Brustkrebsfrüherkennung Brustkrebsfrüherkennung Jährlich erkranken in Deutschland ca. 75.000 Frauen neu an Brustkrebs. Es handelt sich um eine Erkrankung, deren Häufigkeit mit zunehmendem Alter steigt, aber auch Frauen vor den Wechseljahren können an Brustkrebs erkranken: 25 Prozent der betroffenen Frauen sind jünger als 50 Jahre. Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung der Frau im Alter von 35 bis 55 Jahren. Je früher eine Brustkrebserkrankung entdeckt wird, desto geringer sind möglicherweise die notwendigen Eingriffe und desto größer sind die Heilungschancen. 3 Was könnten Anzeichen für eine Grundsätzliche Empfehlungen Brustkrebserkrankung sein? für Untersuchungen: Ab dem 30. Lebensjahr: • Eine ungewöhnliche Vergrößerung einer oder beider Brüste. • Veränderung der Form einer oder beider Brüste. • Eine ungewöhnliche Rötung der Brust (auch ein vermeintlicher Ausschlag sollte abgeklärt werden). • Hauteinziehungen, auch beim Heben des Arms. • Dellen, Vorwölbungen, Buckel oder Beulen auf der Brust. • Gerötete und/oder eingezogene Brustwarzen, aus denen eventuell Flüssigkeit austritt. Monatliche Selbstuntersuchung der Brust und jährliche klinische Untersuchung durch die Frauenärztin / den Frauenarzt (z. B. im Rahmen der gynäkologischen Früherkennungsuntersuchung). Ab dem 40. Lebensjahr: • Qualitätsgesicherte Mammografie wird empfohlen, allerdings wird sie von den gesetz lichen Kassen nur bei einem Verdacht auf eine bösartige Erkrankung bezahlt. • Qualitätsgesicherte Ultraschalluntersuchung (Sonografie) ist sehr sinnvoll. Auch diese muss von gesetzlich Versicherten selbst bezahlt werden. • Blutiges Sekret aus einer oder beiden Brustwarzen. • Monatliche Selbstuntersuchung der Brust. • Ein schmerzloser, tastbarer Knoten in der Brust und/oder in der Achselhöhle. • Jährliche Untersuchung durch eine Frauenärztin oder einen Frauenarzt. • Hautveränderungen, die an dicke Orangen schalen erinnern oder ein geschwollener Oberarm. Ab dem 50. Lebensjahr: • Mammografie innerhalb des Screenings, mindestens alle zwei Jahre. • Qualitätsgesicherte Ultraschalluntersuchung gegen Selbstzahlung. • Monatliche Selbstuntersuchung der Brust. • Jährliche Untersuchung durch eine Frauenärztin oder einen Frauenarzt. 4 5 Woran erkennen Sie, ob Sie ein Welche Präventivmaßnahmen familiäres Risiko haben? gibt es, wodurch verringert sich das Erkrankungsrisiko? • Zwei weibliche Familienmitglieder mit Brust- oder Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom), von denen mindestens eine vor dem 50. Lebensjahr erkrankt ist • Eine Verwandte ersten Grades (Mutter oder Schwester) mit einseitigem Mammakarzinom (Brustkrebs) vor dem 30. Lebensjahr • Eine Verwandte ersten Grades mit beidseitigem Mammakarzinom vor dem 40. Lebensjahr • Eine Verwandte ersten Grades mit Ovarialkarzinom vor dem 40. Lebensjahr • Ein männlicher Verwandter mit Mammakarzinom Wenn Sie meinen, dass eines dieser Merkmale auf Sie zutrifft, besprechen Sie bitte mit Ihrer Frauenärztin Ihrem Frauenarzt, ob es für Sie sinnvoll wäre, sich in einer Klinik beraten zu lassen. Mehr Informationen erhalten Sie bei Brustkrebs Deutschland e.V. Hier finden Sie eine Liste der zertifizierten Brustzentren: http://www.krebsgesellschaft.de/wub_ zertifizierung_brustzentren,120892.html Zertifizierte Zentren für familiären und genetischen Brustkrebs finden Sie unter: www.krebshilfe.de/brustkrebszentren.html 6 Zum Beispiel: 1. Ernährung: fettarm essen! 2.Nicht rauchen! 3.Wenig Alkohol! 4.Regelmäßige Bewegung und / oder Ausdauersport, möglichst 4 – 5 Mal pro Woche à 30 Minuten 5.Kontakt mit krebserregenden 6.Substanzen vermeiden! Auch nach den Wechseljahren Übergewicht vermeiden oder senken! Unser Informationsmaterial zum Thema Brustkrebs: • • • • • • • • • Brustkrebs Deutschland Flyer Brustkrebslexikon Nebenwirkungsflyer Geschichte einer BK-Patientin Früherkennungsflyer Broschüre zu Brustkrebs und Haarverlust Broschüre: »Mein wunderschöner Schutzengel – Als Nellys Mama Krebs bekam« Mammographie-Screening: Der rote Faden Broschüre des Patientenratgebers zu den AGO Empfehlungen (AGO = Arbeitsgemeinschaft Gynäkologischer Onkologen) • Duschkarte mit Anleitung zur Selbstuntersuchung zu bestellen unter: www.brustkrebsdeutschland.de 7 Die Früherkennung steht auf mehreren Säulen, die alle ihre Bedeutung haben: Nutzen Sie die Möglichkeit der jährlichen Brustkrebsfrüherkennung (fälschlicherweise auch Vorsorgeuntersuchung genannt). Sie wird ab dem 30. Lebensjahr von der Krankenkasse bezahlt. • Übernehmen Sie Verantwortung für Ihren Körper! • Lernen Sie Ihre Brust kennen! • Tasten Sie Ihre Brüste einmal im Monat selbst ab! 0,5 cm = durchschnittliche Größe eines Knotens, der durch eine Mammografie gefunden werden kann 1 ,0 cm = durchschnittliche Größe eines Knotens, den die Frauenärztin oder der Frauenarzt beim Tasten finden könnte 2,0 cm = durchschnittliche Größe eines Knotens, den eine Frau selbst finden kann, die regelmäßig ihre Brust selbst untersucht • Lassen Sie sich die Untersuchung bitte von Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt zeigen. Zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr sollten Sie das Mammografie-Screening nutzen. Hierbei handelt es sich um eine Reihenuntersuchung von gesunden Frauen mittels Mammografie, die alle zwei Jahre angeboten wird und deren Kosten die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen. Für die Ärzte und auch Geräte gelten bestimmte Qualitätskriterien, die erfüllt werden müssen. 3,5 cm = durchschnittliche Größe eines Knotens, den eine Frau per Zufall entdeckt Abbildung: schematische Darstellung unterschiedlicher »Tumorgrößen«, die bei den verschiedenen Untersuchungsmethoden möglicherweise entdeckt werden können. 8 9 Tipps für den Brust -Check Die Selbstuntersuchung der Brust hilft Ihnen Ihren Körper kennenzulernen und eventuelle Veränderungen zu bemerken, ersetzt aber nicht die ärztliche Untersuchung! Die beste Zeit für die Untersuchung ist vom 7. – 10. Tag nach Beginn der Regel. Sollten Sie keine Regelblutung mehr haben, wählen Sie einen festen Tag im Monat aus. Führen Sie diese Untersuchung am besten sowohl im Stehen als auch im Liegen durch. Lassen Sie es sich zusätzlich von Ihrem Gynäkologen / Ihrer Gynäkologin zeigen. Heben Sie nun die Arme über den Kopf und auch hinter den Kopf und wiederholen Sie die Betrachtung. Tasten Sie mit den mittleren Fingern Ihrer Hand die Achsel höhle der gegenüberliegenden Seite auf Veränderungen ab. Stellen Sie sich mit herunter hängenden Armen vor den Spiegel. Betrachten Sie Ihre Brüste und achten Sie auf Größen und Formveränderungen, Hautveränderungen, Vorwölbungen und Einziehung(en) der Haut oder Brustwarze. Drücken Sie Ihre Brustwarze zwischen Daumen und Zeige finger und achten Sie darauf, ob Flüssigkeit austritt und wenn ja, in welcher Farbe, damit Sie es Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin berichten können. Stützen Sie Ihre Arme links und rechts in die Taille und achten Sie wieder auf die möglichen Veränderungen. Wie tasten Sie Ihre Brust ab? Nehmen Sie die mittleren drei Finger Ihrer Hand. Achten Sie darauf, dass Sie systematisch vorgehen und nach und nach die gesamte Brust abtasten. Sie können hier bei von links nach rechts gehen und von oben nach unten. 10 11 Was unsere Botschafterinnen dazu sagen: Christina Stürmer Musikerin »Auch Mädchen und junge Frauen und, was vielen nicht bewusst ist, auch Männer können an Brustkrebs erkranken. Deshalb ist es so wichtig, schon früh ein Bewusstsein für diese Krankheit und den eigenen Körper zu entwickeln, damit Veränderungen früh erkannt werden und sich die Betroffenen rechtzeitig behandeln lassen. Denn wenn der Krebs früh genug bekämpft wird, sind die Heilungschancen oft sehr gut.« 13 Patricia Kelly Sängerin »Zweimal wurde ich in meinem Leben auf ganz einschneidende Weise mit dem Thema Brustkrebs konfrontiert. Als ich erst 12 Jahre alt war, ist meine Mutter an der schrecklichen Krankheit gestorben. Etwa 3 Jahrzehnte später bekam ich dann die gleiche Diagnose. Doch ich hatte un beschreibliches Glück, denn der Krebs war dank einer Vorsorgeuntersuchung schon in einem frühen Stadium entdeckt worden. Ich kann also ehrlich sagen, dass dies mein Leben gerettet hat. Meine Mutter hatte die Möglichkeiten, die uns heute zur Verfügung stehen, damals leider noch nicht. Deshalb bin ich Botschafterin für Brustkrebs Deutschland e.V. geworden, denn ich möchte dazu beitragen, bei Frauen jeden Alters das Bewusstsein für die immense Wichtigkeit dieser Untersuchung zu wecken.« 15 Andrea L’Arronge Schauspielerin »Warum ich so lange schon Botschafterin bin? Ich weiß, wie wichtig vor allem eine gute und vielschichtige Beratung nach der nieder schmetternden Diagnose ist! Das will ich weiter unterstützen!« 17 H m nn Zu stre au er en Prävention durch Sport und körperliche Aktivität bei Krebs? Bereits in den 50er Jahre wurde ein Zusammen hang zwischen sportlichen Aktivitäten und dermöglichen Senkung eines Krebsrisikos beschrieben. Heutzutage belegen zahlreiche Studien zumindest für die Primärprävention (Vorbeugung) bei einigen Krebserkrankungen diesen Zusammenhang. Aufgrund der komplizierten Durchführbarkeit dieser Studien gibt es allerdings aus wissenschaftlicher Sicht einige limitierende Faktoren, die die Aussagekraft einschränken. Denn die Nutzung von Fragebögen oder Interviews zur Erfassung der Umfänge von Sport sind rein subjektiv und zeigen nie das genaue Aktivitätsniveau der Menschen an. Darüberhinaus spielen unterschiedliche geneti sche Merkmale eine ebenso große Rolle, die nur eine grobe Aussage zuzulassen. Die Datenlage ist darüber hinaus für die Primärprävention (Vorbeugung) und die Tertiärprävention (Rezidiv senkung) sehr verschieden. 18 Selbstuntersuchung Tipps für den Brust -Check Die Selbstuntersuchung der Brust hilft Ihnen Ihren Körper kennenzulernen und eventuelle Veränderungen zu bemerken, ersetzt aber nicht die ärztliche Untersuchung! Die beste Zeit für die Untersuchung ist vom 7. – 10. Tag nach Beginn der Regel. Sollten Sie keine Regelblutung mehr haben, wählen Sie einen festen Tag im Monat aus. Führen Sie diese Untersuchung am besten sowohl im Stehen als auch im Liegen durch. Lassen Sie es sich zusätzlich von Ihrem Gynäkologen / Ihrer Gynäkologin zeigen. Heben Sie nun die Arme über den Kopf und auch hinter den Kopf und wiederholen Sie die Betrachtung. Tasten Sie mit den mittleren Fingern Ihrer Hand die Achsel höhle der gegenüberliegenden Seite auf Veränderungen ab. Stellen Sie sich mit herunter hängenden Armen vor den Spiegel. Betrachten Sie Ihre Brüste und achten Sie auf Größen und Formveränderungen, Hautveränderungen, Vorwölbungen und Einziehung(en) der Haut oder Brustwarze. Drücken Sie Ihre Brustwarze zwischen Daumen und Zeige finger und achten Sie darauf, ob Flüssigkeit austritt und wenn ja, in welcher Farbe, damit Sie es Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin berichten können. Stützen Sie Ihre Arme links und rechts in die Taille und achten Sie wieder auf die möglichen Veränderungen. Wie tasten Sie Ihre Brust ab? Nehmen Sie die mittleren drei Finger Ihrer Hand. Achten Sie darauf, dass Sie systematisch vorgehen und nach und nach die gesamte Brust abtasten. Sie können hier bei von links nach rechts gehen und von oben nach unten. Kann Bewegung und Sport das erstmalige Auftreten von Brustkrebs positiv beeinflussen? www.brustkrebsdeutschland.de www.brustkrebsdeutschland.tv Kostenlose Hotline: 0800 0 117 112 Jüngst wurden in großen aktuellen systemati schen Übersichtsarbeiten die Ergebnisse von über 70 Studien zum Thema körperlicher Aktivität und Brustkrebs zusammengefasst. In fast allen Erhebungen zeigte sich eine positive DosisWirkungs-Beziehung. Summarisch wurde in den Studien eine durchschnittliche Senkung des Erkrankungsrisikos um 20 – 30 % beim postmenopausalem Brustkrebs beschrieben und 10 – 20 % beim prämenopausalem Brustkrebs. Noch deutlicher fiel die Risikoreduktion bei Frauen aus, die in ihrer Freizeit zusätzlich körperlich aktiv sind, und lebenslang Sport getrieben haben. Auch bei vermehrter körperlicher Aktivität bei Frauen mit Normalgewicht und Frauen mit Kindern zeigte sich ein deutlich geringeres Erkrankungsrisiko. Die Wissenschaft sieht zurzeit den schützenden (protektiven) Effekt von regelmäßiger moderater körperlicher Aktivität auf das Brustkrebsrisiko bei Frauen in der Postmenopause als belegt an. Brustkrebs Deutschland e.V. Lise-Meitner-Straße 7 · 85662 Hohenbrunn b. München Tel. (089) 41 61 98 00 · Fax (089) 41 61 98 01 [email protected] 19 Senkt körperliche Aktivität Weitere positive Effekte durch das Rezidivrisiko? körperliche Aktivität. In den letzten Jahren häufen sich wissenschaft liche Arbeiten über den positiven Einfluss von körperlicher Aktivität bei Patienten mit onkolo gischen Erkrankungen. Tatsächlich scheint nicht nur der kanzeroprotektive Effekt von Sport bewiesen. Es zeichnet sich ab, dass Sport als adjuvante Therapie bei Krebspatienten eine zunehmende Bedeutung bekommen wird. Bei Durchsicht der Wissenschaftsliteratur zu diesem Thema finden sich Daten, die zeigen, dass durch körperliche Aktivität bei Patientinnen mit Brustkrebs eine Reduktion der Rezidivwahrscheinlichkeit und der krebsbezogenen Sterblichkeit erzielt werden konnte. Im Jahr 2005 publizierten Holmes et. al. Ergebnisse der Nurse’s Health Study. Bei einer Kohorte von 2.987 Patientinnen mit Brustkrebs der Stadien I – III zeigte sich durch körperliche Aktivität eine Reduktion des relativen Risikos von Rezidivereignissen und Sterblichkeit von 26 – 40 %. Jedoch kann dahingehend zurzeit aus wissenschaftlicher Sicht höchstens von ernst zunehmenden Hinweisen gesprochen werden. Sicher belegt ist der Zusammenhang von Bewegung und Sport auf die Rezidivsenkung nach Brustkrebs nicht, da die Studienlage nicht aus reichend ist – es fehlen weiterhin randomisierte, kontrollierte Studien. 20 Bewegung und Sport zeigen jedoch noch eine ganze Reihe weiterer positiver Effekte auf die an Brustkrebs erkrankte Frau. Es gilt inzwischen als wissenschaftlich belegt, dass regelmäßige Bewegung das Fatiguesyndrom deutlich senken kann. Bewegungstherapie muss daher bereits in der Akutphase, 24 Stunden nach OP, mit einem Therapeuten begonnen werden. Auch während der Chemotherapie sollten die Patientinnen aktiv bleiben, um schließlich in der Rehabilitation bzw. Nachsorge den Sport fortzuführen. Desweiteren konnten in verschiedenen Unter suchungen eine ganze Reihe positiver Effekte durch körperliche Bewegung auf den Genesungs prozess von Brustkrebspatientinnen beobachtet werden, und dies nicht nur auf rein physischer Ebene. Vielmehr wirkt sich Bewegung, und besonders der Sport in der Gruppe, ebenfalls begünstigend auf den psychischen wie auch sozialen Genesungsprozess des Patienten aus. Insgesamt kann daher hervorgehoben werden, dass die Lebensqualität von Brustkrebspatien tinnen durch regelmäßige körperliche Aktivität stark profitiert! 21 Bewegungsempfehlungen Mammographie-Screening sowie zur Vorbeugung Früherkennung bei jungen Frauen. Entsprechend der aktuellen Datenlage zeigt sich eine sichere Dosis-Wirkungs-Beziehung in der Primärprävention (Vorbeugung), jedoch (noch) nicht für die Tertiärprävention (Rezidivsenkung). Moderate körperliche Aktivität über mindestens 30 Minuten an den meisten Tagen der Woche erscheint effektiv. Von der Expertenkommission »Sport und Krebs« der Deutschen Krebsgesell schaft wird demnach eine Empfehlungen für die Primärprävention von Mama- und Kolon karzinom eine körperliche Aktivität an fünf Tagen pro Woche über mindestens 30 (besser 45) bis 60 Minuten definiert. Die Intensitäten sollten als »etwas anstrengend« empfunden werden. Es ist nicht auszuschließen, dass dieser Bewegungs umfang auch schützend nach einer Brustkrebs erkrankung wirken kann. Freerk Baumann D eutsche Sporthochschule Köln Nadia Harbeck B rustzentrum, Unifrauenklinik der Universität München Alexandra Leskaroski B rustzentrum, Unifrauenklinik Köln 22 Interview von Renate Haidinger mit Frau Prof. Sylvia-Helen Heywang-Köbrunner, München Renate Haidinger: Frau Prof. Heywang-Köbrunner, es gibt in Deutschland ein Mammographie Screening, was heißt das? Prof. Sylvia-Helen Heywang-Köbrunner: Mammographie-Screening bedeutet, dass jede Frau zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre zu einer Brustkrebs-Früherkennungsuntersuchung eingeladen wird. Diese Untersuchung findet unter strenger Qualitätssicherung statt. Renate Haidinger: Heißt das, dass ich eine Einladung zu einem Arzt bekomme, und da wird dann die Mammographie gemacht? 23 Prof. Sylvia-Helen Heywang-Köbrunner: Ja, es ist so. Das Mammographie Screening darf nur an zertifizierten Einheiten durchgeführt werden. Denn dort werden alle Mammographiegeräte täglich, wöchentlich, monatlich und jährlich überprüft. Die technischen Assistentinnen haben Spezialausbildun gen. Anschließend wird die Mammo graphie nur durch Ärzte befundet, die mehr als 5.000 Mammographien pro Jahr lesen und speziell für die Erkennung von kleinem Brustkrebs ausgebildet sind. Sie müssen jährliche Prüfungen absolvieren und regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen. Die Befundungsergebnisse jedes Befunders werden kontinuierlich überprüft. Diese Qualitätssicherung ist wirklich notwendig, um die ganz kleinen Veränderungen nicht zu übersehen. Renate Haidinger: Im Zusammenhang mit dem Mammo graphie-Screening hört man immer von dem Wort »Doppelbefundung«. Was bedeutet das? Prof. Sylvia-Helen Heywang-Köbrunner: Die Doppelbefundung bedeutet, dass jede Mammographie von zwei verschie denen Ärzten unabhängig voneinander gelesen wird. Wenn einer der beiden Ärzte eine Auffälligkeit sieht, werden die Aufnahmen nochmals mit dem 24 programmverantwortlichen Arzt ana- lysiert. Dadurch entstehen sogar Drittbefundungen. In dieser Gruppe, die dann aus drei Ärzten besteht, muss entschieden werden, ob die Frau noch einmal einbestellt wird oder nicht. Durch diese Mehrfachbefundung werden ca. 15 % mehr Brustkrebse entdeckt, als ohne diesen Prozess. Renate Haidinger: Inzwischen gibt es erste Ergebnisse des Mammographie-Screenings in Deutschland. Wie gut oder schlecht sind die Ergebnisse? Prof. Sylvia-Helen Heywang-Köbrunner: Die Ergebnisse sind sehr gut. Bei allen medizinischen Parametern (Entdeckungsrate, Anteil kleiner Brust krebserkrankungen, Rate an empfoh lenen Abklärungen bei schlussendlich doch gutartigen Befunden und Biop sieraten) wurden im Bundesmittel die Vorgaben der EU-Leitlinien erreicht oder sogar übertroffen. Obwohl es vor Start des Screeningprogramms ein graues Screening gab, wurden sowohl in der Erst- wie auch inzwischen bei den Folgerunden mehr Brustkrebserkran kungen gefunden als erwartet. Während in der Bevölkerung vor Start des Screenings 44 % der Tumore > 2 cm gefunden wurden, liegt diese Zahl in der zweiten Screeningrunde derzeit nur 25 mehr bei ca. 20 %. Tumore < 2 cm sind bereits heute zu > 90 % heilbar. Im Vergleich zu den USA müssen sich deutlich weniger Patientinnen zusätz lichen Untersuchungen unterziehen. Weniger als 3 % der gescreenten Frauen werden wegen eines schlussendlich gutartigen Befundes pro Runde noch mals eingeladen. Die Klärung ist meist mit ergänzender Bildgebung und zum geringeren Teil mit minimal invasiven Biopsiemethoden kurzfristig (d. h. binnen 1– 2 Wochen) möglich. Renate Haidinger: Wie schaut es mit der sogenannten Überdiagnose bzw.Übertherapie aus? Prof. Sylvia-Helen Heywang-Köbrunner: Zunächst einmal bedeutet eine Über diagnose nicht, dass ein Brustkrebs fälschlich diagnostiziert wurde. Auch Überdiagnosen sind korrekt erkannte (meist sehr frühe) BrustkrebsErkrankungen. Überdiagnose ist ein statistischer Begriff, der folgenden Zusammenhang beschreibt: Wenn man eine Bevölkerung screent und eine andere nicht, wird man in der gescreenten Bevölkerung mehr Brust krebs finden als in der ungescreenten Bevölkerung. Das kommt daher, dass man auch den Brustkrebs finden kann, der erst in 5 – 15 Jahren das Leben 26 gefährden würde. Bei älteren Frauen ist es aber auch möglich, dass – wäre sie nicht zum Screening gegangen – sie zuerst an einer anderen Erkrankung verstorben wäre, bevor ihr Brustkrebs entdeckt worden wäre. Damit nutzt dieser Frau die Entdeckung des Brust krebs nicht. Dieser Brustkrebs wird dann »Überdiagnose« genannt. Im Einzelfall lässt sich naturgemäß nie vorhersagen, ob eine Frau von der frühen Erkennung eines kleinen Brustkrebs profitiert, da hierdurch ihr Leben gerettet werden kann, oder ob sie nicht profitiert, da sie ohnehin vor seiner späteren natürlichen Entdeckung an einer anderen Ursache früher verstorben wäre.« Generell ist die Wahrscheinlichkeit, dass Überdiagnosen in einer Bevölkerung auftreten, umso größer, je früher man einen Krebs erkennt, je kleiner dieser noch ist und je langsamer er wächst (denn hier bleibt dann ausreichend Zeit, dass die Frau ohne die vorgezogene Entdeckung im Screening vorher an einer anderen Todesursache verstorben wäre. Prinzipiell kommen damit »Überdiagnosen« nur bei sensitiven Methoden vor, die die Erkennung einer Krebserkrankung um relevante Zeit, manchmal viele Jahre, vorverlegen können. Während das für die einen Frauen (insbesondere jüngere Frauen) Lebensrettung bedeuten kann, kann die frühe Diagnose eines Krebses bei einer Frau, die ohnehin an anderer Ursache verstorben wäre, eben einer 27 sog. »Überdiagnose« entsprechen. Da man im Einzelfall nie weiß, für welche Frau die frühere Entdeckung nicht nütz lich ist, werden naturgemäß alle Frauen mit frühem Brustkrebs behandelt. Erfreulicherweise können kleine und frühe Brustkrebse meist wesentlich schonender behandelt werden. Sprich: »Übertherapien« sind ein statistisch (mit großen Unsicherheiten) geschätz ter Wert, dessen Größe weltweit höchst umstritten ist. Die Verlässlichkeit aller Aussagen hierzu ist damit höchst unsicher. Die Behandlung eines Brust krebses ist dennoch immer indiziert (angezeigt), da man hierdurch Leben retten kann. Unterzieht sich eine Frau einer Krebsbehandlung ohne von der früheren Entdeckung zu profitieren (da sie ansonsten vor der natürlichen Entdeckung des Krebs verstorben wäre), entspricht diese Therapie einer »Übertherapie«. Da die zur »Überdiagnose« gehörige »Übertherapie« naturgemäß meist bei frühem und langsam wachsenden Brustkrebs auftreten kann, ist eine an die Biologie des Tumors und das Alter der Patientin möglichst gut an gepasste Behandlung von besonderer Bedeutung. Prinzipiell sind in der gesamten Medizin (unabhängig vom Screening) Über therapien unvermeidbar. Das heißt, es werden immer weitaus mehr Menschen behandelt als dieses notwendig wäre, 28 um zu überleben. Übertherapien, wo unnötig sollten vermieden werden. Wo sie nicht vermeidbar sind, werden Therapien aber eingesetzt, um einem Teil der behandelten Menschen ent scheidend zu helfen (bzw. das Leben zu retten). Schlussendlich ist es u. a. durch dieses Vorgehen gelungen, das mittlere Lebensalter deutlich zu erhöhen. Renate Haidinger: Gehe ich jetzt nur noch zum Screening oder sollte ich auch als Frau auch weiterhin zum Frauenarzt gehen? Prof. Sylvia-Helen Heywang-Köbrunner: Generell sollte eine Frau auch bei einem normalen Befund weiterhin jährlich zum Frauenarzt gehen und die vorgesehene oder ergänzende Vorsorge wahrnehmen, d. h. das Tasten. Auch der Frauenarzt soll entscheiden, ob man bei einer familiären Belastung ergän zend zur Screeningmammographie im Zwischenjahr weitere Maßnahmen braucht. Hier wird er immer mit einem Radiologen oder mit einem mammo graphierenden Arzt zusammenarbeiten und sie werden sich beraten, welche Untersuchungen notwendig sind, je nach familiärem Risiko. Wenn eine Frau irgendetwas tastet, zu irgendeinem Zeitpunkt, soll sie bitte immer zu einem Arzt gehen. Die 29 Mammographie erkennt einen hohen Prozentsatz an Veränderungen, aber nicht alle. Wenn eine Auffälligkeit ent deckt wird, wenn sich etwas verändert, muss man das weiterhin abklären, eventuell mit weiteren Methoden. Renate Haidinger: Nun zu einem anderen Thema. Wir haben ja nun auch Frauen, die unter 50 sind. Ungefähr ein Viertel der Brust krebspatientinnen ist jünger als 50. Was kann man jüngeren Frauen empfehlen, was sie bezüglich Früherkennung tun können? Prof. Sylvia-Helen Heywang-Köbrunner: Also die Frauen sollten generell zum Frauenarzt gehen, weil es ja nicht nur Brustkrebs, sondern auch andere Krebs arten und auch andere Erkrankungen gibt. Der Frauenarzt sollte sie beraten, damit sie die Selbstabtastung erlernt. Die Frauen sollten ab 30 regelmäßig auch vom Frauenarzt an der Brust ge tastet werden. Der Frauenarzt muss erfragen, ob ein familiäres Risiko vor liegt. Ist dies der Fall, so sollten je nach Risiko und Altersgruppe ergänzende Methoden erwogen werden. Bei mittlerem Risiko wird in der Regel empfohlen, dass man ab 40 jährliche Mammographien, oft ergänzt mit Ultraschall, durchführt. Diese Ergänzung ist wichtig wegen des dichteren Drüsen- 30 gewebes zwischen 40 und 50 Jahren. Wann immer etwas getastet wird, sollten zur weiteren Klärung meist Mammographie und Ultraschall durch geführt werden. Bei hohem familiärem Risiko ist eine genetische Beratung an einem speziellen Zentrum zu empfehlen. Hier werden üblicherweise dann ab 25 Jahren MRTUntersuchungen, ab 30 regelmäßige Mammographien und halbjährliche Sonographie empfohlen. Über systematische Screeningunter suchungen bei Frauen ohne erhöhtes Risiko zwischen 40 und 50 besteht derzeit weiterhin weltweit kein Konsens. Der Benefit von Mammographie-Screening in dieser Altersgruppe ist geringer, da in dieser Altersgruppe Brustkrebs seltener auftritt als ab 50, da das Gewebe noch dichter ist und da verschiedene gutartige Veränderungen in diesem Alter zu weiteren (manchmal unnötigen) Klärungen führen. Bei Unklarheiten (ggf. auch bei schwer zu beurteilendem Tastbefund) oder erhöhtem Risiko sollte in diesem Alter meist die Mammogra phie kombiniert mit der Sonographie eingesetzt werden. Renate Haidinger: Es ist ja leider so, dass auch Frauen unter 40 Jahren an Brustkrebs erkran ken. Was kann man einer Frau raten, damit die Diagnose nicht verzögert wird, falls sie eine Veränderung spürt. Ihr Arzt 31 Sponsoren und Partner: untersucht sie in der Praxis und even tuell beruhigt er sie mit den Worten: Das ist nichts, in Ihrem Alter bekommt man doch noch keinen Brustkrebs. Was kann man der Frau raten, wenn das nicht weggeht, was da ist? Prof. Sylvia-Helen Heywang-Köbrunner: Also zum einen muss man sagen, dass die Diagnostik bei der jungen Frau schwierig ist, da deren Drüsengewebe normalerweise knotig ist. Am besten ist das Drüsengewebe nach der Regel blutung zu tasten. Wenn ein Knoten oder eine Veränderung nach einer Regel blutung bestehen bleibt, sollte ein Arzt kontaktiert werden. Generell muss man wissen, dass auch alle Bildgebungs methoden ihre Grenzen haben: gerade bei der jungen Frau, d. h. wenn man kann es sein, dass der Ultraschall eben nichts zeigt. Neben dem Ultraschall können Mammographie, MRT oder auch eine Nadelbiopsie sinnvoll sein. Hier sollte dann ein Spezialist kontaktiert werden, der umfassende Expertise mit diesen Verfahren in der Brustdiag nostik hat. Das Problem ist, dass Brustkrebs in frühen Jahren, also vor dem 40. Lebens jahr zwar selten ist, aber er kommt vor. Auch hier ist eine möglichst frühe Erkennung sehr sinnvoll. Renate Haidinger: Vielen Dank für das Gespräch! 32 aeris – Impulsmöbel GmbH ALEX COSMETIC GmbH Allianz Deutschland-AG Amgen GmbH ARRI Film & TV Services GmbH Bad Brückenau Charity Lauf Bendalis GmbH bethefisrt.de Bijou Brigitte modische Accessoires AG BMW AG Niederlassung München BUNTE Entertainment Verlag GmbH Care Concept AG career@office (GWV Fachverlage GmbH) Carefree ® Case Construction Equipment CNH Baumaschinen GmbH Celgene GmbH Copy Druck Gesellschaft für Digital- und Offsetdruck mbH Denon Deutschland Division of D & M Germany GmbH Dinkel Fotogroßhandel GmbH & Co. KG DQHA Deutsche Quarter Horse Association e.V. DUX Dental Eagles Charity Golfclub e.V. Emily Einert Cosmetic München Emily’s Cake Pop essie Estée Lauder Companies GmbH München Exit-Studios GmbH München Fitbit Food Centrale Hamburg Lebensmittelfotohandelsgesellschaft mbH Franz Beckenbauer Stiftung GE Healthcare München GOLDENFACE Golfclub Schloss Egmating Damenmannschaft Hallhuber GmbH Hard Rock Cafe Hamburg Hard Rock Cafes Deutschland (München, Berlin, Köln) Heye GmbH K2 Sports Europe GmbH LaRoche Posay LessingvonKlenze Kommunikationsberatung GmbH Long-Time-Liner ®Conture ® Make-up GmbH MAAMO Mallory Industries Inc. Kanada Marriott Hotel Berlin Marriott Hotel Hamburg Marriott Hotel Holding GmbH Marriott Hotel München Miche Europe GmbH Mrs. Sporty GmbH NBHA of Germany e.V., Regionalgruppe Mitte Nestlé Waters Deutschland GmbH o.b.® OASYSDIGITAL Pentel Bürobedarf Handels GmbH PICARD Lederwaren GmbH & Co. KG Q11 bzw. Q13 Westernturnier R Force Film GmbH Rapp-Druck GmbH Roche Pharma AG Rockband Silly Rowenta Groupe SEB Deutschland GmbH S.O.B. Filmtheater-Betriebs GmbH (ARRI-Kino) 33 Sponsoren und Partner: SEAT Deutschland GmbH Secretary Plus GmbH Senzera GmbH SHANTI Naturkosmetik GmbH Sixx (ProSieben Sat1. Erste Verwaltungsgesellschaft mbH) Skiny bodywear GmbH & Co. KG SOKO Kitzbühel Golfturnier (Andrea L’Arronge) Spaten-Löwenbräu GmbH Stadtsparkasse München Stiftung ANTENNE BAYERN hilft Swarovski (Deutschland) GmbH Tacco Footcare International GmbH Tanzschule Rautenberg GbR TrendU Lifestyle GmbH Tweezerman ZWILLING Beauty Group GmbH Wild Beauty AG (Paul Mitchell) working@office OFFICE SEMINARE Spendenkonto: Stadtsparkasse München Konto: 1 001 195 823 BLZ: 701 500 00 IBAN: DE61 7015 0000 1001 1958 23 BIC: SSKMDEXXX 34 www.brustkrebsdeutschland.de www.brustkrebsdeutschland.tv Kostenlose Hotline: 0800 0 117 112 Brustkrebs Deutschland e.V. Lise-Meitner-Straße 7 · 85662 Hohenbrunn b. München Tel. (089) 41 61 98 00 · Fax (089) 41 61 98 01 [email protected]
© Copyright 2025 ExpyDoc