2014-15

Erasmus La Laguna 2014/2015
Vorbereitung
Alle Unterlagen, die man für die Bewerbung braucht, sind auf der Homepage des ChIC aufgelistet.
Unter Anderem wird ein Empfehlungsschreiben benötigt, das ich von meiner ehemaligen KITDozentin bekommen habe. Ca. 1-2 Monate später bekam ich dann die Einladung zu einem
Auswahlgespräch, bei dem man einen kurzen Vortrag zu einem Thema seiner Wahl hält (mit Bezug
zum Gastland oder Europa).
Wird man ausgewählt, muss man sein Learning Agreement zusammenstellen, also die Fächer
aussuchen, die man auf Teneriffa belegen will. Die Fächer, die zur Auswahl stehen, findet man unter
Plan de estudios auf der Homepage der Medizin der ULL (wichtig: grado de medicina und nicht
licenciatura, da die licenciatura ausläuft, wie bei uns der Regelstudiengang). Man darf nur Fächer
aus zwei aufeinanderfolgenden Jahren wählen und zusätzlich bis zu zwei Wahlfächer. Ich hatte mir
Fächer aus dem vierten und fünften Jahr und ein Wahlfach ausgesucht. Am Ende konnte ich die
Fächer aus dem fünften Jahr jedoch nicht machen, weil sich die Praktika, Vorlesungen und teilweise
sogar die Prüfungen überschnitten hätten und die Praktikumskoordinatoren nicht sehr kooperativ
waren, was Verlegungen anging. Bei anderen Studenten hat es aber teilweise geklappt, die Praktika
zu verlegen.
Vor Antritt des Auslandsstudiums benötigt man ein Spanisch-Zertifikat (der Sprachkurs "Spanisch
für Mediziner" vom ChIC wird nicht anerkannt). Ich kann den Kurs aber trotzdem wärmstens
empfehlen, da man sowohl das medizinische Vokabular kennenlernt als auch übt, eine spanische
Anamnese durchzuführen. Das hat mir am Anfang sehr geholfen!
Nach der Ankunft
Ich habe die ersten Tage in einem Hostel in Santa Cruz gewohnt, andere Erasmus-Studenten in
Hostels in La Laguna. Generell ist es nicht nötig, sich schon von Berlin aus eine Wohnung zu
organisieren, da die Wohnungssuche auf Teneriffa sehr einfach ist. Es gibt sehr viele komplett
möblierte Wohnungen, in denen die Zimmer an Studenten vermietet werden. Ich habe mir in den
ersten zwei Tagen zwei Wohnungen angeschaut und hätte beide bekommen. Hilfreich für die
Wohnungssuche sind vor allem die Erasmus-Facebookgruppe und die Homepage milanuncios.com.
Die beiden Krankenhäuser, an denen man seine Praktika hat (Hospital Universitario de Canarias =
HUC, dort ist auch die Fakultät, und Hospital Universitario Nuestra Señora de Candelaria =
HUNSC) befinden sich zwischen La Laguna und Santa Cruz. Mit der Tranvía (eine Straßenbahn,
die La Laguna und Santa Cruz miteinander verbindet) ist man von beiden Städten schnell dort. Ich
habe in der Nähe des Campus Guajara der ULL gewohnt. Die Lage war sehr gut, weil ich dadurch
schnell in der Uni war, aber das Zentrum von La Laguna noch in Fußdistanz zu erreichen war (unter
der Woche fährt die letzte Tranvía ca. um Mitternacht).
Für die Immatrikulation an der Uni braucht man eine NIE, eine número de identidad de extranjero
(bei einigen hat die Immatrikulation auch ohne NIE funktioniert, aber da kommt es immer darauf
an, wen man im Sekretariat erwischt). Die NIE muss man bei der policía nacional beantragen. Ich
hatte am Anfang noch keinen Mietvertrag, deshalb habe ich erst einmal eine vorläufige NIE
bekommen, die nur 3 Monate gültig war (dann musste ich nochmal zur Polizei und die endgültige
NIE beantragen).
Außerdem ist es sinnvoll, die residencia zu beantragen. Das ist ein Zertifikat, dass bescheinigt, dass
man Einwohner von Teneriffa ist. Damit bekommt man an vielen Orten Vergünstigungen (Museen,
Seilbahn zum Teide, Fitnessstudio etc.) und die Flüge bzw. Schiffe auf die anderen Kanarischen
Inseln oder zum spanischen Festland kosten nur die Hälfte.
Alle Informationen zu den Anträgen bekommt man aber auch noch einmal beim International
Office, bei dem man sich vor Beginn des Semesters kurz anmelden muss.
Studium
Im vierten Jahr sind die Fächer alle folgendermaßen aufgebaut: Man hat drei Wochen lang
Praktikum von 8-12 Uhr auf Station. Die Vorlesungen sind von 13-15 Uhr und erstrecken sich über
das ganze Semester, aber ohne Anwesenheitspflicht. Nach dem Semester gibt es eine mündliche
oder schriftliche Prüfung. Die Wahlfächer sind nachmittags (bei mir war es von 15:30-17:30 Uhr,
vier Wochen lang). Die Fächer, die ich belegt habe, waren:
Wintersemester:
–
Obstetricia y Ginecología: 9 ECTS-Punkte, dementsprechend recht umfangreich. Mündliche
Prüfung.
–
Patología de la sangre y la hematopoyesis: 6 ECTS-Punkte. MC-Prüfung.
–
Enfermedades Tropicales y Salud Internacional (Wahlfach): 6 ECTS-Punkte.
Anwesenheitspflicht in den Vorlesungen und Praktika, am letzten Tag eine MC-Prüfung per
Internet.
Sommersemester:
–
Patología del Aparato Respiratorio: 6 ECTS-Punkte. Schriftliche Prüfung am Ende mit MCTeil und microtemas, was bedeutet, dass man z.B. die Asthmatherapie erklären soll. Die
schwerste meiner Prüfungen.
–
Patología del Sistema Nervioso: 6 ECTS-Punkte. Das Fach setzt sich aus Neurologie und
Neurochirurgie zusammen. Das Praktikum hat man dann entweder auf der Neurologie oder
Neurochirurgie. Ich war auf der Neurochirurgie und das Praktikum war sehr gut organisiert
und der Prof hat uns sogar jeden Tag ein kleines Seminar zu Untersuchungstechniken etc.
gehalten. Die Prüfung am Ende ist dann zweigeteilt und man muss beide Teile bestehen.
Schriftliche Prüfung mit MC-Teil, Microtemas und Bildern.
–
Patología del Sistema endocrino, metabolismo y nutrición: 6 ECTS-Punkte. Leichte MCKlausur.
–
Patología Renal, de las vías urinarias y del aparato reproductor masculino: 6 ECTS-Punkte,
MC-Klausur. Das Praktikum unterteilt sich in 1,5 Wochen Urologie (das beste Praktikum,
das ich auf Teneriffa hatte, da sehr gut organisiert und abwechslungsreich) und 1,5 Wochen
Nephrologie.
Alltag und Freizeit
Ich habe mit einer Mitbewohnerin aus Teneriffa und einem Mitbewohner aus Fuerteventura
zusammen gewohnt. Das war rüchwirkend betrachtet sehr gut, weil man zu Hause spanisch
sprechen muss. Kontakt zu anderen Erasmuslern bekommt man dann schon von alleine (die ersten
habe ich im International Office kennengelernt, später kommt dann die Erasmus Welcome Week
etc.).
In der Freizeit (von de man hier sehr viel hat, da die Praktika maximal bis 12 Uhr dauern), wird
einem auf Teneriffa nicht langweilig. Man kann sehr gut wandern gehen (im Anaga-Gebirge, im
Nationalpark Teide, im Teno-Gebirge...) oder an den vielen Stränden entspannen.
Einige Erlebnisse, die mir besonders gefallen haben:
–
Die Wanderung im Barranco de Masca: Masca ist ein kleines Dorf in den Bergen, von wo
aus man die Masca-Schlucht bis ans Meer entlang hinunter läuft. Unten gibt es einen kleinen
Strand und man kann mit dem Schiff zurück fahren. Auf dem Weg kommt man an riesigen
Felsen, Los Gigantes, vorbei und man kann Delfine beobachten.
–
Der Karneval von Santa Cruz: Einer der größten Karnevals der Welt! Zwei Wochen lang
verwandelt sich die ganze Stadt in eine riesen Party.
–
Mit Schildkröten schwimmen: Es gibt einen kleinen Strand im Süden, El puertito de
Armeñime, der etwas versteckt und bei den Touristen ziemlich unbekannt ist. Dort gibt es
Meeresschildkröten, die man mit Taucherbrille und Schnorchel sehr gut beobachten kann.
–
Den Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Teide beobachten: Am Vortag wandert man bis zum
Refugio de Altavista, einer kleinen Berghütte am Teide, wo man übernachten kann. Am
nächsten Tag geht man dann sehr früh los, um beim Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu sein.
Von dort sieht man bei gutem Wetter alle kanarischen Inseln. Der Weg ist sehr anstrengend
und oben ist es sehr kalt, aber es lohnt sich!
Mit der Residencia kommt man auch günstig auf die anderen Kanarischen Inseln. Ich habe alle
sieben Inseln gesehen und es hat sich wirklich gelohnt, weil jede Insel komplett anders ist!
Fazit
Es war eine gute Entscheidung, mein Erasmus-Jahr auf Teneriffa zu verbringen. Ich werde ein Jahr
länger studieren, weil sich die Fächer nicht so gut mit unseren Modulen im Modellstudiengang
decken, aber ich habe viel dazu gelernt, mein Spanisch verbessert, und einzigartige Erfahrungen
gesammelt. Meine schlechteste Erfahrung war das Behörden-Chaos am Anfang, als ich meine NIE,
Residencia etc. beantragen musste und immer irgendetwas gefehlt hat.
Die beste Erfahrung sind wahrscheinlich die vielen Menschen, die ich hier kennen lernen durfte:
Tinerfeños, Canarios und Erasmusstudenten aus ganz Europa. Alles in allem ein unvergessliches
Jahr, das ich jedem weiterempfehlen kann!