Presseinformation - Deutsches Verkehrsforum

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Bundesfinanzminister bei der 32. Mitgliederversammlung
Schäuble wirbt für Bundesfernstraßengesellschaft
Berlin, 26. April 2016 – Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble MdB,
hat bei der 32. Mitgliederversammlung des Deutschen Verkehrsforums (DVF)
erneut für die Etablierung einer Bundesfernstraßengesellschaft geworben:
„Dass Verkehrswege nicht erhalten oder gebaut werden, liegt nicht am
fehlenden Geld, sondern an den teilweise ungenügenden Planungs- und
Genehmigungskapazitäten in den Bundesländern. Deshalb brauchen wir eine
Bundesfernstraßengesellschaft, die in einem ersten Schritt für die
Bundesautobahnen zuständig ist, und in einem zweiten für die Bundesstraßen.
Dazu ist eine Grundgesetzänderung nötig, die auch eine Zwei-Drittel-Mehrheit
im Bundesrat erfordert. Wir müssen daher die Länder für diese Reform
gewinnen,
die
sich
aktuell
einstimmig
gegen
eine
Bundesfernstraßengesellschaft positioniert haben.“ Der Finanzminister rief die
mehr als 300 Zuhörer um Unterstützung auf.
Die
volle
Unterstützung
der
Verkehrswirtschaft
für
eine
Bundesfernstraßengesellschaft sagte der DVF-Präsidiumsvorsitzende Dr.
Ulrich Nußbaum dem Finanzminister zu, denn Verkehrsprojekte müssen
effizienter und schneller als bisher umgesetzt werden. Dafür müssten nicht nur
die Politik, sondern auch die Wirtschaft und die Verbände werben: „Wir wollen
eine Bundesfernstraßengesellschaft, aber auch begleitende Strukturreformen,
insbesondere
neue Finanzierungsinstrumente für
eine mehrjährige
Durchfinanzierung von Verkehrsprojekten unabhängig von der Kameralistik der
öffentlichen Haushalte.“ Zudem plädierte Nußbaum für die Aufstockung des
investiven Verkehrshaushalts des Bundes auf 15 Milliarden Euro jährlich: „Wir
müssen
heute
schon
gemeinsam
darauf
hinarbeiten,
dieses
Finanzierungsniveau zu erreichen und über das Jahr 2018 zu sichern. Dazu
kann jedoch nicht allein eine Nutzerfinanzierung beitragen, es werden auch
weiterhin Steuermittel in die Verkehrsinfrastruktur fließen müssen.“ Schäuble
bekräftigte, dass die Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur „dauerhaft prioritär“
sei. Eine nachhaltige Finanzpolitik trage entscheidend zu einer nachhaltigen
Wirtschaftsentwicklung bei, gerade in Zeiten weltweit fragiler Märkte.
Eine solche stabile Entwicklung sei gerade für die Automobilindustrie wichtig, da
sie stark von globalen Märkten abhänge, betonte Matthias Wissmann, DVFPräsidiumsmitglied, Präsident Verband der Automobilindustrie (VDA): „Die
Das Deutsche Verkehrsforum ist die einzige verkehrsträgerübergreifende
Wirtschaftsvereinigung in Europa. Unsere rund 170 Mitgliedsunternehmen wollen die
Verkehrsbedingungen verbessern sowie die Mobilität in Deutschland und Europa
sichern.
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ersten drei Monate 2016 sind erfreulich gut gelaufen. In Westeuropa legte der
Pkw-Markt um gut 5 Prozent zu, der chinesische Pkw-Markt brachte im März
zweistelliges Wachstum. Russland und Brasilien jedoch waren weiter rückläufig.
Insbesondere bei Elektro-Autos haben deutsche Hersteller in den USA
inzwischen einen Marktanteil von 20 Prozent, am gesamten Markt liegt dieser
bei zehn Prozent.“
Globale Veränderungen in den Absatzmärkten schlagen sich in den Häfen
sofort nieder. „Dies sehen wir beim Automobilumschlag, aber auch im
Containergeschäft – so etwa durch die Wirtschaftskrisen in Russland und
Brasilien“, sagte Frank Dreeke, DVF-Präsidiumsmitglied, Vorsitzender des
Vorstands BLG LOGISTICS GROUP AG & Co. KG. Verschärfend komme
hinzu, dass die Wettbewerbssituation der deutschen Seehäfen unter der
Schwerfälligkeit der deutschen Bürokratie erheblich leide: „Über die deutschen
Seehäfen werden Exporte im Wert von 1,2 Billionen Euro jährlich abgewickelt.
Wir müssen global konkurrenzfähig blieben und uns weiterentwickeln. Aber
wenn es um die Vertiefung der Elbe und Weser geht, warten wir immer noch auf
den richterlichen Entscheid. Man muss sich dabei vor Augen halten, dass
dieses Verfahren seit über 10 Jahren andauert. Das geht woanders deutlich
schneller.“
Dr. Rüdiger Grube, DVF-Präsidiumsmitglied, Vorsitzender des Vorstands
Deutsche Bahn AG und DB Mobility Logistics AG, sprach in diesem
Zusammenhang das Thema fairer Wettbewerb in der EU an: „Für den
Schienenverkehr gilt ebenso, dass fairer Wettbewerb einen einheitlichen
Ordnungsrahmen auch auf europäischer Ebene benötigt. Deutschland hat seine
Nahverkehrsmärkte für private Eisenbahnunternehmen schon lange geöffnet –
im benachbarten Ausland ist dies vielfach nicht der Fall. Die Deutsche Bahn hat
somit nicht dieselben Wettbewerbsbedingungen.“ Außerdem würden die
Unternehmen des Mobilitätssektors die hohen Anforderungen beim Umwelt- und
Klimaschutz mittragen und viel Geld investieren, etwa in umweltfreundliche
Züge. Schäuble zeigte Verständnis für diese Anliegen und betonte, die
Bundesregierung setze sich in Brüssel kontinuierlich für den Abbau von
Wettbewerbsverzerrungen ein.
Faire Wettbewerbsbedingungen mahnte ebenso Dr. Stefan Schulte, DVFPräsidiumsmitglied, Vorsitzender des Vorstands Fraport AG, an: „Wir müssen
Steuern und Gebühren immer im internationalen Kontext sehen. Subventionen
anderer Staaten für ihre Carrier und Flughäfen verzerren den Wettbewerb und
benachteiligen die europäischen Airlines und Flughafenstandorte. Deutschland
selbst hat jedoch mit der nationalen Luftverkehrssteuer einen weiteren Nachteil
für die einheimischen Unternehmen geschaffen.“