Kunst in der Manier des Lichts

Kunst in der Manier des Lichts
Haroun
Afzal
Die Werkreihen erfinden nichts, sie konstruieren nichts und ebenfalls bedeuten sie nichts.
Indem sie das „Alles-bereits-Dagewesene“ der Welten imitieren, formieren sie einen Un-Sinn
(inverses Element zur Semantik des Objekts), der facettenreicher und substanzhaltiger ist
als ursprünglich konzipiert. Um jedoch zu diesem intendierten Resultat zu gelangen, bedarf
es der Zustimmung des Rezipienten und seiner Bereitschaft dieses auf einer reinen
Konvention des ästhetischen Diskurses basierend, zuzulassen. Über die Zustimmung erklärt
sich der Rezipient zum Komplizen, dessen Komplizenschaft vollendet ist, sobald der Künstler
sein Doppelspiel mit dem Gebrauchsgegenstand und seinem Gegenteil zu treiben beginnt.
Dem Objekt wird durch die immer wiederkehrenden Repetitionen im Alltag jede reale Art von
Verwendbarkeit
entraubt.
Indem
es
aber
-
in
Wirklichkeit
dysfunktional-
einen
Gebrauchsgegenstand vortäuscht, wird es ambivalent und relativiert somit den gesamten
Prozess. Somit erreicht das Objekt einen Zwitterzustand und wirft die Frage nach dem
Unterschied zwischen Kunst und industriellem Produkt auf. Eine der Errungenschaften der
Konsumgesellschaft ist die Macht von der modernen Welt und ihrer manipulierten
Wirklichkeit in vollem Umfang Besitz zu ergreifen, um alles produzierbar und konsumierbar
zu machen. Genau an dieser Stelle betritt der konzeptuelle Gebrauchsgegenstand die Bühne
des kulturellen Konsums. Diese Art von kulturellen Gütern führen ein seltsames Doppelleben
mit unbestimmtem Ausgang. Ob sie uns befreien oder beirren, bleibt uns und unseren
Erfahrungen überlassen. Diese Ready-mades zweiten Grades besitzen nichts Befreiendes
oder Beirrendes an sich, genauso wenig „Anständiges“ oder „Unanständiges“ und erst recht
haben sie jeden absoluten semantischen Anspruch ihrer klassischer Artgenossen verloren.
Und dennoch bewahren sie sich den Geist der Befreiung aus der Knechtschaft; einer
Knechtschaft, welche auf dem Fetischismus der industriellen Produktion beruht und jedes
fertige Produkt zum billigen Abklatsch des Konsums degradiert. Nur durch eine aktive
Komplizenschaft vermeiden wir als Betrachter den Rückfall in die ideologische Knechtschaft
des ästhetischen Objekts, welche nur gelingen kann, wenn wir uns auf die Herkunft und
Symbolkraft dieser Objekte besinnen und in der Lage sind hierzu einen unserem kulturellen
Niveau und unserer kosmischen Identität entsprechenden Bezug herzustellen.
Das
hiermit
entstandene
„Neo-Ready-made“
verweigert
sich
dem
Konsum
einer
Gesellschaft, welche dem technischen Fetischismus verfallen ist und gliedert sich in einen
Kunststil ein, der in der Manier des Lichts steht.