Pressemitteilung - Evangelische Bank eG

Pressemitteilung
Studie zur Krankenhausfinanzierung:
Fast jeder zweite Krankenhausmanager versteht den Bankberater nicht
Kassel/Kiel/Berlin, 27. April 2016: Vor allem kleinere und finanzschwache Krankenhäuser
tun sich schwer, an Bankkredite zu kommen, die sie zum Erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit dringend brauchen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Evangelischen Bank, die in
Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut IMCOG (Ludwigshafen) erstellt wurde. Erste
Ergebnisse werden heute beim „Strategieworkshop Krankenhaus – Stark aufgestellt für
die Zukunft“ in Berlin präsentiert. „Zum einen liegt das an der angespannten finanziellen
Situation der betreffenden Krankenhäuser. Zum anderen aber auch an wenig Erfahrung im
Umgang mit Banken“, erklärt Dietmar Kühlmann, Bereichsleiter Kompetenzcenter Finanzierung und Gesundheitsexperte bei der Evangelischen Bank. Dies verschärfe die ohnehin
schwierige Wirtschaftslage der Kliniken zusätzlich. Betroffen sind in erster Linie diejenigen 43 Prozent der befragten Einrichtungen, die ein ausgeglichenes, negatives oder deutlich negatives Jahresergebnis ausweisen.
So zeigt die Studie, dass erfolgreiche Krankenhäuser besser über die verschiedenen Bankprodukte sowie deren Chancen- und Risikoprofile informiert sind als finanzschwache Einrichtungen.
Ebenso umfassend aufgeklärt fühlen sich die 25 Prozent der Krankenhäuser, die mit einer Steigerung ihres Betriebsergebnisses rechnen. Die ergänzend zu den Krankenhäusern befragten
Bankexperten bemerken zudem eine große Schwankungsbreite, was die Qualität der von den
Krankenhäusern gelieferten Finanzinformationen betrifft. Sie reicht von „sehr auskunftsbereit“ bis
„nur das Mindeste wird geliefert“. Gerade private Krankenhausbetreiber stellen laut der Erfahrung
der Banker detaillierte Auskünfte zur Verfügung. Ertrags-, Liquiditäts- und Investitionsplanung
seien bei ihnen Standard. Insbesondere bei Krankenhäusern in öffentlicher Trägerschaft halten
sie die Quantität und Qualität der aufbereiteten Daten hingegen für verbesserungswürdig oder
eher durchschnittlich. Häufiger Kritikpunkt: der Adressat der Informationen ist nicht die Bank.
Zum Teil bestehe sogar Handlungsbedarf bei essentiellen betriebswirtschaftlichen Informationssystemen wie Deckungsbeitragsrechnungen, Risiko- und Potenzialanalysen.
„Die Überwindung dieser Hürden würde die Geschäftsbeziehungen zwischen Krankenhäusern
und Banken in Zukunft erleichtern“, ist Kühlmann überzeugt. Generell sei eine Bank jedoch nur
dann zur Kreditvergabe bereit, wenn der vorgelegte Businessplan auch aufgeht. Krankenhäuser,
die keine ausreichenden Erträge in Aussicht stellen können – zum Beispiel aufgrund einer negativen Markt- und Umfeldanalyse – werden von der Kreditfinanzierung auch bei einer hohen Professionalität ihrer Finanzkommunikation ausgeschlossen sein. Nicht zuletzt deshalb werde auch
die Bedeutung des Fundraising steigen. Wichtig sei laut Kühlmann jedoch auch, dass die Bank
sich auf dem Krankenhausmarkt detailliert auskennt. Kühlmann: „Nur dann kann sie die wirtschaftliche Situation einer Einrichtung differenziert einschätzen.“
Weitere Trends, die sich aus der Studie zur Zusammenarbeit von Krankenhäusern und Banken
ableiten lassen: 100 Prozent der befragten Kliniken nutzen den Zahlungsverkehr als Dienstleistung, etwa drei Viertel der Einrichtungen nehmen zudem Kredite in Anspruch oder verfügen über
Geldanlagen bei Banken. Produkte bzw. Dienstleistungen wie Schuldscheindarlehen, Factoring,
Mezzanine-Finanzierung oder Börsengänge hingegen werden selten bis nie in Anspruch genommen. An Bedeutung zunehmen werden laut der Krankenhäuser vor allem Schuldscheindarlehen und das Factoring. „Solche innovativen Instrumente werden künftig insgesamt wichtiger“,
ist Kühlmann überzeugt. Seine Empfehlung: Krankenhäuser sollten insgesamt die Beratungsangebote der Banken stärker nutzen. Interessant wiederum für die Banken: 93 Prozent der befragten Krankenhäuser legen Wert darauf, eine zentrale Hausbank zu haben. Leidglich 24 Prozent
sind jedoch bereit, für ein gutes Verhältnis zur Bank höhere Preise in Kauf zu nehmen.
Zum Hintergrund der Studie erklärt Gesundheitsexperte Kühlmann: „In der Vergangenheit haben
die Krankenhäuser in Deutschland keine erheblichen Kreditbeträge bei den Banken nachfragt.“
Es ging in erster Linie um Ergänzungsfinanzierungen. Das jedoch habe sich mit der Einführung
der leistungsorientierten Investitionspauschale geändert und werde durch die Schuldenbremse,
die für die Bundesländer ab dem Jahr 2020 gilt, noch verstärkt. Kühlmann: „Die Krankenhäuser
benötigen immer häufiger hohe Kredite im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.“ Auf der anderen
Seite suchen Banken in Zeiten von Niedrig- und Negativzinsen attraktive Geschäftsfelder. So
erklären die für die Studie befragten Bankexperten, dass sie den Krankenhausmarkt aufgrund
der demografischen Entwicklung und seiner weitgehenden Unabhängigkeit von Konjunkturzyklen
für besonders interessant halten. Als größtes Risiko hingegen betrachten sie die schnelle Veränderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Der von der Evangelischen Bank veranstaltete „Strategieworkshop Krankenhaus – Stark aufgestellt für die Zukunft“ ist ein Beitrag dazu, die Kommunikation zwischen den auf die Sozialwirtschaft spezialisierten Finanzdienstleistern und der Gesundheitswirtschaft weiter zu verbessern.
Der eintägige Branchentreff mit renommierten Referenten aus der Praxis richtet sich an Entscheider aus dem Gesundheits- und Sozialmanagement.
Die Evangelische Bank eG
Die Evangelische Bank eG ist ein genossenschaftlich organisiertes, nachhaltiges Kreditinstitut.
Als moderner Finanzdienstleister bietet sie Spezial-Know-how und umfassende Finanzlösungen
für den kirchlich-diakonischen Bereich und die Gesundheits- und Sozialwirtschaft. Im Jahr 2014
ist die Evangelische Bank eG aus einem Zusammenschluss der Evangelischen Kreditgenossenschaft eG, Kassel, und der Evangelischen Darlehnsgenossenschaft eG, Kiel, entstanden. Mit
einer Bilanzsumme von 7,1 Mrd. Euro stellt die Evangelische Bank eG die größte Kirchenbank
dar und zählt zu den zehn größten Genossenschaftsinstituten in Deutschland. Als nachhaltig
führende Kirchenbank Deutschlands ist die Evangelische Bank eG ein spezialisierter Finanzpartner der Kirchen, Diakonie, Caritas, Freien Wohlfahrtspflege und der Sozialwirtschaft sowie diesen Institutionen nahestehenden Personen. Rund 500 Mitarbeiter betreuen bundesweit 19.000
institutionelle Kunden und ca. 72.000 private Kunden an 16 Standorten.
Ihr Ansprechpartner:
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Evangelische Bank eG
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