Bezirk Mitte Metall- und Elektroindustrie Thüringen 20.04.2016 - Nr. 4 0,9 Prozent - das ist (k)ein Witz! Wir können auch anders! Die Katze ist aus dem Sack! Bei der zweiten Tarifverhandlung für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Thüringen haben die Arbeitgeber am Montag in Jena ihr Angebot für den neuen Tarif vorgelegt: 0,9 Prozent Entgelterhöhung. Plus einmalig und damit nicht tabellenwirksam 0,3 Prozent. Im Klartext: Die Arbeit, die in den Betrieben tagtäglich geleistet wird, ist den Arbeitgebern nicht einmal eine Erhöhung um ein einziges Prozent wert. Wir haben schon manches erlebt in den Tarifverhandlungen der vergangenen Jahrzehnte, aber so eine Provokation ist neu. Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Beschäf- tigten. Deutschlands Metall- und Elektroindustrie gilt weltweit als starke Branche, nicht umsonst erwirtschaftet Deutschland fast jedes Jahr gewaltige Exportüberschüsse. In den Jahresabschlüssen vieler Unternehmen werden gerade wieder gute Gewinne ausgewiesen. Die werden von den Beschäftigten erarbeitet, oft weit über die normale Arbeitszeit hinaus. In vielen Thüringer Betrieben werden Überstunden gemacht, wird samstags und nicht selten auch sonntags gearbeitet. Und nun, als Dank dafür, 0,9 Prozent – das ist respektlos jedem einzelnen Beschäftigten, jedem einzelnen Auszubildenden gegenüber. 0,9 Prozent Erhöhung – das ist nach Meinung des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie in Thüringen ein Entgegenkommen an die IG Metall. Meine Meinung dazu ist klar: Das ist kein Angebot, über das wir ernsthaft verhandeln können, sondern eine Provokation. Mit dieser Haltung der Arbeitgeber kann es am Verhandlungstisch keine Lösung geben. Die Antwort müssen wir ab 29. April mit machtvollen Warnstreiks geben. Die Arbeitgeber wollen anscheinend ausprobieren, ob wir für unsere Forderung auch kämpfen können. Ich bin überzeugt: Ja, das können wir. Die IG Metall hat in den letzten Tagen gezeigt, dass sie mobilisierungsfähig ist: Über 40.000 Stahlbeschäftigte haben in der vergangenen Woche ihren Arbeitsplatz verlassen und mit Kundgebungen für die Zukunft der Stahlindustrie demonstriert. An der Kundgebung vor dem Stahlwerk in Unterwellenborn haben sich etwa 1.000 Menschen beteiligt. Das waren machtvolle Aktionen. Und genau das können wir auch für die Metall- und Elektroindustrie in Thüringen auf die Beine stellen. Für unsere Forderung nach 5 Prozent Erhöhung. Jörg Köhlinger, Bezirksleiter der IG Metall Impressum: IG Metall-Bezirk Mitte, verantwortlich: Jörg Köhlinger (v.i.S.d.P.). Internet: www.igmetall-bezirk-mitte.de. E-Mail: [email protected]. Fotos: Frank Rumpenhorst, Alfred Wimmer. Druck: apm AG, Darmstadt. Fortsetzung Seite 1 Die Verhandlungskommission der IG Metall sieht das Mini-Angebot als Provokation. Es ist das niedrigste Angebot der letzten Jahrzehnte, das der IG Metall in Tarifverhandlungen gemacht wurde. Wir werden keine angemessene Tariferhöhung aushandeln können, ohne den Druck zu verstärken. 250 Kolleginnen und Kollegen haben am Montag in Jena für unsere Forderung demonstriert. Die Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 5 Prozent ist richtig, sie passt auch gut zur Lage der Metall- und Elektroindustrie. Wir wollen in dieser Tarifrun- de ein deutliches Plus für die Beschäftigten erreichen, wie uns das auch in den vergangenen Jahren gelungen ist. Warum denn auch nicht? Die Erhöhungen der letzten Jahre haben die Binnenkaufkraft in Deutschland deutlich erhöht. Davon profitieren sowohl die Beschäftigten als auch die Wirtschaft. So soll es bleiben. Und wenn den Arbeitgeberverbänden bei den Verhandlungen in einigen Tarifgebieten am 28. April nichts Besseres mehr einfällt: Ab 29. April sind in allen Tarifgebieten Warnstreiks möglich – und nötig. Wir wollen mehr als Almosen! Gerecht geht nur mit Tarifvertrag Wir haben uns in dieser Tarifrunde auch vorgenommen, die Tarifbindung zu stärken. Konkret: Wir wollen in Firmen, die in der Vergangenheit aus dem Tarifvertrag geflüchtet sind, wieder Tarifverträge abschließen. Die Tarifbindung befand sich bis zum Anfang dieses Jahrtausends im rasanten Sinkflug. Diese Entwicklung konnte ab 2004 abgebremst werden und hat sich in den letzten Jahren wieder leicht umgekehrt. Aktuell fällt in der Metall- und Elektroindustrie trotzdem nur etwa jeder zweite Arbeitsplatz unter einen Flächentarifvertrag, für weitere fünf Prozent gelten Firmentarife. 41 Prozent der Beschäftigten unterliegen gar keiner Tarifbindung (mehr). Das hat ganz praktische Folgen: Ein Industriemechaniker verdiente 2010 in unseren Branchen mit Tarifvertrag 20,65 Euro, ohne Tarifvertrag 17,12 Euro. Der Einkommensunterschied beträgt 18 Prozent, Tendenz mit der Zeit steigend. Bei der Arbeitszeit sieht es genau umgedreht aus: In Betrieben ohne Tarif wird natürlich länger gearbeitet. Wenn jemand an dieser Entwicklung etwas ändern kann, dann sind wir das. In Thüringen zum Beispiel sind zwischen 2012 und 2015 in 21 Betrieben mit fast 5.000 Beschäftigten erstmals Tarifverträge abgeschlossen worden. Voraussetzung dafür ist eine hohe Zahl an IG Metall-Mitgliedern, um für die Forderung nach einem Tarifvertrag auch kämpfen zu kön- nen. Am Ende nutzt eine hohe Tarifbindung auch den Unternehmen: Gleiches Entgelt für gleiche Arbeit – das bedeutet auch gleiche Wettbewerbsbedingungen für die Unternehmen statt Schmutzkonkurrenz durch Lohndumping. So geht’s weiter 23. Februar Bundesweit beschließen alle IG Metall-Tarifkommissionen eine Forderung 28. April Erste Verhandlung Mittelgruppe Dritte Verhandlung Thüringen 16. März Dritte Verhandlung Mittelgruppe 28. April 28. April (24.00 Uhr) Ende der Friedenspflicht 22. März Erste Verhandlung Thüringen 29. April (00.00 Uhr) Warnstreiks möglich 15. April Zweite Verhandlung Mittelgruppe 18. April Zweite Verhandlung Thüringen WIR sind IG Metall. Und du? Jetzt Mitglied werden Beitrittserklärung Mitgliedsnummer (wird von der IG Metall ausgefüllt)
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