Peter Stenger - Herrlichkeit Gottes und Heiligung - EFG

Liebe Gemeinde,
ich werde in den kommenden Minuten über das Thema
„Herrlichkeit Gottes und Heiligung“
predigen. Es liegt mir am Herzen, dass wir wachsen bei dem Anliegen, dem Herrn
immer ähnlicher zu werden, und zwar sowohl in unserer Bereitschaft als auch was
konkrete Schritte betrifft.
Bei der Gelegenheit habe ich ein paar Fragen:

Bist Du in den letzten 14 Tagen schneller als 50 km/h in geschlossenen Ortschaften
gefahren?

Gibt es jemanden hier im Raum, mit dem Du persönliche Probleme hast?

Bist Du in diesem Jahr beim Surfen im Internet schon einmal auf einer
pornografischen Seite gelandet?

Gibst Du Deinen Zehnten nicht in voller Höhe für das Reich Gottes?

Bist Du im letzten Vierteljahr im Kino gewesen?
Also wenn Du mehr als zwei Fragen mit einem „Ja!“ beantworten kannst, habe ich
Sorge um Dein Seelenheil, denn wie schreibt es der Hebräerbrief: „Ohne Heiligung
kann niemand den Herrn sehen!“ (Hebr. 12, 14)
Einige schmunzeln jetzt, andere ärgern sich jetzt vielleicht … aber wie sollen wir es
halten mit der Heiligung?

Müssen wir erst perfekt werden anhand eines Kataloges von „Does!“ und „Don’ts!“,
um das Prädikat „Sohn“ bzw. „Tochter des Allerhöchsten“ als Auszeichnung zu
erhalten? Oder spielt das Thema gar keine Rolle für Menschen, die sowieso schon
das „Ticket für den Himmel“ in Händen halten?

Sind wir zwar durch Christus erlöst, müssen uns aber selbst dabei anstrengen, ihm
ähnlicher zu werden?

Und in welchem Zusammenhang steht unsere Heiligung mit der Herrlichkeit
Gottes?
Peter Stenger
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03.05.2016
Ich lese uns dazu den Predigttext aus:
1. Petr. 2, 11f (Elberfelder Übersetzung)
11 Geliebte, ich ermahne euch als Beisassen und Fremdlinge, dass ihr
euch der fleischlichen Begierden, die gegen die Seele streiten,
enthaltet,
12 und führt euren Wandel unter den Nationen gut, damit sie, worin
sie gegen euch als Übeltäter reden, aus den guten Werken, die sie
anschauen, Gott verherrlichen am Tage der Heimsuchung!
I.) Unser Kampf
Der gesamte Petrusbrief hat bis heute nichts verloren von seiner hohen Aktualität für
uns. Die Überschrift über diesem Schreiben heißt „Verhalten der Christen in der Welt“.
Und der Apostel scheut sich auch nicht die Situation, in der sich die Gläubigen damals
wie heute befinden, klar beim Namen zu nennen:

Da ist von Versuchungen die Rede (Kap. 1, 6)

Da wird die Herausforderung thematisiert, angepasst an die Welt zu leben (Kap. 2,
1)

Und - wie es im heutigen Predigttext heißt - es findet ein Ringen um uns statt (Kap.
2, 11)
Kurzum: Wir leben seit dem Tag unserer Wiedergeburt im Kampf! Wir stehen
tagtäglich in Auseinandersetzungen, die erst enden werden, wenn wir dem Herrn von
Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen werden. Das klingt zwar nicht so positiv, ist
aber die Wahrheit.
Wer kämpft dabei gegen bzw. um wen?
Petrus beschreibt es in unserem Abschnitt als ein Ringen um unsere Seele, die von
fleischlichen Lüsten immer wieder herausgefordert wird.
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03.05.2016
Eine Grafik soll uns das veranschaulichen:
Wenn die Bibel von der „Seele“ („Herz“) spricht, meint sie damit das Zentrum unserer
Persönlichkeit, unser innerstes Wesen, den Charakter, der in unserem Reden und
Handeln dann auch sichtbar nach außen dringt. Neben der Seele hat uns Gott auch
unseren „Geist“ gegeben, der nicht mit dem menschlichen Verstand zu identifizieren ist,
sondern der Ort ist, der unsere Seele und unseren Leib dem Herrn entsprechend prägt.
Und der wiederum wird vom „Heiligen Geist“ geprägt, der seit dem Tag unserer
geistlichen Wiedergeburt in uns lebt und uns mittels des Geistes prägt.
Nun ist unsere Situation aber die, dass nicht nur der Geist sich auf uns auswirken will,
sondern eben auch das, was Petrus hier das „Fleisch“ nennt.
Damit ist der Ort in unserer Existenz gemeint, der immer noch „aktiv“ ist und eben
nicht vom Heiligen Geist, sondern vom „kosmos“, der „Welt“ geprägt ist. Während der
„Geist“ unsere Abhängigkeit von Gott stärken will, zieht das „Fleisch“ genau in die
entgegengesetzte Richtung: In ein selbstbestimmtes, von Gott unabhängiges Leben.
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Daher hat das „Fleisch“ ganz bestimmte Wesensmerkmale:

Es widersteht dem Willen Gottes

Es ist nur auf die eigenen Begierden fixiert

Er lebt nur für das Vergängliche

Es ist voller Stolz
Kurzum es will uns in die Richtung ziehen, der wir vor unserer Hinwendung zu Gott
hilflos ausgeliefert waren: In die Entfernung von Gott!
Der „Geist“ und das „Fleisch“ kämpfen also um unsere Seele, unser Herz. Spürst Du
diese Auseinandersetzung in Deinem Leben?

Wenn Du mit Deinem Auto eine Sache beschädigt hast, niemand hat es bemerkt und
Du ringst darum, ob Du das nun melden sollst oder nicht.

Wenn Du Dich in einen Menschen verliebt hast, der nicht gläubig ist, und mit der
Entscheidung kämpfst, dich mit ihm/ihr zu befreunden oder nicht.

Wenn Du merkst, dass Dich der Herr auf Deinen Umgang mit Medien aufmerksam
macht, und Du vor der Entscheidung stehst, Dich davon zu trennen oder nicht

Oder …
Gut, wenn Du diesen Kampf noch wahrnimmst! Warum? Weil es Dir zeigt, dass Du mit
dem Herrn lebendig unterwegs bist:

Du bist interessant für den Feind, weil Du bei Deiner Bekehrung die Seiten
gewechselt hast.

Der Geist Gottes ist lebendig in Dir, der Dich auf solche Herausforderung
aufmerksam macht.
Daran denken die unterschiedlichen Verfasser im Neuen Testament auch, wenn sie von
einer Freude in Zeiten der Anfechtungen sprechen (1. Petr. 1, 6 oder Jak. 1, 2) Kurzum:
Du bist geistlich noch lebendig (Tote nehmen keine Kämpfe mehr wahr!)
II.) Herrlichkeit Gottes & Heiligung
In diesem Kampf heißt es, Gott immer ähnlicher zu werden (das ist das Ziel der
Heiligung nach 2. Kor. 3, 18), damit Gottes Herrlichkeit durch unser Leben größer
wird: ER soll durch uns sichtbar werden:

1.) Für Gott - Das ist auch eine Form der Anbetung zu IHM hin.

2.) Für uns - Damit unser Leben besser gelingt. (Was uns auch in unserem
Miteinander Mühe macht, sind die unheiligen Teile unserer Persönlichkeit)
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
3.) Für die Welt – So dass dadurch Christus für sie erkennbar wird und sie zum
Glauben kommen können.
Den dritten Punkt spricht Petrus in Vers 12 direkt an: Menschen, die jetzt noch nicht
gläubig sind und sogar die Christen verleumden, schlecht über sie reden oder ihnen
schlimme Dinge antun, sollen durch den Wandel der Gläubigen aufmerksam werden.
Egal ob mit dem dort erwähnten „Tag der Heimsuchung“ der Moment gemeint ist, wo
solche Leute Gott erkennen und zum Glauben kommen, oder hier das „Jüngste Gericht“
angesprochen ist, bei dem sie rückblickend erkennen, wo ihnen Gott auch im
Lebenswandel von Christen begegnet ist, es jetzt aber zu spät für eine Umkehr ist – Die
Herrlichkeit Gottes soll auch für sie sichtbar werden durch das Leben der Gläubigen!
Durch uns!
III.) Wege der Heiligung
„Heiligung“ - das klingt für manche unter uns wahrscheinlich nicht sehr attraktiv:

Der eine oder andere denkt dabei an Misserfolge und krampfhafte Versuche, doch
endlich die guten Vorsätze in die Tat umzusetzen.

Manche verbinden mit dem Thema auch „Überheblichkeit“, wenn sie dabei an
Christen denken, die stolz davon berichten, welche Fortschritte sie hier schon
gemacht haben, oder wenn sich Gläubige sogar ins Leben Anderer einmischen
(„Gemeindezucht“)

Und möglicherweise gibt es auch Geschwister unter uns, die dabei Angst haben, es
könnte am Ende doch nicht reichen. Der mangelnde Stand der Heiligung würde
ihnen den Zutritt zum Himmel verwehren.
So wundert es nicht, dass Gläubige und auch ganze Gemeinden das Thema „Heiligung“
für sich gestrichen haben. Es kommt schlichtweg in der persönlichen Nachfolge und in
Lehre und Praxis der Gemeinde nicht mehr vor. Aber es liegt Gott am Herzen, sonst
würde es nicht in seinem Wort vorkommen, das ja immer noch Richtschnur für unser
Glaubensleben ist. Und wenn ich die Bibel richtig verstehe, ist Heiligung eine
frohmachende Sache, die uns und anderen dient.
Das wird schon bei der Grundlage dafür deutlich und zwar in zweifacher Weise:

Zum einen: Wer wir sind.

Und zum anderen: Wer wir nicht mehr sind.
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Wer sind wir denn? Wie spricht denn Petrus die Leser dieser Zeilen (und damit auch
uns heute) an? „Geliebte“ heißt es zu Beginn von Vers 11. Und wenn wir uns den
Abschnitt (Kap. 2, 1-10) zuvor anschauen, da wird die Gemeinde Jesu mit gewaltigen
Attributen bezeichnet: „Geistliches Haus“; „auserwähltes Geschlecht“; „königliches
Priestertum“; „heilige Nation“; „Volk zum Besitztum“; „Volk Gottes“. Petrus spricht
hier nicht prophetisch über die himmlische, vollendete Gemeinde, sondern über
Gläubige in all ihren Gebrochenheiten und Unvollkommenheiten. Wie kommen wir
dazu? Nun bestimmt nicht, weil wir so perfekt sind in unserer Nachfolge, sondern weil
Jesus Christus für uns am Kreuz von Golgatha sich uns erkauft hat und wir von IHM
diese neue Identität geschenkt bekommen haben. Das ist die Grundlage, ohne die
niemand den Herrn sehen kann (um noch einmal den eingangs erwähnten Bibelvers aus
dem Hebräerbrief zu beleuchten.)
Und dem entspricht auch das, was wir seit unserer geistlichen Wiedergeburt nicht mehr
sind: Wir gehören nicht mehr dem „kosmos“; der „Welt“. Petrus drückt das hier
zweimal aus, wenn er die Gemeinde, an die er schreibt, bezeichnet als

„Beisassen“ (die zwar in einem fremden Land dauerhaft leben, aber dort keine
Bürgerrechte haben)

„Fremdlingen“ (die in einem fremden Land auf der Durchreise sind)
Wir gehören also nicht mehr zu dem Machtbereich, der Gott entgegensteht; Jesus
Christus hat das Recht an uns erworben. Und wir leben mit der Perspektive, dass dieses
irdische Leben nur eine zeitlich begrenzte Episode auf dem Weg zur Ewigkeit bei Gott
ist.
Das und die Tatsache, dass wir geliebte Kinder Gottes durch Jesus Christus geworden
sind, ist die Basis unserer Heiligung.
Aber dann dürfen wir auch in der erfahrbaren Wirklichkeit immer mehr die werden, die
wir schon sind in den Augen Gottes: Auf der Basis der Erlösung dürfen wir dann aber
auch gemäß unserer Berufung leben. Und dabei dürfen und sollen wir uns auch bei
anderen „einmischen“, wenn es a.) in der Gesinnung der Liebe und b.) mit der Absicht
der Auferbauung des anderen geschieht (was auch Ermahnung beinhaltet). Petrus
überlässt die Gläubigen, an die er hier schreibt und bei denen er offensichtlich gewisse
Schieflagen wahrnimmt, auch nicht sich selbst. Und das Neue Testament wäre um
einige Seiten dünner, wenn man dort entsprechende Passagen entfernen würde.
Wie aber kann denn das Unternehmen, Jesus Christus immer ähnlicher zu werden,
gelingen, ohne in einen frustrierenden K(r)ampf auszuarten? Mir sind dazu fünf Schritte
gekommen:
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1.) Indem Du Satan mit seinen Lügen zu unserem Thema entlarvst und Dich von seinen
Unwahrheiten
trennst.
Kennst
Du
diese
Stimme,
die
Dir
in
bestimmten
Herausforderungen einflüstert: „Okay, der Herr hat Dich aus Gnade errettet, aber jetzt
musst Du aus Dir selbst heraus heilig leben (z. B. alle Gebote erfüllen), sonst verlierst
Du Deine Gotteskindschaft wieder!“
Das ist die „Falle der Gesetzlichkeit“, die Selbstverdammnis zur Folge hat. Nein, wir
dürfen und können heilig leben („Imperativ“), weil wir von Gott durch Jesus Christus
gerechtfertigt und heilig gemacht wurden („Indikativ“) und wir dabei den Beistand des
Heiligen Geistes haben. Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes (Röm. 8, 39) außer wir selbst tun dies in einem bewussten und willentlichen Schritt.
2.) Indem Du Dich mehr und mehr in Gottes Herrlichkeit aufhältst. Die erfahrbare
Gegenwart Gottes prägt. Es ist ein Phänomen, das immer wieder in diversen
Erweckungsgeschichten auftauchte: Menschen brachen mit Sünden – Warum? Weil sie
von Predigern dazu aufgefordert wurden? Nein deshalb alleine nicht, sondern weil
Gottes Gegenwart, seine Heiligkeit so erfahrbar war, dass Sünde anfing zu „brennen“.
Nahe Dich daher immer wieder Gott in seinem Wort, im Gebet, in der Gemeinschaft
Seiner Gemeinde – die Herrlichkeit Gottes wird Dich prägen und verändern, im
Idealfall so sehr, dass Du gar keine Lust mehr hast, anders zu leben als es Gott gefällt.
Es ist wie mit der Einheit (s. Predigt von letzter Woche): Heiligung führt zur
Herrlichkeit (Gott wird dadurch sichtbar), aber die Herrlichkeit Gottes bewirkt auch
Deine Heiligung.
3.) Indem Du „enthaltsam“ lebst; das steckt direkt in unserem Text drin (Vers 11).
Begib Dich nicht in für Dich gefährliche Situationen hinein. Ich denke jeder von uns
kennt den einen oder anderen Punkt, wo das „Fleisch“ nach der „Seele“ greift. Meide
solche Situationen; vielleicht sogar indem Du einem Bruder/einer Schwester davon
erzählst und diese Person Dich diesbezüglich immer wieder „überprüfen“ darf durch
Nachfragen. Versuche hier nicht, einen Kampf zu kämpfen, den Du gar nicht aus
eigener Kraft gewinnen kannst, weil ihn der Herr bereits errungen hat. Außerdem
schenkst Du dort dem „Fleisch“ eine ungute Aufmerksamkeit.
Fliehe der Versuchung (das hat nichts mit „Feigheit“ zu tun!), weil Du dort nicht mehr
hin gehörst; nahe Dich Gott, weil Du IHM gehörst (Jak. 4, 7f)!
4.) Und wenn Du doch einmal gescheitert bist, nimm die Vergebung des Herrn für Dich
in Anspruch, die immer wieder neu für Dich da ist. Das Wesen der Gnade Gottes
können wir letztlich nicht mit unserem Verstand ergreifen, aber wir sollen es für uns im
Glauben in Anspruch nehmen.
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Hier zitiere ich einmal Johannes, der schreibt (1. Joh. 2, 1): „Meine Kinder, ich schreibe
euch dies, damit ihr nicht sündigt; und wenn jemand sündigt - wir haben einen Beistand
bei dem Vater: Jesus Christus, den Gerechten.“ Also, wenn Du einmal gefallen bist,
lass Dich vom Herrn wieder aufrichten und gehe weiter - Hinfallen ist menschlich,
liegenbleiben ist teuflisch, wieder aufstehen ist göttlich!
Und 5.) Wir sollen nach Heiligung streben, aber unsere völlige Christusähnlichkeit wird
immer eine Zielmarkierung sein, die erst im Schauen Christi ihren Abschluss finden
wird (1. Joh. 3, 2) Das soll uns Ansporn und Trost zugleich sein!
Liebe Gemeinde,
wenn wir gleich das Abendmahl feiern und unseren Herrn dabei anbeten, dann passt das
sehr gut zu diesem Thema. Das Entscheidende in unserer Nachfolge ist am Kreuz von
Golgatha geschehen. Und auch im Brot und im Kelch will uns Jesus Christus begegnen,
uns berühren und uns verändern. Lasst uns aufmachen in dieser Haltung und
Erwartung!
Amen !!!
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