WB_2015_05_160-Liter-Spaene-pro-Minute - Werkstatt

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LUFTFAHRT
HPC-Bearbeitung W Integralbauteile W Zeitspanvolumen W Hauptspindel
160 Liter Späne pro Minute
Beim Fertigen von Integralbauteilen aus Aluminium werden über 90 Prozent des Rohlings
zu Spänen. High-Performance-Cutting mit Hauptspindeln von GMN auf Maschinen von DST
sorgt für wirtschaftliches Bearbeiten bei höchstmöglichen Zerspanraten.
von Helmut Damm
1 Integralbauteile mit über 90
Prozent Späneanteil lassen sich
nur auf innovativen, hochdynamischen und leistungsfähigen
Fräsmaschinen
wirtschaftlich
fertigen (Bild: DST)
B
is zu zehn Stunden, mitunter auch
länger, steht das Fräswerkzeug im
Eingriff am Werkstück. Große
Mengen an Spänen fliegen davon. Aus
einem kompakten Aluminiumblock entsteht ein äußerst filigranes Integralbauteil
für Verkehrsflugzeuge.
Besonderes Merkmal dieser Bauteile
sind nur wenige Millimeter dünne Stege
und Böden sowie eine Vielzahl an Taschen und Bohrungen. Prozesssicher und
wirtschaftlich bei kürzesten Bearbeitungszeiten gelingt die Fertigung solcher
Integralbauteile nur dann, wenn äußerst
zuverlässige und leistungsfähige Hauptspindeln auf hochdynamischen Maschinen arbeiten.
»In diesem Marktsegment des High-­
Performance-Cutting beanspruchen wir
international eine Führungsposition«, betont Winfried Holthausen, Einkaufsleiter
bei Dörries Scharmann Technologie, kurz
DST, einem Mitglied der Starrag Group.
»Allerdings benötigt man als Maschinenhersteller kompetente Partner, die ebenfalls eine Führungsrolle in ihrem Marktsegment einnehmen und einen vergleichbar hohen Anspruch erfüllen. Für die
Komponente Hauptspindel, die zur Zerspanungsleistung einer Maschine entscheidend beiträgt, haben wir in GMN
Paul Müller den bestmöglichen Partner
gefunden.«
© Carl Hanser Verlag, München
WB Werkstatt + Betrieb 5/2015
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2 Kernkomponente für hohe Dynamik und Fräsleistung: der parallelkinematische Z3-Kopf
von DST mit der kompakten Motorspindel von GMN (Bild: Hanser)
3 Hochleistungsfrässpindel HCS 230-30000 von GMN, die auf Dauer 120 kW Leistung
im Drehzahlbereich zwischen 13 500 und 30 000 min-1 zur Verfügung stellt; zahlreiche
Anschlüsse ermöglichen die Steuerung und Überwachung der Spindel (Bild: Hanser)
Intensive Technologiepartnerschaft
erarbeitet sich Chancen mit HPC
Um die sehr hoch gesteckten Ziele hinsichtlich Technologie, Produktivität, Zuverlässigkeit und Qualität zu erreichen,
verbindet die beiden Unternehmen seit
Längerem eine sehr enge Partnerschaft.
Dazu gehören unterschiedliche gemeinsame Entwicklungsprojekte, unter anderem in Kooperation mit der Rheinisch-­
Westfälischen Technischen Hochschule
(RWTH) in Aachen. Dort hat man unter
anderem die aktuellen Chancen der
Hochvolumen-Zerspanung – High-Performance-Cutting, kurz HPC – gemeinsam erarbeitet. Sie gilt derzeit als die
einzig zuverlässige Möglichkeit, Integralbauteile für die Luftfahrt wirtschaftlich
und produktiv zu bearbeiten.
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Kombiniert werden dabei große ra­
dia­le und axiale Zustellungen des relativ
kleinen Fräswerkzeugs mit hohen Schnittund Vorschubgeschwindigkeiten. Dies
erfordert allerdings Bearbeitungszentren
mit hochdynamischen Vorschubachsen
und leistungsfähigen Frässpindeln.
Leistungsstarke Hochfrequenzspindeln
auf hochdynamischen Maschinen
Beispiel für den Erfolg der Zusammenarbeit zwischen dem Maschinenbauer DST
und dem Spindelhersteller GMN sind die
horizontalen Bearbeitungszentren der
Baureihe Ecospeed. Sie sind speziell zum
hochproduktiven Fertigen von Integralbauteilen aus Aluminium ausgelegt und
mittlerweile in unterschiedlichen Baugrößen für kleine, mittlere, große und U
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Schedler, Head of Marketing bei DST, zu
berichten weiß, reicht das für nahezu 90
Prozent aller Bearbeitungen an Integralbauteilen aus.
Die Variante Ecospeed ist mit einem
Fahrständer ausgeführt. Die zu bearbeitenden Werkstücke werden vertikal an
einem steifen Maschinentisch aufgespannt. Diese Maschinen können je nach
Ausführung bis zu 21 000 mm lange
Werkstücke bearbeiten. Bei der Maschinenvariante Ecospeed F führen die aufgespannten Werkstücke die Vorschubbewegung in X-Richtung aus. Gegenüber steht
ein fester Ständer, in dem der Z3-Kopf
mit den Achsen Z, A und B vertikal in
Y-Richtung verfährt.
4 Stolz auf Zerspanraten bis 160 l/min bei
98 Prozent Verfügbarkeit (von links): Winfried Holthausen, DST-Einkaufsleiter, Dieter
Weiss, GMN-Vertriebsleiter, und Marcus
Queins, DST-Entwicklungsleiter (Bild: Hanser)
sehr große Werkstücke verfügbar. Sie
überzeugen vor allem mit ihrer hohen
Dynamik in allen Achsen.
Entscheidende Anteile an dieser Dynamik hat der Spindelkopf, der als Parallelkinematik auf dem 3Z-Schlitten ausgeführt ist (Bild 2). Bohr- und Fräswerkzeuge können in allen Richtungen unter
Winkeln von 45 ° arbeiten. Wie Michael
INFORMATION & SERVICE
ANWENDER
Dörries Scharmann Technologie GmbH
41236 Mönchengladbach
Tel. +49 2166 454-0
www.starrag.com
HERSTELLER
GMN Paul Müller
Industrie GmbH & Co. KG
90411 Nürnberg
Tel. +49 911 5691-0
www.gmn.de
PDF-DOWNLOAD
www.werkstatt-betrieb.de/1017122
=
Die Nebenzeiten stehen
ebenfalls im Fokus
Zu den Vorteilen dieser Achsanordnung
erklärt Michael Schedler: »Die Ecospeed
F hat mehrere Vorteile. Durch den festen
Ständer sind zum einen die bewegten
Massen minimiert. Zum anderen konnten wir bei dieser Maschinenausführung
einen automatischen Werkstückwechsel
und das horizontal liegende Aufspannen
der Rohlinge realisieren. Letzteres bedeutet ein erheblich einfacheres Auf- und
Umspannen, zudem minimiert es deutlich die unproduktiven Nebenzeiten.«
Zum Auf- und Abspannen verfügen
die Bearbeitungszentren Ecospeed F über
einen Palettenwechsler mit Kippeinheit.
Letztere positioniert die Palette waagerecht zum Be- und Entladen, senkrecht
zum Einwechseln der Palette mit aufgespanntem Bauteil in den Arbeitsbereich
der Maschine. Beim Bearbeiten steht das
Werkstück also senkrecht. Das sorgt in
Verbindung mit der horizontalen Hauptspindel für bestmöglichen Spänefall. Diese Achsanordnung hat gegenüber der
bewährten Fahrständervariante bei mittelgroßen Integralbauteilen die Produktivität nochmals signifikant erhöht.
Wie Michael Schedler ausführt, erwarten Fertigungsbetriebe aktuell vor allem eine hohe Produktivität. »Das spanende Bearbeiten mittelgroßer bis sehr
großer Integralbauteile dauert mitunter
zehn Stunden und mehr. Wenn man diese Zeit um einige Prozentpunkte verringern kann, ergeben sich natürlich deutliche Kosteneinsparungen und eine höhere
Flexibilität. Darauf achten Zulieferer und
Luftfahrtbetriebe derzeit besonders.« Allerdings lässt sich dies nur mit entsprechend hohen Zerspanraten erreichen.
120 kW Spindelleistung
in kompaktem Gehäuse
Speziell deshalb hat DST in Zusammenarbeit mit dem Spindelhersteller GMN
ein richtungsweisendes Konzept für eine hochleistungsfähige Frässpindel umgesetzt. »Die jetzt von den Motorspindeln verfügbaren Antriebsleistungen von
120 kW tragen wesentlich dazu bei, dass
unsere Bearbeitungszentren Ecospeed
derzeit als produktivste Maschinen zur
Aluminiumbearbeitung weltweit anerkannt sind«, berichtet Schedler stolz.
Je nach Bearbeitungsfolge verwirklichen die Bearbeitungszentren Späne­
volumina bis zu 160 l/min. Die aktuell in
den Ecospeed-Baureihen eingesetzten
Motorspindeln HCS 230–30000 verfügen über 120 kW Antriebsleistung. Diese
Leistung stellen sie auf Dauer (S1) von
13 500  min-1 Drehzahl bis zur Maximaldrehzahl von 30 000 min-1 zur Verfügung.
Die Vektorsteuerung der Motoren (closed-­
loop) bringt mehrere Vorteile mit sich.
Das hohe Drehmoment von 83 Nm halten die Frässpindeln über einen weiten
Drehzahlbereich. Zudem kann die C-Achse winkeltreu gehalten werden, was demzufolge zum Beispiel auch das schräge
Gewindefräsen erlaubt.
Verglichen mit den ehemals verwendeten Hauptspindeln haben die aktuell
eingesetzten Motorspindeln 50 Prozent
höhere Antriebsleistung bei nahezu doppeltem Drehmoment. Dieter Weiss, Vertriebsleiter bei GMN, erläutert: »Die
größte Herausforderung für GMN war es,
diese hohe Leistung in dem vorgegebenen Bauraum zu verwirklichen. Denn der
parallelkinematische Spindelkopf bei den
Bearbeitungszentren von DST ist standardisiert. Die weitaus leistungsfähigeren
Motorspindeln durften deshalb nur den
vorgegebenen Bauraum beanspruchen,
in den ehemals die schwächeren Hauptspindeln gepasst hatten.«
Weiss berichtet weiter, dass es neben
der Leistungsdichte auch auf eine hohe Zuverlässigkeit und Langlebigkeit der Motorspindeln ankomme. »DST muss seinen
Kunden eine Verfügbarkeit der produktiv
arbeitenden Maschine bis zu 98 Prozent
zusichern. Speziell bei der Volumenzerspanung an Integralbauteilen betrifft dieses
Kriterium zuallererst die Hauptspindel.
Denn bei zehnstündiger Bearbeitung für
nur ein Bauteil läuft die Frässpindel nahezu ohne Unterbrechung rund um die Uhr.«
Diese besondere Forderung haben
die Experten von GMN nach Ansicht von
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5 Extrem leicht und dennoch sehr stabil: Filigrane Strukturbauteile aus Aluminium für
Verkehrsflugzeuge, wie C-Rahmen und Spanten für den Rumpf sowie Rippen und Rahmen
für die Tragflächen, werden aus dem Vollen gefräst (Bild: Hanser)
Michael Schedler mit Bravour erfüllt.
Denn sie haben die Zuverlässigkeit der
Motorspindeln deutlich verbessert. Dieter Weiss: »Ehemals waren Wartungs­
intervalle von etwa 2000 bis 5000 Stunden bei schnell drehenden Motorspindeln
üblich. Durch unsere besondere Bauweise
und äußerst hochwertige, überwiegend
selbst entwickelte Spindelkomponenten
erreichen unsere Motorspindeln in der
Praxis inzwischen bis zu 10 000 Stunden
Laufzeit ohne Wartung.«
Eigene Komponenten sichern
Qualität und Zuverlässigkeit
Gelungen sind diese Optimierungen insbesondere, weil GMN in Nürnberg eine
sehr hohe Fertigungstiefe hat. So haben
die Spezialisten unter anderem die Hy­
bridkugellager selbst konzipiert, gefertigt
und montiert. Diese Kugellager verfügen,
verglichen mit den üblichen Standards,
über weitaus höhere Genauigkeiten entsprechend der Qualität UP.
Wie Weiss berichtet, sind zudem Lager mit speziellen Anstellwinkeln in die
Motorspindeln eingebaut. Diese Lager
sind wesentlich steifer als Standard-Kugellager und können bei dieser speziellen Anwendung besser die auftretenden
Bearbeitungskräfte aufnehmen. Darüber
hinaus sind die Genauigkeiten der Außen- und Innenringe erhöht. Beim Planlauf der Stirnseite in Bezug auf die
­Laufbahn am zusammen­gesetzten Lager (Axialschlag) wird eine Genauigkeit
kleiner 2 µm gehalten.
WB Werkstatt + Betrieb 5/2015
Lager und Gehäuse der Motorspindeln werden über separate Aggregate exakt temperiert und somit auf konstanten
Temperaturen gehalten. Sensoren messen
die Temperaturen an den Lagerringen sowie die axiale Verlagerung der Spindelwelle. Im Regelkreis mit der CNC-Steuerung
können dann die axialen Bewegungen der
Spindelwelle kompensiert werden. Das erhöht zusätzlich die Genauigkeit am Werkstück. Darüber hinaus sorgt es aber auch
für eine lange Lebensdauer der Kugellager
und für große Wartungsintervalle.
Michael Schedler von DST fasst die
Vorteile wie folgt zusammen: »Aus der engen Technologiepartnerschaft mit GMN
ist nicht nur die derzeit weltweit leistungsfähigste Volumenzerspanung für Integralbauteile hervorgegangen. Auch die Zuverlässigkeit – sie trägt wesentlich zur Wirtschaftlichkeit in diesem Fertigungssegment bei – konnte potenziert werden. Damit haben sich die Bearbeitungszentren
Ecospeed von DST mit den innovativen
Motorspindeln von GMN weltweit als absoluter Branchenprimus positioniert.«
Bestätigt wird dies von weltweit zahlreichen Fertigungsbetrieben der Luftfahrtindustrie. Aktuell häufen sich die
Anfragen nach der innovativen Technologie des High-Performance-Cutting. Das
führt zu vollen Auftragsbüchern bei DST
und GMN. Und so freuen sich Schedler,
Holthausen und Weiss auch über volle
Spänecontainer, die beinahe im Minutentakt vom horizontalen Bearbeitungszen­
trum Ecospeed abgefahren werden. W
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