Strength. Performance. Passion.
Dimension
Das Kundenmagazin von Holcim Central Europe West
BAUEN MIT BETON – VIELSEITIG UND INDIVIDUELL
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«Verdrehtes» Hochhaus
von Zaha Hadid in Mailand
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Pfahlbau: Spital
Riviera-Chablais
AUSGABE 32, FEB 2016
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Betonieren in großer Kälte:
Staudamm am Griessee
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Editorial
Bekenntnis zum Standort Schweiz
«Think global, buy local» ist für
viele umweltbewusste und
verantwortungsvolle Menschen
zum Leitsatz geworden.
Die Zement- und Betonproduktion
ist ein sehr lokales Geschäft.
Nur lokal abgebaut und verarbeitet macht dieser vielseitigste aller
Baustoffe Sinn. Lange Transportwege rechnen sich nicht und
belasten die Umwelt. Kalk und
Mergel werden in Schweizer Steinbrüchen unter strengen ökologischen
Auflagen gewonnen und in nahe gelegenen Werken zu Zement
verarbeitet. Der damit produzierte Beton wird an Baustellen in der
Region geliefert.
Beim Trend zum lokalen Produkt stellen wir aber einen Widerspruch fest.
Während lokal hergestellte Lebensmittel und andere Konsumgüter zu
Recht höchstes Ansehen genießen, stellen wir eine zunehmende
Entfremdung der Bevölkerung vom produzierenden Sektor fest. Unsere
Volkswirtschaft besteht nicht nur aus dem Dienstleistungssektor,
sondern auch aus der Industrie, aus der physischen Herstellung von
Gütern.
Was bedeutet dieser Widerspruch für die Baustoffindustrie? Der Zugang
zu unserem Rohstoff wird immer schwieriger. Alle wollen lokale Produkte, aber keiner will einen Steinbruch in der Nähe haben. Unsere Zementwerke in Eclépens, Untervaz und Siggenthal sowie unsere Kies- und
Betonwerke sind ein Bekenntnis zum Produktionsstandort Schweiz. Wir
wollen hier investieren und erweitern, damit wir weiterhin Rohmaterial
abbauen und die schweizerische Bauindustrie mit lokal hergestellten
Baustoffen versorgen können. Wir wollen investieren, weil wir an unser
Geschäft glauben und wissen, wie viele Arbeitsplätze davon abhängen.
Aber dafür brauchen wir Planungssicherheit und ein stabiles, wirtschaftsfreundliches Umfeld. Ein Unternehmen investiert nur, wenn klar
ist, dass sich dies auszahlen wird.
Gerd Aufdenblatten
CEO Central Europe West
Fachwissen, praktische Tools und
eine Diskussionsplattform mit Fachexperten finden Sie auf dem Partner.net unter
www.holcimpartner.net
Besuchen Sie uns auf unserer
Website www.lafargeholcim.com oder
unter www.facebook.com/LafargeHolcim
Fragen oder Anregungen zur
«Dimension» nehmen wir gerne entgegen
unter [email protected]
Impressum
Herausgeberin: Communications and
Public Affairs Holcim Central Europe
West, Holcim (Schweiz) AG
Chefredaktion: Ingeborg Spillmann
Autoren: Marius Leutenegger,
Elke Groeger, Ingeborg Spillmann
Gestaltung: Source, Zürich
Druck: Multicolor Print AG, Baar
Titelbild: Baustelle des Hôpital
Riviera-Chablais (HRC) in Rennaz im
Kanton Waadt
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Inhalt
Aktuell
4 Aktuelles auf einen Blick
Meinungen
6 Kaspar E. A. Wenger / Gian-Luca Lardi
Mitarbeiterportrait
30 FranÇois Girod, Werkleiter Zementwerk
Eclépens, Holcim (Schweiz) AG
Praxis
8
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16
20
26
28
Hoch hinaus in der Stadtoase
Oase für Hirsch und Hase
Neues Online-Tool «E-Campus»
Sichtbeton im Passivhausstandard
Pfahlbauer am Genfersee
Schwieriger geht kaum
Ein Bijou für die Gemeinde Bettingen
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Betonieren am höchstgelegenen Stausee der Schweiz
im ein Grad kalten Wasser
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Tolle Aussicht: Vom Hadid Tower aus überblickt man
das in die Höhe gewachsene Mailand
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In Rennaz entsteht eines der größten Spitäler
der Schweiz
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Aktuell
Verborgene
Schätze in Kiesgruben
NEST(Bau) für Innovationen
Die Schweiz ist seit Jahren Spitzenreiter im Global Innovation Index.
Damit das auch so bleibt und neue Bau- und Energietechnologien noch
schneller auf den Markt kommen, setzt eine Kooperation zwischen Forschung, Wirtschaft und öffentlicher Hand auf das modulare Forschungsund Innovationsgebäude NEST. Das Zukunftshaus auf dem Gelände der
Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) in
Dübendorf, Kanton Zürich, wird im Frühling eröffnet.
Das modular aufgebaute Gebäude besteht aus einem zentralen Rückgrat –
dem «Backbone» – und drei offenen Plattformen.
Das zweigeschossige Penthouse «HiLo» dient der Erforschung von ultradünnen Dachkonstruktionen und Hochleistungsfaserbetonen. Das Modul
«Meet2Create» untersucht das Zusammenspiel von Mensch, Raum und
Technik im Arbeitsprozess. «Vision Wood» ist ein Wohnmodul für Studierende, das Innovationen rund um den Werkstoff Holz fördert.
Holcim ist Partnerin des Projekts NEST und lieferte den Beton für den
«Backbone». Zudem unterstützt sie «HiLo» finanziell und mit ihrem
Know-how bei der Planung und Materialbestimmung der ultradünnen
Tragkonstruktion.
→ Mehr Informationen auf www.empa.ch/de/web/nest
Versteinerte Hölzer sind unter
Klimaforschern heiß begehrt. Anhand von Jahrringbreite, Holzdichte,
Anatomie und Isotopenzusammensetzung lassen sich vergangene
Umwelt- und Klimabedingungen
rekonstruieren. In Kiesabbaustätten
der Holcim wurden in der Vergangenheit schon fossile Baumstrünke
entdeckt. Besonders ergiebig sind
die Funde im Kieswerk Aigle, wo Kies
unter Wasser abgebaut wird. Die Eidgenössische Forschungsanstalt für
Wald, Schnee und Landschaft (WSL)
in Birmensdorf und ihr Departement
für Jahrringforschung (Dendrochronologie) werten die Funde aus
Aigle – insgesamt 29 Bäume – aus.
Die Ergebnisse dienen der Verbesserung der sogenannten Kohlenstoffdatierung, die zur Bestimmung
des Alters von organischen Verbindungen genutzt wird.
Ausgezeichnetes «Erlebnis»
Wie aus einem ehemaligen Steinbruch eine Attraktion in einer
Region entstehen kann, zeigen die
Gemeinde Dormettingen und die
Holcim (Süddeutschland) GmbH. Im
Sommer 2014 wurde nach Jahrzehnten des Schieferabbaus zwischen
dem Zementwerk und der Gemeinde
Dormettingen eine über zehn Hektar
große Fläche zum «SchieferErlebnis»
umgestaltet. Das Gelände umfasst
einen Bergbauspielplatz, einen
großen Fossilienklopfplatz für Kinder
und Erwachsene, Infostationen rund
um die Geologie und Rohstoffe, ein
Amphitheater und ein Restaurant.
Die Architektenkammer im Zollernalbkreis zeichnete die Neugestaltung
der Landschaft mit der Plakette «Beispielhaftes Bauen» aus. Außerdem
ist das SchieferErlebnis nominiert
für den baden-württembergischen
Staatspreis «Baukultur» – diese Würdigungen sind für die Verantwortlichen von Holcim und der Gemeinde
ein besonderes Erlebnis.
→ Mehr Informationen auf
www.schiefererlebnisdormettingen.de
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Sicherheit auf dem Werksgelände
Holcim unternimmt große Anstrengungen, um das Risiko von
Unfällen zu minimieren. Der neue Flyer «Ihre Sicherheit ist uns
wichtig» richtet sich an Selbstabholer und Besucher und erläutert
richtiges und sicheres Verhalten auf dem Werksgelände.
→ www.holcim.ch/publikationen-events.html
Heiliger BIMbam
Die Schweiz drückt aufs Gaspedal:
Mit der offiziellen Gründung der
Interessengemeinschaft «Bauen
Digital Schweiz» an der «Swissbau»
in Basel im Januar 2016 beamt sich
die Bau- und Planungsbranche ins
digitale Zeitalter. BIM heißt das Zauberwort, das die Arbeitswelten von
Architekten, Ingenieuren und Planern
revolutionieren soll. Mit Building
Information Modeling, kurz BIM,
werden Bauobjekte künftig zweifach
realisiert: zunächst als digitales
Gebäudemodell und anschließend
als reales Objekt. In einer Datenbank
werden alle erforderlichen Daten
erfasst, die Projektbeteiligten sitzen
virtuell «an einem Tisch». Vorteile der
BIM-Planungsmethode sind Steigerung der Effizienz und Planungsqualität wie auch Verbesserung der
Kosten- und Zeitplanung. Holcim
ist Mitglied der Interessengemeinschaft «Bauen Digital Schweiz» und
Partnerin von «buildup», der größten
Online-Produkteplattform der
Schweiz.
→ Mehr Informationen auf
www.bauen-digital.ch
Kalender
24. August 2016
21. Holcim Betontagung
in Zürich
28. Mai – 27. November 2016
Venice Architecture Biennale
in Venedig
Weitere Infos zu Aktuellem unter
www.holcim.ch
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Meinungen
Aufschwung. Heute kanalisiert der zweispurige
Gotthardtunnel, der am 5. September 1980
eröffnet wurde, den Verkehrsstrom zwischen
den beiden großen Wirtschaftsräumen Italien
und Nordwesteuropa.
Kaspar E. A. Wenger,
Präsident des Verwaltungsrats
der Holcim (Schweiz) AG
Ja zum Sanierungstunnel
Vor über 200 Jahren bekräftigte das Tessin
den Bund mit der Eidgenossenschaft. Damals
wurde es von Napoleon Bonaparte vor die
Wahl gestellt, sich zur Lombardei oder zur
«Helvetischen Republik» zu bekennen. Heute
geht es wieder um ein Bekenntnis bei der
Abstimmung zur zweiten Röhre. Nur diesmal
in umgekehrter Richtung. Am 28. Februar wird
sich zeigen, ob sich die deutsch- und französischsprachige Schweiz zum italienischen
Kanton bekennt und welche Rolle die Schweiz
im Herzen Europas zukünftig einnehmen wird.
Steht sie zur Wirtschaftsfreiheit und setzt sie
sich ein für freien Warenverkehr? Darüber
stimmen wir ab.
Viel ist in den vergangenen Monaten geschrieben worden: über die Kosten, die Sicherheit,
die Verfassung, das Für und Wider einer Verladelösung. Aber das Wichtigste ging darüber
vergessen: Der Gotthard ist die Lebensader der
Schweiz.
Mit der Eröffnung der Gotthardbahn im Jahr
1881 erlebte das Tessin einen wirtschaftlichen
In den Kantonen Tessin, Zürich, Zug, Schwyz
und Uri lebt ein Viertel der Schweizer Bevölkerung. Eine gute Erreichbarkeit und eine funktionierende Anbindung sind zentral für die
wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung einer Region.
Eine Voll- oder Teilsperrung des Gotthardtunnels mit einem Bahnverlad, so wie es die
Gegner vorschlagen, hieße nichts anderes,
als das Tessin von der restlichen Schweiz
abzukoppeln. Der Kanton ist stark vom Tourismus abhängig und kämpft wie fast alle
Tourismusregionen mit einem starken Rückgang der europäischen Logiernächte, seit die
Schweizerische Nationalbank den Mindestkurs
aufhob. Das Tessin kommt bei einer Schließung
des Straßentunnels nicht nur touristisch
unter Druck, sondern die gesamte Wirtschaft
leidet.
Der Bau einer zweiten Gotthardröhre ist die
ökonomisch vernünftigste Lösung. Nach
abschließender Güterabwägung sind die
negativen Folgen für alle Beteiligten beim
Bahnverlad größer als beim Bau des Sanierungstunnels.
Außerdem würde der Verkehr im 17 Kilometer
langen, getrennt geführten Straßentunnel
bedeutend sicherer. Der heutige Gegenverkehr
birgt ein hohes Unfallrisiko. Bei europäischen
Tunneltests landet die Gotthardröhre deshalb
seit Jahren abgeschlagen auf den hinteren
Rängen. Mit einer zweiten Röhre erreichen wir
zweierlei: mehr Sicherheit und einen engen
nationalen Zusammenhalt.
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Gotthard: Will sich der SBV einen
Vorteil verschaffen?
Im Abstimmungskampf über den Sanierungstunnel am Gotthard wird den Befürwortern
vorgeworfen, sich nur aus eigenem Interesse
für ein Ja am 28. Februar einzusetzen. Uns vom
Schweizerischen Baumeisterverband hält man
vor, dass wir uns nur engagieren, weil bei der
Sanierungsvariante mit Ersatzröhre die Investitionen größer seien und wir uns ganz einfach
Arbeit verschaffen möchten. Wer aber die
Ausgangslage nüchtern analysiert, erkennt,
dass das Gegenteil der Fall ist: Wegen seiner
Milliarden-Vertragssumme wird der Bau des
Sanierungstunnels Bauunternehmen aus ganz
Europa anziehen, welche sich im Rahmen der
Ausschreibung einen intensiven Wettbewerb
liefern werden. Die Geschichte der Vergabe des
Ceneri-Basistunnels wird sich wiederholen:
Damals wurde nach einem langen und teuren
Ausschreibungsverfahren der Zuschlag einem
ausländischen Unternehmen erteilt, welches
die eigene Organisation zwecks Baustellenadministration in die Schweiz verlegen musste.
Unsere Firmen gingen leer aus.
Ein anderes Szenario zeichnet sich ab, falls die
von den Gegnern unterstützte Variante – der
Bau von zahlreichen Verladeanlagen – umgesetzt wird. Dieses Projekt würde in markant
kleineren Baulosen realisiert, was für unsere
lokale Unternehmensstruktur interessanter
und zweckmäßiger wäre. Würde der SBV also
nur seine eigenen Interessen wahrnehmen,
müsste er sich für die Verladestationen enga-
Gian-Luca Lardi,
Zentralpräsident des Schweizerischen
Baumeisterverbands
gieren. Eigennutz wäre, wenn wir uns an ein
Tessiner Sprichwort halten würden: «Fa e desfà
l’è tüt laurà» oder zu Deutsch «Montieren und
Demontieren bringt immer Arbeit».
Warum setzt sich der SBV dennoch für die
zweite Röhre ein? 1. Diese Investition ist
technisch bei Weitem weitsichtiger. In den
letzten Monaten sind viele selbst ernannte
Spezialisten und Experten in den Medien
aufgetaucht, aber Tatsache ist, dass die
Baumeister die Tunnel wirklich selbst bauen.
2. Für den SBV ist es nicht akzeptabel, das
Tessin mehrere Jahre lang zu isolieren. Das
Handeln unseres Verbands ist also alles andere
als egoistisch. Folglich empfehle ich allen
Schweizer Bürgern, die Gotthard-Vorlage
vom 28. Februar mit einem klaren Ja anzunehmen.
Ein offener Dialog ist uns wichtig. Schreiben Sie uns, wenn Sie
Anregungen haben oder mehr über Holcim wissen wollen.
[email protected]
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Praxis
Hoch hinaus
in der Stadtoase
Quartier «CityLife» Mitten in Mailand liegt eine der
größten Baustellen Europas: Auf dem ehemaligen
Expogelände entsteht das neue Quartier «CityLife».
Geprägt wird es von einem Park und drei bahnbrechenden Wolkenkratzern. «Den Verdrehten» entwarf
die irakisch-britische Stararchitektin Zaha Hadid.
Holcim Italien liefert für das anspruchsvolle Projekt
eine breite Palette von Betonmischungen und
technischen Support.
Autor: Marius Leutenegger
Mailand gilt als globaler Hotspot der
Designszene – doch bezüglich Architektur herrschte hier lange Stillstand.
Wer sich für klassische Baukunst interessierte, war mit dem Dom, dem Castello
Sforzesco und der Galleria Vittorio Emanuele II gut bedient. Doch Gegenwartsbauten? Da dachte man vielleicht an
das Pirelli-Hochhaus von 1958. Mit
seinen 127 Metern war es bis 2010 das
höchste Gebäude der Stadt. Mailand
wollte architektonisch offenbar nicht
hoch hinaus. Das hat sich inzwischen
aber grundlegend geändert: In der lombardischen Metropole wird viel und vor
allem in die Höhe gebaut. Zum Beispiel
an der Porta Nuova, wo ein riesiges
neues Stadtquartier mit imposanten
Wolkenkratzern entstanden ist. Oder auf
dem Neubaugebiet «CityLife» westlich
des Parco Sempione; hier befand sich
einst die Mustermesse, die vor über zehn
Jahren an den Stadtrand zog.
Der Gerade, der Krumme …
Das frühere Messegelände wurde 2004
von einem Konsortium unter Führung
des Versicherungskonzerns Generali
übernommen. Der Masterplan, entworfen vom polnisch-amerikanischen
Architekten Daniel Libeskind, sieht
eine vielfältige Nutzung des 360 000
Quadratmeter großen Areals vor. Zum
einen entsteht hier ein riesiger Park,
eine Stadtoase mit Wasserläufen und
Tausenden von Bäumen; zum anderen
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Schneller als geplant: Statt 15 sind bereits 21 Stockwerke gebaut. «Der richtige Baustoff kann die Bauzeit verkürzen», weiß Attilio Berrino,
Leiter Großprojekte bei Holcim Italien. Im Hintergrund der fast fertige Wolkenkratzer von Arata Isozaki
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Praxis
sind luxuriös-elegante Wohnsiedlungen
für rund 4000 Leute, Einkaufszonen, Restaurants, ein Museum, ein Velodrom und
ein Kongresszentrum geplant, im Bau
oder bereits fertiggestellt. Geprägt wird
der Stadtteil aber von drei spektakulären Wolkenkratzern. Der Volksmund hat
für jeden von ihnen bereits einen passenden Übernamen gefunden. Der mit
207 Metern höchste, vom Japaner Arata
Isozaki entworfene und fast fertige
Turm heißt «Der Gerade». Der mit 168
Metern kleinste, sich in Planung befindliche Wolkenkratzer ist «Der Krumme»;
seine exzentrische Form, die an ein geblähtes Segel erinnert, verrät die Handschrift von Daniel Libeskind.
… und der Verdrehte
Der mittlere der drei Türme befindet
sich mitten im Bau: «Lo Storto», «Der
Verdrehte», entworfen von der irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid.
Das 175 Meter hohe Gebäude verdient
sich seinen Übernamen redlich, denn es
schraubt sich spiralförmig in die Höhe.
Die durchgehenden Säulen hinter der
Fassade sind alle geneigt und tragen die
vertikalen Lasten; wegen der Drehung
sind keine zwei Stockwerke gleich. Im
Innern des Turms steckt ein kerzengerader Kern; er trägt die Querlasten
und sorgt für horizontale Versteifung.
An ihm festgemacht sind die außergewöhnlich dünnen Bodenplatten der 44
Stockwerke. Das Gebäude besteht vorwiegend aus Beton, und jedes seiner
Elemente stellt höchste Anforderungen
an die verschiedenen Sorten. «Unsere
Erfahrung im Management von Großaufträgen ist sicher einer der Gründe,
weshalb wir bei diesem Projekt als
Lieferant gewählt wurden», sagt Carlo
Belloni, Area Manager für Kies und Beton
bei Holcim Italien. Für den Hadid Tower
sei zuerst ein Portfolio mit 41 verschiedenen Mischungen ausgearbeitet worden; davon kämen jetzt 15 bis 20 Produkte zum Einsatz. Insgesamt werden
zwischen 90 000 und 100 000 Kubikmeter Beton verbaut.
Zuverlässigkeit ist alles
Errichtet wird der Hadid Tower vom Bauunternehmen CMB, das bereits mehrere
Wolkenkratzer in Mailand hochgezogen
hat – oft in Zusammenarbeit mit Holcim.
«Bei der Wahl des Baustofflieferanten
sind zwei Faktoren zentral: Preis und
Qualität», sagt Tommaso Salvo, Baustellenleiter von CMB. «Stimmt der Preis,
entscheiden wir uns jeweils für Holcim,
weil wir dann über eine äußerst zuverlässige Partnerin verfügen.» Die Anforderungen an Organisation und Logistik
seien beim Bau dieses architektonisch
«Der Turm soll jede
Woche um ein Geschoss wachsen. Damit
wir dieses ambitionierte Ziel erreichen, bauen
wir den Kern in zwei
Sektionen.»
anspruchsvollen Projekts ungewöhnlich
hoch. «Der gesamte Bauprozess stützt
sich auf ein hochkomplexes Netzwerk.
Wir müssen daher jederzeit darauf zählen können, dass das richtige Material
rechtzeitig bei uns eintrifft.» Warum dies
so wichtig ist, erläutert Alfio Musumeci,
Production Manager von CMB: «Der
Turm soll jede Woche um ein Geschoss
wachsen. Damit wir dieses ambitionierte Ziel erreichen, bauen wir den Kern in
zwei Sektionen.» Wird die eine Sektion
hochgezogen, gehen auf der anderen
alle weiteren Arbeiten voran. Alfio Musumeci: «Es gibt für unsere spezialisierten Teams keine Wartezeiten, auch dann
nicht, wenn der Beton aushärten muss.»
Die an ein Kreuzfahrtschiff gemahnende
Wohnsiedlung gegenüber des «Verdrehten»
entwarf ebenfalls Zaha Hadid
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Schneller als geplant
Das Vorgehen verlangt ständige Baustofflieferungen und eine exakt gleichbleibende Qualität des Betons, denn die
beiden Sektionen müssen sich Stockwerk für Stockwerk zu einem Ganzen
zusammenfügen. «Bei Holcim können
wir uns auf ein hervorragendes System der Qualitätssicherung und eine
strenge Kontrolle vor Ort verlassen», so
Tommaso Salvo. Die Arbeit darf nie unterbrochen werden. Um die Qualität zu
sichern und den Kundenwünschen gerecht zu werden, ist Holcim ständig auf
der Baustelle präsent. «Manchmal zeigt
sich ein neues Bedürfnis, dann müssen
wir sofort reagieren: Neue Rezepturen
können nötig sein oder bestehende
müssen infolge von Wetteränderungen
angepasst werden», sagt Attilio Berrino,
Leiter Großprojekte bei Holcim Italien.
Die Reaktionszeit ist kurz, weil die Prozesse schlank sind. «Der Aspekt Mensch
ist bei solchen Projekten sehr wichtig»,
sagt Tommaso Salvo. «Und wir wissen,
dass wir bei Holcim mit Leuten zu tun
haben, die so unkompliziert wie kompetent sind.» Die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten sorgt dafür, dass alles wie
am sprichwörtlichen Schnürchen läuft.
Und gar noch besser. «Gemäß Zeitplan
müssten zu diesem Zeitpunkt die ersten
15 Stockwerke gebaut sein», sagt Alfio
Musumeci. «Tatsächlich arbeiten wir
aber bereits an der 21. Etage!»
Zum Projekt
Bauherrschaft: CityLife S.p.A. (100 %
kontrolliert von der Generali Gruppe)
Architektur: Zaha Hadid Architekten,
London
Ingenieur: Redesco Progetti Srl,
Mailand
Baumeister: CMB Cooperativa
Muratori e Braccianti di Carpi (MO)
Beton: Holcim (Italien)
7500 Kubikmeter Beton in 34 Stunden
64 Pfähle
«CityLife» ist eine Baustelle der Rekorde – auch für Holcim Italien. Der Hadid
Tower steht auf einer kombinierten Pfahl-Plattengründung. 64 Pfähle unter
den Hauptbelastungspunkten – je 36 Meter lang – tragen eine 2,5 Meter dicke
Betonplatte, auf der sich das Gebäude in die Höhe schraubt. Diese Platte wurde vom 5. bis 7. Dezember 2014 innerhalb von gerade einmal 34 Stunden aus
fast 7500 Kubikmeter Beton gegossen. «So etwas haben wir vorher noch nie
gemacht», sagt Carlo Refaldi, Commercial Director Kies und Beton bei Holcim
Italien. «Ständig waren rund 100 Leute im Einsatz.»
Komplexe Logistik
Eine besondere Herausforderung war die Logistik – denn wie bringt man so viel
Beton ins Stadtzentrum? Das Wochenende anfangs Dezember wurde gewählt,
weil es mit dem St. Ambrosius-Feiertag zusammenfiel; viele Einwohner verlassen
dann die Stadt, der Verkehr ist geringer als sonst. 45 besonders leise Betonmischfahrzeuge waren rund um die Uhr unterwegs.
4 Transportbetonwerke
Vier Werke für Transportbeton arbeiteten ausschließlich für dieses Projekt und
produzierten zusammen stündlich 250 Kubikmeter: Segrate, Novate, Assago
und Ronchetto. «Delikat waren bei diesem Projekt vor allem Anfang und Ende
wegen der großen Zahl von eingesetzten Fahrzeugen», so Carlo Refaldi.
Folgeauftrag
Alles lief am Ende aber so hervorragend, dass Holcim beauftragt wurde, auch
die 6000 Kubikmeter Beton für die Gründung des dritten «CityLife»- Wolkenkratzers zu liefern – den Libeskind Tower. Carlo Refaldi: «Nun war der Druck besonders
hoch: Alle erwarteten, dass wir wieder wie bei der Gründung des Hadid Tower
abschneiden würden. Nämlich besser als üblich.» Die Erwartungen wurden nicht
enttäuscht: Auch die neue Platte war – ebenfalls wieder am St. AmbrosiusWochenende – in Rekordzeit gegossen. Erfahrung zahlt sich eben aus.
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Praxis
Oase für Hirsch und Hase
Wildbrücke in Graubünden Grünbrücken
verbinden die
stark zerschnittene Schweizer Landschaft und
machen den Lebensraum für Wildtiere durchlässiger.
Die größte Wildbrücke der Schweiz steht jetzt im
Kanton Graubünden im Gebiet Halbmil zwischen
Chur und Trimmis. Spätestens 2018 ist die Passerelle
für Wildtiere geöffnet.
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Bei hochsommerlichen Temperaturen wurde die Brückenplatte in drei Etappen erstellt
Autorin: Ingeborg Spillmann
303 Wildkorridore von überregionaler
Bedeutung existieren in der Schweiz.
Nur ein Drittel dieser Korridore ist noch
intakt, der Rest ist beeinträchtigt oder
sogar weitgehend unterbrochen. Beidseitig eingezäunte Nationalstraßen bilden für Rothirsche und Niederwild eine
unüberwindbare Hürde. Dem Wildbestand der Schweiz droht dadurch eine
Verinselung einzelner Populationen mit
fatalen Folgen. Im Jahr 2003 fällten das
Bundesamt für Straßen (ASTRA) und
das Bundesamt für Umwelt (BAFU) den
Beschluss, 40 Korridore von überregionaler Bedeutung durch wildtierspezifische
Bauwerke zu sanieren.
Das größte und jüngste Überführungsbauwerk steht nun im Gebiet Halbmil.
Es wurde vom Bundesamt für Straßen
(ASTRA) im Rahmen des Projektes «Nordspurverlegung» auf der A13 realisiert
und soll die Lücke schließen, die die
Trasse der Rhätischen Bahn (RhB) und
der SBB sowie die Nationalstraße N13
im Churer Rheintal gerissen haben. Die
Wildbrücke misst 50 Meter (mit Flügelwänden 122 Meter) mal 57 Meter. Ihre
Oberfläche wird strukturiert und bepflanzt; Schutzwände an beiden Seiten
schützen die Tiere vor Scheinwerferlicht
und Fahrzeuglärm.
Das zweifeldrige Rahmenbauwerk ist
auf Ortbetonpfählen im Rheinschotter
fundiert, welcher rund zwölf Meter unter Terrain verläuft. Eine Besonderheit
bei dieser Baustelle waren die Etappengrößen. Die Brückenplatte wurde in drei
Etappen à 1100 Kubikmeter Beton in jeweils zwölf Stunden erstellt. Bei hochsommerlichen Temperaturen von 36
Grad bestand die Herausforderung für
den Betonlieferanten, die Logbau AG aus
Maienfeld, darin, den Beton ohne Unterbrüche zu liefern. Die Zufahrt zur Baustelle konnte nur über die A13 erfolgen –
eine Nationalstraße, die in der Ferienzeit
als Ausweichroute zum Gotthardtunnel
immer wieder von Staus geplagt ist. Die
Koordination von insgesamt 19 Lastwagen und zwei Betonpumpen erforderte
logistisches Fingerspitzengefühl.
Die Betonwerke der Logbau lieferten insgesamt 5000 Kubikmeter Beton. «Zentral für uns war, den Beton so homogen
wie möglich, ohne frühes Ansteifen und
ohne Unterbrüche in der vorgegebenen
Verarbeitungszeit herzustellen und zu
liefern», so der Geschäftsführer Rudolf
Tobler. Bei der Betonrezeptur schlug
Holcim die CO2-reduzierte Zementsorte Robusto 4R-S aus dem Zementwerk
Untervaz vor. Die von Logbau gelieferte
Betonsorte erfüllte sämtliche Anforderungen. Dass während der Bauzeit der
Bahnbetrieb und der Verkehr auf der
Autobahn aufrechterhalten und auch
nicht beeinträchtigt wurden, versteht
sich von selbst. Die Kosten trug vollumfänglich das ASTRA.
Zum Projekt
Bauherrschaft: Bundesamt für
Straßen (ASTRA), Abteilung Straßeninfrastruktur Ost, Filiale Bellinzona
Bauherrenunterstützung und
Oberbauleitung: Pöyry Schweiz AG,
Chur
Ausführung: ARGE Trafic: Implenia,
Lazzarini, Zindel, Walo, Toldo
Betonlieferant: Logbau AG, Maienfeld
Planung und örtliche Bauleitung:
IG dsp/SAG, dsp Ingenieure & Planer
AG, Greifensee;
Schällibaum AG Ingenieure und
Architekten, Wattwil
Zement: Holcim (Schweiz) AG
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Praxis
Neues Online-Tool «E-Campus»
Das Holcim Partner.net bietet das neue Online-Tool «E-Campus» rund
um Kies, Zement und Beton an. Die Registrierung ist öffentlich und allen
Interessierten zugänglich. Alle Nutzer können kostenlos Schulungen
absolvieren und die Level-Kurse abschließen.
→ www.holcimpartner.net
Fragen aus fünf Bereichen
Im E-Campus wird mittels Multiple-Choice-Fragen Betonwissen
aus folgenden fünf Bereichen abgefragt:
1
2
Zement
Hydratation
Wasser/Restwasser
Betontechnologie
Betontechnik
Betonprüfung
3
4
Gesteinskörnung
Zusatzmittel
Zusatzstoffe
Betonschäden
Schulungsunterlagen
5
Betonarten
Für die Bereiche, in welchen ein User
am meisten Nachholbedarf hat, werden
die passenden Schulungsunterlagen
empfohlen.
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Training
Zertifikate
Jeder User kann online sein Betonwissen trainieren.
Schwierigkeitsgrad und Umfang der Fragen können
frei gewählt werden. Am Ende des Trainings erhält man
eine Auswertung pro Bereich.
Es gibt drei Zertifikatsstufen mit aufsteigendem Schwierigkeitsgrad. Ab 90 Prozent der erreichbaren Punktezahl gilt das Level
als bestanden und das entsprechende Zertifikat kann bestellt
werden.
Level 1 – Bronze
Level 2 – Silber
Level 3 – Gold
Experten-Call
Haben Sie eine individuelle Frage rund um das Thema Betonbau? Dann nutzen Sie unseren Experten-Call und stellen Sie
Ihre Fragen an unsere technischen Experten. Gerne beantworten wir Ihnen telefonisch offene technische Fragen oder
unterstützen Sie dabei, den richtigen Lösungsweg zu finden.
Individuelle Schulung
«E-Campus» bietet individuelle Schulungen durch einen
technischen Experten an: Das Schulungsprogramm wird den
Wünschen der User entsprechend zusammengestellt und vor
Ort beim Kunden in Kleingruppen durchgeführt.
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Praxis
Sichtbeton im
Passivhausstandard
Das neue Verwaltungsgebäude der Firma Elsäßer Beton-
Bauteile im baden-württembergischen Geisingen
vereint in gelungener Ausführung anspruchsvolle
Oberflächen aus Beton und energieeffiziente
Bauweise. Wie ein Schiff ragt der Bürokomplex
im Gelände hervor.
Ansicht des neuen Gebäudes mit leicht ansteigender Rampe zum Hauseingang bei Nacht
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Autorin: Elke Groeger, Fotos: Nico Pudimat, Rottweil
Seit 1972 ist die Firma Elsäßer, renommierter Hersteller von
Betonfertigteilen, am Standort Geisingen direkt an der Bundesautobahn A81 ansässig. Nach mehreren Investitionen in
der Produktion für hochmoderne Anlagentechnik erreicht
das Familienunternehmen heute eine Kapazität von rund
620 000 Quadratmeter Betonfertigteilen pro Jahr im Dreischichtbetrieb. Zudem wurde 2012 eine Mattenschweißanlage integriert, die zwei Hallen mit der erforderlichen Bewehrung versorgt. Die stetige Expansion des Werkes zollte
ihren Tribut. Das Verwaltungsgebäude war in die Jahre gekommen und bot nicht mehr genügend Platz. Nachdem die
Produktion auf dem neuesten Stand war, ging es an die Realisierung des dringend benötigten Büroneubaus.
2
Architektonische Besonderheiten
«Uns war klar, dass wir etwas Besonderes für die Zukunft und
attraktive Arbeitsplätze schaffen wollen. So entschieden wir
uns für den Passivhausstandard in Systembauweise, der dem
Plusenergiehaus schon sehr nahe kommt», erläutert Marlies
Elsäßer-Heitz, die heutige Geschäftsführerin und Tochter des
Firmengründers. «Dass unser dreigeschossiges neues Verwaltungsgebäude eine eher eigenwillige Architektur aufweist,
ist weniger ein Gag, sondern den Umweltgegebenheiten
geschuldet.» Das Gebäude liegt nämlich in einem Gebiet, in
dem das Flüsschen Aitrach in die Donau mündet. Hierbei han-
«Fluvio 5 war prädestiniert, um
die Besonderheiten wie die hellen,
gleichmäßigen Oberflächen
bei unserem neuen Verwaltungsgebäude umzusetzen.»
delt es sich um ein potenzielles Überschwemmungsgebiet.
So ist zu erklären, dass die beiden oberen Vollgeschosse auf
allen Seiten fünf Meter über die Gebäudekante des ersten
Geschosses, in dem Keller, Technik und auch ein Fitnessraum
für die Mitarbeiter untergebracht sind, hinausragen. Dies
erforderte eine deutlich höhere Bewehrung, beweist aber
zugleich eindrucksvoll die enorme Tragfähigkeit des Baustoffs Beton. So mutet der Neubau wie ein Schiff an, das über
dem Gelände aufragt. Auch die leicht ansteigende Rampe
zum Hauseingang erscheint wie ein Schiffsanleger, dessen
«Reling» gestalterische Elemente aus der Fertigung aufweist.
«Als ich die Gitterträger in den Fertigteilen in der Produktion
sah, war das für mich eine Inspiration, die Stützen des Geländers ebenso schräg anzuordnen. So war auch ein Bezug zum
Produkt gegeben», beschreibt Architekt Günter Limberger,
zertifizierter Passivhausplaner, die Entstehungsgeschichte
des Aufgangs.
1 Detailansicht der strukturierten Sichtbeton-Fertigteile
2 Fassadenelemente mit Lasur: teils in strukturiertem Sichtbeton,
teils glatt in Wischtechnik
Gefertigt wurde das Nullemissionsgebäude maßgeblich aus
Halbfertigteilen aus eigener Produktion: 3200 Quadratmeter Elementdeckenplatten, 2100 Quadratmeter Doppelwandelemente und 1100 Quadratmeter Thermowandelemente.
Die besonders schöne helle Farbe des Betons ist Fluvio 5
von Holcim zu verdanken. Dieser Portlandkalksteinzement
besteht aus den Hauptkomponenten Portlandzementklinker und hochwertigem Kalkstein, die sorgfältig aufeinander
abgestimmt sind. Für die rund 1250 Kubikmeter Ortbeton
kam der Zement Optimo 4 von Holcim zum Einsatz. Bei der
Auswahl der Zemente für die optimale Betonrezeptur und
während des gesamten Projekts standen Holcim Produktmanager Horst Erler und Sales Manager Markus Müller der
Firma Elsäßer beratend zur Seite.
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Praxis
Imposante Darstellung der Auskragung über dem Kellergeschoss
Hilfreiche Informationen:
Leitfaden mit Praxistipps für die Planung und
Herstellung ‒ «Sichtbeton im Fertigteilwerk»:
www.holcim-sued.de
Passivhausstandard für die Zukunft
Im Sommer 2013 war der Spatenstich für das «Schiff». Nach
etwas mehr als einem Jahr Bauzeit wurde das Projekt im
Oktober 2014 abgeschlossen. Auf etwa 2450 Quadratmeter
Fläche sind attraktive Arbeitsplätze für bis zu 80 Mitarbeiter
entstanden. Seitdem wissen die Mitarbeiter der Verwaltung
von Elsäßer die Vorzüge des hochwertigen Komforts der Passivhausbauweise zu schätzen. Das kompakte Gebäude mit einem
Heizenergiebedarf von maximal 15 kWh pro Quadratmeter
und Jahr ist geprägt durch eine attraktive Sichtbetonfassade.
Die Oberfläche der Fassadenelemente wurde zum Teil in strukturiertem Sichtbeton mit Matrizentechnik ausgeführt und anschließend mit einer Lasur in Wischcharakter optisch veredelt.
Für die energieeffiziente Gebäudehülle wurden kerngedämmte, doppelschalige Außenwände, so genannte Thermowände,
verwendet. Hervorzuheben ist insbesondere die Ausführung
der Deckenelemente. «Dafür wurden in die Elemente Heizund Kühlleitungen eingebaut, durch die Wasser zirkuliert»,
so Marlies Elsäßer-Heitz. Je nach Temperatur entnimmt
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Die «Reling» des leicht ansteigenden Aufgangs mit gestalterischen
Elementen aus der Fertigung
das Wasser Wärme aus der Decke oder gibt Wärme an die Decke ab. Mit diesem System wird eine hochleistungsfähige,
oberflächennahe Betonkernaktivierung realisiert. Gegenüber herkömmlichen Bauweisen kann damit die Temperatur
in den Innenräumen merklich besser reguliert werden. Die
noch erforderliche Restenergie im Gebäude wird durch einen
Nahwärmeanschluss an das Produktionsgebäude gewonnen.
Auf eine separate Heizanlage konnte verzichtet werden. Die
massiven Betonwände dienen dem statischen Konzept und
für eine optimale Schalldämpfung, so dass alle Mitarbeiter
konzentriert arbeiten können.
Eine Kühlung der Räume im Sommer wird zudem mittels Grundwasserbrunnen auf dem eigenen Grundstück erreicht. Die eingebaute Lüftungsanlage mit effizienter Wärmerückgewinnung
von über 85 Prozent sorgt für eine exzellente Luftqualität.
«Last but not least» ist auf dem Flachdach eine Photovoltaikanlage installiert, die den weiteren Energiebedarf zum Betrieb
des Gebäudes deckt. Alles in allem hat das Landesumweltministerium den Bau mit seinen hervorragenden Energiewerten
nicht umsonst als «Modellprojekt Klimaschutz» gefördert.
Optische Finessen auch im Innenbereich
Neben der hochwertigen Ausstattung mit Echtholz-Industrieparkett und der großzügigen, offenen Bauweise durften auch
ein paar optische Highlights nicht fehlen. In den Besprechungsräumen und am zentralen Treppenaufgang wurden einzelne
Wände mit Spachteltechnik in Betonoptik überzogen. Eine
Wand im Eingangsbereich zieht besonders die Blicke auf sich.
Hierfür wurde das Motiv reliefartig auf den Beton übertragen.
So werden Mitarbeiter und Besucher auf besondere Weise
empfangen.
Offene, luftige Bauweise mit hochwertiger Ausstattung
Zum Projekt
Bauherrschaft: Egon Elsäßer Bauindustrie
GmbH & Co. KG, Geisingen
Architektur/Planung: Architekturbüro
Limberger, Donaueschingen
Bauunternehmen: örtliche Baufirmen
Beton:
• Elsäßer Beton-Bauteile, Geisingen
(Fertigteile)
• TBU Transport-Beton-Union GmbH &
Co. KG, Bad Dürrheim (Ortbeton)
Zement: Holcim (Süddeutschland) GmbH
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Das Spital steht auf fast 1300 Pfählen, die bis zu 25 Meter tief in den Boden reichen
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Pfahlbauer am
Genfersee
Spital Riviera-Chablais In einem Dorf im Kanton
Waadt entsteht eines der größten Spitäler der Schweiz: das Hôpital Riviera-Chablais
in Rennaz. Beim Fundament, das kürzlich
fertiggestellt wurde, setzten die Baumeister
auf eine innovative Lösung. Jetzt kann mit
dem Bau des Krankenhausgebäudes begonnen werden.
Autor: Marius Leutenegger
«Wie oft ich schon ein Spital errichtet habe?», fragt Nicolas
Jaquet, Inhaber des Waadtländer Bauunternehmens Jaquet
SA, fast belustigt zurück. «Natürlich noch nie – neue Spitäler
gibt es bei uns selten.» Das hat auch mit der hohen Krankenhausdichte in der Schweiz zu tun. Doch ausgerechnet sie
ist der Grund dafür, dass in Rennaz gegenwärtig ein neues
Spital entsteht. Die 800-Seelen-Gemeinde liegt am Ausgang
des Rhonetals und nahe der Grenze von Waadt und Wallis. Die
beiden Kantone errichten hier gemeinsam eine große Klinik
mit über 300 Betten – und ersetzen damit fünf kleinere Akutspitäler, die zum Teil geschlossen und zum Teil neu genutzt
werden. Die Zentralisierung erhöht Qualität und Effizienz, und
weil bei den alten Häusern ein hoher Renovationsbedarf bestand, sparen die Kantone mit dem Neubau langfristig Geld.
Allerdings stehen jetzt erst einmal Investitionen an: Das Hôpital Riviera-Chablais (HRC) kostet rund 315 Millionen Franken.
Ein unauffälliger Koloss
Das HRC wird nach seiner Eröffnung im Frühjahr 2018 zu den
20 größten Spitälern der Schweiz zählen; 2000 Mitarbeitende
versorgen dann rund 180 000 Menschen in der Region. Trotz
ihrer Größe soll die Anlage aber kein Fremdkörper sein im von
kleinkörnigen Strukturen geprägten Dorf. Das dreistöckige
Gebäude mit einer Größe von 115 auf 215 Metern ist äußerst
kompakt und fügt sich auch dank einer Glasfassade schon
fast diskret in die Landschaft ein. Der Entwurf des Spitals ging
aus einem geladenen Wettbewerb hervor; er ist eine Gemeinschaftsarbeit von GD Architectes und Groupe-6. Zu den vielen
Herausforderungen bei der Planung gehörte, dass das Spital
wegen des hohen Grundwasserspiegels nicht unterkellert
ist; alles muss mindestens auf Bodenniveau untergebracht
werden. Umso eindrücklicher, wie zurückhaltend der Bau auf
Plänen daherkommt.
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Praxis
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1 Wegen des hohen Grundwasserspiegels
ist der Bau nicht unterkellert
2 Rüttelverdichtung verhindert, dass sich
Böden bei Erdbeben verflüssigen
3 Die bis zu 25 Meter langen Bewehrungseisen werden in den noch flüssigen
Baustoff gestoßen
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Praxis
In der Visualisierung wirkt das dreistöckige Gebäude dank einer Glasfassade beinahe filigran
Juristisches Gerangel
Geht es um öffentliche Projekte, mahlen in der Schweiz die
Mühlen oft langsam: Das HRC kann auf eine mittlerweile
15-jährige Geschichte zurückblicken. Und die Vergabe der
Bauaufträge verläuft bei solchen Projekten zuweilen ebenfalls
holprig, so auch in diesem Fall. Zunächst wurde ein Totalunternehmen mit der Gesamtausführung beauftragt, doch unter-
Die Kantone Waadt und Wallis
errichten gemeinsam eine große
Klinik mit über 300 Betten –
und ersetzen damit fünf kleinere
Akutspitäler.
legene Mitbewerber zogen den Entscheid vor Gericht. Weil die
Zeit bereits drängte, schrieb die Projektleitung eine erste Tranche noch vor dem endgültigen Gerichtsbeschluss neu aus. Sie
umfasst den Bau des technischen Untergrunds und die Pfahlgründung; das Spital wird auf fast 1300 Pfählen stehen, die bis
zu 25 Meter tief in den Boden reichen. Den Zuschlag für diese
Tranche erhielt ein Konsortium aus fünf Firmen, darunter die
Jaquet SA, zuständig für den technischen Untergrund, und
das Bauunternehmen SIF-Groutbor, eine Tochtergesellschaft
des französischen Konzerns Soletanche Bachy, zuständig für
Rüttelverdichtung, Pfähle und Pumpschächte.
Technische Innovation und logistische Herausforderung
Für die erste Tranche des Spitalbaus wird viel Beton benötigt:
12 000 Kubikmeter für die Pfähle, 6000 Kubikmeter für den
technischen Untergrund. Für diese speziellen Arbeiten schlug
SIF-Groutbor ein innovatives Verfahren, die sogenannte «Rüttelverdichtung», vor. Dieses verhindert, dass sich Böden bei
Erdbeben verflüssigen. Es wurde in der Schweiz noch nie genutzt, hat sich im Ausland, in Frankreich und in Dubai, aber bereits bewährt. Dabei verdichtet ein Tiefenrüttler den Boden unterhalb der Oberfläche des zukünftigen Gebäudes. «Mit dieser
Methode konnten wir die Länge der Pfähle von 35 auf maximal 25 Meter reduzieren», sagt Ingenieur Alexandre Couturier,
der bei SIF-Groutbor für die HRC-Baustelle zuständig ist.
Voraussetzung für das Verfahren ist ein wassergesättigter Baugrund, wie man ihn auf dieser Baustelle vorfindet. Die Pfähle
wurden mit Starsol© erstellt, einer Technik, die einen Hohlbohrer zusammen mit einem Tauchrohr einsetzt. Bei diesem Verfahren wird beim Herausziehen des Bohrers gleichzeitig Beton
in das Loch eingepumpt. Die bis zu 25 Meter langen Bewehrungseisen werden in den noch flüssigen Baustoff gestoßen.
Neue Rezeptur
Um den engen Zeitplan einzuhalten, ist die Abfolge der
Betonierarbeiten engmaschig, ein Pfahl wird in weniger
als zwei Stunden erstellt, wobei gleichzeitig drei Bohrer im
Einsatz sind. Das Verfahren von SIF-Groutbor verlangt einen
Beton, der ausreichend lang flüssig bleibt: vom Pumpen bis
zum Stoßen der Bewehrungseisen in die zuvor gegossenen
Pfähle. Um diese Anforderungen zu erfüllen, entwickelte
Holcim eine neue Rezeptur.
Beim Bau des technischen Untergrunds kommen hingegen
herkömmliche Betonsorten zum Einsatz. Das Bauunternehmen Jaquet SA wandte sich an Holcim als Betonlieferantin,
da in Villeneuve, nur wenige Fahrminuten von der Baustelle
entfernt, ein Betonwerk steht. Das Werk in Aigle wiederum
fungiert als Reserve, was eine konstante Produktion großer
Mengen garantiert.
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Darüber hinaus werden flexible und pünktliche Lieferungen
erwartet, was an die Logistik große Herausforderungen stellt.
Während der gesamten Bauzeit wurden spezifische Lösungen, wie beispielsweise das Pumpen von Magerbeton, partnerschaftlich entwickelt.
Neuordnung der Bodenkörner während
der Verdichtung
vorher
nachher
Das Fundament ist inzwischen fertiggestellt, die Arbeit am
eigentlichen Gebäude – dafür werden voraussichtlich etwa
60 000 Kubikmeter Beton benötigt – geht im Frühjahr los. Die
Einweihung ist Ende 2018 geplant.
Zum Projekt
Bauherrschaft: Hôpital Riviera-Chablais,
Vaud-Valais (HRC)
Architektur: GD Architectes SA, Neuchâtel;
Groupe-6, Grenoble (Frankreich)
Bauleitung: SIF-Groutbor SA, Ecublens;
Soletanche Bachy Pieux, Rungis Cedex
(Frankreich)
Statik: Karakas & Français, Lausanne;
Daniel Willi SA, Montreux
Konsortium Los 1: SIF-Groutbor SA,
Ecublens; Soletanche Bachy Pieux, Rungis
Cedex (Frankreich); Jaquet Construction SA,
Rennaz
Beton: Holcim BF+P SA, Werk Villeneuve
Ein Pfahl wird in weniger als zwei Stunden erstellt, wobei gleichzeitig
drei Bohrer im Einsatz sind
www.hopitalrivierachablais.ch
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Praxis
Schwieriger geht kaum
Staumauer Gries Beton härtet bei Temperatu-
ren unter fünf Grad kaum aus. Was also tun,
wenn man in eiskaltem Gletscherwasser ein
Rohr betonieren muss? Holcim machte das
scheinbar Unmögliche möglich.
Autor: Marius Leutenegger
Der Griessee im Wallis liegt auf fast
2400 Meter ü. M. und ist damit der
höchstgelegene Stausee der Schweiz. Er
dient seit 50 Jahren der Stromerzeugung.
Wie bei alpinen Wasserspeichern üblich,
hat sich in ihm im Lauf der Zeit viel Sediment abgelagert. «Jedes Jahr verliert
man bei solchen Stauseen wegen der
Ablagerungen durchschnittlich ein Prozent Volumen», weiß Andy Kaufmann.
Er ist Ingenieur bei HYDRO Exploitation
SA, einem Walliser Unternehmen, das
sich um den Unterhalt und Betrieb von
Wasserkraftwerken kümmert und auch
für den Griessee der KW Aegina AG zuständig ist.
Eine Expertengruppe der HYDRO Exploitation entwickelte darauf einen
völlig neuen Lösungsansatz. Bei einem
Stausee gelangt das Wasser durch eine
Druckleitung zur Turbine; die Fassung
befindet sich in Bodennähe, also dort,
wo die Sedimente sind. «Wir wollten nun
die bestehende Druckleitung durch ein
L-förmiges Rohr aus Glasfaserkunststoff
nach oben verlängern», sagt Andy Kauf-
mann. Ziel: Es gelangt nur Wasser aus
höheren Schichten ins Kraftwerk, die
Sedimente können sich weiterhin am
Boden ablagern.
Diese Lösung führte aber zu einem
Problem: Weil man das sedimenthaltige Wasser nicht vollständig ablassen
durfte, musste das Rohr im etwa ein
Grad kalten Wasser in der Wasserfas-
Üblicherweise werden die Ablagerungen
irgendwann ausgespült – denn gelangen
zu viele Sedimente ins Kraftwerk, schädigen sie die Turbinen. «Am Griessee war
das Ausspülen aber aus ökologischen
und technischen Gründen nicht möglich», sagt Andy Kaufmann. Der Griessee wird von einem Gletscher gespeist,
deshalb sind die Partikel im Wasser
besonders fein – und diese hätten den
Fischen geschadet, die unterhalb des
Stausees leben.
Die Anlieferung des Baustoffs in die eher unwirtliche Gegend, eineinhalb Stunden vom
Betonwerk entfernt, war eine große logistische Herausforderung.
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Zum Projekt
Bauherrschaft: Kraftwerke Aegina AG
Planung: HYDRO Exploitation SA, Sion
Ausführung: HYDRO Exploitation SA,
Sion
Beton: Holcim Praz SA, Sion
sung betoniert werden. Beton härtet
bei so eisigen Temperaturen aber nicht
aus. «Ein Jahr vor den Arbeiten kam die
HYDRO Exploitation auf uns zu, um
das Projekt zu planen», sagt Raymond
Wyssen, Verkaufsverantwortlicher von
Holcim für das Wallis. Die große Frage:
Welcher Beton passt? Herausfordernd
war nicht allein die Wassertemperatur.
«Jedes Jahr verliert man
bei solchen Stauseen
wegen der Ablagerungen durchschnittlich
ein Prozent Volumen.»
Die Baustelle, die nur über ein Sträßchen von der Passhöhe des Nufenen
aus erreichbar ist, liegt über eineinhalb
Fahrstunden vom nächsten Werk entfernt; die Aushärtung des angelieferten
Baustoffs musste daher erst verzögert
und vor Ort wieder beschleunigt werden.
«Unser Produktionsleiter Robert de
Joffrey fand aber eine Lösung für alle
Probleme», sagt Raymond Wyssen.
Dazu trugen auch Tests in den riesigen
Der Griessee ist der höchstgelegene Stausee der Schweiz. Die 60 Meter hohe und 400 Meter
lange Talsperre wurde zwischen 1963 und 1966 gebaut. Das sedimentreiche Restwasser durfte
nicht abgelassen werden – deshalb war Betonieren im eiskalten Nass unausweichlich.
Kühlräumen der Frucht- und Gemüseproduzenten von Saillon bei. «Wir füllten einen Container mit Wasser, kühlten
es auf ein Grad ab, betonierten darin
große Würfel und beobachteten sie.»
Schließlich fand man die ideale Rezeptur. Welche? Das bleibt ein Geheimnis.
Nur so viel: Im Griessee kam selbstverdichtender Beton zum Einsatz. Die
zweite große Herausforderung betraf
das Betonieren selbst: Die Sichtweite im
eiskalten Wasser war wegen der vielen
Sedimente gleich null. Damit sie jeden
Handgriff blind beherrschten, trainierten die hinzugezogenen Marinetaucher
das Betonieren trocken an einem Modell
in Originalgröße.
Die Arbeiten fanden schließlich im Juni
und Juli statt, weil dann die Straße
schneefrei war. Drei Tage lang lieferte
Holcim je 20 Kubikmeter Spezialbeton
an. Die minutiöse Vorbereitung und die
akkurate Planung zahlten sich aus – und
das große Vertrauen, das der Kunde Holcim entgegenbrachte, wurde gerechtfertigt. «Die Zusammenarbeit war schlicht
genial!», schwärmt Andy Kaufmann.
«Holcim bewies: Mit dem richtigen Willen kann man auch etwas erreichen, das
zu Beginn unmöglich schien.»
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Praxis
1
Ein Bijou
für die
Gemeinde
Bettingen
Autorin: Ingeborg Spillmann
Mitten im Dorfkern von Bettingen, einer der drei Gemeinden
des Kantons Basel-Stadt, steht der Baslerhof, ein Herrensitz
mit mehreren Gebäuden, dessen Geschichte bis weit ins 17.
Jahrhundert zurückreicht. Heute wirtschaftet im Wohnhaus
ein weitherum bekannter Landgasthof. Die dazugehörige
Scheune mit ihrem 300-jährigen Giebeldach stand lange
leer und drohte zu verfallen. Mit einem Kraftakt gelang es
der Gemeinde, das Gebäude zu erwerben und zu sanieren.
Ab Juni soll die «Baslerhofscheune» als Mehrzweckraum der
Allgemeinheit offenstehen.
Mehr als 300 Jahre hat die alte Scheune überdauert, sie diente
als Stall und Remise und überlebte mehrere bauliche Veränderungen. In den vergangenen Jahren kam unfreiwillig Bewegung in die Sache. «Verschiedene Eingriffe im Gebälk zwangen
den Dachstock in einen Spagat und ließen die Giebelwände
flattern», sagt Herbert Schmid vom Büro Merki Schmid Architekten, Basel. Auch die spezielle Lage der Parzelle im Talboden, wo Hangwasser, punktuelle Quell- und Grundwasseraufstösse jedem Biotop zur Ehre gereicht hätten, verlangte
nach raschen Eingriffen. Mittlerweile ist das Gebäude umfassend saniert: Ein Betongurt stabilisiert die Außenwände. Die
ursprüngliche Binderkonstruktion wurde wiederhergestellt,
das Bruchsteinmauerwerk abgedichtet und die Gebäudehülle
erdbebensicher überholt.
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1 Der neue eingeschossige Erweiterungsbau
ersetzt den ursprünglichen Holzanbau
2
2 Die über 300 Jahre alte Baslerhofscheune
vor der Sanierung
3 Der verarbeitete Beton wirkt in seiner
Optik, Struktur und Haptik wie ein verwitterter Holzbau
3
Das Raumkonzept von Merki Schmid Architekten, den neuen Anbau als unprätentiösen Betonkubus zu gestalten und
das Gebäude von allen «Zutaten» aus dem 20. Jahrhundert
zu befreien, setzte sich im Ideenwettbewerb durch. Anstelle
der nachträglich hinzugefügten Annexbauten und der Einbauten im Erdgeschoss samt Zwischendecke ist die ganze
Anlage nunmehr eingeschossig konzipiert. Im neuen Erweiterungsbau, der den ursprünglichen Holzanbau ersetzt, sind
das Foyer, ein Sitzungszimmer, die Küche und Sanitärbereiche
untergebracht.
Ein Meisterstück
Der beim Neubau verwendete Beton wirkt in seiner Optik,
Struktur und Haptik wie ein verwitterter Holzbau. Die Anmutung geht sogar so weit, dass das alte Scheunentor samt
Türangel und Scharnier des alten Anbaus abgebildet wurde.
Dafür wurde auf die Holzschalung eine zweite Schalung mit
sägerohem Holz montiert; Türfalle und Scharniere wurden
vom Polier mit einem Stechbeitel von Hand herausgearbeitet.
So täuschend echt und edel der Anbau wirkt, so schwierig
war die Verarbeitung des gelblichen Betons, dessen Farbton
an das verwitterte Holz der ehemaligen Scheune erinnert.
«Die Zugabe des Farbpulvers verdickte den Pumpbeton und
die rohe Holzschalung saugte zusätzlich Wasser», sagt Baumeister Christian Morath von der MORATH + CROTTAZ AG,
Basel. Rund 110 Kubikmeter farbigen Beton lieferte das Werk
Birsfelden der Holcim Kies und Beton AG. «Um die einheitliche
Qualität des Betons sicherzustellen, wurde jede Charge bei der
Produktion im Werk, bei der Ankunft auf der Baustelle und
optisch beim Einbau kontrolliert», sagt Fritz Buser, Anwendungstechniker im Werk Birsfelden.
Das historische Dach blieb nahezu unverändert: Es wurde
auf der bestehenden Struktur neu aufgebaut und zusätzlich
schallisoliert, wobei die Konstruktionsuntersicht erhalten
bleibt. Die Schalldämmung erlaubt eine Lärmintensität bis zu
100 Dezibel – da dürfte auch eine Jamsession mit Saxophon
und drei Posaunen drin sein.
Zum Projekt
Bauherrschaft: Gemeinde Bettingen
Ausführung: MORATH + CROTTAZ AG,
Basel
Planung: Merki Schmid Architekten
GmbH, Basel; Gruner Lüem AG, Basel
Beton: Holcim Kies und Beton AG,
Werk Birsfelden
Zement: Optimo 4,
Holcim (Schweiz) AG
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Mitarbeiterportrait
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FRANÇOIS GIROD
WERKLEITER ZEMENTWERK
ECLÉPENS, HOLCIM (SCHWEIZ) AG
Für zweierlei ist das Dorf Eclépens bekannt: für die Knochenfunde von Menschen aus der Eisenzeit, die unfreiwillig ihr Leben
lassen mussten, und für das einzige Zementwerk der Holcim in der Westschweiz. Beider Schicksal ist eng mit dem Berg Mormont
verknüpft. Das Werk bezieht seinen Kalkstein aus dem Steinbruch am Mormont und möchte dies auch noch die nächsten Jahre
tun. Mittendrin steht François Girod. Der Werkleiter muss täglich zwischen Umweltschutz und Wirtschaft vermitteln, Antike
gegen Moderne abwägen und Brücken zu Anwohnern und Behörden bauen.
Die Zementproduktion ist ein bedächtiges Geschäft. Ganz langsam dreht sich
der Drehrohrofen, um aus Kalkstein und
Mergel den Klinker, das Ausgangsmaterial für Zement, zu brennen. Von dieser
Bedächtigkeit ist im Büro von François
Girod wenig zu spüren, hier laufen die
Drähte zusammen und die Telefone heiß.
Seit sechs Jahren leitet der promovierte
Geologe das idyllisch im Waadtländer
Bezirk Cossonay gelegene Zementwerk.
«Meine große Familie», sagt der zweifache Familienvater mit einem Augenzwinkern und deutet auf das Werksfoto
mit den über 100 Mitarbeitenden, die
mehrheitlich aus der Region stammen.
Der Job des Werkleiters hat sich in den
vergangenen Jahren stark gewandelt.
Genügte es früher, die Produktion im
Griff zu haben, muss man heutzutage
das Werk und seine Belange offensiv
nach außen vertreten. Industriebetriebe
haben in der Schweiz je mehr je länger
einen schweren Stand. Die Gewinnung
und Verarbeitung von natürlichen Ressourcen wie Kalkstein wird von der
Bevölkerung immer weniger goutiert.
Daran ändern auch die Anstrengungen der gesamten Branche in puncto
Umweltschutz, CO2-Reduktion und Biodiversität wenig. «Manchmal vermisse
ich die Bereitschaft zu Kompromissen,
die eine verantwortungsvolle Gesellschaft eingehen muss, wenn sie zwischen Lebensqualität und Umweltschutz
abwägen will», sagt François Girod. Das
Werk Eclépens hat seine Produktionsleistung und seine Umweltbilanz deutlich
verbessert. Mehrere Allzeitrekorde wurden erzielt, insbesondere im Bereich der
energetischen Verwertung von Abfällen.
Der Anteil dieser alternativen Brennstoffe liegt im Werk Eclépens bei 70 Prozent.
Durch den Verzicht auf fossile Brennstoffe wie Kohle oder Erdöl wurden die
CO2-Emissionen erheblich reduziert. Die
Schweizer Zementindustrie steht unter
großem Druck. Mit der Aufgabe der Franken-Untergrenze nahmen die Importe
und der Druck auf den heimischen Markt
spürbar zu. «Importierter Zement kann
nicht die Lösung sein», sagt François
Girod. «Das hieße, die Verantwortung für
eine nachhaltige Produktion ins Ausland
zu schieben.” Seit über 60 Jahren produziert das Werk Qualitätszement und
leistet damit einen Beitrag für die Entwicklung der Region. Als Nächstes plant
François Girod die Steinbrucherweiterung im Gebiet La Birette: «Wir sind Teil
dieser Region und für jede nachhaltige
Lösung offen.»
ZUR PERSON
François Girod leitet seit 2010 das Holcim
Zementwerk in Eclépens, Kanton Waadt.
Das Werk wurde 1953 gegründet und
beschäftigt rund 110 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter.
→ Informationen zur geplanten
Erweiterung finden Sie unter:
www.cimenterie-eclepens.ch
«Als Werkleiter vermittelst du zwischen oben und unten,
links und rechts und zwischen Wunsch und Wirklichkeit.»
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Holcim (Süddeutschland) GmbH
Dormettinger Straße 23
72359 Dotternhausen
Deutschland
Telefon +49 7427 79 0
Telefax +49 7427 79 201
[email protected]
www.holcim-sued.de
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