieren, nach dem Motto „wir bekommen Deine Daten und Du das beste Angebot“. Balance zwischen Geben und Nehmen. Persönliche und private Informationen dürfen nicht verwechselt werden. Persönliche Informationen sind für das Netz sehr wichtig. Deshalb ist das Netz ja auch öffentlich. Es ist aber meines Erachtens katastrophal, wenn die Grenzen zum Privaten nicht erkannt werden. Man muss sich dessen bewusst sein, was öffentlich ist und was nicht. Ebenso sollte es eine Balance zwischen dem öffentlichen Ich und dem privaten Ich geben. Das Internet ist eine tolle Sache. Doch sollten Sie auch mal in die Tiefe gehen und nicht nur in die Breite. Konzentrieren Sie sich mehr und seien Sie öfter mal offline und lassen Sie sich nicht so oft von jedem Tweet, jeder Mail und Facebook-Eintrag ablenken. Schalten Sie öfter einfach mal ab. Gehen Sie in Lokale die Sie rein zufällig offline gesehen haben, diskutieren Sie mit wildfremden Menschen auf Veranstaltungen und gehen Sie einfach mal ohne Mobile aus dem Haus – manchmal kann Ihnen das alles geben, manchmal auch nichts. Finden Sie die Balance zwischen online und offline, zwischen erreichbar und nicht erreichbar. Ein gutes (digitales) Leben zu führen ist eine Lebensaufgabe – die ständige Reflexion darüber macht Sinn und vielleicht ihr Leben auch interessanter und freudvoller. Wolfgang Glass ist promovierter Politologe, arbeitet derzeit im Personalbereich und als freier Journalist für die Bereiche Medienkompetenz, Reise und Europäische Union. bezahlte Anzeige bezahlte Anzeige 26 ad fundum couleur 04 | 15 Couleurkarten aus dem verband und seinem Um Am 6. November 2015 präsentierte der Österreichische Verein für Studentengeschichte in Wien sein neuestes Buch, eine Dokumentation aller Couleurkarten aus dem MKV und seiner Verbindungen. Es sind dies über 1.200 Couleurkarten, die alle nicht nur einschließlich der Künstler beschrieben werden, sondern auch in Farbe abgebildet sind. Das Buch umfasst 370 Seiten, 153 Farbtafeln mit den Abbildungen von mehr als 1.200 Couleurkarten, personalisierten Briefmarken und Sonderstempeln. Es kostet 29,– Euro plus Porto und ist erhältlich beim Österreichischen Verein für Studentengeschichte, Weimarer Straße 5/5, 1180 Wien, E-Mail [email protected]. Einen besonderen Auftrieb erhielt die Bildpostkarte durch die Pariser Weltausstellung von 1889. Ansichtskarten der einzelnen Länderpavillons wurden zum Verkaufsschlager, jene mit einer Abbildung des Eiffelturms erlangten weltweite Popularität. Couleur hat sich die Veröffentlichung dieses umfassenden Werkes zum Anlass genommen, die Geschichte und Bedeutung der Couleurkarten eingehend zu beleuchten. Ernst Exner (TEW) Die Couleurkarten – das Aushängeschild einer Verbindung Die Anfänge der Post- oder Ansichtskarte, zu der auch die Studentenpostkarte oder Couleurkarte zählt, gehen bis in das Jahr 1869 zurück. Damals schlug der spätere Professor für Nationalökonomie an der Technischen Hochschule in Wien, Dr. Eduard Hermann (1832-1902), die Einführung einer „Postkarte“ vor. Sie sollte nicht größer als ein Brief sein, aber ein geringeres Porto erfordern. Die Postverwaltung der Österreichisch-ungarischen Monarchie griff den Vorschlag auf. Da der Begriff „Postkarte“ keine Zustimmung fand, einigte man sich auf „Correspondenz-Karte“. Am 1. Oktober 1869 erlebte sie ihre Weltpremiere. Der Erfolg war außergewöhnlich: Allein im Ausgabemonat wurden 1,4 Millionen Stück verkauft. Bereits 1870 folgten Preußen und 1871 die Schweiz, Großbritannien, Belgien, die Niederlande, Luxemburg, Dänemark und als erstes außereuropäisches Land Kanada dem österreichischen Beispiel. Von Deutschland ausgehend bürgerte sich schließlich doch ab 1872 der Begriff „Postkarte“ ein. Ab dem 1. Juli 1875 wurde sie durch den Berner Postvereinsvertrag auch für den internationalen Verkehr zugelassen. Zunächst durfte jedoch auf der einen Seite nur der Name und die Adresse des Empfängers aufscheinen, die zweite Seite war der Nachricht vorbehalten. Nach 1870 entstanden die ersten „Bildpostkarten“. Es durfte aber weiterhin eine Seite nur den Namen und die Adresse des Empfängers aufweisen. Erst nach 1900 genügte dafür die rechte Hälfte. Das erklärt auch die Tatsache, dass alte Karten immer auf der Bildseite beschrieben sind. In Österreich und Deutschland wurde die Ansichtskarte immer beliebter. So wurden von der Gewerbe- und Industrieausstellung in Leipzig 1898 1 ½ Millionen Ansichtskarten befördert. Von der auch studentengeschichtlich interessanten Wartburg bei Eisenach in Thüringen wurden beachtliche 118.000 Stück abgeschickt. Auch das Sammeln von Ansichtskarten kam in Mode, eigene Alben kamen auf den Markt und bereits 1896 erschien eine „Illustrierte Zeitung für AnsichtskartenSammler“. Waren die Karten ursprünglich nur schwarz-weiß, wurden sie bald in den verschiedensten Techniken auch in Farbe gedruckt. Hinsichtlich der Motive gab es praktisch keine Grenzen, die Palette reichte von der reinen „Ansichtskarte“ im wörtlichen Sinn bis zu künstlerischen Entwürfen. Die ersten Couleurkarten Die erste bekannte Bildpostkarte, auf der u.a. auch ein Couleurstudent zu sehen ist, stammt aus dem Jahr 1888. Wann und wo die erste eigentliche Couleurkarte erschienen ist, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Der Schweizerische Zofingerverein hat z.B. 1893 anlässlich seines 75. Zentralfestes seine erste Karte couleur 04 | 15 27 ad fundum Mittelschülerkartellmfeld Selbstverständlich hatte auch jede Verbindung, die auf sich hielt, ihre eigenen Couleurkarten. Man wollte damit nicht nur repräsentieren, sondern sie erfüllten auch einen praktischen Zweck. Das ist verständlich für eine Zeit, in der das Telefon noch keine besondere Rolle spielte und daher viel geschrieben wurde. Das Programm für die Gestaltung war oft ähnlich: Das Verbindungswappen, die Wappenschilder meist mit einer bildlichen Interpretation der Prinzipien, die Farben, eine Ansicht der jeweiligen Universitätsstadt oder ein Chargierter mit der Fahne. Dazu kamen der Zirkel und der Wahlspruch und das fast immer unvermeidliche „ ... seis’s Panier!“ Auch junge Künstler, die später sehr erfolgreich waren, machten durch ihre graphische Gestaltung Couleurkarten zu kleinen Kunstwerken. Aus historischer Sicht kann man die Couleurkarten im Allgemeinen in drei große Gruppen einteilen: Die Korporationskarten, die nur von den Verbindungen selbst herausgegeben wurden, die Lied- und Genrekarten von Vereinen und Verlagen und die Karikaturkarten, auf die einige Verlage spezialisiert waren. Lest in der nächsten Ausgabe Teil 2 – die verschiedenen Arten von Couleurkarten herausgegeben. Die vermutlich älteste Karte einer katholischen Verbindung in Österreich wurde von e.s.v. A.V. Austria Innsbruck als Einladung zum 30. Stiftungsfest, das am 12. Juni 1894 in Gossensass in Südtirol gefeiert wurde, verschickt. 1898/99 gibt es bereits mehrfarbige Karten. Studentika- und Ansichtskartenverlage haben sie in großer Anzahl heraus- gegeben: Chargierte vor ihrer Universität mit den Wappenschildern der dort vertretenen Korporationen, Szenen aus dem angeblich so romantischen Studentenleben, Kneip- und Trinkszenen, Studenten im Karzer, die Mensur in allen ihren Einzelheiten usw. Auch die sogenannten „Schutzvereine“, wie der „Deutsche Schulverein“ in Österreich, hatten Karten mit studentischen Motiven in ihrem Programm. 28 ad fundum couleur 04 | 15 Gruppenspiel – Im Jahr 2007 wurde durch Acricola das Thema Bauernhof in urbanen Gefilden salonfähig, zumindest im Spielesalon. Kann Village ebenso reiche Ernte einfahren, oder haben wir es hier mit einer spielerischen Dürreperiode zu tun? Das umtriebige Ehepaar Inka und Markus Brand aus Gummersbach – die beiden haben gemeinsam bis dato über 40 Spiele entwickelt (!) – hat mit dem hier vorgestellten Village 2012 den Preis „Kennerspiel des Jahres“ erhalten. Da diese Jury manchmal nicht ganz nachvollziehbare Entscheidungen trifft, ist auch hier kritisch zu hinterfragen: Zu Recht? Thema des Spieles ist, wie bereits angemerkt, ein furzgemütliches Bauerndorf irgendwo im Nirgendwo. Jeder der maximal vier Spieler bewirtschaftet seinen eigenen Bauernhof und trachtet danach, nicht nur von Ochs und Esel, sondern auch von seinen Mitbewohnern im Dorfe bewundert und in Ehrengrüfte gebettet zu werden. Sollte es mit der Bewunderung nicht allzuweit her sein, so möchte man zumindest nicht sofort in einem namenlosen Armengrab landen. Grab? Geht es hier nicht um Blühen und Gedeihen der Felder, statt um Tod und Verfall? Dies stimmt grundsätzlich, jedoch ist so ein Bauernleben bekannterweise relativ entbehrungsreich und auch der wettergegerbteste und zäheste Landwirt segnet irgendwann das Zeitliche. Dies bringt uns zu einem zentralen Element des Spiels: Village ist ein (dem Autor fällt kein passenderer Begriff ein) „reverses Worker Placement“-Spiel. Im Gegensatz zu den meisten Vertretern dieser Gattung werden keine Arbeiter (Seeleute, Ritter, Bergleute, was auch immer) platziert, sondern Aktionssteinchen vom Brett genommen, welche die Doppelfunktion erfüllen, einerseits als Währung zu dienen, andererseits eben die gewählte Aktion auszulösen. Wie es bei Worker Placement-Spielen so üblich ist, hat man immer viel mehr Möglichkeiten zur Auswahl, als das Spiel sie ausführen läßt, was dann auch zu gewissen Entscheidungsproblemen führt. Neben diesen Aktionssteinen ist die wichtige Währung des Spiels das Gut „Zeit“. Nun haben aber unser braves Bäuerlein und seine Familie nicht unbegrenzt Zeit zur Verfügung bis sie, man verzeihe den ruralen Ausdruck, selber ins Gras beißen – man sieht, das Spiel ist realistisch. Ab einer gewissen Anzahl von durchgeführten Aktionen fährt ein Mitglied der ältesten der vier möglichen Familiengenerationen in den Bauernhimmel auf, wodurch er nicht mehr als Arbeitskraft zur Verfügung steht. Je nachdem, in welcher Funktion das Familienmitglied zuletzt gearbeitet hat, etwa als Handwerker, als Reisender, als Händler (ja, in der Erweiterung kann man auch Bier brauen!), kommen seine sterblichen Überreste entweder in ein passendes Ehren- oder in ein namenloses Grab. Da der (im Wortsinn) Verlauf der Zeit und dessen Auswirkungen recht gut im vorhinein planbar sind, verleitet einen das Spiel dazu, seine Bauersleute sozusagen taktisch sterben zu lassen. So makaber das klingt, so wichtig ist diese Spielmechanik. Denn, man weiß ja, die größten Ehrungen bekommt man doch erst posthum verliehen. Generell ist das Spiel fast völlig zufallsunabhängig und somit ein geradezu klassischer Vertreter der Kategorie der couleur 04 | 15 29 ad fundum Village An Alternativen kann als Einstieg in das Genre der Worker Placement-Spiele etwa Glück Auf! ausprobiert werden, möchte man im landwirtschaftlichen Bereich bleiben, so sei Acricola uneingeschränkt empfohlen, wiewohl dieses vom Komplexitätslevel her definitiv einige Stufen über Village liegt. Spiel Genre: Worker Placement Spieler: 2-4 (5 mit Erweiterung) Spieldauer: 90-120 Minuten Preis: 25,– EUR der autor Mag. Alexander F. S. Putzendopler (ASG!, Cl! et. al.) ist Rechtsanwaltsanwärter in Wien. Ehrenamtlich arbeitet der Autor im Support-Team eines Spieleverlages und hat über die Jahre hunderte Spiele gespielt und erklärt. Anfragen zu Spielempfehlungen sind ausdrücklich erwünscht. bezahlte Anzeige Um nun endlich die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Nein, diesmal hat die Jury zum Spiel des Jahres nicht danebengegriffen, sondern ein ausgesprochen unterhaltsames und auch langfristig spielenswertes Werk ausgezeichnet. Der Wiederspielwert ist enorm und mit den beiden Erweiterungen Village: Inn und Village: Port wird das Spiel zum Glück nicht überladen, sondern sehr stimmig und sinnvoll ergänzt (BIER!). Hinzu kommt, daß dank leichter Modifikationen bei jeglicher Spielerzahl das Erlebnis gleich gut funktioniert, somit für jede Spielrunde passend ist. bezahlte Anzeige sogenannten Eurogames. Ob der mannigfaltigen Möglichkeiten des Spiels ist selbiges komplex aber nicht kompliziert; dennoch ist es eher an Vielspieler oder zumindest fortgeschrittene Brettspieler adressiert. Bei aller Komplexität zeigt das – wunderschön und liebevoll gestalte – Spielmaterial durch perfekte Ikonographie sämtliche Spielabläufe leicht faßlich an, sodaß man nach einmaligem Verständnis das Regelheft nicht mehr bemühen muß. 30 ad fundum couleur 04 | 15 Der Aufforderung zu den Beiträgen in Coleur 3/15 Stellung zu nehmen, kann einer, der wie ich zeit seines Berufslebens mit diesen Fragen konfrontiert war, kaum widerstehen: Bemerkenswert zunächst, dass ein Organwalter der PVA im Zusammenhang mit Bundesländern von „Legoland“ spricht. Also mehr Legoland als 22 österreichische Sozialversicherungsträger allesamt jeweils mit Generaldirektionen (die die Arbeit machen) und sogenannten Verwaltungskörpern (die die Politik machen), kann es ja wohl kaum geben. Leserbriefe Werte Redaktio n! Es interessiert mich, von welc hem Taufritus in die Rede ist. Der couleur 3/15 Re röm.-kath. Ritu ligio-Sofortwiss s, den ich seit üb nicht sein. Im rö en er 30 Jahren ve m.-kath. Taufrit r-wende, kann us stellt weder nahme in die Ki es Pate oder Patin rche, noch trete die Bitte um die n beim Taufritus er zwischen de Aufdie Eltern in de m Paten mit Tä n Hintergrund ufling und dem nächsten Heft um weil Priester stattfin Aufklärung um de t. Ich ersuche im we lc hen Taufritus es Pax et bonum sich handelt. Pfr. Mag. Edua rd Schipfer v. Cyrill LGF Auch das Argument, dass eine EU-Bürokratie mit ihrem Hang zu (meist teuren) Spielchen „Nuts“-einteilungen zwecks Statistik baut, kann wohl nicht als ernsthaftes Argument gegen den Föderalismus dienen. Die neun Bundesländer des EU-Mitgliedstaates Österreich dürfen sich mit den 16 Bundesländern des EU-Mitgliedstaates Deutschland vergleichen und nicht mit dessen Regierungsbezirken. Nicht schon wieder das österreichische Minderwertigkeitsgefühl gegenüber dem großen Bruder Deutschland! Die Brüssler Glasperlenspieler kommen ja wohl auch nicht auf die Idee, die Mitgliedsländer Slowenien und Kroatien zusammenzulegen, nur weil das EU-Mitglied Slowenien nicht größer ist als unser Bundesland Niederösterreich. Antwort: Lieber Kartellb ruder, danke für deinen Hinweis! Es ha ndelt sich um de röm. Ritus, gem n Taufritus in de . Motu Proprio r ao. Form des „Summorum Po die unabsichtlic ntificum“ von Pa h als Maßstab pst Benedikt XV der o. Form he rangezogen wu I., rde. Buchrezensionen Der Gentleman Burschenherrlichkeit in Oxford Klaus Bereks (CIK) „Der Gentleman“ liest sich – im positiven Sinne – wie ein umgekehrter Studentenroman der vorigen Jahrhundertwende. Nicht der junge Adelsspross oder amerikanische Industriellensohn kommt nach Heidelberg und lernt dort Liebe und Burschenherrlichkeit kennen. Es ist der junge Heinrich Weiß aus Bad Tölz, der in der Jetztzeit sein Studium in Oxford beginnt. Was ihn aber dort erwartet ähnelt dem, was man sich anno dazumal unter Studentenromantik vorstellte überraschend stark: Duelle im englischen Nebel, rivalisierende Studentenclubs und exzessive Trinkgelage. Spätestens wenn sich der „Senior“ des „Gentlemen’s Club“ lateinischer Formeln zur Initiation der Neumitglieder bedient und dann sogar deutsche Studentenlieder erklingen, fehlt nur noch das liebreizende Mädchen zur perfekten „Heidelberger Romanze“. Selbiges lässt auch nicht lange auf sich warten. Doch just an dieser Stelle gerät die heile Welt der noblen Studentenvereinigungen ins Wanken: Aus der Auseinandersetzung zwischen dem Tutor’s Club und dem Gentlemen’s Club wird Ernst. Was folgt sind Gewaltexzesse und eiskalte Rachegelüste. Das Erstlingswerk des jungen Autors zeichnet ein fiktives Bild von Studentenvereinigungen an der britischen Eliteuni, die klar vom deutschsprachigen Verbindungswesen inspiriert sind. Dabei fängt er aber nicht nur Stimmung und unzählige Details an der Universität Oxford sorgfältig ein, er verflicht die Handlung des Romans auch mit einer interessanten Einführung in die Geschichte der Universität und der Stadt. Ihm gelingt es trotz dieses scheinbaren Widerspruches einen packenden Roman vorzulegen, der hervorragend unterhält und den vor allem Kenner des Couleurstudententums mit einem wohligen, vertrauten Gefühl lesen werden. LORENZ KONRAD STÖCKL VLG. TUX, NBM Klaus Berek – Der Gentleman Shaker Media, Aachen, 2015, ISBN: 978-3-95631-269-4 Dennoch scheinen mir die beiden Beiträge gar nicht so weit auseinanderzuliegen. Denn dass auch in der politischen Gesellschaft das (christlche) Subsidiaritätsprinzip gelten soll, scheinen beide anzunehmen. Und dass wir zwar deshalb unsere Bundesländer als historisch gewachsene Einheiten beibehalten sollen, ohne sie mit Bürokratie zu überfrachten oder neun meist nahezu gleichartige Gesetze erzeugen zu müssen, dürfte auch zwischen den Kommentatoren nicht strittig sein. Suchen wir als in dieser – wie auch in manch anderen – Fragen eher das Gemeinsame als das Trennende Herzlichst Karl Lengheimer (Platon) Die Kinder der Alpenfestung Das Ende des Zweiten Weltkrieges in Reith bei Seefeld Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Reith bei Seefeld der vom Luftkrieg am stärksten heimgesuchte Ort Tirols. Die Alliierten wollten eine kleine Brücke der Mittenwaldbahn unterhalb des Dorfs sprengen, um die Verbindung zwischen Tirol und dem „Reich“ zu zerstören. Der Anflug zwischen den hoch aufragenden Bergen war für die amerikanischen Piloten aber offenbar so schwierig, dass sie sechs Tagesangriffe brauchten, bis ein Brückenbogen einstürzte. Die Fehlabwürfe reichten aus, dass das Dorf nach dem letzten Angriff am 17. April 1945 einer Mondlandschaft glich. Zehn Tage vor seinem Tod, im April 2015, stellte Kbr. Robert Vinatzer vlg. Tita, TTI, langjähriger Chefredakteur des Tirol-Kurier, sein Buch über das Kriegsende in Reith bei Seefeld, das er dort erlebt hatte, fertig. Das Buch lässt Kinder und Jugendliche aus Reith erzählen, wie sie sozusagen zeitgleich und an einem Ort die Hölle eines Bombardements, die letzten Zuckungen des Deutschen Reichs und die dramatischen Stunden der Befreiung durch die Amerikaner erlebten. Reith, das vor 70 Jahren „starb“, ist schon wenige Jahre später durch den unglaublichen Fleiß und Lebens-mut seiner Bewohner wiederauferstanden. Es reiht sich seither als Schmuck-stück in die Perlenkette der Tiroler Dörfer ein. Robert Vinatzer – Die Kinder der Alpenfestung Das Ende des Zweiten Weltkrieges in Reith bei Seefeld Berenkamp Buch- und Kunstverlag Innsbruck, 2015, ISBN 978-3-85093-335-3 31 ad fundum bezahlte Anzeige couleur 02 | 15 bezahlte Anzeige
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