HR-REPORT Informationen für Personalverantwortliche und -entwickler Ausgabe 2/2015 Leitthema dieser Ausgabe Employer Branding. Was sich hinter diesem Modewort versteckt und warum es uns in den nächsten Jahren weiterhin begleiten wird. !1 HR-REPOR2 2/2015 Editorial Warum Employer Branding nicht nur ein Modewort ist. Liebe Leserinnen und Leser, Ostern liegt hinter uns, das Wetter wird besser, viele Personalverantwortliche waren im Urlaub. Nun sind sie voller Engagement dabei, ihre Aktivitäten voranzutreiben. Dabei haben sie - vollkommen zurecht - die Homepage und den Karriereauftritt ihres Unternehmens im Blick. Und folglich erreichen uns in letzter Zeit Anfragen, ob wir bei der inhaltlichen Gestaltung dieses Auftritt unterstützen könnten. Eben diese Aufgabe wird oftmals an die eigene Marketingabteilung oder an eine externe Werbeagentur delegiert. Doch ist es mit dem professionellen „Aufhübschen“ des Karriereauftritts allein getan? Unserer Überzeugung nach reicht das ganz sicher nicht. Denn potenzielle Bewerber einer bestimmten Zielgruppe haben spezifische Fragen, die ein Karriereauftritt beantworten muss, damit sie sich für die Stellenangebote und das Unternehmen überhaupt interessieren. Ausgehend von diesen Fragen muss dann festgestellt werden, was das Unternehmen für genau diese Zielgruppe attraktiv macht. Und daraus ergibt sich dann mitunter eben auch die Notwendigkeit, etwas tiefer zu schürfen, um die erforderliche Attraktivität erst einmal im notwendigen Umfang herzustellen. In dieser Ausgabe des HR-Report berichten wir über die verschiedenen Aspekte, das Employer Branding vor allem inhaltlich auszugestalten, um am Ende auch einen zum Unternehmen und zu den gesuchten Bewerberzielgruppen passenden Karriereauftritt in die Homepage zu integrieren. Dazu haben wir die Ergebnisse der umfangreichen Studie der Agentur Universum global ausgewertet in Hinblick auf die Fragen, die sich ein Unternehmen zum Thema Employer Branding stellen sollte. Und natürlich gibt es auch zu diesem Thema eine scharfzüngige Kolumne, diesmal von Guido Lisges. Wir wünschen Ihnen eine spannende Entdeckungsreise und eine angenehme Lektüre. Seien Sie herzlich gegrüßt aus Rendsburg, Ihr Andreas von Studnitz und das gesamte Team !2 HR-REPORT 2/2015 Inhalt Unsere Themen - für Sie! Editorial 2 Employer Branding. 4 4 Ein ausgehübschter Karriereauftritt reicht nicht! Wahre Schönheit kommt von innen? 7 Gutes Employer Branding auch! Fachkräfte-Transformation. 12 Kolumne von Guido Lisges. Employer Branding in der Hotellerie. Quelle: Pinterest 16 Wahre Schönheit kommt von innen? Beitrag Employer Branding bevölkert seit dem letzten Jahr vermehrt die Medien und wird als Wundermittel für alle Personalprobleme gepriesen. Doch wie gehen Unternehmen mit diesem neuen Feld um? Und welche Fragen sollten zu diesem Thema beantwortet werden? Wir stellen die Ergebnisse der großangelegte Studie von Universum global vor! Ein Fremdwort? 7 Fachkräfte-Transformation. Gastbeitrag In diesem Beitrag beleuchtet Guido Lisges die Fachkräftesituation in der Hotellerie und Gastronomie mit kritischem Blick. Wie gewohnt ist diese Kolumne mit der spitzen Feder geschrieben. Impressum: Herausgeber: von Studnitz Management Consultants GmbH Hindenburgstraße 27, D-24768 Rendsburg Telefon: (04331) 4372570 Email: [email protected] Redaktion: Eve Simon, Madeleine Kunz, Andreas von Studnitz 12 Employer Branding in der Schlussredaktion: Andreas von Studnitz (V.i.S.d.P.) Der HR-Report ist der Newsletter der von Studnitz Management Consultants GmbH und wird kostenfrei an interessierte Personalverantwortliche und Personalentwickler, HR-Hochschullehrer und Journalisten versendet. Erscheinungsweise einmal im Kalendervierteljahr. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber wieder. Der Nachdruck - auch einzelner Passagen - ist nur mit Genehmigung der Herausgeber gestattet. Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos. Alle verwendeten Fotos sind mit Lizenz von fotolia.de erworben. 15 Copyright 2015 !3 Hotellerie - ein Fremdwort? Beitrag In der Hotellerie ist der Fachkräftemangel bereits deutlich zu spüren. Eine Aufforderung zum Handeln scheint es aber trotzdem nicht zu geben. Wir erklären, womit es sich diese Branche deutlich erschwert, die Talente von morgen zu gewinnen. HR-REPORT 2/2015 Employer Branding. "In a world where speed wins, talent is the critical asset.“ LinkedIn Ein aufgehübschter Karriereauftritt reicht nicht! Der Fachkräftemangel ist da. Nicht nur für Unternehmen weit abseits der Metropolregionen. Kommen Personalverantwortliche zusammen, ist dies eines der beherrschenden Themen. Keine Mitgliederzeitschrift der Kammern und Verbände erscheint, ohne sich diesem Thema zuzuwenden. Die Frage, wie denn Mitarbeiter zukünftig erfolgreich rekrutiert werden, beherrscht landauf, landab die Gespräche. Nun ist der demografische Wandel in Deutschland seit genau 43 Jahren Fakt. Und er wird uns mindestens die nächsten 20 Jahre, also eine gesamte Berufsgeneration lang, betreffen. Viel ist in Bewegung geraten, doch der Stein der Weisen scheint noch nicht gefunden. Aktuelle Entwicklungen Wertet man Beiträge über dieses Thema aus und folgt den Aktivitäten, zum Beispiel von Wirtschaftsförderungsgesellschaften und Kammern, kristallisieren sich derzeit zwei Aspekte heraus, die wir näher beleuchten wollen: 1. 2. Stärkung der „Regionalmarke“: Stärkung des Außenauftritts: Gerade abseits der Metropolen sehen Personalverantwortliche ebenso wie öffentliche Verwaltungen, Kammern und Verbände eine entscheidende Möglichkeit darin, potenzielle Bewerber mit attraktiven Angeboten für das Familien- und Freizeitleben für sich zu interessieren. Weiterhin wird vielfach diskutiert, gerade kleineren Unternehmen eine regionale Internetplattform als Rekrutierungsunterstützung zu schaffen, um so mehr Bekanntheit herzustellen. Dass die Homepage das Leitmedium für potenzielle Bewerber ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Verstärkt werden derzeit Werbeagenturen damit beauftragt, die Homepages einschließlich der integrierten Karriereportale ansprechender zu gestalten. Stadt Land !4 HR-REPORT 2/2015 Zweifellos ist ein ansprechender Karriereauftritt auf Homepages genauso wichtig, wie ein ansprechendes Lebens- und Freizeitumfeld für Beschäftigte. Doch hinreichend für die erfolgreiche und nachhaltige Überwindung des Fachkräftemangels sind sie sicher nicht. Erstens wird sich nur ein kleiner Teil potenzieller Bewerber tatsächlich primär für eine abseits der Metropolen gelegene Region interessieren, wenn er auf die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz geht. Hierbei wird es sich hauptsächlich um die Menschen handeln, die ohnehin einen Erfahrungsbezug mit dieser Region haben und ggf. nach einem Ausbildungs- oder Tätigkeitsaufenthalt dorthin wieder zurückkehren wollen. Für diese Menschen bräuchte man also keine explizite Regionalwerbung zu veranstalten, weil die Lebensumstände vor Ort hinlänglich bekannt sind. Gut gemeint, wird die vorgenannte Stärkung der „Regionalmarke“ also kaum geeignet sein, Menschen aus weiterer Entfernung nach Riesum-Lindholm, in das Saterland oder nach Kleinhabmichlieb irgendwo anders in Deutschland zu locken. Zweitens wird auch ein professionell aufgehübschter Karriereauftritt in einem Unternehmen nur dann die gewünschte Wirkung bei potenziellen Bewerber erzeugen, wenn ihnen damit die für sie entscheidenden Fragen glaubwürdig und wahrhaftig beantwortet werden. Es gibt zahllose Beispiele für wirklich ansprechend gestaltete Karriereauftritte. Doch was nützen sie, wenn ein Interessierter weder den Namen, noch Emailadresse oder Telefondurchwahl der Personalverantwortlichen erfährt und beim Anruf in der Telefonzentrale hört, dass man ihn nicht ohne Genehmigung zum Personalverantwortlichen durchstellen dürfe und man doch gleich besser seine Bewerbung „an die Personalabteilung schicken“ solle? Employer Branding, das Gestalten einer attraktiven Arbeitgebermarke, fängt im Unternehmen selbst an. Personalverantwortliche sollten sich also davor hüten, diese Aufgabe an Werbeagenturen oder ihre Marketingfachleute zu delegieren oder sich gar deren Vorgaben einfach anzuschließen. Systematisch zum Ziel Zunächst einmal muss es darum gehen, festzustellen, welche Aspekte im Unternehmen tatsächlich bereits für Mitarbeiter attraktiv sind und bei welchen Aspekten es Defizite gibt. Hierzu sollten vor allem die Mitarbeiter strukturiert befragt werden. Die hierbei ermittelten Stärken gilt es authentisch hervorzuheben. Und an den Schwächen muss ernsthaft gearbeitet werden, um sie abzustellen. Hierbei müssen dann gegebenenfalls auch „heilige Kühe“ geschlachtet werden, um den Weg für erforderliche Veränderungen zu ebnen. Parallel hierzu sollten Personalverantwortliche ermitteln (lassen), welche Fragen für potenzielle Bewerber ihrer Zielgruppen entscheidend für die Wahl des Unternehmens sind, bei denen sie sich bewerben. Schließlich ist es erforderlich, die Unternehmenskultur zu analysieren, deren Merkmale zu beschreiben und zu prüfen, inwieweit sie tatsächlich geeignet sind, das Zukunftsbild des Unternehmens und die daraus abgeleitete Strategie zu unterstützen. Gegebenenfalls muss auch an dieser Stelle nachgesteuert werden. !5 HR-REPORT 2/2015 Aus den Ergebnissen dieser Erhebungen kann dann ein erstes Konzept entstehen, mit welchen tatsächlichen Stärken aktiv geworben werden kann, welche sich von den Mitbewerbern in der Branche/der Region unterscheiden, welcher Typ Mensch zum Unternehmen und seiner zukünftigen Strategie passt, wie der Karriereauftritt inhaltlich gefüllt werden sollte, um genau die gewünschten Zielgruppen auf das eigene Unternehmen aufmerksam zu machen, ✓ welche Fragen dieser Zielgruppe im Auftritt ehrlich beantwortet werden können und ✓ schließlich über welche Informationskanäle man die gewünschten Zielgruppen wirksam erreicht. ✓ ✓ ✓ ✓ M it diesem ersten Konzept sollten sich Personalverantwortliche mit Marketing- und Werbefachleuten zusammensetzen, um darüber zu beraten, wie es gestalterisch, inhaltlich und technisch umgesetzt werden kann. Aber auch in diesem Stadium gilt die Devise, die Verantwortung nicht auf diese Beteiligten allein zu delegieren. Personaler müssen sich vielmehr als „inhaltsverantwortlich“ positionieren. Sie sind die Herrscher über das notwendige Wissen bezüglich Bewerbererwartungen und sie sind die einzigen, die dafür sorgen können, dass in „ihrem“ Karriereauftritt keine Potemkinschen Dörfer beschrieben werden! Fazit Um für das Unternehmen passende Bewerber zu aktivieren und mit Informationen zu motivieren, sich tatsächlich zu bewerben, reicht es bei Weitem nicht, die Verantwortung auf Dritte abzuschieben oder allein einen hübschen Karriereauftritt im Internet zu gestalten. Vielmehr ist es erforderlich, als Unternehmen für die passenden Persönlichkeiten aus den gewünschten Bewerberzielgruppen tatsächlich attraktiv zu sein. Hieran muss zuerst gearbeitet werden. Basis hierfür sollten die zuvor beschriebenen Erhebungen sein, um nicht an der Unternehmensrealität und den Erwartungen der Zielgruppen vorbei zu arbeiten. Erst wenn dieser wesentliche Anteil am Karriereauftritt realisiert ist, können zusätzliche Verbreitungswege, wie regionale Unternehmensplattformen dazu beitragen, das gewünschte Interesse zu erzeugen. Und nur dann macht es Sinn, im Karriereauftritt die Attraktivität des Unternehmensstandortes für die Beschäftigten und ihrer Familien zu beschreiben. Auch hierfür gibt es hervorragende Beispiele. „Im Rahmen eines Employer Branding-Projekts haben wir nach einem Kooperationspartner gesucht, der uns bei einer Mitarbeiterbefragung professionell begleitet und unterstützt. Ziel war es, unseren Konzern in Deutschland zunächst von innen zu betrachten und zu erfahren, wie hoch die Arbeitgeberattraktivität bei unseren Mitarbeitern empfunden wird. Dank der zügigen Arbeitsweise der von Studnitz Management Consultants haben wir dieses Ziel innerhalb weniger Monate erreicht und können nun auf wissenschaftlich fundierte Ergebnisse zurückgreifen. Die von Studnitz Management Consultants GmbH war ein stets kooperativer Partner, der flexibel auf unsere Änderungswünsche reagierte und sich unseren Bedürfnissen optimal angepasst hat. Zuverlässigkeit und Termintreue waren während der gesamten Zusammenarbeit gegeben.“ Ortwin Nast, Vorsitzender der Geschäftsführung, HOYER GmbH Internationale Fachspedition, Hamburg !6 HR-REPORT 2/2015 Die Studie von Universum global gibt es unter: Link UNIVERSUM Wahre Schönheit kommt von innen? Gutes Employer Branding auch! Die Photoshop-Pannen von Kate Moss und Cindy Crawford haben mal wieder gezeigt: Der wahre Kern kommt doch immer ans Licht. Vor allem in der Online-Welt. Es gilt also nicht, die Oberfläche gerade zu rücken und auf Hochglanz zu polieren, sondern sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und auch die unperfekten Merkmale bewusst mit der Außenwelt zu teilen. Und dadurch zu punkten in Sachen Sympathie und Authentizität. Das gilt allen voran auch für Unternehmen! Dabei wird das sogenannte Employer Branding als Wunder-Lösung für alle NachwuchskräfteProblematiken und ohnehin aller Personalmarketingprobleme gepredigt. Doch was verbirgt sich eigentlich genau hinter diesem Modewort? Und wie setzt man es um? Und vor allem: Wer ist denn jetzt Bitteschön im Unternehmen dafür verantwortlich? Die Employer Branding Agentur Universum Global hat bereits im letzten Jahr eine unabhängige, internationale Studie zur Generation Y herausgegeben und mit einigen Vorurteilen gegenüber diesen sogenannten Millennials aufgeräumt. Nun hat sich die Agentur in einer mehrteiligen Studie dem Employer Branding und den Problemen der Unternehmen in diesem relativ neuem Feld in Bezug auf die Wandlung der Ansprüche der Generationen befasst. Wir haben die Ergebnisse für den deutschen Markt analysiert und widmen uns im Folgenden den Umsetzungsmöglichkeiten eines erfolgreichen Employer Brandings. 1. Über 2000 Verantwortliche haben an der Befragung teilgenommen, deren Schwerpunkte in der eigentlichen Problematik der Bildung einer Arbeitgebermarke, in dem oftmals unterschätzten Kostenfaktor und dem Social Media Verhalten der Unternehmen liegen. Hierbei zeigt sich ganz eindeutig: Employer Branding ist an den Unternehmenstüren angekommen, viel weiter allerdings nicht. Denn obwohl 91% der befragten CEOs bestätigen, die Bedeutung von Employer Branding erkannt zu haben, geben auch 60% zu, bislang keine Maßnahmen angestoßen zu haben. Woran liegt das? !7 Quelle: UNIVERSUM GLOBAL HR-REPORT 2/2015 In erster Linie daran, dass sich jeder und auch wieder niemand für dieses Themenfeld verantwortlich fühlt: 60% der CEOs beanspruchen diese Aufgabe, ebenso viele HR Verantwortliche allerdings auch. Und die Marketingabteilung möchte auch noch mitmischen. Und weil angeblich zu viele Köche den Brei verderben, macht es eben keiner. Der HR-Abteilung wird die Entwicklung einer Employer Brand tatsächlich sowohl von ihren CEOs (50%) als auch von sich selbst aus (60%) nicht zugetraut. Es müssen also interdisziplinäre Teams her, die Kernkompetenzen wie Kreativität, Gespür für langfristige Strategieplanung sowie Prüfung des Budgets und der Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen bündeln. Und es muss nicht nur jemand die Verantwortung für den Fortschritt dieses Teams übernehmen, sondern das Top Management muss auch mehr Vertrauen in die eignen Mitarbeiter legen. 1. Der Erster Punkt, der also geklärt werden muss: Wer ist verantwortlich im Unternehmen? Und wie kann man unter dessen Leitung interdisziplinär Kompetenzen in einem Projektteam bündeln? ? zweite Punkt, oder auch das zweite Problem, baut konsequent auf dem Ersten auf: Die unterschiedlichen Abteilungen geben bei der Befragung an, einen Employer Brand entwickelt zu haben. Allerdings weiß niemand sonst im Unternehmen davon. Dies zeigt sich vor allem in der Differenz zwischen CEOs und HR-Abteilung: Nur 44% des Top Managements wissen im Gegensatz zu 61% der Personaler, dass eine Arbeitgebermarke entwickelt wurde. Diese sogenannte Employer Value Proposition (EVP) hilft Unternehmen herauszufinden, wo ihr Stärken als Arbeitgeber liegen und wie diese in Bezug auf den Wettbewerb um Talente zu werten sind. Die Unternehmen, die hierbei einen externen Partner zu Rate zogen, sind um 10% zufriedener mit der Aufstellung und anschließenden Umsetzung der Employer Brand als Unternehmen, die nur selbst intern daran arbeiteten. Auch scheint hier die umfassende Kommunikation besser zu funktionieren. Quelle: UNIVERSUM GLOBAL 2. Zweiter Punkt, der geklärt werden muss: Arbeitet man mit einem externen Partner zusammen? Wie können die verschiedenen Interessengruppen in die Planung mit einbezogen werden? Und schließlich: Kommunizieren in alle Richtungen bei allen Meilensteinen des Projektes! !8 HR-REPORT 2/2015 Beim Employer Branding geht es darum, von Innen nach Außen eine attraktive Arbeitgebermarke aufzubauen, um Talente an sich binden und für sich zu gewinnen. Wenn also Talente das angestrebte Ziel sind, dann ist eine weitsichtige Planung ein kritischer Bestandteil dieser HR-Strategie. Dafür nutzen immer mehr Unternehmen (69% sehen dies langfristig) bereits über die traditionellen Bewerbermerkmale hinausgehende Auswahlverfahren und suchen aktiv Talente, die nicht nur fachlich, sondern auch menschlich zum Unternehmen passen und langfristig dort gesehen werden. Die Schlagwörter sind in Zukunft also vor allem zwischenmenschliche Passung und Potential. Dem stimmen über die Hälfte der befragten Personalverantwortlichen zu und sehen neben der beruflichen Erfahrung (58%), das persönliche Profil (56%) und die Passung zur Unternehmenskultur ( als ausschlaggebende Faktoren für eine Einstellung an. ) Allerdings ist auch hier ein Drittel der HR-Abteilungen selbst fachlich nicht auf diese Auswahlinstrumente vorbereitet: 33% gaben an, nicht zu wissen, welche Persönlichkeitstests essentiell sind und welche Personentypen zu dem Unternehmen passen. 3. Dritter Punkt, der geklärt werden muss: Welche Stellen werden in den nächsten Jahren im Unternehmen zu besetzen sein? Welche Qualifikationen gehen mit diesen Stellen einher? Welche Personentypen passen zur aktuellen und zukünftigen Unternehmenskultur? Welche Testverfahren sind für unser Unternehmen bei der Bewerberauswahl sinnvoll? Was wollen wir dabei herausfinden? Wichtig: Diese Tests helfen bei einer klareren Vorauswahl der Bewerber, ersetzen aber nicht den persönlichen Eindruck in einem Gespräch! Ein vergessener Punkt ist wie bei vielen Personalmarketingaktivitäten die Kontrolle der Maßnahmen. Lohnt sich die Investition in ein umfangreiches Employer Branding? Woran kann dies gemessen werden? Bestimmt nicht allein an der Menge der eingegangen Bewerbungen! Stattdessen sollte eher die Qualität der Bewerber, deren Passung mit der angebotenen Stelle und dem Unternehmen ausschlaggebend sein. Vergessen werden oft die Bewertungen in externen Portalen wie Kununu oder Glasdoor. Gerade in diesem Punkt lohnt sich ein Blick Richtung Auswertungs-Tools und dem erschreckenden Big Data Phänomen. Ebenso werden auch im Social Media Bereich die Aktivitäten nur von der Hälfte der befragten Unternehmen überhaupt ausgewertet und somit auf ihren Nutzen überprüft. Schnelle Richtungswechsel sind so in diesen dynamischen Kanälen oftmals schlichtweg unmöglich und setzen die Kontrolle über die Kommunikationsrichtungen außer Kraft. Quelle: UNIVERSUM GLOBAL !9 HR-REPORT 2/2015 Der letzte Teil der Studie beschäftigt sich mit der Verbreitung der Employer Branding Gedanken. Die meisten Befragten sehen Social Media als DEN medialen Kanal an, über den die Zielgruppe am besten erreicht werden kann. Danach folgt die Karriereseite der Website mit immerhin 29%. Und weit mehr als die Hälfte der Befragten sieht einen starken Anstieg in diesen Onlineaktivitäten über die nächsten fünf Jahre. Zur Zeit sind die Aktivitäten zur Rekrutierung in Social Media Kanälen allerdings erschreckend gering: Nur nutzen diese Kanäle regelmäßig für Personalaktivitäten und 19% geben zu, eher verwaiste Timelines in Bezug auf Rekrutierung zu haben. Grund hierfür könnte die weiterhin verbreitete Einstellung vieler Manager sein, dass Social Media „so nebenbei“ gemacht werden kann. Die wenigsten Unternehmen (20%) haben einen eigenen Verantwortlichen für diesen Bereich. Um die Zielgruppe in Social Media Kanälen zu erreichen, müssen sich Marketing und HR gegenseitig unterstützen und ihr Wissen teilen. In Workshops zu diesem Thema können alle Teams fit im Umgang mit Social Media gemacht werden und ihre Ideen zu ihrem individuellen Bereich mit einbringen. Erstes Lernziel: Qualitativer Content schlägt quantitativen Content. Nur wer zielgruppengerechte und vor allem informativ relevante Inhalte teilt, wird sich erfolgreich neben all den Mitbewerbern positionieren können. Hier ist das Zauberwort Mehrwert. Und diese Strategie muss stetig überprüft werden, denn was die eine Woche funktioniert, ist in der nächsten nicht mehr relevant. Und dafür müssen Unternehmen Ressourcen zur Verfügung stellen, sowohl finanziell als auch personell. Das Marketing- und HR Team ist zu klein? Dann suchen Sie Markenbotschafter aus anderen Abteilungen, das hilft nicht nur bei der Arbeitsteilung, sondern erhöht auch den informativen Wert des Inhaltes. 4. Vierter Punkt, der geklärt werden muss: Ist unsere Zielgruppe in den sozialen Netzwerken aktiv? Wenn ja: In welchen? Haben wir kompetente Mitarbeiter, die unter der Leitung eines Verantwortlichen diese Netzwerke sinnvoll zum Thema Recruiting füllen können? Welche Ziele sind hier kurz- und langfristig zu erreichen? Wie werden diese Ziele nach Erfolg gemessen? Brauchen unsere Mitarbeiter Schulungen zum Umgang mit den sozialen Medien? Wenn diese Fragen nicht ausreichend beantwortet werden können: Finger weg von Social Media! Niemand möchte verwaiste Timelines oder unbeantwortete Kommentare, die ein schlechtes Licht auf das Unternehmen werfen! Fazit Wir fassen zusammen und ergänzen die Fragen um das Aufziehen einer erfolgreichen Employer Branding Strategie noch um die Punkte, die wir als essentiell betrachten: 1. Wer ist verantwortlich für Employer Branding im Unternehmen? Welche Mitarbeiter können hier als Team ihre Kompetenzen bündeln? 2. Welche Werte/Stärken/Schwächen/Kultur hat unser Unternehmen? Womit wird die Produktmarke/Unternehmensmarke assoziiert und welche dieser Faktoren spiegeln sich auch in der Arbeitgebermarke wieder? Um welche sollte sie zusätzlich ergänzt werden? 3. Führen wir zur Ermittlung der Attraktivität eine interne Befragung durch? Wie kommunizieren wir die Entwicklung von Schritt 1 bis zur Implementierung an die Mitarbeiter? Sollen die Ergebnisse extern geprüft werden? Beauftragen wir einen externen Partner bereits für die ersten Schritte? 4. Welche Stellen sind in den nächsten Jahren zu besetzen? Welche Kandidaten suche ich? Kann ich diese mit den bereits ermittelten Stärken/Werten des Unternehmens erreichen? Muss sich die Unternehmenskultur verändern, um die passenden Bewerber zu erreichen? !10 HR-REPORT 2/2015 5. Strategieentwicklung für das interne und danach für das externe Employer Branding. Kann ich meine Mitarbeiter als Markenbotschafter für das Unternehmen gewinnen? Wenn nicht: Zurück zu Schritt 3! 6. Über welche Kanäle verbreite ich intern und extern die Employer Branding Botschaften? Welche Ziele sollen erreicht werden? Sind meine Mitarbeiter fit im Umgang mit Social Media? Welche Auswerte- und Analysetools sind sinnvoll zur Überprüfung der Aktivitäten? Welches Budget steht mir zur Verfügung? 7. Employer Branding ist ein fortlaufender Prozess: Analyse - Strategie - Implementierung Umsetzung - Analyse…. Alle Studienteile unter: UNIVERSUM GLOBAL HR Management Campus 2015: Persönlichkeit. Orientierung. Klarheit. u.a. mit Torsten Hock, Inhaber der Marketingagentur Hock und Partner, der zu dem Thema Employer Branding referiert. 11. & 12. Juni 2015 DAK Tagungszentrum Bad Segeberg Programm & Anmeldung unter: CAMPUS !11 HR-REPORT 2/2015 Gastbeitrag von Guido Lisges Fachkräfte-Transformation Schwupp – da ist sie weg: Die Fachkraft. Nicht-DEHOGA-Mitglieder können nur gegen Gebühr einen Ausdruck erwerben (wohlgemerkt: in Papierform). Auch die NGG – als zweiter verantwortlicher Tarifpartner – gibt eine Ausfertigung nur an Mitglieder. Ist es da beiden Tarifparteien peinlich, gültige Daten zu veröffentlichen, die seit Jahrzehnten allgemeinverbindlich sind? Bisher lagen übrigens gleich mehrere Tarifgruppen unter dem heutigen Mindestlohn von EUR 8,50. Sie steht der Brache nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung und arbeitet auch nicht mehr im erlernten Beruf, sondern in einem Anlern-Job bei einem Discounter oder auf Montage. Das war also einmal eine Fachkraft. Eine weniger also. Und nun ist er oder sie eine/r unter denen, die einer Tätigkeit nachgehen, die eigentlich nicht einer dreijährigen Ausbildung bedarf. Warum? Wer möchte schon ein Leben lang in einer Branche mit Arbeitszeiten am Abend und am Wochenende arbeiten, wenn sich alternativ bessere Verdienstmöglichkeiten mit besseren Rahmenbedingungen ergeben? Und wenn der Discounter im Nachbarort EUR 300 mehr bietet für einen Job als Lagerist? So fehlt dann wieder eine Fachkraft. Schwupp – da ist sie weg. Der oft zitierte Fachkräftemangel hat sicher viele Facetten und noch mehr Ursachen und nur eine davon möchte ich an dieser Stelle einleitend exemplarisch beleuchten: Das von den Tarifpartnern Deutscher Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) und der Gewerkschaft NGG verursachte tarifgemachte Fachkräftevergraulen durch eine nicht markt- und tätigkeitsgerechte Vergütung. Das ist ein hausgemachtes Problem, welches in seltener Eintracht aus Arbeitgeberverband und Gewerkschaft über Jahre hinweg in Form dieses Tarifwerks erzeugt wurde. Wenn wir Fachkräfte wie Fachkräfte vergüten, werden einige der Mangelberufe auch wieder attraktiver für Berufseinsteiger. Es kann auch nicht sein, dass Tarifverträge de facto schon eine ALGAufstockung einkalkulieren. Ebenso wenig ist es akzeptabel, dass ein junger Mensch, der voll arbeitet, netto nur wenig Geld mehr erhält, als ein 100%iger Transferleistungsempfänger. Insofern – liebe DEHOGA-Vertreter und liebe NGG-Vertreter – möchte ich von Ihnen nicht ein Wort des Jammerns über den Fachkräfte- Was verdient nach DEHOGA-Tarifwerk ein Koch in den ersten drei Jahren seiner Angestelltentätigkeit nach erfolgreich absolvierter Ausbildung? Lassen Sie mich kurz korrigieren: Streiche „verdient“ – setze „erhält nach Tarif“. Versuchen Sie doch einmal, die tarifliche Vergütung nach dem Lohn- und Gehaltstarif für das „Hotel- und Gaststättengewerbe im Lande Schleswig-Holstein“ herauszufinden. Es wird Ihnen kaum gelingen, denn der bereits im Jahre 1995 für allgemeinverbindlich erklärte MantelTarifvertrag für das „Hotel- und Gaststättengewerbe im Lande Schleswig-Holstein“ ist nicht offiziell im Internet als Download verfügbar. !12 HR-REPORT 2/2015 mangel hören. Dazu fehlt Ihnen jegliche moralische Legitimation! Fachkräfte personell und durchaus auch finanziell aufwendig auszubilden und diese dann in berufsfremde Anlern-Jobs ziehen zu lassen – ist das volkswirtschaftlich sinnvoll? Sicher Ich meine schon. Passende Bewerber fielen sinnbildlich von den Bäumen im „PersonalerSchlaraffenland“. Es muss – bei einem ausgeglichenen Arbeitsmarkt – doch schon ein Riesen-Zufall sein, wenn eine spezifische Vakanz und die bewusste gewollte Neuorientierung des passenden Top-Bewerbers zeitlich und örtlich zusammenfallen. Da ist doch ein Lotteriegewinn wahrscheinlicher… nicht. Ich habe im Laufe meiner verschiedenen Tätigkeiten den Bankentarif, ein Haustarifsystem im Gesundheitswesen, tariffreie Bereiche und im vorherigen und im aktuellen Aufgabenbereich auch das DEHOGATarifwerk kennengelernt; für einen ehemaligen „Bänker“ war letzteres schon ein Kulturschock. Wie eingangs aber gesagt, handelt es sich vorstehend um eine Facette von vielen und ja: Der Fachkräftemangel in der gesamten Volkswirtschaft ist ein großes Problem für uns Personalverantwortliche und darum geht es im nachfolgenden Teil. (Es war mir jedoch ein persönliches Bedürfnis, genau das obige Beispiel und kein anderes in die öffentliche Wahrnehmung zu bringen.) Branchenübergreifend Um nicht den regelmäßig überstrapazierten Begriff des „Paradigmenwechsels“ weiterhin inflationär zu nutzen, formuliere ich schlicht: Wir müssen uns den Gegebenheiten anpassen. Sind es nicht gerade Personaler, die gegenüber der Belegschaft gern Plakate vor sich her tragen, auf denen „Change“ geschrieben steht? Ja! „Change“ in den Personalabteilungen! Ist es nicht fatal, dass sich gerade Personalabteilungen als stockkonservativ erweisen und mit erforderlichen Veränderungen so schwerfällig umgehen? „Change“ im Recruiting! Propagieren nicht auch gerade wir, dass Beschäftigte uns keine Probleme beschreiben, sondern Lösungen liefern sollen? „Der Fachkräftemangel“ geht maximal als Problembeschreibung durch… sind in Bezug auf den Umgang mit dem „Fachkräftemangel“, den es real gibt, einige Feststellungen zu treffen und die betreffen – durchaus selbstkritisch – die „Personaler“: Es ist für uns Personalverantwortliche dank des allseits bekannten und als existent akzeptierten Fachkräftemangels schön einfach geworden, eine nicht oder nicht 100% den Vorstellungen entsprechend besetzte Stelle zu begründen. Natürlich gab es Veränderungen im Verhältnis offener Stellen zur Anzahl der Bewerber. Vorbei die Zeiten, als bei mir in den 1990ern auf eine Anzeige in der FAZ (Bankenbranche: „Kreditspezialist“) über 600 Bewerbungen eintrafen. Die Arbeitslosigkeit geht zurück; die in der Marxistischen Wirtschaftstheorie so bezeichnete „industrielle Reservearmee“ wird kleiner. Dies ist gesellschaftlich nur gut zu heißen. Aber sinkende Arbeitslosenzahlen bedingen nun einmal Veränderungen in einem zuvor für Personaler sehr kommoden Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage. Waren wir über mehrere Jahrzehnte mit höherer Arbeitslosigkeit und einem Nachfrager-Überschuss einfach nur unglaublich verwöhnt? Also liegt es an uns Personalverantwortlichen, alternative Besetzungsverfahren, neue Ideen, neue Akquise-Wege und Nachbesetzungsstrategien zu entwickeln. Wir müssen uns einfach von einigen Dingen freimachen… 1. …dass eine Besetzung einer offenen Stelle schnell von statten geht. Nein – Sie werden manchmal Monate benötigen. 2. …dass man noch mit drei bis fünf Gesprächen auskommt. Zumindest dann, wenn man keine B- oder C-Kandidaten einstellen möchte… 3. …dass Zeitarbeit nicht „igitt“ ist, sondern eine gute Option der temporären Vakanzen-Besetzung darstellt – so lange die Suche eben dauert. 4. …dass eine Einstellung nicht ausschließlich durch eine erfolgte Kündigung ausgelöst werden muss. Warum also nicht auch in !13 HR-REPORT 2/2015 größeren Unternehmen eine gute Kraft, die sich möglicherweise initiativ bewirbt, „auf Vorrat“ einstellen, weil man die Fluktuationsdaten dieser Berufsgruppe sehr genau kennt? So wollte ich einst mit einem im Gespräch überzeugenden Facharzt verfahren. Es wurde seitens der Geschäftsführung abgelehnt mit dem Hinweis auf die Planzahlen. Sie können sich denken, was dann – von mir argumentativ vorhergesagt – passierte: Noch vor dem möglichen Eintrittstermin (x plus 6 Monate) des „überplanmäßigen“ Arztes kündigten zwei andere aus diesem Bereich und hinterließen zwei Vakanzen. und sinnvoll mit Zeitarbeit zu operieren, wären Themen zweier weiterer Kolumnen… Bis dahin: Viel Spaß, viel Mut und viel Ausdauer bei der erfolgreichen Besetzung ihrer Vakanzen. Und nein: Schieben Sie es nicht auf den „Fachkräftemangel“, denn das ist nur die Problembeschreibung... P.S.: Einen Betrag bin ich Ihnen noch schuldig. Der ausgelernte Koch erhält ohne Zulagen tariflich ein Grundgehalt in Höhe von ca. EUR 1.600 brutto auf Vollzeitbasis. Bieten Sie für irgendeine Tätigkeit EUR 300 mehr und Sie haben die nächste „Fachkraft-Transformation“ verursacht. Aber eine gute Chance war vertan: Bis zur qualifizierten Nachbesetzung wurden selbstständige Honorarärzte auf Stundenbasis beschäftigt. Das fiel glücklicherweise aber in die Sachkosten und musste nicht auf den Plan angerechnet werden… Umdenken! Nicht zaghaft sein und in die Zukunft investieren! Guido Lisges, Dipl.-Betriebswirt (FH), leitet eine kommunale Bildungs- und Beherbergungseinrichtung. Er war zuvor als Personalleiter und Personalcontroller im privatwirtschaftlichen Bank- und Gesundheitswesen tätig. Fachbuchautor, Gastdozent, Referent der Haufe-Akademie. Auch kann es sinnvoll sein, sich der Hilfe von externen Fachleuten zu bedienen, die über Netzwerke und Datenbanken verfügen. So ist eine gezielte Suche möglich. Zudem liegen in der Erschließung neuer Zielgruppen große Chancen: Vor nicht einmal zehn Jahren erntete ich von vielen Seiten noch Unverständnis, als ich einen fast 60jährigen SAP-Spezialisten einstellte (dieser war letztlich sogar länger als ich in dem Unternehmen beschäftigt). Goodbye and Farewell! Nora Thoms Nora Thoms hat Ende Januar begonnen, ihre Masterarbeit im Bereich Gesundheitsmanagement bei einem Kieler Unternehmen zu schreiben und uns daher aus zeitlichen Gründen leider verlassen müssen. Wir wünschen ihr viel Erfolg bei ihrer Thesis und auf ihrem weiteren beruflichen Weg. Vielleicht sehen wir sie ja in den nächsten Jahren als Referentin zu diesem Thema bei unserem Campus! Bemühen Sie doch einmal eine bekannte Suchmaschine und geben Sie ein: „50 ist das neue“ (nicht mehr). Google macht Ihnen dann schon entsprechende Vorschläge. An erster Stelle steht entgegen auch meiner Erwartung nicht „50 ist das neue 40“! Die letzte durch „Fachkräfte-Transformation“ verursachte Vakanz – noch keine zwei Monate her – konnte ich übrigens durch einen über 50jährigen, den ich ein Jahr zuvor zur Überbrückung einer damals befristeten Vakanz schon im Rahmen der Zeitarbeit kennenlernen durfte, fachlich und persönlich überzeugend besetzen – unbefristet. Madeleine Kunz Madeleine Kunz studiert Psychologie und hat bereits eine Ausbildung zur Hotelfachfrau in München gemacht. Nun steht sie uns im Kundenmanagement tatkräftig zur Seite, sowie bei der Organisation unserer Veranstaltungen. Ihren thematischen Schwerpunkt wird sie auf Belastungsmanagement vor allem im gastronomischen Bereich legen. Wie wichtig hier ein Umdenken ist, hat sie auf den folgenden Seiten in ihrem ersten Artikel für unseren HR Report beschrieben. Aber die nach wie vor zu erkennende Zaghaftigkeit vieler Personaler, Ü50-Bewerber/ -innen einzustellen oder offen, unverkrampft !14 HR-REPORT 4/2014 Employer Branding in der Hotellerie - ein Fremdwort? Eine barer Duft, der die unterbewusste Bindung stärkt, ein Kundenbonusprogramm etc., wofür die Mitarbeiten natürlich auch entsprechend geschult werden müssen. Hierfür werden selbstverständlich genügend finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, es geht ja schließlich um die Kundenbindung! Branche, die sich bisher hartnäckig um Themen wie Employer Branding und somit Fragen zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen oder den Umgang mit Mitarbeitern drückt, ist die Hotellerie und Gastronomie. Langsam sind die Folgen dieser Vernachlässigung aber zu spüren und zwar drastisch. Ein hoher Fachkräftemangel und fehlender Anreiz für den Antritt einer Ausbildung in dieser Branche sind die Folge. Bleibt die Frage, ob nun endlich das große Umdenken eingeläutet wird und neue Ideen langsam gedeihen können oder nicht. „Employer Branding“ beschreibt eine Vielzahl von Themengebieten auf einen Schlag. Drei Grundbausteine sind dabei Talent Management, Markenmanagement und Personalmarketing (s. Grafik 1). Was dabei leider vergessen wird, ist die Mitarbeiterbindung und Identifikation mit dem Unternehmen, die doch wesentlich wichtiger ist. Hier wird eindeutig aufs falsche Pferd gesetzt. Wie will ein Mitarbeiter, der sich selbst nicht verbunden fühlt mit dem Hotel oder dem Unternehmen dieses Gedankengut glaubwürdig an den Gast oder Kunden weitergeben? Diese Ambivalenz kann geschlichtet werden, indem die Corporate Identity nicht nur nach Außen fassadenhaft gelebt, sondern auch wirklich verinnerlicht wird. Im Ähnliche Folgenden stellen wir Ihnen diese drei Fehlgewichtung ist im Bezug auf Trainings und Coachings zu vermerken. Alles steht im Zeichen des Profits und der Marke. Das Bild nach Außen muss stimmen und poliert werden, aber keiner kümmert sich um die Innenräume des Hauses, dessen Fassade doch so strahlend und einladend wirkt, das Grundgerüst aber kurz vor dem Zusammenbrechen ist. Ein Konzept, das die Mitarbeiter, die diese Marke verkörpern müssen, vergisst und von daher von Grund auf erneuert werden muss, um ein stabiles Fundament zu schaffen. Denn nur so können wirkliche Veränderungen bewirkt und gelebt werden. Nachhaltigkeit und Kerngebiete kurz dar, geben eine Übersicht über die IST-Situation in der Branche und einen Ausblick mit Lösungsstrategien. Talent Management - Dieses Schlagwort kann man wieder etwas feiner untergliedern. Ein wichtiger Aspekt davon ist die Corporate Identity eines Unternehmens. Hier gibt es schon sehr viele Hotels, die einen großen Wert darauf legen, dass das jeweilige Hotelkonzept einzigartig ist und durch diesen Wiedererkennungswert die Kunden bindet. Eine eigene Sprache wird entwickelt, ein kaum wahrnehm!15 HR-REPORT 2/2015 für die gastgewerblichen Berufe, fallen noch weitere Aspekte ins Gewicht, die die Hotels schon durch kleine Veränderungen schnell Menschlichkeit sind Werte, die immer mehr verloren gehen. Dieser Trend muss gestoppt werden, wenn man nicht zusehen will, wie das Haus, das man sich mühsam aufgebaut hat, langsam ausgehöhlt wird. selbst beheben könnten. (Mehr Infos dazu unter: Studie 2) Eine Lösung ist nur möglich, wenn der Ansatz des Konzeptes zum Mitarbeiter hin adjustiert wird. Dieser muss die Möglichkeit der individuellen Entfaltung, Respekt und Anerkennung bekommen, um diese auch nach Außen spiegeln zu können. In der Von-Bonin-Herbstumfrage 2014 wurden 193 Bewerber über die Rekrutierungspraxis der Hotels befragt und das Ergebnis zeigt einige strategische Mängel auf. Ein Kernaspekt, der sich bei der Befragung herauskristallisierte, war der emotional empfundene Eindruck, der nach dem Bewerbungsgespräch verblieben ist. Wurde mit dem Bewerber respektvoll umgegangen, wurde ihm zugehört und ehrliches Feedback gegeben etc., behielt dieser das Hotel in guter Erinnerung und zog dieses trotz einer Absage weiterhin als potentiellen Arbeitgeber in Erwägung. Markenmanagment Dazu zählt Werbung, Public Relations und Kundenbindung. Auf dieses Unterthema gehen wir hier nicht gesondert ein, da es auf das Image nach Außen abzielt und nicht sehr viel mit den inneren Strukturen des Hotels zusammenhängt. Vieles ist hier eng verwoben mit der gerade beschriebenen Corporate Identity, die sich fälschlicherweise zu sehr am äußeren Gefüge orientiert. Mundpropaganda und die zahlreichen Möglichkeiten der Onlinebewertung machen eine konkrete Vorauswahl der Hotels, bei denen man gerne arbeiten möchte, möglich. Das zeigt, wie wichtig das Image ist und wie schwerwiegend eine Rufschädigung sein kann. Die Zeiten, in denen das Hotel sich seine Bewerber aussucht und mit ihnen umspringen kann, wie es möchte, sind längst vorbei. Personalmarketing – „Gesamtwirtschaftlich betrachtet wird sich einer Studie des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) zufolge das Angebot an Fach- und Führungskräften bis 2015 noch auf dem heutigen Niveau halten. In den folgenden Jahren setzt dann aber ein kontinuierlicher Rückgang ein, der 2025 bereits zum Fehlen von 350.000 Menschen führen wird. 2050 mangelt es Deutschland vorauss i c h t l i c h a n e i n e r M i l l i o n Fa c h - u n d Führungskräfte.“ (Studie 1) D iese Ein erfolgreiches Mitarbeiterrecruiting basiert auf Respekt, Interesse und Ehrlichkeit und ist durch die Erarbeitung von bestimmten Strategien, die auf das Hotel angepasst werden, einfach zu gewährleisten. Eine Investition in diese Richtung ist essentiell, um sich Spitzenkräfte zu sichern und konkurrenzfähig zu bleiben, darüber hinaus spart es einige Kosten, die sonst ins Personalmarketing fließen würden. Erkenntnis sollte vor allem die Hotelbranche ernst nehmen und berücksichtigen, da bisher nicht gerade viel für das Image von Hotels und deren Nachwuchs getan wird und die Attraktivität für diesen Lehrberuf stetig sinkt. In diesem Falle kann ich mich dem Sprichwort „Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus“ nur anschließen und hoffe, dass der Appell an die personalverantwortlichen Mitarbeiter von Hotels, Gaststätten oder auch Unternehmen nicht „vorbeihallt“. Personalwerbung und angepasste Rekrutierungsprozesse stecken bei vielen Hotels noch in den Kinderschuhen und die Wichtigkeit wird oftmals unterschätzt. Denn neben Gründen wie schlechte Bezahlung, demographischer Wandel oder fehlendes Interesse !16 HR-REPORT 2/2015 Kernaussagen der Umfrage auf einen Blick: • Etwa 70% der Befragten ziehen eine Online Bewerbung vor • Fast die Hälfte der Bewerber würde die Option einer One-Click-Bewerbung nutzen. Diese wird jedoch sehr selten angeboten • Ein persönlicher Ansprechpartner im Unternehmen ist sehr wichtig und gewünscht (80%), sowie die Möglichkeit Informationen über den Status der Bewerbung zu erhalten • Eine wichtige Grundlage für die Entscheidung, welcher Arbeitgeber am Besten zu dem Bewerber passt, sind die beim persönlichen Kontakt gewonnenen Eindrücke (85%) • Schnelligkeit im Rekrutierungsprozess wird als sehr positiv empfunden • 86% aller Bewerber werden von dem Unternehmen nicht nach einem Feedback zum Bewerbungsverfahren gefragt Grafik'1:!!Mind!Map!zu!Employer!Branding! ! ! ! ! !!(http://wirtschaftslexikon.gabler.de/graphs/70/596505812_extend.gif)! ! ! Anzeige Unser nächster HR Report erscheint im Juli 2015!
© Copyright 2024 ExpyDoc