Schwäbischen Zeitung - BürgerEnergiegenossenschaft Laupheim eG

Artikel in der Schwäbischen Zeitung am 11.7.2015
Die 2011 gegründete Bürgerenergiegenossenschaft Laupheim (BEG) hat ihr Ziel, für das
Geschäftsjahr 2014 erstmals eine Dividende auszuschütten, erreicht. Die Mitglieder
bekommen 1,8 Prozent (insgesamt 2800 Euro) auf die eingezahlten Geschäftsanteile.
Unverändert schwer tut sich die BEG bei der Suche nach neuen Projekten >„Für das Jahr
2015 war ein Contracting-Modell mit der Stadt Laupheim angedacht, berichteten der
Vorstandsvorsitzende Werner Puchta und das Vorstandsmitglied Franz Kohler im Gespräch
mit der Schwäbischen Zeitung. Die BEG wollte mit ihren Mitteln die Umrüstung von
Straßenlampen auf LED-Leuchten finanzieren, die den Stromverbrauch um 80 Prozent
senken, und sich um die Wartung kümmern. Im Gegenzug wären ihr von den Stadtwerken die
eingesparten Betriebskosten gutgeschrieben worden. „Nach Ablauf der Vertragsdauer gehen
die Leuchtkörper ins Eigentum der Kommune über“, erklärt Kohler. In Warthausen
funktioniere das Modell. Doch die Stadtwerke Laupheim hätten letztlich nicht mitgezogen.
Die Kommunalaufsicht hege offenbar Bedenken. Manche argwöhnen gar, die Stadt
subventioniere die BEG in unzulässiger Weise. So lautet der Vorwurf in einer anonymen
Anzeige, die vor einiger Zeit im Biberacher Landratsamt einging. „Die einzige
Vergünstigung, die wir erhalten, ist die pachtfreie Nutzung des Gymnasium-Dachs für unsere
Photovoltaikanlage“, stellt Puchta klar. Das sollte, vom Gemeinderat abgesegnet, eine
Anschubhilfe für die neu gegründete Genossenschaft sein.
Mit einer zweiten Photovoltaikanlage wollte die BEG ursprünglich auch weitermachen. Nach
der drastischen Kürzung der Einspeisevergütung legten die Genossen diesen Plan aber
zunächst auf Eis. Erschwerend hinzu kam eine gesetzliche Regelung, wonach die BEG zehn
Prozent des erzeugten Stroms hätte verkaufen oder selbst verbrauchen müssen. „Wohin
sollten wir’s verkaufen?“, fragt Franz Kohler. „Wir sind viel zu klein, um am Energiemarkt
Beachtung zu finden.“ Vorübergehend stand die Beteiligung an einer Windkraftanlage zur
Diskussion. Aber auch hier gab es, als das Thema aktuell war, einen Stolperstein: „Wir wären
in diesem Fall nicht operativ, sondern rein investiv tätig geworden“, erklärt Werner Puchta.
„Vom Gesetzgeber wären wir deshalb zum damaligen Zeitpunkt wie eine Investmentbank
behandelt worden. Die damit verbundenen Auflagen hätten wir nie und nimmer erfüllen
können.
“ Inzwischen gelten für Bürgerenergiegenossenschaften andere Regeln, allein: In der näheren
Umgebung bietet sich momentan kein Windkraftprojekt an. Genügend Kapital wäre da. Als
frustrierend beschreibt Puchta die Situation, zumal die BEG ja Geld für neue Projekte hätte.
44 000 Euro sind in der Kasse, Geschäftsanteile in Höhe von 111 000 Euro hat die
Genossenschaft von ihren Mitgliedern mangels Verwendung bisher noch gar nicht
eingezogen.
Neuerdings versucht der Vorstand wieder, eine zweite Photovoltaikanlage zu realisieren. Die
Auflage, dass zehn Prozent des Stroms selbst verkauft oder verbraucht werden müssen, ist im
Februar für kleine Anlagen weggefallen. Das verbessert die Aussichten, eine Rendite
erwirtschaften zu können. „Wir hatten das Tribünendach des FV Olympia ins Auge gefasst“,
sagt Puchta. „Die Signale vom Verein waren positiv.“ Doch um eine PV-Anlage tragen zu
können, müsste das Dach erst einmal saniert werden. Gern würde die BEG die Anlage auf
dem CLG-Dach vergrößern. Das wäre wirtschaftlich interessant, weil die Infrastruktur dort
bereits vorhanden ist, sagt Franz Kohler. „Wir werden die Stadt fragen, ob eine Erweiterung
möglich ist, natürlich gegen eine Pacht. Jährlich rund 72 000 Kilowattstunden Strom erzeugt
die vorhandene Anlage auf dem CLG-Dach. Seit August 2012 ist sie in Betrieb und hat der
Umwelt bisher rund 100 Tonnen CO2 erspart. Den Strom nimmt die EnBW ab. Die
Genossenschaftsmitglieder (aktuell 158) hätten sich noch nie darüber beklagt, dass die BEG
nicht recht vorankomme, sagt Kohler. „Denen geht es um die Sache, um erneuerbare Energie
und um Bürgerbeteiligung. Die Idee trägt nach wie vor.“ Ein Aufwärtstrend ist zu erkennen.
Ins Geschäftsjahr 2015 ist die BEG Laupheim erstmals ohne Verlustvortrag gestartet, und es
besteht Hoffnung, nächstes Mal eine Dividende mit einer Zwei vor dem Komma zahlen zu
können.