Strength. Performance. Passion. Dimension Das Kundenmagazin von Holcim Central Europe West BAUEN MIT BETON – VIELSEITIG UND INDIVIDUELL 8 «Verdrehtes» Hochhaus von Zaha Hadid in Mailand 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 1 20 Pfahlbau: Spital Riviera-Chablais AUSGABE 32, FEB 2016 26 Betonieren in großer Kälte: Staudamm am Griessee 11.02.16 09:04 Editorial Bekenntnis zum Standort Schweiz «Think global, buy local» ist für viele umweltbewusste und verantwortungsvolle Menschen zum Leitsatz geworden. Die Zement- und Betonproduktion ist ein sehr lokales Geschäft. Nur lokal abgebaut und verarbeitet macht dieser vielseitigste aller Baustoffe Sinn. Lange Transportwege rechnen sich nicht und belasten die Umwelt. Kalk und Mergel werden in Schweizer Steinbrüchen unter strengen ökologischen Auflagen gewonnen und in nahe gelegenen Werken zu Zement verarbeitet. Der damit produzierte Beton wird an Baustellen in der Region geliefert. Beim Trend zum lokalen Produkt stellen wir aber einen Widerspruch fest. Während lokal hergestellte Lebensmittel und andere Konsumgüter zu Recht höchstes Ansehen genießen, stellen wir eine zunehmende Entfremdung der Bevölkerung vom produzierenden Sektor fest. Unsere Volkswirtschaft besteht nicht nur aus dem Dienstleistungssektor, sondern auch aus der Industrie, aus der physischen Herstellung von Gütern. Was bedeutet dieser Widerspruch für die Baustoffindustrie? Der Zugang zu unserem Rohstoff wird immer schwieriger. Alle wollen lokale Produkte, aber keiner will einen Steinbruch in der Nähe haben. Unsere Zementwerke in Eclépens, Untervaz und Siggenthal sowie unsere Kies- und Betonwerke sind ein Bekenntnis zum Produktionsstandort Schweiz. Wir wollen hier investieren und erweitern, damit wir weiterhin Rohmaterial abbauen und die schweizerische Bauindustrie mit lokal hergestellten Baustoffen versorgen können. Wir wollen investieren, weil wir an unser Geschäft glauben und wissen, wie viele Arbeitsplätze davon abhängen. Aber dafür brauchen wir Planungssicherheit und ein stabiles, wirtschaftsfreundliches Umfeld. Ein Unternehmen investiert nur, wenn klar ist, dass sich dies auszahlen wird. Gerd Aufdenblatten CEO Central Europe West Fachwissen, praktische Tools und eine Diskussionsplattform mit Fachexperten finden Sie auf dem Partner.net unter www.holcimpartner.net Besuchen Sie uns auf unserer Website www.lafargeholcim.com oder unter www.facebook.com/LafargeHolcim Fragen oder Anregungen zur «Dimension» nehmen wir gerne entgegen unter [email protected] Impressum Herausgeberin: Communications and Public Affairs Holcim Central Europe West, Holcim (Schweiz) AG Chefredaktion: Ingeborg Spillmann Autoren: Marius Leutenegger, Elke Groeger, Ingeborg Spillmann Gestaltung: Source, Zürich Druck: Multicolor Print AG, Baar Titelbild: Baustelle des Hôpital Riviera-Chablais (HRC) in Rennaz im Kanton Waadt Dimension Nr. 32/2016 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 2 11.02.16 09:04 Inhalt Aktuell 4 Aktuelles auf einen Blick Meinungen 6 Kaspar E. A. Wenger / Gian-Luca Lardi Mitarbeiterportrait 30 FranÇois Girod, Werkleiter Zementwerk Eclépens, Holcim (Schweiz) AG Praxis 8 12 14 16 20 26 28 Hoch hinaus in der Stadtoase Oase für Hirsch und Hase Neues Online-Tool «E-Campus» Sichtbeton im Passivhausstandard Pfahlbauer am Genfersee Schwieriger geht kaum Ein Bijou für die Gemeinde Bettingen 26 Betonieren am höchstgelegenen Stausee der Schweiz im ein Grad kalten Wasser 8 Tolle Aussicht: Vom Hadid Tower aus überblickt man das in die Höhe gewachsene Mailand 20 In Rennaz entsteht eines der größten Spitäler der Schweiz Seite 3 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 3 11.02.16 09:04 Aktuell Verborgene Schätze in Kiesgruben NEST(Bau) für Innovationen Die Schweiz ist seit Jahren Spitzenreiter im Global Innovation Index. Damit das auch so bleibt und neue Bau- und Energietechnologien noch schneller auf den Markt kommen, setzt eine Kooperation zwischen Forschung, Wirtschaft und öffentlicher Hand auf das modulare Forschungsund Innovationsgebäude NEST. Das Zukunftshaus auf dem Gelände der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) in Dübendorf, Kanton Zürich, wird im Frühling eröffnet. Das modular aufgebaute Gebäude besteht aus einem zentralen Rückgrat – dem «Backbone» – und drei offenen Plattformen. Das zweigeschossige Penthouse «HiLo» dient der Erforschung von ultradünnen Dachkonstruktionen und Hochleistungsfaserbetonen. Das Modul «Meet2Create» untersucht das Zusammenspiel von Mensch, Raum und Technik im Arbeitsprozess. «Vision Wood» ist ein Wohnmodul für Studierende, das Innovationen rund um den Werkstoff Holz fördert. Holcim ist Partnerin des Projekts NEST und lieferte den Beton für den «Backbone». Zudem unterstützt sie «HiLo» finanziell und mit ihrem Know-how bei der Planung und Materialbestimmung der ultradünnen Tragkonstruktion. → Mehr Informationen auf www.empa.ch/de/web/nest Versteinerte Hölzer sind unter Klimaforschern heiß begehrt. Anhand von Jahrringbreite, Holzdichte, Anatomie und Isotopenzusammensetzung lassen sich vergangene Umwelt- und Klimabedingungen rekonstruieren. In Kiesabbaustätten der Holcim wurden in der Vergangenheit schon fossile Baumstrünke entdeckt. Besonders ergiebig sind die Funde im Kieswerk Aigle, wo Kies unter Wasser abgebaut wird. Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in Birmensdorf und ihr Departement für Jahrringforschung (Dendrochronologie) werten die Funde aus Aigle – insgesamt 29 Bäume – aus. Die Ergebnisse dienen der Verbesserung der sogenannten Kohlenstoffdatierung, die zur Bestimmung des Alters von organischen Verbindungen genutzt wird. Ausgezeichnetes «Erlebnis» Wie aus einem ehemaligen Steinbruch eine Attraktion in einer Region entstehen kann, zeigen die Gemeinde Dormettingen und die Holcim (Süddeutschland) GmbH. Im Sommer 2014 wurde nach Jahrzehnten des Schieferabbaus zwischen dem Zementwerk und der Gemeinde Dormettingen eine über zehn Hektar große Fläche zum «SchieferErlebnis» umgestaltet. Das Gelände umfasst einen Bergbauspielplatz, einen großen Fossilienklopfplatz für Kinder und Erwachsene, Infostationen rund um die Geologie und Rohstoffe, ein Amphitheater und ein Restaurant. Die Architektenkammer im Zollernalbkreis zeichnete die Neugestaltung der Landschaft mit der Plakette «Beispielhaftes Bauen» aus. Außerdem ist das SchieferErlebnis nominiert für den baden-württembergischen Staatspreis «Baukultur» – diese Würdigungen sind für die Verantwortlichen von Holcim und der Gemeinde ein besonderes Erlebnis. → Mehr Informationen auf www.schiefererlebnisdormettingen.de Dimension Nr. 32/2016 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 4 11.02.16 09:04 Sicherheit auf dem Werksgelände Holcim unternimmt große Anstrengungen, um das Risiko von Unfällen zu minimieren. Der neue Flyer «Ihre Sicherheit ist uns wichtig» richtet sich an Selbstabholer und Besucher und erläutert richtiges und sicheres Verhalten auf dem Werksgelände. → www.holcim.ch/publikationen-events.html Heiliger BIMbam Die Schweiz drückt aufs Gaspedal: Mit der offiziellen Gründung der Interessengemeinschaft «Bauen Digital Schweiz» an der «Swissbau» in Basel im Januar 2016 beamt sich die Bau- und Planungsbranche ins digitale Zeitalter. BIM heißt das Zauberwort, das die Arbeitswelten von Architekten, Ingenieuren und Planern revolutionieren soll. Mit Building Information Modeling, kurz BIM, werden Bauobjekte künftig zweifach realisiert: zunächst als digitales Gebäudemodell und anschließend als reales Objekt. In einer Datenbank werden alle erforderlichen Daten erfasst, die Projektbeteiligten sitzen virtuell «an einem Tisch». Vorteile der BIM-Planungsmethode sind Steigerung der Effizienz und Planungsqualität wie auch Verbesserung der Kosten- und Zeitplanung. Holcim ist Mitglied der Interessengemeinschaft «Bauen Digital Schweiz» und Partnerin von «buildup», der größten Online-Produkteplattform der Schweiz. → Mehr Informationen auf www.bauen-digital.ch Kalender 24. August 2016 21. Holcim Betontagung in Zürich 28. Mai – 27. November 2016 Venice Architecture Biennale in Venedig Weitere Infos zu Aktuellem unter www.holcim.ch Seite 5 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 5 11.02.16 09:04 Meinungen Aufschwung. Heute kanalisiert der zweispurige Gotthardtunnel, der am 5. September 1980 eröffnet wurde, den Verkehrsstrom zwischen den beiden großen Wirtschaftsräumen Italien und Nordwesteuropa. Kaspar E. A. Wenger, Präsident des Verwaltungsrats der Holcim (Schweiz) AG Ja zum Sanierungstunnel Vor über 200 Jahren bekräftigte das Tessin den Bund mit der Eidgenossenschaft. Damals wurde es von Napoleon Bonaparte vor die Wahl gestellt, sich zur Lombardei oder zur «Helvetischen Republik» zu bekennen. Heute geht es wieder um ein Bekenntnis bei der Abstimmung zur zweiten Röhre. Nur diesmal in umgekehrter Richtung. Am 28. Februar wird sich zeigen, ob sich die deutsch- und französischsprachige Schweiz zum italienischen Kanton bekennt und welche Rolle die Schweiz im Herzen Europas zukünftig einnehmen wird. Steht sie zur Wirtschaftsfreiheit und setzt sie sich ein für freien Warenverkehr? Darüber stimmen wir ab. Viel ist in den vergangenen Monaten geschrieben worden: über die Kosten, die Sicherheit, die Verfassung, das Für und Wider einer Verladelösung. Aber das Wichtigste ging darüber vergessen: Der Gotthard ist die Lebensader der Schweiz. Mit der Eröffnung der Gotthardbahn im Jahr 1881 erlebte das Tessin einen wirtschaftlichen In den Kantonen Tessin, Zürich, Zug, Schwyz und Uri lebt ein Viertel der Schweizer Bevölkerung. Eine gute Erreichbarkeit und eine funktionierende Anbindung sind zentral für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung einer Region. Eine Voll- oder Teilsperrung des Gotthardtunnels mit einem Bahnverlad, so wie es die Gegner vorschlagen, hieße nichts anderes, als das Tessin von der restlichen Schweiz abzukoppeln. Der Kanton ist stark vom Tourismus abhängig und kämpft wie fast alle Tourismusregionen mit einem starken Rückgang der europäischen Logiernächte, seit die Schweizerische Nationalbank den Mindestkurs aufhob. Das Tessin kommt bei einer Schließung des Straßentunnels nicht nur touristisch unter Druck, sondern die gesamte Wirtschaft leidet. Der Bau einer zweiten Gotthardröhre ist die ökonomisch vernünftigste Lösung. Nach abschließender Güterabwägung sind die negativen Folgen für alle Beteiligten beim Bahnverlad größer als beim Bau des Sanierungstunnels. Außerdem würde der Verkehr im 17 Kilometer langen, getrennt geführten Straßentunnel bedeutend sicherer. Der heutige Gegenverkehr birgt ein hohes Unfallrisiko. Bei europäischen Tunneltests landet die Gotthardröhre deshalb seit Jahren abgeschlagen auf den hinteren Rängen. Mit einer zweiten Röhre erreichen wir zweierlei: mehr Sicherheit und einen engen nationalen Zusammenhalt. Dimension Nr. 32/2016 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 6 11.02.16 09:04 Gotthard: Will sich der SBV einen Vorteil verschaffen? Im Abstimmungskampf über den Sanierungstunnel am Gotthard wird den Befürwortern vorgeworfen, sich nur aus eigenem Interesse für ein Ja am 28. Februar einzusetzen. Uns vom Schweizerischen Baumeisterverband hält man vor, dass wir uns nur engagieren, weil bei der Sanierungsvariante mit Ersatzröhre die Investitionen größer seien und wir uns ganz einfach Arbeit verschaffen möchten. Wer aber die Ausgangslage nüchtern analysiert, erkennt, dass das Gegenteil der Fall ist: Wegen seiner Milliarden-Vertragssumme wird der Bau des Sanierungstunnels Bauunternehmen aus ganz Europa anziehen, welche sich im Rahmen der Ausschreibung einen intensiven Wettbewerb liefern werden. Die Geschichte der Vergabe des Ceneri-Basistunnels wird sich wiederholen: Damals wurde nach einem langen und teuren Ausschreibungsverfahren der Zuschlag einem ausländischen Unternehmen erteilt, welches die eigene Organisation zwecks Baustellenadministration in die Schweiz verlegen musste. Unsere Firmen gingen leer aus. Ein anderes Szenario zeichnet sich ab, falls die von den Gegnern unterstützte Variante – der Bau von zahlreichen Verladeanlagen – umgesetzt wird. Dieses Projekt würde in markant kleineren Baulosen realisiert, was für unsere lokale Unternehmensstruktur interessanter und zweckmäßiger wäre. Würde der SBV also nur seine eigenen Interessen wahrnehmen, müsste er sich für die Verladestationen enga- Gian-Luca Lardi, Zentralpräsident des Schweizerischen Baumeisterverbands gieren. Eigennutz wäre, wenn wir uns an ein Tessiner Sprichwort halten würden: «Fa e desfà l’è tüt laurà» oder zu Deutsch «Montieren und Demontieren bringt immer Arbeit». Warum setzt sich der SBV dennoch für die zweite Röhre ein? 1. Diese Investition ist technisch bei Weitem weitsichtiger. In den letzten Monaten sind viele selbst ernannte Spezialisten und Experten in den Medien aufgetaucht, aber Tatsache ist, dass die Baumeister die Tunnel wirklich selbst bauen. 2. Für den SBV ist es nicht akzeptabel, das Tessin mehrere Jahre lang zu isolieren. Das Handeln unseres Verbands ist also alles andere als egoistisch. Folglich empfehle ich allen Schweizer Bürgern, die Gotthard-Vorlage vom 28. Februar mit einem klaren Ja anzunehmen. Ein offener Dialog ist uns wichtig. Schreiben Sie uns, wenn Sie Anregungen haben oder mehr über Holcim wissen wollen. [email protected] Seite 7 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 7 11.02.16 09:04 Praxis Hoch hinaus in der Stadtoase Quartier «CityLife» Mitten in Mailand liegt eine der größten Baustellen Europas: Auf dem ehemaligen Expogelände entsteht das neue Quartier «CityLife». Geprägt wird es von einem Park und drei bahnbrechenden Wolkenkratzern. «Den Verdrehten» entwarf die irakisch-britische Stararchitektin Zaha Hadid. Holcim Italien liefert für das anspruchsvolle Projekt eine breite Palette von Betonmischungen und technischen Support. Autor: Marius Leutenegger Mailand gilt als globaler Hotspot der Designszene – doch bezüglich Architektur herrschte hier lange Stillstand. Wer sich für klassische Baukunst interessierte, war mit dem Dom, dem Castello Sforzesco und der Galleria Vittorio Emanuele II gut bedient. Doch Gegenwartsbauten? Da dachte man vielleicht an das Pirelli-Hochhaus von 1958. Mit seinen 127 Metern war es bis 2010 das höchste Gebäude der Stadt. Mailand wollte architektonisch offenbar nicht hoch hinaus. Das hat sich inzwischen aber grundlegend geändert: In der lombardischen Metropole wird viel und vor allem in die Höhe gebaut. Zum Beispiel an der Porta Nuova, wo ein riesiges neues Stadtquartier mit imposanten Wolkenkratzern entstanden ist. Oder auf dem Neubaugebiet «CityLife» westlich des Parco Sempione; hier befand sich einst die Mustermesse, die vor über zehn Jahren an den Stadtrand zog. Der Gerade, der Krumme … Das frühere Messegelände wurde 2004 von einem Konsortium unter Führung des Versicherungskonzerns Generali übernommen. Der Masterplan, entworfen vom polnisch-amerikanischen Architekten Daniel Libeskind, sieht eine vielfältige Nutzung des 360 000 Quadratmeter großen Areals vor. Zum einen entsteht hier ein riesiger Park, eine Stadtoase mit Wasserläufen und Tausenden von Bäumen; zum anderen Dimension Nr. 32/2016 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 8 11.02.16 09:04 Schneller als geplant: Statt 15 sind bereits 21 Stockwerke gebaut. «Der richtige Baustoff kann die Bauzeit verkürzen», weiß Attilio Berrino, Leiter Großprojekte bei Holcim Italien. Im Hintergrund der fast fertige Wolkenkratzer von Arata Isozaki Seite 9 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 9 11.02.16 09:04 Praxis sind luxuriös-elegante Wohnsiedlungen für rund 4000 Leute, Einkaufszonen, Restaurants, ein Museum, ein Velodrom und ein Kongresszentrum geplant, im Bau oder bereits fertiggestellt. Geprägt wird der Stadtteil aber von drei spektakulären Wolkenkratzern. Der Volksmund hat für jeden von ihnen bereits einen passenden Übernamen gefunden. Der mit 207 Metern höchste, vom Japaner Arata Isozaki entworfene und fast fertige Turm heißt «Der Gerade». Der mit 168 Metern kleinste, sich in Planung befindliche Wolkenkratzer ist «Der Krumme»; seine exzentrische Form, die an ein geblähtes Segel erinnert, verrät die Handschrift von Daniel Libeskind. … und der Verdrehte Der mittlere der drei Türme befindet sich mitten im Bau: «Lo Storto», «Der Verdrehte», entworfen von der irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid. Das 175 Meter hohe Gebäude verdient sich seinen Übernamen redlich, denn es schraubt sich spiralförmig in die Höhe. Die durchgehenden Säulen hinter der Fassade sind alle geneigt und tragen die vertikalen Lasten; wegen der Drehung sind keine zwei Stockwerke gleich. Im Innern des Turms steckt ein kerzengerader Kern; er trägt die Querlasten und sorgt für horizontale Versteifung. An ihm festgemacht sind die außergewöhnlich dünnen Bodenplatten der 44 Stockwerke. Das Gebäude besteht vorwiegend aus Beton, und jedes seiner Elemente stellt höchste Anforderungen an die verschiedenen Sorten. «Unsere Erfahrung im Management von Großaufträgen ist sicher einer der Gründe, weshalb wir bei diesem Projekt als Lieferant gewählt wurden», sagt Carlo Belloni, Area Manager für Kies und Beton bei Holcim Italien. Für den Hadid Tower sei zuerst ein Portfolio mit 41 verschiedenen Mischungen ausgearbeitet worden; davon kämen jetzt 15 bis 20 Produkte zum Einsatz. Insgesamt werden zwischen 90 000 und 100 000 Kubikmeter Beton verbaut. Zuverlässigkeit ist alles Errichtet wird der Hadid Tower vom Bauunternehmen CMB, das bereits mehrere Wolkenkratzer in Mailand hochgezogen hat – oft in Zusammenarbeit mit Holcim. «Bei der Wahl des Baustofflieferanten sind zwei Faktoren zentral: Preis und Qualität», sagt Tommaso Salvo, Baustellenleiter von CMB. «Stimmt der Preis, entscheiden wir uns jeweils für Holcim, weil wir dann über eine äußerst zuverlässige Partnerin verfügen.» Die Anforderungen an Organisation und Logistik seien beim Bau dieses architektonisch «Der Turm soll jede Woche um ein Geschoss wachsen. Damit wir dieses ambitionierte Ziel erreichen, bauen wir den Kern in zwei Sektionen.» anspruchsvollen Projekts ungewöhnlich hoch. «Der gesamte Bauprozess stützt sich auf ein hochkomplexes Netzwerk. Wir müssen daher jederzeit darauf zählen können, dass das richtige Material rechtzeitig bei uns eintrifft.» Warum dies so wichtig ist, erläutert Alfio Musumeci, Production Manager von CMB: «Der Turm soll jede Woche um ein Geschoss wachsen. Damit wir dieses ambitionierte Ziel erreichen, bauen wir den Kern in zwei Sektionen.» Wird die eine Sektion hochgezogen, gehen auf der anderen alle weiteren Arbeiten voran. Alfio Musumeci: «Es gibt für unsere spezialisierten Teams keine Wartezeiten, auch dann nicht, wenn der Beton aushärten muss.» Die an ein Kreuzfahrtschiff gemahnende Wohnsiedlung gegenüber des «Verdrehten» entwarf ebenfalls Zaha Hadid Dimension Nr. 32/2016 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 10 11.02.16 09:04 Schneller als geplant Das Vorgehen verlangt ständige Baustofflieferungen und eine exakt gleichbleibende Qualität des Betons, denn die beiden Sektionen müssen sich Stockwerk für Stockwerk zu einem Ganzen zusammenfügen. «Bei Holcim können wir uns auf ein hervorragendes System der Qualitätssicherung und eine strenge Kontrolle vor Ort verlassen», so Tommaso Salvo. Die Arbeit darf nie unterbrochen werden. Um die Qualität zu sichern und den Kundenwünschen gerecht zu werden, ist Holcim ständig auf der Baustelle präsent. «Manchmal zeigt sich ein neues Bedürfnis, dann müssen wir sofort reagieren: Neue Rezepturen können nötig sein oder bestehende müssen infolge von Wetteränderungen angepasst werden», sagt Attilio Berrino, Leiter Großprojekte bei Holcim Italien. Die Reaktionszeit ist kurz, weil die Prozesse schlank sind. «Der Aspekt Mensch ist bei solchen Projekten sehr wichtig», sagt Tommaso Salvo. «Und wir wissen, dass wir bei Holcim mit Leuten zu tun haben, die so unkompliziert wie kompetent sind.» Die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten sorgt dafür, dass alles wie am sprichwörtlichen Schnürchen läuft. Und gar noch besser. «Gemäß Zeitplan müssten zu diesem Zeitpunkt die ersten 15 Stockwerke gebaut sein», sagt Alfio Musumeci. «Tatsächlich arbeiten wir aber bereits an der 21. Etage!» Zum Projekt Bauherrschaft: CityLife S.p.A. (100 % kontrolliert von der Generali Gruppe) Architektur: Zaha Hadid Architekten, London Ingenieur: Redesco Progetti Srl, Mailand Baumeister: CMB Cooperativa Muratori e Braccianti di Carpi (MO) Beton: Holcim (Italien) 7500 Kubikmeter Beton in 34 Stunden 64 Pfähle «CityLife» ist eine Baustelle der Rekorde – auch für Holcim Italien. Der Hadid Tower steht auf einer kombinierten Pfahl-Plattengründung. 64 Pfähle unter den Hauptbelastungspunkten – je 36 Meter lang – tragen eine 2,5 Meter dicke Betonplatte, auf der sich das Gebäude in die Höhe schraubt. Diese Platte wurde vom 5. bis 7. Dezember 2014 innerhalb von gerade einmal 34 Stunden aus fast 7500 Kubikmeter Beton gegossen. «So etwas haben wir vorher noch nie gemacht», sagt Carlo Refaldi, Commercial Director Kies und Beton bei Holcim Italien. «Ständig waren rund 100 Leute im Einsatz.» Komplexe Logistik Eine besondere Herausforderung war die Logistik – denn wie bringt man so viel Beton ins Stadtzentrum? Das Wochenende anfangs Dezember wurde gewählt, weil es mit dem St. Ambrosius-Feiertag zusammenfiel; viele Einwohner verlassen dann die Stadt, der Verkehr ist geringer als sonst. 45 besonders leise Betonmischfahrzeuge waren rund um die Uhr unterwegs. 4 Transportbetonwerke Vier Werke für Transportbeton arbeiteten ausschließlich für dieses Projekt und produzierten zusammen stündlich 250 Kubikmeter: Segrate, Novate, Assago und Ronchetto. «Delikat waren bei diesem Projekt vor allem Anfang und Ende wegen der großen Zahl von eingesetzten Fahrzeugen», so Carlo Refaldi. Folgeauftrag Alles lief am Ende aber so hervorragend, dass Holcim beauftragt wurde, auch die 6000 Kubikmeter Beton für die Gründung des dritten «CityLife»- Wolkenkratzers zu liefern – den Libeskind Tower. Carlo Refaldi: «Nun war der Druck besonders hoch: Alle erwarteten, dass wir wieder wie bei der Gründung des Hadid Tower abschneiden würden. Nämlich besser als üblich.» Die Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Auch die neue Platte war – ebenfalls wieder am St. AmbrosiusWochenende – in Rekordzeit gegossen. Erfahrung zahlt sich eben aus. Seite 11 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 11 11.02.16 09:04 Praxis Oase für Hirsch und Hase Wildbrücke in Graubünden Grünbrücken verbinden die stark zerschnittene Schweizer Landschaft und machen den Lebensraum für Wildtiere durchlässiger. Die größte Wildbrücke der Schweiz steht jetzt im Kanton Graubünden im Gebiet Halbmil zwischen Chur und Trimmis. Spätestens 2018 ist die Passerelle für Wildtiere geöffnet. Dimension Nr. 32/2016 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 12 11.02.16 09:04 Bei hochsommerlichen Temperaturen wurde die Brückenplatte in drei Etappen erstellt Autorin: Ingeborg Spillmann 303 Wildkorridore von überregionaler Bedeutung existieren in der Schweiz. Nur ein Drittel dieser Korridore ist noch intakt, der Rest ist beeinträchtigt oder sogar weitgehend unterbrochen. Beidseitig eingezäunte Nationalstraßen bilden für Rothirsche und Niederwild eine unüberwindbare Hürde. Dem Wildbestand der Schweiz droht dadurch eine Verinselung einzelner Populationen mit fatalen Folgen. Im Jahr 2003 fällten das Bundesamt für Straßen (ASTRA) und das Bundesamt für Umwelt (BAFU) den Beschluss, 40 Korridore von überregionaler Bedeutung durch wildtierspezifische Bauwerke zu sanieren. Das größte und jüngste Überführungsbauwerk steht nun im Gebiet Halbmil. Es wurde vom Bundesamt für Straßen (ASTRA) im Rahmen des Projektes «Nordspurverlegung» auf der A13 realisiert und soll die Lücke schließen, die die Trasse der Rhätischen Bahn (RhB) und der SBB sowie die Nationalstraße N13 im Churer Rheintal gerissen haben. Die Wildbrücke misst 50 Meter (mit Flügelwänden 122 Meter) mal 57 Meter. Ihre Oberfläche wird strukturiert und bepflanzt; Schutzwände an beiden Seiten schützen die Tiere vor Scheinwerferlicht und Fahrzeuglärm. Das zweifeldrige Rahmenbauwerk ist auf Ortbetonpfählen im Rheinschotter fundiert, welcher rund zwölf Meter unter Terrain verläuft. Eine Besonderheit bei dieser Baustelle waren die Etappengrößen. Die Brückenplatte wurde in drei Etappen à 1100 Kubikmeter Beton in jeweils zwölf Stunden erstellt. Bei hochsommerlichen Temperaturen von 36 Grad bestand die Herausforderung für den Betonlieferanten, die Logbau AG aus Maienfeld, darin, den Beton ohne Unterbrüche zu liefern. Die Zufahrt zur Baustelle konnte nur über die A13 erfolgen – eine Nationalstraße, die in der Ferienzeit als Ausweichroute zum Gotthardtunnel immer wieder von Staus geplagt ist. Die Koordination von insgesamt 19 Lastwagen und zwei Betonpumpen erforderte logistisches Fingerspitzengefühl. Die Betonwerke der Logbau lieferten insgesamt 5000 Kubikmeter Beton. «Zentral für uns war, den Beton so homogen wie möglich, ohne frühes Ansteifen und ohne Unterbrüche in der vorgegebenen Verarbeitungszeit herzustellen und zu liefern», so der Geschäftsführer Rudolf Tobler. Bei der Betonrezeptur schlug Holcim die CO2-reduzierte Zementsorte Robusto 4R-S aus dem Zementwerk Untervaz vor. Die von Logbau gelieferte Betonsorte erfüllte sämtliche Anforderungen. Dass während der Bauzeit der Bahnbetrieb und der Verkehr auf der Autobahn aufrechterhalten und auch nicht beeinträchtigt wurden, versteht sich von selbst. Die Kosten trug vollumfänglich das ASTRA. Zum Projekt Bauherrschaft: Bundesamt für Straßen (ASTRA), Abteilung Straßeninfrastruktur Ost, Filiale Bellinzona Bauherrenunterstützung und Oberbauleitung: Pöyry Schweiz AG, Chur Ausführung: ARGE Trafic: Implenia, Lazzarini, Zindel, Walo, Toldo Betonlieferant: Logbau AG, Maienfeld Planung und örtliche Bauleitung: IG dsp/SAG, dsp Ingenieure & Planer AG, Greifensee; Schällibaum AG Ingenieure und Architekten, Wattwil Zement: Holcim (Schweiz) AG Seite 13 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 13 11.02.16 09:04 Praxis Neues Online-Tool «E-Campus» Das Holcim Partner.net bietet das neue Online-Tool «E-Campus» rund um Kies, Zement und Beton an. Die Registrierung ist öffentlich und allen Interessierten zugänglich. Alle Nutzer können kostenlos Schulungen absolvieren und die Level-Kurse abschließen. → www.holcimpartner.net Fragen aus fünf Bereichen Im E-Campus wird mittels Multiple-Choice-Fragen Betonwissen aus folgenden fünf Bereichen abgefragt: 1 2 Zement Hydratation Wasser/Restwasser Betontechnologie Betontechnik Betonprüfung 3 4 Gesteinskörnung Zusatzmittel Zusatzstoffe Betonschäden Schulungsunterlagen 5 Betonarten Für die Bereiche, in welchen ein User am meisten Nachholbedarf hat, werden die passenden Schulungsunterlagen empfohlen. Dimension Nr. 32/2016 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 14 11.02.16 09:04 Training Zertifikate Jeder User kann online sein Betonwissen trainieren. Schwierigkeitsgrad und Umfang der Fragen können frei gewählt werden. Am Ende des Trainings erhält man eine Auswertung pro Bereich. Es gibt drei Zertifikatsstufen mit aufsteigendem Schwierigkeitsgrad. Ab 90 Prozent der erreichbaren Punktezahl gilt das Level als bestanden und das entsprechende Zertifikat kann bestellt werden. Level 1 – Bronze Level 2 – Silber Level 3 – Gold Experten-Call Haben Sie eine individuelle Frage rund um das Thema Betonbau? Dann nutzen Sie unseren Experten-Call und stellen Sie Ihre Fragen an unsere technischen Experten. Gerne beantworten wir Ihnen telefonisch offene technische Fragen oder unterstützen Sie dabei, den richtigen Lösungsweg zu finden. Individuelle Schulung «E-Campus» bietet individuelle Schulungen durch einen technischen Experten an: Das Schulungsprogramm wird den Wünschen der User entsprechend zusammengestellt und vor Ort beim Kunden in Kleingruppen durchgeführt. Seite 15 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 15 11.02.16 09:04 Praxis Sichtbeton im Passivhausstandard Das neue Verwaltungsgebäude der Firma Elsäßer Beton- Bauteile im baden-württembergischen Geisingen vereint in gelungener Ausführung anspruchsvolle Oberflächen aus Beton und energieeffiziente Bauweise. Wie ein Schiff ragt der Bürokomplex im Gelände hervor. Ansicht des neuen Gebäudes mit leicht ansteigender Rampe zum Hauseingang bei Nacht Dimension Nr. 32/2016 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 16 11.02.16 09:04 1 Autorin: Elke Groeger, Fotos: Nico Pudimat, Rottweil Seit 1972 ist die Firma Elsäßer, renommierter Hersteller von Betonfertigteilen, am Standort Geisingen direkt an der Bundesautobahn A81 ansässig. Nach mehreren Investitionen in der Produktion für hochmoderne Anlagentechnik erreicht das Familienunternehmen heute eine Kapazität von rund 620 000 Quadratmeter Betonfertigteilen pro Jahr im Dreischichtbetrieb. Zudem wurde 2012 eine Mattenschweißanlage integriert, die zwei Hallen mit der erforderlichen Bewehrung versorgt. Die stetige Expansion des Werkes zollte ihren Tribut. Das Verwaltungsgebäude war in die Jahre gekommen und bot nicht mehr genügend Platz. Nachdem die Produktion auf dem neuesten Stand war, ging es an die Realisierung des dringend benötigten Büroneubaus. 2 Architektonische Besonderheiten «Uns war klar, dass wir etwas Besonderes für die Zukunft und attraktive Arbeitsplätze schaffen wollen. So entschieden wir uns für den Passivhausstandard in Systembauweise, der dem Plusenergiehaus schon sehr nahe kommt», erläutert Marlies Elsäßer-Heitz, die heutige Geschäftsführerin und Tochter des Firmengründers. «Dass unser dreigeschossiges neues Verwaltungsgebäude eine eher eigenwillige Architektur aufweist, ist weniger ein Gag, sondern den Umweltgegebenheiten geschuldet.» Das Gebäude liegt nämlich in einem Gebiet, in dem das Flüsschen Aitrach in die Donau mündet. Hierbei han- «Fluvio 5 war prädestiniert, um die Besonderheiten wie die hellen, gleichmäßigen Oberflächen bei unserem neuen Verwaltungsgebäude umzusetzen.» delt es sich um ein potenzielles Überschwemmungsgebiet. So ist zu erklären, dass die beiden oberen Vollgeschosse auf allen Seiten fünf Meter über die Gebäudekante des ersten Geschosses, in dem Keller, Technik und auch ein Fitnessraum für die Mitarbeiter untergebracht sind, hinausragen. Dies erforderte eine deutlich höhere Bewehrung, beweist aber zugleich eindrucksvoll die enorme Tragfähigkeit des Baustoffs Beton. So mutet der Neubau wie ein Schiff an, das über dem Gelände aufragt. Auch die leicht ansteigende Rampe zum Hauseingang erscheint wie ein Schiffsanleger, dessen «Reling» gestalterische Elemente aus der Fertigung aufweist. «Als ich die Gitterträger in den Fertigteilen in der Produktion sah, war das für mich eine Inspiration, die Stützen des Geländers ebenso schräg anzuordnen. So war auch ein Bezug zum Produkt gegeben», beschreibt Architekt Günter Limberger, zertifizierter Passivhausplaner, die Entstehungsgeschichte des Aufgangs. 1 Detailansicht der strukturierten Sichtbeton-Fertigteile 2 Fassadenelemente mit Lasur: teils in strukturiertem Sichtbeton, teils glatt in Wischtechnik Gefertigt wurde das Nullemissionsgebäude maßgeblich aus Halbfertigteilen aus eigener Produktion: 3200 Quadratmeter Elementdeckenplatten, 2100 Quadratmeter Doppelwandelemente und 1100 Quadratmeter Thermowandelemente. Die besonders schöne helle Farbe des Betons ist Fluvio 5 von Holcim zu verdanken. Dieser Portlandkalksteinzement besteht aus den Hauptkomponenten Portlandzementklinker und hochwertigem Kalkstein, die sorgfältig aufeinander abgestimmt sind. Für die rund 1250 Kubikmeter Ortbeton kam der Zement Optimo 4 von Holcim zum Einsatz. Bei der Auswahl der Zemente für die optimale Betonrezeptur und während des gesamten Projekts standen Holcim Produktmanager Horst Erler und Sales Manager Markus Müller der Firma Elsäßer beratend zur Seite. Seite 17 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 17 11.02.16 09:04 Praxis Imposante Darstellung der Auskragung über dem Kellergeschoss Hilfreiche Informationen: Leitfaden mit Praxistipps für die Planung und Herstellung ‒ «Sichtbeton im Fertigteilwerk»: www.holcim-sued.de Passivhausstandard für die Zukunft Im Sommer 2013 war der Spatenstich für das «Schiff». Nach etwas mehr als einem Jahr Bauzeit wurde das Projekt im Oktober 2014 abgeschlossen. Auf etwa 2450 Quadratmeter Fläche sind attraktive Arbeitsplätze für bis zu 80 Mitarbeiter entstanden. Seitdem wissen die Mitarbeiter der Verwaltung von Elsäßer die Vorzüge des hochwertigen Komforts der Passivhausbauweise zu schätzen. Das kompakte Gebäude mit einem Heizenergiebedarf von maximal 15 kWh pro Quadratmeter und Jahr ist geprägt durch eine attraktive Sichtbetonfassade. Die Oberfläche der Fassadenelemente wurde zum Teil in strukturiertem Sichtbeton mit Matrizentechnik ausgeführt und anschließend mit einer Lasur in Wischcharakter optisch veredelt. Für die energieeffiziente Gebäudehülle wurden kerngedämmte, doppelschalige Außenwände, so genannte Thermowände, verwendet. Hervorzuheben ist insbesondere die Ausführung der Deckenelemente. «Dafür wurden in die Elemente Heizund Kühlleitungen eingebaut, durch die Wasser zirkuliert», so Marlies Elsäßer-Heitz. Je nach Temperatur entnimmt Dimension Nr. 32/2016 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 18 11.02.16 09:04 Die «Reling» des leicht ansteigenden Aufgangs mit gestalterischen Elementen aus der Fertigung das Wasser Wärme aus der Decke oder gibt Wärme an die Decke ab. Mit diesem System wird eine hochleistungsfähige, oberflächennahe Betonkernaktivierung realisiert. Gegenüber herkömmlichen Bauweisen kann damit die Temperatur in den Innenräumen merklich besser reguliert werden. Die noch erforderliche Restenergie im Gebäude wird durch einen Nahwärmeanschluss an das Produktionsgebäude gewonnen. Auf eine separate Heizanlage konnte verzichtet werden. Die massiven Betonwände dienen dem statischen Konzept und für eine optimale Schalldämpfung, so dass alle Mitarbeiter konzentriert arbeiten können. Eine Kühlung der Räume im Sommer wird zudem mittels Grundwasserbrunnen auf dem eigenen Grundstück erreicht. Die eingebaute Lüftungsanlage mit effizienter Wärmerückgewinnung von über 85 Prozent sorgt für eine exzellente Luftqualität. «Last but not least» ist auf dem Flachdach eine Photovoltaikanlage installiert, die den weiteren Energiebedarf zum Betrieb des Gebäudes deckt. Alles in allem hat das Landesumweltministerium den Bau mit seinen hervorragenden Energiewerten nicht umsonst als «Modellprojekt Klimaschutz» gefördert. Optische Finessen auch im Innenbereich Neben der hochwertigen Ausstattung mit Echtholz-Industrieparkett und der großzügigen, offenen Bauweise durften auch ein paar optische Highlights nicht fehlen. In den Besprechungsräumen und am zentralen Treppenaufgang wurden einzelne Wände mit Spachteltechnik in Betonoptik überzogen. Eine Wand im Eingangsbereich zieht besonders die Blicke auf sich. Hierfür wurde das Motiv reliefartig auf den Beton übertragen. So werden Mitarbeiter und Besucher auf besondere Weise empfangen. Offene, luftige Bauweise mit hochwertiger Ausstattung Zum Projekt Bauherrschaft: Egon Elsäßer Bauindustrie GmbH & Co. KG, Geisingen Architektur/Planung: Architekturbüro Limberger, Donaueschingen Bauunternehmen: örtliche Baufirmen Beton: • Elsäßer Beton-Bauteile, Geisingen (Fertigteile) • TBU Transport-Beton-Union GmbH & Co. KG, Bad Dürrheim (Ortbeton) Zement: Holcim (Süddeutschland) GmbH Seite 19 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 19 11.02.16 09:04 Praxis Das Spital steht auf fast 1300 Pfählen, die bis zu 25 Meter tief in den Boden reichen Dimension Nr. 32/2016 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 20 11.02.16 09:04 Pfahlbauer am Genfersee Spital Riviera-Chablais In einem Dorf im Kanton Waadt entsteht eines der größten Spitäler der Schweiz: das Hôpital Riviera-Chablais in Rennaz. Beim Fundament, das kürzlich fertiggestellt wurde, setzten die Baumeister auf eine innovative Lösung. Jetzt kann mit dem Bau des Krankenhausgebäudes begonnen werden. Autor: Marius Leutenegger «Wie oft ich schon ein Spital errichtet habe?», fragt Nicolas Jaquet, Inhaber des Waadtländer Bauunternehmens Jaquet SA, fast belustigt zurück. «Natürlich noch nie – neue Spitäler gibt es bei uns selten.» Das hat auch mit der hohen Krankenhausdichte in der Schweiz zu tun. Doch ausgerechnet sie ist der Grund dafür, dass in Rennaz gegenwärtig ein neues Spital entsteht. Die 800-Seelen-Gemeinde liegt am Ausgang des Rhonetals und nahe der Grenze von Waadt und Wallis. Die beiden Kantone errichten hier gemeinsam eine große Klinik mit über 300 Betten – und ersetzen damit fünf kleinere Akutspitäler, die zum Teil geschlossen und zum Teil neu genutzt werden. Die Zentralisierung erhöht Qualität und Effizienz, und weil bei den alten Häusern ein hoher Renovationsbedarf bestand, sparen die Kantone mit dem Neubau langfristig Geld. Allerdings stehen jetzt erst einmal Investitionen an: Das Hôpital Riviera-Chablais (HRC) kostet rund 315 Millionen Franken. Ein unauffälliger Koloss Das HRC wird nach seiner Eröffnung im Frühjahr 2018 zu den 20 größten Spitälern der Schweiz zählen; 2000 Mitarbeitende versorgen dann rund 180 000 Menschen in der Region. Trotz ihrer Größe soll die Anlage aber kein Fremdkörper sein im von kleinkörnigen Strukturen geprägten Dorf. Das dreistöckige Gebäude mit einer Größe von 115 auf 215 Metern ist äußerst kompakt und fügt sich auch dank einer Glasfassade schon fast diskret in die Landschaft ein. Der Entwurf des Spitals ging aus einem geladenen Wettbewerb hervor; er ist eine Gemeinschaftsarbeit von GD Architectes und Groupe-6. Zu den vielen Herausforderungen bei der Planung gehörte, dass das Spital wegen des hohen Grundwasserspiegels nicht unterkellert ist; alles muss mindestens auf Bodenniveau untergebracht werden. Umso eindrücklicher, wie zurückhaltend der Bau auf Plänen daherkommt. Seite 21 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 21 11.02.16 09:04 Praxis 1 1 Wegen des hohen Grundwasserspiegels ist der Bau nicht unterkellert 2 Rüttelverdichtung verhindert, dass sich Böden bei Erdbeben verflüssigen 3 Die bis zu 25 Meter langen Bewehrungseisen werden in den noch flüssigen Baustoff gestoßen Dimension Nr. 32/2016 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 22 11.02.16 09:04 2 3 Seite 23 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 23 11.02.16 09:04 Praxis In der Visualisierung wirkt das dreistöckige Gebäude dank einer Glasfassade beinahe filigran Juristisches Gerangel Geht es um öffentliche Projekte, mahlen in der Schweiz die Mühlen oft langsam: Das HRC kann auf eine mittlerweile 15-jährige Geschichte zurückblicken. Und die Vergabe der Bauaufträge verläuft bei solchen Projekten zuweilen ebenfalls holprig, so auch in diesem Fall. Zunächst wurde ein Totalunternehmen mit der Gesamtausführung beauftragt, doch unter- Die Kantone Waadt und Wallis errichten gemeinsam eine große Klinik mit über 300 Betten – und ersetzen damit fünf kleinere Akutspitäler. legene Mitbewerber zogen den Entscheid vor Gericht. Weil die Zeit bereits drängte, schrieb die Projektleitung eine erste Tranche noch vor dem endgültigen Gerichtsbeschluss neu aus. Sie umfasst den Bau des technischen Untergrunds und die Pfahlgründung; das Spital wird auf fast 1300 Pfählen stehen, die bis zu 25 Meter tief in den Boden reichen. Den Zuschlag für diese Tranche erhielt ein Konsortium aus fünf Firmen, darunter die Jaquet SA, zuständig für den technischen Untergrund, und das Bauunternehmen SIF-Groutbor, eine Tochtergesellschaft des französischen Konzerns Soletanche Bachy, zuständig für Rüttelverdichtung, Pfähle und Pumpschächte. Technische Innovation und logistische Herausforderung Für die erste Tranche des Spitalbaus wird viel Beton benötigt: 12 000 Kubikmeter für die Pfähle, 6000 Kubikmeter für den technischen Untergrund. Für diese speziellen Arbeiten schlug SIF-Groutbor ein innovatives Verfahren, die sogenannte «Rüttelverdichtung», vor. Dieses verhindert, dass sich Böden bei Erdbeben verflüssigen. Es wurde in der Schweiz noch nie genutzt, hat sich im Ausland, in Frankreich und in Dubai, aber bereits bewährt. Dabei verdichtet ein Tiefenrüttler den Boden unterhalb der Oberfläche des zukünftigen Gebäudes. «Mit dieser Methode konnten wir die Länge der Pfähle von 35 auf maximal 25 Meter reduzieren», sagt Ingenieur Alexandre Couturier, der bei SIF-Groutbor für die HRC-Baustelle zuständig ist. Voraussetzung für das Verfahren ist ein wassergesättigter Baugrund, wie man ihn auf dieser Baustelle vorfindet. Die Pfähle wurden mit Starsol© erstellt, einer Technik, die einen Hohlbohrer zusammen mit einem Tauchrohr einsetzt. Bei diesem Verfahren wird beim Herausziehen des Bohrers gleichzeitig Beton in das Loch eingepumpt. Die bis zu 25 Meter langen Bewehrungseisen werden in den noch flüssigen Baustoff gestoßen. Neue Rezeptur Um den engen Zeitplan einzuhalten, ist die Abfolge der Betonierarbeiten engmaschig, ein Pfahl wird in weniger als zwei Stunden erstellt, wobei gleichzeitig drei Bohrer im Einsatz sind. Das Verfahren von SIF-Groutbor verlangt einen Beton, der ausreichend lang flüssig bleibt: vom Pumpen bis zum Stoßen der Bewehrungseisen in die zuvor gegossenen Pfähle. Um diese Anforderungen zu erfüllen, entwickelte Holcim eine neue Rezeptur. Beim Bau des technischen Untergrunds kommen hingegen herkömmliche Betonsorten zum Einsatz. Das Bauunternehmen Jaquet SA wandte sich an Holcim als Betonlieferantin, da in Villeneuve, nur wenige Fahrminuten von der Baustelle entfernt, ein Betonwerk steht. Das Werk in Aigle wiederum fungiert als Reserve, was eine konstante Produktion großer Mengen garantiert. Dimension Nr. 32/2016 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 24 11.02.16 09:04 Darüber hinaus werden flexible und pünktliche Lieferungen erwartet, was an die Logistik große Herausforderungen stellt. Während der gesamten Bauzeit wurden spezifische Lösungen, wie beispielsweise das Pumpen von Magerbeton, partnerschaftlich entwickelt. Neuordnung der Bodenkörner während der Verdichtung vorher nachher Das Fundament ist inzwischen fertiggestellt, die Arbeit am eigentlichen Gebäude – dafür werden voraussichtlich etwa 60 000 Kubikmeter Beton benötigt – geht im Frühjahr los. Die Einweihung ist Ende 2018 geplant. Zum Projekt Bauherrschaft: Hôpital Riviera-Chablais, Vaud-Valais (HRC) Architektur: GD Architectes SA, Neuchâtel; Groupe-6, Grenoble (Frankreich) Bauleitung: SIF-Groutbor SA, Ecublens; Soletanche Bachy Pieux, Rungis Cedex (Frankreich) Statik: Karakas & Français, Lausanne; Daniel Willi SA, Montreux Konsortium Los 1: SIF-Groutbor SA, Ecublens; Soletanche Bachy Pieux, Rungis Cedex (Frankreich); Jaquet Construction SA, Rennaz Beton: Holcim BF+P SA, Werk Villeneuve Ein Pfahl wird in weniger als zwei Stunden erstellt, wobei gleichzeitig drei Bohrer im Einsatz sind www.hopitalrivierachablais.ch Seite 25 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 25 11.02.16 09:05 Praxis Schwieriger geht kaum Staumauer Gries Beton härtet bei Temperatu- ren unter fünf Grad kaum aus. Was also tun, wenn man in eiskaltem Gletscherwasser ein Rohr betonieren muss? Holcim machte das scheinbar Unmögliche möglich. Autor: Marius Leutenegger Der Griessee im Wallis liegt auf fast 2400 Meter ü. M. und ist damit der höchstgelegene Stausee der Schweiz. Er dient seit 50 Jahren der Stromerzeugung. Wie bei alpinen Wasserspeichern üblich, hat sich in ihm im Lauf der Zeit viel Sediment abgelagert. «Jedes Jahr verliert man bei solchen Stauseen wegen der Ablagerungen durchschnittlich ein Prozent Volumen», weiß Andy Kaufmann. Er ist Ingenieur bei HYDRO Exploitation SA, einem Walliser Unternehmen, das sich um den Unterhalt und Betrieb von Wasserkraftwerken kümmert und auch für den Griessee der KW Aegina AG zuständig ist. Eine Expertengruppe der HYDRO Exploitation entwickelte darauf einen völlig neuen Lösungsansatz. Bei einem Stausee gelangt das Wasser durch eine Druckleitung zur Turbine; die Fassung befindet sich in Bodennähe, also dort, wo die Sedimente sind. «Wir wollten nun die bestehende Druckleitung durch ein L-förmiges Rohr aus Glasfaserkunststoff nach oben verlängern», sagt Andy Kauf- mann. Ziel: Es gelangt nur Wasser aus höheren Schichten ins Kraftwerk, die Sedimente können sich weiterhin am Boden ablagern. Diese Lösung führte aber zu einem Problem: Weil man das sedimenthaltige Wasser nicht vollständig ablassen durfte, musste das Rohr im etwa ein Grad kalten Wasser in der Wasserfas- Üblicherweise werden die Ablagerungen irgendwann ausgespült – denn gelangen zu viele Sedimente ins Kraftwerk, schädigen sie die Turbinen. «Am Griessee war das Ausspülen aber aus ökologischen und technischen Gründen nicht möglich», sagt Andy Kaufmann. Der Griessee wird von einem Gletscher gespeist, deshalb sind die Partikel im Wasser besonders fein – und diese hätten den Fischen geschadet, die unterhalb des Stausees leben. Die Anlieferung des Baustoffs in die eher unwirtliche Gegend, eineinhalb Stunden vom Betonwerk entfernt, war eine große logistische Herausforderung. Dimension Nr. 32/2016 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 26 11.02.16 09:05 Zum Projekt Bauherrschaft: Kraftwerke Aegina AG Planung: HYDRO Exploitation SA, Sion Ausführung: HYDRO Exploitation SA, Sion Beton: Holcim Praz SA, Sion sung betoniert werden. Beton härtet bei so eisigen Temperaturen aber nicht aus. «Ein Jahr vor den Arbeiten kam die HYDRO Exploitation auf uns zu, um das Projekt zu planen», sagt Raymond Wyssen, Verkaufsverantwortlicher von Holcim für das Wallis. Die große Frage: Welcher Beton passt? Herausfordernd war nicht allein die Wassertemperatur. «Jedes Jahr verliert man bei solchen Stauseen wegen der Ablagerungen durchschnittlich ein Prozent Volumen.» Die Baustelle, die nur über ein Sträßchen von der Passhöhe des Nufenen aus erreichbar ist, liegt über eineinhalb Fahrstunden vom nächsten Werk entfernt; die Aushärtung des angelieferten Baustoffs musste daher erst verzögert und vor Ort wieder beschleunigt werden. «Unser Produktionsleiter Robert de Joffrey fand aber eine Lösung für alle Probleme», sagt Raymond Wyssen. Dazu trugen auch Tests in den riesigen Der Griessee ist der höchstgelegene Stausee der Schweiz. Die 60 Meter hohe und 400 Meter lange Talsperre wurde zwischen 1963 und 1966 gebaut. Das sedimentreiche Restwasser durfte nicht abgelassen werden – deshalb war Betonieren im eiskalten Nass unausweichlich. Kühlräumen der Frucht- und Gemüseproduzenten von Saillon bei. «Wir füllten einen Container mit Wasser, kühlten es auf ein Grad ab, betonierten darin große Würfel und beobachteten sie.» Schließlich fand man die ideale Rezeptur. Welche? Das bleibt ein Geheimnis. Nur so viel: Im Griessee kam selbstverdichtender Beton zum Einsatz. Die zweite große Herausforderung betraf das Betonieren selbst: Die Sichtweite im eiskalten Wasser war wegen der vielen Sedimente gleich null. Damit sie jeden Handgriff blind beherrschten, trainierten die hinzugezogenen Marinetaucher das Betonieren trocken an einem Modell in Originalgröße. Die Arbeiten fanden schließlich im Juni und Juli statt, weil dann die Straße schneefrei war. Drei Tage lang lieferte Holcim je 20 Kubikmeter Spezialbeton an. Die minutiöse Vorbereitung und die akkurate Planung zahlten sich aus – und das große Vertrauen, das der Kunde Holcim entgegenbrachte, wurde gerechtfertigt. «Die Zusammenarbeit war schlicht genial!», schwärmt Andy Kaufmann. «Holcim bewies: Mit dem richtigen Willen kann man auch etwas erreichen, das zu Beginn unmöglich schien.» Seite 27 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 27 11.02.16 09:05 Praxis 1 Ein Bijou für die Gemeinde Bettingen Autorin: Ingeborg Spillmann Mitten im Dorfkern von Bettingen, einer der drei Gemeinden des Kantons Basel-Stadt, steht der Baslerhof, ein Herrensitz mit mehreren Gebäuden, dessen Geschichte bis weit ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Heute wirtschaftet im Wohnhaus ein weitherum bekannter Landgasthof. Die dazugehörige Scheune mit ihrem 300-jährigen Giebeldach stand lange leer und drohte zu verfallen. Mit einem Kraftakt gelang es der Gemeinde, das Gebäude zu erwerben und zu sanieren. Ab Juni soll die «Baslerhofscheune» als Mehrzweckraum der Allgemeinheit offenstehen. Mehr als 300 Jahre hat die alte Scheune überdauert, sie diente als Stall und Remise und überlebte mehrere bauliche Veränderungen. In den vergangenen Jahren kam unfreiwillig Bewegung in die Sache. «Verschiedene Eingriffe im Gebälk zwangen den Dachstock in einen Spagat und ließen die Giebelwände flattern», sagt Herbert Schmid vom Büro Merki Schmid Architekten, Basel. Auch die spezielle Lage der Parzelle im Talboden, wo Hangwasser, punktuelle Quell- und Grundwasseraufstösse jedem Biotop zur Ehre gereicht hätten, verlangte nach raschen Eingriffen. Mittlerweile ist das Gebäude umfassend saniert: Ein Betongurt stabilisiert die Außenwände. Die ursprüngliche Binderkonstruktion wurde wiederhergestellt, das Bruchsteinmauerwerk abgedichtet und die Gebäudehülle erdbebensicher überholt. Dimension Nr. 32/2016 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 28 11.02.16 09:05 1 Der neue eingeschossige Erweiterungsbau ersetzt den ursprünglichen Holzanbau 2 2 Die über 300 Jahre alte Baslerhofscheune vor der Sanierung 3 Der verarbeitete Beton wirkt in seiner Optik, Struktur und Haptik wie ein verwitterter Holzbau 3 Das Raumkonzept von Merki Schmid Architekten, den neuen Anbau als unprätentiösen Betonkubus zu gestalten und das Gebäude von allen «Zutaten» aus dem 20. Jahrhundert zu befreien, setzte sich im Ideenwettbewerb durch. Anstelle der nachträglich hinzugefügten Annexbauten und der Einbauten im Erdgeschoss samt Zwischendecke ist die ganze Anlage nunmehr eingeschossig konzipiert. Im neuen Erweiterungsbau, der den ursprünglichen Holzanbau ersetzt, sind das Foyer, ein Sitzungszimmer, die Küche und Sanitärbereiche untergebracht. Ein Meisterstück Der beim Neubau verwendete Beton wirkt in seiner Optik, Struktur und Haptik wie ein verwitterter Holzbau. Die Anmutung geht sogar so weit, dass das alte Scheunentor samt Türangel und Scharnier des alten Anbaus abgebildet wurde. Dafür wurde auf die Holzschalung eine zweite Schalung mit sägerohem Holz montiert; Türfalle und Scharniere wurden vom Polier mit einem Stechbeitel von Hand herausgearbeitet. So täuschend echt und edel der Anbau wirkt, so schwierig war die Verarbeitung des gelblichen Betons, dessen Farbton an das verwitterte Holz der ehemaligen Scheune erinnert. «Die Zugabe des Farbpulvers verdickte den Pumpbeton und die rohe Holzschalung saugte zusätzlich Wasser», sagt Baumeister Christian Morath von der MORATH + CROTTAZ AG, Basel. Rund 110 Kubikmeter farbigen Beton lieferte das Werk Birsfelden der Holcim Kies und Beton AG. «Um die einheitliche Qualität des Betons sicherzustellen, wurde jede Charge bei der Produktion im Werk, bei der Ankunft auf der Baustelle und optisch beim Einbau kontrolliert», sagt Fritz Buser, Anwendungstechniker im Werk Birsfelden. Das historische Dach blieb nahezu unverändert: Es wurde auf der bestehenden Struktur neu aufgebaut und zusätzlich schallisoliert, wobei die Konstruktionsuntersicht erhalten bleibt. Die Schalldämmung erlaubt eine Lärmintensität bis zu 100 Dezibel – da dürfte auch eine Jamsession mit Saxophon und drei Posaunen drin sein. Zum Projekt Bauherrschaft: Gemeinde Bettingen Ausführung: MORATH + CROTTAZ AG, Basel Planung: Merki Schmid Architekten GmbH, Basel; Gruner Lüem AG, Basel Beton: Holcim Kies und Beton AG, Werk Birsfelden Zement: Optimo 4, Holcim (Schweiz) AG Seite 29 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 29 11.02.16 09:05 Mitarbeiterportrait Dimension Nr. 32/2016 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 30 11.02.16 09:05 FRANÇOIS GIROD WERKLEITER ZEMENTWERK ECLÉPENS, HOLCIM (SCHWEIZ) AG Für zweierlei ist das Dorf Eclépens bekannt: für die Knochenfunde von Menschen aus der Eisenzeit, die unfreiwillig ihr Leben lassen mussten, und für das einzige Zementwerk der Holcim in der Westschweiz. Beider Schicksal ist eng mit dem Berg Mormont verknüpft. Das Werk bezieht seinen Kalkstein aus dem Steinbruch am Mormont und möchte dies auch noch die nächsten Jahre tun. Mittendrin steht François Girod. Der Werkleiter muss täglich zwischen Umweltschutz und Wirtschaft vermitteln, Antike gegen Moderne abwägen und Brücken zu Anwohnern und Behörden bauen. Die Zementproduktion ist ein bedächtiges Geschäft. Ganz langsam dreht sich der Drehrohrofen, um aus Kalkstein und Mergel den Klinker, das Ausgangsmaterial für Zement, zu brennen. Von dieser Bedächtigkeit ist im Büro von François Girod wenig zu spüren, hier laufen die Drähte zusammen und die Telefone heiß. Seit sechs Jahren leitet der promovierte Geologe das idyllisch im Waadtländer Bezirk Cossonay gelegene Zementwerk. «Meine große Familie», sagt der zweifache Familienvater mit einem Augenzwinkern und deutet auf das Werksfoto mit den über 100 Mitarbeitenden, die mehrheitlich aus der Region stammen. Der Job des Werkleiters hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Genügte es früher, die Produktion im Griff zu haben, muss man heutzutage das Werk und seine Belange offensiv nach außen vertreten. Industriebetriebe haben in der Schweiz je mehr je länger einen schweren Stand. Die Gewinnung und Verarbeitung von natürlichen Ressourcen wie Kalkstein wird von der Bevölkerung immer weniger goutiert. Daran ändern auch die Anstrengungen der gesamten Branche in puncto Umweltschutz, CO2-Reduktion und Biodiversität wenig. «Manchmal vermisse ich die Bereitschaft zu Kompromissen, die eine verantwortungsvolle Gesellschaft eingehen muss, wenn sie zwischen Lebensqualität und Umweltschutz abwägen will», sagt François Girod. Das Werk Eclépens hat seine Produktionsleistung und seine Umweltbilanz deutlich verbessert. Mehrere Allzeitrekorde wurden erzielt, insbesondere im Bereich der energetischen Verwertung von Abfällen. Der Anteil dieser alternativen Brennstoffe liegt im Werk Eclépens bei 70 Prozent. Durch den Verzicht auf fossile Brennstoffe wie Kohle oder Erdöl wurden die CO2-Emissionen erheblich reduziert. Die Schweizer Zementindustrie steht unter großem Druck. Mit der Aufgabe der Franken-Untergrenze nahmen die Importe und der Druck auf den heimischen Markt spürbar zu. «Importierter Zement kann nicht die Lösung sein», sagt François Girod. «Das hieße, die Verantwortung für eine nachhaltige Produktion ins Ausland zu schieben.” Seit über 60 Jahren produziert das Werk Qualitätszement und leistet damit einen Beitrag für die Entwicklung der Region. Als Nächstes plant François Girod die Steinbrucherweiterung im Gebiet La Birette: «Wir sind Teil dieser Region und für jede nachhaltige Lösung offen.» ZUR PERSON François Girod leitet seit 2010 das Holcim Zementwerk in Eclépens, Kanton Waadt. Das Werk wurde 1953 gegründet und beschäftigt rund 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. → Informationen zur geplanten Erweiterung finden Sie unter: www.cimenterie-eclepens.ch «Als Werkleiter vermittelst du zwischen oben und unten, links und rechts und zwischen Wunsch und Wirklichkeit.» Seite 31 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 31 11.02.16 09:05 Holcim (Süddeutschland) GmbH Dormettinger Straße 23 72359 Dotternhausen Deutschland Telefon +49 7427 79 0 Telefax +49 7427 79 201 [email protected] www.holcim-sued.de 02_HCH_Dimension_Nr32_SGE_RZ.indd 32 11.02.16 09:05
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