Abgeordneter Christoph Hagen (STRONACH)

Nationalrat, XXV. GP
27. Jänner 2016
111. Sitzung / 1
16.27
Abgeordneter Christoph Hagen (STRONACH): Frau Präsidentin! Frau
Bundesminister! Hohes Haus! Herr Kollege Alm, wie der Schelm denkt, so ist er – das
möchte ich zu Beginn zu Ihrer Rede sagen; das Nudelsieb dürfte ein bisschen
eingesickert sein. (Beifall der Abgeordneten Dietrich und Schenk.)
Meine Damen und Herren, nun zum Sachverhalt: diese Anfrage der Kollegin Schenk,
mehr oder weniger nicht beantwortet durch die Frau Bundesminister für Inneres. Ich
habe mir das angeschaut: Das ist ja nicht die erste Anfrage an die Frau
Bundesminister für Inneres, die mit Hinweisen darauf, dass es zu aufwendig ist,
Statistiken zu führen, nicht beantwortet wird. Ich habe selber einige Anfragen an sie
gestellt, bei denen ich dann auch überlegt habe, eine Anfragebesprechung zu machen.
In einem Fall weiß ich es sogar konkret: Da geht es, glaube ich, um eine Handvoll
Fälle, wo Sie mir dann geschrieben haben, der Verwaltungsaufwand sei zu hoch. –
Diese Fälle könnte ich Ihnen auswendig aufsagen; auch dort ist man mit der Ausrede
gekommen, dass der Verwaltungsaufwand zu groß sei. Also das ist eher eine Ausrede,
um hier nicht antworten zu müssen.
Meine Damen und Herren, gehen wir jetzt die Anfragebeantwortung durch! Zu den
Punkten 1 bis 5 steht da: „Es wird auf den ständigen Unterausschuss des
Innenausschusses verwiesen.“
Schauen wir uns die Fragen an: Da kann man bei ein, zwei Fragen noch diskutieren
und sagen, das ist vielleicht grenzwertig, aber bitte, Frage 5 – „Können Sie die
Existenz von IS-Kämpfern bzw. Mitgliedern in Österreich ausschließen?“ – könnte man
mit Ja oder Nein beantworten; da ist nicht mehr gefragt. Und es weiß jeder, was die
Antwort ist, meine Damen und Herren.
Also das ist meiner Ansicht nach schon eine Missachtung des Interpellationsrechts –
und da könnte ich Ihnen noch ein paar Beispiele vorlesen. Ich glaube, die Frage, wie
viele der IS-Mitglieder oder -Sympathisanten, die in Österreich aufgegriffen worden
sind, die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen, ist keine Frage, die unter
strengste Staatsgeheimhaltung fällt, sondern das wäre zu beantworten gewesen.
Meine Damen und Herren, kommen wir noch zu Punkt 17: Da wird es dann schon ein
bisschen interessant; ich hatte bei einer Anfragebeantwortung von Ihnen auch einmal
so einen ähnlichen Fall. Sie haben mir damals geschrieben, Sie können die Frage
aufgrund des riesigen Verwaltungsaufwands nicht beantworten und es werde keine
Statistik geführt, und ein paar Tage später habe ich die Zahlen, die ich angefragt hatte,
Version vom 12. Mai 2016, 18:08
nach § 52(2) GOG autorisiert
Nationalrat, XXV. GP
27. Jänner 2016
111. Sitzung / 2
eins zu eins aus der Zeitung erfahren; dort haben Sie sie genannt. – So geht man mit
dem Parlament nicht um, Frau Bundesminister, das ist sicher nicht fair, was Sie hier
machen!
Frage 17 lautet: „Die ‚Presse‘ berichtete (26.08.2015) über die bewusste Verbreitung
eines verfälschten Bildes der Sicherheitslage seitens der Pressestelle der Wiener
Polizei. Tatsächlich hört man aus Polizeikreisen etwas über einen ‚Maulkorb‘; auch in
sozialen Netzwerken wird über Flüchtlingskriminalität berichtet, die der Öffentlichkeit
verschwiegen wird. Wurden seitens Ihres Ressorts Weisungen, Erlässe oder
‚Maulkörbe‘ in Bezug auf die Flüchtlingskriminalität erteilt, um die generelle Stimmung
nicht zusätzlich zu vergiften?“ (Zwischenruf des Abg. Weninger.)
Da verweisen Sie wieder auf den Unterausschuss, die Staatssicherheit. Bei der Frage,
ob Sie einen Maulkorb-Erlass gegeben haben oder nicht, und wenn das sogar in der
Zeitung steht, da verweisen Sie auf strengste Geheimhaltung. – Frau Bundesminister,
das hat mit dem Fragerecht der Abgeordneten nichts zu tun, das ist eher eine
Missachtung des Interpellationsrechts und des Parlaments. Da sollten Sie schon
besser antworten.
Erinnern wir uns noch einmal an Köln – das ist zwar Deutschland, aber es wird bei uns
auch nicht anders sein –: Die dortige Polizei hat in der Silvesternacht eine
Presseaussendung gemacht, dass es eine total ruhige und angenehme Silvesternacht
gewesen sei und es keinerlei Vorfälle gegeben habe. – Was glauben Sie, was sich die
Polizeibeamten, die dort in dem Tumult Dienst gemacht haben, denken und was sich
unsere Polizeibeamten denken, wenn Sie Weisungen geben, dass gewisse
Informationen nicht hinausgegeben werden dürfen?
Das wird mir nämlich immer wieder von Polizeibeamten zugesteckt, die mir sagen:
Bitte tut etwas! Wir dürfen viele Sachen nicht berichten, um die Lage nicht zu
beunruhigen. Frau Bundesminister, das sollte in einem Rechtsstaat nicht sein. (Beifall
beim Team Stronach.)
16.32
Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist
geschlossen.
Version vom 12. Mai 2016, 18:08
nach § 52(2) GOG autorisiert