Eischätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage, März 2016

Aktuelle Berichte
Einschätzung des IAB zur
wirtschaftlichen Lage
Die volkswirtschaftliche Entwicklung in Deutschland
Die deutsche Wirtschaft ist dynamisch in das
neue Jahr gestartet und dürfte das Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts von
0,3 Prozent aus dem letzten Quartal 2015 im
ersten Quartal 2016 übertreffen. Die Konjunkturerwartungen sind dennoch eher verhalten und signalisieren einen moderaten
Aufschwung für den weiteren Jahresverlauf.
Zwar gab es zuletzt auch positive Signale aus
China, die Wachstumsschwäche der Schwellenländer ist aber weiterhin eine Belastung
für die deutsche Exportwirtschaft. Zudem
könnte sich die Affäre um Abgasmanipulationen in der Automobilbranche ausweiten.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor bleibt der
Ölpreis, nachdem die jüngsten Verhandlungen der Förderländer über eine Deckelung
der Produktion gescheitert sind. Trotz allem
entwickelt sich die Beschäftigung am Arbeitsmarkt weiter positiv. Die Arbeitslosigkeit geht zurück, wenn auch nicht im selben
Ausmaß.
Diese Entwicklung entsteht in einem heterogenen außenwirtschaftlichen Umfeld. Die
Konjunktur in der Eurozone dürfte zu Jahresbeginn ebenfalls gut gestartet sein, ein langfristiger Aufschwung zeichnet sich aber trotz
der lockeren Geldpolitik nicht ab. Die USWirtschaft hingegen zeigt sich trotz einiger
Schwächezeichen robust. Sollte Großbritannien sich für einen Austritt aus der EU entscheiden, ist mit wirtschaftlichen Konsequenzen
auch für deutsche Exporteure zu rechnen.
Im vierten Quartal 2015 sind die deutschen
Exporte um 0,6 Prozent im Vergleich zum
Vorquartal gesunken, die Importe legten um
0,5 Prozent zu. Somit spiegelt der Außenhandel die verhaltenen Konjunkturaussichten
bereits wider. Die Exporterwartungen zeigen
keine zusätzliche Dynamik für die nächsten
Monate an.
Die extrem günstigen Finanzierungsbedingungen im Euroraum schlagen sich weiterhin
nicht in einem Aufschwung bei den Investitionen nieder. Zwar gab es zum Jahresende 2015
einen ordentlichen Anstieg (1,0% bei Ausrüstungs-, 2,2% bei Bauinvestitionen) und die
aktuelle Geschäftslage lässt auf eine moderat
positive Entwicklung schließen, dennoch kündigen die Geschäftserwartungen der Investitionsgüterproduzenten für die nächsten Monate
in der Tendenz eine Verschlechterung an.
Der Konsum ist weiterhin die treibende
Kraft der Konjunktur. Nach deutlichen Zuwächsen zum Jahresende 2015 (0,3 Prozent
April 2016
beim privaten, 1,0 Prozent beim staatlichen
Konsum), ist weiterhin keine Umkehr dieses
Trends erkennbar. Die privaten Haushalte profitieren von der positiven Entwicklung am
Arbeitsmarkt, der Staat von steigenden Steuereinnahmen. Somit bleiben Spielräume auch
für die Ausgaben im Rahmen der Flüchtlingszuwanderung.
Die gute Situation am Arbeitsmarkt hat
Bestand. Die Beschäftigung bleibt ihrem Aufwärtstrend treu. Die Unterbeschäftigung steigt
zuletzt allerdings leicht an, auch wenn die
Arbeitslosigkeit zunächst weiter sinkt. Einen
Teil dieses Rückgangs erklärt das relativ milde
Winterwetter (siehe auch: http://www.iab.de/
wettereffekte). Das IAB-Arbeitsmarktbarometer
steht im April bei 102,4 Punkten und somit
deutlich im positiven Bereich. Die Arbeitsagenturen erwarten zwar eine geringfügige Zunahme der saisonbereinigten Arbeitslosigkeit in
den nächsten drei Monaten, aber einen starken
Anstieg der Beschäftigung. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer gibt ab diesem Monat als
Mittelwert einer Arbeitslosigkeits- und einer
Beschäftigungskomponente einen umfassenderen Arbeitsmarktausblick wieder.
Autoren
 Prof. Dr. Britta Gehrke
E-Mail: [email protected]
 Prof. Dr. Enzo Weber
E-Mail: [email protected]
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April 2016