SS2015_Skript_4

Energiepolitik in
Deutschland
1946-2015
SS 2015 (Script 4)
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1
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2
Neuanfang und Wiederaufbau nach 1945
Nach Ende des 2. Weltkrieges:

Absolute Priorität für Stein- und Braunkohle

Aufbau der Raffinerie-Kapazitäten

Staatliche Wegbereitung für die Kernenergie


Preisgestaltung und Strukturpolitik –
Energiepolitik für die beginnende soziale
Marktwirtschaft
Fazit der 1950er Jahre: Sicherung einer
ausreichenden Energieversorgung
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3
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4
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5
Strukturänderung auf dem Energiemarkt






Preiswerte Energie und Diversifikation
als Ziel
Aufbau des Kernenergieprogramms
Starke Expansion des Öls zu Lasten der
Kohle
Energiepolitik mit starker
strukturpolitischer Ausrichtung
Ausbau eines Krisenmanagements beim
Öl
Fazit der 1960er Jahre: Expansion des
Öls, Staatliche Vorrangpolitik zu Gunsten
von Steinkohle und Kernenergie
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7
Im Schatten der Ölpreisschübe





Heizöl wird Bezugspunkt des
Energiepreisniveaus
Ölpreisschübe von 1973 und 1979/80,
ausgelöst durch FördermengenDrosselung seitens der OPEC
Erste Energiepolitische Programme der
Bundesregierung als Reaktion
Differenziertes Maßnahmenbündel gegen
Importrisiken beim Öl
Fazit der 1970er Jahre: Ölpreisschübe
und Ausbau der Kernenergie
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Ökologie- und Akzeptanzprobleme
Geschichte
der Energiepolitik
rücken
in den Mittelpunkt





in Deutschland 1946-2008
Neuformulierung eines ökologischen
Rahmens im Energiebereich
Energiepreisverfall hemmt
Anstrengungen zu mehr Energieeffizienz
Dritte Fortschreibung des
Energieprogramms
Politische und ökonomische Umwälzung in
Mittel- und Osteuropa: Öffnung des Ostens
schafft ab 1989 neue geostrategische
Lage, Beginn der Globalisierung der Märkte
Fazit der 1980er Jahre:
Umweltbewegungen und Öffnung des
Ostens
5555
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Geschichte
dernachhaltige
Energiepolitik
Öffnung
des Ostens,
in Deutschland
Energieversorgung
und 1946-2008
Klimaschutz



Die Herausforderung: Modernisierung des
Energiesystems in den neuen
Bundesländern (ehemalige DDR)
Wechsel in der ehemaligen
DDR/Ostdeutschland zu Öl und Gas in
Rekordzeit
Neue Chancen der West-Ost-Kooperation
werden ausgeschöpft. Schub bei der
Globalisierung (Verbrauchsangleichung in
West und Ost).
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Neuausrichtung der Energiepolitik
und Energiemarktliberalisierung





April 1998: Die „logische Sekunde“: Start
mit Strom-Wettbewerb in den liberalisierten
Strommarkt
Neuausrichtung des Energiemixes
Suche nach einem Konsens über die
künftige Nutzung der Kernenergie
Anforderungen an eine rationale
Energiepolitik
Fazit der 1990er Jahre: Wandel der
Energiepolitik
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Ab 2000: Klimaschutz,
Energiemarktliberalisierung, Suche nach
Energiekonsens


Klimaschutzdebatte dominiert viele Jahre
das Geschehen. Finanzmarktkrise, WeltKlimakonferenzen Kopenhagen und
Cancun haben bremsenden Einfluss.
Rot-grüne Bundesregierung leitet Versuch
der „Energiewende“ (sog. „kleine
Energiewende“) ein u. a. mit: „Ökosteuern“,
Förderung Erneuerbarer Energien (EEG) und
KWKG, Energiesparen, Energieeffizienz,
Kernenergie-Ausstiegsbeschluss von 2000:
Alle 17 KKW sollen bis 2021 vom Netz.
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Geschichte der Energiepolitik
in Deutschland
1946-2008
Liberalisierung:
Neues Energiewirtschaftsgesetz (EnWG 7/2005)

(1) Trennung des Netzbetriebes aus vertikal
integrierten EVU (Unbundling)
Unbundling: Entflechtung, Entbündelung –
Trennung der Wertschöpfungsfunktionen
Stromerzeugung, Netzbetrieb und
Stromverkauf eines EVU. Ziel:
Quersubventionierung zwischen einzelnen
Bereichen der EVU sowie einseitige
Informationsvorteile zu unterbinden und
Marktverzerrungen vorzubeugen.
15
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1514
•
(2) Der Regulierer kommt: Einführung eines
staatlichen Regulierungssystems für die
Elektrizitäts- und Gasnetze bei
Netzanschluss, Netzzugang/Netznutzung
und Regelenergie
Regulierer: Dient der Wahrung der
Interessen der Netznutzer, der
Sicherstellung eines chancengleichen
funktionsfähigen Wettbewerbs und der
Sicherstellung einer flächendeckenden
Grundversorgung bei Strom und Gas
(Vorbild: Telekommunikation)
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Suche nach Energiekonsens:
Schwarz-rote Bundesregierung (ab 10/2005)
beginnt mit
• Korrektur bestehender Gesetze wie EEG,
KWKG
• Suche nach einem breiten gesellschaftlichen
Konsens über die langfristige Rahmenbedingungen der Energiepolitik
• Strittige Themen: U. a.:
„Ausstieg aus dem Ausstieg aus der
Kernenergie?“,
Umfang und Struktur der Förderung
erneuerbarer Energien,
Umsetzung der Klimaschutzziele
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-
-
-
Ende der Förderung der heimischen
Steinkohle,
Umsetzung von mehr Wettbewerb im
Strom- und Gasmarkt,
Umfang staatlicher Steuern wie Ökosteuer,
Stromsteuer etc.
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Geschichte
der
Energiepolitik
Aktuelle Einflüsse ab 2007:
in Deutschland
1946-2008
• International
steigende Preise für
Öl (Rekordpreis
Öl 147 Dollar/Barrel), Erdgas und Kohle
• Debatte um neue Risiken der
Versorgungssicherheit bei Öl und Erdgas
(Piraterie, Terrorismus)
• Akzeptanzprobleme auch bei Bau von
Kohlekraftwerken, CCS-Leitungen und –Lagern,
Elektrizitäts-Freileitungen und Erdkabeln,
Windparks, Biomasseanlagen etc.
• 3. EU-Liberalisierungspaket: Wechsel von der
Kosten-Regulierung zur Anreizregulierung (ab
01/2009)
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•
Geschichte der Energiepolitik
Wettbewerb
im Strommarkt kommt
voran,
in
Deutschland
1946-2008
Gasmarkt hinkt hinterher. Kritik an der
Marktmacht der vier großen EVU E.ON, RWE,
Vattenfall, EnBW
• Forcierter Ausbau der Erneuerbaren Energien.
Aber: Gefahr für ihre Integration wegen
unzureichendem Ausbau der Stromnetze (lange
Genehmigungsverfahren, lokale Widerstände der
Bevölkerung). Erste Forderungen nach
langsameren Ausbau der Erneuerbaren
• Initiative der EU-Kommission: Ende der
Subvention heimischer Steinkohle 2018
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20
Neues Energiekonzept für „Deutschland
2050“:
• Schwarz-gelbe Bundesregierung legt 9/2010 ein
„Energiekonzept für eine umweltschonende,
zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung“
vor
• Ziel: „Bei wettbewerbsfähigen Energiepreisen und
hohem Wohlstandsniveau soll Deutschland in
Zukunft zu einer der energieeffizientesten und
umweltschonensten Volkswirtschaften der
Welt zählen“
• Zielvorgabe: Minderung der Treibhausgasemissionen in Höhe von 85 % bis 2050
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• Dazu 10-Punkte-Sofortprogramm:
- Einrichtung Markttransparenzstelle für
Großhandel mit Strom und Gas
- Laufzeitverlängerung der 17 KKW um
durchschnittlich 12 Jahre (Ausstieg aus dem
Ausstieg). Heftige Kritik daran seitens
Stadtwerke, politischer Opposition und
Bevölkerung
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2221
-
Beschleunigter Ausbau der OffshoreWindenergie. Leistungserweiterung an
bestehenden Standorten bei Onshore-
Windenergie (Repowering)
- Druck auf Innovationen und Kostensenkung,
um Überförderung der Photovoltaik zu
verhindern
- Initiative Energieeffizienz für Unternehmen und
private Verbraucher
- Maßnahmen zur Gebäudesanierung als zentraler
Schlüssel zur Modernisierung der Energieversorgung
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- Stromnetzausbau durch kohärente
Ausbauplanung
- Anreizsysteme für intelligente Stromnetze (Smart
Grid)
- Ausbau von Speicherkapazitäten
(Pumpspeicherkraftwerke, Biogasspeicher,
Einbeziehung der Erdgasinfrastruktur)
- Weitere Erforschung der CCS-Technologie als
Voraussetzung für klimaneutrale Verstromung
fossiler Energieträger
- Förderung von Elektrofahrzeugen (Ziel: Bis
2030 6 Mio. Fahrzeuge)
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Kritik am Energiekonzept seitens Wissenschaft
und Energieunternehmen u. a.: Dirigistische Eingriffe
in die Märkte, Festlegung auf ortsbestimmte
Technologien birgt große Risiken
• Fazit der Jahre 2000 - 2010: Klimaschutz immer
stärker im Fokus, wachsende Widerstände der
Bevölkerung beim Ausbau der EnergieInfrastruktur, neues Energiekonzept führt nicht zu
breitem gesellschaftlichen Konsens
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Beginn der „beschleunigten Energiewende“
• März 2011: Seebeben der Stärke 9,0,
dadurch ausgelöste Tsunamis. Folge:
Reaktorunfall am 11.03.2011 in Fukushima
als Folge fehlerhafter Auslegung und
unzureichender Sicherheitstechnik der
Anlagen.
• In Deutschland sehr großes
Medieninteresse an dem Reaktorunfall. Über
80 Prozent der in Europa erschienenen
Berichte (März bis Mai 2011) über Fukushima
wurden in Deutschland veröffentlicht.
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26 26
• Bundesregierung reagierte angesichts der
bevorstehenden Landtagswahl in BadenWürttemberg sofort auf Basis einer
„gefühlten Notlage“.
• Moratorium (drei Monate) für acht ältere
Kernkraftwerke. Einsetzung einer Ethik- und
Reaktorsicherheits-Kommission, die
Machbarkeiten für einen möglichst raschen
Ausstieg ermitteln sollte.
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• Mit breiter politischer Mehrheit verabschiedete
der Bundestag am 30.06.2011 eine Änderung
des Atomgesetzes, wonach bis 2022 alle
Kernkraftwerke in Deutschland stillgelegt
werden. Weitere Gesetze u. a. zur Förderung
der erneuerbaren Energien, Ausbau der
Windkraft und der Stromnetze wurden als
Basis der „Energiewende in Deutschland“
verabschiedet.
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28
Herausforderung der Energiewende
•
•
•
Deutschland wagt ein innovatives Großprojekt
ohne Vorbild mit gravierender Neuausrichtung
des Infrastrukturbereichs Energieversorgung
bei laufendem Betrieb.
Die Energiewende ist eines der größten
Experimente, die eine Industriegesellschaft
jemals durchgeführt hat. Sie nimmt damit die
„Kosten einer Lernkurve“ in Kauf, die anderen
Ländern erspart bleiben.
Die Energiewende erfordert die Neuordnung der
gesamten Energieversorgung in den Sektoren
Strom, Wärme und Verkehr. Diese Umgestaltung
ist eine Generationenaufgabe, die
grundlegenden Rahmenbedingungen müssen
jedoch gegenwärtig gesetzt
werden.
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29
29
•
•
Ein Experiment dieser Größenordnung wird durch
wissenschaftliche Politikberatung unterstützt,
organisiert wie ein sozialer Lernprozess: Die
Wissenschaft leuchtet die gangbaren Wege aus, die
Politik sollte auf dieser Basis entscheiden, welcher
Weg beschritten wird.
Deutschland wird mit dem eingeschlagenen Weg
einer forcierten Energiewende international
aufmerksam beobachtet. Im Mittelpunkt des
Interesses steht dabei die Frage, inwieweit die
Energiewende ohne Unterbrechung der Stromund Energieversorgung, der
Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft sowie
der sozialen Belange (bezahlbare Strompreise für
einkommensschwache Haushalte) gelingt.
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Ziele der Energiewende
•
Reduzierung der CO2-Emissionen sowie der
Importabhängigkeit bei Erdgas und Erdöl. Erhalt
der volkswirtschaftlichen Leistungsfähigkeit.
•
Ausstieg aus der Kernenergie bis 2022
•
Schnellerer Ausbau der Erneuerbaren Energien
•
Schnellerer Ausbau der Stromnetze und
Stromspeicher
•
Bau neuer Gas- und Kohlekraftwerke
•
Erhöhung der Energieeffizienz
•
Realisierung energietechnischer Innovationen
auch zum Export auf den Weltmarkt
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Zum Status der Energiewende 2015:
•
•
Der Ausbau der Erneuerbaren war in den letzten
10 Jahren sehr erfolgreich. Insb. Solaranlagen und
Windräder expandierten in einem Ausmaß, das weit
über dem erwarteten Niveau lag.
Angereizt wird der Ausbau der Erneuerbaren durch
die EEG-Fördermaßnahmen, die den
Anlagenbetreibern über 20 Jahre hinweg eine
Vorrangeinspeisung des Stroms zu weit über
dem Marktpreis liegenden Preisen garantiert. Die
dadurch entstehenden Kosten werden auf die
Endverbraucher, soweit sie nicht privilegiert sind,
wie z. B. energieintensive Industriebetriebe, in
Form der EEG-Umlage überwälzt.
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•
•
Steigende Energiekosten und ein
unbefriedigendes Management des
Transformationsprozesses im Energiesektor
haben Industrie, Gewerbe und Bürger
verunsichert
Die Expansion der Erneuerbaren führt dazu,
dass, gemessen am maximalen Strombedarf,
Deutschland derzeit rechnerisch bereits über
zwei Kraftwerkparks, einen konventionellen
mit Kohle-, Erdgas- und Kernkraftwerken
sowie einen mit Erneuerbaren verfügt. Wird
das EEG nicht reformiert, dürfte sich die
Expansion der Erneuerbaren in ähnlichem
Tempo fortsetzen.
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33
•
•
Kostenschere der EEG-Reform: Trotz
sinkender Strompreise steigen derzeit die
Stromkosten für Endkunden, die keine
durch das EEG geförderten Anlagen betreiben.
In grober Gegenüberstellung beliefen sich die
EEG-bedingten Mehrkosten der Stromkunden
2014 auf über 24 Mrd. Euro. Der Wert des
erzeugten Stroms lag demgegenüber bei rd.
2 Mrd. Euro.
Systemstabilität: Im internationalen
Vergleich liegt die Zuverlässigkeit der
deutschen Stromversorgung mit geringen
Ausfallzeiten nach wie vor auf sehr hohem
34
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334345
•
•
Niveau. Der erforderliche Ausbau der
Übertragungs- und Verteilnetze hinkt dem
rasanten Ausbau der volatilen Photovoltaik
und Windkraft erheblich hinterher. Durch
ständige Eingriffe des Netzmanagements konnten
Blackouts bisher vermieden werden.
Um die Kostendynamik des derzeitigen EEGSystems zu begrenzen, sollte der Ausbau der
Stromnetze das Tempo des Zubaus an
Erneuerbaren bestimmen. So können die
Erneuerbaren kostengünstig und effizient in die
Stromversorgung integriert werden.
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•
Strompreisverfall: Durch das Überangebot
an Strom sind die Strompreise an den
Börsen gefallen. Die Betreiber von
Kohlekraftwerken verzeichnen einen Verfall
der Gewinnmargen. Gaskraftwerke haben
aufgrund relativ hoher Erdgaspreise
Wettbewerbsnachteile. Dadurch werden
teilweise auch moderne Gaskraftwerke, die zur
Regulierung der volatilen Strommengen
vorgesehen waren, stillgelegt oder
eingemottet.
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3737
36
•
•
Wechselbeziehungen des EEG mit dem
ETS: Die angestrebte Reduzierung von
Emissionen aus fossilen Kraftwerken ist mit
dem EEG prinzipiell möglich. Dieser Effekt wird
jedoch derzeit durch die Wechselbeziehung
mit dem Europäischen
Emissionshandelssystems (ETS) verhindert.
Mitte 2014 hat der Bundestag die EEGReform beschlossen. Damit soll der ständige
Anstieg der EEG-Umlage gebremst und die
Förderkosten auf „mehrere Schultern“
(Industrie) verteilt werden.
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▐
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37
3737
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•
•
Die EEG-Reform soll ein erster Schritt für den
„Neustart der Energiewende“ werden. Mit
der vom BMWi vorgelegten 10-PunkteEnergie-Agenda werden die anstehenden
energiepolitischen Projekte benannt.
Ein Kernanliegen der EEG-Reform ist die
verbesserte Integration der Erneuerbaren
in den nationalen und europäischen
Strommarkt. Dazu werden die Betreiber von
Neuanlagen verpflichtet, den von ihnen
erzeugten Strom stufenweise direkt zu
vermarkten.
38
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38
•
•
Zur Beteiligung der Öffentlichkeit in die
Reformdebatte hat das BMWi im Oktober 2014
das als „Grünbuch“ bezeichnete
Diskussionspapier „Ein Strommarkt für die
Energiewende“ vorgelegt. Über 700 Verbände
und Unternehmen nutzten das GrünbuchKonzept, um zum künftigen Strommarktdesign
Stellung zu nehmen.
Im Grünbuch wird vom BMWi dargelegt, wie
der deutsche Strommarkt zukünftig
Versorgungssicherheit gewährleisten und
zugleich die Ziele der Energiewende gemäß
des Energiekonzeptes der Bundesregierung
von 2010/2011 umsetzen kann.
39
3737
39
•
•
•
Ein wesentlicher Schwerpunkt ist dabei die
Frage, ob die weitere schrittweise
Weiterentwicklung des bestehenden
regulatorischen Rahmens (sog. EnergyOnly-Markt/EOM) ausreicht oder ob es
zukünftig sog. Kapazitätsmärkte bedarf.
Den Konsultationen folgt bis Anfang Juni 2015
vom BMWi ein „Weißbuch“ mit konkreten
Maßnahmen, die auch bis September 2015
öffentlich konsultiert werden. Daran schließt
sich die notwendige Gesetzgebung an.
Parallel führt das BMWi Gespräche mit den
Nachbarstaaten und der Europäischen
Kommission, da gemeinsame Lösungen im
Rahmen des europäischen Binnenmarktes
Kostenvorteile für 3737
alle Länder ermöglichen. 40 40
e
Integration in den EU-Strommarkt:
•
•
•
Engpässe im EU-Stromnetz nehmen zu. Strom
aus Erneuerbaren kann aufgrund derzeit noch
limitierter Netzkapazitäten nur begrenzt
mit den Nachbarländern gehandelt werden.
Erneuerbare Energien werden in Europa sehr
unterschiedlich gefördert, derzeit mit über
120 verschiedenen Fördersystemen.
Die Integration der deutschen
Energiewende in die europäischen EnergieMarktgegebenheiten steht erst am Anfang.
41
3737
41
•
•
•
Die Energieversorger müssen den deutlichen
Trend weg von einer zentralen hin zu einer
dezentralen Energieversorgung in ihren
Geschäftsmodellen aufgreifen. Gefragt sind iu. a. komplexe Lösungen für neue
Kundentypen, Dienstleistung statt Commodity,
flexible Lösungen für das volatile
Stromangebot, intelligente Automation.
Immer mehr Endkunden erzeugen eigenen
Strom und treten am Strommarkt sowohl als
Kunde als auch als Erzeuger auf (sog.
Prosumer).
Die immer häufiger auftretenden Überschüsse
bei der Stromerzeugung führen dazu, dass
man sich statt mit Stromsparen auch mit
dem umfassenderen Einsatz von Strom
42
3737
befasst.
42
•
•
Aktive Teile der neuen „offenen
Bürgergesellschaft“ verlangen mehr
Partizipation, Transparenz und
Einfachheit bei der zukünftigen
Energieversorgung.
Die Transformation des Energiesektors wurde
hierzulande bisher zu einseitig auf die
Stromversorgung fokussiert. Die Sektoren
Wärmeversorgung und Verkehr müssen
insb. über verbesserte Effizienzen angesichts
ihrer ebenfalls erheblichen CO2-Emissionen
stärker in die Maßnahmen zur Energiewende
eingebunden werden.
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3737
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•
Weitere Innovationen bei der
Energietechnik sowie den Markt- und
Handelssystemen sind entscheidende
Voraussetzungen für das Gelingen der
Energiewende. Besonders dringend sind
Innovationen bei den Speichertechnologien
wie z. B. Batterien und Power-to-Gas, um für
den volatilen Photovoltaik- und
Windkraftstrom auch über Jahreszeiten hinweg
Ausgleich zu schaffen.
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N
Nutznießer („Gewinner“) der bisherigen
Energiewende-Maßnahmen:
•
Die Transformationsprozesse der
Energiewende mit dem Ausbau der
Erneuerbaren zu einem verstärkt dezentralen
Versorgungssystem führt zu erheblichen
Umverteilungen in der Volkswirtschaft.
Einflussreiche Lobbygruppen versuchen über
Einflussnahme auf Politik, Medien und
Zivilgesellschaft bei den
Auseinandersetzungen über die
Regulierungsmaßnahmen wie EEG-Reform ihre
Interessen zu wahren.
45
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45
•
•
Der Klimaschutz „gewinnt“ durch Vermeidung von
Treibhausgasemissionen aufgrund der
Stromerzeugung aus Erneuerbarer Energie.
Gegenüber 1990 ist die Vermeidung von 21 Mio. t
CO2 auf 82 Mio. t (2012, Strom mit EEGVergütung) gestiegen.
Staat (Fiskus): 2014 über 2 Mrd. Euro zusätzliche
Mehrwertsteuereinnahmen.
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4639
•
•
•
Bundesländer mit positiven Saldo aus Förderung
und Zahlungen für die EEG-Umlagen in 2013:
Bayern 770 Mio. Euro, Brandenburg 671,
Schleswig-Holstein 541, Mecklenburg-Vorpommern
296, Sachsen-Anhalt 295, Niedersachsen 224
Besitzer von Solaranlagen, Windrädern und
Biogasanlagen: Privatpersonen und Landwirte
(Prosumer), Finanzfonds und Banken,
Energieunternehmen, Gewerbe.
Energiegenossenschaften erleben einen starken
Zuwachs. Mittlerweile sind knapp 900 Gründungen
zu verzeichnen. Insb. Bürgerwindparks sind
beliebt.
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47
4739
•
•
Energieintensive Unternehmen (z. B. Zement,
Chemie, Papier, Rohstoffe), die im
internationalen Wettbewerb stehen. Die
Bundesregierung gewährt Rabatte, in 2013 rd. 4
Mrd. Euro, für insgesamt 4 % der Unternehmen.
Kohlekraftwerke: Wegen des wachsenden
Ökostromanteils ist es derzeit relativ preiswert,
CO2 auszustoßen. Dadurch lassen sich auch
wenig effiziente Kohlekraftwerke wirtschaftlich
betreiben. Klimaschonende und hochmoderne
Gaskraftwerke stehen dagegen aufgrund hoher
Erdgaspreise z. T. still.
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48
48
•
•
•
Beschäftigte in der Herstellerindustrie für
erneuerbare Energien, Energieeffizienz (z. B.
Wärmedämmung) und Netzinfrastruktur.
Deutschland langfristig als Nation und
Wirtschaftsstandort, wenn die
Transformation des Energiesystems
(„Energiewende“) technisch und wirtschaftlich
gelingt, d. h. wenn der volkswirtschaftliche
Nutzen den derzeit sehr hohen Aufwand an
Investitionen übersteigt.
Volkswirtschaftliche Nutzen wären z. B.:
Marktfähige Energietechniken und –
dienstleistungen für den Export, vermiedene
Kosten für den Import von Öl, Erdgas und
Kohle, Erfüllung der internationalen
Klimaschutz-Verpflichtungen etc.
49
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49
Benachteiligte („Verlierer“) der bisherigen
Energiewende-Maßnahmen:
•
•
Private Haushalte, die ihre Stromrechnung
nicht bezahlen können (sog.
„Elektrizitätsarmut“). 2013 waren davon
über 300.000 Haushalte betroffen,
überwiegend mit Stromabschaltungen.
Insgesamt gelten nach einer aktuellen Studie
(Bontrup/Marquardt) 2013 rd. 5 Mio. Bürger
als „elektritizitätsarm“. 1,7 Mio. Bürger
wurden dies durch die Energiewende.
Bundesländer mit negativem Saldo aus
Förderungen und Zahlungen für die
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50
EEG-Umlage in 2013: NRW 2.924 Mio. Euro,
Baden-Württemberg 1.080, Hessen 923, die
restlichen Bundesländer in der Bandbreite von
jeweils 400 bis 100 Mio. Euro
•
E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW sowie
teilweise Stadtwerke mit Erdgas- und
Kohlekraftwerken. Der rasante Zuwachs an Strom
aus Erneuerbaren sowie sinkende Strompreise
führen zu Wertberichtigungen in den Bilanzen und
Einbrüchen bei den Ergebnissen.
51
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51
•
•
Solarbranchen: Die Preise für Solaranlagen sind in
den vergangenen Jahren stark gesunken. Der
stärkste Wettbewerb kommt aus China, teilweise
zu Dumpingpreisen. Die inländischen
Vergütungssätze für Solarstrom sinken. Nur ein
Bruchteil der Arbeitsplätze dieser Branche bleibt
erhalten.
Gaskraftwerke: Auch hochmoderne
Gaskraftwerke unterliegen im Wettbewerb mit den
Kohlekraftwerken und werden z. T. eingemottet
oder stillgelegt.
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52
•
Landschaftsbild Deutschland: Abschied von
„ästhetischen Traditionen“ der Landschaft
durch Ausbau von Windparks und viele
dezentrale Anlagen sowie Stromtrassen („die
Energie-Infrastruktur rückt den Bürgern auf
die Pelle“). Widerstand gegen „Verspargelung
der Landschaft“, neue Stromtrassen und
Speicherseen.
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Wesentliche Interessenvertreter (Lobby)
•

•

Energieunternehmen und Industrie:
BDEW, VKU, BEE, Mineralölwirtschaftsverband,
Zukunft Erdgas, GVSt, DEBRIV (Kohle),
Deutsches Atomforum, BDI, VDI, VDE, VDMA,
VDE, BNE
NGO:
Greenpeace, WWF Deutschland, Deutsche
Umwelthilfe, Germanwatch
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54
5454
Quellen und weiterführende Literatur:
Online:
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und
Reaktorsicherheit (BMUB), Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie (BMWi),
EU-Kommission
dena, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Stiftung
Wissenschaft und Politik (SWP), IPCC, Wuppertal-Institut für Klima,
Umwelt, Energie,AG Energiebilanzen, DIW
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