www.kiku.at KINDER Sonderseiten GRG 16, Maroltingerg/3e/20. Oktober 2015 FLUCHT VOR KRIEG Ende des zweitenWeltkriegs (1945) mussten etliche Menschen aus Tschechien nach Wien flüchten. Auch Gertrude K. und ihre Verwandten. Ihr Sohn, der damals noch gar nicht geboren war, ist Opa einer der beiden Autorinnen dieses Beitrages. Ihn (s. Bild rechts) haben wir interviewt. Er erzählte, was er von seiner Mutter erzählt bekam: Die damals 22-jährige Gertrude K. musste mit ihren Schwestern und Kindern von Tschechien zu Fuß nach Österreich fliehen, denn alle deutschsprachigen Menschen wurden vertrieben. Viele Kinder litten an Typhus (einer sehr schlimmen Durchfallkrankheit), auch die beiden Kinder von Gertrude, Ida (4) und Heide (2). Ida schaffte es leider nicht über die Grenze, sie starb 10 Kilometer davor. Da die Mutter sie nicht in den Straßengraben fallen lassen wollte, ließ sie sie in Poisdorf (Österreich) kirchlich begraben. Auf dem Weg nach Österreich konnte nur jeder einen Rucksack und einen Kinderwagen mitnehmen, obwohl Gertrude ein Auto und ein schönes Haus hatte. Der Vater (Johann K., damals 44 Jahre) wurde so wie alle Männer ein Jahr in russischer Gefangenschaft gehalten und fand dann erst über das Rote Kreutz wieder zu seiner Familie zurück. Währenddessen wurden die Mutter, ihre Schwestern und deren Mutter in einem Holzbarackenlager in Prinzendorf untergebracht. Sie arbeiteten den ganzen Tag bei den örtlichen Bauern für Brot und Milch. Gertrudes Sohn, ebenfalls Johann K. (Han- Privat 173 X 34 si), wurde erst 1950 geboren und bekam von allem nicht viel mit. Er hatte eine schöne und unbeschwerte Kindheit. Der Vater hatte einen Job bei der OMV (damals Usia-Betriebe) und wohnte mit seiner Familie in einem Betriebshaus. Heute lebt Hansi mit seiner Ehefrau Margarete K., 2 Kindern und 5 Enkeln in Wien und hat sogar seine eigene Firma, die er mittlerweile seiner Tochter Nina K. übergeben hat. Carina Biribauer und Paula Stöckelle, 12 Am Montag, den 12.10.2015 wurde ein Flüchtling namens Ali von zwei Schülern des GRG 16 interviewt. Ali ist 17 Jahre alt und kam mit 15 Jahren nach Wien. Das Ziel seiner Familie war Wien, aber er ist als einziger hier aufgenommen worden. Seine restliche Familie wurde nach Graz geschickt, weil in Wien zu wenig Platz war. Ali wohnt gerade im Haus Sidra (im 14.Bezirk), das von der Stadt Wien finanziert wird. Er musste sich erst in Wien an das Essen gewöhnen. In Wien hat er Deutsch gelernt. Derzeit besucht er ein BORG im 1.Bezirk. In seiner Freizeit spielt er sehr gerne Fußball und geht oft schwimmen. Außerdem Privat Flüchtlinge in Wien Was denkt unsere Klasse? liest er auch viele verschiede Bücher. Ali: „Ich vermisse meine Heimat Afghanistan sehr! “Eigentlich will er wieder zurück, aber erst nach seiner medizinischen Ausbildung, denn er will Arzt in Afghanistan werden. Er hat sich schnell in Wien eingewöhnt und erzählt, dass er sich in Wien sehr wohl fühlt, weil Österreich ein neutrales Land ist. Filip V., Leon C., Halit K., Christoph S., 12 Mehmet E., 13 Quelle: Leon C., Christoph S. Zur Zeit ist das Thema Flüchtlinge ein großes Gesprächsthema in Europa, denn es gibt nicht genügend Schlafplätze und Unterkünfte für die Tausenden täglich kommenden Flüchtlinge. Dazu machten sich auch Schüler der Maroltingergas- Flüchtlinge in der Regenkälte, warten auf Unterkünfte se viele Gedanken und deshalb interviewten wir Menschen der Meinung sind, dazu Mitte Oktober auch die dass die Flüchtlinge sich selber 3E, die sich dieses Jahr im Un- helfen sollen. Wir alle, auch die terricht viel mit diesem Thema Schüler der 3E, hoffen, dass beschäftigt hat. der Krieg bald vorbei ist und Ein Teil der Klasse ist ein bis- die Asylanten nicht mehr flieschen kritisch dem Thema hen müssen. gegenüber der Rest allerdings KOMMENTAR: nicht. Die Kinder, die den Wir sind der Meinung, dass Flüchtlingen gegenüber of- Flüchtlinge in Österreich und fen sind, halten sie für sehr Deutschland genug Unterkünftapfer. Bewundernswert sind te haben sollten und auch eine auch jene Menschen, die für gut bezahlte Arbeit. Wir versteeine längere Zeit ein warmes hen deren Situation, weil wenn Zuhause und etwas zu Es- bei uns Krieg wäre, würden wir sen geben. Es gibt aber auch nichts anderes machen. welche die den Flüchtlingen Lara, Amelie und Petra 12, nicht helfen, weil die meisten Ines, 13 www.kiku.at KINDER Sonderseiten GRG 16, Maroltingerg/3e/20. Oktober 2015 173 X 34 Familie Sarvari auf der Flucht Die vierköpfiege Familie besteht aus Herrn Azizullah Sarvari (42), Frau Homeira Sarvari (28), Tochter Bahare (6) und ihrem großem Bruder Emran (10). Wie war ihr Leben vorher? Sie hatten ein wunderschönes und bescheidenes Leben in Afganistan. Herr Sarvari besaß einen Bauladen mit dem er gut die Familie ernähren konnte. Bis zu dem Tag als ein Streit mit zwei Kunden entstand. Nach einiger Zeit wurde die Familie Sarvari mit Briefen bedroht. In einem Brief den sie bekamen, stand, dass sie Frau Sarvari umbringen würden.Aus diesem Grund wollten sie fliehen. Ihr Fluchtweg? Zum Glück besaßen sie Pässe und Visa sie flogen mit einem Flugzeug von Kabul (afghanische Hauptstt) nach Teheran (Hauptstadt von Iran). In Teheran wurEPA/YANNIS KOLESIDIS den sie von Menschenhändlern Tausende flüchten in viel zu kleinen, unsicheren Booten. erwartet, dies kostete sie 30.000 den. Sie durften nur ein Monat in Grie- hartsthal gebracht. US- Dollar. Sie fuhren mit einem PKW chenland bleiben. Das Camp wo sie hin Wie haben sie sich auf nach Rumje, diese Stadt liegt an der Gren- gebracht wurden, befand sich auf einer dem Fluchtweg ernährt? ze von der Türkei und dem Iran. Von dort Insel mit einem Schiff wurden sie dann Sie bekamen trockenes Brot, manchmal aus gingen sie 3 Tage lang in der Nacht um nach Athen gebracht. Pro Person mus- auch trockenen Käse und wenn sie Glück vor Gefahren auszuweichen. Sie hatten sten sie 50 Euro für das Schiff bezahlen. hatten, bekamen sie gekochte Eier. Dies große Angst, vor allem die Kinder.Frau Von Athen fuhren sie mit dem Bus bis zur bekamen sie für 4 Tage. Sarvari sah sogar schon den Tod vor ih- madzedoninischen Grenze. Sie wussten Hatten sie auf ihrem ren Augen. Aus Sorgen um ihre Tochter nicht, wo sie waren, denn ein Führer hat- Fluchtweg Pausen? wollten sie beihnahe schon wieder um- te sie geführt. Von Mazedonien fuhren sie Wenn die Straßen sicher waren konnten kehren, doch Herr Sarvari machte ihnen nach Serbien und dann nach Ungarn. Sie sie ihre Reise weiter fortsetzen und wenn wieder Mut. Als sie in der Türkei waren, erzählten, dass die ungarische Polizei nicht, mussten sie sich verstecken und waren viele andere Flüchtlinge dabei die sehr brutal mit ihnen umgegangen ist, öfters Tage warten. mit einem Pick-up gefahren. Die Men- als sie sie erwischt hatten. Dort wurden Hatten sie Medizin schenhändler brachten sie in einen Stall sie verhaftet und ins Gefängnis gebracht. auf ihren Fluchtweg? wo sie ruhen konnten. Nach drei Tagen Nach drei oder vier Tagen machte die Die Menschenhändler hatten nur bewurden sie mit einem Auto nach Istanbul Polizei Fingerabdrücke von ihnen. Dann stimmete Tabletten mit, die aber nicht gebracht. Sie waren 5-6 Tage in Istanbul. brachte sie die ungarische Polizei bis zur für Kinder geeignet waren. Am 6. Tag in der Nacht wurden sie von österreichischen Grenze. Wollen sie in Österreich einem LKW in eine andere Stadt und de- Bei der österreichischen Grenze brachten bleiben oder nach ren Hafen gebracht. Im Hafen stand ein sie Busse in ein Camp mit Duschen. Für Afghanistan wieder zurück kehren? Schlauchboot für sie bereit. Sie waren 43 sie war das Camp wie ein Paradies. Dort Letzteres, aber natürlich nur, wenn AfMenschen im Boot und fuhren bis zu 3 wurden sie medizinisch behandelt. ghanistan wieder für sie sicher ist. Sie Stunden. Kurz vor der griechischen Küste Nach einer Nacht im Camp lieferten sie würden auch in Österreich bleiben, weil platzte das Schlauchboot. Sie schwam- Busse nach Wien. Sie waren sehr froh und ihre Kinder hier in Österreich eine bessemen bis zum Strand. blieben in Wien,weil sie menschlich be- re Zukunft haben. Ein Mann der wusste was zu tun war, handelt worden waren. Schlussendlich Stefani (13), Theodora (12), Vanessa N. (12) sagte sie sollten sich bei der Polizei mel- wurden sie in das Flüchtlingsheim LiebVanessa G. (12), Susanne (12) www.kiku.at KINDER Sonderseiten GRG 16, Maroltingerg/3e/20. Oktober 2015 173 X 34 KINDER-SPENDENLAUF FÜR FLÜCHTLINGE Wien. Am Mittwoch den 7.10.2015 fand auf den Steinhofgründen ein Lauf für Flüchtlinge statt. Organisiert wurde der Event von dem BRG16 Schuhmeierplatz. Die Steinhofgründe waren am Mittwoch von 11 bis 14 Uhr Schauplatz eines riesigen Laufes. Das Motto lautete „Race for Refugees“. Es nahmen insgesamt 550 Kinder und Jugendliche daran teil, darunter 500 Schüler und Schülerinnen des BRG Schuhmeierplatzes, zwei Klassen des GRG Maroltingergasse und einige junge Flüchtlinge aus Afghanistan. Ein solcher Lauf fand dieses Jahr das 31. Mal statt, heuer wurde er zum Benefizlauf und wurde zu Gunsten von Flüchtlingen ausgerichtet. Eingeleitet wurde die Veranstaltung vom Direktor des BRG 16 Schumeierplatz. Raiffeisen Bank, Bausparkasse und McDonalds sponserten bei dem Lauf mit. Der Direktor teilte uns mit, dass die Strec- ke 1,1 Kilometer lang ist und in zwei bis zehn Minuten bewältigt werden kann. Jeder Teilnehmer zahlte zwei Euro Startgeld. Diese Summe wurde Flüchtlingen zu Verfügung gestellt.Trotz schlechten Wetterverhältnissen rannten zahlreiche Schüler und Schülerinnen, darunter waren auch freiwillige der Oberstufe dabei, mit Motivation und Begeisterung durch das Ziel. Katharina P. (12) erzählte: „Ich finde es gut, dass ein Lauf für Flüchtlinge organisiert wird, weil ich es sehr wichtig finde, Flüchtlingen zu helfen.“ Eine Lehrerin berichtete uns, dass sie auch gerne mitgelaufen wäre um den Flüchtlingen zu helfen. Nach dem Lauf gab es Kuchen und Getränke für alle. Freiwillige packten viel mit an. Es wird gehofft, dass die Spenden den Flüchtlingen ein besseres Leben ermöglichen. Lisa M. (12), Anna P. (12), Julika L. (13) Veranstaltungen für Flüchtlinge Ist Migration heutzutage normal?! „So geht das nicht. Wir müssen den Flüchtlingen helfen...“, sagt Amelie H., (12) aus einer 2. Klasse unserer Schule (GRG 16, Maroltingergasse). So kam es zu der Entscheidung, dass die Schüler und Schülerinnen des GRG 16 Maroltingergasse (2E) mithelfen. Amelie H., Paulina G. und Johanna T. organisieren einen Bunten Abend, dessen Erlös einem Flüchtlingsprojekt zu Gute kommt.Diese Veranstaltung wird Anfang Dezember stattfinden. Was ist für diesen Abend geplant? Einige Kinder verfassen Mini-Theaterstücke zum Thema Flucht, die sie dann selbst einstudieren. Die Schülerinnen und Schüler singen zusätzlich zwei selbst geschriebene Lieder die sie mit der Band begleiten. Eine andere Gruppe macht ein Longboard-Video, das vorgeführt wird. Außerdem wird eine Austellung von der 2e gestaltet, wo selbst gestaltete Plakate gezeigt werden. Die Schüler und Schülerinnen leisten einen freiwilligen Beitrag von 2 Euro. SchülerInnen aus der Partnerklasse 6B helfen 2E bei der Vorbereitung. An diesem Abend haben die dritte Klasse die Ehre dabei zu sein. Frida N. (3E) sagte ihre Meinung zu diesem Projekt: „Es ist toll, dass sie sich mit dem Thema Flüchtlinge auseinander setzen.“ Kimija Valadbeigi & Helen Zhang, 13 Diese Frage stellen sich Menschen heutzutage. Die Schüler und Schülerinnen der Klasse 3E des GRG 16 beschäftigten sich auch intensiv mit diesem Thema. Sie machten eine Klassenumfrage, in der sich herausstellte, dass über 50% der Schüler und Schülerinnen einen Migrationshintergrund haben. Ein Schüler (Filip V.,12) wurde zu diesem bewegenden Thema interviewt: Wie ist es zu diesem Migrationshintergrund gekommen? Filip: Angefangen hat alles in Kroation. Meine Mutter flüchtete als sie ca. 12 Jahre alt war , mit meinem Opa und mit meiner Oma. Sie flüchten nach Serbien, weil ein Bombenkrieg ausbrach. Doch dann wurde auch Serbien angegriffen. Sie flüchteten wieder in ihr Heimatland zurück, in eine Stadt in der noch kein Krieg herrschte. Aber dort begann auch bald der Kampf um Leben und Tod. Sie flüchteten noch viele Male, denn sie gaben die Hoffnung nie auf und kehrten immer wieder in ihr Geburtsdorf zurück. Schließlich blieben meine Großeltern in Serbien, wobei meine Mutter alleine in Österreich ein neues Leben anfing. An diesem Beispiel sieht man, dass es diese Menschen nie einfach hatten und immer weitergekämpft haben, dafür aber keinen Respekt bekommen. Die 3e findet das unfair. UND JA, MIGRATION IST DAS NORMALSTE DER WELT!! Sarah B. (13), Leonie St. (12) Kathi P. (12) www.kiku.at KINDER Sonderseiten GRG 16, Maroltingerg/3e/20. Oktober 2015 173 X 34 Flüchtling findet neue Familie Wie muss man sich wohl fühlen, wenn man die Familie verlassen und in ein anderes Land gehen muss, in dem Wissen, dass diese zurzeit um ihr Leben kämpfen müssen? Mit LKW, Booten oder zu Fuß kommen täglich Tausende von Flüchtlingen nach Europa in der Hoffnung, Asyl zu bekommen. Doch das wird ihnen nicht immer gewährt. Manche Menschen helfen mit Spenden, andere nehmen sie bei sich auf und küm- mern sich um Flüchtlinge. So auch A.Z. (18) aus Syrien. Er wurde bei der gutherzigen Dame G. N. (57) in Obhut genommen. Schon bald fand er eine gut bezahlte Arbeit und bekam einen fixen Platz in einer Abendschule Wiens. Doch über seine Flucht und sein Leben im Krieg zu erzählen bringt er nicht übers Herz. Vor ungefähr einem Monat kam der 18-Jährige nach Wien um ein neues Leben anzufangen. Aufnahme von Flüchtlingen G. N. (57) meldete sich bei einem Jugendamt, um einen Flüchtling aufzunehmen. Schon bald besuchte das Jugendamt sie, da es die Bedingungen des Hauses prüfen musste. Die Bedingungen stellten sich als würdig heraus. Schon wenige Wochen später stand A. Z. vor ihrer Haustür. Trotz ein paar Meinungsverschiedenheiten schlossen sie eine tiefe Freundschaft. A.Z. fühlt sich bei seiner neuen Familie durchaus wohl und seine neuen Freunde hat er schnell ins Herz geschlossen. Hoffentlich wird es ihm auch weiterhin so gut gehen. Frida und Lea, 12 heinz wagner Schnappschüsse von der Arbeit in der KiKu-Redaktion
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