Erste Entschädigungen nach F-16

Erste Entschädigungen
nach F-16-Absturz
Von Andrea Pauly
NEUSTADT AN DER WALDNAAB. Trümmerteile im Feld, Kerosin im
Stammholz, ausgefallene Arbeitsstunden: Der Absturz des US-amerikanischen
Kampfjets am 11. August hat finanzielle Folgen - und für Landwirt Christian
Lang hat er nicht nur wegen der Kostenschätzung einen bitteren Beigeschmack.
Die deutschen Behörden sind nach dem Absturz des US-Kampfjets in Vorleistung getreten –
ebenso wie einige Privatpersonen und Kommunen. Um ihr Geld zurück zu bekommen,
müssen Betroffene einen Antrag an die zuständige Schadensregulierungsstelle der
Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (Bima) in Nürnberg stellen. Die Bima holt 75
Prozent der entstandenen Kosten von den USA zurück. „Die restlichen 25 Prozent verbleiben
beim deutschen Staat“, sagt Pressesprecher Guido Déus auf Kurier-Nachfrage.
Keine großzügige Entschädigung
Landwirt Christian Lang aus der Holzmühle bei Schlammersdorf hat bereits Geld bekommen.
Auf seinem Feld waren Wrackteile gelandet. Er ist von der zugesagten Summe enttäuscht.
„Das ist minimal.“ Eine konkrete Zahl will er nicht nennen; aber er macht deutlich, dass die
Berechnung äußerst "pingelig" erfolgt sei. Das unterstelle sein Umfeld aber ganz anders.
Christian Lang ärgert sich: „Jeder redet mich blöd an, ich hätte jetzt den großen Reibach
gemacht.“ Dabei seien gerade einmal der Ausfall und die betroffenen Quadratmeter seines
Maisfelds ausgeglichen. „Da bleibt überhaupt nichts übrig. Um so etwas muss man sich
wirklich nicht reißen.“
Am kürzeren Hebel
Widerspruch gegen den Bescheid will er dennoch nicht einlegen, „weil ich am kürzeren Hebel
sitze.“ Außerdem habe der Gutachter aus München die Zahlen ganz genau im Blick: „Der
kennt unsere Bodenwerte, die Sätze im Maschinenring – alles.“
Zwölf Anträge liegen vor
Am Mittwoch lagen nach Angaben der Bima zwölf Anträge bei der zuständigen
Regulierungsstelle in Nürnberg vor: vier von Privatpersonen, drei von Kommunen und fünf
von anderen Institutionen wie dem Staatsforst. Wer konkret Schäden gemeldet hat, verrät die
Bundesanstalt nicht.
Bisher 300.000 Euro angemeldet
Die beantragte Schadenshöhe beziffert Guido Déus aktuell auf rund 330 000 Euro. Die
Gesamthöhe ist aber noch nicht zu überblicken. Denn noch bis November ist Zeit, Anträge
einzureichen.
Eine halbe Million Euro aus Neustadt
Und allein das Landratsamt in Neustadt an der Waldnaab, auf dessen Gebiet sich der Absturz
ereignet hatte und das deswegen die Folgen koordiniert, rechnet mit einer halben Million Euro
Kosten, wie Kreis-Sprecherin Claudia Prößl dem Kurier bereits in der vergangenen Woche
gesagt hatte.
90 Tage Zeit für Anträge
Auch aus dem Landkreis Bayreuth gibt es einen Antrag. Der Landkreis war nach dem Absturz
am 8. August zuerst in Aktion getreten – erst im Nachhinein hatte sich herausgestellt, dass die
Absturzstelle im Wald bei Engelmannsreuth in die Zuständigkeit des Nachbarlandkreises fällt.
Doch in Bayreuth gehen die Forderungen ein, die die Arbeitgeber der Feuerwehrleute für
deren Freistellung geltend machen. Eine Summe nannte Pressesprecher Michael Benz aber
nicht: „Wir haben noch nicht alle Aufwendungen von den Arbeitgebern.“ Hinzu kämen einige
kleinere Schäden an der Ausrüstung der Helfer. „Aber das werden keine immens hohen
Beträge. Der Einsatz hat ja keine Woche gedauert.“ Der Landkreis habe 90 Tage Zeit, um die
Forderungen weiterzugeben.
In zehn Jahren ein grüner Fleck
Auch im Staatsforst ist durch den Absturz Sachschaden entstanden: Das abgeschlagene Holz
rund um die Absturzstelle kann wegen des Kerosins und der Brandschäden nicht vermarktet
werden und musste entsorgt werden. Frank Pirner, Forstbetriebsleiter des Pegnitzer
Forstamtes, wartet derzeit noch auf die Zahlen zur Schadenshöhe im Forst, die die Bima in
absehbarer Zeit zum „Absegnen“ vorlegen werde. Pirner bleibt gelassen: „Das waren normale
Waldbestände und nichts Außergewöhnliches“, sagt er. Die finanziellen Folgen seien „im
Verhältnis zu dem Vogel, der da abgestürzt ist, relativ gering“. Von größerer Bedeutung ist
aus seiner Sicht die Verschmutzung von Boden und eventuell sogar Grundwasser durch
Tausende Liter Kerosin (wir berichteten). „Da ist der Bodenaustausch ja schon im Gang.“ Der
Wald werde mit Laubbäumen neu aufgeforstet. „In zehn Jahren sieht man aus der Luft nur
noch einen grünen Fleck.“
"Man macht sich allerhand Gedanken"
Für Landwirt Christian Lang ist mit der Abgeltung seiner Schäden die Sache noch nicht
erledigt. Es bleibt ein beunruhigendes Gefühl. Schließlich sind die Wrackteile nur wenige
Hundert Meter von seinem Wohnhaus entfernt zu Boden gegangen. „Man macht sich
allerhand Gedanken, ob man nicht mal von einem Tank erschlagen wird oder gleich von
einem ganzen Flugzeug“, sagt er nachdenklich. „Viele sagen, der Pilot hätte richtig gehandelt.
Ich sage: Der hat Glück gehabt.“
Quelle: Nordbayerischer Kurier, 08.10.2015, http://www.nordbayerischerkurier.de/nachrichten/erste-entschaedigungen-nach-f-16-absturz_408395