„Hör auf die Stimme, auf deinen Wegen, durch das Leben, da

Liebe Leserin, lieber Leser, liebe Gemeinde,
wann bin ich eigentlich ein Christ? Wenn ich an Jesus glaube und getauft bin? – Ja, sicherlich,
aber das Evangelium vom 5. Sonntag der Osterzeit möchte diese Grundlage ergänzen, wenn
es heißt: „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“
(Joh 13,35). Jesus sagt diese Worte in seiner Abschiedsrede. Er meint es also ernst, es ist sein
Testament an seine Freunde.
Wer Jünger Jesu sein will, kommt an der Liebe nicht vorbei! Jesus reicht es nicht, ein
frommer Mensch zu sein. „Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr
einander lieben!“ (13, 34). Was für ein Anspruch, die Liebe und Zuwendung, die Jesus den
Seinen erweist, einander zu schenken!
Die Worte des Sonntagsevangeliums laden ein, unser Miteinander zu bedenken. Wie gehen
wir als Gemeinde miteinander um? Gleichgültig? Wertschätzend? Helfend? Mitleidend und
mitfreuend? Sind wir bereit, auch die Mühen der Liebe auf uns zu nehmen? Der Verzicht,
eigene Vorstellungen durchzusetzen, auf eigenen Komfort zu verzichten, zu teilen, zu
ertragen...?
Bei alldem dürfen wir uns bewusst sein, dass wir eine Hoffnungsgemeinschaft sind, kein
Zweckbündnis, kein Verein. Wir dürfen unser Leben – auch das Leben miteinander – aus
einer österlichen Perspektive gestalten, die uns die zweite Lesung des Sonntags aus der
Offenbarung des Johannes vor Augen führt: Gott „wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen
von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine
Mühsal... Seht, ich mache alles neu.“ (21,4f.). Unsere Welt braucht solche hoffnungsvollen
Worte. Sie braucht aber auch jene, die daraus leben und diese Vision wirklich werden lassen.
„Liebt einander!“
Einen gesegneten Sonntag wünscht
Ihr Kaplan Michael Eichinger