Hier 66 und wir 67 3 Köche. 3 Länder. 3 Rezepte. PERFEKT, SO WIE ES IST F ür den Anfang sieht das gar nicht schlecht aus.“ Aus Nazans Mund ist das ein großes Lob – sie ist streng, wenn es um das richtige Füllen und Aufrollen der Weinblätter geht. „Die müssen fest gerollt werden, sonst fallen sie auseinander“, mahnt sie. Dipak und Odile geben sich Mühe, aber gegen Nazans Weinblatt-Einroll-Erfahrung aus der Kindheit haben sie keine Chance. Immerhin lernen sie, die Füllung bloß nicht auf die falsche Seite der Blätter zu legen! „Die Innenseite ist rau, da klebt die Mischung besser.“ Außerdem sieht die glatte Außenseite einfach schöner aus. WIE WOLLEN WIR KOCHEN: INDISCH? TÜRKISCH? ODER FRANZÖSISCH? FÜR HIERLEBEN KOMMEN DIESMAL ALLE DREI KÜCHENTRADITIONEN ALS KÖSTLICHES DREI-GÄNGE-MENÜ AUF DEN TISCH – GEMEINSAM VORBEREITET, GEKOCHT UND MIT GENUSS VERSPEIST. Nazan Sahan Mit den gefüllten Weinblättern, die Nazan als Vorspeise ausgewählt hat, verbindet die 44-Jährige ein heimeliges Gefühl. „Meine Mutter hat die Dolmas früher oft gemacht. Meine fünf Geschwister und ich saßen dann mit am Tisch, und wir haben alle beim Einrollen geholfen“, berichtet die in Bonn geborene und seit vielen Jahren in Hamburg lebende Türkin. Heute nimmt sie die Fleißarbeit nur noch selten auf sich – und fand, dass dieses Rezept gerade deshalb genau das Richtige für die Hierleben-Kochrunde sei. Statt klassisch mit Hack werden die Dolmas diesmal mit einer würzigen, vegetarischen Reismischung gefüllt. Dalip Singh Man sieht gleich, dass hier ein Profi am Werk ist: Dipak, so der Spitzname des Inders, arbeitet als Koch im Theater Neue Flora in Hamburg und sorgt zusammen mit seinem Team für das leibliche Wohl der 200 Mitarbeiter. Viele Stationen in Europa und dementsprechend viele kulinarische Traditionen hat der 40-Jährige schon kennengelernt, bevor er in der Hansestadt heimisch wurde. Er ist für den Hauptgang zuständig und hat sich für Chicken Madras entschieden. Die beiden Damen, Fotograf und Autorin sind begeistert von Dipaks fantastischer Soße und den köstlichen indischen Aromen. Odile Hain „Eigentlich mache ich gar nicht so oft Nachtische“, sagt Odile, deren Mutter aus Frankreich stammt. Aber ihre Cœurs au chocolat sind in ihrem Freundeskreis längst legendär – und am Ende des Abends wissen auch Nazan und Dipak, warum! Außerdem: „Das Rezept ist total unkompliziert. Man kann zum Beispiel einfach die Zutaten mitnehmen, wenn man eingeladen ist, und im Nu das Dessert beisteuern.“ Eigentlich untypisch für die manchmal etwas umständliche französische Küche, findet Odile. Die 44-Jährige bevorzugt dann eher die nicht so komplizierten Klassiker ihrer Heimat wie zum Beispiel Coq au vin. Schnell sind die drei Kandidaten der Hierleben-Kochrunde am Fachsimpeln; da geht es zum Beispiel um das Mörsern von Kreuzkümmel – „der muss richtig fein sein“ – oder um Gewürze wie Isot oder Pulbiber, die Nazan aus der Türkei mitbringt. Nebenbei wird gerollt und gerollt … „Dipak, dauert dein Gericht auch so lange?“, fragt Odile vorsichtig. Dipak lächelt erstmal nur. Er hilft Nazan noch, den Topf mit den nicht ganz so schönen Weinblättern auszulegen, dann schichten sie die Dolmas hinein. Ab auf den Herd. „Der Teller als Deckel obendrauf ist Tradition“, sagt Nazan. Jetzt geht’s an den Hauptgang: Während sich die Damen noch fragen, was Dipak mit den Unmengen an Zwiebeln vorhat, hat der Inder sie schon geschält, gewürfelt und mit reichlich Öl angeröstet. Es duftet wunderbar, als nach und nach Garam Masala, Ingwer, Curry, Kreuzkümmel, Chili, Paprika und Tomaten dazukommen. Dann wird gestaunt: Dipak püriert die würzige Zwiebel mischung, dazu kommt Kokosmilch – fertig ist eine herrlich sämige und köstliche Soße. Zeit für die Verkostung: Die Weinblätter – optisch mal mehr, mal weniger gelungen – sind zusammen mit dem JoghurtFrischkäse-Dip ein super Auftakt. Vom Chicken Madras nehmen alle noch einen Nachschlag, man kann einfach nicht aufhören. Trotzdem passt noch ein Cœur au chocolat hinterher, diesmal mit ein paar „Statt Hähnchen kann man auch Gemüse nehmen, dann ist das ein veganes Essen“, sagt Dipak, und die Runde sammelt Ideen: Zucchini, Wurzeln, Erbsen, Brokkoli, Blumenkohl, vielleicht auch Tofu … Während der Basmatireis zum Chicken Madras noch gart, legt Odile ihre Zutaten für den Nachtisch bereit: dunkle Schokolade, Butter, Eier, Zucker, Mehl – da zweifelt keiner mehr, dass hier etwas ganz Verführerisches entstehen wird. Die drei sind inzwischen ein routiniertes Team: Dipak trennt die Eier, Nazan schmilzt die Schokolade, Odile kämpft mit den Tücken der Küchenwaage … „Sehr viel Butter, das ist das Geheimnis“, sagt sie schmunzelnd. Nazans nicht ganz ernstgemeinter Kommentar: „Bevor ich wusste, was da alles an Kalorien drin ist, gefiel mir das besser.“ frischen Himbeeren. Wieder sprudeln die Vorschläge für Varianten: nächstes Mal vielleicht mit Vanilleeis? Mit gehackten Nüssen? Mit Zimt oder Minze? Aber eigentlich, so das Fazit, war es genau so perfekt.
© Copyright 2025 ExpyDoc