Quartalsbroschüre - Sparkasse Bayreuth

Volkswirtschaft im Fokus.
Konjunktur und Märkte
Aus dem Makro Research der Deka-Gruppe
Konjunktur 2-4 Zinsen und Renditen 5-6 Aktien 7-8 Emerging Markets 9
Währungen 10-12 Rohstoffe 13-14 Szenarien 15
2. Quartal 2016
Inflation – wer da suchet, der findet.
Liebe Anlegerinnen
und Anleger,
die Finanzmärkte haben sich seit Mitte Februar
von dem unerquicklichen Jahresstart wieder
ein Stückweit erholt. Die Hauptursache für die
ersehnte Beruhigung dürfte die Bodenbildung
bei den Rohstoffpreisen gewesen sein. So hat sich beispielsweise der Rohölpreis seither berappelt, weil ein
paar wichtige Förderländer durchblicken ließen, dass sie
dem Angebotsüberhang begegnen wollen. So weit, so
gut. Ansonsten hat es in den letzten Wochen erwartungsgemäß gemischte Konjunkturdaten gegeben. Damit ist
der Blick auf die Weltkonjunktur nicht nennenswert klarer
geworden.
So stehen wieder einmal die Notenbanken im Vordergrund. Sie treffen ihre geldpolitischen Entscheidungen
derzeit in Abhängigkeit von der aktuellen Datenlage. Und
hier lohnt ein Blick auf die Inflationsentwicklung. Ja, es
gibt sie wieder, die Inflation, auch wenn man sie noch mit
der Lupe suchen muss. In den USA robbt sich die Kerninflationsrate seit einem Jahr nach oben, und die Lohnindikatoren weisen mittlerweile verlässlich darauf hin, dass
die Vollbeschäftigung mit einer Arbeitslosenquote von
4,9 % allmählich aufkommenden Lohndruck mit sich
bringt. Die amerikanische Notenbank Fed wird zwar wohl
erst im Juni zum zweiten Zinserhöhungsschritt ansetzen,
aber das makroökonomische Umfeld legt es ihr durchaus
nahe, in den nächsten Quartalen die Zinstreppe weiter
nach oben zu gehen. Langsam wird damit zumindest
jenseits des Atlantiks der Weg in die Normalität der Geldpolitik beschritten.
Damit gehen die Fed und EZB weiter in unterschiedliche
Richtungen: Die jüngsten Inflationsdaten in der Eurozone
waren ernüchternd. Vor diesem Hintergrund ist das auf
der März-Sitzung beschlossene neuerliche expansive
Maßnahmenbündel der EZB zu sehen: Zinssenkungen,
Ausweitung des Wertpapierkaufprogramms und neue
Langfristtender. Um hierzulande Inflation zu finden,
braucht es sowohl eine gute Lupe als auch ein Fernglas.
Nur sehr allmählich wächst Europa aus der wirtschaftlichen Malaise heraus. Bis auf weiteres muss man von
einer anhaltenden Zielverfehlung der EZB hinsichtlich der
Inflationsrate ausgehen. Erst in etwa zwei Jahren wird die
Lage am Arbeitsmarkt sich soweit verbessert haben, dass
jegliche Deflationssorgen vom Tisch sind und auch die
EZB sich dem Ausstieg aus der ultra-expansiven Geldpolitik zuwenden kann. Eine erstmalige Anhebung des
Hauptrefinanzierungssatzes erwarten wir im Jahr 2019.
Für die Anleger hierzulande bleibt es bei der herausfordernden Welt ohne Zinsen. Derzeit liegen viele schlechte
Karten auf dem Tisch (schwache Dynamik der Weltwirtschaft, Sorgen um Finanzmarktstabilität, Flüchtlingsstrom in Europa, Wahltermine, britisches EU-Referendum, etc.). Dennoch erachten wir die Übernahme von
Risiken als die erfolgversprechendste Anlagestrategie. So
stehen europäische Aktien und Hochzinsanleihen unter
Renditegesichtspunkten oben. Die Schwankungsintensität dürfte indes über das gesamte Jahr 2016 nennenswert hoch bleiben.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Ulrich Kater
Chefvolkswirt DekaBank
2. Quartal 2016
Seite 2
Volkswirtschaft im Fokus
Konjunktur
Konjunktur Deutschland
Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal)
2
1
0
-1
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Destatis, Prognose DekaBank
Arbeitslosenquote (%, saisonbereinigt, nationale Definition)
7,5
7,0
6,5
6,0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Prognose DekaBank
Inflation (% ggü. Vorjahr)
3
2
1
0
-1
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Destatis, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Deutschland
20 15
20 16 P
20 17P
Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.)
1,7
1,6
1,4
Inflationsrate (% ggü. Vorjahr)
0,1
0,3
1,7
Finanzierungssaldo*
Schuldenstandsquote*
Leistungsbilanzsaldo*
0,6
0,0
0,4
71,6
69,2
66,8
8,2
7,8
7,6
Dez 15
Jan 16
Feb 16
-0,2
Inflation (% ggü. Vorjahr)
0,2
0,4
Arb.-losenquote (%, sb., nat. Def.)
6,3
6,2
6,2
108,6
107,3
105,7
ifo Geschäftsklima (Punkte)
* in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts
Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Destatis, ifo Institut,
Reuters, Prognose DekaBank (P)
Im Fokus
Von der Konjunktur kommen derzeit widersprüchliche
Signale. Während vor allem die Stimmungsindikatoren
deutlich nachgegeben haben, haben die „harten“ Indikatoren wie die Produktion zu Jahresbeginn kräftig zugelegt. Dabei dürften Sonderfaktoren mit im Spiel gewesen
sein, was sich beispielsweise im deutschen Ausbaugewerbe zeigt, dessen Produktion im Januar um sage und
schreibe 17,6 % gegenüber dem Dezember angestiegen
ist. Hier ist mit einer Gegenbewegung zu rechnen. Verlässlich zeigte sich der deutsche Einzelhandel, dessen
Umsätze unaufgeregt solide zunahmen.
Perspektiven
Deutschland zählt zu den strukturell gut aufgestellten
Volkswirtschaften der Europäischen Währungsunion.
Über lange Jahre hinweg haben sich die deutschen Unternehmen fit für den Weltmarkt gemacht: durch Kostenbewusstsein, innovative Produkte und Neuausrichtung
auf die Wachstumsmärkte. Hinzu kamen die Reformen
der „Agenda 2010“, die den Arbeitsmarkt in Schwung
brachten. Zusammen mit den komfortablen Rahmenbedingungen einer exportstimulierenden Abwertung des
Euro und kaufkraftfördernder Rohstoffpreisrückgänge
lebt es sich derzeit gut in Deutschland. Selbst Störfaktoren wie ein schwächeres Wachstum der Schwellenländer
verursachten keinen Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität, sondern allenfalls eine temporäre Abschwächung.
Doch man sollte sich nicht zufrieden zurücklehnen, denn
die stimulierenden Effekte werden in absehbarer Zeit
auslaufen. Und dann wird sich der langjährige „wirtschaftspolitische Dornröschenschlaf“ in Deutschland
rächen. Um die Wachstumskräfte Deutschlands zu erhalten, müssten der im internationalen Vergleich immer
noch hoch regulierte Arbeitsmarkt weiter flexibilisiert
werden, die sozialen Sicherungssysteme effizienter und
demografischer ausgestaltet werden und bürokratische
Hürden abgebaut werden. Stattdessen wurden zuletzt
viele Maßnahmen beschlossen, die in Zukunft die Wettbewerbsfähigkeit belasten werden, man denke nur an
den Mindestlohn, die Rente mit 63 und die Mütterrente.
2. Quartal 2016
Seite 3
Volkswirtschaft im Fokus
Konjunktur
Konjunktur Euroland
Im Fokus
Die Wirtschaft in Euroland ist im vierten Quartal um
0,3 % im Vergleich zum Vorquartal gewachsen. Dabei
steht Euroland auf einem breiten Wachstumsfundament.
Der Spitzenreiter unter den vier großen EWU-Staaten war
Spanien mit einem Wachstum von 0,8 %. Deutschland
und Frankreich legten jeweils um 0,3 % zu. In Italien war
es lediglich ein Plus von 0,1 %. Ende 2015 befand sich
kein Land der Währungsunion in der Rezession. Für das
erste Quartal 2016 deuten die Stimmungsindikatoren
eine Fortsetzung des Wachstumspfades in Euroland an.
Aufgrund der schwachen Energiepreiseentwicklung ist
die Inflationsrate im Februar auf -0,2 % im Jahresvergleich gefallen.
Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal)
1,0
0,5
0,0
-0,5
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank
Perspektiven
Euroland wächst zurzeit mit etwas mehr als „Normalgeschwindigkeit“. Die Erholung steht dabei auf einem breiten Fundament. Erstmals seit 2007 gab es 2015 wieder
positive Wachstumsbeiträge aus allen vier großen Volkswirtschaften der Währungsunion. Die fortgesetzte Erholung in den Peripheriestaaten wird in den kommenden
Jahren für das Wachstum in Euroland ein wichtiger positiver Einflussfaktor bleiben. Daneben profitiert die Wirtschaft der Währungsunion von niedrigen Energiepreisen,
einer sehr lockeren Geldpolitik und soliden Impulsen
durch die Weltwirtschaft. Es bleibt aber bei einem nur
verhaltenen Wachstumsausblick, denn die Aufräumarbeiten nach der globalen Finanzkrise und der Euro-Schuldenkrise sind mühsam und werden noch einige Zeit benötigen. Dies betrifft vor allem den Schuldenabbau und
Strukturreformen. Beide kommen nur schleppend voran.
Die Schuldenstandsquoten auf den in den MaastrichtKriterien definierten Zielwert von 60 % zu reduzieren,
scheint in den nächsten Jahren unerreichbar. In Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Griechenland wurden
zwar wichtige Strukturreformen angestoßen, aber der
Weg ist noch weit. Dabei scheint derzeit der Reformeifer
zu erlahmen. Dies dürfte auch am politischen Gegenwind
durch erstarkende reformkritische Parteien in einigen
Ländern liegen.
Arbeitslosenquote (%, saisonbereinigt, EU-Definition)
12
11
10
9
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2016
2017
Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank
Inflation (% ggü. Vorjahr)
3
2
1
0
-1
2011
2012
2013
2014
2015
Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Euroland
20 16 P
20 17P
Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.)
1,5
1,5
1,5
Inflationsrate (% ggü. Vorjahr)
0,0
0,3
1,5
Finanzierungssaldo*
-2,2
-1,9
-1,6
Schuldenstandsquote*
92,1
91,3
90,0
3,3
3,1
3,0
Dez 15
Jan 16
Feb 16
-0,2
Leistungsbilanzsaldo*
Inflation (% ggü. Vorjahr)
Arb.-losenquote (%, sb., EU-Def.)
Economic Sentiment (Punkte)
20 15
0,2
0,3
10,4
10,3
106,7
105,1
* in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts;
Quellen: Eurostat, Reuters, Prognose DekaBank (P)
103,8
2. Quartal 2016
Seite 4
Volkswirtschaft im Fokus
Konjunktur
Konjunktur Welt
Im Fokus
Die ersten für 2016 veröffentlichten Konjunkturdaten
deuten an, dass sich an dem zwar schwachen, aber insgesamt stabilen globalen Wachstumsumfeld über den Jahreswechsel nichts Wesentliches geändert hat. Entsprechend dürften sich die zwischenzeitlich an den Finanzmärkten gehandelten Konjunktursorgen als Übertreibung
erweisen. Zwar haben sich einzelne Stimmungsindikatoren seit Jahresbeginn verschlechtert. So sank der globale
Einkaufsmanagerindex im Februar geringfügig von 50,0
auf 49,8 Punkte und damit auf sein niedrigstes Niveau
seit Ende 2012. Die Stimmungseintrübung fand in fast
allen Regionen statt und war in Lateinamerika sowie in
Westeuropa besonders ausgeprägt. Hingegen hat sich
die Stimmung in Nordamerika im Februar zum zweiten
Mal in Folge verbessert. Dies wiederum nährt Hoffnung,
dass auch auf globaler Ebene die Stimmungswende in
den kommenden Monaten folgen könnte, weil Nordamerika oftmals eine globale Vorreiterrolle hat.
Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal)
1,0
0,5
0,0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank
Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal)
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
-0,5
2011
2012
2013
2014
2015
Schwellenländer
2016
2017
Industrieländer
Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank
Einkaufsmanagerindex (Punkte)
58
56
54
52
50
48
2011
2012
2013
2014
2015
2016
Quellen: Markit, ISM, Reuters, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.)
20 15P
20 16 P
20 17P
3,0
2,9
3,3
Industrieländer
1,8
1,8
1,9
Schwellenländer
3,9
3,8
4,4
Mittel- und osteurop. Länder
-0,3
0,4
2,1
Lateinamerika
-0,6
-1,1
1,7
6,2
5,9
5,7
Welt
Asien (ohne Japan)
Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank (P)
Perspektiven
Die Weltwirtschaft befindet sich seit dem zweiten Quartal
2009 in einem konjunkturellen Aufschwung. Dieser begann zunächst mit hohen Wachstumsraten des globalen
Bruttoinlandsprodukts. Seit 2011 hat sich jedoch die
globale Dynamik verringert auf Wachstumsraten zwischen 3,0 % und 3,5 %. Zu dieser Abschwächung trug
anfänglich die Euro-Schuldenkrise bei. Es folgten 2015
ausgeprägte Rezessionen in Russland und Brasilien. Das
Ende dieser Rezessionen wird dazu beitragen, dass sich
das Wachstum der Schwellenländer über den Prognosehorizont hinaus (bis Ende 2017) etwas beschleunigt.
Hingegen dürften die Industrieländer insgesamt eine
nahezu unveränderte Wachstumsdynamik aufweisen. Bei
den Industrieländern gilt es im Prognosezeitraum zu
differenzieren zwischen Volkswirtschaften, in denen die
geldpolitische Straffung langsam beginnt (bspw. die
USA), und solche, in denen die geldpolitische Straffung
noch außerhalb des Prognosehorizonts liegt (bspw. Euroland und Japan). In ersteren werden sich die Wachstumsaussichten aufgrund des Zinsanstiegs leicht eintrüben,
letztere profitieren noch von der äußerst lockeren Geldpolitik.
2. Quartal 2016
Seite 5
Volkswirtschaft im Fokus
Zinsen und Renditen
Geldmarkt Euroland
Im Fokus
Mit einer Senkung aller drei Leitzinssätze, zusätzlichen
Wertpapierkäufen und langfristigen Refinanzierungsgeschäften zu sehr günstigen Konditionen hat die EZB ein
Maßnahmenpaket vorgelegt, das in der Summe die im
Vorfeld herrschenden Erwartungen weit übertroffen hat.
Dennoch wollten an den meisten Finanzmärkten zunächst
keine positiven Reaktionen aufkommen. Denn Präsident
Draghis Ausführungen auf der Pressekonferenz haben
den Eindruck erweckt, dass die EZB den größten Teil ihres
Pulvers nun verschossen habe. In den nächsten Wochen
dürften die Notenbanker betonen, dass sie bei Bedarf
immer noch Handlungsspielräume hätten, um Rezessions- und Deflationsrisiken zu begegnen. Diese liegen
aber offensichtlich nicht bei den Leitzinsen, sodass sich
die EONIA- und EURIBOR-Sätze jetzt oberhalb des Einlagensatzes von -0,40 % einpendeln sollten.
EZB-Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz; % p.a.)
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Europäische Zentralbank, Prognose DekaBank
EURIBOR-Sätze (% p.a.)
3
2
1
0
-1
2011
2012
2013
2014
3 Monats-EURIBOR
2015
2016
2017
12 Monats-EURIBOR
Quellen: European Banking Federation, Prognose DekaBank
EONIA-Swapkurve (% p.a.)
0,6
0,4
0,2
0,0
-0,2
-0,4
-0,6
0
12
24
36
Monate
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Euroland: Zinsen (% p.a.)
EZB-Leitzins (Hauptrefin.-satz)
10 .0 3.20 16
vor 1 Mon.
vor 1 Jahr
0,00
0,05
0,05
3 Monats-EURIBOR
-0,23
-0,18
0,03
12 Monats-EURIBOR
-0,03
0,00
0,22
EURIBOR-Future, Dez. 2016
-0,27
-0,33
0,03
EURIBOR-Future, Dez. 2017
-0,22
-0,25
Prognose DekaBank (% p.a.)
in 3 Mon.
in 6 Mon.
EZB-Leitzins (Hauptrefin.-satz)
0,19
in 12 Mon.
0,00
0,00
0,00
3 Monats-EURIBOR
-0,26
-0,28
-0,28
12 Monats-EURIBOR
-0,04
-0,05
-0,05
Quellen: Europäische Zentralbank, European Banking
Federation, Bloomberg, DekaBank
Perspektiven
Auf die sehr niedrigen Inflationsraten reagierte die Europäische Zentralbank mit einer Mischung aus konventionellen und unkonventionellen Maßnahmen. Den vorerst
letzten Schritt in dieser Serie machte sie im März 2016,
indem sie die Leitzinsen noch einmal senkte und das
Tempo ihrer Bilanzausweitung erhöhte. Allerdings gab
sie zugleich zu verstehen, dass sie den Einlagensatz voraussichtlich nicht noch weiter reduzieren wird. Sie befürchtet, durch zu stark negative Geldmarktsätze die
Profitabilität von Banken und damit letztlich die Kreditvergabe zu beeinträchtigen. An dieser Einschätzung dürfte die EZB festhalten, solange sich der wirtschaftliche
Ausblick nicht gravierend verschlechtert. Das derzeitige
Niveau des Einlagensatzes von -0,40 % bildet deshalb
mit hoher Wahrscheinlichkeit die Untergrenze des Geldmarktes. Die EONIA- und EURIBOR-Sätze sollten sich
daher nur noch geringfügig nach unten bewegen und
dann in eine lange Seitwärtsbewegung übergehen. Die
aufgrund höherer Wertpapierkäufe und zusätzlicher
Langfristtender schneller anwachsenden Überschussreserven der Banken dürften den Verlauf der Geldmarktsätze zunächst nicht mehr wesentlich beeinflussen. Sie
könnten jedoch später die Exit-Strategie aus der ultraexpansiven Geldpolitik verlangsamen. Wir gehen davon
aus, dass die EZB im Jahr 2017 ihr Wertpapierankaufprogramm beenden und im Jahr darauf die Reinvestitionen
einstellen wird. Aber auch danach werden die Überschussreserven nur langsam sinken, sodass die EONIASätze weiterhin an den immer noch negativen Einlagensatz gekoppelt bleiben.
2. Quartal 2016
Seite 6
Volkswirtschaft im Fokus
Zinsen und Renditen
Rentenmarkt Euroland
Im Fokus
Trotz eines umfangreichen Maßnahmenpakets enttäuschte die EZB die Marktteilnehmer dahingehend, dass
sie den Einlagensatz im März nur um 10 Basispunkte auf 0,40 % senkte und zudem weiteren Zinsschritten eine
Absage erteilte. Zweijährige Bundesanleihen korrigierten
daraufhin deutlich. Ihre Renditen dürften nun knapp
unterhalb des Einlagensatzes in eine Seitwärtsbewegung
übergehen. In den längeren Laufzeitbereichen rechnen
wir mit leicht anziehenden Renditen aufgrund wieder
steigender Inflationserwartungen und abnehmender
konjunktureller Abwärtsrisiken. Der Versteilerung der
Zinskurve werden jedoch Grenzen gesetzt, da die Erhöhung der EZB-Wertpapierkäufe auf 80 Mrd. Euro im Monat vermutlich auch den Ankauf von mehr Bundesanleihen beinhalten wird.
Deutschland: Renditen (% p.a.)
4
3
2
1
0
-1
2011
2012
2013
2014
2015
2-jährige
2016
2017
10-jährige
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Frankreich und Niederlande: Renditen (% p.a.)
4
3
2
1
0
2011
2012
2013
2014
Frankreich, 10-jährige
2015
2016
Niederlande, 10-jährige
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Italien und Spanien: Renditen (% p.a.)
8
6
4
2
0
2011
2012
2013
Italien, 10-jährige
2014
2015
2016
Spanien, 10-jährige
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Renditen (% p.a.)
10 .0 3.20 16
vor 1 Mon.
vor 1 Jahr
-0,45
-0,51
-0,24
Deutschland 10J
0,31
0,24
0,23
Frankreich 10J
0,68
0,62
0,52
Italien 10J
1,46
1,64
1,22
Deutschland 2J
Spanien 10J
Prognose DekaBank (% p.a.)
Deutschland 2J
Deutschland 10J
Quellen: Bloomberg, DekaBank
1,59
1,72
1,24
in 3 Mon.
in 6 Mon.
in 12 Mon.
-0,45
-0,45
-0,40
0,30
0,35
0,50
Perspektiven
Die umfangreichen Wertpapierkäufe der EZB führen zu
steigenden Überschussreserven im Bankensystem. Die
Verlängerung des Programms bis mindestens März 2017,
die Aufstockung des Volumens auf 80 Mrd. Euro pro Monat sowie die Ankündigung der EZB, Rückflüsse aus fällig
werdenden Anleihen zu reinvestieren, deuten darauf hin,
dass die Überschussreserven noch erheblich anwachsen
und anschließend für längere Zeit hoch bleiben werden.
Dies bindet die Renditen kurzlaufender Bundesanleihen
bis auf weiteres eng an den Einlagensatz, den die EZB
vermutlich nicht unter das derzeitige Niveau von -0,40 %
senken wird. In den längeren Laufzeitbereichen haben
globale Konjunktursorgen und sinkende Inflationserwartungen die Nachfrage nach Bundesanleihen erhöht. Zudem führen die Käufe der EZB respektive der Bundesbank
zu einer Verknappung dieser Papiere, die sich in niedrigeren Renditen widerspiegelt. Die EZB scheint sich nicht
in der Lage zu sehen, diesen Engpass zu umgehen. Denn
offenbar lehnen einige Ratsmitglieder eine Loslösung der
Staatsanleihekäufe vom Eigenkapitalschlüssel der EZB
vehement ab. Und allein durch die Aufnahme von Unternehmensanleihen in das Anleihekaufprogramm dürfte
sich die im März beschlossene Aufstockung nicht bewältigen lassen. Zwar gehen wir nicht davon aus, dass die
EZB das monatliche Volumen der Anleihekäufe nochmals
anheben wird. Ein abruptes Ende des Programms im März
2017 halten wir jedoch ebenfalls für unwahrscheinlich.
Eine noch längere Fortsetzung des Programms im derzeitigen Umfang sollte den Anstieg der Renditen langlaufender Bundesanleihen spürbar begrenzen.
2. Quartal 2016
Seite 7
Volkswirtschaft im Fokus
Aktien
Aktienmarkt Deutschland
DAX (Indexpunkte)
12.000
10.000
8.000
6.000
4.000
2011
Wertentwicklung
DAX
von
bis
2012
11.03.10
11.03.11
17,76%
2013
2014
11.03.11
11.03.12
-1,45%
2015
11.03.12
11.03.13
16,05%
2016
11.03.13
11.03.14
16,58%
2017
11.03.14
11.03.15
26,84%
11.03.15
10.03.16
-16,73%
Quellen: Deutsche Börse AG, Prognose DekaBank
Kurs-Gewinn-Verhältnis DAX
16
12
8
4
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2015
2016
Quellen: Factset, DekaBank
Preis-Buchwert-Verhältnis DAX
2,0
1,5
1,0
0,5
2011
2012
2013
2014
Quellen: Factset, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Aktienmarkt
14.0 3.20 16
vor 1 Monat
vor 1 Jahr
9.831
8.753
11.806
DAX (Indexp.)
DAX (Veränd. in % seit …)
Prognose DekaBank
DAX (Indexp.)
Kennzahlen*
DAX
in 3 Mon.
12,32
-16,73
in 6 Mon.
in 12 Mon.
10.500
10.000
10.500
Kurs-Gew.-
Kurs-Buchw.-
Dividenden-
Verhältnis
Verhältnis
rendite %
12,18
1,42
3,39
* Konsensschätzung auf Basis der kommenden zwölf Monate
Quellen: Factset, Bloomberg, DekaBank
Im Fokus
Nach dem schwachen Jahresstart und Aktienmarktturbulenzen im Februar sollte im März und auch in den April
hinein wieder etwas mehr Ruhe einkehren. Die Stimmung
hatte sich in den ersten Wochen des Jahres zu stark eingetrübt und war bezüglich der aktuellen Rahmenbedingungen zu pessimistisch geworden. Diese bleiben zwar
grundsätzlich schwierig, denn die konjunkturellen Frühindikatoren haben sich leicht eingetrübt und deuten ein
etwas schwächeres Wirtschaftswachstum an. Auch die
Gewinnerwartungen der Unternehmen wurden zuletzt
nach unten revidiert. Allerdings darf dabei nicht übersehen werden, dass trotz der Abwärtsrevisionen deutsche
Unternehmen ihre Gewinne gegenüber dem Vorjahr werden steigern können und der Markt aktuell nicht besonders teuer bewertet ist.
Perspektiven
Die deutsche Volkswirtschaft kann sich der Wachstumsverlangsamung in den Schwellenländern nicht entziehen
und wird unseren Schätzungen zufolge leicht an Dynamik
einbüßen. Auch die über Stimmungsindikatoren abgefragten Geschäftserwartungen der Unternehmen signalisierten zuletzt eine leichte Eintrübung. Dennoch sind die
konjunkturellen Rahmenbedingungen insgesamt nach
wie vor als solide einzustufen. Die Unternehmen kommen
mit dem wirtschaftlichen Umfeld noch gut zurecht. Die
Bilanzen befinden sich in einem sehr guten Zustand, und
Firmen mit Zugang zum Kapitalmarkt können sich an den
Anleihemärkten weiterhin zu äußerst vorteilhaften Konditionen finanzieren. Die operative Entwicklung hat sich
leicht eingetrübt, verläuft aber zufriedenstellend, und die
Profitabilität der Unternehmen verharrt auf hohem Niveau. Die extrem expansive Geldpolitik der EZB bleibt
eine zentrale Stütze für den Aktienmarkt. In den USA
dürfte die Leitzinswende in den kommenden Monaten
noch zu keiner wesentlichen Veränderung der monetären
Rahmenbedingungen führen. In Euroland wird die Liquidität sogar noch massiv ausgeweitet, sodass hier für
einen sehr langen Zeitraum mit geldpolitischem Rückenwind zu rechnen ist. Der deutsche Aktienmarkt bleibt im
Vergleich zu anderen Märkten fundamental solide unterstützt. Wir rechnen trotz des turbulenten Jahresauftakts
mit Kursanstiegen insbesondere im ersten Halbjahr.
Anleger sollten sich aber im Jahresverlauf auf anhaltend
hohe Schwankungen einstellen und insgesamt für das
Gesamtjahr keine zu hohen Renditeerwartungen haben.
2. Quartal 2016
Seite 8
Volkswirtschaft im Fokus
Aktien
Aktienmärkte Welt
USA: S&P 500 (Indexpunkte)
2200
1800
1400
1000
2011
2012
Wertent- von 11.03.10
wicklung bis 11.03.11
13,39%
S&P 500
2013
2014
11.03.11
11.03.12
5,11%
2015
11.03.12
11.03.13
13,52%
2016
11.03.13
11.03.14
20,01%
2017
11.03.14
11.03.15
9,24%
11.03.15
11.03.16
-0,88%
Quellen: Factset, Prognose DekaBank
USA: Kurs-Gewinn-Verhältnis S&P 500
18
Japan
Die japanische Notenbank wirkt zunehmend verzweifelt.
Entgegen vorheriger Absichtserklärungen hat sie die
Zinsen in den negativen Bereich gesenkt. Gleichzeitig
kämpft sie gegen ein Erstarken des Yen. Sowohl die Währungsbewegung als auch die anhaltend schwache Nachfrage aus China setzt die Exportindustrie Japans unter
spürbaren Druck. Dies wird sich in deutlich niedrigeren
Unternehmensgewinnen niederschlagen. Damit fehlt eine
wichtige fundamentale Stütze für den Aktienmarkt. Kurzfristig dürfte jedoch die Aussicht auf steigende Aktienkäufe der Notenbank die Kurse noch unterstützen.
16
14
12
10
2011
2012
2013
2014
2015
USA
Die Konjunkturdaten in den USA entwickeln sich stabil.
Vor allem der Arbeitsmarkt zeigt sich weiter robust. Allerdings kämpfen die US-Unternehmen mit rückläufigen
Gewinnen, und auch im ersten Quartal dieses Jahres
werden die Gewinne gegenüber dem Vorjahresquartal
weiter schrumpfen. Die Stimmung am Kapitalmarkt hat
sich zuletzt beruhigt. Dies ist insbesondere auf die steigenden Notierungen für Rohöl zurückzuführen, welche
die stark angeschlagene US-Ölindustrie und damit auch
die kreditgebenden Banken entlasten. Die Lage bleibt
allerdings weiter schwierig. Dies wird die US-Notenbank
berücksichtigen und in ihrer Kommunikation entsprechend vorsichtig agieren. Dennoch werden sich im laufenden Jahr die monetären Rahmenbedingungen weiter
verschärfen und den bereits hoch bewerteten Aktienmarkt belasten.
2016
Quellen: Factset, DekaBank
Japan: Topix (Indexpunkte)
1800
1500
1200
900
600
2011
2012
Wertent- von 11.03.10
wicklung bis 11.03.11
-1,60%
TOPIX
2013
2014
11.03.11
11.03.12
-7,30%
2015
11.03.12
11.03.13
22,54%
2016
11.03.13
11.03.14
18,58%
2017
11.03.14
11.03.15
23,72%
11.03.15
11.03.16
-10,90%
Quellen: Factset, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Aktienmarkt
S&P 500 (Indexp.)
14.0 3.20 16
vor 1 Monat
2.022
1.829
S&P 500 (Veränd. in % seit …)
10,6
Prognose DekaBank
in 3 Mon.
in 6 Mon.
S&P 500 (Indexp.)
2.000
1.950
TOPIX (Indexp.)
1.400
1.200
Kennzahlen*
Kurs-Gew.- Kurs-Buchw.Verhältnis
Verhältnis
vor 1 Jahr
2.040
-0,9
in 12 Mon.
1.950
1.200
Dividendenrendite %
S&P 500
16,5
2,6
2,3
TOPIX
13,4
1,1
2,3
* Konsensschätzung auf Basis der kommenden zwölf Monate
Quellen: Factset, Bloomberg, DekaBank
Perspektiven
Der US-Aktienmarkt wird sich in den kommenden Monaten nur unterdurchschnittlich entwickeln. Marktbelastend
wirken die abnehmende Gewinndynamik, die hohe Bewertung, der angeschlagene technische Zustand der
großen Indizes sowie die beginnende Wende in der Geldpolitik. In Japan schwächt sich das Gewinnwachstum der
Unternehmen ab, und die Aktienbörse bleibt durch die
Eingriffe der Zentralbank stark verzerrt. Problematisch
dabei ist, dass die Skepsis der Anleger hinsichtlich der
Wirksamkeit der geldpolitischen Maßnahmen zunimmt
und Vertrauen verloren geht. Wir bleiben der Region
gegenüber zurückhaltend.
2. Quartal 2016
Seite 9
Volkswirtschaft im Fokus
Emerging Markets
Emerging Markets
Im Fokus
Die Kurse von EM-Aktien und EM-Renten sind in den
vergangenen Wochen zum Teil deutlich gestiegen. Wichtigster Treiber war die Erholung der Rohstoffpreise. Hinzu kommt, dass es zuvor zu massiven Kursabschlägen
gekommen war, sodass einige Investoren taktisch auf
eine Gegenbewegung gesetzt hatten. Auch die Notenbanken haben erneut ihren Teil beigetragen, um die
Stimmung an den Kapitalmärkten zu heben. In China,
Japan und in der Eurozone wurde die Geldpolitik weiter
gelockert, und für die USA und Großbritannien wird ein
moderaterer Zinsanhebungspfad erwartet. Die positive
Marktentwicklung wird allerdings nicht durch eine Aufhellung des Konjunkturausblicks gestützt. Insofern könnten die Rohstoffpreise kurzfristig noch einmal nachgeben. Zudem erwarten wir für Juni den zweiten Zinsschritt
der US-Notenbank, was die Märkte aus heutiger Sicht
überraschen würde. Insgesamt sehen wir die jüngste
Aufwärtsbewegung fundamental zu wenig gestützt, als
dass wir daraus einen neuen Trend ableiten würden.
Aktien: MSCI Emerging Markets (Performanceindex)
2200
2000
1800
1600
1400
2011
Wertentwicklung
MSCI EM
2012
von 10.03.2010
bis 10.03.2011
15,03%
2013
10.03.11
10.03.12
-2,29%
2014
10.03.12
10.03.13
3,55%
2015
10.03.13
10.03.14
-7,79%
2016
10.03.14
10.03.15
1,65%
10.03.15
10.03.16
-13,85%
Quellen: MSCI, DekaBank
Renten: EMBIG-Spread (Basispunkte)
600
500
400
300
200
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Renten: Performanceindizes EMBIG und GBI
140
120
100
80
2011
2012
2013
2014
EMBIG (Jan. 2011 =100)
2015
2016
GBI (Jan. 2011 =100)
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Emerging Markets
MSCI Emerging M. TR
10 .0 3.20 16
1637
% ggü.
Vormon.
8,4
% ggü.
Jahresanf.
-0,2
% ggü.
Vorjahr
-13,8
EMBIG Performanceind.
693
4,0
3,3
4,5
GBI Performanceindex
241
4,8
5,7
-1,3
483
0,0
1,8
1,8
6139
7,7
-3,5
-4,3
in 3 Mon.
in 6 Mon.
in 12 Mon.
490
480
470
zum Vergleich:
REXP Performanceind.
MSCI World TR
Prognose DekaBank
EMBIG Spread (Basisp.)
447
Quellen: MSCI, Bloomberg, DekaBank
Perspektiven
Aufgrund des schwachen Wirtschaftswachstums werden
die Notenbanken in weiten Teilen Asiens und Mitteleuropas den erwarteten Zinsanhebungen der US-Notenbank
nicht folgen. Dadurch reduziert sich der Zinsabstand, und
EM-Währungen verlieren gegenüber dem US-Dollar an
Attraktivität. Ein weiterer Belastungsfaktor ist der schwache Wachstumsausblick. Überkapazitäten in vielen Bereichen des Rohstoffsektors, ein schwächeres Kreditwachstum sowie der Strukturwandel der chinesischen Wirtschaft dürften noch für einige Jahre belasten. In vielen
Ländern kommen politische Probleme hinzu, die dafür
sprechen, dass der Reformprozess nicht so bald an
Schwung gewinnt. Der Ratingtrend ist seit einiger Zeit
negativ, und wir erwarten für die kommenden zwölf Monaten mehr Herabstufungen als Heraufstufungen. Trotz
der verschlechterten Wachstumsaussichten sehen wir
keine Wiederholung der EM-Krisen, die Ende der Neunzigerjahre und Anfang des neuen Jahrtausends zu beobachten waren. Denn die Länder machen nicht mehr den
Fehler, ihre Währung an den US-Dollar zu koppeln. Flexible Währungen verhindern, dass sich massives Abwertungspotenzial aufbaut. Zudem ist die Fälligkeitsstruktur
der Auslandsverschuldung deutlich verlängert worden,
und hohe Währungsreserven stärken die Liquiditätsposition der meisten Länder.
2. Quartal 2016
Seite 10
Volkswirtschaft im Fokus
Währungen
Währungen: EUR-USD
Im Fokus
In der ersten Februarhälfte kletterte der Euro gegenüber
dem US-Dollar bis auf 1,13 EUR-USD und erreichte damit
seinen bisherigen Hochpunkt in diesem Jahr. Anfang
März lag er allerdings wieder mit 1,09 EUR-USD auf dem
gleichen Niveau wie Anfang Februar. Der US-Dollar wurde
dabei durch gute Konjunkturdaten gestärkt. Vor allem
der US-Arbeitsmarktbericht für den Februar überraschte
positiv. Der Stellenaufbau in den USA war stärker als
erwartet, und die US-Arbeitslosenquote liegt auf dem
niedrigsten Niveau seit Frühjahr 2008. Damit sind weitere Zinsschritte der US-Notenbank in diesem Jahr wahrscheinlicher geworden. Der Euro wurde durch den EZBZinsentscheid im März nur kurzfristig belastet. Bereits
während der EZB-Pressekonferenz konnten die Tagesverluste gegenüber dem US-Dollar wieder ausgeglichen
werden und der Euro verließ den Platz als Tagessieger.
Wechselkurs EUR-USD
1,5
1,4
1,3
1,2
1,1
1,0
0,9
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Zinsdifferenz* 2-jähriger Staatsanleihen (Basispunkte)
200
Perspektiven
Für den Euro erwarten wir mit Blick auf die fundamentalen Faktoren gegenüber dem US-Dollar bis Ende 2017
eine schwache Entwicklung. Wir rechnen mit einem zunehmenden Zinsvorsprung von US-Treasuries gegenüber
deutschen Bundesanleihen. Zudem sind die Wachstumsaussichten für die US-Wirtschaft günstiger als für Euroland. Grundsätzlich stützend für den Euro ist aber die von
uns prognostizierte Verfestigung des moderaten Aufschwungs in Euroland, die die südeuropäischen Sorgenkinder mit einschließt. In den USA hat die Notenbank
letztes Jahr das Anleihekaufprogramm beendet. Die USLeitzinswende ist im Dezember 2015 erfolgt, während die
Europäische Zentralbank frühestens Ende 2018 die erste
Leitzinserhöhung beim Einlagensatz vornehmen wird.
Entsprechend belastet die Geldpolitik den Euro noch für
längere Zeit spürbar.
100
0
-100
-200
-300
-400
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
*Bundesanleihen minus Treasuries
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Tausende
Nettopositionierung der Spekulanten*
100
50
0
-50
-100
-150
-200
-250
2011
2012
2013
2014
2015
2016
* Euro-Futures; in Tsd. Kontrakten
Quellen: CFTC, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Prognose DekaBank
10 .0 3.20 16
in 3 Mon.
in 6 Mon.
in 12 Mon.
Wechselkurs EUR-USD
1,12
1,06
1,03
1,00
Zinsdiff. 2J (Basisp.)
-138
-140
-165
-210
Zinsdiff. 10J (Basisp.)
-163
-165
-170
-190
EZB Leitzins (%)
0,00
0,00
0,00
0,00
Fed Leitzins (%)
0,25-0,50
0,50-0,75
0,50-0,75
1,00-1,25
Konjunkturdaten
20 15
20 16 P
20 17P
EWU Bruttoinlandsprod. (% ggü Vorj.)
1,5
1,5
1,5
USA Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.)
2,4
2,2
2,3
EWU Inflation (% ggü. Vorjahr)
0,0
0,3
1,5
USA Inflation (% ggü. Vorjahr)
0,1
0,9
2,7
Quellen: Bloomberg, EZB, Fed, Bureau of Economic Analysis,
Bureau of Labor Statistics, Eurostat, DekaBank
2. Quartal 2016
Seite 11
Volkswirtschaft im Fokus
Währungen
Währungen: EUR-AUD / EUR-CAD
Wechselkurs EUR-AUD
1,6
1,4
1,2
1,0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Prognose DekaBank
10 . 0 3 . 2 0 16
W echselkurs EUR-AUD
1,51
Forwards
Hedge-Ertrag* (%)
in 3 Mon.
1,47
1,41
1,49
1,50
1,52
-1,4
-2,9
-0,7
Zinsdiff. Bunds zu austral. Anleihen
in 6 Mon. in 12 Mon.
1,47
in 3 Mon.
in 6 Mon. in 12 Mon.
2 Jahre (Basispunkte)
-242
-250
-280
-320
10 Jahre (Basispunkte)
-102
-240
-250
-265
EZB Leitzins (%)
RBA Leitzins (%)
0,00
2,00
0,00
2,00
0,00
2,25
0,00
2,75
EUR-AUD
Mitte Februar stand der Euro gegenüber dem australischen Dollar noch bei 1,62 EUR-AUD. Seitdem hat der
Euro 9 % an Wert verloren. Der Euro ist dabei von zwei
Seiten geschwächt worden. Anfang März hat die australische Zentralbank die Leitzinsen unverändert bei 2,0 %
belassen und keine weitere Zinssenkung in Aussicht
gestellt. Darüber hinaus hat das Wachstum in Australien
im vierten Quartal positiv überrascht und so dem australischen Dollar Auftrieb gegeben. Gleichzeitig hat die
Europäische Zentralbank mit dem Ausblick auf eine
Ausweitung der geldpolitischen Lockerung den Euro
gegenüber dem australischen Dollar unter Druck gebracht. Die erwarteten unterschiedlichen geldpolitischen Wege zwischen der EZB und der australischen
Zentralbank dürften mittelfristig den Euro gegenüber
dem australischen Dollar weiter abwerten lassen.
* bezogen auf eine Wechselkurssicherung mit Forward-Kontrakten
Quellen: EZB, Res. Bank of Australia, Bloomberg, DekaBank
Wechselkurs EUR-CAD
1,6
1,4
1,2
1,0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Prognose DekaBank
W echselkurs EUR-CAD
10 . 0 3 . 2 0 16
1,50
in 3 Mon.
in 6 Mon. in 12 Mon.
1,44
1,42
1,40
Forwards
1,48
1,48
1,49
Hedge-Ertrag* (%)
-0,6
-1,1
-2,5
Zinsdiff. Bunds zu kanad. Anleihen
2 Jahre (Basispunkte)
10 Jahre (Basispunkte)
EZB Leitzins (%)
BoC Leitzins (%)
in 3 Mon.
in 6 Mon. in 12 Mon.
-102
-105
-125
-170
-99
-115
-120
-150
0,00
0,50
0,00
0,50
0,00
0,50
0,00
0,50
* bezogen auf eine Wechselkurssicherung mit Forward-Kontrakten
Quellen: EZB, Bank of Canada, Bloomberg, DekaBank
EUR-CAD
Der Euro hat gegenüber dem kanadischen Dollar in den
vergangenen Wochen von 1,59 EUR-CAD bis auf 1,45
EUR-CAD abgewertet und damit sein bisheriges Jahrestief in 2016 erreicht. Er bleibt aber noch deutlich über
dem Tiefststand aus dem vergangenen Jahr von 1,30
EUR-CAD. Der kanadische Dollar profitierte von Wirtschaftsdaten aus Kanada. Die kanadische Inflationsrate
ist im Januar unerwartet hoch ausgefallen. Daneben
überraschte auch das Wachstum in Kanada für das vierte
Quartal positiv. Der Euro wurde gegenüber dem kanadischen Dollar durch die jüngsten zusätzlichen expansiven
Maßnahmen der Europäischen Zentralbank geschwächt.
Der Euro sollte gegenüber dem kanadischen Dollar
nachhaltig unter Druck bleiben, denn die kanadische
Zentralbank dürfte bereits im nächsten Jahr die Leitzinswende vollziehen, während von Seiten der EZB frühestens Ende 2018 mit der ersten Erhöhung des Einlagensatzes zu rechnen ist.
2. Quartal 2016
Seite 12
Volkswirtschaft im Fokus
Währungen
Währungen: EUR-SEK / EUR-NOK
Wechselkurs EUR-SEK
9,5
9,0
8,5
8,0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Prognose DekaBank
10 . 0 3 . 2 0 16
W echselkurs EUR-SEK
9,36
Forwards
Hedge-Ertrag* (%)
Zinsdiff. Bunds zu schwed. Anleihen
2 Jahre (Basispunkte)
10 Jahre (Basispunkte)
EZB Leitzins (%)
Riksbank Leitzins (%)
in 3 Mon.
in 6 Mon. in 12 Mon.
9,35
9,30
9,20
9,29
9,29
9,28
0,1
0,1
0,2
in 3 Mon.
in 6 Mon. in 12 Mon.
15
5
-5
-20
-28
-40
-55
-70
0,00
0,00
0,00
-0,50
-0,50
-0,50
* bezogen auf eine Wechselkurssicherung mit Forward-Kontrakten
EUR-SEK
Die Riksbank betreibt eine sehr lockere Geldpolitik mit
negativem Leitzins und Staatsanleihekäufen, um die
schwedische Inflation, die sich drei Jahre lang um 0 %
bewegt hat, wieder in Richtung ihres Zielwerts von 2 %
ansteigen zu lassen. Diese Geldpolitik trägt mittlerweile
Früchte: Das Wirtschaftswachstum ist stark, die Arbeitslosenquote fällt, und der Inflationsdruck nimmt zu. Auch
eine schwache Krone soll mit importierter Inflation zum
Inflationsanstieg beitragen. Die Riksbank ist daher bestrebt, noch expansiver als die ultra-expansive EZB zu
sein. In Antizipation einer erneuten geldpolitischen
Lockerung der EZB im März hat die Riskbank im Februar
ihren Leitzins von -0,35 % auf -0,50 % gesenkt. Die EZB
hat im März ihren Leitzins auf 0,00 % gesenkt und
weitere umfangreiche Maßnahmen beschlossen. Die
Krone ist dabei nicht unter Druck geraten.
0,00
-0,50
Quellen: EZB, Riksbank, Bloomberg, DekaBank
Wechselkurs EUR-NOK
10
9
8
7
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Prognose DekaBank
10 . 0 3 . 2 0 16
W echselkurs EUR-NOK
9,54
in 3 Mon.
in 6 Mon. in 12 Mon.
9,40
9,30
9,20
Forwards
9,45
9,48
9,53
Hedge-Ertrag* (%)
-0,3
-0,6
-1,2
Zinsdiff. Bunds zu norweg. Anleihen
in 3 Mon.
in 6 Mon. in 12 Mon.
2 Jahre (Basispunkte)
-106
-105
-115
-140
10 Jahre (Basispunkte)
-115
-120
-125
-140
EZB Leitzins (%)
Norges Bank Leitz. (%)
0,00
0,75
0,00
0,75
0,00
0,75
0,00
0,75
* bezogen auf eine Wechselkurssicherung mit Forward-Kontrakten
Quellen: EZB, Norges Bank, Bloomberg, DekaBank
EUR-NOK
Der Rückgang des Ölpreises zu Jahresbeginn in Richtung 30 USD hat den EUR-NOK-Kurs bis auf 9,70 ansteigen lassen (wie zuletzt Ende 2008 bei einem Ölpreis von
40 USD). Doch nun scheint sich der Ölpreis zu stabilisieren. Er ist innerhalb eines Monats auf 40 USD angestiegen. Dies hat die Krone als Rohstoffwährung gestärkt,
der EUR-NOK-Kurs ist auf 9,40 gesunken. Diese Entwicklung reduziert den Handlungsdruck auf die Norges Bank,
die den negativen Effekten der geschwächten Ölindustrie auf die norwegische Wirtschaft durch Leitzinssenkungen entgegensteuert. Die Stabilisierung des Ölpreises, eine schwache Krone und eine gestiegene Inflation
(3 % im Januar) dürften die Norges Bank auf eine weitere Leitzinssenkung verzichten lassen. Die Erwartung
eines langsamen Ölpreisanstiegs und einer deutlich
weniger expansiven Norges Bank im Vergleich zur EZB
sprechen für eine stärkere Krone im Prognosezeitraum.
2. Quartal 2016
Seite 13
Volkswirtschaft im Fokus
Rohstoffe
Rohstoffe: Gold
Im Fokus
Trotz einer Erholung an den Aktienmärkten setzte sich
der Höhenflug des Goldpreises seit Mitte Februar fort.
Maßgeblich dürften die Zuflüsse zu physisch hinterlegten
Gold-ETFs die Preisentwicklung gestützt haben. Aber
auch von der allgemeinen Stabilisierung der Rohstoffpreise in den vergangenen Wochen hat Gold profitiert.
Zudem haben einige Notenbanken jüngst weitere expansive Maßnahmen angekündigt oder beschlossen. Dennoch sehen wir für den Prognosezeitraum keine nachhaltige Abkehr des Goldpreises vom seit 2013 anhaltenden
Abwärtstrend. Denn die Weltwirtschaft wird nicht in eine
Rezession schlittern, und mit der US-Notenbank Fed hat
der (zugegebenermaßen sehr langwierige) Ausstieg aus
der Nullzinspolitik zumindest begonnen. Die Fed dürfte
in diesem Jahr mehr Zinsanhebungsschritte vollziehen
als die Märkte erwarten, was den Goldpreis im weiteren
Jahresverlauf belasten sollte.
Gold (Preis je Feinunze)
1800
1600
1400
1200
1000
800
600
2011
EUR
2012
2013
USD
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Nettopositionierung der Spekulanten*
250
200
150
100
50
0
-50
2011
2012
2013
2014
2015
2016
* in Tsd. Kontrakten; Managed Money, Quellen: CFTC, Bloomberg, DekaBank
Physisches Angebot und Nachfrage*
1300
1200
1100
1000
900
2011
2012
2013
2014
Physisches Angebot
2015
2016
Physische Nachfrage
* in Tonnen; Quellen: World Gold Council, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Edelmetalle
10 .0 3.20 16
vor 1 Mon.
vor 1 Jahr
Gold (EUR je Feinunze)
1137
1061
1083
Gold (USD je Feinunze)
1273
1192
1161
Silber (EUR je Feinunze)
14
14
15
Silber (USD je Feinunze)
16
15
Prognose DekaBank
16
in 3 Mon.
in 6 Mon.
Gold (EUR je Feinunze)
1090
1060
1020
Gold (USD je Feinunze)
1160
1090
1020
Quellen: Bloomberg, DekaBank
in 12 Mon.
Perspektiven
Gold gilt weltweit als Krisenwährung. Entsprechend steigt
der Goldpreis in Krisenzeiten in der Regel stark an. Üblicherweise sinkt er wieder, wenn eine Krise abflaut. Im
Gefolge der Finanzmarktkrise und der Zuspitzung der
Staatsschuldenkrise in Europa verzeichnete Gold dank
stetiger kräftiger Preisanstiege starke reale (also inflationsbereinigte) Gewinne. Die europäische Staatsschuldenkrise ist zwar noch lange nicht beendet. Sie hat aber
an Brisanz und damit an Bedeutung für den Goldpreis
verloren. Zudem hat die US-Notenbank Fed ihren Leitzinserhöhungszyklus gestartet. Das wird weltweit zu
höheren Renditen führen – selbst wenn einige große
Notenbanken (EZB, Bank of Japan) der Fed nicht so
schnell folgen werden. Im Zuge dessen wird Gold weiter
an Wert verlieren, wenngleich nur noch in moderatem
Tempo. Stützend wirkt, dass die Notenbanken in vielen
Schwellenländern ihre Goldbestände zur Diversifizierung
der Währungsreserven weiterhin aufstocken. Diese Entwicklung hat den Goldmarkt in den vergangenen Jahren
strukturell verändert, da zuvor die Notenbanken weltweit
über lange Zeit per Saldo als Goldverkäufer aktiv waren.
Zudem verlagert sich die physische Goldnachfrage stärker von Nordamerika und Europa nach Asien, insbesondere wegen des steigenden Wohlstands der dortigen
Bevölkerungen. Auf lange Sicht trauen wir dem Goldpreis
nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich zu.
2. Quartal 2016
Seite 14
Volkswirtschaft im Fokus
Rohstoffe
Rohstoffe im Überblick
DJUBS Rohstoffpreisind. (Jan. 2011 = 100)
150
100
50
0
2011
2012
2013
Industriemetalle
Edelmetalle
2014
2015
2016
Energie
Agrar
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Nettopositionierung* der Spekulanten
2000
1600
1200
800
400
0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
* in Tsd. Kontrakten; Managed Money, Quellen: CFTC, ICE, LME,
Bloomberg, DekaBank
Tops und Flops der letzten vier Wochen*
60%
40%
20%
0%
Erdgas
Reis
Baumwolle
Silber
Blei
US-Heizöl
Gasöl
Brent
WTI
Benzin
-20%
* Veränderungsrate in %; Quellen: Bloomberg, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Rohstoffe
10 .0 3.20 16
Veränderungsraten in %
ggü. Vormon.
ggü. Vorjahr
DJUBS Energie
31,6
14,2
-41,5
DJUBS Industriemet.
93,9
7,5
-18,8
171,2
5,2
6,2
52,7
2,6
-9,5
DJUBS Edelmetalle
DJUBS Agrar
Indexpunkte (Originalindex); Quellen: Bloomberg, DekaBank
Im Fokus
Zwar gilt nach wie vor, dass übervolle Lager, eine sehr
hohe Produktion und eine unauffällig steigende Nachfrage im Energiebereich kaum nachhaltige Preisanstiege
zulassen sollten. Dennoch sind die Ölpreise seit Mitte
Februar überraschend um mehr als 30 % angestiegen.
Damit einhergehend kam es zu einer allgemeinen Stabilisierung der Rohstoffpreise: Mit Ausnahmen von Erdgas
haben beinahe alle von uns beobachteten Rohstoffnotierungen zugelegt oder wenigstens stagniert. Am Ölmarkt
war wohl die Einigung von wichtigen Förderländern auf
eine Begrenzung der Ölfördermengen das Zünglein an
der Waage. An den Industriemetallmärkten finden seitdem die schon länger bekannten Themen wie die Verschiebung von Investitionen bzw. die Stilllegung von
Produktionsstätten plötzlich Gehör. Die Frage, die sich
nun aufdrängt, ist freilich, ob es sich um eine „Einmonatsfliege“ oder um eine nachhaltige Trendwende an den
Rohstoffmärkten handelt. Zwar können wir Letzteres
nicht kategorisch ausschließen, doch tendieren wir dazu,
dass länger anhaltende und nachhaltige Rohstoffpreisanstiege erst dann realisiert werden, wenn das Überangebot von Rohstoffen tatsächlich physisch abgebaut wird.
Dies erwarten wir verstärkt erst Ende 2016 bzw. im Jahr
2017. Daher scheint es uns verfrüht, schon jetzt die
Trendwende an den Rohstoffmärkten auszurufen. Immerhin ändert sich aber die Wahrnehmung der Marktteilnehmer, und es zeigt sich, dass Rohstoffpreise auch wieder steigen können.
Perspektiven
Die Entwicklung der Rohstoffpreise wird langfristig vom
Zusammenspiel zwischen physischem Angebot und
Nachfrage bestimmt. Bis vor ein paar Jahren wurden die
Rohstoffmärkte stark durch die steigende Rohstoffnachfrage in den Schwellenländern aufgrund des wirtschaftlichen Aufholprozesses dominiert. Die bis zur Finanzkrise
deutlich gestiegenen Preise haben damals eine Investitionswelle im Rohstoffsektor losgetreten. Inzwischen wurden die Produktionskapazitäten bei vielen Rohstoffen
sogar so spürbar ausgeweitet, dass nicht nur die steigende Nachfrage problemlos bedient werden kann, sondern zunehmend Überkapazitäten bei der Rohstoffproduktion entstanden sind. Die Folge ist ein seit ein paar
Jahren herrschender Abwärtstrend der Rohstoffpreise.
Dieser dürfte sich im Prognosezeitraum bis 2017 seinem
Ende zuneigen. Das inzwischen niedrige Preisniveau
bewirkt, dass die Investitionstätigkeit stark ausgebremst
wird. In Verbindung mit der anhaltenden Zunahme der
globalen Rohstoffnachfrage werden die Rohstoffpreise
längerfristig wieder steigen. Die Anlageklasse Rohstoffe
eignet sich als Beimischung in einem breit gestreuten
Portfolio. Allerdings muss beachtet werden, dass bei
Investitionen in Rohstoffe starke Preisschwankungen
auftreten können.
Volkswirtschaft im Fokus
Szenarien
2. Quartal 2016
Seite 15
Szenarien
Basisszenario (Wahrscheinlichkeit: 70 %)
• Themenwechsel in der Weltwirtschaft: US-Notenbank
Fed beginnt als erste große Notenbank mit Leitzinserhöhungen.
• Weltwirtschaft: Moderates Wachstum von 3 bis 3,5 %.
Emerging Markets sind auf flacheren Wachstumspfad
eingeschwenkt. Industrieländer wachsen gemächlich.
• Euroland: Die Währungsunion liegt mit Blick auf ihre
wirtschaftliche Entwicklung zwischen Japan und den USA,
mit mehr Ähnlichkeiten zur US-amerikanischen Entwicklung. Reformen der Krisenländer tragen langsam Früchte.
Globales Wachstum, Euro-Abwertung und Energiepreisrückgänge bringen Rückenwind.
• Deutschland: Sorgen über die Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen halten Unternehmen
von größeren Investitionen ab. Allgemeine Verfassung
der Volkswirtschaft, insbesondere des Arbeitsmarktes, ist
aber noch gut.
• Inflation: Hohe Arbeitslosigkeit und Rohstoffpreisrückgänge sorgen für unerwünscht niedrige Inflationsraten in
Euroland. In den USA steigende Inflationsraten dank
sinkender Arbeitslosigkeit.
• Geldpolitik: Ende der ultra-expansiven Geldpolitik ist in
Euroland und Japan noch nicht absehbar. Dynamik der
Leitzinserhöhungen der Fed in den USA bleibt moderat
und datenabhängig.
• Finanzmärkte: Leichte Verluste an Rentenmärkten
angesichts steigender Renditen. Aktienkurse dürften in
Euroland angesichts der schwächeren globalen Wachstumsaussichten nur noch moderat steigen, und dies bei
starken Schwankungen. Aktienmärkte in den USA und
Japan dürften sich bestenfalls seitwärts bewegen mit
ebenfalls hoher Volatilität.
• Geldanlage: Steigende Unsicherheit im Zuge der beginnenden US-Leitzinserhöhungen erhöht Schwankungsanfälligkeit der Wertpapiermärkte. In diesem Umfeld sind
eine breite Streuung der Geldanlagen und regelmäßiges
Sparen sinnvoller denn je.
Negativszenario (Wahrscheinlichkeit: 20 %)
• Sanfter Ausstieg der Notenbanken (insbesondere USNotenbank) aus ultra-expansiver Geldpolitik misslingt.
Starke Zinsanstiege insbesondere am langen Ende als
Auslöser einer Vollbremsung bei Konsum und Investitionen. Resultat: ausgeprägte Wachstumsabschwächung,
womöglich erneute Rezession.
• Ausgeprägte und dauerhafte Wachstumsabschwächung in China und anderen großen Emerging Markets
mit der Folge einer globalen Rezession.
• Reform- und Anpassungsprozess in Euroland gerät
bspw. wegen der Flüchtlingskrise ins Stocken. Entsprechende Verunsicherung der Unternehmer und Konsumenten als Auslöser einer tiefen Rezession in Euroland.
Weitere Verschärfung durch zu erwartende Finanzmarktreaktionen und deren negative Auswirkungen auf den
Bankensektor. Mangels fiskalischer Gegensteuerungsmöglichkeiten längere Dauer eines solchen erneuten
konjunkturellen Einbruchs, danach zähe Erholung.
• Weitere Ausweitung der Krisen in Syrien und in der
Ukraine könnte den alten Ost-West-Konflikt erneut aufleben lassen. Folge wären eine globale Verunsicherung
sowie spürbare Handelshemmnisse mit wachstumsbremsenden Effekten.
• Deflation, also dauerhaftes Abgleiten der Inflationsraten in negatives Terrain. Folge wären Rückgänge der
Aktienkurse und des Goldpreises, Sorgen um die Schuldentragfähigkeit, ausgeprägte Konjunkturschwäche,
Wiederausbruch der Eurokrise.
Positivszenario (Wahrscheinlichkeit: 10 %)
• Niedrigzinsen und gestiegenes Vertrauen führen zu
schnellem und kräftigem Aufschwung in Europa und USA.
• Überraschend starke Wachstumsdynamik in den
Emerging Markets mit positiver Sogwirkung für globale
Wirtschaft.
Volkswirtschaft im Fokus
2. Quartal 2016
Seite 16
Redaktionsschluss: 14.03.2016
Herausgeber:
Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater:
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