Bauarbeiten in der früheren Hauptpost am - the post

LEIPZIG
MODELL-HOBBY-SPIEL
REPTILIEN-HALTUNG
Annette Schmeier leitet seit 20
Jahren beliebte Messe SEITE 15
Wenn der Schildkröte
der Bauch wehtut SEITE 16
| DIENSTAG, 29. SEPTEMBER 2015 I NR. 227 I SEITE 13
Geständnis
im Prozess um
Shiny Flakes
HALLO LEIPZIG
VON
CORNELIA LACHMANN
Sparen
beim Fahren
Kinderzimmer-Dealer spricht
von einer „Schnapsidee“
T
eilen ist das neue Sparen – und eine
super Idee! Trotz oder gerade wegen
unserer viel gescholtenen Wegwerfgesellschaft besinnen sich viele aufs Mitund Nachnutzen. Geteilt werden längst
schon Wohnungen und Urlaubsquartiere.
Junge Familien reichen nicht nur Kinderwagen, sondern auch Babybetten und
-kleidung reihum. Die Firma Teilauto
trifft den Nerv der Gelegenheits-Kraftfahrer. Pendler suchen Zweckgemeinschaften mit Auto, Wochenendausflügler
im Zug. Dank Nextbike kann sich auch
auf den Sattel schwingen, wer keinen
eigenen Drahtesel zur Hand hat. An
Papierkörben vor der Red-Bull-Arena ist
neuerdings die Bitte zu lesen, Pfandflaschen doch nicht einzuwerfen, sondern
daneben abzustellen – für Sammler,
denen diese Cent viel wert sind. Mir
überließ ein Herr jüngst seinen Parkschein, den er beim Morgenbad im See
nicht gänzlich abgestanden hatte.
Angesichts all dessen scheint eine
Allianz der Stundenticket-Benutzer nur
noch eine Frage der Zeit. Denn wer ein
solches entwertet, obwohl er nach bereits
vier oder fünf Stationen in Bus oder Bahn
sein Ziel erreicht, verschenkt quasi bares
Geld. Warum denn nicht den Schnipsel
beim Aussteigen weiterreichen? Vielleicht kann der Gebende auf seinem
Rückweg dann ja auch gratis unterwegs
sein – dank eines Tickets aus zweiter
Hand.
KURZ GEMELDET
Leipzig braucht neue
Schulen – wie lange noch?
Noch bis vor zehn Jahren wurden Kindergärten und Schulen geschlossen. Jetzt
wächst Leipzig und der Bedarf steigt in
einem Maße, dass finanziell und organisatorisch neue Wege eingeschlagen werden
müssen. Geht das nun immer so weiter
oder wie lange hält dieses Wachstum an?
Darum geht es heute ab 18 Uhr auf einer
Podiumsveranstaltung der Friedrich-EbertStiftung im Studio 3 am Friedrich-List-Platz
1. Mit dabei sind Jugendamtsleiter Nicolas
Tsapos, Thomas Rechentin (Landeskultusministerium), Christoph von Berg (LeipzigStiftung), Gotthard Dittrich (Schulträger
Rahn & Partner) und Tobias Geng (Internationaler Bund).
Blutspenden helfen
Flüchtlingen
Bei einer Spendenaktion der Blutbank des
Uni-Klinikums wurden 2400 Euro für
Flüchtlinge gesammelt. Das teilte das
Krankenhaus am Montag mit. Blutspender
konnten seit dem 7. September ihre
Aufwandsentschädigung dem Projekt
„Integration für Bildung“ des Flüchtlingsrates zukommen lassen. Dieser will mit dem
Geld unter anderem Förderunterricht,
Schulmaterialien und Hausaufgabenhilfe
finanzieren. Sonja Brogiato, Sprecherin des
Flüchtlingsrates, freute sich: „Einerseits
kann man mit der Blutspende etwas Gutes
tun und einem kranken Menschen helfen.
Andererseits rettet auch Bildung Leben.“
VON BIRGIT ZIMMERMANN
Im Hof der Hauptpost entsteht ein Campus mit grünen Terrassen, kleinen Wasserflächen und Sitzgelegenheiten. In der Mitte des Bildes ist die frühere Fernsprech-Halle zu sehen – sie
wird künftig als privat betriebenes Restaurant unter dem Namen „Mensa“ genutzt.
Fotos: Fuchshuber & Partner
Bauarbeiten in der früheren Hauptpost
am Augustusplatz starten morgen
Stadt genehmigt Gesamtprojekt im Umfang von mehr als 100 Millionen Euro
VON JENS ROMETSCH
Die Stadt Leipzig hat jetzt die Baugenehmigung für die Wiederbelebung der alten
Hauptpost am Augustusplatz erteilt.
Damit sei die letzte große Hürde für das
Vorhaben im Umfang von mehr als 100
Millionen Euro übersprungen, erklärte
Jörg Zochert gegenüber der LVZ. Laut
dem Sprecher des Leipziger Projektentwicklers KSW gilt der positive Bescheid
für alle fünf geplanten Bauabschnitte.
Wie berichtet, hatte dieses Unternehmen
vor zweieinhalb Jahren das 13400 Quadratmeter umfassende Areal von der
Grand City Hotels GmbH aus Berlin
gekauft. In östlicher Richtung erstreckt es
sich bis zur Querstraße.
„Am 1. Oktober wollen wir mit dem
nicht-statischen Abbruch beginnen“,
erläuterte Zochert. Zunächst würden
Wandund
Deckenverkleidungen,
Bodenbeläge, Türen, Lampen und dergleichen entfernt, auch die Baustelleneinrichtung geschaffen. Mit Rücksicht auf
den Weihnachtsmarkt starte der Abriss
des alten Gebäudes am Grimmaischen
Steinweg jedoch erst in der ersten Januar-
Hälfte 2016. Dann werde zuerst das nicht
unter Denkmalschutz stehende frühere
Telegrafenamt zeitweilig aus dem Stadtbild verschwinden. Dieser Altbau wird
durch einen Neubau ersetzt, der genau
die gleichen Ausmaße haben wird.
An der 1961 bis 1964 errichteten
Hauptpost kehre die vielgelobte Aluminium-Vorhang-Fassade nach einer vorübergehenden Demontage originalgetreu
zurück. Sie gelte als herausragendes
Zeugnis der Architektur der Sechzigerjahre und stehe unter Denkmalschutz, so
der Sprecher. Auch der historische
Schriftzug „POST“, eine meterhohe Uhr
sowie eine aus Stahl geformte PostfrauenFigur, die einst die Schalterhalle
schmückte, seien künftig am Augustusplatz zu sehen.
Die riesige Postbotin soll zugleich auf
eine neue, breite Treppe durch das
Gebäude-Ensemble hinweisen, über welche Fußgänger auf einen zentralen Campus im ersten Obergeschoss gelangen
können. Dieser nicht überdachte Raum
reicht bis zu einem Fünfzigerjahre-Bau im
Hof und wird mit begrünten Terrassen,
Holzbänken, kleinen Wasserflächen und
Skulpturen gestaltet. „Wir schaffen dort
eine sehr hohe Aufenthaltsqualität, eine
Oase der Ruhe mitten in der City“, sagte
Zochert. „Als Ideengeber diente der High
Line Park in New York.“ Den Entwurf für
den Campus habe das Büro für Landschaftsarchitektur Fagus/Seelemann aus
Markkleeberg erstellt, welches auch
schon Brachflächen an der New Yorker
Hochbahn umgestaltet hat.
Der Abriss dauere etwa sechs Wochen.
Dabei soll auch ein Notstromaggregat für
einen Sendemast der Telekom versetzt
werden. Das Landesamt für Archäologie
führe keine eigenen Grabungen durch,
betreue das Projekt nur baubegleitend,
weil auf dem in der Geschichte mehrfach
überbauten und im Zweiten Weltkrieg
zerbombten Gelände kaum mit wichtigen
Funden gerechnet werde, so KSW weiter.
Bagger starten am alten Telegrafenamt
Voraussichtlich im April soll der Bau
einer zweistöckigen Tiefgarage mit mehr
als 300 Stellplätzen beginnen. Sie führt
von der Einfahrt am Grimmaischen Steinweg in einem Bogen hinter der Hauptpost
entlang in Richtung Ausfahrt an der
Querstraße. Anstelle des früheren Telegrafenamtes entsteht im Anschluss ein
Budget Design Hotel mit fast 300 Zimmern. Die neue Hauptpost wird Firmenbüros, zahlreiche Studentenappartements und Geschäfte wie einen großen
Möbelhandel aufnehmen. Die einstige
Fernsprechhalle wird künftig als privat
betriebene „Mensa“ im Original-Ambiente weiter genutzt. Auf dem Dach ist
ein gläserner Aufbau geplant, der Konferenz-Räume sowie eine „Sky-Bar“ mit
Blick auf den Augustusplatz aufnehmen
soll. Um die Höhe dieses Aufbaus gab es
Meinungsverschiedenheiten mit Denkmalschützern, die zu monatelangen Verzögerungen und schließlich einer Verringerung der genehmigten Höhe von 5,95
auf 5,30 Meter führten (LVZ berichtete).
In den beiden letzten Bauabschnitten
kommen auf einer Brachfläche an der
Querstraße ein Reha-Zentrum und eine
Klinik samt Operationssaal und MRT hinzu. Die Klinik mit einem edel ausgestalteten, gemeinsamen Foyer soll gezielt auch
gut betuchte Patienten aus dem Ausland
ansprechen. Bis zum Sommer 2018 wird
alles fertig sein, so KSW.
CDU diskutiert über
Flüchtlingskrise
Der CDU-Ortsverband Nord lädt für
morgen zu einer Veranstaltung mit der
Bundespolitikerin Bettina Kudla und dem
Landtagsabgeordneten Wolf-Dietrich Rost
zum Thema „Asyl und Flüchtlinge –
Herausforderung für unser Land“ in die
Gaststätte Neumann, Strelitzer Straße 1,
ein. Beginn ist um 19 Uhr. Der Ortsverband
wird dabei sein Positionspapier zur
Flüchtlingskrise, das am Sonnabend auf
dem Kreisparteitag beschlossen wurde,
vorstellen und diskutieren.
LEIPZIG WETTER
15°
7°
Tiefstwert in der
Nacht zu morgen
Die Gäste der gläsernen „Skybar“ auf dem Dach des Postgebäudes können einen tollen
Ausblick über die Leipziger City genießen.
Immer mehr Leipziger leiden an ihrer Psyche
Höchstwert
heute Nachmittag
KONTAKT
Zustellung/Abo-Service
Telefon: 0800 2181-020
E-Mail: [email protected]
Lokalredaktion
Telefon: 0341 2181-1321
E-Mail: [email protected]
Fax: 0341 9604631
Die alte Hauptpost soll bald wieder in die Stadt hineinleuchten. Seit 1996 stand das
Gebäude am Augustusplatz weitestgehend leer.
DAK-Gesundheitsreport: Krankenstand in Leipzig liegt unter Landesniveau
VON ANGELIKA RAULIEN
Der Krankenstand in Leipzig ist angestiegen. So zumindest das Fazit aus dem
jüngsten Gesundheitsreport der Krankenkasse DAK-Gesundheit, die in der
Stadt 45 000 Versicherte hat. Der Analyse
zufolge nahmen im vergangenen Jahr die
Ausfalltage in der Pleißestadt aufgrund
von Erkrankungen im Vergleich zum Jahr
davor um 0,2 Prozentpunkte zu: Mit 4,1
Prozent komme die Region dennoch auf
einen niedrigeren Krankenstand als der
Landesdurchschnitt (4,3 Prozent) erzielt,
so Leipzigs DAK-Chefin Annett Weber.
Damit hätten an jedem Tag des Jahres
von 1000 Arbeitnehmern 41 Kasse
gemacht. Der höchste Krankenstand in
Sachsen sei laut Weber übrigens mit 4,9
Prozent im Landkreis Bautzen, der niedrigste mit 3,9 Prozent in der Landeshauptstadt Dresden registriert worden.
Der aktuelle Report der DAK-Gesundheit für Leipzig verweise zugleich die
wichtigsten Veränderungen bei der Zahl
und Dauer der Krankschreibungen. „So
nahmen insbesondere die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen wie
Angstzustände und Depressionen zu“,
meint Weber. Dies habe für fast 44 Prozent mehr Arbeitsausfall als im Vorjahreszeitraum gesorgt und wurde in Leipzig
auch häufiger verzeichnet als im Landesschnitt. Dennoch: Mehr als jede fünfte
Krankschreibung ging wieder mal auf das
Konto von Muskel-Skelett-Beschwerden
wie etwa Rückenschmerzen zurück. Was
damit erneut der Hauptgrund sei, weshalb die Messestädter krank machen.
„Die Fallzahlen stiegen hier um fast 19
Prozent“, so Weber. Um 24 Prozent
zurückgegangen seien hingegen die
Krankschreibungen infolge von Atemwegsproblemen, zu denen Erkältungen
und Bronchitis zählen.
„Über den Krankenstand in der Stadt
Leipzig informieren wir deshalb regelmäßig, um so Impulse für das Gesundbleiben
und Gesundwerden der Beschäftigten zu
geben“, verdeutlicht Weber. Arbeitgeber
könnten, beispielsweise um längeren
Erkrankungen durch Rückenleiden oder
seelischen Problemen vorzubeugen,
ihren betroffenen Mitarbeitern mit einem
betrieblichen Gesundheitsmanagement
gezielt helfen.
Der Kinderzimmer-Dealer sitzt mit knallroten Ohren auf der Anklagebank im
Landgericht und legt ein Geständnis ab.
Ja, er habe die Internet-Drogenplattform
Shiny Flakes aufgezogen, erklärt der 20Jährige am Montag. 600 Kilogramm Drogen aller Art habe er verkauft, gut 300
Kilogramm habe er bei seiner Festnahme
im Februar noch „auf Lager gehabt“ – in
seinem Kinderzimmer. „Im Grunde war
es eine Schnapsidee“, sagt der junge
Mann. Sonderlich schuldbewusst wirkt er
nicht. Es könnte auch die Aufregung sein,
die ihm die Röte ins Gesicht treibt.
„Meinem Mandanten ging es nie
darum, viel Geld zu verdienen“, erklärt
sein Anwalt. Er habe einfach ein starkes
Interesse an Computern und am Internet
gezeigt und sei schließlich im nicht frei
zugänglichen Darknet auf die Idee mit
dem Drogenhandel gekommen. Shiny
Flakes (zu deutsch: Glitzer-Flocken) sei
für den 20-Jährigen ein „Projekt“ gewesen, es sollte besser und schneller sein als
andere Drogen-Börsen. „Für meinen
Mandanten war es schlichtweg egal, ob
er Drogen verkauft hätte – oder Schuhe.“
Maximilian S. erzählt in geschäftsmäßigem Ton über seinen Alltag als Großdealer. 16 Stunden am Tag habe er
„gearbeitet“. Zeit für echte Freunde blieb
nicht. „Am Ende gab es keinen Tagesablauf mehr. Es waren mal zwei Stunden
Schlaf hier, mal zwei Stunden Schlaf da“,
sagt er. Die Drogen – er handelte mit
allem außer Heroin – habe er von verschiedenen Lieferanten bezogen. In seinem Kinderzimmer verpackte er die Ware
in Briefe und Päckchen, verschickte sie an
Kunden in ganz Deutschland. Das wuchs
ihm über den Kopf – die Polizei kam ihm
auf die Schliche, nachdem falsch adressierte Päckchen entdeckt worden waren.
Warum er auf Drogen als Handelsware
kam, erklärt der 20-Jährige nicht so recht.
Kinderzimmer-Dealer Maximilian S. legte
ein Geständnis ab.
Foto: André Kempner
Natürlich hätte er mit seinen selbst angeeigneten Computerfähigkeiten auch was
Legales anfangen können, antwortet er
auf die Frage einer Richterin. Der Drogenhandel sei für ihn eben ein interessantes „Projekt“ gewesen. Vier Millionen
Euro erlöste er damit nach Erkenntnissen
der Staatsanwaltschaft.
Für den weiteren Lebensweg des Kinderzimmer-Dealers wird viel davon
abhängen, ob er vor Gericht nach
Erwachsenen- oder Jugendstrafrecht verurteilt wird. Der Vorsitzende Richter Norbert Göbel sagte, er könnte sich bei einem
Geständnis und einem Vorgehen nach
Jugendstrafrecht eine Strafe „über sieben
Jahre“ vorstellen. Der Prozess wird am 9.
Oktober fortgesetzt.
Mehr S-Bahnen
im Einsatz
Zwischen Halle und Leipzig verkehren
seit Montagmorgen mehr S-Bahnen. Von
montags bis freitags werden bis zum 23.
November im Berufsverkehr je Richtung
neun zusätzliche Fahrten als Verlängerung der Linie S5 über Flughafen hinaus
bis nach Halle angeboten. Das hatten der
Zweckverband für den Nahverkehrsraum
Leipzig (ZVNL) und die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA) mit
der DB Regio AG vereinbart (die LVZ
berichtete).
Die Regelung ist nach Angaben der
Streckenbetreiber befristet, weil am 23.
November Einschränkungen im Zuge des
Umbaus im Bahnhof Halle nicht mehr als
drei Nahverkehrsverbindungen pro Stunde und Richtung erlauben. Gesperrt werden müssen dann alle Bahnsteiggleise auf
der Ostseite für ein ganzes Jahr.