No. 107 - klartext

:KLARTEXT:
:107:
:our love will carry on:
:ACHTUNG:
:OUT:
WO RADFAHRER VORFAHRT HABEN
Sogenannter Beratungsklau scheint ein neuer Volkssport zu werden. Gemeint
ist Folgendes: Im Fachgeschäft das Wunschprodukt ausgiebig erklären
lassen und dann zuhause im Internet günstiger bestellen. Nicht gerade die
feine Art. Einige Geschäfte haben inzwischen reagiert und nehmen eine
Servicepauschale für die Beratung, wenn kein Kauf zustande kommt. Ob das
der richtige Weg ist?
Es ist der Traum zahlreicher Radler: Stets Vorfahrt
auf einem gut ausgebauten Schnellweg haben,
ohne Hindernisse wie Kreuzungen, Fußgänger
oder Autos. Solche „Fahrradautobahnen“ gehören
in einigen europäischen Ländern zum Alltag. In
Deutschland nicht. Aber es tut sich etwas.
Diese Mammutprojekte sind ohne Frage eine tolle
Sache und weitaus mehr als bloße Fieberfantasien
einzelner Fahrrad-, Öko- oder Sportfans, wie Kritiker
hin und wieder gerne ironisch ins Feld führen. Denn
Radschnellwege sollen einmal in niemals zuvor
gesehener Art und Weise Städte und Gemeinden miteinander verbinden. Viele Kilometer
am Stück hätten Radfahrer Vorfahrt –
eine echte Alternative für zahlreiche
Pendler, die sonst mit dem Auto
zur Arbeit fahren, und eine große
Chance für die direkt angeschlossenen Kommunen und deren Nachbarn. Radschnellwege würden der
Nahmobilität ganz neue Impulse
geben, den Nahverkehr und selbst
Teile des Fernverkehrs entlasten,
den Umweltschutz fördern und die
Attraktivität und das Image der
Andere Länder wissen schon lange, wie es geht:
jeweiligen Region immens steigern.
Ein Radschnellweg im Herzen Helsinkis.
Nicht zuletzt würden regelmäßige
SCHLAUMACHEN FÜR LAU
Nutzer individuell profitieren, denn wer häufig Rad
fährt, schont den Geldbeutel und tut aktiv etwas für
seine Gesundheit.
Aber: Ein Radschnellweg muss auch halten, was
der Name verspricht. Er darf nicht bloß eine weitere
Fahrradroute in der Region werden – wenn auch in
einer großzügigen Variante. Auf einem Radschnellweg
muss der Radfahrer fix vorankommen und unter sich
bleiben können. Nur eine Sache darf den Radlern
dabei auf keinen Fall im Nacken sitzen: Verbrennungsmotoren jeglicher Form. Muss sich der Radfahrer den
Weg an einigen Stellen mit dem motorisierten Verkehr
teilen, und wenn es auch nur ruhige Nebenstraßen
sind, wäre die gesamte Idee ad absurdum geführt.
Somit verbietet es sich von selbst, dass Streckenführungen aus Kostengründen zum Teil aus mehreren bestehenden Radwegen zusammengeschustert
werden. Sollte das aber geschehen, dann können
sich die Länder die vielen Millionen Euros sparen
und diese besser in andere Bereiche der Infrastruktur
oder in den Ausbau des bestehenden Radwegenetzes
stecken. Ein Radschnellweg verdient diesen Namen
nur, wenn sich Radler auf der gesamten Strecke nicht
ein einziges Mal nach Autos oder Lkw umschauen
müssen. Das sollten, nein, das müssen die Planer
bedenken. Das ist alternativlos. Alles andere ist
Verhandlungssache.
von Karl-Hendrik Tittel ([email protected])
:SEHEN:
NULL TOLERANZ
Dafür oder dagegen, barfuß oder Lackschuh, schwarz oder weiß: In unserem
Lande scheinen so manche Fronten inzwischen komplett verhärtet. Wo bleibt
der Diskurs, der sachliche Austausch oder auch eine ordentliche Streitkultur?
Schmähungen und Parolen statt Dialoge und Diskussionen sind an der
Tagesordnung. Eine beunruhigende Entwicklung.
ZINSEN ADE
„Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.“ Ja, Pustekuchen! Was viele
Jahre als guter Rat galt, klingt dieser Tage fast schon ein wenig höhnisch.
Denn klassische Geldanlagen wie Sparbücher aber auch Festgeld- oder
Tagesgeldkonten bringen schon seit Längerem kaum mehr Rendite. Jetzt hat
die Europäische Zentralbank erstmalig den Leitzins auf null Prozent gesenkt
– und damit das konservative Sparen mehr oder weniger abgeschafft.
:IN:
FLAMME EMPOR
Der Holzkohlegrill ist den Deutschen heilig. Doch das Brutzeln mit Gas wird
immer beliebter. Und das aus gutem Grund: Ein Gasgrill ist um ein Vielfaches
praktischer, erreicht in wenigen Minuten seine Betriebstemperatur und ist
sauberer, variabler einsetzbar und auf Dauer auch billiger als die Holzkohlevariante. Kein Wunder, dass Gasgrillwagen voll im Trend liegen.
KALTES, KLARES WASSER
Na also: Bund und Länder wollen ihre gemeinsamen Maßnahmen gegen
Meeresmüll verstärken. 50 Experten aus Fachbehörden, wissenschaftlichen
Einrichtungen, Fischerei und Umweltverbänden sind jetzt in Berlin zu einer
ersten Sitzung zusammengekommen. Es wird auch höchste Zeit, dass etwas
passiert, denn weltweit werden 100 bis 140 Millionen Tonnen an Abfällen in
den Meeren vermutet – ein Großteil davon sind Kunststoffe.
DURCH DIE NACHT
Nicht atemlos, sondern auf flotten Sohlen. Wer am helllichten Tage keine Zeit
für eine sportliche Runde um den Block findet, der sollte es mal zu späterer
Stunde versuchen. Was ein bisschen verschroben klingt, hat für viel beschäftigte Menschen durchaus seine Vorteile. Denn beim Abend- oder gar Nachtjoggen hat man meistens seine Ruhe, atmet bessere Luft und kann wunderbar entspannen.
:SEHEN:
Die zweifache Oscar-Gewinnerin
Maggie Smith, bekannt aus der britischen TV-Erfolgsserie Downton
Abbey, bringt in „The Lady in the
Van“ ihre berühmte Bühnenrolle
„Miss Shepherd“ auf die große
Leinwand. Der Film basiert auf der
wahren Geschichte von Alan Bennett, in dessen Londoner Auffahrt
Miss Shepherd „vorübergehend“
ihren Van parkte und für 15 Jahre
wohnen blieb. Diese Begegnung,
die als widerwillig gewährter Gefallen begann, entwickelte sich
zu einer innigen Freundschaft, die
die Leben der beiden für immer
veränderte. Ab 14. April im Kino.
xx Life das Stadtmagazin Nummer 196 - April 2016
Inspiriert von wahren Ereignissen verspricht
„Eddie the Eagle - Alles ist möglich“ eine
Feel-Good-Geschichte zu werden, und zwar
über Michael „Eddie“ Edwards (Taron Egerton), einen ungewöhnlichen aber überaus
mutigen britischen Skispringer, der niemals aufhört, an sich selbst zu glauben –
obwohl eine ganze Nation ihn bereits als
Versager abgestempelt hat. Mit Hilfe eines
rebellischen und charismatischen Trainers
(Hugh Jackman) überwindet er alle Hürden und erobert die Herzen der Fans
auf der ganzen Welt durch
seine legendäre Teilnahme
an den Olympischen Winterspielen in Calgary im
Jahre 1988. Jetzt im Kino.
www.klar-text.org
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