Folie 1

Übung
Texte verfassen
Texte überarbeiten
Ruth Hoffmann-Erz
Pädagogische Mitarbeiterin
Institut für Psycholinguistik und Didaktik der deutschen Sprache
Texte überarbeiten
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Revisionspraxis in Deutschland
 75% von 153 Schülern erinnern sich an eingeforderte Überarbeitungen, wobei Rechtschreibung und Zeichensetzung im Vordergrund standen.
 Nur 30% erinnern sich an Korrekturen im Unterricht.
 Nur 10% an nachbereitende Besprechungen von Aufsätzen.
 Nur 1/3 der Lehrkräfte an 130 Schulen verlangt mehr als eine
Fassung eines Textes
 Überarbeiten als „anerkannte Schreibaufgabe“ wird nicht genannt.
Benotete Klassenarbeiten werden allenfalls einer „Verbesserung“ unterzogen. Im Selbstverständnis der Schüler bedeutet Überarbeiten vor allem, Korrekturen der Grammatik und
Rechtschreibung, da sie kaum andere Erfahrungen sammeln
konnten.
(Merz-Grötsch, 2001)
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Gründe für den Einsatz von Revisionen im Unterricht
 Die Schreibkompetenz hängt mit der Fähigkeit des Überarbeitens ab.
(Spitta 1992)
 Textrevisionen wirken sich positiv auf spätere Formulierungsprozesse und
Prätextrevisionen aus
 Die zeitliche Distanz ermöglicht eine Betrachtung aus der Leserperspektive,
die in der Schreiberrolle nicht möglich ist
 Textrevisionen führen in der Regel zur Textoptimierung
 Leistungsunterschiede zwischen den Schülern nivellieren nicht
 Überarbeitungsformen werden von den Schülern insgesamt positiv
aufgenommen
(Fix 2000)
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Überarbeitungsformen
Wer überarbeitet:
 Der Lehrer
 Die Klasse
 Der Schüler
 Eine Schülergruppe
Subprozesse des Revidierens:
 Aufgabendefinition, Zielbewusstsein bzw. Schreibziel
 Evaluation des Textes aus des Sicht des Lesers
 Diskrepanzen zwischen Intention und Realisierung
 Konzeptionelle Überlegungen (Text- und Satzschema)
 Sequenziell (Wort- und Buchstabenebene)
Handlungsrichtungen im operationalen Teil:
 Additionen (Hinzufügungen, z.B. zur Explizierung)
 Deletionen (Weglassungen, z.B. bei Redundanzen)
 Variationen (Umstellungen und Ersetzungen, z.B. zur Präzisierung)
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Baurmann & Luwig (1984) haben ein terminologisches Modell vorgelegt, das
Revisionen nach unterschiedlichen linguisitschen Ebenen klassifiziert.
Klassifikationen von Revisionen nach Baurmann & Ludwig 1984:
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Schwierigkeiten beim Überarbeiten

Die Fähigkeit zur Problemdiagnose ist bei vielen Schülern noch zu wenig
ausgeprägt, sie erkennen – trotz der Zusammenarbeit in den Schreibkonferenzen
– tiefer liegende Probleme in ihren Texten nicht.

Teilweise werden die Schwächen in einem Text erkannt, die Teilnehmer gelangen
aber oft nicht zu einer Verbesserung.

Schüler revidieren wenn nur die Oberfläche des Textes.

Schüler überarbeiten kreative Texte deutlich weniger als normierte Texte.
(Fix 2000)
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Didaktische Konsequenzen
 Eine wichtige Voraussetzung ist, dass Lehrende die
Revisionskompetenz von Lernenden diagnostizieren können (Bsp. Raster
zur Klassifikation von Textrevisionen Fix 2000)
 Überarbeitungen sollten selbstverständlicher Teil des Schreibprozesses
sein – die erste Niederschrift sollte als Entwurf verstanden werden
(Ausnahme Anfangsunterricht)
 Es bedarf eines didaktisch-methodschen Konzeptes, um die
Überarbeitungskompetenz systematisch zu entwickeln
 Die Revision sollte in Teilschritte untergliedert werden - Revisionsbrillen
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Methodische Handlungsmuster
Klangprobe durch den Schüler selbst
Lehrer-Feedback
 Randzeichen (Bsp. U = Umstellen…)
 Fehlerkategorien (Nr. für bestimmte Übungen)
 Rückmeldesysteme (Karteikarten, Rückfragekarte…)
Trainingsschwerpunkte an Fremdtexten üben
 Schreibatelier für Textarten
 Überarbeitungsaspekt auswählen (Inhalt, Aufbau, Sprache)
Peer-Feedback
 Schreibkonferenz
 Textlupe
…
 (Papier-) Chat, Schreibdiskussion
 Checklisten einsetzen
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