Sven Felskis Favoriten

mieteinander – Das Magazin der HOWOGE
www.howoge.de
mieteinander
Jubiläumsausgabe | 30 Jahre Hohenschönhausen
Helle Fassaden,
sattes Grün
Berlins jüngste Groß­
siedlung bietet Wohnkomfort inmitten der Natur
Entdecken Sie
Hohenschönhausen!
Vom Tonstudio bis zur
Tofu-Fabrik – so vielfältig
ist das Jubiläumsviertel
Sven Felskis
Favoriten
Auf Streifzug mit einem Eisbären:
Berlins legendärer Eishockey-Spieler
zeigt uns seinen Kiez
Orankesee
Obersee
ße
tra
f-S
ol
-W
Menschen Hohenschönhausen
ad
nr
Hohenschönhausen Inhalt
Ko
e
nse
iße
Sa
n
eg
rW
din
os
Alt
enh
ofe
r
Str
a
tra
ße
08
20
Die ganze Vielfalt:
Hip-Hop, Fußball, Orchideen
Heimatgefühle:
Klaviere, Pferde, Lagerfeuer
Diese Menschen machen Hohenschönhausen durch ihre Arbeit
und ihr Engagement einmalig
Zehn Menschen erzählen von
besonderen Orten und Herausforderungen in ihrem Heimatkiez
ße
22
Inhalt
Zukunft:
Gut gerüstet für das
21. Jahrhundert
EDITORIAL
Ein Blick in die Zukunft: So könnte
sich die Großsiedlung in den nächsten 30 Jahren entwickeln
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
Mitten im Park:
Der grüne Rand
von Berlin
Die Hochhaus­
siedlungen der
80er-Jahre überzeugen durch viel Natur.
Ein Parkspaziergang
im Ostseeviertel
30
18
Beste Bohnen:
Besuch bei den
Soja-Spezialisten
Markus Treiber und
Xiao Chen lieben Tofu.
Mit ihrem Familienbetrieb versorgen sie
ganz Norddeutschland
26
Ganz schön was los:
Rückblick 1985–2015
Das neue Hohenschönhausen
wird 30 Jahre alt. Wir zeigen,
was bisher geschah
2 — 30 Jahre Hohenschönhausen
04
Sven Felski präsentiert
seine Heimat-Favoriten
Der Eishockey-Crack blieb
Hohenschönhausen immer
treu. Ein Kiez-Spaziergang
mit dem Vorstandschef der
Eisbären Juniors
Hohenschönhausen hat in diesem Jahr allen Grund zu feiern:
Vor 30 Jahren wurde aus dem großen Neubaugebiet ein eigenständiger Bezirk. Heute gehört die Großsiedlung zu Lichtenberg.
Die Menschen in Hohenschönhausen sind stolz auf ihren Teil
Berlins: Hier ist es großstädtisch und grün zugleich. Man kann
durchs Linden Center bummeln und in Landschaftsparks wandern. Die kulturellen und sozialen Angebote sind reichhaltig,
für jede Altersgruppe und fast jede Lebenslage ist etwas dabei.
Nicht zuletzt gibt es Wohnungen für jeden Bedarf: preisgünstig,
praktisch und meist frisch saniert in den Neubaugebieten oder
bürgerlich-prächtig in vielen Altbauten.
Mit dieser Zeitschrift zum 30-jährigen Gründungsjahr lädt Sie
die HOWOGE zu einer Entdeckungsreise durch Hohenschönhausen ein. Eishockey-Legende Sven Felski zeigt uns sein Heimatviertel. Daneben möchten wir Ihnen Bürgerinnen und Bürger
vorstellen, die hier leben, arbeiten und mit ihrem Engagement
den Stadtteil bereichern. Sie stehen für die Vielfalt Hohenschönhausens – ob sie nun Filme drehen, Gärten pflegen oder Tofu
herstellen.
Zur Reise durch unseren Stadtteil bieten wir noch eine Reise
durch die Zeit: Erfahren Sie, was sich in den drei vergangenen
Jahrzehnten hier im Kiez und zugleich in der weiten Welt getan
hat – und werfen Sie einen Blick auf Hohenschönhausen, so wie
es in der Zukunft aussehen könnte. Willkommen in einem ganz
besonderen Teil Berlins!
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen
Kirstin Gebauer
Leiterin Unternehmenskommunikation und Marketing
30 Jahre Hohenschönhausen — 3
Spaziergang Hohenschönhausen
Felskis
HeimatFavoriten
Hohenschönhausen-Spaziergang mit
dem Eisbären-Idol: Wo Sven Felski
zum Eishockey-Star wurde, wo er gern
baden ging – und wo das Softeis am
besten schmeckt
L
uft und Boden sind eisig,
doch Sven Felski ruft:
„Hier brennt es richtig,
wenn bei Spielen alle
4700 Plätze voll sind.“
Wir stehen am wichtigsten Ort seiner glanzvollen Eishockey-Karriere,
dem legendären Wellblechpalast im
Sportforum Hohenschönhausen.
Dort beginnt unser Rundgang mit
dem „Bürgermeister von Hohenschönhausen“. So nannte ihn einst
sein Trainer Jeff Tomlinson, weil Sven
Felski hier jeden Menschen und jeden
Winkel kennt. Im Wellblechpalast
übte er als Kind beim SC Dynamo
Berlin zunächst Eiskunstlauf, wechselte dann zum Eishockey. Von 1992
bis 2012 spielte er als Profi, immer
für seinen Klub: die Eisbären Berlin.
4 — 30 Jahre Hohenschönhausen
Früh um sieben
begann das Training.
Als Schulkind war
ich mehr in der
Eishalle als im
Klassenraum“
Sven Felski,
Eishockey-Legende
Heute ist er Vorstandschef der Eisbären Juniors und trainiert die U-17-Nationalmannschaft. Den größten Teil
seines Lebens hat Sven Felski in der
Gegend verbracht. Als Kind lebte er
400 Meter südlich von hier in der Altenhofer Straße – „reine Glückssache,
dass das Sportforum so nah war“.
Schon mit drei Jahren stand der kleine Sven zum ersten Mal auf Kufen.
Auch seine spätere Schule lag günstig: zwischen Wohnung und Eisbahn.
„Ich war aber mehr beim Training als
im Klassenraum“, erzählt Sven Felski.
Das war bei sportlich talentierten
Kindern wie ihm erwünscht. „Mein
Sportlehrer, Herr Behrend, hat schon
damals gesagt, aus mir könnte mal
was werden.“
Damit das wahr wurde, trainierte
Sven Felski als Kind unermüdlich.
Früh um sieben ging er in die Eishalle, dann in die Schule und wieder zurück in die Halle. Zwei Zettel
hingen beim Verein am Schwarzen
Brett. „Ihr seid die Besten“, stand
auf dem einen, „Ihr wollt es werden“,
auf dem anderen. Sven Felskis Name
stand meist auf dem ersten Zettel:
Er gehörte zu den Besten. Mit 18 war
er Eishockey-Profi. Seiner Nachbarschaft blieb er treu: Die Familie lebte
jetzt an der Ecke Küstriner Straße
und Verdener Gasse. Auf dem Weg
zum Training lag die Bäckerei Rauch.
„Die Bäckersfrau kannte ich schon
als kleiner Steppke“, erinnert sich
Sven Felski. Matthias und Marlies
Rauch reichen ihm noch heute die
Brötchen über den Tresen, wenn er
vom Well­blechpalast herüberkommt.
Von dort führten ihn Trainingsläufe weit durch den Stadtteil, „meistens
fünf bis zehn Kilometer rund um
den Faulen See, den Oranke- und
den Obersee“. Hatte Sven Felski im
Sommer zwischen Sport und Schule
etwas Zeit, ging er ins Strandbad
Orankesee. Dann frönte er einer ganz
anderen Eis-Leidenschaft – in „Heidis
Café“ in der Konrad-Wolf-Straße.
Sven Felskis klares Urteil: „Da gibt es
das beste Softeis im ganzen Stadtteil.“
Eisbären-Revier
Als Chef der Eisbären
Juniors ist Sven Felski
noch oft im Wellblechpalast
Hohenschönhausen Spaziergang
Felskis
Lieblingsorte
Sven Felski: Wegmarken
einer Eishockey-Karriere
Mit 11 Jahren
wechselt Sven Felski in seinem Verein SC Dynamo Berlin vom
Eiskunstlauf zum Eishockey – eine außergewöhnliche Sportkarriere beginnt. Von der Wohnung in Hohenschönhausen hat
es der Steppke nicht weit zum Training im Sportforum. Mit 17
beginnt er im Profikader der Eisbären.
Fauler See
5
1000 Spiele
in der höchsten Liga hat Sven Felski absolviert – und immer für
die Eisbären Berlin. 926 waren es in der Deutschen EishockeyLiga (DEL, seit 1994), 74 Spiele in der Ersten Bundesliga.
5
Orankesee
Obersee
233 Tore
ße
5
tra
f-S
ol
-W
schoss Sven Felski in Erstliga-Spielen und Play-offs.
ad
nr
Ko
6
3
6-mal deutscher Meister!
1
2
eg
rW
see
en
iß
We
Der Höhepunkt von Sven Felskis Eishockey-Karriere ist
zugleich die bisher beste Phase der Berliner Eisbären: Sechs
Meisterschaften erkämpft „Felle“ zwischen 2005 und 2012.
Seitdem sind die Eisbären Rekordmeister der DEL.
Sa
n
din
os
Alt
enh
ofe
r
Str
a
tra
ße
ße
1000 – das Schicksalsspiel
4
In seinem 1000. Punktspiel am 24. April 2012 holt Sven Felski
mit den Eisbären zum sechsten Mal die DEL-Trophäe. Erst nach
einigen Wochen wird klar, dass es für den damals 37-Jährigen
aufgrund einer Knieverletzung die letzte Saison war.
5000 Fans
Alles erreicht
Sven Felski war
deutscher Meister
und OlympiaTeilnehmer
feiern am 9. August 2013 den Abschied von Sven Felski mit
einer riesigen Party im Wellblechpalast. Zum Abschiedsspiel
laufen Eishockey-Stars aus der ganzen Welt auf, auch NHLPlayer Marco Sturm, seit Kurzem Eishockey-Bundestrainer.
1812 Minuten
musste Sven Felski auf der Strafbank abkühlen. Das ist
DEL-Rekord.
46 Quadratmeter
1 Träume unter Wellblech
Im Sportforum Hohenschönhausen begann
seine Karriere: Als Kind übte Sven Felski hier
Eiskunstlauf, später wurde es eine Spur härter: Dann wechselte der begabte Läufer zum
Eishockey im Wellblechpalast, der legendären
Eissporthalle. Viele Berliner kennen sie wegen
der jährlichen Eiskunstlauf-Gala des SC Berlin.
Hier trainieren auch die Eisbären Juniors.
Seit 2015 ist Sven Felski Vorstandschef beim
Nachwuchs (Weißenseer Weg 51–55).
6 — 30 Jahre Hohenschönhausen
2 Schlemmen im „Casino“
Ausgehungert vom Training, schmeckt das
Essen am besten. Zum Glück liegt das „Casino
Eisstadion“ im Wellblechpalast gleich neben der
Umkleide. Hier gibt es solide Hausmannskost zu
günstigen Preisen (Weißenseer Weg 53).
3 Seltener Gast
Im Klassenraum war Sven Felski seltener
anzutreffen als in der Eishalle. An der früheren Kinder- und Jugendsportschule „Werner
Seelenbinder“ trainieren auch heute noch junge
Talente. Das Schul- und Leistungssportzentrum
Berlin ist eine „Eliteschule des Sports“ des
DOSB (Fritz-Lesch-Str. 35, www.slzb.de).
4 Brötchenkauf als Ritual
Das Bäcker-Ehepaar Matthias und Marlies
Rauch kennt den erfolgreichen Eisbären schon,
seit er ein kleiner Junge war. Noch heute kauft
Sven Felski seine Brötchen gern in der Bäckerei
Rauch in der Sandinostraße 14.
5 Laufpensum: drei Seen
Den Faulen See, Orankesee und Obersee kennt Sven
Felski von unzähligen Trainingsläufen. Blieb im Sommer zwischen Sport und Schule etwas Zeit, war auch
ein Abstecher ins Strandbad Orankesee erlaubt.
6 Ein Leben für das Eis
Als Experte erkennt Sven Felski nicht nur Eisqualität
unter den Kufen, sondern auch auf der Zunge. Seine
Lieblingssorte: das Softeis aus dem „Eiscafé Heidi“
(Konrad-Wolf-Str. 111).
misst die Eishockey-Suite im Hohenschönhausener
Sporthotel „Kolumbus“. Tipps zur Gestaltung kamen von
Sven Felski. Der Boden gleicht einer Eisfläche, an den
Wänden hängen Fotos der Eisbären-Fankurve.
Die 11 bleibt für immer
Die legendäre Rückennummer 11 wird am 28. September 2014 zu Ehren des ewigen Eisbären unter das Dach
der Mercedes-Benz-Arena gezogen. In seiner ersten
Profi-Saison 1992/93 spielte Felski übrigens mit der
Nummer 10, erst dann wurde die 11 frei.
30 Jahre Hohenschönhausen — 7
Menschen Hohenschönhausen
Hohenschönhausen Menschen
Von Hohenschönhausen
nach Las Vegas
Maria Schindler unterrichtet Hip-Hop
Von Hohenschönhausen nach Las Vegas ist
es nur ein kleiner Schritt, genauer gesagt: ein
kleiner Tanzschritt, aber der muss perfekt
sitzen. Deshalb trainieren die Jugendlichen in
Markus Benschs Schule „Magic Dance“ sehr
diszipliniert Hip-Hop. Das erfordert sportliche
Höchstleistungen: Der Breakdancer springt in
den Handstand oder wirbelt auf seinem Rücken
wie eine Kugel im Kreis.
„Tanzen ist die wunderbarste Beschäftigung,
aber auch Anlass für großen Ehrgeiz“, erzählt
Maria Schindler. Dank ihrer Ambitionen hat sie
es weit gebracht. Mit dem „Team Recycled“ qualifizierte sich die Tanzlehrerin 2012 für die World
Hip Hop Dance Championship in Las Vegas.
Das verlangt Kraft und Kondition, aber Maria
Schindler kann die Jungs und Mädchen motivieren. „Ich habe sie alle abgehärtet“, sagt Kursleiterin Maria Schindler und wirkt dabei gar nicht
streng. Ihre Kritik ist direkt, aber so freundlich,
dass sie die Jugend­lichen gern annehmen.
Schul-Inhaber Markus Bensch hat es mit
seiner Frau Johanna Ende der 90er-Jahre sogar
zu einem Weltmeistertitel gebracht: im Formationstanz. Wer den beiden nacheifern möchte,
kann sich dem Tanzsportclub anschließen und
an Turnieren teilnehmen. Aber auch Freizeittänzer kommen auf ihre Kosten. Das Kursangebot
reicht von Walzer und Disco Fox bis hin zum
fitnessorientierten Zumba. Entscheidend ist der
Spaß am Tanzen – und der trägt manchen bis
nach Las Vegas!
www.magicdance.de
Ganz
schön
bunt
Hohenschönhausen lebt vom Engagement seiner vielen Bewohner. Die
folgenden Porträts gewähren Einblick
in einen vielfältigen Stadtteil
H
ohenschönhausen funktioniert gut:
Die Straßen sind breit, das Netz
der Verkehrslinien ist eng und
schnell getaktet. Der Nachteil daran
ist: Mancher ist so flott zwischen
Wohnzimmer und Arbeitsplatz unterwegs, dass
er übersieht, wie viel Interessantes es hier zu
entdecken gibt. Die folgenden Seiten gehören
deshalb den außergewöhnlichen Menschen,
die mit ihren spannenden Projekten den
Stadtteil prägen. Die einen ganz öffentlich,
so wie die Natur-Fans vom Umweltbüro oder die
Freizeit-Fußballer der Bunten Liga. Die anderen
eher unauffällig im Hintergrund: so wie Musikproduzent Bernd Wendlandt, der den Songs von
Silbermond den letzten Schliff gibt. Oder wie Markus Treiber und Xiao Chen, die Restaurants in ganz
Norddeutschland mit köstlichem Tofu versorgen.
Denn im Nordosten Berlins wird nicht nur gewohnt, sondern auch höchste Qualität produziert.
Wer sich einen Moment Zeit nimmt und genauer
hinschaut, trifft viele engagierte Persönlichkeiten –
mit Interessen, die so vielfältig sind wie ganz Berlin.
8 — 30 Jahre Hohenschönhausen
Tanzen ist das Wunderbarste
Maria Schindler (Foto oben) unterrichtet in der Tanzschule „Magic
Dance“ Hip-Hop für Kinder und Jugendliche. Ihre Companies Rockin‘
Diamonds und New Limits treten auch zu Wettbewerben an, zum
Beispiel bei der Berliner Streetdance-Meisterschaft
30 Jahre Hohenschönhausen — 9
Menschen Hohenschönhausen
Hohenschönhausen Menschen
Die Natur mit eingeplant
Drei Hohenschönhausener erinnern sich, wie 1985 alles begann
2003 gründete Volkmar Lucius
mit anderen Fußball-Fans
eine Freizeit-Liga. Sogar das
Spielfeld ist selbst gemacht
Stadion im Eigenbau
Volkmar Lucius über sein Engagement für die Bunte Liga
Zurück zu den Wurzeln, das ist bei
der Bunten Liga Berlin wörtlich zu
verstehen. Das Fußballfeld auf den
Falkenberger Krugwiesen hat keinen
perfekten Rollrasen. Aus der Wiese
kann schon mal eine Wurzel heraus­
ragen. Doch das stört die FreizeitKicker nicht. Für sie steht der Fußball
im Vordergrund.
Ihr Gänseblümchen-Stadion haben sie selbst hergerichtet. „Unsere
VIP-Lounge besteht aus zwei Baumstämmen am Spielfeldrand“, sagt
Volkmar Lucius. Der frühere Sport-
10 — 30 Jahre Hohenschönhausen
lehrer war 2003 Gründungsmitglied
der Bunten Liga und betont: „Bei uns
Alternativ-Fußballern ist vieles anders
als im Vereinssport.“
Insgesamt 30 Teams aus ganz Berlin
sind in drei Ligen eingeteilt. An deren
Spieltagen treffen die Mannschaften
aufeinander. In einigen spielen Frauen
und Männer gemeinsam. Es gibt keinen
Schiedsrichter, die Spieler einigen sich
selbst. Ein Spiel dauert zwölf Minuten.
Ein Ball, eine Wiese, begeisterte Spieler
– das ist Fußball pur.
www.bunte-liga-berlin.de
Fußball ohne
Schnickschnack:
Unsere VIP-Lounge
besteht aus zwei
Baumstämmen am
Spielfeldrand“
Volkmar Lucius,
Mitbegründer der
Bunten Liga Berlin
Als Neu-Hohenschönhausen noch
nagelneu war, kam Martina Friedrich
immer mit dem Koffer zur Arbeit.
Der Inhalt: Waschzeug und Dutzende
Verträge. „Im ersten Jahr habe ich
immer Schuhputzzeug und Waschsachen mitgenommen“, erzählt die
HOWOGE-Kundenbetreuerin aus
dem Ostseeviertel. „Viele Wege waren
noch nicht fertig, deshalb musste ich
durch Schlamm und Staub laufen.“
Als Martina Friedrich 1985 in Hohenschönhausen anfing, war noch alles
im Bau. Sie arbeitete damals für eine
kommunale Wohnungsverwaltung
in Ost-Berlin. Ihre Aufgabe: Tausende
neue Wohnungen zuweisen. Zwischen 1984 und 1989 entstanden auf
327 Hektar Wohnungen für rund
90.000 Personen. „Wir sind mit
Koffern voller Mietverträge im Bus
hergefahren“, erinnert sich Martina
Friedrich. In einer gerade eröffneten
Schule saßen neben ihr auch Vertreter von Polizei, Kindergarten und
Schule. „Die neuen Mieter konnten
alles auf einmal erledigen“, so Martina
Friedrich. „Das war eine anstrengende Pionierzeit, aber auch eine sehr
schöne.“
Auch Rolf Meyerhöfer erinnert sich
an den Matsch, den die Möbelpacker an
ihren Schuhsohlen bis in die 6. Etage
seiner neuen Wohnung trugen. Doch
der pensionierte Physiklehrer will
nicht klagen, sondern loben: „Die
Planer hatten aus früheren Fehlern
gelernt. Die Infrastruktur war zum
Teil schon vor den Wohnungen fertig.
Niemand sollte es länger als zehn
Minuten zur Haltestelle haben.“ So
fand die Familie Meyerhöfer bereits
eine komplette Infrastruktur vor, als
sie am 1. September 1985 ihr neues
Heim bezog. Was der engagierte
Stadtteil-Historiker besonders schätzt:
„Auch die Natur war von Anfang an in
die Planung einbezogen, zum Beispiel
der Barther Pfuhl und der Berl.“
Wir sind mit Koffern
voller Mietverträge
im Bus her­gefahren.
Das war eine anstrengende aber sehr
schöne Pionierzeit“
Bernd Kuhnert kennt Neu-Hohenschönhausen ebenso gut wie Rolf
Meyerhöfer. Jeden Morgen sieht der
HOWOGE-Hausmeister in den Häusern und Höfen des Welsekiezes nach
dem Rechten. Für 517 Wohnungen
trägt er Verantwortung. „Im Schnitt
wechsele ich an jedem Arbeitstag –
unter anderem – ein bis zwei Lampen
in den Hausfluren aus“, berichtet Bernd
Kuhnert. „Viele der Mieter kenne ich
beim Namen – alles Menschen, die seit
langem und gern hier wohnen.“
Bernd Kuhnert,
HOWOGE-Hausmeister, kennt
im Welsekiez viele der Mieter
mit Namen
Martina Friedrich,
HOWOGE-Kundenbetreuerin,
be­treut seit 1985 Mieter in
Hohenschönhausen
Rolf Meyerhöfer,
Stadtteil-Historiker, zog am Tag der
Bezirksgründung ein
30 Jahre Hohenschönhausen — 11
Menschen Hohenschönhausen
Auf der
Suche nach
dem Haken
Im Tonstudio Valicon produziert Bernd
Wendlandt Musikstars wie Silbermond. Sein
Urteil: die per­fekte Lage für kreative Prozesse
Hohenschönhausen Menschen
Seit 1991 arbeitet Musikproduzent
Bernd Wendlandt in Alt-Hohenschönhausen. Ausgebildet wurde
er an der Hochschule für Musik
Hanns Eisler
„Songschreiber hören manchmal gar nicht
mehr, wie gut eine Melodie ist, da sie zu tief im
Thema stecken“, sagt Bernd Wendlandt. „Als
Produzent muss ich sie dann von außen aus
ihrer Schleife rausreißen.“ Und tatsächlich
schoss die Single „Irgendwas bleibt“ im März
2009 an die Spitze der Charts – Lady Gaga
musste weichen.
Das Tonstudio Valicon ist ein guter Ort für
kreative Prozesse – und für laute Musik. Selbst
aus dem schallgedämmten Studio pflanzen sich
Basswellen über die Wände fort. „Unser Haus
steht zum Glück frei, wir haben einen kleinen Hof und Garten drum herum“, schwärmt
Bernd Wendlandt. „Die Lage ist ideal! Bei uns
können die Künstler im grünen Hof am Grill
entspannen oder im Sommer zwischendurch
im Orankesee baden. Wer so relaxt, kommt auf
ganz neue Ideen.“
www.valicon.de
I
n der Nähe des Obersees steht eine alte Schmiede.
Hier arbeiten fleißige Handwerker, aber sie schmieden kein Metall, sondern Melodien. Musikproduzent
Bernd Wendlandt und seine vier Kollegen vom Tonstudio Valicon feilen so lange an einem Musikstück,
bis daraus ein Hit geworden ist. Stars wie Silbermond,
Silly und Thomas Godoj kommen deshalb nach Alt-Hohenschönhausen. Lenas Eurovisions-Coup „Satellite“ ist hier
entstanden. „Mein Kollege Brix hatte das Lied vier Jahre
auf der Festplatte liegen“, erinnert sich Bernd Wendlandt.
„Aber so ein Song passt eben nicht bei jedem: Lena hat mit
ihrer Art genau den richtigen Ton getroffen.“
Ein Hit wie „Satellite“ trifft den Nerv seiner Zeit – und
das Valicon-Team weiß, wo die Synapsen liegen. „Einen
guten Song bringen wir so in Form, dass Leute auf ihn
aufmerksam werden“, erklärt er seinen Beruf. Er fügt ein
weiteres Instrument zum Song hinzu, hebt eine der vielen
aufgenommenen Stimmen hervor oder fährt eine andere
zurück. „Manchmal fehlt nur ein Wort, um den Unterschied zu machen“, sagt Bernd Wendlandt. So wie damals
bei der Band Silbermond. Das Album „Nichts passiert“
war schon fertig. Da kam Gitarrist Thomas Stolle mit einer
neuen Idee. „Der Song hatte nur eine Strophe, aber ich habe
sofort gefühlt: Das ist ein guter Hook“, beschreibt Bernd
Wendlandt den Schlüsselmoment. Ein Hook – auf Deutsch
„Haken“ – ist genau die eingängige Tonfolge oder Liedzeile, die aus einem normalen Lied einen Hit macht. Thomas
Stolle aber blieb skeptisch. War der Song schon reif?
12 — 30 Jahre Hohenschönhausen
Popmusik mit
Potenzial
Lenas „Satellite“ und
„Irgendwas bleibt“ von
Silbermond waren zwei
der größten Hits aus dem
Tonstudio Valicon. Auch
Glasperlenspiel (Foto)
schafften es mit „Beweg
dich mit mir“ (2013) an
die Spitze der deutschen
Verkaufs-Charts. Die Band
Silly kam mit „Kopf an
Kopf“ auf Platz zwei. Ihr
Album „Alles rot“ (2010)
erzielte Rang drei und hielt
sich 64 Wochen in den
Top 100.
30 Jahre Hohenschönhausen — 13
Menschen Hohenschönhausen
Hohenschönhausen Menschen
„Hier wachsen Leidenschaft und Toleranz“
Anne Härtel organisiert den Interkulturellen Garten Lichtenberg
mieteinander: Frau Härtel, bei
Ihnen gibt es viele Beete, aber
keinen Zaun.
Anne Härtel: Den brauchen wir
auch nicht. Hier bei uns gärtnern
zwar Leute aus 17 Ländern und allen
Altersstufen – vom Kleinkind bis zum
77-Jährigen. Aber es geht ja gerade
um das Sich-Kennenlernen, um gegenseitige Hilfe und Austausch.
Was unterscheidet das Angebot von
dem einer Kleingartenkolonie?
Die Gemeinschaft steht im Vordergrund. Von unseren 54 Beeten sind
momentan 40 verpachtet. Die Pacht
für ein Beet ist vergleichsweise niedrig. Zusätzlich haben wir aber auch
Gemeinschaftsbeete für Leute, die
kein eigenes Beet haben wollen oder
können, zum Beispiel ein Kinderbeet
für die jüngsten Mitglieder und ein
Tischbeet für Rollstuhlfahrer.
Hier bei uns gärtnern
zwar Leute aus 17
Ländern und allen
Altersstufen – vom
Kleinkind bis zum
77-Jährigen“
Anne Härtel,
Umweltkontaktstelle Lichtenberg,
www.firmaris.de/aktuelles.226.0.html
Wie klappt das Zusammenspiel?
Sehr gut. Zu unseren gemeinsamen
Arbeitseinsätzen kommen bis zu 40
Leute. Viele wollen auch nicht unbedingt Gartenarbeit machen, sondern
handwerken oder für alle Kuchen
backen. Hier kann jeder seine Talente
zeigen, unabhängig davon, wo seine
Interessen liegen. Wir wollen Menschen zusammenbringen: Jung und
Alt, Alleinstehende und Familien,
Menschen mit und ohne Behinderung.
Lauritz Andreasen hat
Geduld: „Manche Pflanzen
brauchen mehrere Jahre
für ein paar Zentimeter
Wachstum“
Drei Tipps für
Orchideen-Anfänger
Substrat statt Erde
Orchideen brauchen zum Wachsen ein
spezielles Substrat, in normaler Blumenerde verfaulen die Wurzeln. Substrat
alle zwei bis drei Jahre auswechseln.
Die meisten kommen also gar nicht
zum Gärtnern?
Am Anfang nicht. Sie kommen erst
einmal wegen der schönen Natur und
der ungezwungenen Kontakte. Aber
dann wachsen die Leidenschaft und
das Wissen um Pflanzen, um Naturschutz. Und jeder hier schätzt und
erfährt den Wert von Toleranz und
gegenseitiger Rücksicht.
Sparsam gießen
Orchideen sind Überlebenskünstler
und kommen lange ohne Wasser aus.
Daher sparsam gießen, am besten mit
Regenwasser. Auf keinen Fall dürfen
die Wurzeln im Wasser stehen.
Ruhe respektieren
Blaue Blüten aus dem Becher
Lauritz Andreasen züchtet exklusive Orchideen in
seinem Privat-Labor
Anne Haertel organisiert
den Interkulturellen Garten
in Lichtenberg und die Garten­
initiative in der Wiecker Straße
14 — 30 Jahre Hohenschönhausen
Lauritz Andreasen greift zu einem
Glas mit „Berlin Spirit“. Ein starker
Schnaps aus Hohenschönhausen?
Nicht ganz: In dem Kunststoffbecher
reift eine Blume. Lauritz Andreasen
züchtet Orchideen im Labor in Hohenschönhausen.
In seinem Treibhaus in der Feldtmannstraße stapeln sich Plastikbecher
mit den empfindlichen Gewächsen.
„Die Töpfe und Töpfchen habe ich nie
gezählt“, sagt Lauritz Andreasen, „aber
es sind wohl weit über tausend.“ In
jedem Behälter wächst eine Orchidee
heran. Auf natürlichem Weg lässt sich
die „Königin der Blumen“ nur schwer
vermehren. Erst ein Trick aus dem
Biolabor macht aus dem Luxusgut
eine erschwingliche Topfpflanze: die
In-vitro-Gewebekultur. Dabei werden
die Bildungsgewebe an der Wurzelspitze in kleinste Stückchen aufgeteilt und
in einer speziellen Nährlösung zum
Wachsen angeregt – ein Klon entsteht.
Das ist eine Geduldsprobe. „Manche Pflanzen brauchen mehrere Jahre
für ein paar Zentimeter Wachstum“,
berichtet Lauritz Andreasen. „Millionär werde ich damit nie. Aber ich
habe eine Leidenschaft, immer wieder neue Sorten zu züchten.“ Das ist
Berliner Spirit!
Viele Orchideenarten legen jedes Jahr
eine Wachstumspause ein. In dieser
Zeit auf Dünger verzichten, noch weniger gießen und die Pflanze an einen
kühleren Ort stellen.
Königin der Blumen
Erst die Aufzucht im
Labor macht die empfindlichen Orchideen
erschwinglich für die
Fensterbank
30 Jahre Hohenschönhausen — 15
Menschen Hohenschönhausen
Hohenschönhausen Menschen
Herausgeber:
HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH
Ferdinand-Schultze-Straße 71
13055Berlin
Telefon: (030) 5464 2401
Fax: (030) 5464 2405
Webseite: www.howoge.de
Leitung: Kirstin Gebauer (V. i. S. d. P.)
Redaktion: Kirstin Gebauer, Rilana Mahler,
Jacqueline Tartler, Annemarie Rosenfeld
Verlag:
Axel Springer SE
Axel-Springer-Str. 65
10888 Berlin
E-Mail: [email protected]
Webseite: www.as-corporate-solutions.de
Geschäftsleitung (Corporate Solutions):
Frank Parlow, Lutz Thalmann
Projektmanagement: Franziska Winter
Redaktion: Philip Eicker, Roland Stimpel
Gestaltung: Lisa Moder, Anna Schlichter,
Marcus Spiller
Bildredaktion: Sebastian Müller
Schlussredaktion: Matthias Sommer
Druck:
Möller Druck & Verlag GmbH
Zeppelinstr. 6
16356 Ahrensfelde
Filmen in der Freizeit
Bei einer Umschulung im SWR-Archiv in
Baden-Baden entdeckte Björn Seidel-Dreffke
seine Faszination für Dokumentarfilme
Am großen
Mühlrad
drehen
Björn Seidel-Dreffke macht einen Film über
den Platz am Mühlengrund. Schon die Dreh­
arbeiten inspirieren die Nachbarn
16 — 30 Jahre Hohenschönhausen
D
ie rote Sonne versinkt hinter den
Hochhäusern, schwarz funkelt
der Wein im Glas, sacht zupft der
warme Ostwind an den Tischdecken der Taverne. An diesem
Sommerabend verliebt sich Björn Seidel-Dreffke
in den Platz am Mühlengrund. „Wenn man bei
Sonnenuntergang auf der Terrasse sitzt, hat
der Ort etwas von einem Dorf am Mittelmeer“,
schwärmt der 52-Jährige.
Jede Woche kommt der Übersetzer mit einem befreundeten Fotografen auf den Stadtplatz. Sie stellen eine Kamera auf und beginnen
zu filmen. Bis November drehen sie wöchentlich 20 Minuten lang, was sich dort gerade
tut. Aus dem Material und aus Interviews mit
Passanten soll ein Dokumentarfilm entstehen.
Sogar ein Lied über den Mühlenradbrunnen gibt es schon: Ein Rheinschiffer singt es und spielt dazu auf
der Ukulele. „Film und Musik sollen
die Menschen so berühren, wie uns
dieser Ort berührt hat“, sagt Björn
Seidel-Dreffke.
Hinter dem ehrenamtlichen
Projekt steht die „Initiative audio­
visuelle Medien für soziale Themen“.
Björn Seidel-Dreffke hat sie mit zwei
engagierten Hohenschönhausenern
gegründet. Ihr erstes Werk „Platten-ART-en“ dokumentierte 2014
das Kulturangebot im Kiez. Bei den
Dreharbeiten stießen die Macher
auch auf den Mühlengrund mit dem
bekannten Brunnen von Achim
Kühn. Auch ihn haben sie schon auf
Film gebannt. Seine Erzählungen
von der alten Holländermühle, die
hier einst ihre Flügel drehte, hat sie
inspiriert. „Das ist ein Ort mit einer
gewachsenen Geschichte“, betont
Björn Seidel-Dreffke.
Eines ihrer wichtigsten sozialen
Anliegen haben die Initiatoren bereits
erreicht: Bei den Dreharbeiten kommen sie mit den Anwohnern oft ins
Gespräch. „Wir freuen uns, wenn wir
viele Leute inspirieren können“, sagt
Björn Seidel-Dreffke. „Wir haben hier
so viel Schönes entdeckt, dass wir
davon etwas weitergeben möchten.“
Bildnachweise:
Cover: Uwe Tölle; Editorial/Inhalt: David Heerde,
Lydia Hesse, Ini Neumann, Jörg Carstensen/
Picture-Alliance, Daniel Hofer (3), Howoge; Felskis
Heimat-Favoriten: Uwe Tölle, Daniel Hofer (5),
Christof Koepsel/GettyImages, Mazbln, francisblack/Istockfoto; Ganz schön bunt: Daniel Hofer (5),
Felix Zahn/Picture-Alliance, ivosevicv/Istockfoto;
Auf der Suche nach dem Haken: Daniel Hofer (3),
Peter Bischoff/GettyImages, Andrea_Hill/Istockfoto,
s-cphoto/Istockfoto; Am großen Mühlrad drehen:
Daniel Hofer; Bestes aus der Bohne: David Heerde (3);
Klaviere, Pferde, Lagerfeuer: Daniel Hofer (9),
Thomas Schulze/Picture-Alliance; Mitten im Park:
Lydia Hesse (3), Michael Begsteiger/GettyImages,
Klaus Dombrowsky; In 30 Jahren ist viel passiert:
akg-images/ddrbildarchiv.de, Juri Reetz/Breuel-Bild/
Picture-Alliance, KPA/Picture-Alliance, Fritz Rust/
Picture-Alliance, Lionel Cironneau/AP/PictureAlliance, European Press Photo Agency EPA/
Picture-Alliance, Hendrik Schmidt/Picture-Alliance,
Laci Perenyi/Picture-Alliance, Fuse/GettyImages,
Chromorange/Picture-Alliance, Jwnabd/wikipedia,
Rainer Jensen/Picture-Alliance, Andreas Rentz/
GettyImages, Carlsen Verlag Gmbh/S. Wilharm/
Picture-Alliance, Jörg Carstensen/Picture-Alliance,
Carl Court/Getty­Images, Carlo Ferraro/PictureAlliance, Frederic/Geisler-Fotopres/Picture-Alliance;
Nachhaltig: Ini Neumann/Anpassung Marcus Spiller
30 Jahre Hohenschönhausen — 17
Menschen Hohenschönhausen
Hohenschönhausen Menschen
Entspannungsbecken
Warme Tofu-Stücke kühlen im Wasserbad ab. Die
Auslieferung erfolgt noch am selben Tag. Für Tofu
gilt: Je frischer desto besser!
Bestes aus
der Bohne
Markus Treiber und Xiao Chen beliefern
ganz Norddeutschland mit frischem Tofu.
Zu Besuch in einer Hohenschönhausener
Lebensmittelfabrik mit Zukunft
E
s ist keine Hexerei: In knapp sechs Stunden
verwandeln sich harte, gelbe Sojabohnen in ein
weißes, saftiges Stück Tofu. Die Verwandlung
beginnt um fünf Uhr früh mit der ersten Schicht
bei Treiber Tofu. Dampfig-feuchte Luft füllt die
Fabrikhalle in der Grenzgrabenstraße. Die Sojamühle heult.
Aus großen Kochtöpfen duftet heiße Sojamilch. Aus ihnen
zapfen die Mitarbeiter gegen neun Uhr den ersten Tofu. Die
weiße Masse läuft in tiefe Bleche. Pressen drücken den Käse
fest, Molke pladdert zu Boden. Ein Schneidegitter zerteilt
den Kuchen in buttergroße Stücke.
„Tofu soll zart und saftig sein, aber trotzdem eine
schnittfeste Struktur aufweisen“, erklärt Markus Treiber.
Seit 1993 produziert der Lebensmitteltechniker gemeinsam
mit seiner Lebenspartnerin Xiao Chen den asiatischen
Bohnenkäse. Begonnen hat alles in einem Hinterhof in Mitte,
heute beschäftigt das Paar 15 Mitarbeiter in Hohenschönhausen und beliefert ganz Norddeutschland.
Jeden Tag etwas Neues ausprobieren
„Anfangs haben wir nur für den Hausgebrauch produziert“, erzählt Markus Treiber. Seine Partnerin kommt
aus der Gastronomie. „Aber bald sind wir an Grenzen
gestoßen“, so Markus Treiber. Tofu bestehe zwar nur aus
Sojabohnen, Wasser und einem Gerinnungsmittel. „Trotzdem ist es nicht einfach, die richtige Konsistenz hinzubekommen.“ Lehrmeister aus Asien kamen nach Berlin, um
18 — 30 Jahre Hohenschönhausen
Melkmaschine
Die Mühle püriert die Bohnen zu
Sojamilch, der Tofu-Grundlage. Die
Okara genannten Bohnenreste
sind Tierfutter
Zu sehen, wie aus
dieser kleinen gelben
Bohne am Ende des
Tages ein schönes,
schmackhaftes Produkt
wird – das macht
wirklich Freude“
Markus Treiber,
Tofu-Spezialist
Gemeinsame Leidenschaft
Seit 1993 machen Xiao Chen
und Markus Treiber ihren Tofu
selbst. Zu Hause fusionieren sie
österreichische und chinesische
Kochkunst
die Tofu-Lehrlinge zu unterstützen. Xiao Chen ist regelmäßig zur Weiterbildung in China und Taiwan. „Wir probieren
laufend neue Dinge aus“, sagt sie. Für die Tofu-Herstellung
brauche es – wie beim Kochen – Neugier und Liebe.
„Wenn die Arbeit Spaß macht, wird der Tofu gut!“ Die
Kunden wissen diese Arbeitsfreude zu schätzen. Seit über
20 Jahren wächst der österreichisch-chinesische Familien­
betrieb – auch wegen des Tofu-Booms. Immer mehr Deutsche achten verstärkt auf ihre Ernährung. Tofu ist eine
nahrhafte Alternative: Es enthält viel Protein und acht
essenzielle Aminosäuren, die der Mensch sonst nur über
Fleisch aufnehmen kann. Markus Treiber steuert gern Ideen
zu dieser alternativen Ernährung bei. „Wir haben einen
schönen Beruf“, sagt der gebürtige Wiener. „Wir können
jeden Tag etwas Neues ausprobieren und entdecken.“
30 Jahre Hohenschönhausen — 19
Menschen Hohenschönhausen
Hohenschönhausen Menschen
Klaviere,
Pferde,
Lagerfeuer
„Die Anna-SeghersBibliothek ist mehr
als eine Bücherei:
Die Leute hören
hier Lesungen und
Konzerte. Experten
informieren über
Gesundheit, Recht und
Verbraucherschutz.“
Evelin Müller,
Amt für Weiterbildung und
Kultur Lichtenberg
Was verbinden Sie mit Hohenschönhausen?
Hier erzählen zehn engagierte Menschen
von besonderen Orten und Herausforderungen
in ihrem Heimatkiez
„In meiner
Kochschule lernen
Schulkinder aus
Lichtenberg alles
über gesunde
Ernährung für
wenig Geld – ob mit
oder ohne Fleisch.“
„Hohenschönhausen
ist mir sehr vertraut:
Unweit vom Oranke­
see liegt mein Büro.
Bei einen Gang um
die Seen kann ich
prima die Vogelwelt
beobachten und
dabei abchillen.“
Jörg Lacher,
„Der Thüringer aus Apolda“,
www.catering-kochschule-berlin.de
Dirk Michaelis,
Sänger und Komponist
In unserem
Stadtteilzentrum in
der Ribnitzer Straße
treffen sich so viele
Menschen – das hat
Dorfcharakter.“
Evelyn Ulrich,
Verein für ambulante Versorgung
Hohenschönhausen,
www.vav-hhausen.de
20 — 30 Jahre Hohenschönhausen
„Im Umweltbüro
kann sich jeder
über Naturschutz
und Artenvielfalt
informieren, zum
Beispiel auf einer
unserer geführten
Touren – zu Fuß,
auf dem Rad oder
Pferdefuhrwerk!“
Doreen Hantuschke,
Umweltbüro Lichtenberg,
www.umweltbuero-lichtenberg.de
„Auf unserem
Abenteuerspielplatz können
Kinder vieles machen, was
in der Stadt sonst selten
geht: Holzhütten bauen,
Lagerfeuer machen und
Tiere im Streichelzoo
pflegen. Jedes Jahr
kommen 10.000
Kinder aus ganz
Berlin.“
Norbert Romund,
„Fort Robinson“,
www.kietz-im-netz.de/
asp.html
In unseren Ateliers
können junge Menschen
Kunst­werke jedweder
Art kennenlernen.
Und in der Kunst-Kita
wachsen die Kleinen in
die Jugendkunstschule
hinein.“
Saskia Wenzel,
Jugendkunstschule Lichtenberg,
www.juks-lichtenberg.de
Hier in Hohenschön­
hausen habe ich als
Achtjährige mit dem
Trommeln angefangen.
Heute leite ich das
Jugendorchester
und zwei weitere
Ensembles.“
Simone Münzner,
Schlagzeugerin
Schostakowitsch-Musikschule,
www.musikschulelichtenberg.de
„Neben dem größten
Olympiastützpunkt
Deutschlands bietet
der SC Berlin jede
Woche über 120
Sportkurse an,
vom Tischtennis
über Schwimmen
bis zu Reha- und
Gesundheitssport.“
Karla Mädler,
Geschäftsführerin
SC Berlin im Sportforum,
www.sc-berlin.de
„Die Hochhäuser
hier sind für uns
eine besondere
Herausforderung.
Aber wir bugsieren
ein Klavier auch
sicher durch ein
enges Treppenhaus.“
David Schulz,
Klavier-Transporteur,
www.pianoteamberlin.de
30 Jahre Hohenschönhausen — 21
Draußen Hohenschönhausen
Solarium vor der Haustür
Die grünen Innenhöfe sind ein großes
Plus von Hohenschönhausen. Die
Bäume sorgen für gute Luft, und die
Anwohner genießen ein Sonnenbad
Hohenschönhausen Menschen
Mitten
im Park
Vor allem im Sommer lohnt ein Spaziergang durch Hohenschönhausen.
Es gibt farbenfrohe Fassaden und viel
Natur, eine märkische Miniaturlandschaft mitten in Berlin
K aum zu glauben: Hier sollen
100.000 Stadtmenschen leben?
Wer in der Zechliner Straße aus
dem Auto steigt, hört statt Stimmengewirr beruhigendes Blätterrauschen. Der Wind fährt durch mächtige Baumwipfel, aus dichtem Gebüsch zwitschern die
Spatzen. Keine 250 Meter sind es bis zur Landsberger Allee, einer der wichtigsten Verkehrs­
adern Berlins – und doch liegt Hohenschönhausen im Grünen. Der dicht besiedelte Stadtteil gleicht an vielen Stellen einer märkischen
Naturlandschaft im Kleinen: Es gibt Wäldchen
und Wiesen, Gebüsche und Abhänge, Alleen
und Obsthaine, kleine Hügel und klare Seen.
Die Natur war längst da, als die Häuser kamen
– zum Beispiel die Teiche Berl, Barther Pfuhl und
Krummer Pfuhl. Behutsam haben die Stadtplaner sie in die wachsende Großsiedlung eingebettet. Viele Oasen wurden in den letzten Jahrzehnten geschaffen – oft geplant und organisiert von
Oliver Pohlann.
22 — 30 Jahre Hohenschönhausen
30 Jahre Hohenschönhausen — 23
Draußen Hohenschönhausen
Hohenschönhausen Draußen
Kinderreich
In vielen Innenhöfen
entstanden fantasievoll
gestaltete Spielplätze
Farbe als Programm
Einige Innenhöfe wurden konsequent nach Farben gestaltet.
Hier der „Weiße Hof“
Er fing gleich nach der Wende vor 25
Jahren als Landschaftsarchitekt bei der
HOWOGE an. Zuvor war die Siedlung
über weite Strecken kahl gewesen.
Zunächst sollten die Menschen ihre
Wohnungen bekommen, dann erst
kamen die Pflanzen an die Reihe. „Es
ging darum, aus bisher ziemlich einförmigen Flächen unverwechselbare Orte
zu machen“, erklärt Oliver Pohlann die
Herausforderung der 90er-Jahre. Die
HOWOGE hat dort, wo ihr größere Flächen rund um die Häuser und die Höfe
zwischen ihnen gehören, mitten in der
Stadt Landschaften gestaltet.
Die Zechliner Straße ist ein gutes
Beispiel dafür. Die modernisierten
Fassaden leuchten in hellen Farben,
nur die obersten Geschosse sind in
Rot oder dezentem Grau abgesetzt.
Manche Balkone sind verglast. Die
früher endlos scheinende Fassade ist
jetzt feiner gegliedert. Der Farbwechsel in den obersten Geschossen setzt
einen optischen Schlusspunkt: Das
Haus bekommt ein klassisches „Dach“
aufgesetzt.
Spielplätze und viele Bänke
Die Weiterentwicklung von Hohenschönhausen war ein Projekt für
Jahrzehnte – es ist genau genommen
nie abgeschlossen. Hof für Hof, Streifen für Streifen neben den Häusern
drückten Oliver Pohlann und seine
Kollegen dem Wohnumfeld einen
grünen Stempel auf. Oft zogen sie
renommierte Landschaftsarchitektur-Büros zurate. So entstand an der
Zechliner Straße ein vielfach geglie-
24 — 30 Jahre Hohenschönhausen
Hier ist ein ganzer
Grünzug entstanden.
Man bewegt sich
jetzt durch das
Wohngebiet wie
durch einen Park“
Oilver Pohlann,
HOWOGE-Landschaftsarchitekt
derter Grünraum mit Baum- und
Buschgruppen, dazu kamen eine
geschwungene Fußweg-Allee, Wiesenflächen und ein Pavillon.
Im lang gestreckten Block zwischen Biesenbrower und Wartiner
Straße im Welsekiez entwarf ein
Landschaftsarchitekt eine von Rasen
geprägte Landschaft mit Wegen, die
von kleinen Hecken und Baumreihen
begleitet werden. An Gefälle-Stellen
gibt es barrierefreie Rampen für
Spaziergänger, die nicht so gut zu Fuß
sind. Der Bildhauer Achim Kühn, im
Stadtteil populär durch seinen Mühlradbrunnen, schuf hier die vogelähnliche Stahlplastik „Schwingen“.
Ein paar Meter weiter fand man
eine ganz andere Lösung: Im Hof
zwischen Biesenbrower und Welsestraße flankieren breite Rasenstreifen die Häuser. In der Mitte der Höfe
befinden sich lang gestreckte Rechtecke mit geraden Reihen und kleinen
Bankenviertel
Mitten in der Stadt
sind die Parkbänke
ein Ruhepol für
viele Bewohner
Neu-Hohenschönhausen in Zahlen
5,5
Hainen junger Bäume, Spielplätze,
Skulpturen und Bänke. Die Grundfarben unterscheiden sich – ein Teil
ist der „Weiße Hof“, ein anderer
der „Schwarze Hof“, der mit seinen
mächtigen Kiefern, dunklen Gehölzen und anthrazitfarbenen Bodenplatten keineswegs düster wirkt.
Auch das sind Mittel, um die Orte
individuell zu machen.
Nach mehr als 20 Jahren war das
meiste getan, und Oliver Pohlann zog
Zwischenbilanz: mehr als 68 Millionen
Euro hatte die HOWOGE bis dahin in
die Außenanlagen rund um die Häuser
investiert – auf Flächen, fast so groß
wie 300 Fußballfelder. 360 Wohn- und
Innenhöfe waren neu gestaltet, 150
Spiel- und Bolzplätze, Markplätze,
Garagenanlagen, Vorgärten und nicht
zuletzt 380 Müllstandorte. Diese sind
jetzt oft hinter schützenden Zäunen
und deckendem Grün verborgen.
Parallel zur Landsberger Allee
erfreut das längst nicht nur die Mieter,
die frisches Grün direkt vor der Tür
genießen können, sondern auch Stadtspaziergänger aus anderen Vierteln.
„Hier ist ein ganzer Grünzug entstanden“, sagt Oliver Pohlann stolz. „Man
bewegt sich durch das Wohngebiet
wie durch einen Park.“
Jahre hat es nach dem Spatenstich
nur gedauert, bis das gesamte Wohngebiet fertiggestellt wurde.
22.500
Wohnungen stellt die HOWOGE in
Hohenschönhausen zur Verfügung,
in denen rund 40.000 Menschen ein
Zuhause finden.
360
Wohn- und Innenhöfe wurden von der
HOWOGE seit 1985 neu gestaltet.
Über 68 Millionen
Euro hat die HOWOGE seit Anfang
der 90er-Jahre in die Außenanlagen
investiert.
30 Jahre Hohenschönhausen — 25
Rückblick Hohenschönhausen
Hohenschönhausen Rückblick
In 30 Jahren
ist viel passiert
Das neue Hohenschönhausen wird 30 Jahre alt.
Wir zeigen, was bisher passierte – und wie die
Zukunft aussehen könnte
1985–1995
Hohenschönhausen wächst, Steffi Graf siegt, die
Mauer fällt, und alle tanzen Mambo.
1987
1985
Am 1. September wird
Hohenschönhausen
ein eigenständiger
Stadtbezirk.
1986
erhält Sängerin Inka Bause
zum zweiten Mal den Nachwuchspreis der Zeitschrift
„Neues Leben“. Schon zwei
Jahre später moderiert sie
erstmals die „Talentebude“.
26 — 30 Jahre Hohenschönhausen
1990
„Dirty Dancing“ löst
eine Mambo-Welle
aus. In der DDR
läuft der Film 1989
an und wird zum
Kinohit des Jahres.
1989
1988
Steffi Graf gelingt
als erster Tennisspielerin der „Golden
Slam“: sie gewinnt
nicht nur alle vier
wichtigen Turniere,
sondern auch Olympia-Gold in Soul.
feiern die Menschen
am 9. November auf
der Berliner Mauer.
Nach monatelangen
Protesten und einer
Ausreisewelle werden
die Grenzen endlich
geöffnet und der Eiserne Vorhang fällt.
1993
Im Oktober erhält der
sowjetische Staats­
präsident Michail
Gorbatschow den
Friedensnobelpreis
„für seine führende
Rolle im Friedensprozess“. Ein gutes Jahr
später tritt er zurück.
ist das Jahr von Franziska
van Almsick: drei Weltrekorde in Folge, „Welt­
sportlerin“ des Jahres. Ihre
Schwimmkarriere begann
beim SC Berlin.
1991
Am 30. April rollt in
Zwickau der letzte
Trabant vom Band.
Insgesamt wurden gut
drei Millionen Trabis
gefertigt.
30 Jahre Hohenschönhausen — 27
Rückblick Hohenschönhausen
Hohenschönhausen Rückblick
2005–2015
1995–2005
Ein Papst tritt zurück und Deutschland
wird Weltmeister.
Von Schafen aus dem Labor, einem Heim für Haustiere
und einer neuen Währung für Deutschland.
2007
Im Juli erscheint der
letzte Harry-PotterBand. Die Fans kampieren vor den Buchhandlungen, um ein Buch zu
ergattern.
2005
Mit der Wahl
Angela Merkels
regiert in
Deutschland
erstmals eine
Frau.
1996
2010
Lena Meyer-Landrut
gewinnt den Eurovision Song Contest.
Ihr Nummer-einsHit „Satellite“ wird
in Hohenschönhausen abgemischt.
Eine Version von „Der
Schrei“ des Malers Edvard
Munch wird in New York für
knapp 120 Millionen US-Dollar versteigert – der höchste
Preis, der bis dahin für ein
Gemälde bezahlt wurde.
2001
Das Schaf Dolly ist das
erste geklonte Säugetier
der Welt. Dolly wird
fast sieben Jahre alt.
Hohenschönhausen
und Lichtenberg
verschmelzen zum
neuen Bezirk Lichtenberg.
1999
Seit 1. Januar ist der
Euro offizielles Buchgeld in Deutschland und
elf weiteren Ländern.
Münzen und Scheine
kommen erst 2002.
28 — 30 Jahre Hohenschönhausen
2012
2013
Benedikt XVI.
verkündet seinen
Amtsverzicht zum
28. Februar – der
erste Papst-Rücktritt
seit 1294.
2002
eröffnet das Tierheim
Berlin in Falkenberg. Es zählt zu den
größten Tierheimen
Europas.
2014
wird Deutschland in Brasilien zum 4. Mal Fußballweltmeister. Knapp 400.000
begeisterte Fans empfangen
die Mannschaft am 15. Juli in
Berlin.
30 Jahre Hohenschönhausen — 29
Nachhaltig
Das junge Hohenschönhausen ist fit für
die Zukunft – dank einer soliden Infrastruktur und viel Platz für die wachsende
Stadtbevölkerung. Ein Blick ins Jahr 2045
W
ie hat sich die Zingster Straße verändert! Viel los war hier schon immer.
Aber früher eilten die Leute in Autos
aneinander vorbei. An diesem Sommertag im Jahr 2045 schlendern sie zwischen Läden
und Cafés entlang. Fußgänger, Straßenbahn, Rad- und
Autofahrer nutzen den Boulevard gemeinsam.
So stellen sich Stadtplaner die Zukunft Hohenschönhausens vor. Sie schätzen die variable Bauweise
der Plattenbauten: Über eine Etage zieht sich eine
lange Terrasse, von der Mieter einer Senioren-WG die
Aussicht genießen. Hohe Fenster lassen erkennen,
wo zwei Stockwerke zu einer Maisonette-Wohnung
verbunden wurden. Fensterlose Wände sind komplett
mit Solarkollektoren belegt. Das gewonnene Warmwasser wird im Erdreich gespeichert. In den Innenhöfen finden sich kleinere Häuser mit Läden, Bibliotheken und Gemeinschaftsräumen. Damit greifen die
Stadtplaner die Visionen der 70er-Jahre auf. Damals
entstand Hohenschönhausen als sozial gemischtes
Quartier, in dem die Menschen wohnen, arbeiten,
einkaufen und ihre Freizeit verbringen können. Mit
gezielten Umbaumaßnahmen verwandelt sich die
autogerechte Großwohnsiedlung des Industriezeitalters in ein lebhaftes und nachhaltig bewirtschaftetes
Quartier der Zukunft.
Skizze: Ini Neumann
Lichtenberg Open ART:
Namhafte Künstler nutzen die
Giebelseiten der Plattenbauten
für Fassadengemälde, hier in
der Warnitzer Straße