6 Zusammenfassung ______________________________________________________________ 6 Zusammenfassung Ösophaguskarzinome werden aufgrund der erst spät auftretenden Symptome meistens in einem fortgeschrittenen Tumorstadium diagnostiziert mit zu diesem Zeitpunkt schlechter Prognose. Die konventionelle Ösophagoskopie asymptomatischer Patienten mit bekannten Risikofaktoren für die Entwicklung eines Speiseröhrenkrebses stellt sich als die Methode der ersten Wahl zur Früherkennung dar, jedoch können einige präkanzeröse und frühe kanzeröse Schleimhautveränderungen als sogenannte occulte Veränderungen dem Untersucher entgehen. Die Chromoendoskopie mit Lugol´scher Lösung ist ein geeignetes Verfahren zur Detektion bereits geringster plattenepithelialer Schleimhautläsionen. Die Lugol´sche Lösung reagiert mit dem Glykogen des nicht verhornenden Plattenepithels und erzeugt eine dunkle, grün-braune Farbe. Regelrechtes Ösophagusepithel enthält reichlich Glykogen und färbt sich intensiv und gleichmäßig an. Dysplasien und Karzinome enthalten nur wenig oder kein Glykogen und werden daher als nur geringfügig oder ungefärbte Areale klar abgrenzbar. Das untersuchte Kollektiv umfaßte insgesamt 229 Patienten mit Alkoholabhängigkeit, davon 42 weibliche und 187 männliche Patienten. Das mittlere Alter betrug 52 + 12 Jahre. Die 229 untersuchten Patienten konsumierten durchschnittlich 143 + 124 g Alkohol/Tag. Zusätzlich betrieben 89 % der Patienten einen Nikotinabusus und rauchten durchschnittlich 27 + 14 Zigaretten pro Tag. 1,3 % des Kollektivs wiesen weitere Risikofaktoren in Form von Tumoren des oberen Aerodigestivtraktes oder einer Radiotherapie des Brustkorbs in der Vorgeschichte auf. Der Ösophagogastroduodenoskopie Untersuchungsablauf gefolgt von umfaßte einer eine konventionelle Chromoendoskopie mit 1- bzw. 3-%iger Lugol´scher Lösung. Jeweils 20 ml der Farbstofflösung wurden dazu über einen Sprühkatheter auf die Ösophagusschleimhaut appliziert. Alle ungefärbten Areale mit einer Größe von mindestens 5mm wurden detailliert dokumentiert, gezielt biopsiert und feingeweblich beurteilt. Als Ergebnis ließ sich bei 45 (19,7 %) der untersuchten 229 Patienten ein pathologisches Färbeverhalten der Ösophagusschleimhaut mit 61 von der Färbung ausgesparten Arealen nach Aufbringen der Lugol´schen Lösung nachweisen. Insgesamt 16,4 % der chromoendoskopisch ungefärbten Areale erbrachten den „positiven“ histopathologischen Befund einer präkanzerösen oder kanzerösen Schleimhautveränderung. So ließen sich 129 6 Zusammenfassung ______________________________________________________________ 4 Ösophaguskarzinome, 5 plattenepitheliale Dysplasien, davon 1 hochgradige, 2 mittelgradige und 2 leichtgradige, sowie ein Carcinoma in situ als plattenepitheliale Läsionen detektieren. Zwei leichtgradige und eine mittelgradige Dysplasie konnten bei makroskopisch unauffälliger Schleimhaut nur aufgrund des chromoendoskopischen Befundes nachgewiesen werden. Insgesamt stellt die Chromoendoskopie mit Lugol´scher Lösung als einfaches, nebenwirkungsarmes und effektives diagnostisches Verfahren eine sinnvolle Ergänzung der konventionellen Endoskopie bei der Frühdiagnostik von Ösophaguskarzinomen und präkanzerösen Läsionen bei Patienten mit Alkoholabhängigkeit dar. Insbesondere kann es die weitere Diagnostik von suspekten oder unklaren endoskopischen Schleimhautbefunden erleichtern. Bei Nachweis eines Ösophaguskarzinoms kann die Lugol´sche Lösung zur exakten Abgrenzung des Tumors, zur Detektion zusätzlicher Läsionen bzw. eines multizentrischen Tumorwachstums verwendet werden. Als weitere Domaine besitzt die Lugol´sche Lösung auch einen Stellenwert in der Tumornachsorge zur Früherkennung von Rezidiven bzw. verbliebenem Tumorgewebe. Bei insgesamt hoher Sensitivität hinsichtlich der Detektion von plattenepithelialen Karzinomen, Carcinomata in situ sowie mittel- und hochgradigen Dysplasien muß jedoch eine geringere Spezifität in Kauf genommen werden. 130
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