Ausgabe 16 29. April 2016 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Finanzen EU-Politik zwingt EZB zu Niedrigzinsen Der EZB sind vor allem die Hände gebunden, weil die Politik falsche Entschlüsse gefasst hat, sagt Markus Demary vom IW Köln. Deutsche Mittelstands Nachrichten: Ist wirklich Draghi allein für die Niedrigzinspolitik der EZB verantwortlich? Markus Demary: Nein. Die Zinsen fallen seit ca. 1980 kontinuierlich. Das ist ein globales Phänomen. In den 1970er Jahren waren die nominalen Zinsen in sehr vielen OECD-Ländern hoch, weil die Inflation hoch war. Inflationsbereinigt waren die Zinsen (Realzinsen) sogar negativ. Ab 1980 gingen die meisten Zentralbanken zu einer stabilitätsorientierten Geldpolitik über. In den 1980er Jahren sanken die Zinsen dann, weil die Inflation sank, während die Realzinsen stiegen. Dann kam die große Überraschung. Ab 1990 sanken die nominalen Zinsen weiter, obwohl die Inflation seitwärts verlief. Dahinter steckte ein Rückgang im langfristigen Realzins, der „Ob der EZB-Chef aus Deutschland, Italien oder einem anderen Land kommt, spielt keine Rolle.“ Foto: Flickr/ Christian Dembowski/Cc by nc nd 2.0 ist aber nur für einen geringen Teil des Zinsrückgangs verantwortlich. Dass die EZB aktuell keinen Spielraum für eine Zinserhöhung hat, liegt daran, dass der langfristige Realzins gefallen ist, die Inflation unter dem Zielwert der EZB liegt und das Wirtschaftswachstum im Euroraum sehr gering ist. Die EZB kann die Zinsen nicht anheben, ohne eine Rezession herbeizuführen. Würde ein Deutscher EZB-Chef anders handeln? auf demografische Entwicklungen in den OECD-Ländern zurückzuführen ist. Dadurch ist das Marktzinsniveau nun niedrig und die Zentralbanken können sich über dieses niedrige Marktzinsniveau nicht hinwegsetzen, ohne das Wirtschaftswachstum zu verlangsamen. Die Geldpolitik der EZB ist zwar expansiv, sie Der EZB-Rat besteht aus den Präsidenten der 19 nationalen Zentralbanken sowie 6 weiteren Direktoriumsmitgliedern, zu denen der EZB-Chef gehört. Der gesamte EZB-Rat stimmt über die Geldpolitik ab, dabei sind die 6 Direktoriumsmitglieder immer stimmberechtigt, während für Analyse Arbeitskosten in Deutschland über dem europäischen Schnitt Arbeit in Deutschland hat sich 2015 fast doppelt so stark verteuert wie in der Euro-Zone. Arbeitgeber in der Privatwirtschaft mussten im Schnitt 32,70 Euro für eine Stunde zahlen und damit 2,7 Prozent mehr als im Jahr davor. Im Währungsraum gab es nur einen Anstieg um 1,5 Prozent auf 29,60 Euro. Beim Niveau der Kosten liegt Deutschland wie zuletzt EU-weit auf Rang acht. In Dänemark lagen die Aufwendungen mit 42,70 Euro am höchsten, in Bulgarien mit 4,10 Euro am niedrigsten. „Gemessen am EU-Durchschnitt zahlten Arbeitgeber in der deutschen Privatwirtschaft 26 Prozent mehr für eine Stunde Arbeit“, so das Statistische Bundesamt. Die Arbeitskosten setzen sich zusammen aus den Bruttoverdiensten und den Lohnnebenkosten, zu denen Sozialbeiträge und Leistungen wie die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ge- hören. Die Kosten einer Arbeitsstunde in der deutschen Wirtschaft kletterten 2015 so stark wie seit drei Jahren nicht mehr. „In kaum einem anderen Land der Welt ist der Abgabenkeil – das ist die Differenz zwischen dem, was der Arbeitgeber an Kosten hat und dem Lohn, den der Arbeitnehmer erhält – so groß wie in Deutschland“, so das Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Die Arbeitgeber klagen oft über zu hohe Belastungen – sie zahlten laut Statistikamt im Vorjahr auf 100 Euro Bruttoverdienst zusätzlich 28 Euro Lohnnebenkosten. Damit blieben diese Ausgaben allerdings unter dem EU-Durchschnitt von 31 Euro. Im EU-weiten Ranking lag Deutschland im Mittelfeld auf Rang 14. Auf 100 Euro Lohn wurden in Schweden (48 Euro), Frankreich (46 Euro) und Belgien (44 Euro) die höchsten Lohnnebenkosten gezahlt, in Malta (9 Euro) die niedrigsten. Im Verarbeitenden Gewerbe, das besonders stark im internationalen Wettbewerb steht, kostete eine Arbeitsstunde in Deutschland 2015 im Schnitt 38 Euro. Kostspieliger war sie nur in Belgien, Dänemark und Schweden. Eine Stunde Arbeit in der deutschen Industrie war damit 44 Prozent teurer als im EUSchnitt (26,30 Euro). Bei den Dienstleistungen lag Deutschland mit 29,90 Euro pro geleisteter Arbeitsstunde europaweit auf dem neunten Platz und damit 15 Prozent über dem EU-Durchschnitt. 2014 wies Norwegen die höchsten Arbeitskosten pro Stunde im europäischen Vergleich auf, gefolgt von der Schweiz und Belgien. In Belgien machen die Personalzusatzkosten fast die Hälfte der Arbeitskosten aus. Deutschland lag auf Rang 6. 1 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |16/16 die 19 nationalen Präsidenten ein Rotationsverfahren gilt, bei dem 4 Präsidenten nicht stimmberechtigt sind. Ob der EZB-Chef aus Deutschland, Italien oder einem anderen Land kommt, spielt keine Rolle. Das Gremium als Ganzes ist europäisch. Dass Nationalität keine Rolle spielt, zeigt sich in Großbritannien. Der Präsident der Bank of England, Mark Carney, ist Kanadier. Wichtiger als Nationalität ist vielmehr, dass die Mitglieder des EZB-Rats ihr Mandat im Auge haben, welches auf den Euroraum als Ganzes definiert ist. Wie beurteilen Sie die derzeitige EZB-Politik? Die EZB ist in einer schwierigen Lage. Sie hat ein Mandat, das aus der Sicherung der Geldwertstabilität und der Unterstützung der allgemeinen Wirtschaftspolitik besteht. Aufgrund von Niedriginflation und geringem Wirtschaftswachstum muss ihre Politik expansiv sein. Die Übertragung der Geldpolitik auf die Realwirtschaft funktioniert nur eingeschränkt, da die Banken im Euroraum ihre Bilanzen noch nicht vollständig von der Krise bereinigt haben und höhere Eigenkapitalquoten erreichen müssen. Dabei hat ihnen die Politik den Weg gelassen, höhere Eigenkapitalquoten durch eine Reduzierung ihrer Kreditvergabe an die Realwirtschaft zu erreichen. Diesen Politikfehler hat die US-Regierung nicht begangen. Dort wurden die Banken konsequent rekapitalisiert. In den USA funktioniert die Bankkreditvergabe wieder und die Geldpolitik konnte ihren Beitrag zur Krisenbewältigung deshalb einfacher nachkommen. Aus diesem Grund kann die Federal Reserve ihre Zinsen nun anhaben, während die EZB in einer Niedrigzinsfalle steckt. Herrscht tatsächlich noch ein Währungskampf oder schafft es die EZB-Politik wirklich, mit ihren Maßnahmen die Wirtschaft der Eurozone zu stützen? Die EZB ist nicht die einzige Zentralbank, die Negativzinsen setzt. Auch die Zentralbanken von Norwegen, Schweden und der Schweiz haben negative Leitzinsen. Anfang des Jahres hat die Bank of Japan ebenfalls ihren Leitzins in den negativen Bereich gesenkt – und die Federal Reserve diskutiert zumindest diese Option. Ein Abwertungswettlauf scheint wahrscheinlich. Dies würde aber auch bedeuten, dass die Zentralbanken in einer Negativzinsfalle stecken. Für den Euroraum, dessen Konjunktur von einer Abwertung des Euro profitieren würde, bedeutet dies, dass die EZB sehr expansiv sein muss, um eine Aufwertung des Euros zu verhindern. Im Zuge der Niedrigzinspolitik werden vor allem die Sparer und die Rentner als Leidtragende bezeichnet. In der Hochzinsphase der 1970er Jahre waren die Sparer nicht unbedingt besser dran, weil die Inflation zu dieser Zeit hoch war. Der Realzins war zu dieser Zeit auch negativ. Aktuell sind nicht nur die nominalen Zinsen niedrig, sondern auch die Inflation. Was die aktuelle Situation aber so problematisch macht, ist die Länge dieser Phase, deren Ende nicht in Sicht ist. Bei niedrigen Zinserträgen müssen die Haushalte ihre jährliche Sparleistung für die Altersvorsorge erhöhen, um ihre Sparziele für das Alter zu erreichen. Bei einer noch länger anhaltenden Niedrigzinsphase könnte der Konsumverzicht dann durchaus in Höhe eines Kleinwagens ausfallen. Vorteilhaft ist die Niedrigzinsphase aber für die jungen Haushalte, die gerade eine Familie gegründet haben und eine Immobilie finanzieren wollen. Deren Zinsersparnis bei der Immobilienfinanzierung fällt aber größer aus als der Rückgang ihrer Zinserträge. Was würden Sie Sparern empfehlen? Junge Haushalte, die größeren Wohnraum benötigen, bietet die Niedrigzinsphase die Chance zum Immobilienerwerb. Ältere Haushalte, die schon mehr Ersparnisse akkumuliert haben, müssen überlegen, ob sie auf Aktien ausweichen würden. Diese sind aber auch riskanter. Ein sicherheitsorientierter Sparer würde eine geringe Aktienquote wählen. Es mangelt aber nicht an Altersvorsorgealternativen. In der betrieblichen Altersvorsorge existieren 5 Durchführungswege. Da muss man sich informieren, welcher am besten passt. 29. April 2016 Sehen Sie angesichts der Zinspolitik eine hohe Überlebenschance für das Modell Lebensversicherung? Die Lebensversicherung ist auch bei niedrigen Zinsen noch attraktiv, weil sie eine Versicherung ist. Sie kombiniert die Altersvorsorge mit einer RisikoLebensversicherung. Sie kommt damit besonders den sicherheitsorientierten Haushalten zu gute. In einem Niedrigzinsumfeld müssen sich die Versicherungsnehmer aber mit sehr niedrigen Garantiezinsen und einer geringeren Überschussbeteiligung zufrieden geben. Macht die EZB-Politik die private Altersvorsorge zunichte? Die Niedrigzinsen der EZB erschweren die private Altersvorsorge. Aber ließe die EZB zu, dass der Euroraum in eine Rezession abgleitet, dann würde sie die Altersvorsorge noch zusätzlich erschweren – vor allem diejenige derer, die in der Rezession ihren Arbeitsplatz verlieren. Die Gefahr für die Altersvorsorge liegt vor allem in fehlenden Strukturreformen für mehr Wachstum. Die Politik verlässt sich zu sehr auf die EZB und drängt sie damit zu immer extremeren Maßnahmen. Wie weit kann die EZB ihre geldpolitischen Maßnahmen noch ausreizen? Da sind noch viele Möglichkeiten offen, die aber auch alle riskant sind. Die EZB kann die Aufkäufe von Staatsanleihen und auch den Anteil der Unternehmensanleihen in ihrem Kaufprogramm erhöhen, sie kann die Länge des Programms erhöhen, sie könnte auch Aktien kaufen oder möglicherweise auch das immer häufiger diskutierte Helikoptergeld einsetzen. Dabei würde sie Geld direkt an die Haushalte versenden. Um das alles zu verhindern, ist aber die Politik gefragt. Sie muss die Bankenprobleme in den Südländern des Euroraums lösen, damit diese wieder Kredite vergeben können. Bei den Banken im Euroraum summieren sich immer noch 800 Milliarden Euro an notleidenden Krediten. Die Überschuldung von Unternehmen und Haushalten macht europäische Mindeststandards 2 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |16/16 im Insolvenzrecht notwendig. Das würde auch zu mehr Rechtssicherheit für die Investoren führen und könnte hilfreich sein, um die Investitionsnachfrage wiederzubeleben. Das Wachstum kann nicht durch die Geldpolitik herbeigeführt werden. Spielräume. Denn die Fed ist auch dem Problem der Niedriginflation ausgesetzt. Sie wird sehr vorsichtig agieren. Diese, wenn auch kleinen Spielräume existieren für die EZB vorerst nicht, denn die strukturellen Probleme im Euroraum lassen eine Zinserhöhung nicht zu. Könnte eine neuerliche Zinsanhebung der Fed die EZB zum Überdenken ihrer Politik bringen? Wie sollten Unternehmen in Zeiten derart niedriger Zinsen reagieren? Zwar kann die Fed die Zinsen anheben. Es handelt sich hier aber nur um kleine Die Investitionen werden aufgrund der niedrigen Zinsen nicht steigen. Denn der 29. April 2016 Niedrigzins signalisiert den Unternehmen ein schwaches Wirtschaftswachstum und nicht gelöste Strukturprobleme im Euroraum. Weitere geldpolitische Maßnahmen werden nur zu mehr Unsicherheit führen und könnten die Investitionen sogar noch weiter bremsen. Eine Investitionszurückhaltung der Unternehmen ist in einer solchen Situation durchaus rational. Problematisch wird es, wenn die Banken die negativen Zinsen an ihre Kunden weitergeben. Das wird den Unternehmen ihr Liquiditätsmanagement verteuern. Auto Kritik an Kaufprämie für Elektroautos Tatsächlich würden Investitionen in neue Umwelttechnologien einen viel höheren Einfluss auf den Umweltschutz haben zierung beteiligen zu wollen. Vor dem Hintergrund nicht nachvollziehbarer Aufpreise für Elektroautos und seit Jahren erzielten Rekordgewinnen können die Autokonzerne die von ihnen angebotenen Zuschüsse aus der Portokasse zahlen.“ Tatsächlich Neben der Kaufprämie soll auch die Zahl der Ladestationen deutlich ertrage der Deal zur höht werden. Foto: Flickr/Tekke/ Cc by nc nd 2.0 Privilegierung hochpreisiger und hocher Kaufanreize ohne Berücksichti- motorisierter Autos bei. Vor allem vor gung der Effizienz der Fahrzeuge, dem Hintergrund, dass die Autoherstelderen Einsatzzweck oder des verwende- ler Elektroautos derzeit teuer verkaufen. ten Stroms einführt, wird keinen die Um- Im vergangenen Jahr veröffentlichte der welt oder das Klima schützenden Effekt BUND ein Gutachten, das zeigte, dass erzielen“, sagte Hubert Weiger, der Vorsit- diese teuren Preise nicht durch Mehrkoszender des Bund für Umwelt und Natur- ten für die Entwicklung neuer Bauteile schutz Deutschland (BUND) anlässlich gerechtfertigt werden könnten. Zusätzlich dazu spielt in Sachen der Kaufprämie: „Die Förderung der Elektromobilität Umweltschutz auch die Frage, welchen ist sinnvoll, wenn es um die Förderung Strom die Elektroautos nutzen, eine intelligenter öffentlicher Verkehrssys- wichtige und doch oft vernachlässigte teme geht. Grundlage dafür ist der ent- Rolle. „Die 600 Millionen Steuergelder schlossene Ausbau erneuerbarer Energi- wären besser in der Erforschung und en. Die Pläne der Bundesregierung zur Entwicklung neuer Umwelttechnologien Förderung von Elektroautos tragen die angelegt“, sagt auch der neue Chef des Handschrift der Autoindustrie, die dann Ifo-Instituts, Clemens Fuest. Schließlich gönnerhaft erklärt, sich an der Finan- sei die Technologie, die gefördert wäre, W nicht neu.“ Die Bundesregierung hatte sich diese Woche mit den Spitzen der Autoindustrie auf die Förderung verständigt. Die Kaufprämie für reine Elektro-Autos soll 4.000 Euro betragen, für sogenannte Plug-In-Hybridfahrzeuge 3000 Euro. Staat und Industrie teilten sich die Kosten des Prämienprogramms von insgesamt 1,2 Milliarden Euro je zur Hälfte. Beginnen soll die Förderung schon Mitte Mai. Die Kaufprämie wird sicher zu einem besseren Absatz der E-Autos führen. Doch das Ziel, bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutsche Straßen zu bringen, ist auch damit kaum zu halten. In Deutschland wurden im Jahr 2014 rund 8.500 E-Autos neu zugelassen. Autos mit alternativem Antrieb – dazu gehören auch Hybrid- und Erdgas-Autos – erreichten laut Kraftfahrt-Bundesamt einen Marktanteil von 1,7 Prozent. In Norwegen hingegen hatten Elektroautos 2014 einen Marktanteil von 17,1 Prozent erreicht. Der Marktanteil liegt hier bei 12,5 Prozent. Die Niederländer sind bei der Förderung der E-Autos noch radikaler. Niederländische Politiker haben für einen Antrag gestimmt, der den Verkauf von neuen Benzin- und Diesel-PKW ab dem Jahr 2025 verbietet. In weniger als zehn Jahren könnten damit nur noch E-Autos in den Verkauf kommen. In Österreich werden ähnliche Pläne diskutiert. 3 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |16/16 29. April 2016 Innovation Chinesen präsentieren eigenes, selbstfahrendes Elektro-Auto Die Nachfrage nach Elektroautos in China wächst, die Regierung subventioniert nationale Unternehmen U nter dem Firmennamen LeEco sind bisher drei Smartphones auf den Markt gebracht worden. Doch das Unternehmen will sich scheinbar sehr breit in Sachen Technologie aufstellen. Einst unter dem Namen LeTV bekannt baute das Unternehmen Fernsehen. Nun kommt ein Auto dazu. Und nicht nur irgendein Auto. Nein, ein Elektroauto soll es sein und es braucht nicht zwangsläufig einen Fahrer. Auf der Bejing Auto Show stellte LeEco den LeSee erstmals richtig vor. Die Türen des Konzeptautos lassen sich gegenläufig öffnen, das Lenkrad ist versenkbar, über eine App wird das Auto per Sprachsteuerung gelenkt. Zusatzfunktionen wie Sitze, die sich an die Passform der Fahrenden anschmiegen und eine futuristische Front, die über ein eigenes Display verfügt, setzen auf den beim chinesischen Konsument gern gesehenen Komfort. Viele Informationen in technischer Hinsicht sind Per Sprachsteuerung wird das Auto gelenkt. Futuristisch und komfortable mutet der LeSee an. Foto: Screenshot: LeEco bisher noch nicht bekannt. Das Auto soll eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 210 Kilometer pro Stunde erreichen können. LeEco verfügt zudem über ein paar inte- ressante Kontakte in die Unternehmenswelt. So ist LeEco mit Faraday Future eine strategische Partnerschaft eingegangen. Firmengründer Jia Yueting hat auch in Faraday Futures investiert. Zudem unterstützt LeEco ein chinesisches Start-up, das einen Fahrdienst à la Uber aufziehen will. LeSee könnte hier zum Einsatz kommen. Zwar ist die Zahl der Elektroautos auf Chinas Straßen noch nicht überwältigend, doch das Interesse für die neuen Autos hat sich in den Jahren zwischen 2011 und 2016 verdreifacht, wie eine aktuelle McKinsey Studie zum chinesischen Automarkt zeigt. Die Regierung fördert die Käufe und die Entwicklung von Elektrofahrzeugen. Zwei Drittel der chinesischen Elektrofahrzeugbesitzer gaben an, sehr mit ihrem Auto zufrieden zu sein. Die Mehrheit würde wieder ein Elektroauto kaufen. Foto: Screenshot: LeEco Innovation Super-Akku mit goldigen Nanodrähten Möglich machen das Nanodrähte, die mit einer speziellen Schutzschicht versehen werden D as leidige Thema Akku ist im Alltag allgegenwärtig: Beim Smartphone, beim Tablet und auch bei Kameras oder anderen elektronischen Geräten. Die Lebensdauer der derzeitigen Akkus liegt momentan bei 5.000 bis 7.000 Ladezyklen. Bei jedem Laden wird der Akku schwächer, bis er ganz defekt ist. Wissenschaftler der University of California haben nun einen Akku entwickelt, der 200.000 Ladezyklen übersteht, ohne überhaupt Schäden zu erlei4 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |16/16 den. „Das bringt uns nah an einen Akku heran, der nie ersetzt werden muss“, sagen die Wissenschaftler. Verantwortlich dafür sind vergoldete, lange Nanodrähte, die tausendmal dünner als das menschliche Haar sind. Zudem „sind sie hochleitfähig und verfügen über eine große Oberfläche zur Speicherung und Übertragung der Elektroden“. Würde man die Nanodrähte jedoch einfach so in einen Akku einsetzen, würden auch sie nach kurzer Zeit spröde und kaputt gehen. Durch Zufall sind die Wissenschaftlicher jedoch auf Mangandioxid gestoßen. Als Gel verwendet haben sie damit die Nanodrähte umhüllt. Diese fungieren dann wie in einer Art Schutzhülle aus plexiglasähnlichem Material. Mangan, auch bekannt als Braunstein, wurde unter Handwerkern als Glasmacherseife bezeichnet. Es findet neben dem Einsatz zur Entfärbung von Kohlenstoff- und Sulfidverunreinigungen unter anderem auch Anwendung als Kathodenmaterial in Batterien. Der Akku lässt sich 200.000 Mal aufladen, ohne beschädigt zu werden. „Diese Forschung beweist, dass eine nanodrahtbasierte Batterie eine lange Lebensdauer haben kann und dass diese 29. April 2016 Foto: Steve Zylius / UCI Batterien Wirklichkeit werden können“, sagt die Chemikerin Mya Le Thai, die auf die Idee mit dem Gel kam. Mittelstand Internetausbau: Gabriel will europäische Mitbewerber Gabriel hat in der Debatte um den Netzausbau in Deutschland eine Öffnung der europäischen Kommunikationsbranche gefordert B undeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hat inmitten der anziehenden Diskussion über den richtigen Weg zu schnelleren Internet-Anschlüssen in Deutschland einen zügigen GlasfaserAusbau gefordert. „Unser Ziel muss es sein, spätestens 2025 mit Gigabitnetzen die beste digitale Infrastruktur der Welt zu haben“, sagte Gabriel dem Handelsblatt. Für den Glasfaserausbau soll der 300 Milliarden Euro schwere Europäische Fonds für strategische Investitionen, der sogenannten „Juncker-Fonds“, angezapft werden. Gabriel sprach sich außerdem für eine Lockerung der Wettbewerbs-Maßstäbe in der Branche aus. „Wir müssen europäische Champions zulassen“, sagte er. „Unser Problem besteht doch nicht darin, dass wir zu große europäische Player haben, sondern dass die Internet-Giganten aus den USA uns immer mehr in ihre Abhängigkeit zwingen.“ Die EU-Regulierer achten nach wie vor auch auf die Zahl der Netzbetreiber in einzelnen Ländern, während die Branche sich eine Betrachtung auf europäischen Ebene wünscht. Das hat der Telekom bisher geholfen. Doch Mitbewerber und Wirtschaftsverbände wollen dem entgegenwirken. In einem Brief hatten sich 25 deutsche und europäische Wirtschaftsverbände an die EU-Kommission gewandt, um die Telekom-Pläne zum Ausbau der VectoringTechnologie zu stoppen. Der Ausbau auf Basis der Kupferleitungen gefährde den notwendigen Ausbau des Glasfasernetzes und schaffe ein neues Monopol für die Telekom, so die Verbände. Letzteres wird von der Telekom bestätigt. „Vectoring ermöglicht durch den Ausgleich von elektromagnetischen Störungen zwischen den Leitungen eine Verdoppelung der Bandbreite“, heißt es auf der Seite der Telekom. „Um diesen Ausgleich zu ermöglichen, muss der Betreiber allerdings die Kontrolle über sämtliche Leitungen am Kabelver- zweiger haben. Das bedeute, „andere Betreiber können dort keine eigene Technik installieren“. Die Telekom besitzt nach eigenen Angaben insgesamt rund 330.000 Kabelverzweiger, andere Wettbewerber „haben davon circa 8.200 mit eigenen Leitungen angebunden (2,3 Prozent)“. Zuvor hatte sich bereits eine Gruppe von Europaparlamentariern an den Digital-Kommissar Günther Oettinger gewendet. Die von der Telekom favorisierte, sogenannte Vectoring-Technologie werde wegen der rasant steigenden Datenmengen schon in kurzer Zeit nicht mehr ausreichen, so die SPD-Europaabgeordnete Petra Kammerevert. Oettinger muss als zuständiges Kommissionsmitglied bis Mitte Mai die Telekom-Pläne durchleuchten. Die deutsche Telefonregulierungsbehörde Bundesnetzagentur hat die Pläne gebilligt. Ob Vectoring aber generell nicht so effektiv wie Glasfaser ist, ist umstritten. 5 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |16/16 Bereits im Februar 2014 hatte das Bonner WIK (Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste) auf die Chancen des Vectoring hingewiesen. „VDSL Vectoring ermöglicht Bandbreiten von 50 Mbps und mehr bei rund einem Viertel des Investitionsvolumens reiner Glasfaseranschlussnetze“, sagt KarlHeinz Neumann. Eine Vectoring-Strategie könne sowohl für die Telekom als auch für alternative Netzbetreiber hochattraktiv sein, wenn sich die Erwartungen an die technische Leistungsfähigkeit dieser Technik im Betrieb erfüllen.“ Vectoring kann zumindest für die nähere Zukunft die Bandbreitenerwartungen der meisten Kunden gut erfüllen“, so Neumann. Allerdings seien langfristig nur Glasfaseranschlussnetze zukunftssicher. Dann müssten die Betreiber später ihr Vectoring-Netz zu einem Glasfaseranschlussnetz weiterentwickeln. Bis 2018 will die Telekom für sechs Millionen Haushalte in deutschen Innenstädten superschnelle Internet-Zugänge bauen. Zum Einsatz soll dabei die Vectoring-Technologie kommen, mit der sich die Datengeschwindigkeit auf 100 Megabit pro Sekunde (MBit/s) verdoppelt. Die Expansion kostet voraussichtlich eine Milliarde Euro. Kritiker wie Vodafone oder United Internet („1&1“) argumentieren, dass das Geld besser in den Ausbau eines zukunftssicheren Glasfasernetzes fließen solle und dass der Konzern damit Rivalen aus dem Markt dränge. Um am digitalen Markt die eigene Präsenz noch weiter zu erhöhen, plant die Telekom zudem neue Angebote wie smarte T-Shirts und Starter Sets für das Internet der Dinge. „Wir wollen als Telefonkonzern deutlich mehr mit Mode- und auch Sportartikelherstellern kooperieren, damit wir vom Trend hin zu intelligenter Kleidung profitieren“, sagte Claudia Nemat, Technik-Chefin im Vorstand des Bonner Konzerns, der Rheinischen Post. Ziel sei es, die Telekom zu einem „digitalen Lifestyle-Konzern“ umzubauen, sagte sie. Denkbar sei etwa, dass in den T-Shops künftig auch ein Bereich für mit DigitalTechnik ausgestattete Kleidung eingerichtet werde. Neben Sportbekleidung und Uhren könnten das etwa Jacken sein, 29. April 2016 te Nemat an. In Sachen Internet der Dinge will die Deutsche Telekom Pakete anbieten, die Sensoren sowie eine kleine Box mit Mobilfunk-Anschluss enthalten, die die Daten sammelt und an die Cloud weiterleitet. Teil des Angebots ist auch der Zugang zu Diensten für Daten-Aufbereitung. Die Sensoren können neben Orts- und Bewegungsinformationen auch Temperatur und Feuchtigkeit messen sowie Aktionen Das Vectoring der alten Kupferkabel zögert den nötigen Ausbau der Glasfaserkabel hinaus, so die Kritiker. Foto: Flickr/ Noric COUDERC/CC by sa 2.0 die im Winter auf eine bessere Wärmedämmung umschalten. Zusammen mit anderen Partnern habe die Telekom einen internationalen Wettbewerb für Designer und Start-up-Firmen ausgeschrieben. Die Preisträger sollen bei der Entwicklung der eingereichten Ideen für neue Kleidungsstücke oder Accessoires Unterstützung von Telekom-Ingenieuren bekommen. Anschließend sei geplant, die Neuentwicklungen auf der Modemesse Fashion Week 2017 in Berlin vorzustellen, kündig- wie das Öffnen und Schließen von Türen oder Fenstern erkennen. Damit sollen sie zum Beispiel zur Transportüberwachung sowie der Sicherung von Imbisswagen oder Baumaschinen verwendet werden. An eine Gateway-Box können auf einer Entfernung von maximal 30 Meter bis zu 200 Sensor-Bausteine angeschlossen werden. Vorgesehen sind wie bei Mobilfunk-Verträgen S-, M- oder L-Tarife mit unterschiedlichen Mengen an Sensoren und Datenvolumen. TTIP Britisches Gutachten nimmt TTIP auseinander Das Abkommen berge viele Risiken und keinen Nutzen, so die renommierte London School of Economics D ie TTIP-Gegner von „Global Justice Now“ haben unter dem Freedom of Information Act in Großbritannien die Veröffentlichung des einzigen Gutachtens erzwungen, welches die Regierung über die Wirkung von TTIP in Auftrag gegeben hatte. Das Ergebnis dürfte Premier David Cameron in arge Bedrängnis bringen und könnte auch Einfluss auf die EU-Abstimmung haben. Denn die London School of Economics (LSE) kommt in dem bereits 2013 verfassten Gutachten zu einem ver- nichtenden Urteil: Das TTIP werde Großbritannien keinen Nutzen bringen, berge aber erhebliche Risiken und dürfte den britischen Steuerzahlern ebenso erheblich Kosten auferlegen. Die LSE untersuchte in dem Gutach6 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |16/16 könnten US-Investoren in Großbritannien mit großer Rechtssicherheit tätig werden. Durch das TTIP werde es keine zusätzlichen Investitionen geben, weil das Abkommen keine neuen Anreize biete. Schon bisher hätten sich Investoren nach den Marktgegebenheiten gerichtet und Investment-EntDavid Cameron und Barack Obama im Juli 2010 in den USA. Foto: Flickr/ Number 10/CC by nc nd 2.0 scheidungen nicht von Freihandelsabkommen abhängig gemacht. Die Lage stelle sich in Großbritannien anders ten die Mechanismen des TTIP und stellt fest, es „werde wenige oder keine Vorteile dar als in anderen Ländern, in denen polifür Großbritannien“ bringen. Allerdings tische und rechtliche Unsicherheiten ein erwartet die LSE „erhebliche Kosten für solches Abkommen zweckmäßig erscheiGroßbritannien“. Das Gutachten: „Alles nen lassen. in allem ist es zweifelhaft, dass britiDie LSE, die zahlreiche Investorsche Investoren in den USA zusätzlichen schutz-Klagen aus bestehenden FreiSchutz durch ein EU-Abkommen erhal- handelsabkommen anführt, kommt zu ten werden, die über jenen hinausgehen, einem interessanten Ergebnis über die eider heute vor US-Gerichten erzwungen gentliche Gefahr des TTIP für Großbritanwerden kann“. Großbritannien „setzt sich nien: Es sei nicht zu erwarten, dass Inveshohen Kosten aus“, die vor allem aus den toren aus anderen Staaten wie Indien und Schiedsgerichtsklagen auf die britischen China durch das TTIP ermuntert würden, Steuerzahler zukämen. in Großbritannien zu investieren. Damit In dem Gutachten wurden die Er- deutet die LSE an, dass sich die USA mit fahrungen Kanadas mit dem NAFTA- dem TTIP einen Vorteil in Großbritannien Abkommen als Vergleich herangezogen. verschaffen könnten – auf Kosten anderer Demnach habe Kanada „erhebliche Res- Investoren. Die Lage in Deutschland ist mit der in sourcen bereitstellen müssen, um sich gegen Investorschutzklagen zu verteidigen“. Großbritannien durchaus vergleichbar: Bei etwa 30 Verfahren seien die Kanadier Schon heute herrscht für US-Investoren zur Kasse gebeten worden. Sie hätten da- ein hohes Maß an Rechtssicherheit. Daher rauf reagieren müssen, indem sie „entwe- gibt es auch zahlreiche Direkt-Investitioder einen Vergleich geschlossen haben, nen von amerikanischen Unternehmen Entschädigung zahlen oder die Gesetze in Deutschland. Viele von diesen Investändern mussten“. Ähnliche Erfahrungen ments sind auch heute durch Investmentwerde auch Großbritannien machen. schutzklauseln abgesichert. Ähnliches Nach Einschätzung der LSE würde die gilt für andere EU-Staaten wie Frankreich, Zahl der Verfahren gegen Großbritannien Schweden oder Österreich. Die schlechten sogar größer sein als jene gegen Kanada. Erfahrungen, die Kanada mit dem NAFTA Die im Zusammenhang mit dem gemacht hat, dürften dagegen auch auf TTIP gepriesenen Vorteile für die britische die deutsche Situation übertragbar sein. Wirtschaft kann die LSE nicht erkennen – In den Staaten Osteuropas könnte es aus einem einfachen Grund: Schon heute dagegen anders aussehen. Das Beharren 29. April 2016 der US-Regierung auf dem TTIP könnte daher im Wunsch der Amerikaner begründet sein, sich in die Märkte Osteuropas auszubreiten. Verhandlungspartner wären dann nicht die in Washington als unsichere Kantonisten angesehenen Staaten Osteuropas, sondern die EU-Kommission. Für David Cameron ist die erzwungene Veröffentlichung mindestens peinlich: Denn die Regierung hatte das Gutachten, das sie selbst in Auftrag gegeben hatten, still und leise in der Schublade verschwinden lassen. Cameron, der sich am Montag mit Bundeskanzlerin Merkel und USPräsident Barack Obama in Hannover getroffen hatte, hat das TTIP bei den Briten heftig beworben. Der Independent zitiert TTIP-Kritiker mit dem Vorwurf, Cameron habe den Briten wider besseres Wissens die Segnungen des TTIP zu verkaufen versucht – obwohl ihm die LSE-Experten massive Argumente gegen das TTIP geliefert hatten. Cameron steht wegen seiner Verwicklungen in den Panama-Skandal bereits gehörig unter Druck. Wichtige Parteifreunde versagten dem Premier in der Frage der EU-Mitgliedschaft die Gefolgschaft und kämpfen offen für den Austritt Großbritanniens aus der EU. Camerons Glaubwürdigkeit ist folglich für das Referendum im Juni bereits beschädigt. Camerons Kampagne für das TTIP ist derjenigen von Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht unähnlich: Auch Merkel hat bisher keine Details aus dem TTIP auf den Tisch gelegt, sondern stets nur allgemein gesagt, dass das TTIP Deutschland sehr nützen werde. Ob die Bundesregierung vergleichbare Gutachten in Auftrag gegeben hat, ist nicht bekannt. Die Verhandlungen zum TTIP unterliegen der strengsten Geheimhaltung. Auch positive Beurteilungen sind reine Mutmaßungen. Die Deutschen sind bisher jedenfalls nicht überzeugt: Kürzlich protestierten zehntausende TTIP-Gegner in Hannover. Linke-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht fordert eine Volksabstimmung über das TTIP. Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. 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