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Griechenland braucht keine höhere Dosis,
sondern eine andere Medikation
Im Wortlaut von Andrej Hunko, 21. Februar 2017
Plötzlich ist Griechenland wieder auf der Tagesordnung. Und das, obwohl die Bundesregierung alles
getan hatte, damit das inzwischen dritte, als „Rettungspaket“ verkleidete Kürzungsdiktat von 2015
erst nach der Bundestagswahl ausläuft. Nun scheinen CDU und CSU das Thema selbst wieder
hochkochen zu wollen. Finanzminister Schäuble drohte den Griechinnen und Griechen mal wieder
mit dem Grexit, falls die Vorgaben der Gläubiger nicht auf Punkt und Komma umgesetzt werden
(und behauptete dann gänzlich postfaktisch, niemals mit dem Grexit gedroht zu haben). Der
bayrische Finanzminister Söder will die De-facto-Schuldenkolonie anscheinend auch formell in eine
solche verwandeln.
All das verschleiert die unangenehme Wahrheit: Die von EU-Kommission, EZB, IWF und der
Bundesregierung erzwungene Krisenpolitik ist – gemessen an ihren eigenen Kriterien – auf ganzer
Linie gescheitert. Mit Ansage: Schon vor Jahren war klar, dass der griechische Staat pleite war.
Dennoch wurden Milliarden über Milliarden öffentlicher Gelder eingesetzt, um die Banken
rauszuboxen – insbesondere deutsche und französische. Im Gegenzug zwang man die verschiedenen
griechischen Regierungen, brutale Kürzungs- und Austeritätsprogramme durchzusetzen, die zu
einer historischen Verarmung der Bevölkerung geführt haben. Die Grenze zur Unerträglichkeit ist
schon lange überschritten.
Doch anstatt an der verabreichten Medikation zu zweifeln, wird die Dosis immer weiter erhöht.
Weitere Kürzungen der Renten und anderen öffentlichen Ausgaben, Abbau von
Beschäftigtenrechten, Steuererhöhungen und Privatisierungen. Nun soll sogar das griechische
Wasser privatisiert werden – ein Skandal, gegen den sich glücklicherweise Widerstand regt.
Der Karren steckt im Dreck und zwar ziemlich tief. Nur eine völlige Kursumkehr könnte ihn wieder
herausziehen. Diese müsste mindestens ein Ende der Austeritätspolitik, eine deutliche
Schuldenerleichterung und ein großes öffentliches, sozial-ökologisches Investitionsprogramm zur
Ankurbelung der griechischen Wirtschaft beinhalten. Ohne einen solchen grundlegenden
Kurswechsel bleiben alle Perspektiven für Griechenland düster. Nur mit anderen
Kräfteverhältnissen in der EU ließe sich der historische Irrweg korrigieren, den die
Austeritätspolitik à la Schäuble darstellt. Ein wichtiger Schritt wäre schon, wenn der nächste
Bundesfinanzminister nicht Wolfgang Schäuble hieße.
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