ZO/AvU Dienstag, 19. April 2016 Bezirk Pfäffikon l 9 Standortförderung wider Willen PFÄFFIKON Die Gemeinde Pfäffikon zahlt 11 250 Franken an die regionale Standortförderung, um einen Rechtsstreit mit der RZO zu vermeiden. Nun hat die Organisation ihren Rekurs zurückgezogen. So hatte sich das der Gemeinderat nicht vorgestellt. Letztes Jahr strich er die kommunale Standortförderung, auf die regionale wollte er hingegen nicht verzichten und sicherte der Organisation Region Zürcher Oberland (RZO) fürs Jahr 2016 einen Beitrag von 22 500 Franken zu. Dann machte ihm die Gemeindeversammlung im letzten Dezember einen Strich durch die Rechnung: Sie folgte dem Antrag eines Stimmbürgers, den Beitrag aus dem Budget zu streichen (wir berichteten). Doch die RZO mochte nicht auf diesen Beitrag verzichten und rekurrierte beim Bezirksrat. Die Gemeinde solle den Beitrag leisten, schliesslich habe ihn die Exekutive in eigener Kompetenz beschlossen, lautete die Forderung. «Eine vernünftige Lösung» Inzwischen haben sich Gemeinderat und RZO in einem Vergleich geeinigt: Die RZO nimmt den Rekurs zurück, im Gegenzug zahlt der Gemeinderat die Hälfte des ursprünglich eingeplanten Betrags an die regionale Standortförderung. «Wir wurden an der Gemeindeversammlung überrascht», sagt Gemeindepräsident Bruno Erni (parteilos). Die Streichung des Beitrags habe den Gemeinderat in eine schwierige Lage gebracht. «Wir haben uns dafür entschieden, den Willen der Gemeindeversammlung zu berücksichtigen», sagt er. Erni ist Vorstandsmitglied der RZO. Als der gestrichene Betrag im Vorstand behandelt wurde, trat er in den Ausstand. Seitens des Gemeinderats sei schnell klar gewesen, dass man einen mehrmonatigen Rechtsstreit möglichst verhindern wolle, sagt Erni. Der Gemeinderat habe es nicht auf einen Rekursentscheid ankommen lassen wollen. «Wir haben vor allem mit politischen Pfäffikon hat die kommunale Standortförderung abgeschafft. An der regionalen muss sie fürs Jahr 2016 doch noch festhalten. Archivbild Urs Weisskopf Gründen argumentiert.» Der Vergleich sei nun eine «vernünftige Lösung», wie Erni sagt. «Der Wille der Gemeindeversammlung wird nicht komplett missachtet, gleichzeitig stossen wir die RZO nicht komplett vor den Kopf.» Die Standortförderung deckt die Bereiche Wirtschaft, Tourismus und Wohnen ab. Darüber hinaus sei die interkommunale Zusammenarbeit auch für Pfäffikon wichtig, sagt Erni. «Die Gemeinden können sich in vielen Belangen, etwa zur Integration, zum Badespass-Angebot und zur Kultur austauschen. Davon profitiert Pfäffikon.» Der Gemeinderat habe die Beziehung zur RZO im Hinblick auf gemein same künftige Projekte nicht belasten wollen. «So können wir unvoreingenommen in die Zukunft blicken.» «Angelegenheit erledigt» «Es war eine einmalige Situation», sagt RZO-Verbandspräsidentin Annemarie Beglinger. Warum die Organisation gleich beim Bezirksrat Rekurs eingereicht hatte, statt erst das Gespräch mit dem Gemeinderat zu suchen, erklärt Beglinger so: «Wir wollten keine Fristen verpassen.» Nun kommen auch vonseiten der RZO versöhnliche Worte. Der Vorstand habe zwar Verständnis für den Pfäffiker Gemeinderat gehabt, sagt Be glinger: «Die Behörde wollte den Willen der Gemeindeversammlung respektieren.» Der Vorstand habe aber mit dem Bei- trag aus Pfäffikon gerechnet, «schliesslich hat ihn der Gemeinderat letzten September in eigener Kompetenz bewilligt». Das Budget zum Standortförderungsprojekt sei auf Basis aller zugesprochenen Gemeindebeiträge erstellt worden. «Ohne den Beitrag aus Pfäffikon hätten wir das Projekt nur eingeschränkt durchführen können.» Indem die Gemeinde nun die Hälfte des Beitrags zahlt, ist sie wieder Teil der regionalen Standortförderung. «Damit ist aus unserer Sicht die Angelegenheit erledigt», sagt Beglinger. Ab 2017 will die RZO die Standortförderung weitere fünf Jahre laufen lassen – und zählt dabei auch auf die Beteiligung der Gemeinde Pfäffikon. Isabel Heusser DAS SAGT DER BEZIRKSRAT Kleineres Minus als erwartet WEISSLINGEN Die Weisslinger Jahresrechnung 2015 schliesst bei einem Aufwand von rund 17,84 Millionen Franken und einem Ertrag von rund 17,79 Millionen. Das Ergebnis mit rund 49 000 Franken Verlust fällt geringer aus als budgetiert – die Gemeinde rechnete im Vor anschlag mit einem Verlust von rund 700 000 Franken. Es seien rund 230 000 Franken mehr Aufwendungen und 877 000 Franken mehr Erträge verbucht worden als erwartet. Das Ergebnis sei zu einem grossen Teil auf die hohen Steuereinnahmen zurückzuführen, so der Gemeinderat. Die Steuereinnahmen aus dem Rechnungsjahr und aus früheren Jahren liegen rund 700 000 Franken höher als budgetiert. Bei den Grundstück gewinnsteuern konnten Mehreinnahmen von rund 341 000 Franken verzeichnet werden. Die Abschreibungen auf dem Finanzund Verwaltungsvermögen fallen um rund 320 000 tiefer aus. Die Pflegefinanzierung der Altersund Pflegeheime kommt mit Mehrausgaben von 291 500 Franken fast dreimal höher zu stehen als budgetiert. Auch bei den Zusatzleistungen zur AHV/IV ist die Differenz zum Budget um 125 000 Franken höher. zo Neue Leistungen der Spitex RUSSIKON Die Spitex Regio ZO bietet ab diesem Frühling zusätzliche nichtpflegerische Leistungen an. Vorgesehen sind Präventionsbesuche bei Senioren ab Bezirksratspräsident Hans Rudolf dem 75. Altersjahr. Bei diesen BeKocher teilt die Einschätzung des suchen wird auf die MöglichkeiPfäffiker Gemeinderats, dass des- ten der Spitex im nichtpflegerisen Position im Rekursverfahren schen wie auch im pflegerischen ungünstig war. Der Gemeinderat Bereich aufmerksam gemacht. habe den Standortförderungs- Sämtliche Einwohner werden Beitrag in eigener Kompetenz be- kurz vor ihrem 75. Geburtstag willigt. «Die RZO durfte darum von der Spitex Regio ZO angemit dem Beitrag rechnen.» Anders schrieben. Auf einem Formular wäre es gewesen, wenn der Beitrag kann diese Altersgruppe ihre mit dem Zusatz «Vorbehältlich Bedürfnisse und den Wunsch der Zustimmung der Gemeinde- für einen Präventionsbesuch versammlung» gesprochen wor- zurückmelden. den wäre. «Dann hätte die RZO Diese zusätzliche Dienstleisden Gemeindeversammlungs- tung wurde im Konzept der PfleEntscheid abwarten müssen.» zo geversorgung der Gemeinde Russikon aufgenommen. Anhand des Konzepts können sich Personen mit Pflege- oder Betreuungsbedarf über das Angebot informieren. Weitere Informationen finden sich auf der Website der Gemeinde Russikon. zo «RZO durfte mit Beitrag rechnen» «Wir haben jetzt einen Gemeinderats-Whatsapp-Chat» WEISSLINGEN Etwas mehr als 100 Tage ist Andrea Conzett (Wisliger Forum) nun Gemeindepräsident von Weisslingen. Im Interview erklärt er, weshalb er noch viel zu viel arbeitet und welche Themen auf das Dorf zukommen werden. Sie haben sich mal als rituel len Kaffeetrinker bezeichnet. Ist Ihr Konsum gestiegen, seit Sie Weisslingens Gemeinde präsident sind? Andrea Conzett: Ja, ich denke schon. Der Schlaf leidet schon ein bisschen unter dem neuen Amt. Sie sind nun seit gut 100 Ta gen Präsident. Wie haben Sie den Start erlebt? Grundsätzlich gut, es gab bisher keine negativen Überraschungen. Der Start verlief rund, aber auch intensiv. Inwiefern? Der Zeitaufwand für die Ressorts Finanzen und Gesundheit sowie das Präsidium ist beträchtlich. Das ist zwar keine Überraschung für mich, bei den Finanzen muss ich mich aber noch einarbeiten, und das Ressort Gesundheit wird je länger je wichtiger. Immerhin handelt es sich um den zweitgrössten Posten im Budget. Sie haben gesagt, Sie rechne ten mit 1000 Stunden Auf wand pro Jahr. Wo stehen Sie jetzt? Leider befinde ich mich nicht im Zeitplan. Ich bin jetzt schon bei über 300 Stunden. Dies entspricht etwa einem 70-ProzentPensum, was nebst meiner Erwerbstätigkeit deutlich zu viel ist. Das muss sich verbessern, denn mehr liegt nicht drin. Wundern müssen Sie sich eigentlich nicht: Mit dem geplanten Dorfkindergarten haben Sie bereits ein grös seres Projekt angepackt. Ich will etwas, das ich mir vorgenommen habe, nicht vor mir herschieben. Das ist etwa beim Kindergarten so. Ich wollte das Thema endlich aufgleisen, damit wir mit dem Projekt im Dezember vor die Gemeindeversammlung können. Jetzt gibt es kein zurück mehr, wir müssen das durchziehen. Nur so kann es vorwärts gehen. Sie waren vor dem 1. Januar einfacher Gemeinderat. Hat sich Ihr Verhältnis zu den Kol legen als Präsident verändert? Kaum, wir haben nach wie vor ein sehr gutes Verhältnis. Das war für mich mit ein Grund für meine Kandidatur: Mit dieser Crew arbeite ich gern. Etwas, das sich verändert hat, ist unse- «Ich will etwas, das ich mir vorgenommen habe, nicht vor mir herschieben.» Andrea Conzett (WF), Weisslinger Gemeindepräsident re Kommunikation: Wir kommunizieren mehr als vorher – nicht nur in der Gemeinderatssitzung. Haben Sie jetzt einen Whats app-Chat, oder wie muss man sich das vorstellen? Wir haben jetzt tatsächlich einen Gemeinderats-Chat, und wir telefonieren generell viel miteinander. In Weisslingen schien es in den letzten Jahren vor allem an der externen Kommunika tion zu hapern, die Bevölke rung war nicht immer zufrie den. Konnten Sie das Verhält nis schon wieder etwas ver bessern? Die Kommunikation mit dem Volk ist natürlich nicht nur bei uns ein Dauerbrenner. Wir müssen uns genau überlegen, zu welchem Zeitpunkt wir ein Thema kommunizieren. Es ist unschön, wenn ein Betroffener etwas zuerst aus der Presse erfährt. Um zu sagen, ob sich das Gefühl der Weisslinger verändert hat, ist es noch zu früh. In Sachen Kindergarten woll ten Sie aber explizit zuerst die Bevölkerung informieren. Das stimmt. Wir haben dieses Jahr auch schon einige andere Info-Veranstaltungen durchgeführt. Das ist mir wichtig. Wie sieht es mit persönlichem Kontakt aus? Ich bin überrascht, wie viele E-Mails ich von Bürgern erhalte. Das ist mir im Vorfeld nicht bewusst gewesen. Meine Philosophie ist, den Leuten zuzuhören und sie ernst zu nehmen. Allen recht machen kann man es aber nicht. Viele Vereine kommen etwa mit Anfragen nach finanzieller Unterstützung – oder der Fussballklub mit dem Wunsch nach einem Kunstrasenplatz. Wie sollen wir es den anderen Vereinen erklären, dass wir den FC mit einem Millionenprojekt unterstützen? Wir müssen alle gleich behandeln. Ist das eines der Themen, die Weisslingen in naher Zukunft beschäftigen werden? Auf jeden Fall. Die Vereine brauchen eine funktionierende In frastruktur – überstürzen müssen wir aber nichts. Ein anderes Thema ist die Verkehrsführung durchs Dorf. Interview: Janko Skorup Weniger Wahlfächer PFÄFFIKON Auch in diesem Jahr hat die Oberstufe der S chule Pfäffikon die Planung der Wahlfachstunden ab neuem Schuljahr 2016/2017 vorgelegt. Die Anzahl Wahlfachlektionen ist verglichen mit dem letzten Jahr um rund 23 Lektionen gesunken, heisst es in einer Mitteilung. Dies hat damit zu tun, dass die 3. Sekundarklassen ab Schuljahr 2016/2017 bisher der kleinste Jahrgang sind. Die vom Kanton entschädigten Wahlpflichtfächer sind dadurch ebenfalls von zwölf auf neun Lektionen gesunken, wie die Schulpflege mitteilt. Für die Schule Pfäffikon bedeutet dies für das kommende Schuljahr weniger Ausgaben. Aufgrund der prognostizierten Schülerzahlen werden die Wahlfachstunden jedoch bereits im Schuljahr 2017/2018 wieder zunehmen, da dann die Schülerzahlen auf der Oberstufe kontinuierlich ansteigen werden. zo
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