SP7: Strafrechtspraxis II – Materielles Strafrecht 19.01.2016 Straßenverkehrsstrafrecht - zentrale Vorschriften (1) § 316 StGB Trunkenheit im Verkehr § 315 c StGB Gefährdung des Straßenverkehrs Schutz der Verkehrssicherheit Schutz der Verkehrssicherheit und individueller Rechtsgüter abstraktes Gefährdungsdelikt konkretes Gefährdungsdelikt reines Tätigkeitsdelikt zusammengesetztes Delikt Tätigkeit + Erfolg (konkrete Gefahr) eigenhändiges Delikt eigenhändiges Delikt subsidiär verdrängt § 316 StGB Humboldt-Universität Prof. Dr. Klaus Marxen WS 2015/16 SP7: Strafrechtspraxis II – Materielles Strafrecht 19.01.2016 Straßenverkehrsstrafrecht - zentrale Vorschriften (2) § 315 b StGB Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr § 142 StGB Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort Schutz der Verkehrssicherheit und individueller Rechtsgüter Schutz des privaten Feststellungsinteresses konkretes Gefährdungsdelikt abstraktes (Vermögens-) Gefährdungsdelikt zusammengesetztes Delikt: Tätigkeit + Erfolg (konkrete Gefahr) Sonderdelikt (Unfallbeteiligter) Humboldt-Universität Prof. Dr. Klaus Marxen WS 2015/16 SP7: Strafrechtspraxis II – Materielles Strafrecht 19.01.2016 Zweispurigkeit der strafrechtlichen Sanktionen Straftat Strafen Humboldt-Universität Prof. Dr. Klaus Marxen Maßregeln der Besserung und Sicherung WS 2015/16 SP7: Strafrechtspraxis II – Materielles Strafrecht 19.01.2016 Strafen und Maßregeln: Sanktionierungsperspektiven tatbezogene Schuld Strafe Maßregel Humboldt-Universität Prof. Dr. Klaus Marxen künftige Gefährlichkeit des Täters WS 2015/16 SP7: Strafrechtspraxis II – Materielles Strafrecht 19.01.2016 Rechtsfolgen der Straftat nach dem StGB Strafen Maßnahmen Hauptstrafen Maßregeln zur Besserung und Sicherung – Freiheitsstrafe (§ 38 f. StGB) – Geldstrafe (§§ 40 ff. StGB) Nebenstrafen – Aufzählung in § 61 StGB Eigentumssanktionen – Fahrverbot (§ 44 StGB) Nebenfolgen – s. §§ 73 ff. StGB – s. § 45 StGB Die Vermögensstrafe (§ 43 a StGB) wurde mit Urteil des BVerfG vom 20. 3. 2002 für verfassungswidrig erklärt. Humboldt-Universität Prof. Dr. Klaus Marxen WS 2015/16 SP7: Strafrechtspraxis II – Materielles Strafrecht 19.01.2016 Straßenverkehrsstraftaten: Möglichkeiten zusätzlicher Sanktionierung Fahrverbot, § 44 Abs. 1 StGB 1. Straftat (Tatbestandsmäßigkeit, Rechtswidrigkeit, Schuld) Entziehung der Fahrerlaubnis, § 69 Abs. 1 StGB 1. Rechtswidrige Tat (Tatbestandsmäßigkeit, Rechtswidrigkeit) 2. Begehung bei oder im Zusammenhang mit dem Führen eines Kraftfahrzeugs oder unter Verletzung der Pflichten eines Kraftfahrzeugführers (jede deliktische Handlung mit Verkehrsbezug) --- 3. Aus der Tat sich ergebende Ungeeignetheit zum Führen von Kraftfahrzeugen Nebenstrafe / Sanktionsbezug: Maßregel / Sanktionsbezug: Vergangenheit Humboldt-Universität Zukunft Prof. Dr. Klaus Marxen WS 2015/16 SP7: Strafrechtspraxis II – Materielles Strafrecht 19.01.2016 Maßregel der Entziehung der Fahrerlaubnis gem. § 69 StGB Merkmale und Prüfungsabfolge 1. Rechtswidrige Tat (Tatbestandsmäßigkeit, Rechtswidrigkeit) 2. Begehung bei oder im Zusammenhang mit dem Führen eines Kraftfahrzeugs oder unter Verletzung der Pflichten eines Kraftfahrzeugführers (jede deliktische Handlung mit Verkehrsbezug) 3. Ungeeignetheit zum Führen von Kraftfahrzeugen a) Regelmäßig gegeben bei Vergehen gem. § 69 Abs. 2 StGB, ansonsten: b) Prognose der individuellen Gefährlichkeit, die sich aus der rechtswidrigen Tat ergeben muss (Erfordernis eines indiziellen Zusammenhanges) Humboldt-Universität Prof. Dr. Klaus Marxen WS 2015/16 SP7: Strafrechtspraxis II – Materielles Strafrecht 19.01.2016 Vorsätzliche Trunkenheit im Straßenverkehr gem. § 316 Abs. 1 StGB: Prüfungsaufbau I. Tatbestandsmäßigkeit 1. Objektiver Tatbestand a) Führen eines Fahrzeugs b) im Verkehr c) im Zustand einer durch Alkohol oder sonstige berauschende Mittel herbeigeführten Fahruntüchtigkeit 2. Subjektiver Tatbestand: Vorsatz II. Rechtswidrigkeit III. Schuld Humboldt-Universität Prof. Dr. Klaus Marxen WS 2015/16 SP7: Strafrechtspraxis II – Materielles Strafrecht 19.01.2016 Fahrlässige Trunkenheit im Straßenverkehr gem. § 316 Abs. 2 StGB: Prüfungsaufbau I. Tatbestandsmäßigkeit 1. Vorsätzliches Führen eines Fahrzeugs im Verkehr 2. im Zustand einer durch Alkohol oder sonstige berauschende Mittel herbeigeführten Fahruntüchtigkeit 3. Objektive Fahrlässigkeit bezüglich der Fahruntüchtigkeit II. Rechtswidrigkeit III. Schuld - Subjektive Fahrlässigkeit bezüglich der Fahruntüchtigkeit Humboldt-Universität Prof. Dr. Klaus Marxen WS 2015/16 SP7: Strafrechtspraxis II – Materielles Strafrecht 19.01.2016 Strafrechtliche Relevanz von Blutalkoholwerten 3,0 ‰ Beginn des Bereichs der Schuldunfähigkeit gem. § 20 StGB (Prüfungsanlass für actio libera in causa und Vollrausch gem. § 323 a StGB) 2,0 ‰ Beginn des Bereichs der verminderten Schuldfähigkeit gem. § 21 StGB WeinAsbach brand Uralt 1,1 ‰ Beginn des Bereichs der absoluten Fahruntüchtigkeit beim Führen von Kfz 0,5 ‰ Beginn des Bereichs der Ordnungswidrigkeit nach § 24 a StVG 0,3‰ Humboldt-Universität Beginn des Bereichs der relativen Fahruntüchtigkeit beim Führen von Kfz Prof. Dr. Klaus Marxen WS 2015/16 SP7: Strafrechtspraxis II – Materielles Strafrecht 19.01.2016 Blutalkoholkonzentration (BAK): Bestimmung durch Rückrechnung Erfolgt die Blutentnahme nach der Tat, muss wegen des Alkoholabbaus im Körper eine Rückrechnung vorgenommen werden. Grundlagen Humboldt-Universität Der Alkoholabbau lässt sich nicht exakt bestimmen. Die Unsicherheit muss sich zugunsten des Täters auswirken. Daher hängt der Berechnungsansatz davon ab, ob der normative Bezugspunkt der BAK für den Täter günstig oder ungünstig ist. Prof. Dr. Klaus Marxen WS 2015/16 SP7: Strafrechtspraxis II – Materielles Strafrecht 19.01.2016 Rückrechnung der Blutalkoholkonzentration 1. Feststellung der Fahruntüchtigkeit (§§ 315 c, 316 StGB) Tatzeitpunkt: 20.00 Uhr BAK 1,8 ‰ Humboldt-Universität Angenommener Alkoholabbau • stündlicher Abbauwert: 0,1 ‰ • unberücksichtigt bleibende Resorptionsphase von 2 Std. Rückrechnung Prof. Dr. Klaus Marxen Entnahmezeitpunkt: 23.00 Uhr BAK 1,7 ‰ WS 2015/16 SP7: Strafrechtspraxis II – Materielles Strafrecht 19.01.2016 Rückrechnung der Blutalkoholkonzentration 2. Feststellung der Schuldunfähigkeit (§ 20 StGB) Tatzeitpunkt: 20.00 Uhr BAK 2,5 ‰ Humboldt-Universität Angenommener Alkoholabbau • stündlicher Abbauwert: 0,2 ‰ • Sicherheitszuschlag von 0,2 ‰ für die erste Stunde • keine Abbauverzögerung durch Resorption Rückrechnung Prof. Dr. Klaus Marxen Entnahmezeitpunkt: 23.00 Uhr BAK 1,7 ‰ WS 2015/16
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