Knie soll Weltrekord standhalten

Sport 35
Samstag, 2. April 2016 | Nummer 92
Mit Marcel
und Manni
auf der Piste
Annaberg – Und das Beste
kam zum Schluss. Zumindest
für jene 1500 Kinder, die gestern beim Saisonfinale der
ÖSV-Kinder-Schnee-Tage in
Annaberg mit ihren Idolen um
die Wette fuhren und unvergessliche Stunden mit zahlreichen ehemaligen und aktiven
ÖSV-Stars verbrachten. Publikumsliebling war einmal mehr
der fünffache Gesamt-Weltcup-Sieger Marcel Hirscher,
der in seinem Heimatort freilich nicht fehlen durfte und
sich gleichsam als Skilehrer,
Seilzieher oder Selfie-Fotograf bewährte. Aber auch die
Autogramme von Speed-Ass
Cornelia Hütter, SkisprungJuniorenweltmeisterin Chiara
Hölzl, Snowboard-Weltmeisterin Claudia Riegler und den
früheren ÖSV-Assen Michael
Walchhofer, Manfred Pranger, Fritz Strobl und Matthias
Lanzinger waren heiß begehrt. (TT)
Bitte schön lächeln – Marcel Hirscher ging auf Selfie-Jagd, machte aber auch als Skilehrer, Schleppliftpartner oder Autogrammschreiber eine gute Figur. Auch die ehemaligen ÖSV-Stars wie
Fotos: ÖSV/Spiess (2), gepa/Mandl
Fritz Strobl, Michael Walchhofer und Manfred Pranger (oben) waren mit von der Partie, ebenso wie Snowboard-Weltmeisterin Manuela Riegler (unten rechts).
„Knie soll Weltrekord standhalten“
Nach seiner Kreuzband-OP plant ÖSV-Skispringer Gregor Schlierenzauer (26) sein Comeback. Wann der
Stubaier zurückkehrt, bleibt ungewiss. Olympia 2018 und die Heim-WM 2019 würden motivierend wirken.
Von Benjamin Kiechl
Rum – Die Haare lässig zu­
rückgekämmt, den Blick nach
vorne gerichtet: Auf Krücken
und mit einem Lächeln trifft
Gregor Schlierenzauer in der
Privatklinik Hochrum auf gut
25 Journalisten bzw. Foto­
grafen. „Griaß enk“, sagt der
Fulpmer, während ein erstes
Blitzlichtgewitter über ihn
niedergeht. Und es sollte ges­
tern nicht das letzte bei der
offiziellen Pressekonferenz
zur Entlassung aus dem Kran­
kenbett des ÖSV­Skisprung­
stars sein. Papa Paul, Onkel
Markus Prock und Presse­
sprecher Klaus Rieder unter­
stützten ihn mit ihrer Anwe­
senheit. Auf dem Rednerpult
flankierten ihn die behan­
delnden Ärzte Wulf Glötzer
(Unfallchirurg) und David
Beiler (Anästhesist).
„Eine Verletzung ist nie er­
freulich, aber die Ärzte ha­
ben tolle Arbeit geleistet“,
sagt Schlierenzauer und wit­
zelt: „Ich habe selten so gut
geschlafen.“ Nach dem Er­
wachen aus der Narkose seien
ihm auch bald Comeback­
Pläne in den Sinn gekommen.
„Auf meinem Weg zurück be­
komme ich musikalische Be­
gleitung“, feixt der 26­jährige
Tiroler. „Anästhesie­Arzt Da­
vid Beiler ist der Vater der
Sängerinnen Nadine und De­
nise, sie wollen ein Lied für
mich schreiben.“
Aus medizinischer Sicht
sei alles getan worden, da­
mit Schlierenzauer wieder
sportliche Hits landen könne,
erklärt Unfallchirurg Wulf
Glötzer. „Das Kreuzband war
gerissen und herausgeschla­
gen“, schildert der langjäh­
riger HCI­Teamarzt. „Wir
Verkündeten gestern die erfolgreiche Kreuzband-OP: Gregor Schlierenzauer
Foto: APA
mit den Hochrum-Ärzten Wulf Glötzer (r.) und David Beiler (l.)
haben einen Teil entfernt,
ein Drittel des Kreuzbandes
ist noch vorhanden.“ Damit
bleibe die beim Skispringen
wichtige „Reflextätigkeit“ er­
halten. In zehn Tagen werden
die Fäden im Knie entfernt.
„Das Kreuzband ist stabil, die
Schiene dient zum äußeren
Schutz.“ Bis zur vollen Funk­
tion des Knies dauere es „ein
halbes Jahr.“
Schlierenzauer nimmt sich
für sein Comeback Zeit und
will kein Datum nennen.
„Wenn die Stabilität passt,
komme ich sicher zurück.
Olympia 2018 und die Heim­
WM 2019 in Seefeld sind
eine gute Motivation.“ Halbe
Sachen mag der zweifache
Tournee­Sieger nicht. „Das
Knie soll einem Weltrekord
standhalten können.“ Vom
Skispringen habe er in den
vergangenen zwölf Wochen
Abstand genommen und nur
„ab und zu“ den Fernsehap­
parat aufgedreht.
Vielleicht sah er, wie Sai­
son­Dominator Peter Prevc
(SLO) zwei seiner Rekorde
(neu 15 Saisonsiege, Punkte­
rekord) purzeln ließ. „Es ist
immer toll, wenn Rekorde ge­
brochen werden. Dafür sind
sie da“, sagt Schlierenzauer,
der während seiner Auszeit
eine Kommunikations­ und
Mentaltraining­Ausbildung
in Salzburg begann. Auch mit
der Familie und Freunden ha­
be er viel Zeit verbracht. „Re­
den und feiern, etwas Gutes
essen gehen. Ich wollte eini­
ge Dinge nachholen, die bis­
her zu kurz gekommen sind.“
Just beim Heli­Skiing mit
Freunden in Kanada war das
Malheur mit dem Knie pas­
siert. Bei der verflixten sieb­
ten Abfahrt verletzte sich der
ÖSV­Adler. „Ich habe zuerst
mit Topfen gekühlt“, aber das
Knie sei stark angeschwollen.
„Der liebe Gott wird schon
wissen, warum ich meine
Auszeit verlängern soll. Im Le­
ben passiert nichts durch Zu­
fall“, sagt Schlierenzauer, der
am Ende der 30­minütigen
Pressekonferenz müde wirkt.
Mit Hilfe der Krücken erhebt
er sich, blickt in die Runde,
und sagt augenzwinkernd:
„Jetzt gehe ich Ski fahren.“
Zwei Tiroler brennen auf
Siedler hat Lust auf mehr:
Einsatz gegen Deutschland Drei Autos, vier Rennserien
Nationalteam-Debütant Wanitschek
(o.) und Kandolf (u.). Fotos: gepa, Gruber
Schwaz – Es kommt nicht
alle Tage vor, dass sich zwei
Schwazer das Trikot im Handball-Nationalteam überstreifen dürfen. Morgen ist so ein
Tag. Im Testspiel-Schlager Österreich gegen Deutschland
(15.30 Uhr, live ORF Sport
Plus) in Gummersbach brennen die Tiroler Thomas Kandolf und Alexander Wanitschek auf ihren Einsatz. Für
Wanitschek, der bei Schwaz
als Kapitän die Fäden zieht,
ist es die erste Einberufung
ins Nationalteam.
„Dass zwei Tiroler im Team
sind, daran kann ich mich gar
nicht erinnern. Wir haben
uns sehr gefreut“, sagte Thomas Lintner, der sportliche
Leiter von Handball Tirol. Für
den linken Flügelspieler Wanitschek sei die Nominierung
„der Lohn für harte Arbeit
und eine Anerkennung“. Dass
die Länderspiel-Premiere erst
mit 26 Jahren erfolgt, sieht
Lintner gelassen. „Die besten
Handball-Jahre sind zwischen
28 und 30!“ Die erneute Einberufung von Rückraumspieler Thomas Kandolf, der in der
laufenden Saison bei Schwaz
regelrecht aufblühte, sei sehr
erfreulich. Lintner reibt sich
die Hände: „Es zeigt, dass unser Weg, auf eigene Spieler zu
setzen, absolut richtig ist. Ich
hoffe, dass beide Jungs noch
nicht am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt sind.“
Alles klar machen können
heute indes die Spieler von
medalp Innsbruck: Bei einem
Auswärtssieg gegen Trofaiach
im unteren Play-off können
die Tiroler am siebten Spieltag
den Bundesliga-Klassenerhalt
realisieren. (ben)
Nürburgring – „Wir haben
zehn Zentimeter Neuschnee
hier.“ Mit dieser Meldung ließ
Tirols Motorsport-Routinier
Norbert Siedler gestern vom
Nürburgring aufhorchen.
Überraschend ist auch der
RennplandesWildschönauers.
Denn der 33-Jährige wird heuer in drei verschiedenen Boliden und in vier Rennserien
(VLN, Blancpain GT Serie,
ADAC GT Masters, 24-h-Rennen) am Start stehen. Heute
geht es in der VLN-Serie (Porsche) am Nürburgring los.
„Geil“ findet der Tiroler das
neue Aufgaben-Paket. „Ich
kann Ferrari, Porsche und
Lamborghini fahren. Was gibt
es Schöneres?“, fragte er mit
einem breiten Grinsen. Den
Porsche kennt der Routinier noch aus den SupercupTagen, den Ferrari (Blancpain
GT) vom Vorjahr – nur beim
Lamborghini (GT Masters)
begibt sich Siedler auf Neuland. Siedler: „Die Unterschiede im Cockpit sind da,
aber es ist alles keine Hexerei.
Solange das Gaspedal nicht
auf der linken Seite montiert
wird, ist alles okay.“
Die größten Siegchancen
rechnet er sich beim Masters
aus.Vor allem aufgrund seines
starken Teamkollegen, des
Niederländers Jaap van Lagen. Das Einzige, worauf der
Familienvater nun verzichten
muss, sind die Ausflüge nach
Übersee. Der Aufwand rund
um die US-Rennen in Daytona
wäre doch zu groß. (suki)
Zurück im Porsche: Den alten „Arbeitsplatz“ kennt der Wildschönauer
Foto: Sideline Sports Photography
Norbert Siedler bestens.