primus Schwein Sonderdruck aus dem dlz agrarmagazin/primus Schwein Heft 5/2015 Postfach 40 05 80 • 80705 München • Tel. +49(0)89-12705-276 • [email protected] • www.dlz-agrarmagazin.de So rechnet sich die Impfung Mit der Kosten-Nutzung-Rechnung von Impfungen beschäftigte sich der Berater Wilfried Brede auf einer kürzlichen Tagungsreihe von IDT Biologika. Von Uwe Bräunig ■■ Mithife von gezielten Impfungen ist es möglich, den Antibiotikaeinsatz deutlich zu senken. ■■ Im Fallbeispiel 1 führte die Impfung der Sauen gegen Influenza zu einem erheblichen Mehrgewinn. ■■ Auch die Ferkelimpfung gegen die Ödemkrankheit im Fallbeispiel 2 zahlt sich wirtschaftlich aus. B evor Berater Wilfried Brede vom Serviceteam Alsfeld in Hessen konkrete Fallbeispiele zum Nutzen von Impfungen vorstellte, ging er auf die Entwicklung der Tierarzt- und Medikamentenkosten ein. Demnach schwanken diese in der Ferkelerzeugung erheblich – und zwar in 13 untersuchten Betrieben zwischen 81 und 213 Euro je Zuchtsau beziehungsweise von 3,70 bis 7,80 Euro je Ferkel. Im Schnitt lag der Anteil dieser Kosten im letzten Wirtschaftsjahr bei elf Prozent, im etwa gleichen Bereich wie die Remontierungskosten. Der größte Block sind nach wie vor die Futterkosten, die Wilfried Brede zufolge mittlerweile bei rund 65 Prozent liegen. Kaum noch Antibiotika Anhand eines Beispielbetriebs erläuterte der Berater, wie sich die Differenzierung der Veterinärkosten veränderte, Foto: Werkbild Die Impfung der Ferkel gegen die Ödemkrankheit zahlt sich wirtschaftlich aus. Mehrgewinn mit Impfung Die beiden nebenstehenden Übersichten zeigen anhand von Fallbeispielen, wie sich die Impfung gegen Influenza beziehungsweise Ödemkrankheit wirtschaftlich in den Betrieben ausgewirkt hat. Dazu hat Wilfried Brede im Rahmen der Kosten-Nutzen-Analyse auch den Return on Investment (ROI) zur Beurteilung von Einzelinvestitionen berechnet. Dieser ergibt sich aus dem Gewinnanteil, geteilt durch den Kapitaleinsatz. Im Fallbeispiel 1 ging es um einen Ferkelerzeugerbetrieb mit 280 Sauen, der mit über 28 abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr eigentlich so schlecht nicht lag. Doch das Problem waren eine katastrophal hohe Umrauscherquote von 20 Prozent und eine Abferkelrate von knapp 73 Prozent. Als Ergebnis der betrieblichen Analyse inklusive tierärztlicher Diagnostik wurde ein Influenzaproblem festgestellt. Daraufhin entschied man sich, die Sauen gegen Influenza zu impfen. In der Folge verbesserten sich die Fruchtbarkeitsleistungen deutlich. So stieg die Zahl der Würfe pro Sau und Jahr auf 2,41, und die abgesetzten Ferkel auf 31,5. Zudem verringerte sich der Arbeitsaufwand von 13 auf 12 AKh pro Sau und Jahr. Unter dem Strich errechnete Wilfried Brede einen Gewinnvorteil der Impfung in diesem Betrieb von über 50.000 Euro (siehe Fallbeispiel 1 oben). Mehrgewinn mit Impfung Fallbeispiel 1: Probleme mit Influenza Betrieb Meier Probleme: • 280 produktive Sauen • Umrauscherquote bei insgesamt bei 20 Prozent • 3-Wochen-Rhythmus ○ Jungsauen 43,6 Prozent • DANAVL-Genetik ○ Altsauen 13,4 Prozent • 28-kg-Ferkelverkauf • Abferkelquote bei 72,8 Prozent • Direktbeziehung • 2,24 Würfe je Sau und Jahr Zieldefinition nach der Influenza-Impfung • Senkung der Umrauscherquote auf 6 Prozent • Steigerung der Abferkelquote auf 88 Prozent • 2,41 Würfe je Sau und Jahr • 949 mehr verkaufte Ferkel pro Jahr Kosten-Nutzen-Analyse • Impfstoosten pro Jahr: 5 Euro x 280 Zuchtsauen = 1.400 Euro/Jahr • Erhöhter Futteraufwand bei Zuchtsauen durch bessere Aufzuchtleistung • Verbesserte Aufzuchtleistungen durch höhere Absetzgewichte • Weniger Arbeit durch gesunde Tiere Gewinnvorteil der Impfung im Bereich Ferkelerzeugung Return on Investment in Prozent (Mehrgewinn gegenüber Investition) 51.508,64 Euro 36,8 Prozent Fallbeispiel 2: Probleme mit Oedemkrankheit Betrieb Müller Probleme • 1.100 Ferkelaufzuchtplätze • Niedrige Zunahme in der Ferkelaufzucht • Gruppenauswertung FA • Verschlechterte Futterverwertung • Direktbeziehung zum Ferkelerzeuger und Mäster • Hohe Kosten für Antibiotika • Erhöhte Verluste • Höherer Anteil an Handelsferkeln und Kümmerern Zieldefinition nach der Coli-Impfung • Steigerung der Zunahme und Verbesserung der Futterverwertung • Weniger Verluste • Weniger Nichtqualitätsferkel • Verbesserte Verkaufsgewichte Kosten-Nutzen-Analyse • Impfstoosten pro Jahr: 1,50 Euro x 7.840 Ferkel = 11.760 Euro/Jahr • Wesentliche Reduktion beim Antibiotikaeinsatz • Nur leichte Verbesserungen bei der Kosten-Nutzen-Analyse • Weniger Arbeit durch gesunde Tiere Gewinnvorteil der Impfung im Bereich Ferkelaufzucht Return on Investment in Prozent (Mehrgewinn gegenüber Investition) Beim Fallbeispiel 2 handelte es sich um einen Ferkelaufzüchter mit 1.100 Plätzen, der Probleme mit Ödemkrankheit und begleitenden Colidurchfällen hatte. Hier führte die Impfung der Ferkel gegen die Ödemkrankheit letztlich zu einem Gewinnvorteil von über 25.000 Euro (siehe Fallbeispiel 2 oben). Hierfür ausschlaggebend waren geringere Aufzuchtverluste, höhere Tageszunahmen überreicht durch: 25.702,52 Euro 2,3 Prozent und mehr verkaufte Qualitätsferkel. Zudem konnte der Einsatz von Antibiotika deutlich gesenkt werden. br Für Schweinehalter, die den Nutzen der Impfung gegen die Ödemkrankheit ganz konkret für ihren Betrieb kalkulieren wollen, gibt es im Internet einen Deckungsbeitragsrechner (ÖdemKostencheck) unter www.shigatoxin.de Quelle: Wilfried Brede nachdem gemeinsam mit dem Tierarzt das Gesundheitsmanagement optimiert wurde. Betrug der Anteil für Antibiotika vorher 26,5 Prozent für Ferkel und 14,0 Prozent für Sauen, sank er danach auf 3,1 beziehungsweise 0,9 Prozent. Im Gegenzug erhöhte sich der Kostenanteil für Ferkelimpfungen von 36,9 auf 58,8 Prozent, während der für die Sauenimpfungen mit rund zehn Prozent gleich blieb. Einen deutlichen Effekt zeigte in diesem Betrieb die Einführung der Impfung gegen die Ödemkrankheit, in deren Folge sich vor allem der Einsatz von Colistin stark reduzierte. In der Schweinemast ist es laut Wilfried Brede in den Arbeitskreisbetrieben gelungen, die Tierarzt- und Medikamentenkosten in den letzten zehn Jahren von 1,59 auf 0,68 Euro je Mastschwein zu verringern. Dabei haben sich die Tageszunahmen in dieser Zeit von 722 auf 804 g erhöht. In der Mast machen die Tierarztkosten im Schnitt lediglich 0,5 Prozent der Gesamtkosten aus. Als größte Kostenblöcke nennt der Berater den Ferkelzukauf mit rund 52 und das Futter mit 43 Prozent.
© Copyright 2025 ExpyDoc