FLEISCHVERZEHR Fleischverbrauch 2014 kaum verändert Der Außenhandel mit Vieh und Fleisch verlor weiter an Dynamik, nicht zuletzt wegen des Einfuhrverbots Russlands von Schweine- Der Fleischverbrauch in Deutschland ist fleisch aus der EU. Die Einfuhren an leben- 2014 insgesamt nahezu konstant geblieben. den Tieren, Fleisch und Fleischerzeugnis- Zu diesem Ergebnis kommen die vorläu- sen wurden insgesamt um 122.000 Tonnen fige Versorgungsbilanz der Bundesanstalt eingeschränkt und die Ausfuhren dagegen für Landwirtschaft und Ernährung und um 52.000 Tonnen gesteigert, was vor allem das Statistische Bundesamt Destatis. Nach auf umfangreichere Exporte an Rindfleisch einem leichten Anstieg im Vorjahr ist 2014 und Erzeugnisse in außereuropäische Län- ein fast ebenso leichter Rückgang festzu- der im ostasiatischen Raum zurückzufüh- stellen und der Fleischverbrauch in Deutsch- ren war. land entspricht wieder dem von vor zwei Jahren. Seit der Jahrtausendwende ist aller- Der Ausfuhrüberschuss Deutschlands an dings ein langsamer aber stetiger Rückgang Fleisch insgesamt sank im letzten Jahr um zu beobachten. 173.000 Tonnen oder 11,3 Prozent auf 1,532 Millionen Tonnen. Insgesamt haben 36 Die Bruttoeigenerzeugung an Fleisch aller im abgelaufenen Jahr 4,870 Millionen Arten, das entspricht allen im Jahresverlauf Tonnen Fleisch und Erzeugnisse die Bun- im Inland erzeugten Tieren, unabhängig desrepublik verlassen, mehr als drei Vier- vom Ort ihrer Schlachtung, erreichte im letz- tel davon gingen allerdings erneut in an- ten Jahr 8,692 Millionen Tonnen Schlacht- dere Länder der EU. gewicht. Der vergleichbare Produktionswert von 2013 wurde damit sogar um 164.000 Nach Berücksichtigung des Außenhandels Tonnen oder 1,9 Prozent übertroffen. Zu- standen 2014 in Deutschland 7,161 Mil- wächse der heimischen Erzeugung zeigten lionen Tonnen Fleisch aller Arten, ausge- sich in etwa gleichem Umfang bei Rind- und drückt in Schlachtgewicht, zu Versorgungs- Schweinefleisch, vor allem aber bei Geflügel. zwecken zur Verfügung. Nach Abzug von VERSORGUNGSBILANZ FÜR FLEISCH 2014 Fleischart Rindfleisch und Kalbfleisch Schweinefleisch Schaf- und Ziegenfleisch Pferdefleisch Innereien Geflügelfleisch Sonstiges Fleisch Fleisch insgesamt 1) 2) (einschließlich Abschnittfette, 1.000 t Schlachtgewicht) Brutto eigenerzeugung Einfuhr1) Ausfuhr 1) 1.163 5.042 31 3 604 1.785 65 8.692 402 1.765 39 0 159 902 71 3.338 519 2.512 8 1 702 1.113 14 4.870 Verbrauch insje Kopf gesamt kg 1.046 4.295 62 3 60 1.574 120 7.161 12,9 53,0 0,8 0,0 0,7 19,5 1,5 88,3 Verzehr 2) je Kopf kg Selbstversorgung in % 8,9 38,2 0,5 0,0 0,2 11,5 1,0 60,3 111 117 50 114 1.001 113 54 121 Einschließlich lebender Tiere (Schlacht-, Nutz- und Zuchttiere) Der Verzehr je Kopf wurde wie folgt geschätzt: Knochenanteile wurden entsprechend ihrem Anteil bei jeder Fleischart abgezogen. Anschließend wurde für Hauptfleischarten ein 5 %iger Hau- und Schwundverlust und für alle Fleischarten (einschließlich Innereien, Geflügel und sonstigem Fleisch) ein 4 %iger Haushaltsverlust berechnet. Der Tiernahrungsanteil wurde bei Innereien auf 60 %, bei den übrigen Fleischarten auf 8,5 % veranschlagt. DATEN UND FAKTEN INTERESSENVERTRETUNG SERVICE ORGANISATIONEN FLEISCHVERZEHR 2014 pro Kopf der Bevölkerung: 60,3 kg Schweinefleisch 38,2 kg Geflügel 11,5 kg Rind- und Kalbfleisch 8,9 kg sonstiges Fleisch 1,0 kg Schaf- und Ziegenfleisch 0,5 kg Innereien 0,2 kg Pferdefleisch 0,0 kg Verzehrmenge nach Abzug der Knochen, Tiernahrung, industrieller Verwertung und Verlusten. DFV 2015 37 Tierfutter, industrieller Verwertung und der Bevölkerung zur Verfügung stehende Verlusten entsprach dies 4,891 Millionen Fleischmenge, ausgedrückt im Schlacht- Tonnen Fleisch für den menschlichen gewicht, beschreibt. Verzehr. Das vergleichbare Vorjahresvolumen wurde damit vergleichsweise nur Tatsächlich zum menschlichen Verzehr um 13.000 Tonnen oder 0,3 Prozent unter- gelangen jedoch nur etwa zwei Drittel schritten. dieser Menge, da vom Schlachttierkörper wesentliche Teile wie Knochen, Sehnen Der Selbstversorgungsgrad an Fleisch aller oder Schwarten entweder nicht verzehr- Arten erhöhte sich auf 121 Prozent. Damit geeignet sind oder als Fette und sonstige wurde in Deutschland 2014 gut ein Fünftel Rohstoffe zur Weiterverarbeitung in die mehr Fleisch erzeugt als verbraucht. Ein chemische Industrie gehen. Darüber hin- bemerkenswerter Anstieg der Selbstversor- aus werden erhebliche Teile der auch zum gungsgrade um jeweils drei Prozentpunkte menschlichen Verzehr geeigneten Men- war bei Rind- und Kalbfleisch sowie bei Ge- gen an Fleisch und Innereien direkt an flügelfleisch zu beobachten. Tiere verfüttert oder dienen als Rohstoffe für die industrielle Tierfertignahrungsproduktion. Pro-Kopf-Verzehr an Fleisch 60,3 Kilogramm Die effektiv von der Bevölkerung in Deutschland verzehrte Fleischmenge be- Der in den Versorgungsbilanzen ausgewie- trug im letzten Jahr 4,891 Millionen sene Fleischverbrauch ist eine rein statis- Tonnen. Pro Kopf der gestiegenen Bevöl- tische Größe, welche die für die Versorgung kerungszahl bedeutete dies 60,3 Kilo- FLEISCHVERZEHR gramm im Durchschnitt und damit 400 Bevölkerungswachstum der letzten Jahre Gramm weniger als 2013. Im Jahr zuvor geht allein auf verstärkte Zuwanderung wurde ein Rückgang der pro Kopf ver- zurück. Seit 2011 ist von Jahr zu Jahr ein zehrten Menge um 100 Gramm ausge- stetiger Anstieg bei den Zuwanderern zu wiesen. beobachten, vornehmlich aus dem osteuropäischen Raum. 10,9 Millionen Zuwanderer lebten 2014 in Deutschland, das war Fleischverzehr langfristig leicht gesunken eine Million mehr als 2011. Hinsichtlich der sozialen Struktur sind die meisten davon eher den unteren Einkommens- und 38 Im langfristigen Vergleich entspricht die schwächeren Konsumschichten zuzurech- 2014 pro Kopf verzehrte Fleischmenge dem nen. Insgesamt hatten im letzten Jahr Umfang in der ersten Hälfte des neuen 16,4 Millionen Menschen in Deutschland Jahrtausends. Seit 2007 ist der Pro-Kopf- einen Migrationshintergrund. Obgleich Verzehr mit zwischenzeitlichen Schwan- 56 Prozent davon inzwischen einen deut- kungen langsam aber stetig zurückgegan- schen Pass haben, lehnt ein großer Teil gen. Die höchsten Verzehrwerte des letz- der Migranten den Verzehr von Schweine- ten Jahrzehnts wurden 2010 mit 61,3 Kilo- fleisch aus Glaubensgründen ab. gramm und 2011 mit 62,8 Kilogramm erreicht, auf lange Sicht ist aber seit dem Die Bevölkerung in Deutschland ohne Höhepunkt des Fleischverzehrs Mitte Migrationshintergrund dagegen schrumpft der 90er Jahre ein kontinuierlicher Rück- und überaltert tendenziell. Ältere Menschen gang offenkundig. haben einen allgemein niedrigeren Lebensmittelkonsum und ernähren sich in den Der Rückgang des Pro-Kopf-Verzehrs an letzten Jahren auch zunehmend gesund- Fleisch geht auf mehrere, unterschied- heitsbewusst. Von vermeintlichen Gesund- liche Faktoren zurück. Hauptursachen sind heitsexperten oder selbstberufenen Ernäh- langfristig veränderte Verzehrgewohn- rungsberatern in den Medien beeinflusst, heiten und die Veränderungen der Bevölke- wird dabei der Fleischkonsum vielfach ein- rungsstruktur. Grundsätzlich zeigt sich am geschränkt oder weißes Fleisch favorisiert. Einkaufsverhalten der letzten Jahre, dass die Konsumenten durchaus preissensibel Daneben liegt im wachsenden Bereich mit Kaufzurückhaltung auf Teuerungen bei des Außer-Haus-Verzehrs die vegetarische Fleisch und Wurst reagieren, dass anderer- Ernährung im Trend. Diese Entwicklung seits aber sinkende Preise kein probates Mit- wird unterstützt durch ideologisch geprägte tel sind, eine generell stärkere Konsum- Teile der Politik, welche die Menschen nachfrage nach diesen Produkten anzuregen. in Deutschland zu einem ökologisch nach- Niedrigpreisstrategien taugen letztlich haltigen Ernährungsverhalten in ihrem nur dazu, den Run auf die billigste Einkaufs- Sinne umerziehen möchten. stätte zu forcieren. Mit der Rekordbeschäftigung der letzten Auch 2014 haben in Deutschland mehr Jahre verbindet sich oft die Verpflegung in Einwohner weniger Fleisch gegessen. Das Kantinen und in deren Speisenangeboten DATEN UND FAKTEN INTERESSENVERTRETUNG SERVICE ORGANISATIONEN FLEISCHVERZEHR IM LANGFRISTIGEN VERGLEICH IN KILOGRAMM Rind- und Kalbfleisch Schweinefleisch Schaffleisch Hauptfleischarten Pferdefleisch Innereien Geflügelfleisch Sonstiges Fleisch Fleisch insgesamt 1950 1975 1985 1995 2005 2010 2013 2014 9,0 13,9 0,4 23,3 0,6 1,0 0,7 0,6 26,2 15,3 31,9 0,4 47,6 0,1 2,0 5,4 0,7 55,8 15,1 41,8 0,5 57,4 0,1 2,1 5,6 1,0 66,1 11,4 39,6 0,7 51,7 – 1,2 8,0 0,9 61,8 8,3 38,9 0,7 47,9 – 0,3 10,4 0,9 59,6 8,8 39,5 0,6 48,9 – 0,2 11,1 1,1 61,3 9,0 38,5 0,6 48,1 – 0,2 11,5 1,0 60,7 8,9 38,2 0,5 47,6 – 0,2 11,5 1,0 60,3 wird Fleisch, insbesondere Schweinefleisch, Dry Aged Beef bestätigen, dass ein Absatz- tendenziell vernachlässigt. Ähnliches markt fraglos vorhanden ist und sich gilt für Einrichtungen der Gemeinschafts- Fleisch bei den Allermeisten größter Wert- verpflegung in Heimen, Behörden und schätzung erfreut. Regionale Fleischwaren- Ämtern, an Ganztagsschulen oder Kinder- spezialitäten besitzen vielerorts Kultstatus. tagesstätten. Dennoch sprechen die demographischen Faktoren und Veränderungen der Verzehr- Das wachsende Marktsegment tiefgekühl- gewohnheiten langfristig für einen eher ter Fertiggerichte zeichnet sich ebenfalls leicht abnehmenden Konsum. durch einen vergleichsweise geringeren Fleisch- und Wurstanteil aus als eine tra- Hinsichtlich der einzelnen Fleischarten ditionelle Mahlzeit. In der Gesamtheit haben sich 2014 Veränderungen gegenüber wirken diese Faktoren im Zeitablauf dämp- dem Vorjahr ausschließlich bei den bei- fend auf den Verzehr von Fleisch und den Hauptfleischarten ergeben. Der Pro- Fleischverarbeitungsprodukten. Kopf-Verzehr an Schweinefleisch sank um 300 Gramm auf 38,2 Kilogramm, der Ver- Dabei handelt es sich keineswegs um ein zehr von Rind- und Kalbfleisch nahm um generell gegen die Warengruppe gerichte- 100 Gramm auf 8,9 Kilogramm ab, ebenso tes Verzehrverhalten. Dass Fleisch und der Verzehr an Lamm- und Ziegenfleisch Wurst in der Verbrauchergunst weiterhin auf 500 Gramm. einen sehr hohen Stellenwert einnehmen, zeigt sich spätestens in der Grillsaison Der Verzehr an Geflügelfleisch blieb im oder auf Volksfesten. Neue Zeitschriften abgelaufenen Jahr mit 11,5 Kilogramm un- beschäftigen sich ausschließlich mit verändert, ebenso der Verzehr an Sonsti- Fleischthemen und nicht zuletzt das inten- gem Fleisch, wie Kaninchen oder Wild mit sive Bemühen des Lebensmitteleinzel- ein Kilogramm. Der Verzehr an Innereien handels, die Fleischkompetenz mit Produkt- verharrte bei 200 Gramm auf vergleichs- linien für Premiumfleisch für sich in An- weise niedrigem Niveau. Pferdefleisch lag spruch zu nehmen oder das Angebot von mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf- 39 FLEISCHVERZEHR Verzehr von 25 Gramm auch 2014 unter Insgesamt wurden im letzten Jahr 1,130 Mil- der Rundungsgrenze. lionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte, ausgedrückt in Fanggewicht, in Deutsch- Trotz des erneut deutlichen Rückgangs land konsumiert, pro Kopf der Bevölke- blieb Schweinefleisch mit 38,2 Kilogramm rung waren dies 14,0 Kilogramm. Für den pro Kopf auch im letzten Jahr die beim effektiven Verzehr entspricht dies etwa Verzehr mit Abstand dominierende Fleisch- der Bedeutung von Rind- und Kalbfleisch. art, gefolgt von Geflügelfleisch und Rindund Kalbfleisch. Seit mehr als einem Jahr- Fast zwei Drittel des gesamten Fischver- zehnt hat Geflügel Rind und Kalb nach zehrs konzentrierten sich auf Seefisch, der Höhe des Durchschnittsverzehrs den 26,9 Prozent auf Süßwasserfische oder Er- Rang abgelaufen. Hauptgründe dafür zeugnisse daraus und 11,7 Prozent auf sind das Preisgefälle zwischen den beiden Krebs- und Weichtiere sowie Muscheln. Fleischarten, die größere Angebotsvielfalt Die Renner unter den Fischen waren er- an Geflügelfleischartikeln und die weit ver- neut Alaska-Seelachs, Lachs, Hering und breitete Annahme, dass weißes Fleisch Thunfisch. Bei den Süßwasserfischen magerer und gesünder sei. dominierte weiterhin die Forelle, mit deutlichem Abstand gefolgt von Zander und 40 Der Verzehr von Bio-Fleisch blieb 2014 mit Karpfen. 2014 wurden die meisten Fische einem Anteil von 1,5 Prozent am Gesamt- und Fischereierzeugnisse wieder tiefge- verzehr weiterhin gering. Zwar wird jedes kühlt eingekauft, gefolgt von Konserven, Jahr von einem Wachstum dieses Segments Krebs- und Weichtieren, Räucherfisch und berichtet, allerdings ausgehend von einem Frischfisch. anhaltend niedrigen Niveau. Das Angebot an Bio-Schweinen und Bio-Rindfleisch blieb begrenzt. Deutlichere Steigerungen als bei Rotfleisch waren bei Bio-Geflügel zu verzeichnen. Unter den zehn umsatzstärksten Bio-Lebensmitteln 2014 lag BioFleisch weit abgeschlagen hinter Bio-Eiern, Bio-Mehl und Frischgemüse, Bio-Milch, Bio-Butter oder Käse auf Platz 10. Pro Kopf 14 Kilogramm Fisch Gegenüber Fleisch hat sich Fisch immer mehr zu einer Abwechslung beim Verzehr entwickelt. Die deutsche See- und Binnenfischerei sowie Aquakulturen trugen 2014 einen Anteil von zwölf Prozent zum Gesamtaufkommen in Deutschland bei, das Gros konzentrierte sich traditionell auf Importe.
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