PDF-Download - Katholische Kirche beim hr

Andreas Meyer, Ockenheim
hr4 Übrigens am Sonntag, 01. Mai 2016
Mai - Marienmonat
Der Mai spielt im Leben vieler katholischer Gemeinden eine besondere Rolle. Weil
in diesem Monat Maria, die Mutter Jesu, besonders verehrt wird. Am Sonntag und
manchmal auch während der Woche treffen sich Menschen, um in einer Andacht
an Maria zu denken, sie zu verehren. Da werden von ganzem Herzen Lieder gesungen, die das Leben Marias beschreiben. Es werden Gebete gesprochen, die
Maria als Fürsprecherin anrufen.
Mir ist es früher schwer gefallen, dabei mitzumachen. Die Lieder haben oft sehr
emotionale Melodien. Aber die Texte sind mir fremd. Da wird Maria sehr weit aus
dem Menschlichen herausgehoben. „Himmelskönigin“ wird sie z.B. genannt. Dabei
ist sie doch eigentlich die einfache Frau. Sie hat Gottes Ruf an sie aufgenommen
und in ihrem Leben gelebt. Anfangs hat sie gezögert, sich überfordert gefühlt. Aber
dann ist ihr Mut gewachsen. Und sie hat sich dieser Aufgabe gestellt, die Mutter
Jesu zu sein.
Wenn ich in der Bibel die Stellen anschaue, in denen Maria vorkommt, dann entdecke ich: Sie war eine starke und selbstbewusste Frau, die durchaus auch ihrem
Sohn kritisch gegenüber stand. Bei der Hochzeit in Kana, als mitten im Fest der
Wein ausging, da hat sie ihm gesagt, dass er jetzt für Abhilfe zu sorgen hat. Als
Jesus einmal von Menschen umringt war und viele Wunder tat, hat sie gemeint, sie
muss ihn da jetzt herausholen. Es war ihr wohl zu viel, was da um Jesus herum
geschah. Und sie ist auf seinem Lebensweg bei ihm geblieben. Sie hat mit ansehen müssen, wie er grausam ermordet wurde. Als er gestorben war, hat sie um ihn
geweint. Viele Marienbilder zeigen sie so: die Mutter, auf deren Schoss der tote
Sohn liegt.
Offensichtlich ist sie damit vielen Menschen nahe, die in ihrem Leben großen
Schmerz und viel Leid erfahren. Sie ist solidarisch mit ihnen – könnten wir sagen.
Und diese Solidarität wird spürbar, wenn ich Maria verehre und sie für mich als
Fürsprecherin bei Gott anrufe. Das gibt Kraft, das eigene Leid zu ertragen. So ein
Blick auf Maria: Den finde ich dann schon sympathischer als der vieler alter Marienlieder.
Wenn ich mir die Bibelstellen anschaue, in denen Maria vorkommt, entdecke ich
noch etwas für mich: Sie steht mitten im Leben. Sie hat das Leben angepackt und
ist ihren Weg gegangen. Es war sicher nicht immer leicht für sie, aber nie hat sie
der Mut verlassen, weil sie wohl immer Gottes Nähe gespürt hat. So möchte ich
auch leben können: das Leben anpacken; mutig das Leben gestalten; mit Kraft
meinen Weg gehen. Wo mir die Kraft ausgeht oder ganz fehlt, darf ich um Gottes
Kraft bitten. Und ich bin sicher: Maria unterstützt mich als Fürsprecherin dabei.
Zum Nachhören als Podcast
http://www.hr-online.de/website/radio/hr4/index.jsp?rubrik=29232