Krankenhausreformgesetz: "Schlag ins Gesicht"

DONAUKURIER vom 14.07.2015
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29
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Ausgabe Neuburg
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Donaukurier Neuburg
Krankenhausreformgesetz: "Schlag ins Gesicht"
Eichstätt (smo/AFP) Die von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe vor
gut einer Woche in erster Lesung in den
Deutschen Bundestag eingebrachte
Krankenhausreform stößt beim Eichstätter Klinik-Geschäftsführer Lorenz Meier
(Foto) auf Unverständnis. "Das ist ein
Schlag ins Gesicht für die Krankenhäuser", sagt Meier im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Gesetzentwurf, der laut
Gröhe keiner Zustimmung des Bundestags bedarf und zum 1. Januar kommenden Jahres in Kraft treten soll, sieht
unter anderem eine qualitätsbezogene
Vergütung für Krankenhäuser vor.
Damit solle, so heißt es aus dem Ministerium, ein Anreiz für hochwertige Leistungen der Kliniken geschaffen werden. Bei schlechter Qualität müssen
Krankenhäuser künftig Abschläge in
Kauf nehmen. "Diese Reform darf kein
Instrument sein, den Krankenhausmarkt
zu bereinigen", sagt Meier. Das könnte
seiner Ansicht nach nämlich passieren:
Wenn man die Kliniken immer mehr
Abschläge zahlen lässt, können sie das
irgendwann nicht mehr selbst schultern und müssen schließen. "Wenn ich einfach nur den Geldhahn zudrehe, ist das
unehrlich."
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Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) kritisierte die geplante
Reform. Sie biete "keine nachhaltige
Zukunftsperspektive". Das Gesetz
müsse "finanziell deutlich nachgebessert" werden, forderte DKG-Präsident
Thomas Reumann. Wer mehr Qualität,
bessere Arbeitsbedingungen und Versorgungssicherheit haben wolle, müsse
dafür auch die nötigen Gelder bereitstellen. Der Investitionsfonds sei hilfreich,
löse aber nicht die jährliche Unterfinanzierung der Kliniken in Höhe von drei
Milliarden Euro, kritisiert Reumann.
Lausitzer Rundschau vom 24.06.2015
Autor:
Seite:
Lydia Schauff
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Ressort:
Ausgabe:
Lauchhammer
Lausitzer Rundschau Cottbus,
Hauptausgabe
Kliniken zücken Protestkarte gegen
Krankenhaus-Strukturgesetz
Bundesweite Aktion gegen Gesetzesentwurf / Demos auch in Brandenburg und Sachsen / Verdi
sieht vor allem Bundesländer in der Pflicht
Der Regierungs-Entwurf für ein Krankenhaus-Strukturgesetz erhitzt die Gemüter von Klinikmitarbeitern in Deutschland. Denn
die Länder müssen die Krankenhäuser nach wie vor nicht voll finanziell fördern. Folge: Personalabbau. Dagegen protestieren
heute auch Klinikmitarbeiter in Cottbus, Spremberg und Lübben.
Cottbus. Karten mit Zahlen von eins bis
162 000 hat Verdi an Mitarbeiter deutscher Krankenhäuser verteilt. 162 000:
Das ist die Zahl der Beschäftigten, die
laut einer Verdi-Erhebung in deutschen
Klinken fehlen. Indem Schwestern,
Ärzte und Geschäftsführer von 1300
beteiligten Kliniken heute 13 Uhr die
Nummernkärtchen in die Höhe heben,
soll auf den Notstand aufmerksam
gemacht werden.
Der etwa zehn Minuten dauern-de Protest gilt auch dem Gesetzesentwurf für
ein Krankenhaus-Strukturgesetz, der
heute in der Gesundheitsministerkonferenz der Länder in Bad Dürkheim
(Rheinland-Pfalz) beraten wird.
Dieser verschärfe aus Sicht des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe
die Situation. So stünde darin zwar Qualität im Fokus, aber "die Länder wollen
auch zukünftig nur die Hälfte der Investitionen der Krankenhäuser finanzieren,
die diese brauchen", heißt in einem
Positionspapier.
Müssen die Kliniken also Investitionen
wie die Anschaffung neuer Geräte oder
Sanierungsarbeiten weiterhin aus ihren
Einnahmen finanzieren, fehlt eben auch
weiter das Geld fürs Personal. Und da
Personalkosten Kliniken mit 60 Prozent
oder mehr belasten, wird dort meistens
auch zuerst gespart. Leidtragende sind
die Patienten und Mitarbeiter, die Mehrarbeit leisten müssen.
Deshalb fordert Ralf Franke, VerdiGewerkschaftssekretär für den Bezirk
Cottbus, "eine bessere Finanzierung der
Investitionen". So müssten die Länder
laut Franke verpflichtet werden 100 Prozent Investitionsförderung zu zahlen.
Bisher sind sie nur dem Grunde nach
zur Zahlung der Förderung verpflichtet,
legen die Höhe selbst fest. Kathrin
Möbius, Geschäftsführerin vom Krankenhaus Spremberg, kritisiert die fehlende Investitionsbereitschaft der Länder ebenfalls, sagt: "Gleichzeitig sind
wir aber gesetzlich verpflichtet, Investitionen zu tätigen und Medizintechnik zu
ersetzen."
Nicht nur in Spremberg, auch in Cottbus werden Klinikmitarbeiter ihren
Unmut über die Zustände zum Ausdruck bringen.
Andrea Stewig-Nitschke, Pflegedirektorin am Carl-Thiem-Klinikum, sieht in
der Gesetzesvorlage Probleme, weil
darin neue Vorgaben zu Qualitätsstandards und -sicherung enthalten sind: "Es
ist zwingend nötig, dass die Länder und
Krankenkassen hier noch einmal nachsteuern." Denn wie sollten Fortbildungen für Personal finanziert werden,
wenn schon jetzt Mittel fehlten, weil die
Bundesländer nicht sehr gebefreudig
sind.
Auch das Personalförderungsprogramm
der Regierung und die 220 Millionen,
die Kliniken 2017 für die Neueinstellung von Pflegekräften erhalten sollen,
gleichen das nicht aus. Zumal die Regierung den Versorgungszuschlag in Höhe
von 0,8 Prozent, mit dem allgemeine
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Krankenhausleistungen nach pauschalierten Preisen vergütet werden, streichen will. "Damit würden den Kliniken
mit einem Schlag 500 Millionen Euro
pro Jahr ab 2017 gestrichen", heißt es in
einer Mitteilung der Deutschen Krankenhausgesellschaft.
Auch im Naemi-Wilke-Stift in Guben,
im Lausitz-Klinikum in Forst und im
Seenland-Klinikum Hoyerswerda werden Mitarbeiter gegen den Gesetzesentwurf und mangelnde Investitionsförderung Flagge zeigen.
Das Personal der Berliner Charité, das
am Montag in unbefristeten Streik für
mehr Pflegepersonal gegangen ist, wird
ebenfalls an der bundesweiten Aktion
teilnehmen.
"Für die Landesregierung hat die Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung im Land politische Priorität. Deshalb wurde die Krankenhausfinanzierung ausdrücklich im Koalitionsvertrag
festgeschrieben", heißt es auf Nachfrage aus Brandenburgs Gesundheitsministerium. Mindestens 400 Millionen
Euro über fünf Jahre würden die Krankenhäuser erhalten. Damit blieben die
originären Landesfördermittel in voller
Höhe erhalten.
Eine Stellungnahme vom sächsischen
Gesundheitsministerium war gestern
nicht mehr zu bekommen. Lydia
Schauff
Ruhr Nachrichten - Dortmunder Zeitung Süd vom
23.06.2015
Seite:
Ressort:
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RN Dortmund D1 Süd / Dortmunder
Zeitung
Ausgabe:
Hauptausgabe
Hungert Gesetz Kliniken aus?
Krankenhaus-Chefs protestieren gegen Pläne der Bundesregierung
Die Krankenhäuser laufen Sturm gegen
das Krankenhausstrukturgesetz der Bundesregierung. Die Klinikchefs in Dortmund sprechen von einer "Mogelpackung" und schicken eine "Dortmunder Erklärung" nach Berlin. Jedes
zweite Krankenhaus schreibt rote Zahlen. Jetzt soll noch weniger Geld ins
System fließen - zum Nachteil von Patienten und Klinikpersonal, heißt es.
Das Gesetz, das nach Endlos-Gesprächen und der Verabschiedung durch das
Bundeskabinett am 10. Juni nun schleunigst "durchgepeitscht" werden solle, so
Rudolf Mintrop, Vorsitzender der
Geschäftsführung am Klinikum, fahre
die Krankenhäuser "vor die Wand". In
seltener Einigkeit fanden sich alle Klinikchefs der Stadt zusammen und gründeten eine Arbeitsgemeinschaft.
Ihre Hauptkritik am vorliegenden Referentenentwurf: "Er gibt auf die drei
Abbildung:
großen Problembereiche der Krankenhäuser - die Finanzierung des Personalbedarfs, der Notfallambulanzen und die
Bereitstellung von Investitionsmitteln nicht nur keine Antworten, sondern verschärft die ohnehin schwierige Situation auch noch" - heißt es in dem Protestbrief.
Finanzierung des Personalbedarfs : Die
Tarifsteigerungen der Beschäftigten
seien seit Jahren nicht gegenfinanziert,
so die Klinikchefs. Die Unterfinanzierung betrage - bundesweit - 2,5 Milliarden Euro pro Jahr. Die Pflegekräfte verdienten sich ihre Tariferhöhungen selbst
durch Arbeitsverdichtung und PersonalAbbau. Das gehe auf Dauer nicht gut.
Nach der Slowakei liegt Deutschland
europaweit an der Spitze der ausgedünnten Personaldecke: Je Krankenhausmitarbeiter (Vollzeit) werden in Deutschland 21,7 Patienten entlassen, in der Slo-
wakei sind es 27,8. in Frankreich aber
nur 9.
Unterfinanzierung der ambulanten Notfälle : Die Notfallambulanzen sind völlig überlastet, seit Jahren nicht gegenfinanziert und hoch defizitär. Pro Notfall
erhält eine Klinik 32 Euro an durchschnittlichen Erlösen, die Kosten liegen
aber im Schnitt bei 120 Euro. "Krankenhäuser behandeln mittlerweile mehr
ambulante Notfälle als niedergelassene
Ärzte", heißt es in den Unterlagen der
Krankenhausdirektoren.
Finanzierung von Investitionen : Die
Investitionsmittel des Landes NRW, in
diesem Fall nur Baupauschalen, erreichen nicht einmal die Hälfte des Notwendigen. NRW gibt 500 Millionen
Euro, der Bedarf im Land liegt bei 1,8
Milliarden.Ulrike Böhm-Heffels
Symbolisch greifen die Chefs der Dortmunder Krankenhäuser zum Blaulicht. Sie
fürchten massives Kliniksterben infolge des neuen Strukturgesetzes.RN-Foto Schaper
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DER NEUE TAG vom 12.06.2015
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Von Joachim Gebhardt
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Sulzbach-Rosenberg
Quellrubrik:
Ausgabe:
Amberger Zeitung
Amberger Zeitung
"Das ist nicht mehr zu ertragen"
Empörung war die erste Reaktion von Klinik-Vorstand Klaus Emmerich auf die gestrige Nachricht in unserer Zeitung "Berlin
will Kliniken auf Qualität trimmen" zur Krankenhausreform. Der Chef der beiden Häuser im Landkreis will auch im Landtag
intervenieren.
Sulzbach-Rosenberg. Lese man die
Berichte über die Reformpläne, entstehe schon fast der Eindruck, Krankenhäuser lieferten keine Qualität, nur
unnötige Operationen oder falsche
Abrechnungen, meint Emmerich im
Gespräch mit unserer Zeitung. Schlimm
sei insbesondere, dass die Bundesregierung neben pauschalen Angriffe gegen
Krankenhäuser auch jährlich die Rahmenbedingungen verschärfe.
Klaus Emmerich spricht auch für Landrat Richard Reisinger, Verwaltungsratsvorsitzender des St.-Anna-Krankenhauses und der St.-Johannes-Klinik. Was
stört ihn besonders? "Die Bundesregierung unterstellt Krankenhäusern
schlechte Qualität dergestalt, dass Krankenhäuser mit Abschlägen oder gar
Schließung rechnen müssen. Tatsache
ist, dass unsere Kliniken bundesweit
Enormes für Patientensicherheit
leisten."
Kleine haben Nachsehen
Die Quelle der Vorwürfe vermutet
Emmerich teils bei den Krankenkassen,
jedoch auch bei Landes- und Bundespolitikern. Ziel sei jedoch im Regelfall die
Konzentration von stationären Leistungsangeboten auf wenige Zentren in
Häusern der Maximal- und Schwerpunktversorgung. "Das Nachsehen
haben insbesondere Krankenhäuser der
Grund- und Regelversorgung mit einem
begrenzten Einzugsgebiet. Denen werden weitere Patienten entzogen, weil die
vermeintliche Qualität nicht ausrei-
chend ist", fürchtet der Manager. Wehrt
er sich etwa gegen Verbesserungen?
"Keineswegs", versichert Klaus Emmerich, St. Anna und St. Johannes verfügten über ausgezeichnete Qualität. Das
bescheinigten die Patienten mit einer
Krankenkassen-Umfrage mit über 90
Prozent. Emmerich verweist auf die
eigenen Initiativen: Endoprothetik-Zentrum, hauptamtlichen Qualitätsfachkraft,
weit entwickeltes Hygienemanagement,
freiwillige Qualitätsinitiative, Aktionsbündnis Patientensicherheit. "Was sollen wir eigentlich noch alles tun?"
Verweildauer halbiert
Aber auch die neu zu erhebenden Daten
ärgern den Verwaltungschef. "So kann
es nicht weiter gehen, der Wasserkopf
wächst!" Es werde immer mehr dokumentiert. Das koste Geld und nehme
Zeit für die Patienten. Entscheidend sei
jedoch, was der Patient tagtäglich auf
der Station verspüre: Menschlichkeit,
Service und das Bewusstsein, dass er
keine Nummer sei.
Im letzten Jahrzehnt seien die Kliniken
zu reinen Kostenfaktoren degradiert:
"So sind innerhalb von 22 Jahren die
Investitionszuschüsse an bundesdeutsche Krankenhäuser nicht gestiegen,
sondern um 26,8 Prozent zurückgegangen."
Den Krankenhäusern sei ein rigides
Entlassmanagement aufdiktiert worden jeder vermeintlich "überflüssige Krankenhaustag" eines Patienten könne von
den Kassen sofort reklamiert werden.
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Die Folge: Die Patientenzahl habe sich demografisch bedingt - um 30 Prozent
erhöht, die durchschnittliche Verweildauer jedoch fast halbiert. Genau dies
mache man nun den Krankenhäusern
zum Vorwurf. "Meint Minister Gröhe
wirklich, dass mit Halbierung der Verweildauer die Qualität steigen kann?",
fragt Emmerich.
Bei 30 Prozent mehr Patienten, aber nur
noch halber Verweildauer sinke die
Auslastung der Krankenhäuser. Jetzt
aber spreche die Bundesregierung von
einem neuen Qualitätsmanagement, von
fortgesetzten Qualitätsmängeln, Preisabschlägen auf der Krankenhausrechnung
und sogar von Klinikschließungen.
"Das ist der Gipfel!"
Den geplanten gesonderten Strukturfonds empfindet Emmerich als "den
Gipfel": Statt eine Milliarde Euro für
dringend benötigte Investitionen zur
Verfügung zu stellen, gehe es darum,
Häuser dicht zu machen.
"Fünf von 16 Kliniken mussten in den
letzten zehn Jahren in der nördlichen
Oberpfalz schließen, also 31 Prozent.
Wie viele Krankenhäuser soll unsere
Region noch verlieren? Und wie groß
soll die Entfernung in der ländlichen
Gegend werden, wenn ein Bürger der
nördlichen Oberpfalz oder des Landkreises stationäre Behandlung benötigt?"
Donau-Anzeiger vom 07.05.2015
Seite:
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Ressort:
Viechtach und Umgebung
Ein klares "Nein" zur Krankenhausreform
Landkreisversammlung in Bayerisch Eisenstein: Massiver Widerstand gegen Reformentwurf
Bayerisch Eisenstein. (job) Mehr als 300
Landräte und Kreisräte aus 71 bayerischen Landkreisen kamen am Dienstag
und Mittwoch in Bayerisch Eisenstein
zusammen.
Bayerisch Eisenstein kennt die Herausforderungen
Bei der Landkreisversammlung wurde
bewusst der Grenzort gewählt, wie
Regens Landrat Michael Adam auf
Anfrage des Viechtacher Anzeigers
erklärte. Zum einen passt das Thema
"Gesundheit und Pflege im ländlichen
Raum", das bei der Versammlung unter
anderem diskutiert wurde, in der
Gemeinde wie die Faust aufs Auge.
Das nächste Krankenhaus befindet sich
im rund 20 Kilometer entfernten Zwiesel und auch bei der hausärztlichen Versorgung sind die Herausforderungen in
Bayerisch Eisenstein groß. Man wolle
zum anderen mit dem Treffen in der
Arberlandhalle eines der Impulsprojekte des Landkreises präsentieren, so
Adam zum Veranstaltungsort.
Dieser kam bei den Gästen bestens an.
Viele waren beeindruckt, was im Landkreis Regen auf die Beine gestellt wurde
beziehungsweise wird.
Eine gute Nachricht hatte dann auch
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie
Huml dabei: "Die Landkreise Regen und
Passau werden zu 'Gesundheitsregionen
plus' - beide sind hier seit Jahren engagiert als Gesundheitsregionen", erklärte
Huml und überreichte die Förderbescheide.
Landkreis Regen ist "Gesundheitsregion plus"
Ziel der Förderung ist es, die Gesundheitsversorgung und Prävention gezielt
in den Regionen zu stärken. Landkreise
und Kommunen wüssten schließlich am
besten über die aktuellen Herausforderungen vor Ort Bescheid. Auf diese
Weise sollen vorhandene Strukturen
gestärkt, Synergieeffekte generiert und
Abbildung:
Doppelstrukturen vermieden werden.
Ein klares "Nein" hingegen erteilten die
bayerischen Landräte dem Gesetzentwurf des Bundesgesundheitsministeriums für eine Krankenhausreform. Hierin
sieht Christian Bernreiter, Präsident des
Bayerischen Landkreistags und Deggendorfer Landrat, mehr Nachteile als Vorteile. "Wir werden alle Kräfte mobilisieren, einen ruinösen Wettbewerb zu
Lasten der Kreiskrankenhäuser zu vermeiden", erklärte Bernreiter, der die
Krankenhausreform als ein "Bündel aus
hochkomplexen Vorschriften" bezeichnete. Vor allem benachteilige das seiner
Meinung nach komplizierte System aus
Qualitätsvorgaben und deren Kontrolle
die kleinen Krankenhäuser, die sich den
damit verbundenen Aufwand nicht leisten könnten. "Werden mehr Patienten
behandelt als vorgesehen", machte
Bernreiter weiter deutlich, "gibt es
Abschläge auf die Vergütung. Das erinnert an Planwirtschaft in reiner Form",
machte Bernreiter deutlich. Auch beim
Pflegestellen-Förderprogramm sei die
Reform praxisfremd, so der Landkreistagspräsident. Das Förderprogramm
ermögliche rechnerisch nur zwei bis drei
Neueinstellungen pro Klinik, dazu solle
ein Eigenanteil von zehn Prozent geleistet werden, was in der Praxis nicht zu
leisten sei, vor allem, wenn Krankenhäuser in den roten Zahlen stecken.
Gute Gesundheitsversorgung als Standortfaktor
Aber wie sieht es mit der Gesundheit
und Pflege im ländlichen Raum generell aus? Auch dabei gibt der Landkreistag ein Ziel vor. Hier fordern die bayerischen Landkreise ein Mitspracherecht.
"Gute Gesundheitsversorgung ist ein
Standortfaktor, auf den wir nicht verzichten können, wenn unsere Heimat
lebenswert bleiben soll", waren sich die
bayerischen Landräte einig. Ihnen ist es
wichtig, dass die Landkreise bei Pla-
nung, Ausgestaltung und Vernetzung
von Gesundheitsangeboten miteingebunden werden. Dafür brauche es aber,
so Bernreiter, wiederum die Unterstützung von Landes- und Bundespolitik,
etwa wenn es um gesetzliche Vereinfachungen bei der Schaffung von Krankenhausverbünden geht.
Fachvorträge kamen während der zweitägigen Landkreisversammlung unter
anderem von Thomas Reumann. Der
Landrat von Reutlingen und Präsident
der Deutschen Krankenhausgesellschaft,
befasste sich mit der Frage "Haben
Krankenhäuser im ländlichen Raum eine
Zukunft?". Über die Strukturen der
Altenpflege für eine älterwerdende
Bevölkerung im ländlichen Raum referierte Dr. Irene Vorholz, Beigeordnete
des Deutschen Landkreistags und Alois
Glück, Präsident des Zentralkomitees
deutscher Katholiken, hielt einen Vortrag über "Sterben in Würde - das Netzwerk Hospiz für den ländlichen Raum".
Asylpolitik als Herausforderung für die
Landkreise
Angeschnitten bei der Zusammenkunft
wurde auch das Thema Asyl. "Wir werden regelrecht überrollt", kommentierte
Dr. Johann Keller, Geschäftsführendes
Präsidialmitglied des Bayerischen Landkreistags die Herausforderung der
Unterbringung von Asylbewerbern. Als
Erfolge bei der Asylpolitik bezeichnete
Christian Bernreiter jedoch die Finanzierungszusage des Freistaats bei den
"Kümmerern" in dezentralen Unterkünften. Auch zog Bernreiter nach elf Monaten als Landkreistagspräsident bei der
Versammlung Bilanz: "Wir haben stringente Arbeit geleistet und werden so
weiter machen", betonte er. Unter dem
Motto "Heimat 2030" will er den ländlichen Raum zukunftsfit machen.
Informierten über die Ergebnisse der Landkreisversammlung, welche am Dienstag
und Mittwoch in der Arberlandhalle stattgefunden hatte: Christian Bernreiter, Präsident
des Bayerischen Landkreistags (v.li.); Dr. Johann Keller, Geschäftsführendes
Präsidialmitglied und Regens Landrat Michael Adam. Fotos: Bäumel
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Abbildung:
Urheberinformation:
Bayerisch Eisenstein wurde bewusst als Veranstaltungsort gewählt. Hier, im
Grenzbahnhof, war Pressekonferenz.
Alle Rechte vorbehalten - Zeitungsgruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung
© PMG Presse-Monitor GmbH
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Neue OZ Osnabrücker Zeitung vom 07.05.2015
Ressort:
NOZ Stadt / Politik
Ausgabe:
Neue OZ Osnabrücker Zeitung Stadt
und Land, Hauptausgabe
Ärztepräsident kritisiert Entwurf zur Klinikreform
Montgomery: Unterfinanzierung der Krankenhäuser nicht beseitigt
Von Christof Haverkamp
Osnabrück. Die Bundesärztekammer
hält den Gesetzentwurf des Gesundheitsministeriums zur Krankenhausreform für unzureichend. In einem
Gespräch mit unserer Redaktion kritisierte Ärztepräsident Frank-Ulrich
Montgomery, die ständige Unterfinanzierung der Kliniken werde dadurch
nicht beseitigt.
Die Ärzte würden Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) ihre
Kritik an dem Entwurf auf dem Ärztetag "ziemlich deutlich sagen", kündigte
Montgomery an. Der 118. Deutsche
Ärztetag findet vom 12. bis 15. Mai in
Urheberinformation:
Frankfurt statt.
Viele Bundesländer wollten oder könnten schon heute ihre Verpflichtungen zu
Krankenhaus-Investitionen nicht erfüllen, kritisierte der Ärztepräsident. Daher
müsse auch der Bund die Mittel zur
Verfügung stellen. "Im Interesse von
Patientensicherheit und Patientenschutz
muss sich der Bund beteiligen", forderte Montgomery.
Bisher stehe das Kooperationsverbot des
Grundgesetzes dieser Finanzierung entgegen. Es müsse dafür aufgehoben werden.
Der Ärztepräsident forderte, die gesetzlichen Krankenkassen müssten die
Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG
© PMG Presse-Monitor GmbH
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Gespräche von Ärzten mit Patienten
besser vergüten. Derzeit würden Mediziner benachteiligt, wenn sie sich viel
Zeit für Gespräche mit den Patienten
nähmen. In Gesprächen mit den privaten Krankenversicherungen seien bereits
Fortschritte erzielt worden.
Montgomery kündigte an, dass sich der
Deutsche Ärztetag intensiv mit der
Kommunikation der Mediziner beschäftigen wolle. "Wir wissen, dass es in der
Kommunikation von Ärzten untereinander, aber auch in der Kommunikation
von Ärzten mit Patienten gelegentlich
hapert", sagte Montgomery.