Bericht aus der TT vom 26.08.15

Sport 31
Mittwoch, 26. August 2015 | Nummer 235
Schlierenzauer auf Solopfaden
Vor seiner zehnten Weltcup-Saison setzt Gregor Schlierenzauer auf Vertrauensleute wie
Langzeit-Sprungtrainer Markus Maurberger und Fitnesscoach Christoph Ebenbichler.
Von Benjamin Kiechl
Innsbruck – „Alles in Absprache mit Cheftrainer Heinz
Kuttin“, sagt Gregor Schlierenzauer ein ums andere
Mal, wenn er über die Vorbereitung auf die Weltcupsaison
(Auftakt 22.11. in Klingenthal/
GER) spricht. Damit will der
25-Jährige möglicherweise
Mutmaßungen vorbeugen,
er sei kein Teamplayer. Der
erfolgreichste Skispringer im
Weltcup (53 Siege) geht neue
Wege. Mit einem „Reset“ will
Schlierenzauer nach seiner
bisher schlechtesten Saison
zurück in die Erfolgsspur. Die
Umstellungen scheinen zu
fruchten.
„Gregor, du wirkst sehr aktiv, sehr entschlossen. Versuche, die Euphorie von den
ersten Sprüngen weiterlaufen
zu lassen. Es schaut sehr gut
aus!“, sagte Stützpunkttrainer
Markus Maurberger ins Funkgerät, als sein Schützling gestern von der Bergiselschanze
sprang. Schlierenzauer entgegnete mit einem Lächeln:
„Ja, mir gefällt es auch!“
Die Anfahrtshocke, im Skispringen der Schlüssel zum
Erfolg, wurde förmlich neu
erlernt: Wie damals im Kindesalter absolvierte der Stubaier Sprünge auf der 20-mSchanze in Natters. „Es war
der richtige Zeitpunkt“, glaubt
Maurberger. „Es kostet viel
Überwindung, Änderungen
durchzuführen, obwohl man
mit seinem alten System jahrelang erfolgreich war.“ Auf
kleinen Schanzen könne die
Position leichter verändert
werden, pro Trainingseinheit
könne man bis zu 20-mal
Gregor Schlierenzauer am Bergisel sowie beim Athletik-Training mit Christoph Ebenbichler (o.). Sprungtrainer Markus Maurberger (u.) beobachtet. Fotos: Böhm
springen. Am Bergisel indes
sind maximal sieben Flüge
möglich. „Es macht Spaß zu
springen, ich bin sehr motiviert und freue mich schon
auf den Winter“, sagt Schlierenzauer.
Maurberger wird künftig
öfter Teil des ÖSV-Betreuerteams sein, natürlich in Absprache mit Chefcoach Heinz
Kuttin. Schlierenzauer ist
Maurbergers einziger Schützling – das klingt nach einem
Privileg, doch das sei es nicht.
Zwar trainieren Andreas Kofler, Thomas Diethart und Ma-
nuel Poppinger mit Andreas
Widhölzl, aber Maurberger
versichert: „Wer will, kann jederzeit mittrainieren.“
Die zweite Neuheit bei
Schlierenzauer betrifft das
Athletiktraining. Ex-Skicrosser Christoph Ebenbichler
ist nun sein persönlicher Fitnesstrainer im Olympiazentrum Innsbruck. „Ich will damit neue Reize setzen“, sagt
Schlierenzauer. Christian
Raschner, der sportliche Leiter im Olympiazentrum, freut
sich über den prominenten
Neuzugang. „Schlierenzauer
ist ein sehr kompletter und
ausgereizter Athlet. Dennoch
kann er sich beim Koordinationstraining von anderen etwas abschauen.“
Beim Thema Ernährungsberatung sitze er ohnedies an
der Quelle – seine Freundin
Sandra ist dafür im Olympiazentrum zuständig. Seine Skisprung-Kollegen indes trainieren am ÖSV-Stützpunkt.
Maurberger sieht kein Problem darin, dass sein Schützling auf Solopfaden unterwegs ist: „Skispringen ist nun
mal ein Einzelsport!“
Maurberger trägt auch
Schlierenzauers dritte Neuerung mit: Er arbeitet mit
Neurobiologe Ulrich Conrady an seiner „audiovisuellen
Wahrnehmungsförderung“.
Laut Schlierenzauer seien die
Sitzungen, die von Ex-Trainer
Pointner im ÖSV eingeführt
wurden, „eine Bereicherung,
da sie der Reizüberflutung
entgegenwirken“. Cheftrainer
Heinz Kuttin lässt Schlierenzauer freie Hand: „Es war sein
Wunsch und es tut ihm gut.“
Nachsatz: „Am Ende werden
wir alle am Erfolg gemessen.“
Ein Perfektionist mit Killerinstinkt
Der 79-fache ÖHB-Teamspieler Damir Djukic soll Sparkasse Schwaz Handball Tirol dirigieren.
Von Tobias Waidhofer
Schwaz – „Hey Damir, vergiss
nicht, noch einmal wegen
dem Video zu fragen“, ruft
Handball-Tirol-Trainer Raul
Alonso. Der Adressat des Auftrags? Damir Djukic. Der gebürtige Bosnier ist die neue
zentrale Figur bei Handball
Tirol. So zentral, dass er vor
dem HLA-Auftakt am Samstag (18 Uhr, Osthalle Schwaz)
auch der Hoffnungsträger für
ein Video von Gegner Bärnbach/Köflach ist. „Die haben
ausschließlich in Ungarn getestet. Damir hat dort einmal
gespielt (2013/14 bei Tatabanya KC, Anm.), hoffentlich
kann er mir noch ein Video
auftreiben“, hofft der NeoCoach.
Doch auch auf dem Spielfeld
soll der 31-Jährige als Nachfolger von Langzeit-Regisseur
Kresimir Marakovic den Taktstock in die Hand nehmen.
Blickt man auf die Vita des
79-fachen ÖHB-Teamspielers
(68 Tore), wird den Schwazer
Handball-Fans das Wasser im
Mund zusammenrinnen:
Djukic ist zweifacher HLAMeister (2006, 2007 mit Bregenz) sowie Cup-Sieger (2004
mit Tulln, 2006 mit Bregenz).
Als Legionär behauptete sich
das 1,93 Meter große Kraft-
paket (neben dem schon erwähnten Gastspiel in Ungarn)
fünf Jahre lang in der zweiten
spanischen Liga. Eine Zeit, die
Djukic nicht missen möchte.
„Ich war damals 23, als ich
gegangen bin. Persönlich und
auch handballerisch war diese Zeit unheimlich wichtig“,
erinnert er sich. Außerdem
sei Spanien damals das Handball-Schlaraffenland gewesen,
inzwischen habe Deutschland
die Iberer abgelöst.
„
Wenn wir unsere
beste Leistung bringen, können wir in der
HLA jeden schlagen.“
Damir Djukic
(Handball Tirol)
Zurück in Österreich krönte sich Djukic in der vergangenen Saison bei St. Pölten
zum Torschützenkönig des
HLA-Grunddurchgangs. Und
das bei seinem Heimatklub:
1984 in Mostar geboren, kam
der damals noch kleine Damir 1992 nach St. Pölten. „Ich
wäre auch jetzt gerne dort geblieben, wenn es sportlich gepasst hätte“, gesteht Djukic.
Aber Handball-Profi könne
man nicht ewig sein. „Es war
kein schwerer Schritt nach
Schwaz. Sowohl sportlich als
auch, was das Umfeld betrifft.“
Auch privat fühlt sich der
Rückraum-Mitte-Spezialist
bereits pudelwohl in der Silberstadt – auch wenn seine
Freundin aufgrund ihres Studiums in Wien viel pendeln
muss. SeineWohnung am Arzberg habe er jedenfalls schon
ins Herz geschlossen. „Es ist
wunderschön da oben. Vor allem die Aussicht ist toll.“
Was die Aussicht auf die
neue HLA-Spielzeit betrifft,
hält sich der Schlüsselspieler
noch zurück. „Es ist immer
schwer, eine Platzierung zu
prognostizieren. Aber wenn
wir unsere beste Leistung
bringen, können wir jeden
schlagen“, sagt Djukic, der
sich selbst als „Perfektionist“
bezeichnet. „Vor allem im
Training. Wenn es dort nicht
funktioniert, dann kann man
auch im Spiel nicht einfach
umschalten.“
Ein Satz, der auch von Trainer Alonso stammen könnte.
Wie zum Beweis versammelte der Deutsch-Spanier sein
Team gestern um 8.30 Uhr zur
ersten Einheit des Tages, am
Vortag hatte die Mannschaft
die Halle erst um 20 Uhr verlassen. Von nichts kommt
nichts. Damir Djukic wird’s
unterschreiben.
Altmeister
Valverde
gewinnt
Vejer de la Frontera – Der
Spanier Alejandro Valverde
hat gestern seinen insgesamt
neunten Etappensieg bei der
Vuelta a Espana gefeiert. Der
35-jährige Altmeister setzte
sich bei der kleinen Bergankunft nach 209 km von Estepona nach Vejer de la Frontera vor dem Vortagessieger
Peter Sagan (SLO) durch. Der
Kolumbianer Johan Esteban
Chaves behielt das Rote Trikot des Spitzenreiters.
Nach dem vier Kilometer
langen Schlussanstieg (Steigung bis 18 Prozent) triumphierte Valverde, der Dritte
der Tour de France. Der Movistar-Profi verbesserte sich
auf den vierten Gesamtrang
(+0:25 Min.) hinter Tom Dumoulin (NED/+0:05) und Nicolas Roche (IRL/0:12), der
kurz vor dem Ziel abgefangen
wurde und auf Rang vier landete. Der 25-jährige Chaves
(Team Orica) belegte mit nur
drei Sekunden Rückstand den
zehnten Platz, unmittelbar
hinter seinem Landsmann
Nairo Quintana.
Der Oberösterreicher Riccardo Zoidl büßte 1:39 Minuten ein (59.). (APA)
Kitzbühels Luka Dzidziguri spielt Unions Raffael Wechner aus. Foto: Böhm
Mit Kantersieg
abgefertigt
Innsbruck – Scheitern verboten – das war bei denWestligisten gestern Gesetz. Reichenau,
Kitzbühel, Wattens, Kufstein
und Schwaz gewannen ihre
Begegnungen in der dritten
Hauptrunde des Kerschdorfer-Tirol-Cups problemlos.
Kufstein fertigte Tirol-Ligist
Völs mit einem 6:0-Kantersieg
ab. Auch Kitzbühel ließ Union
keine Chance (2:0). Extra lange
dauerte die Partie der Tirol-Ligisten Kirchbichl gegen Wörgl.
Erst im Elfmeterschießen zog
Wörgl mit einem 12:11-Sieg
ins Achtelfinale ein. (su)
Kerschdorfer Cup
Damir Djukic ist angekommen. In der Schwazer Innenstadt (hier vor der
Pfarrkirche) fühlt sich der Handball-Teamspieler sichtlich wohl. Foto: Böhhm
Kerschdorfer Tirol Cup:
3. Runde: heute:
Natters – Reichenau
2:4 (1:0)
Völs – Kufstein
0:6 (0:3)
Münster – IAC
1:0 (0:0)
Oberperfuss – Telfs
0:2 (0:0)
Landeck – Ibk West
0:2 (0:0)
Union – Kitzbühel
0:2 (0:0)
Rinn/Tulfes – St. Ulrich 3:5 (1:3)
Jenbach – Fügen
1:5 (0:4)
Walchsee – Brixen
3:0 (0:0)
Zirl – Schwaz
1:3 (0:1)
Schmirn – Wattens
1:5 (0:1)
Kirchbichl – Wörgl
11:12 i.E.
(1:1; 0:1)
Absam – SVI
2:3 (0:2)
Söll – Imst
3:5 (1:2)
Reutte – Thaur
1:5 (1:2)
Heute:
Hopfgarten/I. – Hall
19.15 Uhr