könnten Freifächer treffen

Datum: 25.11.2015
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Sparmassnahmen des Kantons
könnten Freifächer treffen
BÜLACH Die Zürcher Regierung verordnet dem Kanton ein
Sparprogramm. Auch der Bildungssektor ist davon betroffen.
Konkrete Kürzungsmassnahmen sind zwar noch nicht bekannt
doch an der Kantonsschule Zürcher Unterland (KZU) ist man
um die Zukunft des Freifachangebots besorgt.
nicht wohlüberlegt», findet er.
etwas mehr auspressen. Aber ir- len, 11 Millionen bei der Berufsgendwann gibt sie keinen Saft bildung - und 18 Millionen Franmehr her», sagt Jakob Hauser, der ken bei den Mittelschulen.
Rektor der Kantonsschule ZürAuf diese 18 Millionen Franken
cher Unterland (KZU). Er spielt kommt der Kanton mit folgender
damit auf die geplanten Kürzun- Rechnung: Der Saldo des Jahres
runden hinter sich. «Vor 15 Jahren hatten wir pro Maturanden 11
Denn die Kosten bei den Mittelschulen seien nur grösser gewor-
den, weil die Bevölkerung gewachsen sei. Zudem hätten die
«Eine Zitrone kann man auspres- dung, aufgeteilt auf drei Bereiche: Gymnasien seit Beginn dieses
sen, auspressen und dann noch 20 Millionen bei den Volksschu- Jahrtausends bereits einige Sparbis 12 Prozent mehr Geld zur Verfügung», erklärt Hauser.
«Die Kürzungen, die jetzt kommen, werden wehtun», befürchtet
gen bei den Mittelschulen an, wel- 2019, welcher ohne Einsparungen Hauser. Denn viele Möglichkei-
che die Zürcher Regierung ab einen Aufwandüberschuss von ten, um an der KZU mit ihren
2017 im Bildungssektor umsetzen 378 Millionen Franken vorsieht,
will. Grund für diese ist ein ge- soll nicht höher sein als das Budsetzlich vorgeschriebenes Sanie- get 2015, das mit einem Aufwandrungsprogramm: Weil der mittel- überschuss von 360 Millionen
fristige Ausgleich - die Summe al- Franken errechnet wurde. Salopp
ler Überschüsse und Defizite im formuliert: Der Kanton soll nicht
kantonalen Haushalt von 2012 bis mehr als 360 Millionen Franken
rund 1000 Schülern zu sparen, gebe es nicht. «Als Rektor der KZU
verwalte ich ein Globalbudget von
rund 20 Millionen Franken pro
Jahr», so Hauser. Gewisse Ausgaben seien dabei schon von Gesetzes wegen vorgeschrieben. «Der
2019 - einen Fehlbetrag von 1,8 für seine Gymnasien ausgeben.
Kanton kann mir zum Beispiel
Milliarden Franken aufweist, Wie genau das Geld eingespart nicht die Französischstunden
muss die Regierung entweder werden soll, das hat der Kanton streichen.» Gespart werden
Mehreinnahmen generieren - noch nicht bekannt gegeben. müsste also, indem das Angebot
oder sparen.
«Der Regierungsrat hat in dieser gekürzt wird. Eine Möglichkeit
Sache noch keinen Entscheid ge- würde etwa darin bestehen, an
Das Budget 2015
troffen», sagt Marc Kummer, der sämtlichen Gymnasien die Freifäals Orientierungshilfe
Amtschef des kantonalen Mittel- cher zu streichen. An der KZU gäDie Steuern erhöhen will die Re- schul- und Berufsbildungsamts. be es dadurch unter anderem keigierung nicht. Diesen Weg hat Fi- Konkrete Massnahmen kann er nen Theaterkurs mehr, keine Ronanzdirektor Ernst Stocker (SVP) deswegen noch nicht nennen. Er botik, keine Fotografie und auch
bereits im September bei der Prä- bestätigt jedoch, dass die Gymna- kein Schulorchester. Doch selbst
sentation des Finanzplans 2016 sien etwa 5 bis 6 Prozent werden wenn diese Massnahmen an allen
bis 2019 ausgeschlossen. Der einsparen müssen.
zwanzig kantonalen Gymnasien
Wirtschaft solle signalisiert werdurchgeführt würden, wären erst
den, dass der Standort Zürich sta- Schluss mit Theater, Robotik 8 der 18 Millionen Franken einbil sei, sagte Stocker. Statt am und dem Schulorchester
gespart, schätzt Hauser. Weitere
Steuerfuss herumzuschrauben, Doch bereits die Ankündigung Massnahmen wären also nötig,
will die Regierung all diejenigen von Kürzungen bereitet Jakob zum Beispiel indem die KlassenBeträge wegsparen, die in den Hauser Bauchschmerzen: «Ein- grösse wieder angehoben wird.
letzten Jahren weiter gewachsen fach überall dort die Kosten zu
Neben der Schulleitung ist auch
sind - insgesamt rund 694 Millio- plafonieren, wo diese in den letz- die Schülerschaft über die Sparnen Franken jährlich. 49 Millio- ten Jahren gestiegen sind - das ist massnahmen besorgt. Die 19 -jähnen Franken davon bei der Bil-
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schulische Leistung ausfiel. Das
rige Rahel Leutwiler etwa, die für werden abgeschoben
ihre Maturarbeit ein Theater ge- Doch nicht nur die KZU, auch die ist aber nur möglich, wenn wir
schrieben hat, befürchtet, dass Berufsschule Bülach macht sich diese verschiedenen Klassen auch
eine Streichung der Freifächer darauf gefasst, den Gürtel enger anbieten können.» Auch bei den
dazu führen könnte, dass die schnallen zu müssen, obwohl sich Förderkursen müsste man in Zu-
Gymnasiasten nach bestandener hier der Sparbetrag von 11 Millio- kunft wohl vermehrt Prioritäten
Maturität nicht gut genug auf ein nen Franken auf 28 Berufsschulen setzen, sagt Missio. «Bisher hatte
Studium vorbereitet sind. «Das verteilen kann. Viele Möglichkei- unsere Berufsschule den Vorteil,
Gymnasium soll uns nicht einfach ten habe er nicht, sagt Rektor dass wir auch Lehrlinge, die einen
nur zu Megahirnen, sondern auch Guido Missio: «Wir können nicht schulisch schwächeren Rucksack
zu reifen, erwachsenen Persön- mehr Löhne zahlen oder mehr dabei hatten, mit Förderkursen
lichkeiten machen», sagt Leutwi- Klassen bilden, wenn wir weniger unterstützen konnten, damit
ler. «Dazu müssen wir aber die Papier für den Kopierapparat kau- auch sie ihre Lehre erfolgreich abMöglichkeit haben, uns auch fen.» Er befürchtet, dass die Kür- schliessen können.» Wegen der
neben den Pflichtfächern unse- zungen dazu führen könnten, dass Sparmassnahmen könne die Beren Interessen gemäss betätigen die Berufsschule vermehrt knapp rufsschule aber immer häufiger
zu können. Ein Gymnasium ohne besetzte Klassen abschieben längst nicht mehr alle Kurse anFreifächer stelle ich mir äusserst müsste. «Um das Budget optimal bieten, die tatsächlich nötig wätrist vor.» Nicht zuletzt führten auszunutzen, müssen die Klassen ren. «Aktuell müssen wir uns beizusätzliche schulische Angebote möglichst voll sein. Zu kleine Klas- spielsweise entscheiden, ob wir
- wie etwa Projektwochen - dazu, sen müssten wir also in Zukunft einen Förderkurs für einen techdass man sich praktische Kompe- vermehrt an andere Schule schi- nischen, für einen kaufmännitenzen aneigne. Und ausgerech- cken, ebenso wie überzählige schen oder für einen Elektroberuf
Schüler aus zu grossen Klassen.» anbieten.»
«Vor 15 Jahren hatten
wir pro Maturand
11 bis 12 Prozent mehr
Geld zur Verfügung.»
Vor allem hier, bei Schülern, die
Weder für die Lernenden noch mehr schulische Unterstützung
für die Lehrbetriebe sei das eine und Förderung bräuchten, würwünschenswerte Situation.
den durch Sparmassnahmen
Missio gibt zudem zu bedenken,
dass viele Berufsschulen unterschiedliche Leistungsklassen anJakob Hauser, Rektor der KZU bieten. «Im Maschinenbau zum
Beispiel gibt es ein Grundprofil,
ein erweitertes Profil und eine
net ein mangelndes Praxisver- Konstrukteurklasse. Während der
ständnis werde Maturanden ja Lehre konnten die Schüler bisher
gerne vorgeworfen.
ernste negative Folgen auftreten.
«Man darf nicht vergessen: Wenn
ein Mittelschüler aus dem Gymi
fliegt, ist das zwar unangenehm,
ihm bieten sich aber noch viele
andere Möglichkeiten. Aber ein
Lehrling, der seine Lehre ab-
bricht - das ist gar nicht gut.»
wechseln, je nachdem, wie ihre Manuel Navarro
zwischen diesen Leistungsklassen
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