IB_2016_4 - Schreibkurse für Ihre Lebensgeschichte/n

Infobrief Biografiearbeit
April 2016
Infobrief Biografiearbeit
April 2016
Liebe Leserin, lieber Leser!
Seit geraumer Zeit erleben wir, wie Menschen auf der Suche nach einer neuen Lebensperspektive zu uns kommen. In den
Medien war im Herbst die Rede von „Flüchtlingsströmen“, wir erleben in der Politik und
sicher auch im privaten Umfeld kontroverse
Diskussionen zum Thema. Vielleicht gehören
Sie auch zu den vielen Ehrenamtlichen, die
sich in der Flüchtlingshilfe engagieren und
mithelfen dabei, dass diese Menschen hier
ankommen können.
Hinter jedem Flüchtling steckt ein Mensch,
ein Leben, eine Geschichte. In diesem Infobrief soll ein biografischer Blick auf Migration und Flucht und hier speziell auf Kinder
und Jugendliche geworfen werden, die unserer Hilfe besonders bedürfen.
Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen
[email protected], www.birgit-lattschar.de
Der „biografische Blick“ auf Migration und Flucht
Ende Februar 2016 befanden sich rund 69 000 unbegleitete minderjährige und junge Volljährige Flüchtlinge in Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland – nicht
gezählt die Kinder und Jugendlichen, die keine Leistungen
„Wage dein Leben
und verlasse dein
Haus.“
Aus Afrika
der Jugendhilfe erhalten, weil sie bei Verwandten untergebracht sind oder in Notunterkünften leben (Quelle: www.b-umf.de). Was bewegt diese Kinder
und Jugendliche, sich auf den Weg nach Deutschland zu machen? Welche Erfahrungen haben sie
auf der Flucht gemacht? Wie kommen Sie mit dem „Kulturschock“ des Lebens in Deutschland
LebensMutig – Gesellschaft für Biografiearbeit e.V l www.lebensmutig.de
Infobrief Biografiearbeit
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klar? Und inwieweit ist Biografiearbeit eine Möglichkeit, um den Kindern und Jugendlichen das
Ankommen und Einleben zu erleichtern?
Im Zusammenhang mit jungen Flüchtlingen verwenden die Autoren Schmitt/Homfeldt (2014) den
Begriff der „transnationalen Biografiearbeit“.
Biografiearbeit“ Sie verstehen diese als „Herangehensweise im Umgang mit diesen Kindern und Jugendlichen“ mit dem Ziel, „MitarbeiterInnen in der Sozialen Arbeit
und anderen Institutionen ein besseres Verständnis für die Situation der Kinder und Jugendlichen
zu vermitteln“. Biografiearbeit wird hier also nicht nur in ihrem Nutzen für das Kind/den Jugendlichen gesehen, sondern darüber hinaus auch als Mittel der Sensibilisierung von MitarbeiterInnen.
Die direkte Arbeit mit den jungen Menschen muss traumasensibel sein, sollte aber auch die besonderen Fähigkeiten und Bewältigungsstrategien in den Blick nehmen, die auf der Flucht erworben wurden.
Bezüglich der Arbeit mit Menschen mit
Migrationshintergrund wird auch der Begriff
„transkultu
„transkulturelle Biografiearbeit“ gebraucht
(Realize Projekt 2012). Hier geht es vor allem
um die Auseinandersetzung mit dem Leben
in zwei Kulturen. In dem Berliner Projekt
„Geschichten, die Mut machen“ (Morgenstern 2015) erzählen z.B. Eltern und Großeltern ihren Kindern und Enkelkindern ihre
Migrationsgeschichte als Teil der Familiengeschichte. Auch hier liegt der Fokus neben dem Bewahren von Familiengeschichten auf den Ressourcen, die entwickelt wurden.
„Wage dein Leben und verlasse dein Haus“, gemäß diesem Motto haben sich die Kinder und Jugendlichen auf den Weg nach Deutschland in eine unbekannte Zukunft gemacht, um hier eine
neue, eigene Lebensperspektive zu entwickeln. Biografiearbeit als methodischer Ansatz kann
dabei schwierige Lebensereignisse und Lebenssituationen nicht mildern, aber bei deren Bewältigung unterstützen. Sie kann Brücken schlagen zwischen dem alten Leben und dem neuen. Ein
„biografischer Blick“ der Fachkräfte auf das Kind/den Jugendlichen sowie ein „biografisches Verständnis“ für deren Geschichte ist dafür unerlässlich.
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Literaturtipps
Boie, Kirsten (2016): Bestimmt wird alles gut. Stuttgart: Klett Ki
Kinderbuch. (Ab 6 J.)
Zweisprachiges (Dtsch.-arabisches) Bilderbuch. Auch als Unterrichtsmaterial
(Boardstory) verfügbar unter
https://www.onilo.de/boardstories/ansicht/boardstory/bestimmt_wird_alles_gut/
Krumbiegel, Sebastian (Hg.) (2005): Hoffnung säen. Lebensgeschichten von
Flüchtlingen. Berlin: edition KörberKörber-Stiftung. Der Sänger der Popgruppe „Die
Prinzen“ hat Lebensgeschichten von Flüchtlingen gesammelt.
Morgenstern, Isabel (2015): Geschichten, die Mut machen: Ressourcenorientierte
Biografiearbeit mit Eltern und Großeltern.
Großeltern. Berlin: Memory BiografieBiografie- und
Schreibwerkstatt e.V. Bezug: www.memory-werkstatt.de
Tolles Buch mit vielen praktischen Beispielen und Vorlagen.
Artikel
Lattschar,
Lattschar, Birgit:
Birgit: Verstehen, wertschätzen und anerkennen: Biografiearbeit mit
Flüchtlingskindern. In: Brinks, S.
S. /Dittmann, E.
E. / Müller,
Müller, H. (Hg.) (vorauss. Mai
2016)
Kinder-- und
2016) : Handbuch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Kinder
Jugendhilfe. Walhalla Fachverlag.
Artikel
Schmitt, Caroline/Homfeldt, Hans Günther (2014): Flüchtlingskinder
Flüchtlingskinder besser
verstehen: Die transnationale
transnationale Biografiearbeit.
Biografiearbeit. In: DJI Impulse 1/2014, Nr. 105. S. 1515-17.
http://www.dji.de/fileadmin/user_upload/bulletin/d_bull_d/bull105_d/DJI_1_14_WEB.pdf
Links
http://www.children-for-tomorrow.de/fluechtlingsrouten.html
http://soziokultur-sachsen.de/infoportal-flucht-asyl/fluechtlingsarbeit/kinder-jugend-flucht-asyl
http://www.religionen-entdecken.de/
http://www.heimat-zweimal.de/
http://www.oase-berlin.org/category/meine-geschichte
Materialien
Materialien
REALIZE – Transcultural Biography Work for Adult Education”– Ein Grundtvig Projekt (2012):
Transkulturelle Biographiearbeit (TBA). Ein Handbuch. Verfügbar unter:
http://www.meine-biographie.com/wp-content/uploads/2013/03/Manual_AT1.pdf
Diakonie Württemberg (Hg.): Woher komme ich? Reflexive und methodische Anregungen für
eine rassismuskritische Bildungsarbeit.
https://www.diakonie-wuerttemberg.de/fileadmin/Medien/Pdf/Mg_Rassismuskritische_Bros
chuere_vollstaendig.pdf
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Zitate & Aphorismen
Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter. | Johann Wolfgang von Goethe
Es gibt zu viele Flüchtlinge, sagen die Menschen.
Es gibt zu wenig Menschen, sagen die Flüchtlinge. | Ernst Ferstl
Überhaupt gelten Menschen, die nicht hungrig, habgierig und zerlumpt aussehen, nie als
Ausländer. | Dieter Hildebrandt
Fremd ist der Fremd nur in der Fremde. | Karl Valentin
Alle Menschen sind Ausländer. Fast überall. | Unbekannt
Veranstaltungsempfehlungen
3. 05.2016
05.2016 Danke an mein Leben | Oasen-Tag – ganz dem Guten gewidmet |
TrainerIn: Silvia Ruhland | D: Freising | Information & Anmeldung:
info@[email protected]
23.05.23.05.- 2.Biografische Inselwerkstatt auf Juist: LebensMut und Mee(h)r |
26.05.2016 TrainerIn: Andreas Barde,|
Barde D: Insel Juist | Information & Anmeldung:
info@[email protected]
20.06. – 27.06. Unterwegs mit mir | Abendseminar: Biografisches Erzählen
Erzählen & Schreiben
2016 TrainerIn: Susanne Hölzl | D: Freilassing | Information & Anmeldung:
[email protected]
22.06.2016 Die langen Schatten reichen bis ins hohe Alter | Fortbildung für Engagierte in der
Seniorenarbeit.
Seniorenarbeit. TrainerIn: Karin WimmerWimmer-Billeter; Sommer, Melanie &
MüllerMüller-Hohagen, Dr.
Dr Jürgen | D. München | Information & Anmeldung:
mbw@[email protected]
24. – 25. 06. Folge Deiner Lebensspur! | BiografieBiografie- und Ressourcenarbeit, Lebensziele
TrainerIn:
Sabine
Sautter
|
Ö:
Batschuns | Information & Anmeldung:
2016
[email protected]
LebensMutige Seminare
Ausführliche Informationen zur unseren Veranstaltungen finden Sie auf www.lebensmutig.de!
Infobrief Biografiearbeit l April 2016 l Auflage: 1300
Redaktion l Birgit Lattschar l [email protected] l [email protected]
Herausgeber l Kardinal-Döpfner-Haus & LebensMutig – Gesellschaft für Biografiearbeit e.V.
Kontaktadresse l Domberg 27 l 85354 Freising.
Sie können den Infobrief bestellen bzw. abbestellen unter [email protected]
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