5. Varistoren: Typen, Beschreibung und Funktionen

5. Varistoren: Typen, Beschreibung und Funktionen
Bipolare Varistoren: PIN-Dioden
Funktionsprinzip
Anwendungen von PIN-Dioden
Schalter
Dämpfungsglied, Modulator, Phasenschieber
Unipolare Varistoren: Schottky-Dioden
Funktionsprinzip
Anwendungen von Schottky-Dioden
Mischer (abwärts)
Impulsgenerator, Frequenzvervielfacher
5. Varistoren
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 1
WS 2015/2016
Varistoren
Begriff
Varistor = variabler Wirkwiderstand (nichtlinearer „Energieverbraucher“)
Elemente zur Signalsteuerung und -formung
Einsatz komplementär zu Transistoren (bzgl. Frequenz, Leistung, Stabilität)
Funktionsprinzip
Aussteuerungsabhängiger Wirkwiderstand R(I) oder R(U)
Verschiedene Typen: PIN-Dioden, Schottky-Dioden
Aussteuerungsbereiche: Sperrbetrieb, Flussbetrieb
5. Varistoren
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 2
WS 2015/2016
PIN-Diode
p+
n i
nn++
SRD
Aufbau
p/i – Übergang, i – Zone und i/n – Übergang
i – Zone: eigenleitend bzw. schwach dotiert (n oder p)
Dotierungsprofil ähnlich zu Speicherdiode
p-i-n
Eigenschaften
Sperrbereich (U):
Konstante kleine Kapazität,
geringe Anschlusswiderstände
Große kapazitive Reaktanz
(Leerlauf)
Flussbereich (I):
Große Kapazität (Ladungsspeicherung)
parallel zu kleinem Wirkwiderstand
Sehr niedrige Impedanz
(Kurzschluss)
Besondere Eignung als Hochfrequenz-Schalter
Weitere Anwendungen: Begrenzer, Abschwächer, Modulator
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 3
WS 2015/2016
5. Varistoren
PIN-Diode in Sperrrichtung
p+
n++
n i
Kleinsignal-Ersatzschaltbild
N(x)
Idealisiertes rechteckförmiges Dotierungsprofil
Elektrisches Feld und Sperrschichtweite:
-E(x)
Rb
Cs
Cν
Rν
Rν�1/(ωCν)
ω/ωdiel � 1
0
wν
x
C
R
5. Varistoren
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 4
WS 2015/2016
PIN-Diode in Flussrichtung
KleinsignalErsatzschaltbild
Rb
Rb
ωτ � 1 oder qI0 � kT
Ri
GD/2
Dynamisches
Verhalten
CD/2
Ri
τ ≈ µs
Tiefpass-Charakter
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
ωτ � 1: Wechselstromgesteuerte Gleichrichtung
ωτ � 1: Gesteuerter Wirkwiderstand
(Leitfähigkeitsmodulation)
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 5
WS 2015/2016
5. Varistoren
Bemessung von PIN-Dioden
Vollständiges ESB
Idealer Schalter zwischen Fluss- und Sperrrichtung
Rb aussteuerungsabhängig, Rf durch Rb0 begrenzt
Lpar
Zeitkonstanten
Rb
Einschalten (in Flussrichtung):
Rf
Cpar
Cs
Ausschalten (in Sperrrichtung):
Bemessungsregeln
i-Zone / Merkmal
Cs klein
Rf klein
schnell
Leistung
Länge w
lang
kurz
kurz
lang
Lebensdauer τ
---
lang
kurz
---
Fläche A
klein
groß
klein
groß
5. Varistoren
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 6
WS 2015/2016
Kommerzielle PIN-Dioden
5. Varistoren
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 7
WS 2015/2016
Kommerzielle PIN-Dioden: Kennlinien
Diodenkapazität 0.2…0.3 pF
Flusswiderstand 0.6…1.5 Ω
Ladungsträgerlebensdauer 0.5 µs
Weite der i-Zone 10…15 µm
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 8
WS 2015/2016
5. Varistoren
PIN-Diode als Schalter
Schalter: Kernelemente rekonfigurierbarer Systeme
Prinzip: Schalten zwischen resistivem KS (s) und kapazitivem LL (o)
Vorteile: Höhere Leistungsverträglichkeit und linearere Kennlinie als pnDiode
Schneller und verlustärmer als Ferrit-Schalter
Prinzipschaltung für einpoligen Schalter
SPST: single-pole single-throw
(andere: SPDT, SPnT etc.)
Reihenschaltung
(Schalten zwischen „Ein“ und „Leerlauf“)
Parallelschaltung
(Schalten zwischen „Kurzschluss“ und „Ein“)
5. Varistoren
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 9
WS 2015/2016
HF-Schalter
1
Eigenschaften idealer Schalter
Z=1/Y
2
[y]
Zweitor-ESB mit y-Parametern
Schaltimpedanz ZS
Maximal schaltbare Leistung
Einpoliger verlustloser Einwegschalter im
Transmissionsbetrieb: ro – rs = 1
5. Varistoren
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 10
WS 2015/2016
Anpassnetzwerk für idealen Transmissionsschalter
Transformiert Strom I auf Ims (“on”, KS) und Spannung U auf Umo (“off”, LL)
Prinzipschaltbild und Bemessungsregel (Beispiel)
Ideale Übertrager: Anpassung an Generator- und Lastwiderstände
X2: Querzeig stromlos für offenen Schalter (“off”)
X1: Querzweig spannungslos für geschlossenen Schalter (“on”)
Vertiefung:
Aufgabe 13
1:ü
ü:1
jX1
Z
Lpar
Z
jX2
Übertragungsverhältnis
Cs
5. Varistoren
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 11
WS 2015/2016
PIN-Dioden-Schalter-IC
Projekt: Rekonfigurierbare 4x4 Ka-BandSchaltmatrix für Satellitenanwendungen
Breitbandiger SP4T-Serien-Parallel
Schalter mit integriertem DCSteuernetzwerk (MA4SW410B-1)
DC
J2
J3
J4
J1
(common
port)
J5
S. Humbla, Dissertation 2014
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
5. Varistoren
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 12
WS 2015/2016
PIN-Dioden-Schalter für Phasenschieber
jX
Reflexions-Phasenschieber
Zirkulatorschaltung (seriell oder parallel)
1
4
3
2
Hybridschaltung (z.B. seriell)
jX
erfordert Paar identischer Dioden
TransmissionsPhasenschieber
jX
L
Z
Z
ZL
Vertiefung: Aufgabe 14
Reaktanz x = X/Z0 bestimmt
Phasenverschiebung
Z
jB1
jB2
jB1
jB2 Z
5. Varistoren
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 13
WS 2015/2016
PIN-Dioden-Dämpfungsglied: Leistungsbilanz
Schaltungseigenschaften
Ri
Variabler normierter Wirkwiderstand ri = Ri/ZL
ZL
⇒ Reflexion und Absorption
⇒ Dämpfungsfaktor a
[dB]
pin
verf
/P
Leistungsverhältnis
P
Reflexion
U2
ZL
U0
Leistungsbilanz
Dämpfung
U1
30
1
25
0.8
ρ
20
ein
0.6
15
0.4
10
5
0.2
0
-20
0
-15
-10
-5
Dämpfung a [dB]
0
5. Varistoren
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 14
WS 2015/2016
Schottky-Diode (Me-S)
Ausbildung einer Sperrschicht an Grenzfläche
(z.B. n-HL mit Akzeptorzuständen)
Majoritätsträger: Strom von S zu Me
Me
S
Ältestes elektronisches Bauelement:
Spitzengleichrichter
(Braun 1874, Schottky 1938)
Unterschiede zu pn-Übergang
Keine Ladungsspeicherung/Rekombination
Flussrichtung: steiler und bei kleineren
Spannungen als bei pn-Diode
Sperrrichtung: hohe Isolation
(ähnlich abruptem Übergang)
Flussrichtung
Sperrrichtung
Anwendungen (insbes. kleine Leistungen und hohe Frequenzen)
Detektor, schneller Schalter, (Abwärts-)Mischer, Gleichrichter,
Schutzschaltung, Pegelklemmung, …
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 15
WS 2015/2016
5. Varistoren
Karl Ferdinand Braun (1850-1918)
Lebenslauf
(„Urvater“ der modernen Kommunikationsgesellschaft)
1850
1868
1869
1877
1880
1918
Geboren am 6.6. in Fulda
Studium Marburg: Mathe, Physik, Chemie
Wechsel nach Berlin
Physikprofessor in Marburg
Professor in Strassburg
Gestorben 20.4. in Brooklyn/NY
Wissenschaftliche Arbeiten
Fernsehröhre, Gleichrichter und
weltweiter Funkverkehr (Telefunken)
1874: Gleichrichtereffekt an Bleiglanz
1897: Braun‘sche Röhre (Kathodenstrahloszilloskop)
1906: Kristallempfänger
1909: mit Guglielmo Marconi Physik-Nobelpreis
Beiträge zur Entwicklung der drahtlosen Telegraphie
5. Varistoren
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 16
WS 2015/2016
Walter Schottky (1886-1976)
Lebenslauf
1886 Geboren am 23.7. in Zürich
1912 Promotion bei Max Planck, Arbeiten bei Max Wien
1915 Forschungslabor Siemens
1920 Habilitation in Würzburg
1923 Professor für Theoretische Physik Rostock
1976 Gestorben am 4.3. in Forchheim
Wissenschaftliche Arbeiten
Theorien zu Elektronenröhren, Transistor, Störbandleitung
1916
Erfindung der Tetrode (Schirmgitterröhre)
1918
Entwicklung Superheterodyn-Prinzip
1920
Entdeckung des Schroteffektes
1924
Mikrophone und Lautsprecher
1935
Schottky-Effekt; Namensgeber der Schottky-Diode u.a.
5. Varistoren
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 17
WS 2015/2016
Strom-Spannungs-Charakteristik der Schottky-Diode
Sperrschichtkapazität
Weite der Sperrschicht spannungsabhängig
(wie für abrupten pn-Übergang)
Ladungstransport
Vom Halbleiter ins Metall:
ähnlich Glühemission aus Metall
(Richardson-Dushman-Formel)
Phänomenologisch:
Zusammenfassung verschiedener Transportphänomene
n = 1 ... 2, I0 nur schwach spannungsabhängig
=
I(U) I0 (e1/n⋅U/UT − 1)
Minoritätsträger insbesondere bei HL mit großer Energielücke irrelevant
5. Varistoren
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 18
WS 2015/2016
Schottky-Diode als Varistor
Steuerbarer Flusswiderstand
r=
Nichtlinearer Wechselstromwiderstand
dU
1 1
≈
⋅
dI 2β0 I
Ersatzschaltbild
Sperrschichtkapazität relativ klein;
rb und c nehmen mit Flussspannung zu
Varistoreigenschaften bis zu hohen
Frequenzen (500 GHz)
Lpar
Cpar
rb
c
r
5. Varistoren
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 19
WS 2015/2016
Schottky-Varistor als Gleichrichter
Prinzip und Ersatzschaltbild
Nichtlineare Kennlinie ermöglicht
direkte Gleichrichtung
L
C
ebenso Amplituden-Demodulation
P
Kleinsignalaussteuerung: c, rb ≈ konstant
Quadratische Kennlinie
rb
c
HF
r
Varistor
 zs,
 Pr

RL
DC
Leistungsaufteilung
(Bahnwiderstand)
Stromempfindlichkeit
5. Varistoren
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 20
WS 2015/2016
Frequenzpyramide bei Mischung von fs und f0
Strom-Spannungs-Kennlinie des Mischelementes
Kombinationsfrequenzen
c0
0
f0
f0±fs
2f0
3f0
4f0
2f0±fs
3f0±fs
c1
fs
2f0±2fs
2fs
f0±2fs
c2
c3
3fs
f0±3fs
4fs
c4
5. Varistoren
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 21
WS 2015/2016
Varistoren als Empfangsmischer (Diodenmischer)
Aufgabe und Eigenschaften
Empfang sehr schwacher Signale (Überlagerungsempfänger)
Abstimmbarer Lokaloszillator mit fest abgestimmtem ZF-Verstärker
Lineare Amplitudencharakteristik → empfindlicher als Gleichrichter
Abwärtsmischung immer mit Varistoren statt Varaktoren (warum?)
Vereinfachtes Blockschaltbild
1 ωS
RS
3 ωs-ω
2 2ω-ωs
RB
R(U)
RZ
R(U): „gepumpte“ Widerstandsänderung bei ω
Lineare Antwort bei Signalfrequenz ωs
Mischfrequenzen bei nω und nω ± ωs
Schaltung erlaubt nur ωs, ωs-ω, 2ω-ωs
Spiegelfrequenz 2ω-ωs nahe bei ωs
5. Varistoren
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 22
WS 2015/2016
Eigenschaften von Dioden-Mischern
Einfache Schaltungsanalyse (Kleinsignalgleichung des Mischers)
Konversionsmatrix (für gesperrte Spiegelfrequenz)
Zeitfunktion und Fouriertransformierte von R(t)
Gewinn (maximal bei beidseitiger Anpassung)
G ist für kurzzeitige Impulsspitzen von R(t) maximierbar
(r~ = 1 für Dirac-Stoß)
Gmax von U0 unabhängig (nicht aber Zs!)
5. Varistoren
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 23
WS 2015/2016
Gegentaktmischer
Idee
LO-Rauschen durch Gegentaktschaltung unterdrückt (z.B. 3dB-Hybrid)
Ohne Signal (Us=0) kein Strom (kein Rauschen)
u=US+U
u=US-U
(US+U)/21/2
U
i(u)
RZ
-i(-u)
jUs
1
4
3
2
j(US-U)/21/2
Weitere Vorteile
Getrennte Zuführung und Entkopplung von LO- und Signalleistung
Unterdrückung von Interferenzen wegen ungerader Kennlinie
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
www.tu-ilmenau.de/hmt
Seit 1961
Schaltungen und Bausteine der HMT
Prof. Dr. M. Hein Seite 24
WS 2015/2016
5. Varistoren