Workshop Klinische Studien: Verantwortlichkeiten eines Prüfarztes

Workshop Klinische Studien:
Verantwortlichkeiten eines Prüfarztes
Dr. med. Steffen P. Luntz
Koordinierungszentrum für Klinische Studien (KKS)
am Universitätsklinikum Heidelberg
Universitätsklinikum
Heidelberg
Begriffsdefinition
Prüfer, Prüfarzt (Subinvestigator)
• führt die Studie im Zentrum praktisch durch (z.B. Ass.Arzt)
Hauptprüfer (Principal Investigator (PI))
• Leiter einer Gruppe von mehreren Prüfern an einer Prüfstelle
• nach außen verantwortlich für die Durchführung innerhalb seiner
Abteilung (Oberarzt, ärztl. Direktor)
Leiter der Klinischen Prüfung (LKP)
• ein Arzt verantwortlich für alle Zentren in Deutschland
• mindestens 2 jährige Erfahrung in der Durchführung klinischer
Prüfungen
Coordinating Investigator
• i.d.R. ein Opinion Leader, der die Studie international vertritt
Aufgaben des LKP (1)
• (laufende) Beurteilung der Studie anhand der neuen
präklinischen und aktuellen klinischen Daten
 Nutzen-/Risikobewertung für Patienten-/Probandensicherheit
 wissenschaftliche Beurteilung, ggf. Abbruch
• Prüfung der Durchführbarkeit
 nationale Voraussetzungen
 ggf. Mitarbeit am Studienprotokoll
• EK-Votum (Leitvotum), Meldung an die Behörden
z.B. BfArM und/oder Regierungspräsidium
• nationale/lokale Organisation, Auswahl der Zentren,
Logistik
Aufgaben des LKP (2)
• Überwachung der Studiendurchführung, Einhaltung der
Gesetze
• Bewertung von SAEs/AEs, evtl. Meldung
• Beratung der teilnehmenden Zentren und Prüfärzte
• (Mit-) Entscheidung über Amendments zum Protokoll oder
einen vorzeitigen Abbruch
 anhand neuer Daten
 studienbedingter Ereignisse...
Die Aufgaben können delegiert werden
 möglichst schriftlich festlegen
 Verantwortung bleibt zunächst
Fazit: LKP zu sein ist kein Ehrenamt!
Verantwortlichkeiten (Haupt-) Prüfer
Auszug...
• Logistik vor Ort, Zuständigkeiten, Berichtslinien
• Kommunikation mit Ethikkommission / Behörden
• Aufklärung u. Einwilligung der Studienteilnehmer
• exakte Einhaltung des Prüfplans, Begründung von
Abweichungen gegenüber dem Monitor
• Randomisierungsverfahren und Entblindung
• Prüfpräparate, Operationsverfahren
• Sicherheit der Studienteilnehmer
•
•
 ggf. Entscheidung zum Ausschluss / Abbruch
Aufzeichnung von Studiendaten
 ggf. Meldung von unerwünschten Ereignissen
Zwischen- / Abschlussbericht(e)
...
Vorbereitung
• Vertraut machen mit der Studie
 Prüfplan, Randomisation, Einschlussprozedere, Therapiearme,
Dokumentation etc.
• Prüfen der Durchführbarkeit
 Patientenverfügbarkeit („10%“), Personal, Technik etc.
• Organisation von Probennahme, -lagerung, -versand
• Kenntnis und Beachtung von GCP und den gesetzlichen
Bestimmungen
• Einweisung qualifizierter Personen, die prüfungsbezogene Aufgaben übernehmen oder auch nur zulassen
(Stationspersonal) müssen
Ethikkommission
•
•
•
•
Antragsunterlagen müssen eine Nutzen/Risiko Bewertung erlauben
 Antragsformular, Synopsis, Prüfplan, Patienteninformation,
Produktinformation, Versicherung, CV´s, vorhergehende
Ethikvoten etc.
 Details zum Antrag häufig auf Homepage der EK abrufbar
Positives Votum Voraussetzung für den Studienbeginn
(RöV, StrlSchV, AMG, MPG §20, Berufsordnung §15, ICH-GCP
Guidelines)
Während der Studie jede Änderung vorab neu beurteilen lassen,
die die Nutzen/Risiko Bewertung beeinträchtigen könnte
(Amendment)
md. jährliche schriftliche Zusammenfassung des Status der
klinischen Prüfung mit Angabe von SAEs
Behördenmeldung
involviert werden müssen:
 BfArM (Arzneimittel (AM), Anwendungsbeobachtung)
 PEI
(Impfstoffe, Sera)
 Bundesamt für Strahlenschutz (Röntgenanwendg., ionis. Strahlen)
 Überwachungsbehörde (Medizinprodukte, Arzneimittel)
 Kassenärztliche Bundesvereinigung (Anwendungsbeobachtung)
Beispiel:
nach 12. AMG-Novelle Genehmigungsantrag beim
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) oder PaulEhrlich-Institut (PEI)
 durch Leiter der Klinischen Prüfung (LKP)
 parallel zur Antragstellung bei der EK
Durchführung
• Patientenaufklärung und -einschluss
• Einhaltung des Protokolls
• Beherrschen des Therapie/OP-Verfahrens
 zeitliche Verfügbarkeit des Operateurs, detaillierte
Dokumentation, Kontrollmechanismen
• zeitnahe Dokumentation (Patientenakte und CRF)
• Probenlogistik (Blut, Gewebe etc.)
• medizinische Versorgung, Follow up
 Maßnahmen bei AEs bzw. SAEs, Meldeprozeduren
 Studienabbrecher nachverfolgen (Grund)
 Information an/vom Hausarzt
• Zulassen von Monitoring, Audits und Inspektionen
Informed Consent
Vor Einwilligung in die Studie muss der Patient mindestens
wissen:
Was sein Nutzen ist.
Was sein Risiko ist.
Was sein Aufwand ist.
Was seine Rechte sind.
• schriftlich und mündlich aufklären (> 20 Punkte)
• Freiwilligkeit der Teilnahme, Widerrufsrecht herausstellen
• Erklärung zum Datenschutz  optisch hervorheben
• Versicherung und –bedingungen erläutern
• Erklärung des aufklärenden Arztes
Prüfprodukt
Für das Prüfprodukt (Medikament, Prothese etc.) im
Zentrum ist der Prüfarzt verantwortlich
• Verwendung nur innerhalb der Studie gemäß Prüfplan
• laufend Dokumentation über Eingang, Lagerung, Bestand
und Verwendung (personenbezogen), sowie Rückgabe/
Entsorgung unbenutzter Prüfpräparate
(Drug Accountabillity)
 Der Patient bringt alles wieder zurück, er darf i.d.R. nichts
wegschmeißen
 Jedem Prüfungsteilnehmer muß die korrekte Verwendung
erklärt werden. Die Befolgung der Anweisungen ist regelmäßig
zu überprüfen
Meldungen von Zwischenfällen
• schwerwiegende unerwünschte Ereignisse (SUE,
SAE) sind unverzüglich dem LKP/Sponsor zu
melden
• alle übrigen UE/AE gemäß Protokoll berichten
• individuelle gesetzliche Bestimmungen beachten,
was die Meldung an Behörden und EK betrifft
 z.B. nach AMG: Über alle SUE oder unerwartete UE, die
die Sicherheit der Studienteilnehmer oder die
Durchführung der Studie beinträchtigen könnten, muß die
EK unterrichtet werden
Studienabschluss
• Rückfragen vom Datenmanagement (Queries)
 Änderungen und Korrekturen in den CRFs mit Datum und
Initialen versehen, ggf. erklären
• Information an EK und Behörden
• Archivierung der Unterlagen und Maßnahmen zur
Verhinderung vorzeitiger Vernichtung
• Abschlussbesprechung mit Fehleranalyse
• Publikation, Report