„Center for Peace“, Mostar (Bürgermeister von

Safet Oručević, „Center for Peace“, Mostar
(Bürgermeister von Mostar 1994-2002)
LIEBER HANS, DU BIST UND BLEIBST EINER VON UNS EIN MOSTARI AUS BREMEN
DRAGI HANS, TI SI BIO I OSTAO NASA RAJA MOSTARAC IZ BREMENA
heute bin ich traurig und glücklich zugleich. Heute bin ich traurig, lieber Hans Koschnick,
weil Du nicht mehr unter uns bist. Heute bin ich glücklich, lieber Hans Koschnick, weil Du
weiterhin ein Teil von uns bleibst! Du bleibst weiterhin unter uns Mostari (Bürger
Mostars), unter uns Bürgern Bosnien und Herzegowinas, unter uns Bürgern der
Bundesrepublik Deutschland, unter uns Europäern - Du bleibst unter uns, lieber Hans
Koschnick, für Zeit und Ewigkeit! Nur das Vergessen ist der endgültige Tod - Dich lieber
Hans Koschnick werden wir aber nie vergessen. Unsere Kinder, unsere Enkel werden
Hans Koschnick nie vergessen, die neuen Generationen werden sich erinnern - das
Engagement von Hans Koschnick für Frieden, Stabilität und eine gerechtere Welt bleibt
unvergessen.
Hans Koschnick war der, der die unangenehmen Aufgaben angenommen hat. Hans
Koschnick war der, der in seinem Leben unter anderem an der Spitze zweier
europäischer Städte stand - seiner Stadt Bremen und unserer, aber auch seiner, Stadt
Mostar.
Mostar ist die Stadt im Herzen Europa, in der sich am Ende des 20. Jahrhunderts eine
der größten Tragödien abspielte.
Hans Koschnick war einer der wenigen europäischen Politiker, der die Seele der
multiethnischen europäischen Stadt Mostar wirklich verstand und ihr multikulturelles
Wesen unermüdlich verteidigte. Hans Koschnick wusste ganz genau, auch die Stadt
Mostar ist eines der unverzichtbaren Fundamente der Europäischen Union des 21.
Jahrhunderts. Hans Koschnick baute im Namen der EU, einen Teil - eine Seite der Stadt
Mostar wieder, die im Krieg fast dem Erdboden gleichgemacht wurde.
Aber in diesem völlig zerstörten und verbrannten Stadtteil Mostars - in dieser Asche lebte die Idee des friedlichen Zusammenlebens - unsere europäische Idee - weiter.
Hier fand Hans Koschnick die engsten Verbündeten, die mutig und zugleich weise
waren, den anderen - ihren Nachbarn - zu vergeben und die Hand der Versöhnung zu
reichen. Hier fand Hans Koschnick die Kräfte, die mit Ihm zusammen an der
Wiedervereinigung arbeiteten. Hans Koschnick gab auch in seinen schwierigsten Zeiten
in Mostar die europäische Idee nicht auf, machte das, was viele europäische
Realpolitiker nicht mehr für möglich hielten - baute erfolgreich die Brücken der
Verständigung und Versöhnung auf. Hans Koschnick machte den Menschen Mut, er war
Ihnen ein Vorbild, er war volksnah, er teilte mit den Menschen in Mostar gerne die
Freude, aber auch ihre Sorgen und Nöte, er stellte sich jeder Verantwortung, selbst wenn
sie für ihn bittere Folgen hatte.
Auch die zwei versuchten Attentate, die die Extremisten auf Ihn verübten, stoppten seine
Mission in Mostar nicht.
50 Jahre, nachdem die Antifaschisten am 14. Februar 1945 die Stadt Mostar von den
Nazis und der Deutschen Wehrmacht befreiten, schaffte es ein Deutscher die Herzen
von uns Mostari im Sturm zu erobern.
Seine Hilfe war unermesslich. Sie war weit mehr als die Hilfe des reinen Wiederaufbaus.
Meine besondere Anteilnahme gilt heute in erster Linie Hans Koschnicks Frau Christine,
seiner Familie und seinen nächsten Angehörigen, aber auch allen Bürgerinnen und
Bürgern der Stadt Bremen und Bremerhaven.
Das „Zentrum für Frieden und multiethnische Zusammenarbeit“ wird am 23. Juli, dem
Jahrestag der Wiedererrichtung der Brücke, Herrn Koschnick für sein Lebenswerk
posthum mit dem Friedenspreis von Mostar ehren.
Dies ist ein kleiner aber zugleich wichtiger Beitrag der Bürger Mostars (Mostari), um die
Erinnerung an das große Lebenswerk von Hans Koschnick zu wahren.
Lieber Hans, Du bist und bleibst einer von uns - ein Mostari aus Bremen!