Brot des Lebens

Predigt zu Jh 6,35
THEMA: BROT DES LEBENS
Daniel Eschbach am 19.07.2015 in der EMK Bülach
(nach: Klaus Douglass, Eckard Krause, Fabian Vogt, AUFBRUCH ZUM ICH, S.29ff)
Liebe Gemeinde,
der heutige Predigttext ist uns gut vertraut. Ich lese ihn z.B. im Zusammenhang mit Abendmahlsfeiern immer
wieder. Es ist Jesu 'Ich-bin-Wort' über das Brot aus Joh 6,35:
„Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den
wird nimmermehr dürsten. "
Johannes 6,35
Doch in welchen Zusammenhang gehört diese Aussage? - Das Jh-Ev erzählt so: Jesus predigt, lange
und intensiv. Seit Stunden hören ihm Tausende von Leuten zu. Sie hören in Jesu Worten Gott selber zu
sich reden – und vergessen dabei alles andere, bis sich irgendwann der Hunger meldet. Geistliche Nahrung ist ja ausserordentlich wichtig, aber sie befriedigt den knurrenden Magen nicht. Das ist eine gute
Gelegenheit für Jesus. Nun kann er den Leuten zeigen, dass Gott sich für Seele und Leib interessiert. Er
kümmert sich auch um den leiblichen Hunger. Deshalb hatte Jesus ja seine Jünger auch beten gelehrt:
"Unser tägliches Brot gib uns heute!"
Nun fordert Jesus die Jünger auf: "Gebt den Leuten etwas zu essen!" Die sind allerdings angesichts der
grossen Menschenmenge überfordert. Ihre 200 Silberstücke reichen nirgends hin. Und selbst wenn, es
gibt ja in der Gegend eh keine Bäckerei. Vielleicht fragen sich die Jünger ausserdem, ob das nun wirklich Jesu bzw. ihr Job sein müsse. ‚Catering‘ ist doch eine andere Branche. Geht das den Sohn Gottes
wirklich etwas an? – Durchaus, wie sich zeigt. Es wird ein Kind gefunden, das zwei Fische und fünf
Gerstenbrote bei sich hat. Mehr als genug in Jesu Augen. Er blickt zum Himmel, segnet das Brot und
teilt es, teilt es noch einmal und noch einmal und noch einmal. Alle nehmen für sich und geben den Rest
weiter. Und es reicht. Tausende werden satt….
Die Speisung der 5'000 ist im Jh-Evangelium sozusagen die bildliche Illustration von Jesu Predigt über
das Brot des Lebens. Die Menschen erleben 1:1, dass Jesus auch tut, was er sagt. Am eigenen Leib erleben sie: In der Begegnung mit Jesus werden Sehnsüchte nach Tiefe, Sattheit und Erfüllung gestillt.
Jesus kann menschlichen Hunger stillen, in jeder Hinsicht.
Und das Ergebnis der ganzen Geschichte? Jesus wird zum Pop-Star wider Willen. Das Wunder kreiert
eine grosse Fangemeinde. Zu Tausenden stellen sie ihm nach. Es nützt nichts, dass sich Jesus nach
dem Brotwunder unauffällig aus dem Staub machen will. Die Menschenmenge kommt ihm schnell wieder auf die Spur, findet ihn und will ihn zum König machen. Einen Mann, bei dem es so viel zu holen
gibt, darf man sich doch nicht entgehen lassen! – Bloss: Worum geht es diesen Leuten denn? Suchen
sie wirklich das Reich Gottes? Oder vielleicht doch nur eine bequeme Art, ihre Bedürfnisse, ihren Hunger zu stillen?
Man versteht die Leute ja gut. Ihre Sehnsucht satt zu sein, ihren Wunsch nach Erfüllung und Tiefe, ihren
Lebenshunger, das alles ist uns wohlbekannt. Unsere ganze westliche Gesellschaft hungert so sehr
nach Leben. Und wir leiden unter dem Dilemma, dass einerseits noch nie und nirgends Menschen soviel
Geld und Möglichkeiten hatten, sich satt zu machen und dass andererseits unser Lebenshunger doch
ungestillt bleibt. Wir konsumieren – oft viel mehr, als uns gut tut – und werden doch nicht satt.
Die Bibel braucht das Wort 'lebenssatt' für das, was wir eigentlich suchen. Von Abraham z.B. heisst es:
"Er starb alt und lebenssatt. Das Leben hat ihn satt gemacht." Das kann man heute nicht gerade von vielen Leuten sagen. Bei jüngeren Semestern erstaunt es vielleicht weniger, wenn sie noch zwischen Lebenshunger und Überkonsum hin- und hergerissen sind. Aber ich begegne auch älteren Menschen, die
nicht zur Ruhe kommen können. Sie sind immer noch nicht satt geworden sind und hungern mitten im
materiellen Überfluss.
Der Arzt und Therapeut Victor Frankl ( Begründer der Logotherapie; 1905-1997) hat einmal gesagt: "Die
Menschen leben heute mit einem existenziellen Vakuum" - in einem Sinnloch. Und je grösser dieses
Loch wird, desto stärker versuchen die Hungernden, in dieses Loch etwas hineinzuziehen. Frankl sagt
weiter: Wer so ein Loch in sich spürt, diese Gier nach Sattheit, der ist kein Feinschmecker. Sondern er
"zieht sich rein", was er kriegen kann. Dennoch gelingt es ihm nicht, satt zu werden. Der Titel eines soziologischen Bestsellers bringt es so auf den Punkt: 'Wir amüsieren uns zu Tode'. Das ist effektiv ein
Problem. Wir brauchen immer neue und immer stärkere Kicks, um überhaupt noch etwas vom Leben zu
spüren. Es muss immer mehr sein, etwas ganz Besonderes, möglichst noch nie Dagewesenes – und
das in allen Lebensbereichen. Doch allen Kicks zum Trotz schaffen wir es nicht. Die Sehnsucht nach Erfüllung, der Hunger, bleibt.
Was ist da zu tun? Ist vielleicht die Sehnsucht falsch? Sollten wir womöglich unseren Lebenshunger begraben? – Es gibt Christen, die genau das behaupten. Sie bemühen Begriffe wie 'Selbstverleugnung',
'Kreuz tragen', 'Leid', 'Verzicht', 'Opfer'. In manchen frommen Kreisen gilt der Verzicht noch immer als
der wahre Weg. Worte wie 'Hunger nach Leben', 'Erfülltsein', oder 'Sattheit' gelten dort als gefährlich. Es
wird argumentiert: "Wenn es uns so wenig gelingt, ein erfülltes Leben zu führen, ist das dann vielleicht
gar nicht Gottes Wille?" Haben diese Stimmen vielleicht Recht? Ist der Weg der Selbstverleugnung der
wahre Weg?
Das wurde immer wieder behauptet. Man veranschaulichte das mit dem Bild von den zwei Wegen (ausgehend von Mt 7,13f par Lk 13,24). Sie haben das wohl auch schon einmal gesehen. Das Bild zeigt einen
breiten und einen schmalen Weg. Entlang des breiten Weges tanzen die Leute, sie singen, trinken und
spielen. Sie sind vergnügt und geniessen das Leben. Doch man am Ende dieses breiten Weges sieht
man die Flammen der Hölle. Der andere, der schmale Weg ist steil und steinig. Das Wetter ist nasskalt
und die Leute darauf sehen alle ernst und angestrengt aus. Aber am Ende dieses Weges leuchtet ein
strahlendes himmlisches Licht. Und die Botschaft dieses Bildes ist klar: Genuss und Vergnügen führen
in die Hölle, während der Himmel jenen vorbehalten ist, die weltliche Freuden entsagen.
Ich halte dieses Bild für falsch. Obwohl es von einem biblischen Motiv ausgeht ist es auch unbiblisch! –
Es stimmt zwar schon: Man kann es übertreiben. Genussucht ist tatsächlich nicht erstrebenswert. Aber
zur Abwehr von Übertreibungen anzunehmen, dass Gott seinen Kindern keinen Genuss, keine sinnlichen Freuden gönnt, das wäre dann doch das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Was für ein Vater wäre
Gott denn dann? Von Gott geschenktes, erfülltes Leben beginnt nicht erst nach dem Tod. Gott will, dass
unser Leben gelingt und uns gefällt, schon hier und jetzt.
Natürlich sollen wir als Christen verantwortungsvoll mit allem umgehen, was uns Gott zur Verfügung
stellt. Verantwortung bedeutet immer wieder: mit anderen teilen. Und Teilen kann immer auch Verzicht
bedeuten. Doch wenn daraus Askese um der Askese willen, Verzicht um des Verzichtes willen wird,
dann schiessen wir weit am Ziel vorbei. Das Evangelium ( 'gute Nachricht' bzw. 'frohe Botschaft') will zum
Leben befreien und nicht das Leben in Schranken weisen.
Das Ideal des 'Verzichts um des Verzichtens willen' kommt übrigens ursprünglich nicht aus biblischer Tradition,
sondern stammt aus der griechisch-römischen Philosophie. Paulus kennt zwar den Verzicht-Gedanken auch, begründet ihn aber ganz anders. Er glaubte, dass Christus so bald wiederkomme, dass es sich gar nicht mehr lohne,
die eigene irdische Existenz zu pflegen und zu entwickeln. Paulus forderte nicht 'Verzicht um des Verzichtens willen', sondern sah Fasten als eine gute Vorbereitung auf die baldige (innert Monaten oder wenigen Jahren) Ankunft des
Herrn. Paulus ist also gründlich missverstanden, wenn in der Auslegung seiner Schriften Verzicht und Leiden zum
Ideal werden. So war die gute Nachricht nie gemeint und so verstand es auch Paulus nicht.
Es ist wichtig, dass wir nie vergessen: Wenn die Bibel von wahrem, von ewigem Leben spricht, dann
geht es um mehr als das Jenseits. Ewiges Leben, d.h. Leben aus der Fülle Gottes, beginnt hier und
jetzt, in unserer Welt. Gott gönnt, ja Gott wünscht uns ein Leben, in dem wir auch geniessen können, in
dem Sehnsüchte gestillt werden. Die alten Israeliten wussten das noch besser als wir. Sie hatten noch
nicht alles so vergeistigt und verstanden z.B. unter Segen ganz handfest und konkret: Wohlergehen,
langes Leben, viele Kinder, Gesundheit und Reichtum. Wir sollen und dürfen das Leben, das Gott
schenkt, geniessen. Jesus selbst hat das auch getan. Sonst hätten ihn seine Gegner kaum einen 'Fresser und Weinsäufer' schimpfen können.
Gott als unser Vater wünscht sich für seine Kinder nichts sehnlicher, als dass sie ein erfülltes Leben führen. Ps. 23,5f formuliert diese Zusage so: "Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen
mein Leben lang." Das wünscht sich Gottes Liebe für uns!
Allerdings gibt es (leider) verschiedene Möglichkeiten, an dieser Liebe Gottes vorbeizuleben: Auf der einen Seite sehe ich Menschen, die nach Erfüllung suchen und sie nicht finden; auf der anderen Seite sehe ich Christen, die meinen: "Weil es im Himmel eine schöne Belohnung gibt, darf ich auf der Erde gar
nicht nach Erfüllung suchen." Und dann gibt es noch eine dritte Gruppe: Das sind Christen, die meinen,
das erfüllte Leben 'auf sicher' zu haben. Sie erzählen, wie furchtbar ihr Leben 'vorher' bzw. früher war.
Aber dann trafen sie ihre Entscheidung für Jesus und 'nachher' sei alles anders geworden. Jetzt sei alles
nur herrlich und schön, Erfüllung pur eben. – Wenn ich solche (einseitigen) Zeugnisse höre, leuchtet vor
meinem inneren Auge eine Alarmleuchte auf!
Vom eigenen Glauben zu schwärmen ist ja gut und recht. Als theologische Zusammenfassung unterschreibe ich gerne den Satz: „Jesus ist alles, was ich brauche!“ Im tagtäglichen Leben sieht ist es aber
etwas komplizierter. Da sind längst nicht alle menschlichen Bedürfnisse dank der Beziehung mit Christus
einfach für immer erfüllt und erledigt. Bei allem Glauben sehnen wir uns immer wieder neu (und zu Recht)
nach Erfüllung, auch in ganz profanen und ‚irdischen‘ Dingen. Keiner hat diese Erfüllung auf sicher und
jederzeit verfügbar.
Es verhält sich doch mit Jesu Brot des Lebens eher wie mit dem Manna in der Wüste: Die Israeliten bekamen es jeden Tag neu von Gott geschenkt. Aufbewahren liess es sich aber nicht! Und genauso kann
ich mir Jesu Brot des Lebens nur immer neu schenken lassen.
Noch ein etwas weiter führender Gedanke: Wenn ich mir Jesu Brot des Lebens immer neu schenken
lasse, bleibe ich vielleicht dennoch – als Kind meiner Zeit – in einer Konsumhaltung gefangen. Und dann
übertrage ich womöglich meine Genussucht lediglich von anderen Dingen auf Jesus. Eckhard Krause1
schreibt dazu: 'Bisweilen frage ich mich, ob in manchem inniglich gesungenen 'Wir erheben dich' nicht
eigentlich eine ganz andere Aussage steckt: 'Ich erhebe mich', d.h. 'Ich, mein Jesus, konsumiere dich
und ich berausche mich an dir. Du bist alles für mich und ich kann alles vergessen und ich sauge mich
immer tiefer voll mit dir.' Eigentlich ist das ja ein wunderschöner Gedanke! Womit soll sich ein Mensch
sonst voll saugen? Kann es etwas Grösseres geben, als sich an Jesus zu berauschen und seine Nähe
zu geniessen?
Nun ja, als die Menschen damals zu Jesus kamen und sagten: "Komm, wir machen dich zum König" (
'Wir erheben dich'), da lehnte er ab. Er sagte: "Ihr kommt, weil ihr das Brot gegessen habt: Ihr kommt, um
zu konsumieren. Ihr glaubt an mich, weil eure Seele mit diesem Brot anfängt zu schwingen. Ihr glaubt an
mich, weil ihr Wunder erlebt und weil ihr Dinge von mir empfangen habt. Ihr wollt die Gabe und nicht den
Geber!" Das ist der entscheidende Punkt: Wollen wir die Gaben oder den Geber? Ich ertappe mich und
auch viele andere Christen immer wieder dabei, das wir 'Glaube an Jesus' damit verwechseln, dass wir
von ihm das Brot nehmen. Ja, wir nehmen, soviel wir kriegen können. Und ich ertappe mich selbst dabei, dass ich viel mehr an der Gabe interessiert bin als am Geber. Jesus sagt aber nicht: "Ich gebe euch
Brot!", sondern: "Ich bin das Brot!" - Warum eigentlich verbot Jesus immer wieder, anderen davon zu erzählen, wenn er ein Wunder vollbracht hatte? Weil er genau das befürchtet hat, was so oft eintritt: dass
Menschen kommen, die im Grunde gar nicht den Geber, sondern die Gabe wollen. "Sagt nicht, dass ich
heilen kann, damit nicht alle kommen und ausschließlich die Heilung wollen und nicht den Heiler."
Jesus wusste, wie käuflich unsere Seelen sind. Als der reiche junge Mann zu ihm kam, war es ganz ähnlich. Im Grunde hatte er seinen Bauch längst voll. Er suchte das Glück jedoch auf einer ganz anderen
Ebene. Er erhoffte sich ein bisschen Spiritualität, ein geistliches Sahnehäubchen. Er wollte nicht wirklich
in die Nähe Jesu. Er wollte etwas "mitnehmen", ihm etwas wegnehmen. Darum sagte Jesus ihm: "Du
musst endlich lernen, nicht immer zu nehmen, sondern abzugeben." Das NT ist voll von Geschichten,
die den Unterschied zwischen Gabe und Geber unterstreichen.
Ich glaube, dass unsere Generation gefährdet ist, Jesus nur zu konsumieren. Wir empfangen gerne Gaben von ihm, lassen uns erfüllen, trösten und vergeben. Wir sind gefährdet, von ihm zu nehmen und
nehmen und dabei so auf die Gaben fixiert zu sein, dass wir den Geber (und seinen Willen und Auftrag an
uns) ganz vergessen. Dabei ginge es doch darum, dass der 'Herr' die Mitte ist - und nicht das, was er
gibt. Nicht nur nehmen ist das Ziel, sondern auch geben. Es geht nicht um mich, sondern es geht um
Christus.
Der von mir bereits zitierte Victor Frankl hat auf die Frage: "Was macht eigentlich ein erfülltes Leben
aus?" exakt das gesagt, was Jesus schon vor 2000 Jahren wusste. Victor Frankl sagte: "Erfüllung des
Lebens, volles Genüge, Sattheit, gibt es nicht im Nehmen. Das kurze Glück, hier und da, gibt es nur in
der Hingabe." Da ist jemand bei sich selbst, wo er hin und weg ist. Da hat sich jemand gefunden, wo er
sich für irgendetwas verloren hat. Frankl hat das als Psychologe entdeckt. Aber das ist doch genau, was
Jesus gesagt hat: "Du sollst wissen, ich bin für dich da. Und jetzt folge mir nach und sei du für mich da.
Ich will durch dich in diese Welt kommen und dich gebrauchen. Ich will, dass du nach mir fragst und
nach meinem Willen und nach meiner Sehnsucht. Ich will, dass dein Gebet anders läuft als bisher und
dass du nicht mehr daran interessiert bist, wieviel Erbauung, Schönheit, Reichtum und Zuspruch du bekommst. Ich möchte, dass du endlich anfängst, ernsthaft zu beten: ,Herr, ich glaube dir, dass du längst
alles für mich bereit hältst. Und jetzt frage ich dich: Was brauchst du von mir?'"
Merken Sie den Unterschied? Es ist etwas ganz anderes, Jesus wirklich zum Mittelpunkt zu machen.
Stellen Sie sich vor, wir würden so zu beten anfangen: "Herr, ich danke dir, dass du versprochen hast,
für mich da zu sein. Und jetzt bitte ich dich: 'Sage mir doch, was du brauchst.'" Ich bin sicher, wir könnten uns vor Gebetserhörungen gar nicht mehr retten. Wir würden sagen: "Herr, danke, ist schon genug."
Gleichzeitig bin ich sicher, dass Gott niemals etwas von uns fordern wird, was wir gar nicht leisten können. Jesus nimmt, ohne wirklich etwas wegzunehmen, wenn ich mich ihm ausliefere. Ich kann mich hin1
Klaus Douglass, Eckhard Krause, Fabian Vogt, AUFBRUCH ZUM ICH – wie sie mit den ‚Ich-Bin-Worten Jesu zu sich selbst finden, S.45
geben, ohne mich aufgeben zu müssen. Und wo ich mich ihm hin- und weggebe, finde ich plötzlich zu
mir selbst.
Es wäre dazu noch viel mehr zu sagen. Z.B. dass damit natürlich nicht gemeint ist, dass wir in ein christliches Helfersyndrom verfallen müssten. Das Wort 'Hingabe' wird ja manchmal in der Richtung missverstanden. Doch das
würde jetzt zu weit führen.
Ich komme zum Schluss. Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten." Das heisst nicht weniger, als dass bei Jesus
alle unsere Sehnsucht und unser ganzer Hunger nach Leben gestillt wird. Solange wir ihm freilich als Konsumenten gegenüber stehen und fordern: 'gib uns Dein Brot!', haben wir es noch nicht ganz begriffen. Doch
wo immer wir uns ihm ganz und gar zur Verfügung stellen ( 'hingeben'), werden wir Erfüllung in einer ganz
anderen Dimension kennen lernen. Das ist genau das, was Jesus auch in der Bergpredigt versprochen hat
"Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles andere zufallen." (Mt 6,33)
Amen