Heitere Grundstimmung – Gastgeberin Arraya Leber im Chada Thai Es muß nicht immer Wurstsalat sein – Frühlingsrollenquintett Frühlingsrolle im Musikerviertel oren laben sich an langer Mittagstafel an Hähnchenspieß und Kokosmilch. Ansonsten kommen mittags auch mal Schutzmänner im Streifenwagen und holen sich ihr Curry to go, dazwischen Bürgerliche aus den nahen Praxen und Instituten, Oma-Kind-Modelle an knackigem Wokgemüse – tout Herdern eben. Abends geht ohne Reservieren wenig und wenn der große Eulenspiegel Wolfgang Beltracchi noch in Herdermer Halbhöhenlage Hof hielte, hätte er sicher auch mal reingeschmeckt. Es muß nicht immer Colombi sein, eine Schale Reis hat noch keinem geschadet. Klaus und Arraya Leber haben schon in Malterdingen bewiesen wie ein Thai-Lokal im Breisgauer Heckenland laufen kann und nun zeigen die beiden so freundlichen wie initiativen Gastronomen zu Freiburg in der Stadt, daß aufrichtiges Gasthandwerk bis heute fruchtbaren Boden hat. Ihr Freiburger Ableger wurde vom Start weg sehr rege angenommen, sicher auch, weil das Angebot in Preis und Qualität betont mehrheitsfähig angelegt ist. Rind, Schwein, Lamm, Geflügel, Garnele – fünf mal Eiweiß In Freiburg-Herdern erscheint alles Urbane und Laute wie in Watte (oder Windeln) gepackt. Auf der Richard-Wagner-Straße schieben junge Mütter ihre schicken Kinderwägen auf breiten Bürgersteigen. Weiter oben am Hang verbirgt sich hinter mancher Villa ein kleiner Pool, nur vereinzelt erblickt man das Schild eines Bauträgers, die Claims sind weitgehend vergeben. Was den Immoblienmarkt angeht, gleicht ein freistehendes Wohnhaus in Herdern einem Lehrstuhl an der Uni. Man bleibt tunlichst, wo man ist. Aber die Zeit steht nicht und manchmal kommt das Neue mit Duftreis und einem leisen Lächeln um‘s Eck. So sind Frühlingsrolle und Curry rot/gelb anno 2012 bis an den Rand Herderns ins gediegen-betuliche Musikerviertel vorgedrungen. An einer gastronomisch bislang unauffälligen Ecke hat nun ein vitales Thai-Restaurant eingeschlagen, wirklich gut eingeschlagen. Schon zum Mittagstisch unter den Fächerpalmen füllt sich das freundlich-helle Dschungelstüble: Seni74 75 Drei Saucen zur Vorpeise, Ingwertee mit Limone zum allem mal fünf Beilagen macht schon fünfundzwanzig, wer dann mit den Saucen und Zubereitungsarten multipliziert, ist schnell in einem dreistelligen Bereich. Dann kommen noch Suppen, „Thailändische Vorspeisen und Tapas“ und einiges mehr. Nicht alles wird allen schmecken, aber jeder findet hier etwas, bei Experimentierfreude sicher mehr als einen Favoriten. Die Dinge kommen frisch und appetitlich aus der Küche (Hauptspeisen um 10 bis 12 Euro), Spezialitäten der Küche werden erklärt, individuelle Wünsche nach Schärfe oder authentischer Zubereitung berücksichtigt. Eine Schale schneeweiser Reis ist meistens, ein Lächeln, das von tief innen kommt, immer dabei. In der Summe also ein brauchbares und erst noch preiswertes Angebot. 76 Bei allem will Chada Thai ein Haus ohne Allüre sein, Zitronengras-Ikebana oder die sekundengenaue Zubereitung eines Siamesischen Riesenkarpfens suche man anderswo. Außerdem gibt es hier nicht nur Ethnoküche, sondern auch eine auffallend freundliche Grundstimmung. Die Servicebereitschaft ist gleichsam systemimmanent, was letztendlich auch zur höheren Bekömmlichkeit der Küche beiträgt. Bleibt als Fazit: Im kulinarischen fest gefügten Mir-san-mir-Millieu Freiburg-Herderns sorgt Chada Thai für einen überaus erfreulichen Akzent. Chada Thai, 79401 Freiburg-Herdern, Richard Wagner Str. 24, Tel: 0761-88157905, RT: Mo und Sa-mittag, Preise: günstig-mittel. Große Freiterrasse unter der Kastanie auf einem Holzpodest. 77
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