Leibniz in Brüssel - Leibniz-Forschungsverbund Gesundes Altern

„Leibniz in Brüssel“
81. Ausgabe Dezember 2015
VORWORT
Liebe Leserinnen und Leser,
Das bevorstehende Jahresende bringt auch den Wechsel der Ratspräsidentschaft mit sich. In den
vergangenen sechs Monaten hat die luxemburgische Ratspräsidentschaft unter anderem alles
daran gesetzt, die Verhandlungen zur Europäischen Datenschutzgrundverordnung, die sich nun
über beinahe vier Jahre hingezogen haben, zu einer Einigung zu führen. Dies ist nun gelungen (s. S.
2) und der Stab wird zum 1. Januar 2016 an die Niederlande weitergereicht.
Die niederländische Ratspräsidentschaft hat sich vier Prioritäten gesetzt: „Migration und
internationale Sicherheit“, „Finanzen und die Eurozone“, „Zukunftsorientierte Klima- und
Energiepolitik“ sowie „Europa als Motor für Innovation und Beschäftigung“. Letztere Priorität
bedeutet, dass die Forschungspolitik weiterhin im Zeichen von Wachstum und Beschäftigung
stehen wird. Unter anderem sollen diese Ziele durch die Modernisierung der Hochschulbildung,
Offenen Zugang zu Publikationen und Forschungsdaten sowie Open Science erreicht werden,
welche die niederländische Ratspräsidentschaft voranbringen will.
Alle oben genannten Prioritäten und Themen haben einen starken Bezug zu den
Forschungsaktivitäten der Leibniz-Einrichtungen und werden uns und Sie mit Sicherheit auch im
nächsten Jahr auf Trab halten.
Zunächst möchten wir Ihnen aber schöne und hoffentlich erholsame Festtage und einen guten Start
in das Leibniz-Jahr 2016 wünschen.
Dr. Elisabeth Hasse
Stv. Leiterin Brüssel-Büro
NEUES am Horizont 2020
Einigung zur Europäischen Datenschutzgrundverordnung erzielt
Nach beinahe vier Jahren zäher Verhandlungen wurde am Abend des 15. Dezember 2015 die
Einigung auf eine gemeinsame Textfassung zur neuen EU-Datenschutzgrundverordnung im
Trilog
der Verhandlungsführer von Rat, Europäischem Parlament und Europäischer
Kommission erreicht.
In der nun vorliegenden gemeinsamen Textfassung finden sich folgende für die Forschung
relevanten Ergebnisse wieder:
Pseudonymisierung ist als möglicher Schutzmechanismus für die Verwendung persönlicher
Daten zu Forschungszwecken nun ausdrücklich erwähnt (Art. 83) und auch definiert (Art. 4
(3b)). Besondere Kategorien von Daten, u. a. auch die Gesundheit betreffende Daten können
ohne Zustimmung verwendet werden, sofern dies den gesetzlichen Bestimmungen entspricht.
Auch die Restriktionen zur Weiterverwendung von Daten, die für andere Forschungszwecke
erhoben wurden, sind im Einigungstext gemildert.
Die Ausnahmeregelungen, die schon der Kommissionsvorschlag für Forschungsdaten
vorgesehen hatte, bleiben erhalten. So ist zu Forschungszwecken eine längere Verwahrung der
Daten erlaubt, und es gibt abweichende Bestimmungen vom grundsätzlichen „Recht auf
Vergessenwerden“. Wenn die Verwendung von Forschungsdaten auf Zustimmung basiert, muss
diese Zustimmung spezifisch sein, es wird aber anerkannt, dass die genauen Forschungszwecke
bei Erhebung der Daten nicht immer vorhersehbar sind.
Insgesamt ist das Ergebnis der Verhandlungen somit deutlich forschungsfreundlicher
ausgefallen als es im Frühjahr 2014 zu befürchten stand, als das Europäische Parlament eine
Reihe von Verschärfungen für die Verwendung von persönlichen Daten für Forschungszwecke
gefordert hatte. Dies ist auch der steten Überzeugungsarbeit der Forschergemeinschaft,
darunter die Leibniz-Gemeinschaft und ihre Einrichtungen, geschuldet.
Im Anschluss an die im Trilog erzielte politische Einigung werden die Texte in ihrer endgültigen
Fassung im kommenden Jahr vom Europäischen Parlament und vom Rat förmlich angenommen.
Zwei Jahre später treten die neuen Vorschriften dann in Kraft. Die Kommission wird eng mit den
Datenschutzbehörden der Mitgliedstaaten zusammenarbeiten, um eine einheitliche Anwendung
der neuen Vorschriften zu gewährleisten.
http://europa.eu/rapid/press-release_IP-15-6321_en.htm
http://www.statewatch.org/news/2015/dec/eu-council-dp-reg-draft-final-compromise-1503915.pdf
Lund Declaration 2015
Im Rahmen der Konferenz „Lund Revisited – Tackling Societal Challenges“ im schwedischen
Lund wurden die Ziele der Lund Declaration 2009 diskutiert und die neue Lund Declaration
2015 vorgestellt.
Die Vorgängerversion aus dem Jahr 2009 forderte von der Europäischen Forschungslandschaft,
sich auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen zu fokussieren. Sie formulierte die
Notwendigkeit eines europäischen Forschungsraums (European Research Area, ERA), der die
EU-Mitgliedstaaten und die europäischen Institutionen in den jeweiligen Zielen stärker
verbindet, um damit den bestehenden Herausforderungen gemeinsam begegnen zu können. Sie
legte einen Fokus auf die Modernisierung von Hochschulen und Forschungseinrichtungen und
betonte die Relevanz der Kooperation untereinander. Ferner lag ein Schwerpunkt auf der
Existenz von exzellenten Forschungsinfrastrukturen, die die Basis für herausragende
Forschungsleistungen darstellen.
Auf diese Empfehlungen stützt sich die Lund Declaration 2015 und stellt die angestrebten Ziele
den bisherigen sichtbaren Errungenschaften gegenüber. Zwar seien viele Anstrengungen
unternommen und Prozesse angestoßen worden, dennoch ließen sich einige Forderungen
aufrechterhalten und diese als Deklaration erneuern. Mit Blick auf die ERA Roadmap und die
darin enthaltenen Ziele sei eine Abstimmung zwischen der europäischen mit den nationalen
Ebenen unumgänglich, um die Bereiche Forschung und Innovation zielgerichtet zu steuern und
Wiederholungen, parallele Entwicklungen sowie Fragmentierung beim Bewältigen der
gesellschaftlichen Herausforderungen zu vermeiden.
Die Lund Declaration 2015 unterstreicht, rückblickend auf die vergangenen fünf Jahre, die
Notwendigkeit der Zusammenarbeit aller Beteiligten im ERA. Sie bietet zahlreiche
Handlungsvorschläge für die europäische Forschungszusammenarbeit, die im Umgang mit den
gesellschaftlichen Herausforderungen nächste Schritte sein können.
http://www.vr.se/nyheterpress/kalendarium/konferenserochseminarier/konferenserochsemi
narier/lundrevisited2015.5.2d526f7c1504509e57b58d0c.html
Erste Erfolge von Science4Refugees
Die Initiative Science4Refugees, welche von der Europäischen Kommission Anfang Oktober ins
Leben gerufen wurde, verbucht erste Erfolge. Das Programm bietet Flüchtlingen und
Asylsuchenden mit wissenschaftlicher Ausbildung die Möglichkeit über das EURAXESS-Portal
auf einfache Weise mit Wissenschaftsinstitutionen und Universitäten in Verbindung zu treten,
um ihre Forschungsaktivitäten in Europa fortzusetzen.
Seit dem Start der Initiative haben sich 18 Flüchtlinge mit wissenschaftlicher Ausbildung bis
Ende November auf der Seite registriert. Weiterhin wurden 217 Stellenanzeigen in das Portal
gestellt und insgesamt erhielten 155 Einrichtungen das Label einer „Refugee-freundlichen
Organisation“. Universitäten aus ganz Europa hätten sich gemeldet, um ihr Interesse an der
Teilnahme an diesem Projekt zu äußern und jedes europäische Land habe sich beteiligt, so
Carlos Moedas, Kommissar für Forschung und Innovation. Neu ist auch eine mobile WebApplikation, um das Hochladen von Inhalten auf die Seite auch auf Mobilfunkgeräten zu
erleichtern.
http://ec.europa.eu/euraxess/index.cfm/jobs/science4refugees
Horizon 2020: Tunesien assoziiert
Ab dem 1. Januar 2016 gilt Tunesien im Rahmen der Horizon 2020-Beteiligungsregeln als
assoziiertes Land. Dies ermöglicht tunesischen Forschenden die Teilnahme am
Rahmenprogramm für Forschung und Innovation unter den gleichen Bedingungen, die auch für
die EU-28 sowie die weiteren 13 assoziierten Länder gelten. Die Vereinbarung gilt für den
Zeitraum von 2016 bis 2020.
Bisher nahm Tunesien an den Rahmenprogrammen der EU als Drittland teil und konnte sich im
7. Forschungsrahmenprogramm an 88 Anträgen erfolgreich beteiligen. Dies gelang tunesischen
Forschenden insbesondere in den Themenfeldern Ernährungssicherheit und nachhaltige
Landwirtschaft.
http://ec.europa.eu/research/participants/data/ref/h2020/grants_manual/hi/3cpart/h2020hi-list-ac_en.pdf
http://ec.europa.eu/research/index.cfm?pg=newsalert&year=2015&na=na-011215
Tipps:
Forum: Better research for better health, a holistic approach to challenges and opportunities
Am 21. Januar 2016 organisiert das Scientific Panel for Health der Europäischen Kommission ein
Forum zur Gesundheitsforschung in Brüssel. Die Registrierung ist jetzt möglich.
http://ec.europa.eu/research/index.cfm?pg=events&eventcode=DCB657C1-0993-9A344E552436039123B1
FET Open and FET Proactive info day
Am 25. Januar findet in Brüssel ein von der Exekutivagentur (REA) organisierter
Informationstag zu den Förderlinien FET Open und FET Proactive statt.
http://ec.europa.eu/rea/pages/fet_open_and_fet_proactive_info_day_en.htm
Informationsveranstaltung zum Arbeitsprogramm 2016-17 und zur nächsten Ausschreibung
„Wissenschaft mit der und für die Gesellschaft“
Das EU-Büro des BMBF bietet am 27. Januar 2016 in Bonn einen Informationstag zum aktuellen
Arbeitsprogramm im Bereich Wissenschaft mit der und für die Gesellschaft (Science with and for
Society, SwafS) an. Das Programm sieht neben Details zur Ausschreibung auch Hinweise zur
Antragstellung sowie die Präsentation eines Praxisbeispiels vor.
http://www.eubuero.de/veranstaltungen.htm?id=881
Mit diesem letzten Rundbrief des Jahres 2015 nehmen wir Abschied von Prof. Wolfgang Sandner
(ehemaliger Direktor des Max-Born-Instituts und zuletzt Generaldirektor und
Vorstandsvorsitzender von ELI-DC International Association), dessen Tod uns am vergangenen
6. Dezember so unerwartet und plötzlich getroffen hat. Als Experte in der EU-Forschungspolitik
sowie im Bereich europäischer Forschungsinfrastrukturen hat Herr Sandner das Brüssel-Büro
von Anfang an unterstützt. Von 2008 bis 2013 war er EU-Beauftragter des Präsidiums sowie
Sprecher des EU-Lenkungskreises der Leibniz-Gemeinschaft. Herr Sandner war uns in diesen
Jahren ein wertvoller Begleiter und Berater, der sich stets für die Interessen der LeibnizGemeinschaft auf europäischer Ebene eingesetzt hat. Trotz seiner zahlreichen Aktivitäten und
Ämter hatte er immer ein offenes Ohr und brachte sich aktiv in den Entwicklungsprozess
unseres Büros ein. Wir haben Herrn Sandner nicht zuletzt wegen seiner aufrichtigen und
menschlichen Art sehr geschätzt. Seine Besuche und der Austausch mit ihm in Brüssel werden
uns fehlen.
GESTERN, HEUTE, MORGEN
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3. Dezember
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17. Februar
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24. Februar
AK Europa am DIfE – Deutsches Institut für
Ernährungsforschung in Potsdam
Kontakt: Elisabeth Hasse
Widening Participation and Strengthening Global
Coorperation through Collaborative Research in Brüssel
Veranstalter: Brüssel-Büro der Leibniz-Gemeinschaft
Kontakt: Elisabeth Hasse
A Digital Revolution in Higher Education in Brüssel
Veranstalter: IWM und Brüssel-Büro der Leibniz-Gemeinschaft
Kontakt: Elisabeth Hasse
Beate Feuerstein, Elisabeth Hasse, Claudia Labisch, Anna B. Martinez, Regina Völk
e-mail: [email protected];
Rue du Trône 98, B-1050 Brüssel, Tel.: +32 2 274 20-60