Editorial haben. Der persönlichen Selbstverwirklichung, dem wirtschaftlichen Erfolg und der Steigerung des WohlKennen Sie Ihre persön- stands haben unsere Anstrengungen gegolten. Ich erinnere mich als ehemaliger Kommandant nur zu gut liche Komfortzone? Populärwissenschaftlich an alle Diskussionen um das Weitermachen, um die ist sie wie folgt definiert: Verschiebungen von Dienstleistungen wegen berufli«Die persönliche Komfort- cher Fortbildung, persönlicher Anliegen oder bereits zone ist jener Bereich, in gebuchter Ferien – und nun müssen wir diese Komdem wir uns sicher fühlen, fortzone verlassen. uns wohlfühlen. Sie ist das War nicht früher alles besser? War nicht früher auch Umfeld, das wir kennen die Sicherheit einfacher zu haben? Man wusste wie und gewohnt sind. Und sich ein Gegner präsentierte, man trainierte auf diese sie endet dort, wo Überwindung und/oder Anstren- Risiken hin. Und heute? Wir wissen nicht mehr gegung beginnen und es nicht mehr bequem ist.» nau wo und welche Gefahren lauern, die UnsicherEs gibt um uns herum immer mehr Bereiche und heit ist gross geworden. Und – wie lauten denn jetzt Ereignisse die Einfluss auf unsere Komfortzone haben. die Antworten auf diese neuen Risiken? Auch hier Wir sind mit Terroranschlägen – nun auch in Euro- müssen wir unsere gedankliche Komfortzone verpa-konfrontiert, wir stehen vor anschwellenden Mi- lassen. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass gute grationsströmen, wirtschaftliche Veränderungen und und bewährte Rezepte und Armeekonzeptionen keine Antworten auf heutige Sparanstrengungen haben Herausforderungen sind. Einfluss auf uns und unWir müssen zur Kenntnis sere Gesellschaft, die Ver«Freiheit ohne nehmen, dass wir nicht letzlichkeit unseres Alltags Verantwortungsbewusstsein mehr über die personellen wird vielen immer mehr und finanziellen Ressourbewusst. wird zu einem Gefängnis.» cen verfügen, um uns geUnd plötzlich wird nun Ernst Ferstl gen alles zu versichern. darüber diskutiert – und «Politik ist die Kunst des ist bereits entschieden, in Möglichen» (Otto von Biswelcher Form die Armee das Grenzwachtkorps und die Kantone bei der Bewäl- marck) – auch bei Diskussionen um Armeegesetz und tigung einer allfälligen massiven Zunahme von Flücht- Nachrichtendienstgesetz müssen wir – ob wir wollen lingen unterstützen kann. Nun werden Einsätze der oder nicht – erkennen, dass nicht alles was wünschbar Armee wirklich wahrscheinlicher und wir stellen fest, ist, auch umgesetzt werden kann. dass diese möglichen Einsätze unsere Komfortzone Liebe Leserin, lieber Leser, bei all diesen Fragen ist verletzen könnten. Warum? Weil Flüchtlinge auch Ihr Verantwortungsbewusstsein als Bürgerin und Bürwährend den Sommerferien kommen, weil deshalb ger dieses Landes gefragt. Wir müssen uns diesen Hedie Dienstleistungspläne angepasst worden sind und rausforderungen stellen, damit das Mögliche möglich nun plötzlich unsere Ferienpläne nicht mehr stim- gemacht werden kann und damit sicherstellen, dass men oder sogar platzen könnten. So lauteten mindes- unsere Sicherheit auch in Zukunft mit unserer Komtens die Schlagzeilen gewisser Medien. Wir müssen fortzone kompatibel ist. die Komfortzone verlassen! Aber die Armee ist nun einmal die einzige strategische Reserve dieses Landes. Wenn am Beispiel der Migration alle Mittel der Behörden von Bund und KanAndreas Bölsterli, Chefredaktor tonen ausgeschöpft sind, dann kann die Armee [email protected] gesetzt werden – aber vielleicht haben wir diese neuen potenziellen Armeeeinsätze nie so ganz ernst genommen, weil es uns ja eigentlich gut geht und wir uns lieber mit dem Ausbau unserer Komfortzone beschäftigt Liebe Leserin, lieber Leser Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 05/2016 3
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